No. 101
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. Dezember
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 101 Seite 1]

        Zum Weihnachtsfest 1891.

    Ist es ein Traum, dies selige Frohlocken,
    Das wunderbar die Menschenbrust durchdringt,
    Im sanften Lied, im ehr'nen Klang der Glocken,
    Die ew'ge Wundermär von neuem bringt?
    Christ ist geboren! Liebe glüh' auf Erden
    In ros'gem Morgenschein auf den Altären.
        Christ ist geboren! Gebt der Wonne Raum,
        Friede auf Erden! Nein, es ist kein Traum.

    O seht, wie dort die Kerzen heller leuchten,
    Ein Abglanz dieser heil'gen Sternennacht,
    Seht dort die Mutter, mit dem Blick, dem feuchten,
    Der tief ergriffen unter Trännen lacht.
    Nur wenig ist's, was hier die Rosenwangen
    Aus ihren Händen freudig jetzt empfangen.
        Doch Mutterliebe prägt zu Gold den Schaum,

    Droben der Friede, sternenhell - auf Erden
    Ein drohend Kriegsbild, wie es nie erschaut,
    Als sollte eine Welt errungen werden,
    Wie hehrer sie kein Ideal erbaut;
    Wo rings der Liebe güld'ne Lichter glänzen,
    Wälzt sich der Feinde Strom an alle Grenzen,
        Es welkt das Grün am duft'gen Tannenbaum,
        Friede auf Erden, ist's doch nur ein Traum?

    Nur Er, der uns den heil'gen Christ gesendet,
    Weiß sicher, was der Zukunft Schleier deckt;
    Zu ihm empor den gläub'gen Blick gewendet,
    Und es verweht, was unser Herz erschreckt.
    Ihn laßt uns preisen, vollvertrauend loben,
    Kampf ist das Leben, Friede nur dort oben,
        Der Liebe Licht umglüht der Wolken Saum,
        O sel'ge Weihnacht! Nein, es ist kein Traum.


Bei dem parlamentarischen Hoffeste, das vom Kaiserpaar im Neuen Palais bei Potsdam gegeben wurde, sprach der Reichskanzler dem Kaiser seinen ergebenen Dank für die verliehene Standeserhöhung aus. Er wurde vom Kaiser sehr ausgezeichnet. Auch die übrigen Gäste wurden vom Kaiserpaar in die Unterhaltung gezogen. Als man sich zu Tische gesetzt hatte, brachte Se. Majestät in warmen Worten den Toast auf den Reichskanzler Grafen Caprivi aus und bezeichnete auch bei diesem Anlaß, wie schon in seiner Schlußrede bei Einweihung des Teltower Kreishauses, die Annahme der Handelsverträge als den Ausgangspunkt eines neuen wirthschaftlichen Zeitabschnittes. - Dem Abgeordneten Möller gegenüber äußerte der Kaiser, er lege das Schwergewicht in den Handelsverträgen darauf, daß durch Annahme derselben der wirthschaftliche Krieg zwischen den verbündeten Nationen gemildert, der Dreibund fester und der Friede gesicherter werde. Die Soirée, die um 8 Uhr begonnen, war um 11 1/2 zu Ende, und mit dem nächsten Zuge trafen die Gäste wieder in Berlin ein.
Vom kaiserlichen Hof wird berichtet, daß in diesem Winter eine Reihe größerer Festlichkeiten stattfinden soll. Als feststehend gilt: Das Kapitel vom Schwarzen Adler, das Ordensfest, die Neujahrskour, mehrere Schloßbälle und ein Ball im Opernhaus. Der weiße Saal ist vor der Hand nicht vom Umbau begriffen und wird also auch in diesem Winter der Schauplatz der Hoffeste sein.
Der deutsche Reichstag wird sich nach seinem Wiederzusammentreten am 12. Januar n. J. zunächst der Erledigung des Etats zu wenden, der erst in erster Lesung berathen ist. Es wird dabei voraussichtlich namentlich zu lebhaften Kämpfen um die Forderungen im Militär= und Marine=Etat kommen. Von bereits eingegangenen Regierungsvorlagen sind außerdem noch zu erledigen: Das Krankenkassengesetz in dritter Lesung, der Schweizer Handelsvertrag, die Verfassungsänderung wegen der Immunität der Abgeordneten, die Gesetzentwürfe wegen Bestrafung des Sklavenhandels, über die Einnahmen und Ausgaben der Schutzgebiete, über das Telegraphenwesen, über die österreichischen Vereinsthaler und über die Unterstützung von Familien der zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften. Ueber das neue Material, das dem Reichstag noch zugehen wird, sind endgiltige Entscheidungen noch nicht getroffen.
Auch der Bundesrath wird ebenso wie der Reichstag eine Pause in seinen Berathungen bis in die ersten Tage des Januar n. Js. eintreten lassen.
Der Antrag der Centrumspartei auf Aufhebung des Jesuitengesetzes soll im nächsten Monat im Reichstage zur Sprache gebracht werden. Wie die Parteiverhältnisse liegen, ist die Annahme leicht möglich: Das Centrum zählt mit den Welfen 113 Abgeordnete, dazu 17 Polen, 14 Elsaß=Lothringer und 35 Sozialdemokraten, in Summa also 179 Abgeordnete, die ausnahmslos für die Aufhebung des Gesetzes sind. Die Reichstagsmehrheit beträgt 199 Mitglieder, so daß sich also noch 20 Mitglieder finden müßten, um die Mehrheit für den Antrag zu haben.
Nach den Berliner Pol. Nachr. wird der Plan erwogen für das Reich eine ähnliche Einrichtung zu schaffen, wie die in Preußen bestehende statistische Central=Kommission.
Die deutsche Heeresverwaltung hat seit zwei Jahren eine kleine Anzahl von Officieren nach Rußland entsendet, damit dieselben sich in einer ihnen von der russischen Regierung angewiesenen Stadt im Gebrauch der russischen Sprache, die an unseren militärischen Lehranstalten erlernt werden kann, vervollkommnen sollen. Nach bereitwilligst ertheilter Zustimmung der russischen Regierung werden auch im nächsten Jahr wieder einige deutsche Officiere zu dem gleichen Zweck nach Rußland gehen und voraussichtlich wieder in Kasan ihren Aufenthalt nehmen.
Prinz Albrecht von Preußen soll bei seiner Anwesenheit in Madrid der Königin=Regentin den nächstjährigen Besuch des Kaisers Wilhelm anläßlich der Madrider Zentenar=Ausstellung (zur 400jährigen Jubelfeier der Entdeckung Amerikas) in Aussicht gestellt haben.
Der König von Sachsen hat dem Kaiser Franz Josef von Oesterreich das 1. (königlich sächsische) Ulanen=Regiment Nr. 17 verliehen und befohlen, daß dieses Regiment fortan die Bezeichnung: "1.

