[ => Original lesen: 1891 Nr. 90 Seite 1] Eine eigenartige Ueberraschung bereitete der Kaiser am Montag in der Kaserne des Leib=Garde=Husarenregiments dem wachthabenden Offizier. Der oberste Kriegsherr erschien des Morgens 9 1/2 Uhr zu Pferde vor der genannten Kaserne, mit der Absicht, das Regiment zu alarmieren. Nachdem er vor der Kaserne aus dem Sattel gestiegen war, ließ er im Stillen die Wachtmannschaften aus der Wachtstube herausrufen und schickte dieselben nach dem nahegelegenen Officiercasino. Nur den Trompeter hatte der Kaiser zurückbehalten, und dieser mußte nun Alarm blasen. Eiligst stürmte auf dieses Signal der wachthabende Lieutenant hinaus und wurde nicht wenig erschreckt, als der Kaiser ihn fragte: "Wo ist die Wache?" und er nach derselben vergeblich Umschau hielt. Der Kaiser, der in hohem Grade belustigt war über diese Situation, nahm später eine Besichtigung des Regiments vor, das sich auf dem Kasernenhofe inzwischen versammelt hatte.
Der Kaiser ist am Donnerstag in Letzlingen eingetroffen. Am Freitag hat die erste Jagd stattgefunden. Im Laufe dieser Woche gedenkt der Kaiser einige Tage in Hannover zu verweilen und von dort aus einen Jagdausflug nach Springe zu unternehmen.
Sicherem Vernehmen nach besitzt Kaiser Wilhelm schon seit vorigem Mittwoch volle Kenntniß von den Vorkommnissen in den Börsenkreisen, und am Dienstag haben bei ihm neue Vorträge darüber stattgefunden. Wie verlautet, sind die Behörden von oben herab angewiesen worden, rücksichtslos für die Sicherstellung der gefährdeten Depotbesitzer einzutreten. Dementsprechend finden fortgesetzt umfangreiche Revisionen statt, deren Ergebniß unzweifelhaft noch neue Krisen zur Folge haben dürfte. Allerdings sucht ein Theil der Bedrohten sich untereinander auszuhelfen, und gestern erregte die fieberhafte Thätigkeit in einigen Bankgeschäften, die sonst des Sonntags geschlossen sind, allgemeine Aufmerksamkeit Daß gesetzgeberische Maßnahmen geplant werden, um solche Spitzbüberein in Zukunft zu vermeiden, unterliegt jetzt keinem Zweifel mehr. Der Kaiser selbst hat solche empfohlen.
Nach den Berliner politischen Nachrichten liegt es in der Absicht des Kriegsministeriums, eine Förderung des Studiums der neueren Sprachen unter den Offizieren eintreten zu lassen, und sollen die hierzu nothwendigen Mittel bereits in den nächstjährigen Militäretat eingestellt sein.
Wie die Potsd. Ztg. mittheilt, sind mit dem grauen Militärmantel jetzt auch verschiedene Unteroffiziere vom 1. Garde=Regiment z. F. probeweise ausgerüstet. Die Mäntel haben dieselbe hellgraue Farbe wie die Offiziermäntel, sind aber von gewöhnlichem Kommißtuch angefertigt und sehen dadurch unansehnlicher aus, als die bisherigen schwarzen Mäntel. Nachdem man nunmehr vereinzelte Proben auf das Erkennen aus weiter Entfernung bei Felddienstübungen mit den grauen Mänteln gemacht, soll demnächst die Probe mit größeren Truppentheilen erfolgen, zu welchem Zwecke bereits Mäntel für eine ganze Compagnie beim 1. Garderegiment eingetroffen sind.
In den Manövern der letzten Jahre sind vielfach Versuche mit vollständigen Zeltausrüstungen für die Mannschaften gemacht worden. Dieselben haben so günstige Resultate ergeben, daß es in der Absicht liegen soll, mit der Anschaffung von tragbaren Zeltausrüstungen für die ganze Armee vorzugehen. Jedenfalls ist es zweifellos, daß der durch die Zelte im Biwack während des Krieges gewährte Schutz gegen Nässe und Kälte sowohl die Gesundheit als auch die Schlagfertigkeit der Truppen in hohem Maße geeignet ist.
