[ => Original lesen: 1891 Nr. 95 Seite 1] Der Herr Domainenpächter Dierking zu Hof Lockwisch ist zum Mitgliede der Großherzoglichen Wegecommission in Gemäßheit des § 1 Abs. 2 der Wegeordnung für das Fürstenthum Ratzeburg bestellt.
Schönberg, den 28. November 1891.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
Se. M. der Kaiser gedenkt, wie der "Meckl. Nachr." gemeldet wird, der am 13. d. Mts. auf Schloß Remplin stattfindenden Vermählungsfeier Sr. H. des Prinzen Albert von Sachsen=Altenburg mit I. H. der Herzogin von Mecklenburg=Strelitz beizuwohnen. Die Ankunft dürfte um 11 Uhr erfolgen; um 1 Uhr ist die Trauung, um 2 Uhr Gabelfrühstück, und um 4 Uhr beabsichtigt der Kaiser sich nach Schwerin zum Besuch der dort anwesenden fürstlichen Herrschaften zu begeben und wird etwa 6 1/2 Uhr Abends dort eintreffen. Se. Maj. wird auch die Vorstellung im Großherzoglichen Hoftheater mit seiner Gegenwart beehren.
Fürst Bismarck traf am Montag mittag um 12 Uhr mit seinem Sohne Herbert Bismarck von Friedrichsruh zur Kreistagswahl in Ratzeburg ein, wo er lebhaft begrüßt wurde. Der Fürst äußerte zu den städtischen Kollegien, daß sein Besuch bekunde, er fühle sich nicht mehr als Berliner, sondern als Lauenburger. Alsdann nahm er an der Wahl eines Kreistagsabgeordneten aus den Großgrundbesitzern theil. Um 2 Uhr fand das Mal beim Landrath statt. Am Abend erfolgte unter erneuten Hochrufen die Rückkehr nach Friedrichsruh.
Sicherem Vernehmen der Kölnischen Zeitung zufolge wird der Reichskanzler die Handelsverträge Deutschlands mit Oesterreich, Italien und Belgien, welche dem Bundesrath vorgelegt worden sind, am nächsten Montag durch eine längere Rede im Reichstag einführen. - Der förmliche Abschluß des Handelsvertrags mit der Schweiz steht unmittelbar bevor.
Dem Reichstag ist ein umfangreiches Weißbuch zugegangen, das die gesammte diplomatische Korrespondenz über die Vorgänge in Chile, den Dampfer "Presidente Pinto" etc. vom Oktober 1890 bis jetzt umfaßt. Inhaltlich enthält dasselbe nur Bekanntes.
Ein Nachtrag zum bayrischen Etat verlangt achtzehn neue Gymnasialprofessuren und vierzig neue Gymnasiallehrerstellen in Folge der Schulreform.
Die Handelsverträge sollen in Wien und Berlin den Parlamenten am 7. Dezember vorgelegt werden.
Im Haus Habsburg ist Doppeltrauer eingetreten. Am Sonntag Nachmittag ist die Gemahlin des Erzherzogs Heinrich an der Lungenentzündung gestorben und am Montag früh ist der Erzherzog derselben Krankheit erlegen. Ein Familienleben voll innigster, aufopfernder Liebe ist es, das der unerbittliche Tod mit einem Schlag vernichtet hat. In den sechziger Jahren war es, als Erzherzog Heinrich, der am 9. Mai 1828 geborene Sohn des Erzherzogs Rainer, die schöne und tugendhafte Schauspielerin Leopoldine Hofmann (geb. am 29. November 1842) in Graz kennen und lieben lernte. Trotz des Widerstandes, dem seine Liebe bei seiner Familie begegnete, vermählte er sich am 4. Februar 1868 mit dem Weib seiner Wahl, das ihm eine treffliche Lebensgefährtin wurde. Im Jahr 1872 wurde ihr der österreichische Adelsstand, sechs Jahre später der Freiherrnstand verliehen; ihrer Ehe entsproß eine Tochter. Als Erzherzog Heinrich, der von Bozen nach Wien gekommen war, um dem Hochzeitsfest im Kaiserhaus beizuwohnen, plötzlich erkrankte, pflegte Baronin Waideck den Gatten in der aufopferndsten Weise, bis sie selbst erkrankte, um wenige Stunden vor dem Gatten, an ihrem 49. Geburtstag hinüberzuschlummern. Es ist eine seltsame Fügung, daß die beiden Menschen, die sich im Leben unter so schwierigen Umständen vereint haben, nun auch im Tod vereint geblieben sind.
