No. 96
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. Dezember
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1891 Nr. 96 Seite 1]

Bekanntmachung.

                  Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militairpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1891 stattfindet

am Mittwoch, den 9. December d. Js.,
Morgens 10 Uhr,
in Wismar

im Gastwirth Maiwaldt'schen Local "Zur Insel" vor dem Lübschen Thore.
                  Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 26, 7 der Wehr=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirke, welche im Jahre 1871 und früher geboren und mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
                  Es wird bemerkt, daß nach §. 23,2 der Wehrordnung zu rechnen sind:

1. zur seemännischen Bevölkerung.
a. Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind;
b. See=, Küsten= und Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben;
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind;
d. Maschinisten, Maschinistengehülfen und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.
2. zur halbseemännischen Bevölkerung:
e. Seeleute, welche als solche auf deutschen oder außerdeutschen Fahrzeugen mindestens 12 Wochen gefahren sind;
f. See=, Küsten= und Hafffischer, welche die Fischerei zwar weniger als ein Jahr aber gewerbsmäßig betreiben.
                  Schönberg, den 19. November 1891.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Der Kaiser gedenkt der am 13. d. M. auf Schloß Remplin stattfindenden Vermählungsfeier des Prinzen Albert von Sachsen=Altenburg mit der Herzogin Helene von Mecklenburg=Strelitz beizuwohnen. Die Ankunft dürfte um 11 Uhr erfolgen; um 1 Uhr ist die Trauung, um 2 Uhr Gabelfrühstück und um 4 Uhr gedenkt der Kaiser die Fahrt nach Schwerin anzutreten.
Der Kaiser wird sich in der ersten Hälfte des nächsten Monats nach Stettin begeben, um dem Stapellauf eines neuen Panzerschiffes beizuwohnen. In den Zeitungen verlautet, der Kaiser beabsichtige, im Frühjahr dem König von Rumänien einen Gegenbesuch zu machen und im nächsten Herbst den ungarischen Manövern bei Fünfkirchen beizuwohnen und bei diesem Anlaß, zusammen mit Kaiser Franz; Joseph, Gast des früheren Kabinetschefs Coloman Tisza sein.
Wie der "Frankfurter Zeitg." aus Kopenhagen gemeldet wird, nahm der Kaiser die mündlich in Potsdam ausgesprochene Einladung des Königs von Dänemark zu dessen goldener Hochzeit am 24. Mai 1892, zu der auch u. a. das russische Zarenpaar und die Königin Victoria von England kommen, an.
Fürst Bismarck empfing am Montag in Friedrichsruh eine Deputation, die ihm den Ehrenbürgerbrief der Stadt Siegen überreichte. Ueber die Anwesenheit des Fürsten am vorigen Montag in Ratzeburg wird noch berichtet: Nachdem der Fürst nach seiner Ankunft die Mütze mit dem Kürassierhelm vertauscht hatte, schritt er zum Denkmal Kaiser Wilhelms I. Es war ein Anblick, der allen Umstehenden tief zu Herzen ging, als der greise Staatsmann vor das Denkmal trat. Die Hände in einander legend, schaute er lange zu dem Standbild empor und nur wenige mögen es verstanden haben, wie innig der Ausdruck war, den er nach längerem Schweigen in die drei langsam vor sich hingesprochenen Worte legte: "Der - alte - Herr!" Das Denkmal gefiel dem Fürsten, wie er seiner Umgebung gegenüber äußerte, sehr gut, nur habe der Kaiser im Leben freundlicher ausgesehen.
Einem Hamburger Herren, welcher dem Fürsten Bismarck jüngst in Friedrichsruh einen Besuch abstattete, soll der Fürst gesagt haben, daß es ihm eine Wohlthat sein würde, wenn man ihn mit aller Politik verschonen würde. Er befinde sich in seinem Tuskulum äußerst behaglich und genieße in vollen Zügen die Ruhe des Alters. Er stehe nur auf der Defensive und verteidige sich, wenn man seine frühere Politik und seine Verwaltung angreife. Im Uebrigen wäre es ihm lieb, wenn man ihn möglichst in Ruhe ließe.

[ => Original lesen: 1891 Nr. 96 Seite 2]

Montag hat im Reichstage das Hauptgefecht dieser Session, die Berathung der neuen Handelsverträge, begonnen, zu welchen der Reichskanzler v. Caprivi selbst die einleitende Befürwortung gegeben hat.
Der erste Schritt der Reichsregierung zu einer Bodenreform wird, wie in Berlin verlautete in einer Enquete bestehen, die folgende drei Punkte ins Auge fassen soll: das Termingeschäft, die Formulierung des Reichsverhältnisses bei Depots und eine einheitliche Regelung des Börsenverkehrs an den deutschen Börsen.
In Bezug auf die im Reichstag eingebrachten Börsenanträge spricht sich die offiziöse "Norddeutsche Allgemeine Zeitung dahin aus, daß Zuchthausstrafe für die Unterschlagung von Depots zu weit gehen würde; das Blatt befürwortet ein weitgegriffenes Mindestmaß an Gefängnißstrafe, und zwar obligatorisch, gepaart mit Geldstrafe bei Ausschluß mildernder Umstände. Das Blatt stimmt ferner dem nationalliberalen Antrag auf Verschärfung der Bestimmungen des Concursrechts zu und fordert hier die Mitarbeit des Publikums, verlangt offene Buchführung der Bankiers gegenüber den Kunden, und erklärt den § 211 der Concursordnung für ungenügend zur Befriedigung eines Gläubigers durch den Urheber des Concurses. Das ist der Finanzminister Miquel, dessen Ansichten hier zur Geltung kommen.
Wie die "Berliner politischen Nachrichten" mittheilen, werden demnächst Komissare der Reichsämter für das Innere, für die Justiz und des Schatzamts, sowie der preußischen Ministerien für Handel, für Finanzen, für Landwirthschaft und für das Innere zusammentreten, um darüber zu berathen, ob und welche Maßnahmen zur Beseitigung der Mißstände an der Produktenbörse zu ergreifen seien.
Im Reichsamt des Innern in Berlin wird zur Zeit, wie verlautet, ein Gesetzentwurf ausgearbeitet, welcher die Ausdehnung der Unfallversicherung auf das Handwerk ins Auge faßt.
In der Budget=Kommission des Reichstags hat der Staatssekretär Dr. v. Boetticher erklärt, es seien allerdings in der letzten Zeit mehrfach große Posten amerikanischen Schweinefleisches eingegangen, die der Untersuchung in Amerika, die Bedingung der wieder gestatteten Einfuhr ist, nicht unterzogen gewesen seien, und bei der deutschen Untersuchung sich als trichinös erwiesen haben. Sollte sich das wiederholen, so müßte man an ein Verbot der Einfuhr denken; denn es sei nicht glaubhaft, daß die Trichinen durch das Pökeln und den langen Transport unschädlich geworden seien. Außerdem theilte der Minister mit, daß einzelne Sendungen des amerikanischen Schweinefleisches wegen Trichinen hätten vernichtet werden müssen. Der Bundesrath werde sich mit einem Antrag auf Rückzahlung des dafür entrichteten Zolles beschäftigen. Ein Gesetzentwurf betreffend die Prüfung der Nahrungsmittel=Chemiker ist ausgearbeitet.
In der Budgetkommission des Reichstages fand eine längere Besprechung über die Chicagoer Weltausstellung statt. Die verlangte Summe wurde bewilligt. Gegenüber dem Plane einer Berliner Weltausstellung bewahrt, wie aus Boettichers Erklärungen hervorging, die Regierung eine wohlwollende Neutralität und wartet das Vorgehen der Industriellen ab. Boetticher meinte, 1895 würde für Berlin zu früh sein, besser wäre 1897 oder 1898.


