[ => Original lesen: 1891 Nr. 94 Seite 1] Bekanntmachung.
Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militairpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1891 stattfindet
am Mittwoch, den 9. December d. Js.,
Morgens 10 Uhr,
in Wismar
im Gastwirth Maiwaldt'schen Local "Zur Insel" vor dem Lübschen Thore.
Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 26, 7 der Wehr=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirke, welche im Jahre 1871 und früher geboren und mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
Es wird bemerkt, daß nach §. 23,2 der Wehrordnung zu rechnen sind:
1. zur seemännischen Bevölkerung.
a. Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind;
b. See=, Küsten= und Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben;
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind;
d. Maschinisten, Maschinistengehülfen und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.
2. zur halbseemännischen Bevölkerung:
e. Seeleute, welche als solche auf deutschen oder außerdeutschen Fahrzeugen mindestens 12 Wochen gefahren sind;
f. See=, Küsten= und Hafffischer, welche die Fischerei zwar weniger als ein Jahr aber gewerbsmäßig betreiben.
Schönberg, den 19. November 1891.
Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
In rumänischen Hofkreisen verlautet, daß Kaiser Wilhelm den Besuch, den ihm König Karl im Oktober in Potsdam abgestattet hat, erwiedern und im März nächsten Jahres nach Bukarest kommen werde. - Königin Elisabeth (Carmen Sylva) wird um die Mitte des December nach Bukarest zurückkehren.
Das dänische Königspaar, welches sich auf der Rückreise von Livadia nach Kopenhagen befindet, ist Sonntag zu einem kurzen Besuch am kaiserlichen Hof in Potsdam eingetroffen.
Ein Besuch der Königin=Regentin von Spanien am Berliner Hofe dürfte für nächstes Frühjahr zu erwarten sein. Die Königin, welche schon lange den Wunsch hegte, ihre österreichische Heimath wieder einmal zu begrüßen, wurde bisher durch den immer noch schwächlichen Gesundheitszustand des kleinen Königs verhindert, eine Reise ins Ausland zu unternehmen.
Die Köln. Ztg. meldet aus Berlin: Bei verschiedenen Besuchen der leitenden Staatsmänner beim Minister v. Giers betonte dieser wiederholt, daß allen amtlichen russischen Stellen der Gedanke einer Friedensstörung durchaus fernliege. Minister v. Giers habe in den hiesigen Kreisen die Ansicht bestärkt, daß er nach den jüngsten Unterhandlungen in Paris die Ueberzeugung gewonnen habe, daß man dort jeden Gedanken einer Friedensstörung von der Hand weise. Politische Abmachungen irgend welcher Art seien weder geplant gewesen noch erfolgt. Daran anschließend bespricht die "Köln. Ztg." die russische Finanzwirthschaft. Das Blatt sagt: Es sei naiv, anzunehmen, daß der Curssturz der russischen Werthe durch künstliche Mittel Wyschnegradski's aufzuhalten sei. Ebenso naiv seien die jetzigen Bemühungen Rußlands eine neue wirthschaftliche Annäherung an Deutschland zu suchen.
Nach Mittheilung des Herrn von Caprivi im Reichstage soll dem Landtage die Aufrechterhaltung der Beschlagnahme des Welfenfonds unter anderweitiger gesetzlicher Regelung der Verwendungszwecke vorgeschlagen werden.
Die Ente des "Deutschen Wochenblatts", daß der Reichskanzler amtsmüde sei, hat dieser selbst im Reichstag als eine solche gekennzeichnet. Nun ist es an Herrn Herrfurth, dem preußischen Minister des Innern, ein gleiches zu thun.