[ => Original lesen: 1891 Nr. 101 Seite 2]

Ulanen=Regiment Nr. 17 Kaiser Franz Josef von Oesterreich, König von Ungarn" zu führen und den Namenszug seines Chefs zu tragen hat.
Aus Wien erfährt man, daß der Kaiser Franz Josef wiederholt Gelegenheit nahm seiner Zufriedenheit mit der raschen Erledigung der Handelsverträge im deutschen Reichstage Ausdruck zu geben, überhaupt mit dem Zustandekommen derselben, wobei er nicht unterließ, das Verdienst des Reichskanzlers General Graf v. Caprivi in höchstem Grade rühmend hervorzugeben.
Wie die Kölnische Zeitung meldet, erlaubte der Kaiser Franz Josef dem Grafen Hartenau die ihm von der Sobranje in Sofia bewilligte Pension anzunehmen. - Graf Hartenau soll sich in großen Geldsorgen befinden.
Die seit Jahren verstummten Nihilisten scheinen sich die durch den russischen Nothstand hervorgerufene Gährung zu Nutze machen zu wollen. Eben jetzt sind sämmtlichen russischen Zeitungen Zuschriften zugegangen, welche den Gedanken vertreten, daß nun der Augenblick gekommen sei, eine Konstitution für Rußland zu fordern. Diese Aufrufe, die in Rußland natürlich nicht gedruckt werden dürfen, haben in galizischen Blättern Aufnahme gefunden, kursieren aber abschriftlich in St. Petersburg und Moskau.