Seidenstoffe (schwarze, weiße u. farbige) v. 65 Pfg. bis 18.65 p. M. - glatt, gestreift, karrirt und gemustert (ca. 380 verschied. Qual. u. 2500 versch. Farben) vers. roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg, (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz. Seidene Fahnen= und Steppdeckenstoffe, 125 cm. breit.


Anzeigen.

In das hiesige Handelsregister ist ad Fol. I Nr. 2 Columne 5 heute eingetragen:

"Die Krämer=Wittwe Catharina Sophia Maaß geb. Schleuß in Schönberg ist am 18. September 1881 verstorben. Unter Zustimmung der legitimirten Erben setzt der Sohn, Kaufmann Johann Heinrich Wilhelm Maaß in Schönberg, das Handelsgeschäft unter der neu angenommenen Firma "W. Maaß" fort."

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 27. November 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Von dem unterzeichneten Amtsgerichte wird hiedurch gemäß Art. 14 des Allgem. Deutschen Handelsgesetzbuchs zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die im Artikel 13 daselbst vorgeschriebenen Bekanntmachungen auch für die Dauer des Geschäftsjahrs 1892 durch die Schönberger Wöchentlichen Anzeigen, die Eisenbahn=Zeitung und den Deutschen Reichs= und Königlich Preußischen Staats=Anzeiger erfolgen werden.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 3. December 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Unter dem heutigen Datum ist in das hiesige Handelsregister sub Nr. 77 Fol. LXIV eingetragen:

Firma:       Ad. Lenschow.
Ort der Niederlassung:       Schönberg.
Name und Wohnort des Inhabers:       Kornkaufmann Adolph Lenschow in Schönberg.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 5. December 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz
zu Grevesmühlen.

In diesem Jahre sind versichert 2 312 270 Centner Getreide nach den Preisen vom 15. August und 15. October d. J. zum Werthe von 22 617 164 M. 30 Pfennig (Mecklenburg).
Die in Gemäßheit des § 35 der Statuten berechnete beitragspflichtige Summe beträgt 15 376 145 M. 62 Pfennig (Mecklenburg). Für die in diesem Jahre stattgefundenen 81 Hagelschäden sind mit Einschluß der Tax= und Administrationskosten abzüglich des Kassenbestandes aus der letzten Rechnung aufzubringen 181 743 M. 78 Pfennig (Mecklenburg). und ist hiernach in heutiger Directorialversammlung der diesjährige Beitrag auf 121 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M. von der beitragspflichtigen Summe festgesetzt. Nach der Versicherungssumme stellt sich der diesjährige Beitrag auf 82 Pf. und nach den verschiedenen Gefahrclassen zwischen 60 1/2 und 121 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M.
Nach Vorschrift der Statuten wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß jedem Mitgliede über die Höhe des zu zahlenden Beitrags eine besondere Abrechnung zugehen wird.
Grevesmühlen, den 12. November 1891.

Die Direction.


Weiden=Auction.

Am Mittwoch, den 9. d. Mts., Vormittags von 9 1/2 Uhr ab, sollen auf dem Bahnhofe Grevesmühlen

etwa 80,000 Stück Bandstöcke
in verschiedenen Stärken,

und am Donnerstag, den 10. d. Mts., Vormittags von 9 Uhr ab, auf dem Bahnhofe Kleinen

etwa 5000 Bund 1= bis 3jährige
grüne Korbweiden

öffentlich meistbietend gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden.
Schwerin, den 2. Dezember 1891.

Großherzogliche Eisenbahn=Bau=Inspektion I.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Freitag, den 11. December d. J., Vormittags 11 1/2 Uhr, sollen in Torriesdorf einige alte Mobilien, als:

1 Tisch, 2 Schränke, 2 Stühle, 1 Lade etc.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 7. December 1891.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 96 Seite 3]

Holz=Auction Nr. 3.

Am Donnerstag, den 17. December, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden:

Aus den Duvenester Tannen.

    121 Stück Kiepentannen = 28,28 Festmeter,
      26 Stück Kiefernstangen I. und II. Cl.,
      40 Rmet. kiefern Kluft,
    120 Rmet. kiefern Knüppel,
      80 Rmet. kiefern Rodestämme,
ca. 10 Fuder kiefern Pollholz,
Schönberg, den 6. December 1891.

                                                    Der Oberförster.
                                                    C. Hottelet.


Die grossartigsten
Gewinn-Chancen

bietet unbedingt die neue 301. Hamburger Geldverlossung! Schon in der 1. Classe, deren Ziehung unbedingt am 10. Decbr. ist, beträgt der Hauptgewinn

50,000 Mark.