Die "Braunschweiger Landeszeitg." bringt eine Rede Bismarcks, welche derselbe anläßlich des am Freitag stattgehabten Empfangs der Deputation des Braunschweiger plattdeutschen Vereins bei Ueberreichung des Diploms als Ehrenmitglied gehalten hat. Der Fürst beklagte die Abnahme seiner Rüstigkeit; er gehe schwer an die Reise nach Berlin heran,
[ => Original lesen: 1891 Nr. 94 Seite 2]doch wenn es sein müsse, werde er ausprobieren, ob es gehe oder ob er verzichten müsse. Die Reichstagstheilnahme habe für ihn nur den Sinn, seine Pflicht als deutscher Bürger zu thun; wer glaube, daß er damit wieder ein Amt erringen wolle, überschätze seine Bescheidenheit und unterschätze sein Selbstgefühlt; es falle ihm nicht ein, eine Ministerstellung zu begehren.
Zu dem Bericht über den Empfang der Braunschweigischen Deputation durch den Fürsten Bismarck ist noch nachzutragen, daß der Fürst auch auf die Niederdeutschen zu sprechen kam und äußerte, daß der Wandertrieb der Niederdeutschen im Gegensatz zu der Seßhaftigkeit der Oberdeutschen stets ein starker gewesen sei. Schon in der frühesten Zeit seien die wandernden Stämme fast nur plattdeutsche gewesen, die Oberdeutschen hätten im Ganzen still gesessen, so die großen deutschen Wandervölker: Gothen, Burgunder, von denen zwar wenig Spuren erhalten seien. Was aber erhalten sei, sei plattdeutsch: die Vandalen, auch die kleineren Stämme, Rugier, Heruler, vor allen die Franken. Auch jetzt scheine der Trieb, nach Amerika auszuwandern, in den plattdeutschen Bezirken viel stärker zu sein. Es thue ihm leid, daß er nicht von Jugend auf mit diesen Sachen sich habe beschäftigen können, die oftmals mehr Interesse für ihn gehabt hätten, als die "hohe Politik." Er verstehe die plattdeutsche Sprache noch immer sehr gut, habe er doch bei seinen Spielen mit den Dorfkindern früher Plattdeutsch als Hochdeutsch gelernt. Auch halte er das Plattdeutsche noch immer lieb und werth und unterhalte sich gerne darin. Hierauf lud er die Abordnung zum Frühstück ein. An der Tafel nahmen auch die Fürstin, die Gräfin Rantzau mit ihren Söhnen, eine auf Besuch anwesende russische Fürstin nebst Tochter, Lothar Bucher, Dr. Chrysander und der Erzieher der Rantzauschen Kinder Theil.
Von einer großen Anzahl von Inhabern des Eisernen Kreuzes von 1870-71 ist dem Reichstag eine Petition mit Begründung zugegangen, dahin gehend, den Inhabern des Eisernen Kreuzes von 1870-71 vom Feldwebel abwärts, eine Ehrenzulage, und zwar den Inhabern des Eisernen Kreuzes 1. Classe eine solche von jährlich 450 Mk., denjenigen 2. Classe eine solche von jährlich 150 Mk., gewähren und die erforderlichen Mittel hierzu in den Reichshaushaltsetat einstellen zu wollen.
Da das Hamburger Budget pro 1892 mit einem Fehlbetrag abschließt, hat der Senat einen Zuschlag zur Einkommensteuer in Höhe von 20% beantragt.
An die Parlamente Oesterreich=Ungarns wird demnächst die Forderung einer namhaften Heeresverstärkung herantreten, deren Nothwendigkeit von militärischer Seite schon seit Jahr und Tag immer mehr betont und auch in weiten Kreisen klar erkannt wird. Wird auch die Tüchtigkeit der österreichischen Armee angezweifelt, so läßt die Truppenzahl derselben doch Raum für die bescheidensten Wünsche übrig. Es ist eine allbekannte Thatsache, daß seit 1868 die Armee unseres Nachbarstaates nicht um einen einzigen Mann verstärkt worden ist, während beispielsweise der Friedenspräsenszustand des russischen Heeres allein in den letzten 5 Jahren um rund 110 000 Mann zugenommen hat! Und während der Compagniestand in Frankreich sich auf 128-170 Mann beziffert, stellt sich derjenige Oesterreichs auf durchschnittlich 70 Mann. Es ist kein Wunder, wenn bei solchen Verhältnissen ganz offen der Verdacht ausgesprochen wird, "daß man an der Donau mehr auf die Kräfte seiner Bundesgenossen, als auf die eigenen zählt, und daß man dort den Dreibund für eine Art von Friedensversicherungsgesellschaft hält, die im Kriegsfall vollkommenste Gegenseitigkeit zu bethätigen habe.