- Neustrelitz, 21. Dec. Se. K. H. der Erbgroßherzog ist gestern Abend von seinem Aufenthalte in Dessau hierher zurückgekehrt.
- In Neustrelitz wird am 1. Januar 1892 nach der Gratulationscour ein Gallaball, sowie am Tage darauf ein größeres Diner stattfinden, und werden von dem Großherzoglichen Hofmarschall=Amte diejenigen Herrschaften, welche eine Einladung zu erhalten wünschen, aufgefordert, ihre Anmeldekarten bis zum 30. Decbr. d. J. an dasselbe einzusenden.
- Schönberg. Am Sonntag wurde im Dom zu Ratzeburg der bisherige Präpositus Ohl aus Stargard durch den Herrn Superintendenten Langbein aus Neustrelitz als Propst des Fürstenthums Ratzeburg eingeführt. Der Dom war mit Andächtigen gefüllt. Sämmtliche Pastoren der Ratzeburger Synode waren zugegen, als Landesherrlicher Commissar Herr Drost Kammerherr v. Oertzen.
Schönberg. Dienstag Abend fand in der Aula des hiesigen Realschulhauses die Weihnachtsbescheerung armer Kinder und einiger alter Frauen statt. Die Gaben waren in diesem Jahr so reichlich gespendet, so daß es möglich war 49 Kindern und 16 alten Frauen eine Weihnachtsfreude zu bereiten. Die Ansprache hielt Herr Consistorialrath Kaempffer.
- Das Geschenk Sr. Majestät des Kaisers an Se. H. den Prinzen Albert von Sachsen=Altenburg bei Gelegenheit seiner Vermählung mit I. H. der Herzogin Helene zu Mecklenburg=Strelitz besteht in einein Tafelaufsatz von echtem Meißener Porzellan, der sich in gleichem Maße durch seine formvollendete Auffassung wie gediegene Ausführung auszeichnet.
- Der preußische Ober=Landstallmeister Graf Lehndorf kaufte bei der großen Vollblutversteigerung zu Newmarket die elfjährige Fuchsstute Violetta von Hermit aus der Anonyma, gedeckt von Isonoy, für den Preis von 18 200 Mk. Die Erwerbung ist wahrscheinlich für Rechnung des Norddeutschen Zuchtvereins gemacht worden.
- In voller Balltoilette wurde am Sonnabend Abend ein 18jähriges Mädchen auf einer Sanitätswache des Norddistricts in Berlin eingeliefert. Sie war von einem in voller Fahrt befindlichen Pferde=Eisenbahnwagen der Ringbahn abgesprungen, auf dem glatten Pflaster ausgeglitten und mußte nun, statt in den Ballsaal, den Weg ins Krankenhaus antreten, da sie sich einen Doppelbruch des rechten Fußes zugezogen hatte.
- Nicht weniger als 300 000 Weihnachtsbäume wurden zum diesjährigen Christfest in Berlin eingeführt. Der letzte Sonntag vor dem Feste brachte den laut klagenden Geschäftsleuten der Reichshauptstadt endlich ein lebhaftes Geschäft. Freilich wurden meist billige Sachen gekauft, in den 50=Pfennig= und 1=Mark=Bazaren konnte kein Apfel zur Erde fallen, in den großen Geschäften mit besseren und theueren Sachen ließen sich die Dinge noch recht sehr halten.
- In Weißensee bei Berlin hat man vor einigen Tagen ein zehnjähriges Mädchen ermordet aufgefunden. Jetzt wurde der eigene Vater, ein Gymnastiker, unter dem Verdacht der Thäterschaft verhaftet. Er soll das Kind bei Verabfolgung einer Züchtigung in der Hitze getödtet haben.
- Die Bauverwaltung für den Nordostseekanal trug dafür Sorge, daß in den Arbeiterbaracken das Weihnachtsfest in freudiger Weise begangen werden kann. Jedern der nach Tausenden zählenden Arbeiter am Kanal, die fern von der Heimath weilen, wird am Weihnachtsabend in den Barackensälen ein Geschenk, hauptsächlich wollenes Unterzeug, eingehändigt werden. Nach der Feier soll jedem Arbeiter ein warmes Abendessen nebst Bier und Cigarren, sowie 50 Pfennig bar verabreicht werden.
- Die Dienstmädchen in Thorn sind in heller Verzweiflung da die Militärbehörde den Soldaten einstweilen das Tanzen verboten hat. Wie man sagt, ist das Verbot aus Gesundheitsrücksichten erlassen worden. Es soll häufig vorgekommen sein, daß die Soldaten sich beim Tanz stark erhitzt und in Folge dessen erkältet haben, was die Ursache von Influenza=Anfällen gewesen sein soll. Hoffentlich weicht bis zu den Feiertagen die Influenza und mildert sich auch bis dahin die Strenge der Vorgesetzten.
- In Augsburg wurde die Hinrichtung des Raubmörders Tremmel vollzogen. Der Verurtheilte zeigte am Tage vor der Hinrichtung große Reue, nahm rührenden Abschied von seinen zwei Stiefsöhnen und betheuerte wiederholt er sterbe gern. Festen Schrittes, ruhig und gefaßt ging er nach dem Schaffot, der Vollzug der Todesstrafe dauerte kaum 2 Minuten.
- Nette Zustände in einem Nürnberger Fleischergeschäfte förderte eine Gerichtsverhandlung zu Tage. Es wurde dem Schweinemetzger Friedrich Rummel, der ein schwungvolles Geschäft betrieb, nicht nur nachgewiesen, daß er fortgesetzt kranke, oft schon dem Verenden nahe Thiere geschlachtet, zu Wurst verarbeitet und dann die Wurst noch durch Mehlzusatz verfälscht hatte, sondern es kam noch Schlimmeres heraus. Das Urtheil lautete auf 3 1/2 Monate Gefängniß.
- In der Pfalz treten die Turnvereine in den Kampf gegen die Sozialdemokratie ein, der von den Militär= und Kriegervereinen schon seit Jahren betrieben wird. Der Turnverein in Pirmasens schloß nämlich einen Schuhwaarenfabrikanten, der sich öffentlich zur Sozialdemokratie bekannte, mit 80 gegen 12 Stimmen aus.
- Als Heilmittel gegen die Influenza wird jetzt vielfach mit Erfolg das Salipyrin angewendet, ein neuer Arzneikörper aus der Gruppe der gemischten Salicyl=Präparate, in dem man das lang gesuchte Spezifikum gegen die Influenza gefunden zu haben hofft und mit dem sowohl in Bonn wie in Königsberg günstige Erfolge angestellt worden sind. Am leichtesten wird das Mittel in folgender Schüttelmixtur eingenommen: Salipyrin Riedel 6,0. Glycerin 14,0. Syr. Rub. Jd. 30,0. Aqu. destill. 40.0. 1/4-1/2 stündlich ein Eßlöffel.
- Ueber den Charakter der Schußwunden in einem künftigen Feldzuge äußert sich auch Professor v. Bardeleben in seiner Vorlesung über Chirurgie dahin, daß das, was die Theorie voraussehen ließ, sich bestätigt habe, nämlich daß das moderne Geschoß wegen seiner verschwindend kleinen Deformation, die es erleidet und wegen seiner großen Durchschlagskraft einen einfachen runden Schußcanal ohne Zersetzung der Weichtheile mache. Der berühmte Gelehrte berichtete über zwei Fälle von Verwundungen, die durch das neue Geschoß unseres Infanterie=Gewehres herbeigeführt waren, und die demselben zur Beobachtung vorgelegen haben. In dem einen Falle hatte der Posten vor der Reichsdruckerei in der Oranienstraße auf einen Mann geschossen. Das Geschoß war durch das Kniegelenk desselben gegangen. Der Mann ist antiseptisch behandelt und so geheilt worden, daß die Beweglichkeit seines Kniegelenkes keinen Schaden genommen hat. In dem anderen Falle, der beobachtet worden ist, hatte die Kugel den Knochen nicht getroffen, in einem solchen Falle ist nun die Verletzung noch unschuldiger als eine Stichwunde. Der Posten vor dem Museum schoß auf davonlaufende Leute. Die Kugel ging aber über diese hinweg und traf eine an der Ecke des Rothen Schlosses stehende junge Dame, die in Un=