Am Freitag waren es 70 Jahre, seit das preußische Gardecorps diesen Namen trägt. Vom 13. November 1821 datirt nämlich die königliche Kabinetsordre, wonach das Garde= und Grenadiercorps nicht mehr diese, sondern die Benennung "Gardecorps" tragen soll, nachdem schon im Jahre 1815 den Grenadierregimentern Garderang ertheilt worden war.
Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht jetzt die kgl. Bestimmung, daß die bei dem preußischen Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten und bei den königlichen Regierungen angestellten Forstmeister künftig ohne Aenderung ihres Ranges den Titel "Regierungs= und Forstrath" führen. Zu ihrer bisherigen Uniform haben sie auf den Achselstücken statt eines goldenen Sternes deren zwei zu tragen. Ferner wird die Liste demjenigen Oberförster veröffentlicht, denen durch kgl. Bestimmung der Titel "Forstmeister" mit dem Rang der Räthe vierter Klasse beigelegt worden ist, jedoch unbeschadet ihres Verhältnisses als Untergebene der Regierungs= und Forsträthe.
Das Reichsgericht hat bei Entscheidung eines Revisionsgesuches angenommen, daß das Sitzenbleiben in einer Versammlung bei einem Hoch auf den Kaiser eine Majestätsbeleidigung sei und hat damit ein aus diesem Grunde ergangenes Strafurtheil bestätigt.
Von deutschfreisinniger und sozialdemokratischer Seite wird die Einbringung eines Antrages auf Diätenzahlung an die Abgeordneten im Reichstage wieder beabsichtigt.
Im österreichischen Abgeordnetenhause machte der Landesvertheidigungsmininister die interessante Mittheilung, daß die Einjährig=Freiwilligen=Prüfungen in letzter Zeit geradezu glänzend ausgefallen seien.
Die österreichische Regierung hat infolge des in letzter Zeit häufigeren Vorkommens von russischen Spionen an der Grenze eine strengere Ueberwachung derselben, besonders in Galizien und in der Bukowina, durch Verstärkung der Gendarmerie und der Grenzwache angeordnet.
Das offizielle "Journal de St. Petersbourg" bemerkt zu der Stelle der Ansprache des Kaisers von Oesterreich, worin er den Wunsch und die Hoffnung ausspricht, daß die Gefahren der politischen Lage Europas beseitigt und die gegenwärtigen Sorgen und Lasten des bedrohten Friedens ein Ende erreichen werden. Diesem Wunsch, dieser Hoffnung werde man sich überall anschließen, und die Erhaltung des europäischen Friedens bei der Rechnungstragung für die bestehenden legitimen Interessen mit
[ => Original lesen: 1891 Nr. 90 Seite 2]vollstem Recht als sicherstes Unterpfand für das Glück und die Wohlfahrt der Völker erkannt wird.
In der Deputiertenkammer forderte der boulangistische Abg. Laur die Ausweisung Rothschilds und aller jüdischen Bankiers aus Frankreich, weil dieselben die Schuld an dem Kurs=Rückgange der russischen Anleihe hätten. Die Herren Volksvertreter sputeten sich gewaltig, daß sie über die Sache fortkamen und der Antrag fiel rettungslos ins Wasser.
Die russische Kaiserfamilie beging am Montag im Schloß Livadia in der Krim in stiller Zurückgezogenheit ihre silberne Hochzeit. In allen Orten des Reiches, sowie in den meisten Städten der Balkanhalbinsel fanden Gottesdienste statt. Ebenso wurde in den russischen Botschaften und Gesandten im Auslande der Tag festlich begangen. In Belgrad fand eine Galatafel im kgl. Palais statt.
Wie aus Königsberg telegraphirt wird, erwartet man dort das russische Weizenausfuhrverbot mit Bestimmtheit noch im Lauf dieses Monats. Die Verzögerung der Veröffentlichung wird mit den Interessen des russischen Finanzministeriums an dem Erfolg der Anleihe in Verbindung gebracht. Die wirthschaftlichen Verhältnisse in Rußland scheinen sich immer kritischer zu gestalten.