Der Pariser Gemeinderath, der bekanntlich sehr roth "angehaucht" ist, hat wieder eine Großthat zu verzeichnen. Er hat für die streikenden Grubenarbeiter des Pas de Calais 10 000 Frks. bewilligt.
Wie aus Newyork gemeldet wird, hat die französische Regierung dort ganz enorme Aufkäufe von Getreide gemacht. Es würde dies Niemandem auffallen, da zum Transport nur englische Dampfer verwandt werden, die in den Schiffslisten für "Queenstown for order" versegelt und klariert veröffentlicht werden, während den Kapitänen kurz vor der Abfahrt der Befehl zukommt, nach Dünkirchen, Havre oder Rochelle zu fahren. So groß sind die schon transportirten Massen, daß, wie ein englischer Kapitän berichtet, der Regierung jetzt schon der Lagerraum fehlt und das ausgeladene Getreide auf den Piers keimt. Er fügte hinzu: "Ich glaube, Sie setzen voraus, bald in einen Streit mit Deutschland verwickelt zu werden, und da sie sich nicht sicher fühlen, was unsere Marine thun wird, wollen sie für alle Fälle verproviantirt sein." - Wenn nun auch diese Aussicht der britischen Theerjacke nicht die richtige zu sein braucht, so verdient die Thatsache doch Erwähnung.
Petersburger Blätter geben offen zu, daß die jüngste russische Anleihe gescheitert sei. Es wird jetzt darüber aus Paris berichtet, daß der russische Finanzminister Wyschnegradski sich im Besitze etwa der Hälfte sämmtlicher Anleihestücke befinde und dieselbe zu verpfänden suche.
Schon wieder sollen die russischen Grenzgarnisonen eine bedeutende Verstärkung erhalten, die schon bis zum 1. Januar alten Stils vollständig durchgeführt sein soll. Der "Posener Ztg." wird hierüber des Näheren geschrieben: Es werden nicht nur die vorhandenen Garnisonorte stärker besetzt, sondern Militär kommt auch an besonders nahe der Grenze belegene Orte, die bisher keine Garnison hatten, wie nach Wirballen, Wysztyten, Wladislawowa, Garden und Tauroggen. Etwas weiter von der Grenze zurückgelegenen Garnisonstädte, wie Marjampol, Kalwarya, Kowno u. A. sind mit Militär und Kriegsmaterial überfüllt; letzterer Ort ist im letzten Jahrzehnt zu einer Festung und zu einem Waffenplatz ersten Ranges ausgebaut worden. Die an die Grenze gelegten Truppen rekrutieren sich hauptsächlich aus Kosaken und asiatischen Völkerschaften, während die einheimischen, namentlich die polnischen Militärpflichtigen, in der Regel nach Kaukasien und bis an die chinesische Grenze in Garnison kommen. Auch die Grenzwachthäuser haben namentlich an berittenen Mannschaften Verstärkungen erhalten. Wie es heißt, erfolgt die Truppenverlegung wegen des Nothstandes in den östlichen und südlichen Bezirken und soll später wieder eine Zurückziehung erfolgen. Derselbe Grund wurde aber auch im Jahre 1888 vorgeschoben, ohne daß bis heute eine Zurückziehung erfolgt wäre.