[ => Original lesen: 1891 Nr. 101 Seite 3]

terhaltung mit einem jungen Herrn war, in den Oberschenkel, ohne den Knochen zu verletzen. Nach Anlegung eines antiseptischen Verbandes hat die Wunde keine Behandlung weiter gebraucht. Als der Verband nach einiger Zeit wieder abgenommen wurde, war die Dame vollständig geheilt.
- Infolge von Schneeverwehungen wurde der Verkehr auf den russischen Südwest=Bahnen gestört.
- Der berühmteste unter den Elektrotechnikern, Edison, befindet sich zur Zeit auf dem Weg nach Rußland. Auf der in St. Petersburg bevorstehen den elektrischen Ausstellung wird er einen Vortrag über seine neuesten Erfindungen auf dem Gebiet der Elektrotechnik halten.
- Schneesturm in Italien. Nach in Rom eingetroffenen Privatmeldungen sind 200 heimkehrende Bahnarbeiter auf der Strecke Salmona=Isernia von einem Schneesturme überrascht worden. Eine Anzahl derselben erstickte, andere erfroren. 15 Leichen sollen bereits gefunden sein.
- Aus London wird über den diesjährigen Winter geschrieben: "In Süd=Schottland blühen Rosen und im Westen von England sammelt man reife Erdbeeren im Walde und Primeln und Veilchen und Glockenblumen. Kein Schnee fiel bis jetzt im Süden und in den Midlands=Grafschaften und anderswo verschwand er rasch wie Thau. Von Schlittschuhlaufen ist natürlich keine Rede und auch wenig Aussicht dazu vorhanden. Viel Sturm, aber auch oft den ganzen Tag über Sonne; Arbeiten im Freien sind nicht unterbrochen und an manchem Tausend neuer Häuser wird gezimmert. Der Londoner Bauarbeiter ist überhaupt im Winter des Wetters halber selten länger als drei bis vier Wochen ohne Beschäftigung und so viel besser daran als sein festländischer Kollege." Diese Milde des Winters ist dem Golfstrom zu danken, der mit seinen warmen Fluten die Küsten des reichen Insellandes bespült.
- Am Freitag früh wurde in Corleone (Sizilien) ein kurze Zeit andauerndes Erdbeben mit wellenförmiger Bewegung in der Richtung von Norden nach Süden verspürt.


Anzeigen.

Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meiereien 1. Bauhof Schönberg und 2. Hof Selmsdorf, welche Johannis k. Js. aus der Pacht fallen, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainenamte Termin auf

Sonnabend, den 9. Januar k. Js.,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumt worden, wozu Pachtliebhaber hiedurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Cammer= und Forstcollegio bleibt die Wahl unter den 3 annehmlich Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, wegen ihres Gebots auf Bauhof Schönberg eine Conventionalpön von 3000 M.; auf Hof Selmsdorf eine solche von 2000 M. sofort zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und öconomische Tüchtigkeit, sowie über das zur Annahme der Pachtstücke erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Domainenamts=Registratur eingesehen und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe Selmsdorf resp. auf dem Bauhofe Schönberg in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 28. November 1891.