In den ferneren Ziehungen befinden sich Gewinne von eventuell 500,000, 300,000, 200,000, 100,000, 75,000, 70,000, 65,000, 2 à 60,000, 55,000, 40,000, 30,000, 8 à 15,000, 26 à 10,000 M. etc. Bekanntlich ist unser Geschäft ganz besonders von Fortuna begünstigt, als Beweis mag gelten, daß wir außer vielen andern Haupttreffer in kurzer Zeit 3 mal die Hauptprämie von je ca. 300,000 M. und das große Loos von 200,000 Mk. unsern Kunden ausgezahlt haben.
Zu der obigen 1. Ziehung empfehlen daher:
    Ganze Original-Loose à 6 Mk.
    Halbe Original-Loose à 3 Mk.
    Viertel Original-Loose à 1,50 Mk.
Indem wir Aufträge recht bald erbitten, bemerken wir noch, daß wir Solche unter Nachnahme ausführen, auch amtlichen Verloosungsplan beifügen und sofort nach jeder Ziehung jedem Kunden unaufgefordert die amtliche Gewinnliste übersenden.

Mindus & Marienthal,
Haupt=Kollecteure, Hamburg.


Flechtenkranke

versäumen nicht, das von Rolle, Hamburg, St. Pauli, Neuer Pferdemarkt 16, herausgegebene und nur daselbst zu beziehende Buch zu lesen. Preis M. 1,50.
Mit Freuden berichte ich Ihnen, daß die Flechten immer mehr verschwinden und ich gute Hoffnung habe, von Ihnen geheilt zu werden; wollen Sie, bitte, bei Ihrem Apotheker Medikamente zum inneren und äußeren Gebrauch für mich bestellen. Bergerhütte bei Freienohl, C. Schleifstein.


Diedrich Teschau,
Lübeck, Breitestr. 24.
Specialgeschäft in
Messerwaaren,
Waffen, Barometer- und Thermometer.
Reparaturwerkstatt. Hohlschleiferei.


Empfehle mich zum Schneidern, sowie zu allen vorkommenden Näharbeiten.

                                                    C. Badstein.


Zu meinem großen Bedauern ist es mir nicht möglich gewesen, bei meinem Scheiden aus der lieben Schönberger Gemeinde von Allen, denen ich habe näher treten dürfen, persönlich Abschied zu nehmen. Die Gemeinde in Stadt und Land, an der ich von vornherein so gern und mit Dank gegen Gott meines Amtes gewartet habe, ist meinem Herzen sehr teuer geworden und ich habe es oft schmerzlich empfunden, daß ich ihr nicht mit Gottes Hülfe habe mehr sein und mehr leisten können. Um so tiefer bin ich beschämt durch alle unvergeßlichen Beweise der Liebe und Anhänglichkeit, die mir von so vielen Seiten, sichtbar und hörbar, zumal in der letzten Zeit zu teil geworden sind und die mir den Abschied noch schwerer gemacht haben, als er ohnehin gewesen wäre.
Es ist mir ein innerstes Bedürfniß, allen lieben Gliedern der Gemeinde, wie meinen teuren Mitarbeitern, nochmals für alle erfahrene Liebe u. Treue innigen Dank zu sagen und ihnen allen, in allen Ständen, alt und jung, in Stadt und Land, ein herzliches Lebewohl zuzurufen. Wolle der Herr in Seiner Gnade die ganze Gemeinde segnen, vor allem mit Seinem reichen geistlichen Segen an himmlischen Gütern, daß sie in allen Gliedern an Ihn, der unser Haupt ist, hinanwachse, daß Sein Friede in allen Häusern wohne und das Gebet zu Ihm in Allen eine Macht des Lebens werde und Sein Wort des Heils Aller Herzen erleuchte und selig mache!
Er lasse auch die mir so werthen Vereine, denen ich viel Dank schulde, immer mehr eine gedeihliche Wirksamkeit entfalten, Ihm zur Ehre und zum Wohl und zur Freude der Gemeinde!
Er segne vor allem die treue Arbeit Seiner Diener, auch meines lieben Nachfolgers, in Kirche und Schule an Aller Seelen!
Euch alle, ihr lieben Glieder der Schönberger Gemeinde, befehle ich Ihm und dem Wort Seiner Gnade, der da mächtig ist, auch zu erbauen und das Erbe zu geben unter Allen, die geheiligt werden.

                                                    C. Langbein, Pastor.


Feuerversicherungs=Verein
Mecklb. Kirchendiener u. Forstbeamten
Rechnungsablage pro 1890/91.
Einnahme:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Ausgabe:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Lübtheen, Octbr. 1891.                          
L. Hennings.
Rosenwanger.                       H. Ribcke.


Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß an die Gäste der Verpflegungsstation, welche für die genossene Verpflegung zu 4 Stunden Arbeit verpflichtet sind und von der Station aus zur Arbeit ausgesandt werden, für diese 4 Stunden kein Geld auszuhändigen ist. Vielmehr ersuchen wir, das für diese Pflichtarbeit zu zahlende Geld (pro Stunde 10 Pfg) binnen 8 Tagen nach geleisteter Arbeit an den Hausvater Hagen oder an den Stationsaufseher zu entrichten.

Schönberg i/M., den 25. November 1891.
Der Vorstand des Herbergs=Vereins des Fürstenth. Ratzebg.


Agenten gesucht

für einen leicht verkäufl. Artikel gegen gute Provision. - Offert, an Ad. Mehlhase in Bremen erbeten.


Zu einer Weihnachtsbescheeung für arme Kinder erbitten wir freundlichst Gaben aus der Gemeinde und ersuchen, solche uns gütigst bis zum 22. d. Monats zukommen zu lassen.

                          Kaempffer.             Krüger.
Schönberg, den 7. December 1891.                                                    


[ => Original lesen: 1891 Nr. 96 Seite 4]

Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Dritte Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung I
am Mittwoch, den 9. Decbr. 1891:
Josef von Egypten. Der in 3 Aufz. von Mèhûl.
Cavallerina Rusticana. Oper in 1 Afz. v. Mascagni.
Anfang 6 Uhr.                           Ende 9 Uhr.
Schwerin, den 3. December 1891.                                                    
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Am Dienstag, den 8. December im Saale des Herrn Boye

Grosses Concert.