Petersburger Zeitungen wird bestätigt, daß im Kaukasus massenhaft Getreide liegt und verfault, weil keine Wagen zum Transport vorhanden sind. Wie würde es auf den russischen Eisenbahnen wohl erst im Kriegsfalle aussehen?
Aus China kommen fortgesetzt recht böse Nachrichten. Ein an 10 000 Mann starker Haufe von Aufständischen zieht auf Peking, wo es an Truppen zur Bekämpfung fehlt. In Kingschu wurden die gesammten chinesischen Christen von dem wüthenden Pöbel erschlagen. Die Schiffe der fremden Mächte erhielten Befehl, zum Schutze der Europäer in den Hafenstädten sich bereit zu halten.
- Schönberg. Pastor Langbein, der bekanntlich demnächst als Präpositus nach Stargard geht, hielt hier am letzten Sonntag vor der zahlreich versammelten Gemeinde seine Abschiedspredigt. Nach dem Gottesdienst übergab eine dazu erwählte Commission dem Scheidenden Pastor zwei kostbare Bilder, die vier Temperamente darstellend, zur Erinnerung an seine segensreiche Thätigkeit in der hiesigen Kirchengemeinde, aus deren Mitte die Kosten dieser Bilder zusammengebracht waren. Sodann überbrachte eine Deputation des hiesigen Gewerbevereins, dessen Vorsitz Pastor Langbein führte, ihm ein silbernes Schreibzeug. Am Montag Abend 7 1/2 Uhr feierten die Mitglieder des hiesigen Gesangvereins "Teutonia" den Pastor Langbein durch einen Fackelzug, und später vereinigten sich dieselben zu einem Abschieds=Commers im Boye'schen Saale, an welchem Pastor Langbein und außerdem Freunde und Bekannte desselben theilnahmen.
- Schönberg. Ein schreckliches Unglück ereignete sich am Sonnabend auf dem hiesigen Bahnhofe. Als Nachmittags der Zug aus Mecklenburg auf dem hiesigen Bahnhofe einfuhr, wollte der Wagenschmierer kurz vor dem Halten, also wie der Zug noch in Bewegung war, denselben verlassen, um wie gewöhnlich die Achsen zu schmieren; er muß beim Aussteigen fehlgetreten haben oder ausgeglitten sein, genug
[ => Original lesen: 1891 Nr. 94 Seite 3]er fiel, kam unter die Räder und wurde sofort, ohne einen Laut von sich zu geben, getödtet. Gänzlich verstümmelt lag er, wie der Zug zum Stehen kam, zwischen den Schienen. Der Verunglückte, Wagenschmierer Thelke, ist wohnhaft in Stettin und 66 Jahre alt. Die Leiche wurde nach gerichtlich aufgenommenem Thatbestand in die Leichenkammer auf dem hiesigen Kirchhofe gebracht und ist am Montag Mittag nach Stettin übergeführt. Der hiesige Kriegerverein gab derselben mit Musik das Geleite zum Bahnhofe, da Thelke ebenfalls als Soldat gedient hat.