Großherzoglich Mecklbg. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


In Besitz der hier wegen verschiedener Diebstähle in Untersuchungshaft befindlichen unbegebenen Marie Weitkus aus Marienburg, welche sich auch Ahrendt, Gärtner, Werner, Kaminski und Salunski nennt, sind die nachfolgenden zweifellos gestohlenen Gegenstände gefunden:

2 Tischmesser mit schwarzer Schale, 1 Rolle weißen Zwirn, 1 Gratulationskarte, worauf der Name Auguste v. Homeyer=Barth 17. 2. 80 steht, 1 weißleinenes Taschentuch gez. R. M. 6, 1 hellblau=seidenes Tuch, 2 Paar braune Glaceehandschuhe, 1 Paar braun=wollene Handschuhe mit Leder, 1 kleiner defecter Spiegel, 1 kleine Dose, 1 Stück schwarze Pomade, 1 Kautschuckstempel "Paul Zimmer Soloflötist aus Cammin i/Pom.", 1 Petschaft (W. B. & S.), 1 Paar grau=wollene Strümpfe gez. H. H., 1 kleines roth und blau gestreiftes Portemonnaie, 1 braun=ledernes Portemonnaie, 1 Talmi=Verlobungsring, 1 Amethyst=Ring, 1 schmaler goldener Ring, 1 goldener Damenring mit Topasstein, 1 Paar Talmi=Ohrringe mit daranhängenden Pamillen, 1 schwarze Schürze, 1 schwarzes mit Pelz besetztes Jacket, 1 graublaues Kleid, 1 rothes Kleid mit schwarzem Sammet besetzt, 1 brauner mit gelben Ringen und Blumen bedruckter Unterrock, 1 brauner mit grauen Streifen versehener Kleiderrock, 1 schwarzer eigengemachter Rock mit grauen Längsstreifen und schwarzer und rother Kante, 1 graugestreifter halbwollener Kantenrock, 1 rothe graugestreifte halbwollene Hose, 1 rothes Tuch, 1 silberne Damenremontoiruhr mit Medaillon und kleiner silberner Kette (die Uhr trägt die Gehäusenummer 166077 und die Reperaturnummer S. 3/87 1894 Sch), 1 rothbunte Nachtjacke, 1 Korsett, 1 weißleinenes Hemd gez. mit Monogramm M. B., 1 schwarzer Regenschirm, 1 weißer Henkelarmkorb, 1 Licht, 1 kleines Dessertmesser mit gelber Schale, 1 weißer gehäkelter Kinderunterrock, 1 Paar braune Glaceehandschuhe, 1 Serviette gez. mit Monogramm J. B. 18, 1 Visitenkarte, worauf der Name Frau von Buch, geb. Gräfin Bernstorf gedruckt steht, 1 Korkzieher, 1 Paar rothe Müffchen, 1 Knäuell grauer Wolle, 1 grauer Kleiderrock mit Stahlbügel, 1 braune Kapuce.
Die vorgenannten Gegenstände müssen in der Zeit vom 4. Juli bis zum 5. December d. J. gestohlen sein und giebt die p. Weitkus an, in der genannten Zeit, zum Theil in männlicher Begleitung, einen Theil von Pommern, beide Großherzogthümer Mecklenburg, einen Theil von Holstein durchwandert und sich auch in Hamburg und Lübeck aufgehalten zu haben.
Die vorstehend zuletzt genannten Gegenstände von der silbernen Damenuhr ab sind vermuthlich erst in der Zeit vom 25. November bis 5. December gestohlen worden und will die Weitkus in dieser Zeit die Städte Schwerin, Crivitz, Parchim und Ludwigslust und deren Umgegend aufgesucht haben.
Ich ersuche um Mittheilung von Anhaltspuncten, wo die vorgenannten Gegenstände gestohlen sein könnten.
Güstrow, den 21. December 1891.

Der Erste Staatsanwalt.
Heydemann.


Holz=Auction Nr. 6.

Am Montag, den 28. December, Morgens 9 Uhr sollen im Mühlenbruch "an Ort u. Stelle" nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden.

11 Rmet. eichen Kluft,
  7 Rmet. eichen Knüppel,
  4 Fuder starkes erlen Wadelholz,
14 Fuder hasel pp. Buschholz (Bedichtungsholz),
  4 Fuder Dorn.
Schönberg, den 22. December 1891.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Die Holz=Anweisung für die zur "ermäßigten Taxe" berechtigten kleinen Leute der Stadt Schönberg erfolgt am Montag den 28. December. Versammlung der Berechtigten Nachmittags 1 Uhr in "Stadt Lübeck" hieselbst.
Schönberg, den 22. December 1891.