Ausgeführt von der Lübecker Vereins-Kapelle unter Leitung ihres Dirigenten Fr. Hoffmann.

Anfang Abends 7 1/2 Uhr.

Entrée, im Vorverkauf beim Lohndiener Ratzeburg à Person 60 Pfg., an der Casse 75 Pfg.


Zur reichhaltigen
Weihnachts=
Ausstellung
ladet freundlichst ein                          
                                                                        Emil Hempel,
Schönberg.                                                    Buchbinder.


Weihnachts-Geschenke
für Damen, Herren und Kinder.
Größte Auswahl,             billigste Preise.
Glocksien & Evers.
Lübeck, Schlüsselbuden 20.


Feinsten
engl. Kuchensyrup,
ff. gem. Raffinade, Ia Weizenmehl,
Sultana, Succade, Orangeat,
Pottasche und sämmtliche
Gewürze
ganz und gemahlen in feinster Qualität empfiehlt
                                                    W. Wieschendorf,
                                                     Kaufmann.


Grosse Auswahl von:
Photographiealbum, Schreibmappen, Brieftaschen, Cigarrentaschen, Portemonnaie
empfiehlt billigst
                                                                        Emil Hempel,
Schönberg.                                                    Buchbinder.


Christbaum -
Confect

Kiste 440 Stück, reichhaltige Mischung M. 2.80, Nachnahme. Bei 3 Kisten 1 Präsent.

Friedrich Fischer, Dresden-N. 12.


Feinsten engl. Syrub
Succade, Orangeat, süsse und bittere Mandeln, Potasche, beste Eleme-Rosinen in schönster frischer Frucht empfiehlt billigstens
                                                    Aug. Spehr.


Kiepen-Tannen.

Am Donnerstag, den 10. d. M. habe mehrere Ladungen Kiepentannen am Bahnhof-Schönberg.

                                                    F. Lundwall.


Bibel, Gesangbücher, Jugendschriften, Kochbücher, Bilderbücher
empfiehlt in großer Auswahl                                                    
                                                                        Emil Hempel,
Schönberg.                                                    Buchbinder.


                          Prima Gerstgrütze,
                          Prima Weizenmehl,
                          Prima grüne Kocherbsen

empfiehlt                                                    J. F. Eckmann.


Zu Weihnachten für Landwirthe.
-----------------------------
Mecklenburgisches
Landwirthschaftliches
Taschenbuch
auf das Jahr 1892.
In Callico 2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). - In Leder 3 M. -
In Leder mit Papier durchschossen 4 M.

Pracktischer, bewährter Fach=Notizkalender, enthält u. A. das Statut der mecklenburg. Berufsgenossenschaft für Kranken u. Unfall=Versicherung der land= und forstwirthschaftlichen Arbeiter.

In allen Buchhandlungen zu haben
Hinstorff'sche Hof-Buchhandlung Verlagsconto
in Wismar.


In ca. 8 Tagen empfange ich noch einige LadungenBahnhof
bester böhmischer Salonkohlen,
die ich ab Bahnhof zu liefern billigstens empfehle.
                                                    Aug. Spehr.


Kanarienhähne,
Harzer Roller, à 3 M. und Weibchen à 50 Pfennig (Mecklenburg).
verkauft                                                    
                                                    D. Hempel.


Zu Ostern 1892 eine                          
Wohnung
zu vermiethen.                           Schönberg, Sabowerstr. Nr. 23.


Pastor Krüger wohnt bis zum 19. d. M. noch bei Herrn Aug. B. Schleuß in der Hinterstraße.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 96 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 96 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. December 1891.