Fürstin Dolgorucki, Wittwe Kaiser Alexander's II., ist mit Familie und Dienerschaft von Paris kommend in Berlin eingetroffen und hat im Central=Hotel Wohnung genommen.
In russischen Zeitungen wird die Nachricht verbreitet, daß deutscherseits in jüngster Zeit der Versuch gemacht worden sei, die handelspolitischen Beziehungen mit Rußland wieder anzuknüpfen. Aus Berlin wird dagegen versichert, daß diese Nachricht jeder Begründung entbehre.
Aus St. Petersburg wird eine amtliche Bekanntmachung mitgetheilt, nach der die Ausfuhr von Hülsenfrüchten und Oelsamen nicht verboten ist.
Die Petersburger Nordische Telegraphen=Agentur meldet: Nach an maßgebender Stelle erneut eingezogener Erkundigung ist von dem Erlaß eines Pferdeausfuhrverbotes gar keine Rede.
Die Russifizierungssucht sucht immer neue Opfer. Nach einer "Herold"=Meldung aus Odessa wird in den deutschen lutherischen Pfarrdörfern der Krim zur Zeit seitens der griechisch-orthodoxen Geistlichkeit eifrige Propaganda getrieben. In Gemeinden, die bisher ausschließlich lutherisch waren, sollen von der Evarchial=Obrigkeit griechische Kirchen errichtet werden.
Aus Moskau meldet der Korrespondent des Londoner "Standard", daß die Unruhe der höheren russischen Gesellschaftsclassen im allgemeinen und der amtlichen Kreisen im Besonderen über die drohenden Erscheinungen, welche die Hungersnoth nach sich zieht, täglich mehr und mehr zunimmt. Es gilt als wahrscheinlich, daß Aufstände gegen die Ordnung nicht ausbleiben werden. Die Bauern, welche bereits mehr oder weniger jedes Jahr hungern mußten, haben jetzt kennen gelernt, wie süß es ist, Brot durch Nichtsthun zu erhalten, und haben deshalb nirgends
[ => Original lesen: 1891 Nr. 95 Seite 2]mehr Lust zur Arbeit. Inzwischen hat die Regierung sich davon überzeugt, daß es unangebracht, wenn nicht thöricht ist, noch vor dem wirklichen Beginn des Winters die Millionen wegzugeben, und bemüht sich deshalb, die Vertheilung der Hülfsgelder aufzuhalten und zu beschränken. Der Fehler ist jedoch bereits geschehen und läßt sich nicht wieder gut machen. Der Bauer sagt sich, daß der Czar ihn bis jetzt ernährt hat und ihn auch ferner ernähren muß. In einem Falle wurde sogar einem Beamten, welcher den Bauern die Lage erklären wollte, die Antwort zu Theil: "Wenn unser Czar uns nicht zu erhalten vermag, so wollen wir einen Czaren, der es kann."
Aus Petersburg heißt es, der Zar habe aus seinem Privatvermögen den Nothleidenden fünfzig Millionen Rubel zur Verfügung gestellt. Es sind aber blos fünf Millionen und noch nicht einmal Goldrubel, sondern bloß Papier, also noch nicht 10 Millionen Mark. Ein hübsches Sümmchen an und für sich, aber bei der herrschenden Noth ein Tropfen auf den heißen Stein.
Aus St. Petersburg wird berichtet, daß die russische Regierung beschlossen habe, zu Gunsten der Nothleidenden mehrere Wohlthätigkeits=Lotterien zu veranstalten. Die erste Lotterie mit 1 200 000 Losen à 5 Rubel soll in allernächste Zeit stattfinden.