- Schönberg. In der am 23. Nov. stattgefundenen Versammlung des hiesigen Gewerbevereins hielt Pastor Langbein einen Vortrag über die sittlich=religiöse Weiterbildung der Lehrlinge. Redner betonte, daß für die intellectuelle Weiterbildung der Lehrlinge schon insofern gesorgt sei, als hier am Ort eine Fortbildungsschule für die Lehrlinge der Innungsmeister bestehe, ein Institut, zu dem nach der bevorstehenden Bildung eines Ortsstatuts auch den Lehrlingen der nicht einer Innung angehörenden Meister sich eröffnen werde, indessen höre man vielfach Klagen über das Betragen der Lehrlinge auf der Straße etc. und vernothwendige es sich, daß in dieser Beziehung etwas geschehe, um die jungen Leute auf sittliche Bahnen zu leiten. In erster Linie werde sich empfehlen, daß die Lehrlinge Seitens der Meister zur Familie gezogen würden und denselben nicht lediglich immer mit Strafen gedroht, sondern auch durch liebevolle Behandlung auf das Herz gewirkt werde. In zweiter Linie sei für die Feierabendzeit für gesunde Unterhaltung zu sorgen. Als solche schlug der sodann zu Wort kommende Rector Krüger das Lesen guter Bücher, die Beschäftigung mit unterhaltenden Brettspielen, Singen guter Volksliedern etc. vor. Am besten lasse sich solche Unterhaltung in Vereinen pflegen und sei auf die Gründung eines sogen. Jünglingsvereins hinzuwirken, mit dem zweckmäßig eine Volksbibliothek zu verbinden sei. Wie die Mittel zur Errichtung einer solchen Volksbibliothek aufzubringen, darüber soll eine sofort gewählte Committe demnächst berichten. Auch wurde eine Committe gewählt, welche die vorbereitenden Schritte zur Gründung eines Jünglings= oder Lehrlingsvereins zu thun, namentlich für die Beschaffung eines geeigneten Locals zu sorgen hat.
- Das Befinden des Prinzen Joachim, des jüngsten Sohnes des Kaisers, soll neuerdings wieder zu Besorgnissen Anlaß geben.
Verfälschte schwarze Seide.
Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der echten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen echten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto= und zollfrei in's Haus. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.
Anzeigen.
Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meiereien 1. Bauhof Schönberg und 2. Hof Selmsdorf, welche Johannis k. Js. aus der Pacht fallen, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainenamte Termin auf
Sonnabend, den 9. Januar k. Js.,
Vormittags 11 Uhr,
anberaumt worden, wozu Pachtliebhaber hiedurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Cammer= und Forstcollegio bleibt die Wahl unter den 3 annehmlich Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, wegen ihres Gebots auf Bauhof Schönberg eine Conventionalpön von 3000 M.; auf Hof Selmsdorf eine solche von 2000 M. sofort zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und öconomische Tüchtigkeit, sowie über das zur Annahme der Pachtstücke erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Domainenamts=Registratur eingesehen und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe Selmsdorf resp. auf dem Bauhofe Schönberg in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 28. November 1891.
Großherzoglich Mecklbg. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.
In das hiesige Handelsregister ist ad Fol. I Nr. 2 Columne 5 heute eingetragen:
"Die Krämer=Wittwe Catharina Sophia Maaß geb. Schleuß in Schönberg ist am 18. September 1881 verstorben. Unter Zustimmung der legitimirten Erben setzt der Sohn, Kaufmann Johann Heinrich Wilhelm Maaß in Schönberg, das Handelsgeschäft unter der neu angenommenen Firma "W. Maaß" fort."
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 27. November 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Weiden=Auction.
Am Montag, den 7. December, Vormittags 10 Uhr sollen
50 000 Weidenstöcke,
brauchbar für Böttcher, Korb= und Kiepenmacher verkauft werden.
Herrnburg, den 30. November 1891.
Fr. Wilms.
Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß an die Gäste der Verpflegungsstation, welche für die genossene Verpflegung zu 4 Stunden Arbeit verpflichtet sind und von der Station aus zur Arbeit ausgesandt werden, für diese 4 Stunden kein Geld auszuhändigen ist. Vielmehr ersuchen wir, das für diese Pflichtarbeit zu zahlende Geld (pro Stunde 10 Pfg) binnen 8 Tagen nach geleisteter Arbeit an den Hausvater Hagen oder an den Stationsaufseher zu entrichten.
Schönberg i/M., den 25. November 1891.
Der Vorstand des Herbergs=Vereins des Fürstenth. Ratzebg.
Die grossartigsten
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Mindus & Marienthal,
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 94 Seite 4]Bei einer älteren deutschen, bestfundirten Versicherungs=Gesellschaft findet ein tüchtiger solider Geschäftsmann, der hauptsächlich in den
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Feierabendschule.