Um Zweifeln darüber zu begegnen, welche Feldfrüchte unter den von Rußland neuerdings zur Ausfuhr verbotenen Getreidearten zu begreifen seien, erklärt die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung", daß Buchweizen und Mais unter das Einfuhrverbot fallen; Erbsen, Bohnen, Linsen, Wicken, Leinsaat, Rübsen, Raps, Senf, Hanfsaat und Sonnenblumensamen aber nicht davon betroffen werden.
Ueber die Wirkungen des Nothstandes in Rußland werden neuerdings in polnischen und englischen Blättern die sonderbarsten Geschichten mitgetheilt. Darnach sollen im Gouvernement Simbirsk beständig Ruhestörungen stattfinden und der Gouverneur habe jüngst drei Bauern zu Tod peitschen lassen, weil sie in einem Laden eingebrochen waren und Getreide gestohlen hatten; viele Richter weigerten sich jedoch, Anklagen wegen in Folge von Hunger verübten Diebstahls entgegen zu nehmen. In Kursk und Woronesh sollen Hunderte von Eisenbahnarbeitern ihre Arbeit verlassen und einige Güterzüge geplündert haben, in der Hoffnung, in denselben Getreide zu finden. Dann wären sie truppweise durchs Land gezogen und hätten die Häuser der Zollbeamten geplündert. Aehnliches sei in Kasan vorgekommen, wo der Typhus überall auftrete und die Bevölkerung mit allerhand Kehricht ihren Hunger zu stillen suchen. Aus Warschau wird berichtet, daß Anarchisten im Gouvernement Sidlce das Gerücht verbreiten, die Verwaltung der Staatsdomänen sei vom Zaren beauftragt, unter die mittellosen Bauern unentgeltlich Grundstücke zu vertheilen. Die Gemeindeämter würden mit derartigen Eingaben förmlich überflutet, so daß der amtliche "Warschauski Dnewnik" vom Generalgouverneur habe angewiesen werden müssen, diesen Gerüchten entschieden entgegenzutreten.
Schwer ist es, ernst zu bleiben, wenn man hört, was der zweite jetzt in Rom stattfindende Friedenscongreß treibt. So ist die Anregung gestellt, den Zaren aufzufordern, Rußland eine Verfassung zu geben. Dann soll in den Schulen für die Verbreitung des Friedens=Princips gewirkt werden. Zu dem Zwecke brauchte man nur die französischen Schulbücher umzuändern, denn die wimmeln von Revancheanspielungen. Nach diesen Proben seiner Thätigkeiten kann man den ganzen schönen Friedenskongreß wohl sich selbst überlassen.
Die metallurgische Gesellschaft in Pittsburg, eine von den zwei großen amerikanischen Firmen, die Aluminium fabriziren, machte soeben die Mittheilung, daß sie von der deutschen Regierung Aufträge für Feldflaschen, Patronentaschen und Tornister=Einsätze erhalten habe. Der Zweck ist, das von den Soldaten zu tragende Gewicht zu vermindern. Es sollen ungefähr 500 Tonnen Metall zur Ausführung der Aufträge erforderlich sein.
Die Behörden der Vereinigten Staaten von Nordamerika gehen jetzt auf eigene Faust gegen die Sozialdemokraten vor, und zwar in einer Weise, die, wenn sie in Deutschland angewendet werden sollte, furchtbaren Spektakel hervorrufen würde: Man verweigert nämlich drüben neu anziehenden Sozialdemokraten das Bürgerrecht, und damit alle politischen Rechte. Als Grund dafür wird ganz kaltblütig angegeben, daß Verfassung und Einrichtung der nordamerikanischen Union den sozialdemokratischen Tendenzen widersprechen; es sei also vorauszusehen, daß ein Sozialdemokrat gegen die bestehenden Einrichtungen vorgehen werde, und sich das gefallen zu lassen, habe man keine Lust! Und das geschieht im "freiesten Staate der Welt", ohne daß Jemand ein Wort dazu sagt.
Der amerikanische Landwirthschaftssekretär Rusk erklärt, wie aus Newyork gemeldet wird, in seinem Jahresbericht, daß trotz der reichlichen Ernte die Preise gut behauptet seien; er schätze das Mehrergebniß der landwirthschaftlichen Produkte in der Union auf 700 Millionen Dollars.