Nach den Berechnungen russischer Blätter ist das Quantum Getreide, dessen Rußland zur Deckung des Defizits der diesjährigen Ernte bedarf, weit größer, als bisher angenommen worden war. Das statistische Zentralkomitee in Rußland berechnet den jährlichen Durchschnittskonsum per Kopf auf 16,9 Pfund, sodaß Rußland 1 600 000 Tonnen Getreide zur Ergänzung seiner Bestände aus dem Ausland einzuführen hätte. Das mehrfach verbreitete Gerücht, daß der russische Finanzminister Theile des russischen Guthabens aus dem Ausland zurückziehe, verliert dadurch sehr an Wahrscheinlichkeit, indem Rußland nicht mehr wie früher nur zu Coupon=Einlösungen, sondern jetzt auch zum Ankauf von Getreide großer Geldmittel bedarf.
Herr Gladstone hat am Sonnabend Abend in Liverpool eine große politische Rede gehalten und in derselben der Aeußerung des Premierministers Lord Salisbury gegenüber, daß die liberale Partei für Irland Selbständigkeit erstrebe, bemerkt, er werde es niemals wagen, für Irland ein solches Maß von Selbständigkeit zu fordern, wie es die einzelnen Staaten Deutschlands genössen.
Der englische Premierminister Lord Salisbury wird Mitte Dezember nach dem Süden Frankreichs reisen und einige Wochen in seiner herrlichen an der Riviera gelegenen Villa zubringen.
Den beruhigenden Nachrichten aus Tientsin ist bald eine Schreckensbotschaft aus dem nördlichen China gefolgt. Auf einer Station der belgischen Missionare in Takon Sanchi sind angeblich über 100 Personen, welche den christlichen Glauben angenommen hatten, ermordet worden. Den offiziellen Berichten der lokalen Gouverneure zufolge sollen mongolische Räuber die Missethäter sein. Der Tsungli=Yamen hat befohlen, alle disponiblen Truppen nach dem Schauplatz dieser Greuelthaten zu senden. Nach einer Meldung des "Standard" hat die chinesische Regierung die sofortige Hinrichtung Aller, welche beschuldigt sind, die aufreizenden Plakate gegen die Fremden gedruckt zu haben, angeordnet.
Aus Shanghai sind Depeschen in Paris eingetroffen, welche bestätigten, daß die Aufständischen aus der Mandschurei 4000 Mann kaiserliche Truppen geschlagen, die Stadt Chioyang eingenommen und die Christen daselbst niedergemetzelt habe. Die Rebellen sollen sich auf dem Marsch gegen Peking befinden, von Tientsin seien denselben 6000 Mann Truppen entgegen geschickt worden.
- Schönberg. In letzter Zeit sind hier, wie es heißt, mehrere Grundstückverkäufe abgeschlossen worden. Der Maler Schultze verkaufte von seinem am Kaltendamm belegenen Garten einen Bauplatz für 750 M. an den Tischlermeister Bockwoldt hieselbst, der auf demselben ein Haus erbauen will; obgleich das Terrein sehr tief liegt und durchweg aufgeschütteter Boden ist, haben Bauverständige erklärt, daß der Platz sogar ein zweistöckiges Haus trage. Ferner hat der Kaufmann Schwedt hieselbst sein an der Rottensdorfer Chaussee belegenes, als Mälzerei gebautes Haus an den Töpfermeister Paulsen verkauft, der Kaufpreis beträgt 4500 M. - An der jetzt fertig gepflasterten Schlauentrift ist von den Zimmermeister Westphal'schen Erben abermals ein Bauplatz verkauft an den Schlachtermeister Moll hierselbst zum Preise von 2 M. pro []Meter.
- Der hiesige Kampfgenossenverein hatte zur Erinnerung an die Kämpfe bei Loigny, an welchen bekanntlich s. Z. die Mecklenburger und Hanseatischen Regimenter hervorragenden Antheil genommen, einen Festabend mit Theateraufführungen und nachfolgendem Ball, der sehr gut besucht war, veranstaltet. Die Aufführungen fanden allseitigen Beifall.