Die Mitglieder des Schulvereins werden zu einer
außerordentlichen Generalversammlung
am Dienstag, den 1. December,
Abends 8 Uhr im Gasthause des Herrn J. Boye höflichst eingeladen.
Tagesordnung:
1) Wahl von zwei Vorstandsmitgliedern.
2) Beschlußfassung üher das von den Innungsvorständen dem Schulvorstande zur Ausarbeitung aufgegebene Ortstatut, so wie der durch dieses nothwendig werdenden Aenderungen einiger Paragraphen der Statuten der Fortbildungsschule.
Der Vorstand
I. A.: H. Retelsdorf.
Gartenbau-Verein.
Versammlung
Dienstag, den 1. Dezember, Abends 8 Uhr,
in Wieschendorfs Hotel.
Tagesordnung:
1. Statutenrevision.
2. Vortrag von Herrn Schär über Kompost.
3. Vortrag von Herrn Dr. Knauff über das Blatt.
Der Vorstand.
Kampf= genossen= |
|
Verein 1870/71. |
Zur Feier des Gedenktages von Loigny
Mittwoch, den 2. December cr.
im großen Saale des Herrn J. Boye.
1) Aufführung des Festspiels
"Hektor"
Schwank in 1 Akt von G. v. Moser.
2) Dr. Kranich's Sprechstunde
Schwank in 1 Akt von A. Reich.
3) Nach der Vorstellung:
Ball.
Entrée für Theater: Nummerirter Platz 1 M.,
Erster Platz 50 ., Gallerie 30 .
Kameraden und deren Frauen frei.
Tanzschleifen für Herren zum Ball 1 Mk.
Kassenöffnung 6 1/2 Uhr. Anfang 7 Uhr.
Zu recht zahlreichem Besuch von Stadt und Land ladet freundlichst ein der Vorstand.
NB. Karten zum Theater sind vom 29. d. Mts. ab bei den Kameraden Maak und Diersen zu haben.
Am Dienstag, den 8. December im Saale des Herrn Boye
Grosses Concert.
Ausgeführt von der Lübecker Vereins-Kapelle unter Leitung ihres Dirigenten Fr. Hoffmann.
Anfang Abends 7 1/2 Uhr.
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Stadt Lübeck.
Sonntag, den 6. Dezember cr.
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.
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Lübeck, Schlüsselbuden 20.
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Im Namen meiner Frau berichte ich Ihnen, daß dieselbe durch Ihr Heilverfahren von ihrem Leiden (Schuppenflechte) geheilt ist. Wir sprechen Ihnen unseren besten Dank aus. Altona, Hohe Schulstraße 32.
Fr. Appenroth.
Statt besonderer Meldung:
Emma Nevermann
Otto Schultze, Forstmann.
Verlobte.
Wahrsow, November 1891.
Für die vielen Glückwünsche zu unserer silbernen Hochzeit sagen wir hierdurch unsern herzlichsten Dank.
Menzendorf, 30. November 1891.
J. Roxin u. Frau.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 94 Seite 5]Beilage
zu Nr. 94 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. December 1891.
- Wie das Sportblatt "Turf" mittheilt, hat sich nach mehrfachen Vorverhandlungen ein aus zahlreichen Mitgliedern bestehendes Comite gebildet, das sich zunächst zur Aufgabe gestellt hat, alljährlich im Frühjahr einen großen internationalen Pferdemarkt in Berlin zu veranstalten, "um dadurch für das gute und beste Pferdematerial der einheimischen Pferdezucht ein neues und lohnendes Absatzgebiet zu schaffen und gleichzeitig internationale Berührungspunkte zum Nutzen der einheimischen Züchter herbeizuführen."