- Kaiser Wilhelm übersandte dem Kapitän und der Besatzung des englischen Postdampfers "Don", welcher kürzlich die Mannschaft der Barke "Humboldt" gerettet hat, drei goldene Uhren und 600 Mark. Der Bürgermeister von Southampton übergab vor einigen Tagen die Auszeichnungen den braven Lebensrettern.
- Die Häuser der Schloßfreiheit in Berlin müssen, wie die "Post" erfährt, am 1. April 1892 geräumt sein. Unmittelbar darauf soll, so sei den Hausbesitzern mitgetheilt worden, mit dem Abbruche begonnen werden.
- Der leicht erklärliche Schrecke, welche unter den Inhabern von Depots, die bei Berliner Bankgeschäften niedergelegt sind, infolge der letzten Zusammenbrüche eingetreten ist, hat einen großen Theil veranlaßt von ihren Bankiers die sofortige Aushändigung der eingezahlten Gelder bezw. der deponirten Papiere zu verlangen. Es hat eine allgemeine Unsicherheit Platz gegriffen, und es geht in vielen Banken recht lebhaft her. Demgegenüber haben auch manche Bankgeschäfte den Gläubigern die Depots gekündigt, so daß diese binnen einer bestimmten Frist abgehoben werden müssen.
- Im Volke herrscht vielfach noch der Aberglaube an die Heilkraft von Spinngeweben bei Schnittwunden. In diesem Glauben legte sich ein Arbeiter G. in Berlin auf eine Wunde an der Hand, die er sich durch einen unvorsichtigen Messerschnitt beigebracht hatte, ein altes Spinngewebe. Bald darauf schwoll die verletzte Hand stark an, heftige Schmerzen stellten sich ein und G. mußte die Hilfe eines Arztes in Anspruch nehmen. Dieser stellte eine Blutvergiftung fest, deren Folgen nur noch durch schleunige Amputation der Hand zu beseitigen waren.
- Der Hamburger Oberingenieur Andreas Meyer, der Erbauer der Hamburger Hafenbauten, hat ein Project ausgearbeitet, die Elbe von Hamburg bis Cuxhaven zu kanalisiren und mit Schleusenvorrichtung zu versehen; die Kosten sind auf 120 Millionen Mark veranschlagt.
- Ueber die angebliche Erschießung eines deutschen Marinesoldaten in Köln theilt das Gouvernement der Festung in Köln amtlich mit, daß diese Nachricht gänzlich unwahr sei.
Anzeigen.
Zur Ausloosung der aus dem hiesigen Fürstenthum gewählten Schöffen für die ordentlichen Sitzungen im Geschäftsjahr 1892 ist die öffentliche Sitzung auf
Mittwoch, den 25. November 1891,
Vormittags 10 Uhr,
im hiesigen Gerichtsgebäude angesetzt, was hierdurch bekannt gemacht wird.
Schönberg, den 11. November 1891.
Der Erste Amtsrichter
beim Großherzoglichen Amtsgerichte.
G. Horn.
In das hiesige Handelsregister Fol. XXI Nr. 34, betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg, ist heute Col. 6 eingetragen:
"An Stelle des bisherigen, am 29. März 1891 verstorbenen ersten Mitgliedes des Directorii der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst, Domainenpächters J. Breuel zu Hof=Selmsdorf, ist in der am 26. October 1891 abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Actionäre
[ => Original lesen: 1891 Nr. 90 Seite 3]dieser Anstalt der Herr Hauswirth J. Kröger zu Lockwisch als Mitglied des Directorii wiedergewählt worden und als solches durch die ad [40] act. anliegende notarielle Urkunde d. d. Schönberg den 26. October 1891, welche auch die Erklärung der Annahme der Wahl und Zeichnung des Namens seitens des p. Krüger enthält, legitimirt."
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 10. November 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Unter dem heutigen Datum ist in das hiesige Handelsregister sub. Nr. 74 Fol. LXI eingetragen:
Firma: |
|
J. A. Siebenmarck. |
Ort der Niederlassung: |
|
Schönberg. |
Name und Wohnort des Inhabers: |
|
Kaufmann Joachim Adolph Siebenmarck in Schönberg. |
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 9. November 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Unter dem heutigen Datum ist in das hiesige Handelsregister sub. Nr. 73 Fol. LX eingetragen:
Firma: |
|
H. Brinckmann. |
Ort der Niederlassung: |
|
Selmsdorf. |
Name und Wohnort des Inhabers: |
|
Kaufmann Johann Heinrich Franz Brinckmann in Selmsdorf. |
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 9. November 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur E. Hahn.