- Schönberg. Die Rieps=Cronscamper Genossenschaftsmeierei zahlte ihren Interessenten im Monat November unter Rückgabe der Buttermilch und Molken pro Liter Milch 8 8/10 Pfg., außerdem für Käse 3 2/10 Pfg. pro Liter Magermilch.
- Der aus Stargard scheidende Präpositus Ohl wurde am 24. Oct. 1880 durch seinen Vater, den damaligen Superintendenten Ohl, als Pastor der Gemeinden Stargard, Bargensdorf, Quastenberg eingeführt, nachdem er seit 1868 Pastor in Selmsdorf im Fürstenthum Ratzeburg gewesen war. Als Meister der geistlichen Beredsamkeit war er weit und breit geschätzt. Als Ephorus der Stargarder Schule hat Präpositus Ohl viel Gutes geschaffen. Ihm ist zu danken der völlige Durchbau des Schulhauses, die Einrichtung von zwei neuen Lehrerstellen, die Anstellung einer Handarbeitlehrerin, sowie noch vieles andere, so z. B. der Neubau des Schulhauses in Bargensdorf. Ohl war der Hauptbegründer des Stargarder Herbergsvereins, der Naturalverpflegungsstation und der Herberge zur Heimath und förderte die Zwecke dieser Anstalten durch thatkräftiges Eingreifen. Ferner bekleidete der Präpositus auch das Amt als Vorstandsmitglied der kirchlichen Conferenz in Mecklenburg=Strelitz und des Rettungshauses Bethanien zu Neubrandenburg.
- Das letzte Leibpferd Kaiser Wilhelms I., "Alexander" gerufen, ist vor einigen Tagen, als es nach Stadt Müncheberg gebracht werden sollte, um photographiert zu werden, unterwegs infolge von Altersschwäche verendet.
- In der Gewehrfabrik zu Spandau sind jetzt zirka 800 Mann beschäftigt. Bei diesem Arbeiterstand wird es vorläufig auch sein Bewenden haben. Die tägliche Arbeitszeit ist auf zehn Stunden verlängert.
- Der zweite Treffer der Antisklaverei=Lotterie mit 75 000 Mark fiel nach Nürnberg und zwar an zwei Geschäftsleute, welche in bescheidenen Verhältnissen leben und daher das Geld recht gut brauchen können.
Ball=Seidenstoffe v. 65 Pfg. bis 14.80 p. Met.-glatt, gestreift u. gemustert versendet roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.
Anzeigen.
In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der der Hufnerin Johanna Koch geb. Plate zu Panten gehörigen, daselbst sub Nr. VIII belegenen Vollstelle c. p. stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf
Dienstag, den 19. Januar 1892,
Vormittags 11 Uhr,
2. der Ueberbotstermin auf
Dienstag, den 16. Februar 1892,
Vormittags 11 Uhr.
Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück c. p. u. an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Dienstag, den 19. Januar 1892,
Vormittags 11 Uhr,
angesetzt.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 95 Seite 3]Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Sequester, dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an das Grundstück c. p. bestimmten Termine und in dem Verkaufstermine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tage vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 18. October 1891.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
W. Harms.
In das hiesige Handelsregister ist ad Fol. I Nr. 2 Columne 5 heute eingetragen:
"Die Krämer=Wittwe Catharina Sophia Maaß geb. Schleuß in Schönberg ist am 18. September 1881 verstorben. Unter Zustimmung der legitimirten Erben setzt der Sohn, Kaufmann Johann Heinrich Wilhelm Maaß in Schönberg, das Handelsgeschäft unter der neu angenommenen Firma "W. Maaß" fort."
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 27. November 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Von dem unterzeichneten Amtsgerichte wird hiedurch gemäß Art. 14 des Allgem. Deutschen Handelsgesetzbuchs zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die im Artikel 13 daselbst vorgeschriebenen Bekanntmachungen auch für die Dauer des Geschäftsjahrs 1892 durch die Schönberger Wöchentlichen Anzeigen, die Eisenbahn=Zeitung und den Deutschen Reichs= und Königlich Preußischen Staats=Anzeiger erfolgen werden.