- Die Zahl der in Berlin an der Influenza erkrankten Personen beträgt nach ärztlicher Schätzung etwa 40 000 Personen, welche innerhalb der letzten 4 Wochen darniedergelegen haben; die Influenza läßt sich diesmal weit bösartiger an, als vor 2 Jahren; in den letzten 8 Tagen sind, wie die standesamtlichen Listen ausweisen, etwa 30 Personen der Krankheit und deren Folgen erlegen. Nach Beobachtungen der Aerzte tritt diese Krankheit nur dann so heftig auf, wenn Patienten, die an der Influenza leiden, das Zimmer verlassen und sich ins Freie begeben; Lungenentzündung ist dann fast unvermeidlich. Aerztlicherseits empfiehlt man neuerdings das Tragen warmer Kleidung auch bei wärmerer Witterung.
- Täuschend ähnlich nachgemachte Zweimarkstücke mit dem Münzzeichen A und der Jahreszahl 1874 kursiren gegenwärtig in Berlin und Umgegend Die Falsikate fühlen sich etwas fettig an, sind aber sonst gut ausgearbeitet. Auch der Klang derselben ist von den echten schwer zu unterscheiden. Also Vorsicht!
- Das Reichsgericht hat in dem bekannten Schloßfreiheitslotterie=Prozeß den Gewinner des großen Loses Kirstein zur Zahlung von 62 500 Mk. sowie Zinsen und Kosten an den Looshändler Bräuer verurtheilt.
- Das niedergebrannte Hoftheater in Oldenburg war in den Jahren 1879 bis 1881 neu erbaut worden und konnte 1000 Personen fassen. Das Feuer ist vermuthlich infolge des Burgbrandes im letzten Akt von "Zriny" entstanden. Das Gebäude sammt Requisiten und Bibliothek war versichert.
- Ein jüngst in Oldenburg verstorbenes Fräul. Schulze bestimmte ihr ganzes Vermögen in Höhe von rund 300 000 Mk. testamentarisch für milde Stiftungen.
- In Straßburg sind an einem Tag nicht weniger als 21 Todtenscheine von Elsaß=Lothringern eingegangen, die in der jüngsten Zeit in Algier als Fremdenlegionäre gestorben sind. Die Thatsache beweist den großen Menschenverbrauch bei der Fremdenlegion.
- Die Aktienbrauerei "Münchener Kindl" schließt mit einem Jahresverlust von 190 000 M. ab, veranlaßt durch die zeitweise unbefriedigende Qualität des Bieres. Es sollen indeß jetzt wieder gute Verhältnisse hergestellt sein.
- Der Hut! In der vorigen Woche flog einem 11jährigen Mädchen, als es bei einer Eisenbahnfahrt auf der Linie von Köln nach Trier zum Coupé hinausschaute, der Hut vom Kopfe weg. Sofort zog das Kind die Nothbremse, der Zug hielt und das Mädchen erhielt seinen Hut wieder, mußte aber wegen vorschriftswidrigen Gebrauchs der Nothbremse 30 Mk. Strafe zahlen. Jetzt hat das königliche Betriebsamt in Trier - wohl in Anerkennung der raschen Entschlossenheit des Kindes und weil nach Lage der Sache das letztere wirklich sich in der Noth zu befinden und zur Nothbremse berechtigt zu sein glaubte - von der Strafe abgesehen und die Station Hillesheim in der Eiffel angewiesen, den hinterlegten Betrag von 30 Mk. zurückzuzahlen.