Im Finanzausschuß der Kammer der Abgeordneten zu München klärte der Ministerpräsident Frhr. v. Crailsheim, die Regierung stimme mit den Vorrednern darin überein, daß zunächst keine Ermäßigungen der Eisenbahntarife einzuführen seien. Die Retourbillets seien abzuschaffen und den Schnellzügen möglichst die dritte Klasse einzufügen. Den Zonentarif wolle er nicht, die Arbeiterkarten würden allgemein gebilligt. Eine endgiltige Regelung der Tarife sei erst möglich, wenn man wisse, was Preußen in dieser Hinsicht zu thun beabsichtige. Der Minister glaubt, daß in den nächsten zwei Jahren eine Ermäßigung seitens Preußens kommen werde, welche mit Einverständniß der deutschen Bahnen erfolgen würde, dem auch die bayerischen Bahnen dann beitreten dürften. Die Erfahrungen mit dem Zonentarif in Oesterreich=Ungarn seien nicht verlockend.
Die Polen bereiten jetzt aller Orten Volksversammlungen vor, um für die Einführung der polnischen Sprache in den Unterricht auch in Westpreußen Propaganda zu machen!
Wie ein Wiener Blatt mittheilt, wird die Kronprinzessin=Wittwe Erzherzogin Stefanie einen großen Theil des Winters auf Sicilien zubringen und diese Insel bereisen. Vorher wird sie einige Zeit an der Riviera verweilen.
Die Leichen des Erzherzogs Heinrich von Oesterreich und seiner Gemahlin, der Freifrau von Waideck, werden nach Bozen überführt; dort soll mit Genehmigung des Kaisers die gemeinsame Beisetzung in der erzherzoglichen Gruft erfolgen. Der Erzherzog Heinrich hatte sein Leben bei dem "Gresham" in Wien für 500 000 Frks. versichert, welcher Betrag seiner Tochter, der Baronesse Waideck zufallen wird. Sein versiegeltes Testament wird in Wien vom Kaiser persönlich geöffnet werden.
Der Präsident des Schweizer Bundesraths, Welti, ist in einer am Dienstag in Basel abgehaltenen, von 2000 Personen besuchten Versammlung mit einer großen Rede für die Verstaatlichung der Centralbahn eingetreten. Er betonte dabei, daß der Rückkauf der Bahn im Hinblick auf die schweizerische Zoll= und Frachtpolitik, im Interesse der Concurrenzfähigkeit der Industrie und des Handels gegenüber dem Ausland, sowie wegen der volkswirthschaftlichen Unabhängigkeit der Schweiz dringend geboten sei.
Auf der ganzen Strecke, welche die russische Kaiserfamilie von der Krim nach Petersburg zurücklegte, hatten sich zahlreiche Landleute auf den Stationen eingefunden, um dem Zaren Bittschriften zu überreichen und ihn um Hülfe gegen die Hungersnoth anzuflehen. Aus der Provinz wird gemeldet, daß in manchen Ortschaften die Bauern die Heuschober der Grundeigenthümer in Brand stecken und daß in Folge der Zügellosigkeit, welche mehr und mehr unter den Bauern einreißt, Unruhen zu befürchten seien.
Ueber den Eindruck, welchen die Rede des deutschen Reichskanzlers in Petersburg machte, wird von dort noch gemeldet: "Nachdem der Wortlaut der Rede des Reichskanzlers von Caprivi hier bekannt geworden war, verstärkte sich der tiefe Eindruck, welchen dieselbe auf die hiesigen Regierungskreise und die gesammte öffentliche Meinung hervorgerufen hat, noch um ein Bedeutendes. Man kann behaupten, daß seit langen Jahren keine öffentliche Kundgebung aus Centraleuropa sich hier so allgemeinen Beifalls und ungetheilter Zustimmung zu erfreuen gehabt hat."
Aus St. Petersburg wird berichtet, daß der Minister v. Giers alsbald nach seiner Rückkehr dem deutschen Botschafter v. Schweidnitz einen Besuch gemacht habe, der länger als eine Stunde gedauert hat.
In Berlin ist der russische Staatsrath Pleske, der Direktor der Kreditkanzlei, angelangt, "um Aufklärungen über die Finanz= und Wirthschaftslage des Zarenreichs zu geben." (Wo und wem?) Zugleich fährt die St. Petersburger "Börsenzeitung", das Organ des Finanzministers Wyschnegradski, mit Artikeln fort, die Sympathie für Deutschland ausdrücken und die von dem Minister v. Giers in Berlin erzielten Erfolge als bedeutend hinstellen. Halte die Tasche zu, Michel!
Russische Zeitungen behaupten, deutsche Bankhäuser hätten Anerbieten für eine neue russische Eisenbahnanleihe eingereicht. Kaum zu glauben ist aber, daß ein Deutscher Rußland noch eine Mark borgen sollte.
In St. Petersburg tritt ferner, aber neuerdings mit aller Bestimmtheit, das Gerücht auf, daß die Regierung wegen des zunehmenden Nothstandes gezwungen sei, eine neue Anleihe aufzunehmen. Der Finanzminister soll bereits mit französischen Finanzleuten die darauf bezüglichen Verhandlungen eingeleitet haben. Nach dem Kurssturz, den die letzte russische Anleihe bereits erlitten hat, darf man auf den Erfolg dieser Bemühungen gespannt sein.
In Folge des Nothstands kommen auch von den ohnehin schon überschuldeten Gütern des russischen Adels noch mehr zur Zwangsversteigerung als in normalen Jahren. So sind gegenwärtig allein im Kolowschen Kreise wegen Nichtzahlung der Zinsen an die Adelskasse 19 Güter zum Verkauf bestimmt.
In China sieht's schlimm aus. Nach einer in London eingegangenen amtlichen Depesche stehen die Rebellen 300 engl. Meilen von Peking auf welches sie von Nordosten vorrücken. Mehrere Tausend Mann Reichstruppen marschieren ihnen entgegen, was aber wenig nützen wird. Die meisten Londoner Blätter dringen auf entschlossenes gemeinsames Vorgehen der europäischen Mächte zum Schutz der Europäer in China. Das diplomatische Corps in Peking bereitet sich zur Uebersiedelung nach der Hafenstadt Tientsin vor, wo europäische Kriegsschiffe ankern. Zur Vertheidigung Pekings sind kaum 8000 Mann regulärer Truppen vorhanden, so daß schleunigst Marinetruppen herbeigezogen werden müssen.
Der chinesischen Gesandschaft in Paris ist eine amtliche Depesche aus Peking zugegangen, durch welche die bereits bekannten Einzelheiten der in der Mongolei verübten Metzeleien im Wesentlichen bestätigt werden. 300 bis 500 christliche Eingeborene, darunter mehrere Priester und ein mongolischer Prinz, außerdem mehrere dem Christenthum nicht angehörige Eingeborene seien getödtet worden. Die Kirchen seien geplündert und in Brand gesteckt worden. Die von der Regierung entsandten Truppen hätten am 25. v. M. den Aufständischen eine Niederlage bereitet. Die verschiedenen Truppenabtheilungen rückten von mehreren Seiten gegen den Herd der Unruhen vor.
Kaiser Dom Pedrro von Brasilien feierte am 2. December in Paris seinen 75. Geburtstag. Er war seit einigen Tagen wieder schwer leidend. Zu dem alten Uebel ist eine heftige Erkältung getreten, der er am 5. d. M. erlag.
Der Indianerstamm der Apachen in Assigna befindet sich auf dem Kriegspfad. Die Indianer brennen die Ansiedelungen der Weißen nieder und tödten die Farmer. Die Weißen bewaffnen sich, die Landesregierung hat bereits reguläre Truppen nach dem Schauplatz des Aufstandes entsandt.
Das "Berl. Tagebl." entnimmt einem ihm zur Verfügung gestellten Briefe vom 2. Sept. Folgendes: Emin Pascha ist seit drei Monaten am Albert Nyansa. Auf die Kunde von seiner Annäherung waren ihm die in der Aequatorialprovinz zurückgebliebenen Truppen entgegenmarschirt. Er ist in der Lage, an der Spitze eines streitbaren Heeres von 9000 Mann jedem Feinde entgegenzutreten.