A. Dufft.
Unter dem heutigen Datum ist in das hiesige Handelsregister sub. Nr. 72 Fol. LIX eingetragen:
Firma: |
|
J. Niehus. |
Ort der Niederlassung: |
|
Menzendorf bei Grieben. |
Name und Wohnort des Inhabers: |
|
Kaufmann Joachim Niehus in Menzendorf bei Grieben. |
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 9. November 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz
zu Grevesmühlen.
In diesem Jahre sind versichert 2 312 270 Centner Getreide nach den Preisen vom 15. August und 15. October d. J. zum Werthe von 22 617 164 M. 30 .
Die in Gemäßheit des § 35 der Statuten berechnete beitragspflichtige Summe beträgt 15 376 145 M. 62 . Für die in diesem Jahre stattgefundenen 81 Hagelschäden sind mit Einschluß der Tax= und Administrationskosten abzüglich des Kassenbestandes aus der letzten Rechnung aufzubringen 181 743 M. 78 . und ist hiernach in heutiger Directorialversammlung der diesjährige Beitrag auf 121 . pro 100 M. von der beitragspflichtigen Summe festgesetzt. Nach der Versicherungssumme stellt sich der diesjährige Beitrag auf 82 Pf. und nach den verschiedenen Gefahrclassen zwischen 60 1/2 und 121 . pro 100 M.
Nach Vorschrift der Statuten wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß jedem Mitgliede über die Höhe des zu zahlenden Beitrags eine besondere Abrechnung zugehen wird.
Grevesmühlen, den 12. November 1891.
Die Direction.
Christbaum -
Confect
Kiste 440 Stück, reichhaltige Mischung M. 2.80, Nachnahme. Bei 3 Kisten 1 Präsent.
Friedrich Fischer, Dresden-N. 12.
Verkaufs=Anzeige.
Montag, den 23. November d. J., Vormittags 10 Uhr soll in Rupensdorf der Nachlaß der Wittwe Warnemünde, als namentlich:
1 Bett, etwas Haus= und Küchengeräth, 1 Haufen Brennholz, einige Bretter u. a. m.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 15. November 1891.
C. Staffeldt,
Gerichtsvollzieher.
Die grossartigsten
Gewinn-Chancen
bietet unbedingt die neue 301. Hamburger Geldverlossung! Schon in der 1. Classe, deren Ziehung unbedingt am 10. Decbr. ist, beträgt der Hauptgewinn
50,000 Mark.
In den ferneren Ziehungen befinden sich Gewinne von eventuell 500,000, 300,000, 200,000, 100,000, 75,000, 70,000, 65,000, 2 à 60,000, 55,000, 40,000, 30,000, 8 à 15,000, 26 à 10,000 M. etc.
Bekanntlich ist unser Geschäft ganz besonders von Fortuna begünstigt, als Beweis mag gelten, daß wir außer vielen andern Haupttreffer in kurzer Zeit 3 mal die Hauptprämie von je ca. 300,000 M. und das große Loos von 200,000 Mk. unsern Kunden ausgezahlt haben.
Zu der obigen 1. Ziehung empfehlen daher:
Ganze Original-Loose à 6 Mk.
Halbe Original-Loose à 3 Mk.
Viertel Original-Loose à 1,50 Mk.
Indem wir Aufträge recht bald erbitten, bemerken wir noch, daß wir Solche unter Nachnahme ausführen, auch amtlichen Verloosungsplan beifügen und sofort nach jeder Ziehung jedem Kunden unaufgefordert die amtliche Gewinnliste übersenden.
Mindus & Marienthal,
Haupt=Kollecteure, Hamburg.
Wegen Mangel an Platz habe ich noch
eine Partie Möbeln
sowie Kommoden, Bettstellen, Stühle, Schränke u. s. w. billig zu verkaufen.
Um geneigten Zuspruch bittet
W. Nothdurft,
Tischlermeister.
Empfehle sehr schönen
Land=Speck (fett und durchgewachsen.)