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 3. December 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz
zu Grevesmühlen.
In diesem Jahre sind versichert 2 312 270 Centner Getreide nach den Preisen vom 15. August und 15. October d. J. zum Werthe von 22 617 164 M. 30 .
Die in Gemäßheit des § 35 der Statuten berechnete beitragspflichtige Summe beträgt 15 376 145 M. 62 . Für die in diesem Jahre stattgefundenen 81 Hagelschäden sind mit Einschluß der Tax= und Administrationskosten abzüglich des Kassenbestandes aus der letzten Rechnung aufzubringen 181 743 M. 78 . und ist hiernach in heutiger Directorialversammlung der diesjährige Beitrag auf 121 . pro 100 M. von der beitragspflichtigen Summe festgesetzt. Nach der Versicherungssumme stellt sich der diesjährige Beitrag auf 82 Pf. und nach den verschiedenen Gefahrclassen zwischen 60 1/2 und 121 . pro 100 M.
Nach Vorschrift der Statuten wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß jedem Mitgliede über die Höhe des zu zahlenden Beitrags eine besondere Abrechnung zugehen wird.
Grevesmühlen, den 12. November 1891.
Die Direction.
Weiden=Auction.
Am Montag, den 7. December, Vormittags 10 Uhr sollen
50 000 Weidenstöcke,
brauchbar für Böttcher, Korb= und Kiepenmacher verkauft werden.
Herrnburg, den 30. November 1891.
Fr. Wilms.
Victoria u. grüne Erbsen
vorzüglich brechend, empfiehlt
W. Wieschendorf.
Goldfische
hat jetzt abzugeben
W. Wieschendorf, Klempner.
Weiden=Auction.
Am Mittwoch, den 9. d. Mts., Vormittags von 9 1/2 Uhr ab, sollen auf dem Bahnhofe Grevesmühlen
etwa 80,000 Stück Bandstöcke
in verschiedenen Stärken,
und am Donnerstag, den 10. d. Mts., Vormittags von 9 Uhr ab, auf dem Bahnhofe Kleinen
etwa 5000 Bund 1= bis 3jährige
grüne Korbweiden
öffentlich meistbietend gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden.
Schwerin, den 2. Dezember 1891.
Großherzogliche Eisenbahn=Bau=Inspektion I.
Verkaufs=Anzeige.
Montag, den 7. December d. J., Vormittags 10 Uhr, soll auf der Hofstelle des Gastwirths Boye hies.
ein 7jähriger Fuchswallach
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden, wozu Kaufliebhaber hiermit geladen werden.
Schönberg, den 3. December 1891.
C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Die grossartigsten
Gewinn-Chancen
bietet unbedingt die neue 301. Hamburger Geldverlossung! Schon in der 1. Classe, deren Ziehung unbedingt am 10. Decbr. ist, beträgt der Hauptgewinn
50,000 Mark.
In den ferneren Ziehungen befinden sich Gewinne von eventuell 500,000, 300,000, 200,000, 100,000, 75,000, 70,000, 65,000, 2 à 60,000, 55,000, 40,000, 30,000, 8 à 15,000, 26 à 10,000 M. etc.
Bekanntlich ist unser Geschäft ganz besonders von Fortuna begünstigt, als Beweis mag gelten, daß wir außer vielen andern Haupttreffer in kurzer Zeit 3 mal die Hauptprämie von je ca. 300,000 M. und das große Loos von 200,000 Mk. unsern Kunden ausgezahlt haben.
Zu der obigen 1. Ziehung empfehlen daher:
Ganze Original-Loose à 6 Mk.
Halbe Original-Loose à 3 Mk.
Viertel Original-Loose à 1,50 Mk.
Indem wir Aufträge recht bald erbitten, bemerken wir noch, daß wir Solche unter Nachnahme ausführen, auch amtlichen Verloosungsplan beifügen und sofort nach jeder Ziehung jedem Kunden unaufgefordert die amtliche Gewinnliste übersenden.