                                                    H. Schulze,
                                                    Revierjäger.


Flechtenkranke

versäumen nicht, das von Rolle, Hamburg, St. Pauli, Neuer Pferdemarkt 16, herausgegebene und nur daselbst zu beziehende Buch zu lesen, Preis M. 1,50.
Geehrter Herr Rolle! Ich kann Ihnen mittheilen, daß mein Flechtenleiden sich immerfort bessert, lassen Sie mir, bitte, durch Ihren Apotheker noch einmal Medicamente senden, ich glaube, daß ich dann geheilt sein werde. Mit Hochachtung Claus Ehlers, Adr. V. Schmidt, Sommerland p. Siethwende.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 101 Seite 4]

Unsere Weihnachts-Ausstellung ist eröffnet,
dieselbe befindet sich wieder in der 1. Etage, Holstenstr. 6.
Lübecker Marzipan-Fabrik
vorm. D. H. Carstens.


Ersparniß- & Vorschuß-Anstalt.

Zwecks Auszahlung der zu Antoni k. J. fällig werdenden Zinsen ist die Anstalt

am Sonntag, den 27. December d. J.,

und
vom Montag, den 28. December d. J.,
bis
Donnerstag, den 31. December d. J.,
Vormittags von 8-12 Uhr,
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 12. December 1891.                          
                                                    Das Directorium.


Am Montag, den 4. Januar 1892, präc. 1 Uhr Nachmittags, Haupt=Versammlung der

Schuhmacher-Innung
zu Schönberg i/M.
im Innungs=Locale, wozu freundlichst einladet                          
                                                    der Vorstand.

                                                    Tagesordnung:
                          1) Rechnungs=Ablage,
                          2) Vorstands=Wahl,
                          3) Erheben der halbjährlichen Beiträge,
                          4) Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen,
                          5) Allgemeine Innungs=Angelegenheiten.

                                                    D. O.


Am 2. Weihnachtstage:
CONCERT

im großen Saale des Herrn Gastwirth Boye und laden zu zahlreichem Besuch ergebenst ein

                                                    die Vereinsmusiker.
Anfang Abends 1/2 8 Uhr.
Entrée à Person 50 Pfg., Familie 75 Pfg.
Der Saal ist gut geheizt.


Zu dem am Sonntag, den 3. Januar 1892 bei Hrn. Gastwirth J. Oldenburg in Palingen stattfindenden

Ball

der jungen Leute zu Palingen wird hierdurch freundlichst eingeladen.

Anfang Abends 6 1/2 Uhr.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 27. December 1891:
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.


Zur Tanzmusik
am Sonntag den 27. d. M. und Sylvester
ladet freundlichst ein                                                    
Sülsdorf, Decbr. 1891.                                                     J. Wiencke.
NB. Tanzkosten sehr gering.                          


Tanzmusik
am Sonntag, den 27. d. Mts.
Menzendorf.                                                     H. Rebbin.


Glühwein- u. Punschextract,

Erdbeersaft, Bischof aus frischen Orangen empfiehlt billigstens

                                                    Aug. Spehr.


Neujahrskarten
in großer, schöner Auswahl empfiehlt                                                    
                                                                        Emil Hempel.
Schönberg.                                                    Buchbinder.


Dr. Oeinck, Lübeck.
Hals-, Nasen- u. Ohrenarzt,
verreist.


Statt besonderer Meldung.
Sophie Wigger
Heinrich Lenschow
Verlobte.
Rüschenbeck.                                                     Lübseerhagen.


Emma Hagen
Georg Maaß
Verlobte.
Schönberg.                                                     Strelitz i/M.


Elise Tretow
Friedrich Kratzner
Verlobte.
Schönberg i/M.                                                     Berlin.


Durch Gottes Güte wurde uns heute ein gesundes Söhnchen geschenkt.
Schönberg, den 24. Dezember 1891.

                                                    Director Ringeling
                                                    und Frau.


Kirchliche Nachrichten.
Freitag, 25. December.

Frühkirche (7 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr:) Consistorialrath Kaempffer.

Sonnabend, 26. December.

Frühkirche (7 Uhr): Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.

Sonntag, 27. December.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche fällt aus.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 52.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 101 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 101 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. December 1891.