Max C. Sass.
Pa. Hack= u. Wurststopfmaschinen
zum Vermiethen empfiehlt billig
O. Munkelberg, Klempner.
Schönberg i. M. Wallstraße 128.
Echten Fleisch=Extract
nach neu verbesserten Methoden die Kruke zu 1 Mk. und 2 Mk. bei
H. Brüchmann.
Hochfeinen Honig
65 Pfg.
empfiehlt H. Brüchmann.
Neue Bohnermasse
für Parquett, sowie zur Erhaltung und Verschönerung der gestrichenen und lackirten Fußböden in Originaldosen zu Mk. 1,25 bei
H. Brüchmann.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 90 Seite 4]Zu dem am Dienstag, den 24. November d. J. beimir stattfindenden
Landmanns-Balle
erlaube ich mir die Herren Hauswirthe hierdurch ergebenst einzuladen.
Schönberg. J. Boye.
Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Zweite Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung I
am Mittwoch, den 18. Novbr. 1891:
Die Erzählungen der Königin von Navarra.
Lustspiel in 5 Aufz. nach Seribe u. Legonvé von
Ebeling und Reinhard.
Anfang 6 Uhr. Ende 8 3/4 Uhr.
Schwerin, den 12. November 1891.
Großherzogliche Hoftheater= Intendantur.
Stadt Lübeck.
Sonntag. den 22. November
Tanzmusik.
über Mitternacht hinaus.
Um eine gute sorgfältige Ausführung der Weihnachtsarbeiten zu ermöglichen, bitte ich das geehrte Publikum die Aufträge frühzeitig zu machen. Vergrößerungen können nach jedem alten Bilde gemacht werden bis Lebensgröße, trübe Witterung schadet nichts. Aufnahmen täglich von Morgens 9-4 Uhr Nachmittags.
Hochachtungsvoll
G. Frey, Photograph.
Schönberg i. M.
Für den Winterbedarf empfehle mein
Handschuhlager
in wild= und waschledernen Handschuhen mit u. ohne Pelzfutter,
sowie eine schöne Auswahl in
Glacéehandschuhen in allen Farben vertreten, als auch reichhaltig in Stoffhandschuhen in vielen verschiedenen Sorten und beste Waare.
Hochachtungsvoll
Schönberg. H. Böckmann,
Handschuhmacher.
Flüssige
Aufbürst=Farben
Verblichene Kleiden u. Möbelstoffe lassen sich durch einfaches Ueberbürsten auf das Schönste wieder herstellen. In allen Farben, in Originalflaschen mit der Fabrikmarke ein Schiff à 25 Pfg., sowie meine langjährig beliebten echten
Anilin-Zeug-Farben
empfiehlt
H. Brüchmann.
Feine Esskartoffel
(Magnum bonum)
empfiehlt Aug. Spehr.
Sterbefalls halber sind wegen Aufgabe des Geschäfts größere Posten Obstbäume in verschiedenen Stärken als:
Apfel in Sorten 60-80 . pr. Stück.
Birnen in Sorten 60-80 . pr. Stück.
Kirschen & Pflaumen 50 . pr. Stück.
Himbeeren großfruchtige Sorten 8 M. p. 20 Stück
und andere Pflanzen billigst zu verkaufen.
L. Gotzel, Lübeck,
Steinrader Weg 1.
30 Feueranzünder für 10 Pfg.
bei C. Schwedt.
Das älteste und grösste
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue
Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte 1 M. 25 Pfg.
prima Halbdaunen nur 1,60 M. und 2 M.
reiner Flaum nur 2,50 M. und 3 M.
Bei Abnahme von 50 Pfd. 5% Rabatt.
Umtausch bereitwilligst.
Fertige Betten (Oberbett, Unterbett und 2 Kissen)
prima Inlettstoff aufs Beste gefüllt.
einschläfig 20, 25, 30 & 40 M. 2 Schlägig 30, 40, 45 & 50 M.
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bestes Kindernahrungsmittel, auch zur Bereitung einer sehr schmackhaften sämigen Suppe empfiehlt
C. Schwedt.
Eine Anzahl Knechte u. Kuhknechte
hat noch unter günstigen Bedingungen abzugeben
Miethsbureau
von P. Bohnhoff.