Mindus & Marienthal,
Haupt=Kollecteure, Hamburg.
Flechtenkranke
versäumen nicht, das von Rolle, Hamburg, St. Pauli, Neuer Pferdemarkt 16, herausgegebene und nur daselbst zu beziehende Buch zu lesen. Preis M. 1,50.
2 Jahre hat meine jetzt 15 Jahre alte Tochter an nässenden Flechten gelitten. Wir haben verschiedenes dagegen gebraucht, doch alles ohne Erfolg. Herrn Rolle, Hamburg, St. Pauli, Neuer Pferdemarkt 16, gebührt das Verdienst, meine Tochter in ganz kurzer Zeit von ihrem Flechtenleiden geheilt zu haben. Pinnsdorf bei Itzehoe, August Rieger.
7-800 Pfund Winter-
Grafensteiner Aepfel
pr. Ctr. 6 M. 50 Pfg. habe noch zu verkaufen.
Sm. Egert, Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 95 Seite 4]Bilanz des Anleihe-Capitals
der Rieps-Cronscamper Genossenschaft=Meierei (e. G. m. u. H.)
pro 1. November 1891.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Gewinn- und Verlust-Rechnung
vom 1. Novbr. 1890 bis ultimo October 1891.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Rieps , im November 1891.
Der Vorstand.
Schulze Stein. J. Stein. W. Lühr.
Vorstehende Bilanz ist von uns revidiert, mit den Büchern verglichen und für richtig befunden.
Der Aufsichtsrath.
Schulze W. Borchert. H. Holst. H. Burmeister.
Bei einer älteren deutschen, bestfundirten Versicherungs=Gesellschaft findet ein tüchtiger solider Geschäftsmann, der hauptsächlich in den
Handwerker= und Arbeiterkreisen
bekannt ist, dauernde und
gut honorirte Stellung.
Offerte sub Chriffre A. 1681 befördert Rudolf Mosse, Leipzig.
Am Dienstag, den 8. December im Saale des Herrn Boye
Grosses Concert.
Ausgeführt von der Lübecker Vereins-Kapelle unter Leitung ihres Dirigenten Fr. Hoffmann.
Anfang Abends 7 1/2 Uhr.
Entrée, im Vorverkauf beim Lohndiener Ratzeburg à Person 60 Pfg., an der Casse 75 Pfg.
Stadt Lübeck.
Sonntag, den 6. Dezember cr.
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.
Sonntag, den 6. December 1891:
Auskegeln u. Schießen von Gänsen.
H. Schreep.
Weihnachts-Geschenke
für Damen, Herren und Kinder.
Größte Auswahl, billigste Preise.
Glocksien & Evers.
Lübeck, Schlüsselbuden 20.
Christbaum -
Confect
Kiste 440 Stück, reichhaltige Mischung M. 2.80, Nachnahme. Bei 3 Kisten 1 Präsent.
Friedrich Fischer, Dresden-N. 12.
Grüne Erbsen
welche gut brechen, empfiehlt
H. Brüchmann.
Seifenstein
kräftig und hart, empfiehlt
H. Brüchmann.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 6. December.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Ordination und Einführung des Pastors design. Krüger durch Herrn Superintendent Langbein.
Abendkirche fällt aus.
Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 49.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 95 Seite 5]Beilage
zu Nr. 95 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 4. December 1891.
- Die Bevölkerung der Reichshauptstadt Berlin enthält nach der letzten Volkszählung, deren Ergebnisse jetzt amtlich veröffentlicht werden, unter 1,578,794 Einwohnen 17,866 Ausländer. Das stärkste Kontingent stellen die Oesterreicher, auf die allein 7295, ausschließlich 920 Ungarn, entfallen, dann folgen Rußland mit 2416, die Vereinigten Staaten mit 1462, England mit 1173, die Schweiz mit 747, Dänemark mit 644, Schweden mit 569, Italien mit 557, Frankreich mit 397 und die Niederlande mit 324 Staatsangehörigen, Japan wurden 57, auffällig wenig, gezählt. Der Konfession nach waren unter der Berliner Bevölkerung 1,356,648 evangelische, 135,031 römischkatholische, 4899 deutsch=katholische, freireligiöse oder dissidentische und 79,286 jüdische Einwohner. Die Katholiken haben sich seit 1885 besonders stark (um 36,1%) vermehrt.