- Schönberg. Am Sonntag wurde in hiesiger Kirche in Gegenwart des zum Großherzoglichen Commissarius bestellten Herrn Drosten Kammerherrn von Oertzen der Herr Pastor Krüger durch den Herrn Superintendenten Langbein aus Neustrelitz in sein Amt eingeführt.
- Schönberg. Das Reichs=Postamt richtet auch

[ => Original lesen: 1891 Nr. 96 Seite 6]

in diesem Jahre an das Publikum das Ersuchen, mit den Weihnachtssendungen bald zu beginnen, damit die Packetmassen sich nicht in den letzten Tagen vor dem Feste zu sehr zusammendrängen, wodurch die Pünktlichkeit in der Beförderung leidet. - Die Packete sind dauerhaft zu verpacken. Dünne Pappkästen, schwache Schachteln, Cigarrenkisten u. s. w. sind nicht zu benutzen. Die Aufschrift der Packete muß deutlich, vollständig und haltbar hergestellt sein. Kann die Aufschrift nicht in deutlicher Weise auf das Packet gesetzt werden, so empfiehlt sich die Verwendung eines Blattes weißen Papiers, welches der ganzen Fläche nach fest aufgeklebt werden muß. Bei Fleischsendungen und solchen Gegenständen in Leinwandverpackung, welche Feuchtigkeit, Fett, Blut u. s. w. absetzen, darf die Aufschrift nicht auf die Umhüllung geklebt werden. Am zweckmäßigsten sind gedruckte Aufschriften auf weißem Papier. Dagegen dürfen Formulare zu Post=Packetadressen für Packetaufschriften nicht verwendet werden. Der Name des Bestimmungsorts muß stets recht groß und kräftig gedruckt oder geschrieben sein. Die Packetaufschrift muß sämmtliche Angaben der Begleitadresse enthalten, zutreffendenfalls also den Francovermerk, den Nachnahmebetrag nebst Namen und Wohnung des Absenders, den Vermerk der Eilbestellung u. s. w., damit im Falle des Verlustes der Begleitadresse das Packet auch ohne dieselbe dem Empfänger ausgehändigt werden kann. Auf Packeten nach größeren Orten ist die Wohnung des Empfängers, auf Packeten nach Berlin auch der Buchstabe des Postbezirks (C., W., S.O. u. s. w.) anzugeben. Zur Beschleunigung des Betriebes trägt es wesentlich bei, wenn die Packete frankirt abgeliefert werden. Das Porto für Packete ohne angegebenen Werth nach Orten des Deutschen Reichs=Postgebiets beträgt bis zum Gewicht von 5 Kilogramm: 25 Pf. auf Entfernungen bis 75 Kilometer (10 Meilen), 50 Pf. auf weitere Entfernungen.
- Güstrow. Tablau der diesjährigen vierten ordentlichen Schwurgerichtsperiode.
Montag, 7. Dec. Dienstmädchen Martha Hertel=Breslau: §§ 154, 157, 74,164 und 165 Str.=G.=B. (Meineid und falsche Anschuldigung) - Zimmermann Herrm. Schütt=Schwerin: §&Sect; 2503, 252, 242 und 74 (Raub und Diebstahl).
Dienstag, 8. Dec. Knechte W. Götz und Kilikowski=Sandhagen: §§ 315 und 47 (Ingefahrbringen eines Eisenbahnzuges) - Schnitter Paul Gille=Zielenzig: §§ 176, 177, 43 und 73 (Nothzuchtsversuch).
Mittwoch, 9. Dec. Arbeiterwittwe Dorethea Wangelin und Meier Heinrich Thormann=Suckow: §&Sect; 242 und 74 (Meineid, Hehlerei und Diebstahl).
Donnerstag, 10. Dec. Knecht Friedr. Wolf=Bützow: §§ 226 event. 223a (Körperverletzung mit tödtlichem Ausgange).
Freitag, 11. Dec. Dienstmädchen Marie Sommer=Forst: § 206 2 (Brandstiftung.) - Bäckergeselle Felix Meincke=Dassow: §§ 177 und 43 (Nothzuchtsversuch).
Sonnabend, 12. Dec. Arbeiter Heinr. Brümmer=Wismar: §&Sect; 177 und 43 (Nothzuchtsversuch). - Knecht Boldt=Hoh. Viecheln: § 177 (Nothzucht.)
- Als im Jahre 1890 die Insel Helgoland in deutschen Besitz überging, wurde der Kapitän z. S. Wilhelm Geiseler zum Gouverneur derselben ernannt. Vor zwei Monaten nahm er seinen Abschied und siedelte zu dauerndem Aufenthalte nach Berlin über, wo er sich in der letzten Zeit häuslich einrichtete. Am Ende voriger Woche erkrankte er nun leider an der Influenza und starb soeben nach kurzem Krankenlager.
- Nach den vom Konkursverwalter aufgestellten Status betragen die Activen der falliten Firma Hirschfeld & Wolff in Berlin 6 3/4 Millionen Mk. , die Passiven 8 Millionen Mk., Depots fehlen in Höhe von 6 1/2 Millionen Mk.
- Unter dem Titel "Die Stimme des Herrn auf den Wassern" sind soeben die während der Nordlandsfahrten des Kaisers gehaltenen Schiffspredigten veröffentlicht worden. Der evangelische Feldpropst D. Richter ist Verfasser dieser Predigten, die vom Kaiser nur verlesen wurden.