Ein Sohn rechlicher Eltern kann zu Ostern 1892 bei mir in die Lehre treten, eventuell sofort.
Ratzeburg, i. Lbg., den 6. November 1891.
G. Bernhöft, Tischlermeister.
Mittwoch ist von der Siemzerstraße bis zum Bahnhof ein goldener Trauring verloren gegangen. Der ehrliche Finder wird gebeten, denselben gegen Belohnung bei Herrn Röpstorf abzugeben.
Allen denen, die meiner lieben Frau die letzte Ehre erwiesen und ihren Sarg mit Kränzen schmückten, auch dem Herrn Consistorialrath Kaempffer für seine tröstenden Worte sage ich meinen herzlichen Dank.
Zugleich im Namen meines Sohnes und meiner Schwiegertochter.
H. Söhlbrandt, Schuhmachermeister.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 90 Seite 5]Beilage
zu Nr. 90 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. November 1891.
- Der Kriegerverein in Eichlingshofen (Westfalen) weigerte sich, trotz amtlicher Aufforderung, ein als Sozialdemokrat verdächtiges Vereinsmitglied auszustoßen. Darauf wurde dem Kriegerverein das fernere Führen seiner Fahne, sowie das Tragen von Gewehren bei Beerdigungen von Mitgliedern verboten.
- In Königsberg in Ostpr. wurden durch einen starken Schneefall die Telephonanlagen zerstört; der Druck des Schnees zerriß die Drähte und bog die Stangen um, so daß der Telephonverkehr fast gänzlich unterbrochen ist.
- In Posen nimmt die Influenza zu. Tödtliche Fälle sind bereits eingetreten. Der Schulbesuch ist gestört.
- Der Student v. Zedlitz, der in Leipzig seine Geliebte, mit Namen Meißner, erschossen hat, ist vom Schwurgericht zu 4 Jahren Gefängniß und 4 Jahren Ehrverlust, sowie zu den Kosten verurtheilt worden.
- Vor kurzem sandte jemand von Dresden einen mit 20 Pfg. frankirten Brief ab, der die Adresse trug: "An Herrn Räuberhauptmann Athanas, Tscherkeskiöi bei Adrianopel (Türkei) Fr.! Eigenhändig." Der Brief, welcher einer amtlichen Correspondenz sehr ähnlich sah, kam natürlich bald wieder unbestellbar zurück und trug den Tagesstempel von Adrianopel mit wörtlich folgendem Vermerk in deutscher Sprache: "Keine Postverbindung mit den Räubern."
- In Plauen i. V. wurde beim Ausladen von aus der Schweiz stammendem Rindvieh am Bahnhofe eine einem Viehhändler gehörige Kuh scheu. Sie rannte einige Male den Bahnkörper auf und ab und dann, ehe man es verhindern und sie wieder einfangen konnte, gerade einem einlaufenden Zuge entgegen. Der Zug wurde unterhalb des Bahnhofes zum Halten gebracht, nachdem das Thier ungefähr drei Wagenlängen weit vor der Lokomotive auf den Schienen hergeschoben worden war. Trotz ihres ungeheuerlichen Brüllens muß die Kuh doch noch nicht erheblich verletzt worden sein; denn sie sprang nach dem Halten des Zuges wieder auf, lief den Bahndamm hinab, rannte hier zwei Arbeiter um und verfolgte, nun wohl ganz wild geworden, die Leute auch, so daß sie sich genöthigt sahen, auf den in der Nähe befindlichen Signalmast bezw. auf einen Baum zu flüchten. Die Bäume wurden von dem wüthenden Thier umkreist und ungefähr zwei Stunden lang förmlich belagert, so daß es die Männer nicht wagen konnten, ihre in der Höhe gewählten Sitze zu verlassen, bis das wüthende Thier endlich in der Richtung nach Leuchtsmühle zu entlief. Dort ist die Kuh in einem Tümpel ertrunken.
- Freifrau Henriette v. Wallersee, die morganatische Gemahlin des Prinzen Ludwig in Bayern, ältesten Bruders der Kaiserin von Oesterreich, ist soeben in München gestorben. Freifrau v. Wallersee geboren am 31. Juli 1831, hieß ursprünglich Henriette Mendel und war Schauspielerin in München. Prinz Ludwig ging mit ihr am 19. Mai 1859 eine morganatische Ehe ein und verzichtete infolge dessen auf das Majorat zu Gunsten seines jüngeren Bruders, des Herzogs Karl Theodor. Die Ehe ist kinderlos geblieben.