- Ein weiblicher Geizhals ist kürzlich in Moisling bei Lübeck verstorben: das 83jährige Fräulein Susanne Morgenroth. Die Dame hat bis vor zwei Jahren ihr Brennmaterial an den Wegen gesammelt und gelebt, wie Jemand, dem das trockene Brod noch zu kostspielig wird. In ihrer Wohnung sah es ganz traurig aus, das Mobiliar war uralt und zerfallen. Die Alte war menschenscheu; sie bezog von der Lübecker Lebensversicherungsgesellschaft eine jährliche Rente von 480 Mk. Man nahm an, daß sie sich mit diesem Gelde durchschlagen müsse. Nach ihrem Todte hat sich nun herausgestellt, daß sie ein Vermögen von 30 000 Mk. hinterläßt, in ihrer Wohnung wurden außerdem noch viele Beutel vorgefunden, dieselben enthielten u. a. 450 Mk. baares Geld, viele preußische Zweithalerstücke, Hamburger und Lübecker Schillinge, die insgesammt noch einen hohen Werth repräsentieren. Gemeindelasten hat die Morgenroth in den 20 Jahren, in denen sie dort wohnhaft war, nicht bezahlt. Der Moislinger Gemeinderath hat bereits Schritte unternommen, das der Gemeinde Entzogene wieder einzutreiben. Nahe Verwandte hat die Verstorbene nicht, ob nun weitläufige Verwandte hier noch erben werden, muß die Zeit lehren.
- Der Getreidemarkt. Die Lage auf dem Getreidemarkte dreht sich förmlich im Kreise, und es kommt keine neue Tendenz zum Durchbruche. In der Zeit von kaum acht Tagen schlägt die Stimmung im Getreidehandel manchmal dreimal um, erst erfolgt stärkeres Angebot wegen Anwachsens der amerikanischen Zufuhr und starker einheimischer Vorräthe und die Preise sinken um geringe Beträge, dann steigt wieder die Nachfrage und die Käufer haben Lust viel zu kaufen, aber dann werden die Verkäufer wieder stutzig und halten mit der Waare zurück. Die Kauflustigen verringern dann aber auch ihre Aufträge und der Markt verflaut wieder. Ein solches wechselndes Bild bot der Getreidemarkt der letzten Tage und daraus geht hervor, daß die goldenen Tage der Haussepartei wohl gezählt sind und daß unter dem Drucke der großen Vorräthe auf den Hauptstapelplätzen und in Hinblick auf die geringe Kauflust der Händler und Mühlenbesitzer und in Anbetracht der eine Ermäßigung der Getreidezölle bringenden neuen Handelverträge wahrscheinlich die Getreidepreise, zumal derjenige des Weizens, sich etwas niedriger demnächst stellen werden.
- Ein für Fleischer und Landwirte sehr wichtiges Erkenntniß hat das Reichsgericht gefällt. Dasselbe stellte fest, daß auch der Verkauf lebender Thiere unter das Nahrungsmittelgesetz fällt, sobald dem Verkäufer bewußt war, daß die betreffenden Thiere zur menschlichen Nahrung dienen sollen. Dieses Erkenntniß wird die Landwirthe hoffentlich abhalten, krankes Vieh zu verkaufen. Stellt sich das Fleisch beim Verkauf und bei der unmittelbar darauf erfolgten Tötung als verdorben heraus, so ist der betreffende Verkäufer nach den Paragraphen 10 und 11 des Gesetzes strafbar.
- Ein milder Winter. Für die Schlittschuhläufer künden wir eine schlimme, für die übrigen Menschenkinder eine frohe Nachricht. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird der Verlauf des diesjährigen Winters ein sehr milder sein. In den Gärtnereien und auf den Aeckern werden gegenwärtig Maikäfer in stattlicher Zahl nur wenig Fuß tief aus dem Erdboden ausgegraben. Die bekannten ältesten Leute versichern, daß bei dieser Erscheinung strenge Winterskälte nicht eintreten werde.
- Die Rache eines Hundes. Unter diesem Titel veröffentlichen italienische Blätter die folgende seltsame Begebenheit. Vor 6 Jahren fand man in Belgrano einen Jäger ermordet. Bei der Leiche war sein Hund, der seinem Herrn jedoch keine Hilfe zu bringen vermocht hatte, da ihn die Thäter an einen Baum festgebunden hatten. Längst hatte man nach langen und eifrigen Recherchen jede Hoffnung aufgegeben, die Spuren des Mörders zu entdecken. Dieser Tage nun hatte sich ein naher Freund des Erschlagenen zur nämlichen Hütte begeben, welche jenem auf seinen Jagdfahrten als Absteige=Quartier zu dienen pflegte. Zu seinem Entsetzen fand er dort den Leichnam eines Mannes, in welchem er eine Persönlichkeit wiedererkannte, mit der der erschlagene Freund einst häufig in Streitigkeiten verwickelt gewesen war. Am Kopfe und Halse des Entseelten zeigten furchtbare Bißwunden, wodurch der Tod verursacht worden war. Ein Gürtel, welcher dem vor 6 Jahren ermordeten Jäger gehört hatte, und der sich um den Leib des Zerbissenen vorfand, machte es zur Gewißheit, daß dieser Mann der Mörder gewesen, und daß sein getreuer Hund noch nach einer so langen Zeit das Amt des Richters und Rächers übernommen hatte.
- Aus England kommt die Kunde, daß das Vermögen, welches der verstorbene Präsident Julius Grey dort mit Ameisenfleiß anhäufte, 172 106 Pfd. St. 6 sh. 11 d erreichte. Dazu kommt noch das Vermögen, daß er in Frankreich selbst besaß.
- Das Ende der Dampflokomotive. Es scheint keinem Zweifel mehr zu unterliegen, daß von Edison in der Ausbildung und Vervollkommnung des electrischen Betriebes von Eisenbahnen der letzte Feilstrich gethan ist. Wenigstens stammt von ihm, nach einen Bericht des Patent und technischen Bureaus von Richard Lüders in Görlitz, das geflügelte Wort der jüngsten Tage: "Das Ende der Dampflokomotive ist gekommen." Nach den Grundzügen seines bis in die kleinsten Details ausgearbeiteten Systems errichtet er, sei es nun für Eisen= oder Straßenbahnbetrieb, Centralanlagen mit den erforderlichen mächtigen Dampfmaschinen und Dynamos; zwischen die beiden jetzt schon bestehenden Schienen legt er eine dritte Schiene in die Mitte, läßt nun den Strom durch diese letztere zu dem Straßenbahnwagen oder der electrischen Lokomotive strömen und leitet denselben durch die Räder und durch die seitlichen Schienen zu der Stromerzeugungsstelle zurück. Wegen der Sicherheit des Verkehrs in den Straßen verwendet Edison dabei nur "starke Ströme mit geringer Spannung", die für Menschen und Thiere nicht schädlich sind. Auch die Construction des electrischen Motors und dessen Verbindung mit den Radachsen, die Edison noch geheim hält, ist eine derart zweckmäßige, daß er nicht allein, Straßenwagen oder Personenzüge, sondern auch Lastzüge damit bewegen kann. Auf Eisenbahnstrecken will er bei genügend starkem Unterbau mit Schienen von 50 Kilogramm Gewicht per laufenden Meter die enorme Geschwindigkeit von 180 Kilometer pro Stunde erreichen, während er, was weit größere Schwierigkeiten macht, beim Straßenverkehr eben so gut die Geschwindigkeit auf 6 Kilometer per Stunde erniedrigen kann. Dabei überwindet sein System Steigungen bis zu 12 pCt. Die Bremsung der Züge wird wie jetzt durch Luftbremsen geschehen, und die Luftbremsen sind es auch einzig und allein die der Wartung bedürfen. Da außerdem, dank der überaus ruhigen und sanften Bewegung der Wagen oder Lokomotiven durch die electrische Kraft, die Erhaltungskosten und der Betrieb der von ihm entworfenen Anlage einer Straßenbahn, die zum Beginn der Weltausstellung in Chicago und Milwaukee eröffnet werden soll, an Billigkeit alle anderen Systeme übertrifft, so wäre nach Edisons Ausspruch das große Problem des electrischen Betriebes von Bahnen anscheinend gelöst.
- Die Sonnenblume als Hühnerfutter. Da die Hühnerzucht in Deutschland noch sehr gehoben werden kann, so erscheint es wichtig auf neues, zweckmäßiges Hühnerfutter aufmerksam zu machen. In England, wo die Geflügelzucht einen ungeheuren Aufschwung genommen hat, behauptet man, daß das beste Futter für Hühner der Same der Sonnenblume sei. Derselbe soll nicht nur die Eierproduction ungemein fördern, sondern auch die Erzeugung eines glänzenden Gefieders bewirken, was besonders für