- Die Influenza. Professor Gerhardt in Berlin hat sich dieser Tage in der medizinischen Klinik der Charite gelegentlich einer Krankenvorstellung über den neuerdings wieder aufgetretenen schlimmen Gast in folgender Weise geäußert: "Eine solche Pandemie, wie sie vor zwei Jahren herrschte, war seit mehr als einem Menschenalter nicht dagewesen, und man stand vor etwas ganz Neuem, Unbekanntem. Sie kam von Osten zu uns; im Mai 1889 brach sie in Buchara aus, durcheilte das asiatische Rußland, kam im September nach Petersburg. Schnell verbreitet sich die Krankheit über ganz Europa von den Hauptorten Berlin, Wien, Paris, London ging sie strahlenförmig über die Provinzen, meist verweilte sie 3-4 Wochen an einem Ort, höchstens 2-3 Monate. Ihr Zug war deutlich von Osten nach Westen gerichtet; von uns zog sie nach Amerika und weiter nach Ostasien. Jetzt scheint es, als ob sie nach ihrer Reise um die Welt wieder bei uns angelangt sei. Man war zuerst geneigt, die Krankheit ganz leicht zu nehmen, doch bald zeigte es sich, daß es sich um schwere Erkrankungen handelte, die Sterblichkeit wurde allenthalben in schreckenerregender Weise gesteigert, besonders in England. Die Symptome sind ungemein verschieden gestaltig. Wir können sie in drei Gruppen theilen: 1) katarrhalische Erscheinungen, die fast nie fehlen; dahin gehören Schnupfen u. s. w. Hinzutreten können Pleuritis, Endocarditis, Pneumonie. 2) Unterleibserscheinungen; hinzutreten kann Peritonitis. 3) Nervenerscheinungen, wie Kopfschmerzen, Gesichtsschmerzen. Oft nimmt die Krankheit einen leichten Verlauf und ist im Allgemeinen kräftigen Leuten wenig gefährlich. Sie setzt meist mit hohem Fieber ein, das rasch wieder fällt. Bei der graphischen Darstellung des Fieberverlaufs scheint die steile und schmale eintägig Kurve charakteristisch. Beobachtet ist eine Unsumme von Nachkrankheiten. Schon bestehende Erkrankungen, wie Lungentuberkulose und Herzkrankheiten nehmen oft unter dem Einfluß der Influenza einen ungemein raschen Verlauf und führen zu schnellem Ende. Die Influenza muß zu den akuten Infektionskrankheiten gerechnet werden und ihr kontagiöser Charakter ist als feststehend zu betrachten. Die Verbreitung ist eine ungemein schnelle und die Zeit von der Uebertragung bis zum Ausbruch der Krankheit beträgt oft weniger als 24 Stunden, höchstens 2 oder 3 Tage. Die Frage, ob einmaliges Befallensein schützt, läßt sich mit Bestimmtheit nicht beantworten; einige Schutzkraft muß wohl vorhanden sein, dafür spricht das Erlöschen der Epidemie nach verhältnißmäßig kurzem Wüthen, doch steht fest, daß einzelne Personen mehrmals erkrankt sind. Säuglinge sind gar nicht, Kinder wenig betroffen. Mancher ist zeitweise unempfänglich; so hat man oft Aerzte noch am Ende der Epidemie erkranken sehen. Am meisten scheint das Alter von 15-25 Jahren befallen zu werden. Ein Spezifikum gegen die Krankheit kennt man nicht; der Arzt muß sich daher auf symptomatische Behandlung beschränken.
- In Mannheim sind auf dem Paradeplatz von einem Dienstmädchen 10 Tausendmarkscheine gefunden worden. Der Verlierer hat sich merkwürdigerweise bis jetzt noch nicht gemeldet.