- Die Keller einer vor kurzem in Neustadt a. d. Hardt gegründeten Weinfirma wurden polizeilich geschlossen, da gravierende Verdachtsmomente vorliegen, daß der Inhaber die Grenzen rationeller Weinverbesserung bedenklich überschritten hat. Nach Ablauf der Untersuchung dürfte er sich vor der Strafkammer unter der Anklage der Weinverfälschung zu verantworten haben.
- In Aachen wurde ein Zahnarzt zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt, weil er in zahlreichen Fällen den Patienten, die sich ihm in Behandlung gaben, soviel Zähne wie möglich ausriß oder absägte, um dann künstliche Gebisse an sie zu verkaufen. So hatte er einer Frau, die sich 3 Zähne ziehen lassen wollte, in der Betäubung deren 23 ausgerissen, einer anderen 19 abgesägt. Der letzteren machte er eine Rechnung über 480 Mark. Die erste verklagte ihn und er muß ihr 500 Mk. Buße zahlen.
- Während einer Vorstellung von "Robert der Teufel" verbrannten in Lyon zwei Tänzerinnen auf offener Bühne.
- Die solideste Bank in Europa. Neun Millionen und dreimalhunderttausend Franks Reingewinn, 155 Franks Dividende für jede auf 500 Franks lautende Aktie, besondere Remunerationen für die Angestellten, das ist ein Ergebniß, wie es im abgelaufenen Jahre wenige oder gar keine Banken in Europa erzielt haben dürften. Dieses Ergebniß steht in einem auffallenden Gegensatze zu den Vorgängen in der Finanzwelt. Bei der Bank, welche so glänzende Resultate erzielt hat, erschießt sich niemals ein Direktor oder ein Aktionär, und wenn in den Lokalitäten dieser Bank oder in der Nähe derselben ein Revolverschuß den Kopf eines Unglücklichen zerschmettert, so war es eine Kundschaft des Instituts, welche einen allzu großen Beitrag für die Dividende geliefert hat. Die Bank, welche die große Dividende vertheilt, ist nämlich in Monte Carlo etabliert; es ist die berüchtigte Spielhölle, deren Aufhebung seit Jahren vergeblich verlangt wird. Warum es nicht möglich sein soll, dieses schändliche Etablissement aus der Welt zu schaffen, ist unbegreiflich. Aber freilich, der Fürst von Monaco ist unabhängig und ganz Europa kann ihn nicht hindern, aus dem Geschäfte, zu dessen Betrieb er den Platz hergiebt, Vortheil zu ziehen. Der Fürst bezieht einen jährlichen Pachtzins von 1 250 000 Franks.
- Aus Kopenhagen wird geschrieben, daß die Frauenemancipation dort einen Sieg errungen hat. Im Reichstage sind nämlich die ersten weiblichen Stenographen angestellt worden.
- Das Eis auf der Wolga kam zum Stehen; es ist Schlittenbahn bei 8 Grad Kälte vorhanden.
- Der Sturm in der Nordsee hielt nach einer Meldung aus Ostende auch am Freitag noch an; in der Nähe des Hafens gingen zwei Segelschiffe unter. Die gesammte Mannschaft ertrank. Der belgische Postdampfer erreichte schwer geschädigt den Hafen von Ostende. Der gesammte Personenverkehr zwischen Ostende und Dover wurde eingestellt.
- Praktisch. Nachts erhebt sich der kleine Hans in seinem Bett: "Mama! Ich bin so durstig!" - "Ach Kind, sei still und schlaf - Du bist gar nicht durstig!" - Haus (nach einer Pause): "Aber, Mama, ich muß ein Glas Wasser haben - ich bin so durstig!" - "Wenn Du nicht gleich einschläfst, komme ich mit der Rute !" - Darauf der Kleine: "Ach bitte, Mama, wenn Du aufstehst, um mich zu hauen, bring' mir doch gleich ein bischen Wasser mit!"
Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
[ => Original lesen: 1891 Nr. 90 Seite 6]Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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