- Die Ausstattung der Erzherzogin von Oesterreich. Wiener Blätter schildern die Zartheit und Eleganz der Ausstattung der Erzherzogin von Oesterreich. Die Morgenwäsche, Pudermäntel und Jacken sind mit zierlicher Stickerei und Spitzen verziert, die Jacken sind mit Coulisse versehen und ebenso der Joupon dazu assortirt. Die Röcke aus Nansoc sind Meisterwerke der Lingerie, ausgestattet mit Battist=Puffen, drei breiten Säumen, durch eine Leiter getrennt, mit gestickten Volants und Säumchengruppen, alles Handarbeit. Der Schlepprock ist ganz in Wegfall gekommen. Die gesammte Wäsche ist bei aller Schönheit und Kostbarkeit practische Wäsche, die das Waschen verträgt. Unter den 25 Dutzend Taschentüchern, welche zur Ausstattung gehören, ist, da die Braut nur weiße gewünscht, nicht ein buntes. - Ueber die Tages=Toiletten ist vorläufig noch nichts zu sagen, doch wird im Allgemeinen bei den Damen während der Vermählungsfeier der Atlas dem Sammet den Rang streitig machen; Silber, Spitze und Stickerei wird viel getragen werden, für den Grundstoff der Roben ist prächtiger Brokat bevorzugt, gestreifter und mit Blumen durchwebter in prächtigen Farben; nilgrün für die junge verheirathete Erzherzogin (Josefa), für eine andere kaiserliche Prinzessin lichtblau mit Orakelblumen, für ältere Damen heliotrop, grau, Maisfarbe, die Rosen mit Federn, Perlen, Spitzen und Points reich besetzt.
- Die bekannte Pariser Schauspielerin Madame Judie hat an der Börse ihr ganzes, auf drei Millionen Franken berechnetes Vermögen verloren.
- In Montaudau in Frankreich ist dieser Tage eine junge Frau von 22 Jahren, die infolge ihrer Entbindung ohnmächtig geworden war und zwei Tage leichenstarr dagelegen hatte, als todt beerdigt worden. Während der Bestattung theilte die Leichenfrau den Angehörigen mit, daß sie an der Stelle des Bettes, wo der Körper geruht hatte, etwas Wärme bemerkt habe. Man öffnete schleunigst das bereits zugeschüttete Grab, sprengte den Sargdeckel auf und ein herbeigeholter Arzt stellte fest, daß die Unglückliche lebend begraben worden war. Sie war im Sarg erwacht und hatte ihren Leichenschleier abgerissen, sich die Hände an den Brettern des Sarges wund gestoßen und die Nägel blutig gerissen; dann war sie erstickt. Alle Bemühungen, sie wieder ins Leben zu rufen, waren vergebens. Der Gatte war wie wahnsinnig vor Schmerz und in der ganzen Stadt herrscht große Aufregung über das tragische Ereigniß.
- Das neueste Wunder Londons ist der "Kleine Magnet von Georgien", eine magnetische Dame, welche in der Alhambra vor einem großen Publikum auftritt. Von kleiner behender Figur und nicht ganz 100 Pfund wiegend, besitzt die hübsche, kaum 30jährige Amerikanerin eine außerordentliche räthselhafte Kraft, von welcher sie am Sonnabend in einer kleinen, aus Männern der Wissenschaft und Vertretern der Presse zusammengesetzten Gesellschaft erschöpfende Beweise ablegte. Anscheinend ohne besondere Anstrengung hob "der kleine Magnet" die anwesenden Herren zu Zweien, zu Dreien, zu Vieren und zu Fünfen in die Höhe, während die vereinten Bemühungen des ganzen Comités den Stuhl, auf welchem die Dame saß, auch nicht einen Zoll zu heben vermochten. Sie ergriff ferner ein Billardqueue, welches die Anwesenden zu ziehen versuchten, und hob es ungeachtet des Gegendrucks wie eine Feder in die Höhe. Sie legte ihre Hände auf das Haupt einiger Herren, diese mit Leichtigkeit emporziehend. Mrs. Annie Abbott besitzt anscheinend auch die Gabe, ihre Kraft in gewissem Grad anderen Personen mitzutheilen, wie sie an einem Knaben demonstrirte, den sie durch bloßes Händeauflegen in einen so starren Zustand versetzte, daß zwei Personen ihn nicht aufzuheben vermochten. Der "kleine Magnet von Georgien" wird voraussichtlich eine sehr magnetische Anziehungskraft auf das Londoner Publikum ausüben.
Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
[ => Original lesen: 1891 Nr. 94 Seite 6]Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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