- Im Orte Weferting bei Aicha vorm Wald (Bayern) vermuthete der Bauer Klessinger zur Nachzeit Diebe im Schweinestall und begab sich deshalb dorthin, um nachzusehen. Vater und Sohn gingen in entgegengesetzter Richtung; Letzterer hält den Vater für den Dieb, gab einen Schuß ab, der den Vater so unglücklich an der Stirn traf, daß derselbe todt niederstürzte.
- Die Martinigänse in der Hofburg. Aus Wien wird vom Martinsfest berichtet: Einer althergebrachten Sitte gemäß wurden auch in diesem Jahr am Martinitag die von der israelitischen Kultusgemeinde in Preßburg für den Hof bestimmten Martinigänse in der Hofburg eingeliefert. Um halb 12 Uhr Vormittags führen zwei Vorstandsmitglieder der Gemeinde beim Reichstrakt der Hofburg mit den in feines, weißes Linnen verpackten Gänsen vor, wahren Prachtexemplaren, deren jede das respektable Gewicht von mehr als 8 Kilogramm hatte, und trugen dieselben in die kaiserliche Kammer. Ein Kammerdiener übernahm hier die Gänse und legte sie auf eine große Silberplatte. Die Gänse waren mit Bändern in den ungarischen Farben reich geschmückt.
- Eine Anzahl größerer Wiener Banken und industrieller Unternehmungen beabsichtigt ihren Beamten den Besuch der Wettrennen bei Strafe der Entlassung zu untersagen.
- In Mexiko stürzte am Freitag das Amphitheater in Guana Juato während eines Stierkampfes plötzlich ein. Von den Zuschauern wurden 12 getödtet und 9 andere ernstlich verwundet.
- Ueber das Belegen der Plätze im Eisenbahnwagen. Die Eisenbahndirektion in Bromberg hat vor einiger Zeit auf Grund des Eisenbahnreglements in einem besonderen Falle die Frage, wann ein Platz im Eisenbahnkupee als belegt gilt, folgendermaßen beantwortet: "Bei dem Antritt der Fahrt genügt das bloße Belegen mit Gepäckstücken nicht, um den Reisenden den Platz zu sichern, sondern jeder später Erscheinende hat das Recht die Gepäckstücke weiter zu schieben und den Platz einzunehmen. Wenn man aber während der Reise auf einer Zwischenstation für kurze Zeit seinen Platz verläßt, so muß das Anrecht auf denselben - falls man ihn mit Sachen belegt hat - respektirt werden. Unterläßt man aber die Belegung in einem solchen Falle, so verliert man das Anrecht auf den Platz."
- Im Schaltjahre 1892 fällt der Fastnachtsmontag auf den 29. Februar. Es ist das eine Seltenheit, die zuletzt 1808 vorgekommen. Zu dem Vorkommniß ist Bedingung, daß das Schaltjahr mit Freitag beginnt und Ostern auf den 17. April fällt. Erst 1960 wird diese Kuriosität wieder bringen und dann 2112.
- Wohl bekomms. Der Förster, mit einigen Schnepfen an der Jagdtasche, kommt in den Dorfkrug, wo schon der Jürgelbauer beim Biere sitzt. "Ei," sagt dieser, "Förster, da habt's ja Schnepfen, da könnt Ihr mir eigentlich sagen, wie der Schnepfendreck schmeckt, von dem die reichen Stadtleut' gar so viel dahermachen?" - "Na," meint der Förster, ich selbst eß' ihn nit, weil ich ihn immer verkauf'. Aber 's soll mir amal nicht drauf ankommen - da kost't amal!" Und er drückt ein wenig an der Schnepfe, thut dem Jürgelbauer etwas Weiches in die Hand und sagt: "Prost Mahlzeit!" Der Jürgelbauer hat hernach gemeint, daß die Stadtleut sich mit ihrem feinen Geschmack sollten begraben lassen, er fand nichts so Besonderes daran.
Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
[ => Original lesen: 1891 Nr. 95 Seite 6]Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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