[ => Original lesen: 1891 Nr. 101 Seite 6]

Ausstellungszwecke als wichtig erachtet wird. Am vortheilhaftesten soll der Anbau der großen Sorte der Sonnenblume sein, wie sie in Rußland und China in bedeutender Ausdehnung cultivirt wird. Doch liefert unsere gewöhnliche einfache Sorte ebenfalls einen befriedigenden Ertrag.
- Wie ist das Alter einer Gans zu erkennen? Wenn man einen Gansflügel untersucht, so findet man an dem oberen äußersten Rückentheil, dicht an der größten Schwungfeder, zwei kleine, ganz spitzige, schmale, außerordentlich harte und festsitzende Federn. An der größten davon ist das sichere Merkmal für das Alter der Gans deutlich zu sehen. Es zeigt sich nämlich, nachdem die Gans das erste Lebensjahr zurückgelegt hat, an der äußersten Spitze der bewußten Feder eine kleine Kerbe, welche aussieht, als wenn mit einer dreikantigen Feile dieses Mal eingefeilt wäre. Nach dem zweiten, dritten Lebensjahr etc. zeigt sich immer eine Kerbe mehr, sodaß man das Alter der Gänse von der Feder ablesen kann.
- Der heulende Hase. Sonntagsjäger (kurzsichtig, der soeben anstatt den Hasen seinen Hund geschossen hat): "Nanu, ich hab' doch mein Lebtag noch nie einen Hasen so heulen hören."
- Unüberlegt. Ein Anpreiser von einer Jahrmarktsbude: "Immer herein, meine Herren, immer herein! Mein Ehrenwort, Sie werden entzückt sein, wenn Sie wieder herauskommen."
- Echt Englisch. Ein Lord, der Venedig besuchte, ließ sich eines Tages über eine Lagune setzen. Unterwegs tauchte er seinen Finger in das Wasser, kostete es und rief: "Aha, Meerwasser! das gehört uns!"


Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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