- Wegen Beleidigung des Kronprinzen des Deutschen Reichs ist der Maler Heinrich Heiligendorf zu Berlin zu acht Monaten Gefängniß verurtheilt worden.
- In Berlin sind weibliche Setzerinnen in Buchdruckereien in Folge des Setzer=Ausstandes vielfach eingestellt worden und bewähren sich gut. Namentlich stellt von diesen Süddeutschland eine große Zahl, wo schon seit Jahren weibliches Setzer= und Lehrlingspersonal beschäftigt wird. Für je zwei Setzer arbeiten drei Setzerinnen, die natürlich auch geringere Arbeitslöhne erhalten.
- In Potsdam wurde der Zahntechniker (früherer Barbier) Gustav Strietzel, welcher eine Frau übermäßig narkotisirt und ihr während der Betäubung 13 Zähne ausgezogen hatte, wegen fahrlässiger Körperverletzung, unter Außerachtlassung von Berufspflichten, zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Arzt, welcher bei seiner damaligen Zuziehung zur Chloroformierung diese widerrathen hatte, stellte noch nachträglich eine Chloroformvergiftung fest.
- Der großartige Neubau des Hamburger Stadthauses ist jetzt nahezu vollendet. Von der monumentalen Eingangspforte, Ecke Neuerwall und Stadthausbrücke fiel am Donnerstag die Hülle. In dem großen Portalschilde stehen in goldenen Lettern die Worte: Salus populi suprema lex (das Wohl des Volkes sei die oberste Richtschnur).
- Die kaiserliche Werftverwaltung in Kiel beabsichtigt ein großartiges Unternehmen ins Werk zu setzen, nämlich gegenüber der Stadt Kiel, eine eigene ausgedehnte Arbeiterkolonie zu gründen. Es sollen zunächst 250 Doppelhäuser zum Preise von je 13 000 Mk. errichtet werden; die Gesammtausgabe für die Anlage wird sich auf 3 400 000 Mark beziffern. Das Areal wird groß genug sein, um jede Wohnung mit einem Gartengrundstück für Gemüse= und Kartoffelbau zu versehen. Die Wohnungen selbst sollen so geräumig eingerichtet werden, daß in ihnen noch ein oder zwei Einlogierer untergebracht werden können. Es sollen auf diese Weise den Arbeitern einerseits gesunde und billige, anderseits der Arbeitsstätte nahegelegene Wohnungen geschaffen werden, so daß durch den Weg vom Haus zur Werft und zurück, den Leuten nicht die knapp bemessene Zeit zur Ruhe verkürzt wird.
- In Bremen ist im Alter von 60 Jahren der durch seine größeren epischen Werke in weiteren Kreisen bekannt gewordene Dichter Eduard von Cölln gestorben.
- Ein großartiges Project zur Ausnützung der ungeheuren Wasserkräfte des Rheins zur Gewinnung elektrischer Beleuchtung wurde soeben von Ingenieur Kretz aus Mannheim entworfen. Es handelt sich darum, die Wasserkräfte des ganzen Oberrheins, von der schweizerischen Grenze (Basel) bis Mannheim für die Gewinnung electrischer Kräfte auszunutzen. Die Ausführung des Planes lehnt sich an die großartige Anlage bei Rheinfelden, deren Kraftgewinnung zu gleichen Teilen der Schweiz und Baden zu gute kommt, an. Es soll ein Kanal längs des Rheines angelegt werden, dessen Wasserstand von dem des Rheines unabhängig ist, resp. von dem Hochwasser des letzteren nicht beeinflußt wird. Dieser Industriekanal soll ein entsprechendes Gefälle haben, um so viele und große Turbinen zu treiben, wie erforderlich sind, um nicht nur alle in der Nähe des Rheines liegenden Ortschaften, sondern auch den ganzen Schwarzwald und die Rheinebene mit elektrischer Kraft zu industriellem und landwirthschaftlichem Betriebe zu versehen.
- Wie aus dem Rheingau berichtet wird, erntete die königl. Domaine in dem berühmten "Steinberg" auf etwa hundert Morgen Weinbergen ganze 3 1/2 Stück Wein. In Vollen Jahren wachsen auf der gleichen Fläche etwa 100 Stück.
- Im berühmten Kurort Wildbad im Schwarzwald, wo elektrische Beleuchtung eingerichtet werden soll, berechnet man die Kosten für eine unterirdische Leitung auf 400 000 Mk.; man gedenkt indessen, die Leitung oberirdisch anzulegen, um dadurch 160 000 Mk. zu ersparen.
- Ein in Oppeln am Sonntag mit dem Breslauer Personenzug eingetroffener Herr wurde beim Umsteigen von einer Rangiermaschine erfaßt und ihm in Gegenwart seiner Gattin der Kopf vom Rumpfe getrennt.
- Während in Salzburg, dem Geburtsorte Mozarts, schon im Juli eine vorläufige, großartige Centenarfeier dem großen Tonkünstler zu Ehren stattfand, veranstaltete die Königl. Oper in Berlin am 30. September eine Jubiläumsvorstellung der

[ => Original lesen: 1891 Nr. 96 Seite 7]

"Zauberflöte", welche neu einstudirt in Scene ging. Die Zauberflöte ist das Werk, das Mozart mit einem Schlage in Deutschland populär machte. Er selbst konnte sich an dem Erfolge der Oper nicht lange erfreuen, schon einige Wochen nach der ersten Aufführung derselben, starb der durch Ueberanstrengung körperlich und geistig aufgeriebene große Meister in Wien am 5. December 1791. Joh. Chrysostomus Wolfgang Amadeus Mozart war am 27. Januar 1756 zu Salzburg geboren, wo sein Vater, ein bedeutender Künstler Vicekapellmeister war. Das Geburtshaus ist das Haus Nr. 9 in der Getreidegasse der alten Bischofsstadt. Wolfgangs Geburtszimmer, im dritten Stock gelegen, von der Mozartstiftung gemiethet und dem Publikum seit 1880 geöffnet, birgt alle möglichen Mozart=Reliquien, Porträts etc. Das erste öffentliche Auftreten Mozarts geschah an den Höfen zu München und Wien, wo der sechsjährige Knabe mit seiner Schwester Maria Anna, welche ebenfalls sehr talentvoll war, vor glänzender Versammlung ihr erstes Konzert gaben, das allgemeine Bewunderung erregte. Dann folgten Kunstreisen durch die Hauptorte Süddeutschlands, nach Paris, London und Holland. Im Jahre 1769 wurde er, der Dreizehnjährige, zum Konzertmeister in Salzburg ernannt, welche Stellung er 1781 aufgab und sich darauf in Wien niederließ, wo er sich mit Konstanze Weber verheirathete, und vom Kaiser Joseph zum Kammermusikus ernannt wurde. Trotz allen Beifalls, den seine Kompositionen fanden, brachten sie nur geringen Ertrag, so daß die Sorgen für seinen von vielfachen Krankheiten heimgesuchten Hausstand ihn zu früh dahinrafften. Die Muse der Töne hat dem großen Künstler längst den Kranz der Unsterblichkeit gereicht, und noch heute, wie vor hundert Jahren, entzücken seine Opern "Don Juan", "Figaros Hochzeit", "Entführung aus dem Serail" etc., sowie unzählige Kompositionen für Klavier, Orchester und Gesang, Quartette und Sonaten die Ohren und Herzen der Hörer. Es ist und bleibt mit Haydn und Beethoven der Heros der klassischen Richtung unserer Musik.
- Dieser Tage fand sich im Allgemeinen Krankenhaus zu Wien ein Mann ein, dem das Blut über das Gesicht herabrann. Bei näherer Untersuchung fanden die Aerzte zu ihrem nicht geringen Erstaunen im Kopf desselben fünf eiserne drei Zoll lange Nägel, die derselbe sich mittelst eines Hammers in selbstmörderischer Absicht in den Kopf getrieben hatte. Der Unglückliche zeigte Spuren von Geistesstörung. Es gelang, sämmtliche Nägel zu entfernen und nach dem Ausspruch der Aerzte ist der Zustand des Mannes ein außerordentlich schwerer, jedoch kein absolut hoffnungsloser.
- In Ajaccio hatte ein junger Postbeamter mit einer 25jährigen Corsin ein Liebesverhältniß angeknüpft. Später nach Marseille versetzt, vergaß der Mann seiner Geliebten und verlobte sich dort mit einem anderen Mädchen. Die Corsin erfuhr es und begab sich ungesäumt nach Marseille. Dort lauerte sie dem Bräutigam auf und traf ihn, seine Verlobte am Arm. Mit zwei Schüssen streckte sie den Bräutigam todt zu Boden.
- Eine ausgezeichnete Ernte gab es im sibirischen Gouvernement Jeniseiks. Es fehlt aber völlig an Transportmitteln, und man verwendet daher Brotkorn als Viehfutter.
- Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, zerstörte eine schreckliche Feuersbrunst in Aidin (Kleinasien) das ganze Judenviertel. 200 Häuser und 2 Synagogen wurden eingeäschert und 8 Personen kamen bei dem Brande um, während mehrere Verletzungen erlitten.
- Graf Eduard Romero, der reichste Cavalier Portugals, hatte zwanzigtausend Fr. gewettet, daß er eine von der bekannten Schulreiterin Jenney Weiß (Baronin Rahden) im Cirkus gezeigte Bravourleistung ebenfalls ausführen werde. Diese Leistung verlangt nämlich, daß der Reiter sich mit dem Kopfe abwärts hinten überwerfe, während das Pferd auf den Hinterbeinen aufrecht marschiert. Am Freitag wurde nun in Lissabon die Wette ausgetragen, das Pferd verlor aber dabei das Gleichgewicht, fiel auf den Rücken, wobei es den Grafen erdrückte und ihm mit dem Sattelknopf den Leib in einer Länge von 15 Centimetern aufriß. Der Graf starb nach eintägigen furchtbaren Qualen.
- Für Heiratskandidaten! Ein Newyorker Journallist stellt aus Anlaß des vielbesprochenen Falles, daß wieder einmal eine reiche Amerikanerin einen eingewanderten armen Teufel geheiratet hat, eine Statistik der reichen Frauen und Jungfrauen Amerikas auf. Seiner Berechnung zufolge giebt es im Lande der Dollars 40 verwittwete Millionärinnen, deren Gesamtvermögen auf 215 Millionen Dollars geschätzt wird; 15 alte und alternde Jungfrauen haben nicht weniger als 125 Millionen Dollars; dabei ist es sogar möglich, daß Fräulein Mary Garrett, eine der reichsten von allen, gar nicht eingerechnet ist. Nach der Ansicht des Journalisten ist Frau Hattie Green in New=York die reichste Frau in Amerika. Sie besitzt ungezählte Millionen, kleidet sich dabei aber so einfach, daß sie noch nie in einem Kleide gesehen worden ist, welches mehr als 15 Dollars werth gewesen wäre. Sie besitzt ganze "Säcke" von Diamanten, trägt aber nie einen Edelstein; sie kauft dieselben nur, um sie vortheilhaft wieder zu verkaufen. Die reichste Schauspielerin in den Vereinigten Staaten ist die Lotta, die in den letzten 25 Jahren ein unermeßliches Vermögen erworben hat. Ein Newyorker Unternehmer geht mit der genialen Idee um, diese reichen Weiber zu veranlassen, ihre 500 Millionen Dollars in einen Topf zu werfen und ein großartiges Geschäfts=Unternehmen zu begründen. Er wird seinen schönen Plan wahrscheinlich nicht zur Ausführung bringen können, wahrscheinlich wird aber noch die eine oder die andere der steinreichen Damen einen bescheidenen Hausstand gründen, wenn es auch wenige dem Frl. Crowell in Brooklyn, einer vielfachen Millionärin, nachthun werden, die vor einigen Tagen einen schwedischen Hauknecht, namens Nilsen heiratete.
- Gegen Warzen. Ein radikales Warzenentfernungsmittel giebt ein Werksbeamter aus Prävali zu Nutz aller mit solchem Uebel behafteten Menschen bekannt. Man kaufe sich frischen Salmiakgeist in der Apotheke und einen kleinen Pinsel. Nun lasse man mit dem Pinsel ein Tröpfchen Salmiakgeist auf die Warze fallen und lockere mittelst einer reinen Nadel die Haut der Warze auf, damit der Geist gut eindringen kann. Im Laufe des Tages bestreiche man noch einige Male die Warzen, und in ein paar Tagen fallen dieselben auf Nimmerwiederkehr ab.
- Der musikalische Wachtmeister. Wachtmeister (zu der zum Apell versammelten Escadron): "Vortreten, wer musikalisches Gehör hat!" (Nachdem ca. 25 Mann vorgetreten sind): "So viel brauche ich nicht - nur drei" (sucht sich drei heraus, welche ihm nochmals versichern, wirklich musikalisches Gehör zu haben): "So, Ihr drei seid um halb 9 Uhr an der Garnisonskirche und läutet die Glocken!"
- Frommer Wunsch. Hausmädchen (beim' Stiefelputzen): "O mein, o mein, die Menge Stiefel! . . . Wenn nur einmal der Herr Pfarrer Kneipp den Herrschaften das Stiefelputzen als besonders gesund erklären thät!"


Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1891 Nr. 96 Seite 8]

Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD