No. 83
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. Oktober
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1891 Nr. 83 Seite 1]

Der Geburtstag der deutschen Kaiserin (geb. 1858) wurde am Donnerstag im Neuen Palais zu Potsdam durch eine größere Feierlichkeit begangen.
Dem Bundesrath wird ein Gesetz über die Einziehung der Vereinsthaler österreichischen Gepräges zugehen, zu welchem also auch der Reichstag seine Zustimmung zu geben hat. Die Gesammtsumme der in Oesterreich umgehenden geprägten Vereinsmünzen beläuft sich auf 31 060 321 Thaler in Einthalerstücken und 55 528 Thaler in 27 764 Doppelthalerstücken, zusammen 31 115 849 Thaler oder 93 317 547 Mark. Es wird nun angenommen, daß etwa 20 Prozent des ursprünglich ausgeprägten Betrags durch Einschmelzung, anderweitige Verwendung, Verlust und so weiter ausgeschieden sind, sodaß der Gesammtbetrag der wohl ausschließlich in Deutschland befindlichen Vereinsthaler österreichischen Gepräges auf etwa 75 Millionen Mark zu verangeschlagen wäre. Die Münzstücke sollen zu 3 Mark gleich einem Thaler eingelöst und der daraus entstehende Verlust aus den bereiteten Mitteln der Reichshauptkasse gedeckt werden. Mit diesem Vorgehen bekundet die Reichsregierung den Entschluß, die deutsche Münzreform, die leider in Folge des Sinkens des Silberpreises eine Unterbrechung erlitten hatte, zu Ende zu bringen.
Der preußische Kultusminister beabsichtigt vom nächsten Sommersemester an eine neue Ferienordnung für die Universitäten einzuführen und hat den Senaten der Hochschulen den Entwurf einer solchen zur Begutachtung vorgelegt. Die in diesem Sommer erlassene Verfügung über den pünktlichen Beginn und Schluß der Vorlesungen scheint demnach nur eine provisorische Anordnung gewesen zu sein.
Die Spaltung der Sozialdemokratie erfolgte am Montag in der Sitzung des Parthei=Kongresses in Erfurt. Die Versammlung sprach sich gegen die gemäßigten Vollmarschen Ansichten und für die bisherige Partheitaktik aus. Dann wurden die Vertreter der Opposition aufgefordert, verschiedene von ihnen erhobene Anschuldigungen vor einer Kommission näher zu begründen, was aber verweigert wurde, worauf Wildberger, Werner, Baethge, Schulz und Auerbach die Erklärung abgaben, daß sie aus der Parthei ausscheiden. Dieselben verließen sodann unter großem Jubel der Versammlung den Saal.
Der Herzog Wilhelm von Württemberg, welcher der österreichischen Armee angehört und kommandierender General des III. Armeekorps zu Graz ist, beabsichtigt infolge des Ablebens des Königs Karl, wenn auch nicht aus der österreichischen Armee auszuscheiden, so doch beim Kaiser die Bitte vorzubringen, ihn von seiner gegenwärtigen Stellung und damit von der Friedensdienstleistung zu entbinden. Bekanntlich ist Herzog Wilhelm, falls dem König Wilhelm männliche Nachkommenschaft versagt bleibt, präsumtiver Erbe für den württembergischen Thron, und es wird daher angenommen, daß er diese Veränderung nur eintreten läßt, um sich mehr als bisher mit den Angelegenheiten Württembergs beschäftigen zu können.
Bei der am Sonntag stattgehabten Volksabstimmung in der Schweiz ist der Zolltarif mit 211 781 gegen 146 920, das Banknotenmonopol mit 228 853 gegen 143 949 Stimmen angenommen worden. Durch den neuen Tarif werden die schweizer Zölle namentlich auf werthvollere industrielle Erzeugnisse des Auslandes wesentlich erhöht. Die Handelsverhandlungen mit der Schweiz werden voraussichtlich demnächst wieder aufgenommen werden, doch der Bundesrath wird ohne Zweifel abwarten, bis Deutschland und Oesterreich=Ungarn die Wiederaufnahme der Verhandlungen vorschlagen, da die Wiener Verhandlungen von Seiten dieser Mächte abgebrochen worden waren.
Die von den Franzosen so sehr gerühmte "neue Lage" hat für Frankreich einen verzweifelt metallischen Beigeschmack; 4 Milliarden Franken, fast so viel, wie die Kriegsentschädigung an Deutschland, zahlte man dem Czaren in der "Kronstadanleihe" dafür, daß er zu der "Wiedererhebung" Frankreichs die Hand gereicht hat.
Prinz Louis Bonaparte, der Sohn Lucien Bonapartes wurde am Sonnabend in Redhill mit der Engländerin Laura Scort getraut.
Binnen Kurzem wird der König von Rumänien, der gegenwärtig in Sigmaringen weilt, als Gast des deutschen Kaisers in Berlin erwartet. Auf dem Weg von Berlin nach Bukarest wird, wie verlautet, König Karl auch in Wien Halt machen, um dem Kaiser Franz Joseph einen Besuch abzustatten. Die beiden Besuche in Berlin und Wien würden die Ergänzung des Besuches in Monza bilden und im Verein mit diesem ein Ausdruck der guten Beziehungen Rumäniens zu den Mächten des Dreibundes sein.


- Schönberg. Die Strafkammer beim Großherzogl. Amtsgericht hier eröffnete ihre diesmalige Sitzung am Dienstag, den 20. October mit der Strafsache wider den Schuhmacher H. Sch. aus Schönberg 36 Jahre alt, welcher der Vornahme unzüchtiger Handlungen mit seinen noch nicht 14 Jahr alten Pflegekindern Gebrüdern B. aus K. und mit anderen jugendlichen Knaben beschuldigt war. Die Oeffentlichkeit der Verhandlung wurde wegen Gefährdung der Sittlichkeit ausgeschlossen. Das nach Wiederherstellung der Oeffentlichkeit publicirte Urtheil gegen den Angeklagten lautete auf 5 Jahre Zuchthaus unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte. - In der dann folgenden Strafsache wurde der Knecht M. F., welcher zur Zeit eine ihm von der II. Strafkammer des königl. Landgerichts zu Berlin wegen Diebstahls auferlegte Zuchthausstrafe von 1 Jahr 6 Monat verbüßt und aus der Strafanstalt Moabit hierher transportirt war, auf die Anklagebank geführt. Der Angeklagte hatte vom Herbst bis 21. Decbr. v. J. unter dem falschen Namen K. zu Röggelin als Pferdeknecht gedient und war dort auf sein Verlangen, weil ihm die fort und fort geforderten Lohnvorschüsse endlich verweigert wurden, entlassen. Er begab sich zunächst nach Gadebusch, kehrte aber von dort am 23. Decbr. nach Röggelin zurück und er=

[ => Original lesen: 1891 Nr. 83 Seite 2]

zählte auf diesem Wege in einem Gasthause, daß er mit einem Pferdehändler ein Compagniegeschäft betreibe und von dem Herrn Pächter St. Pferde kaufen wolle. In der Nacht vom 23./24. Decbr. erbrach er zu Röggelin ein Fenster des verschlossenen Pferdestalles, stieg in dasselbe ein, schirrte 2 dort stehende Pferde an einen auf dem Hofe stehenden kleinen Wagen, band 2 andere Pferde mit den Halftern hinten an denselben, erbrach auch noch die verschlossene Futterkiste und lud das Futterkorn auf den Wagen. Mit diesem Raub suchte er das Weite, hatte aber das Unglück, auf dem Felde in einen Graben zu gerathen und den Wagen zu zerbrechen. Kurz entschlossen spannte er seine Pferde wieder aus, begab sich nach dem Hofe zurück und holte sich einen Wagen. Mit diesem und den 4 Pferden begab er sich nach Lübeck, woselbst er nacheinander von 2 Schutzleuten angehalten und notirt wurde, weil er keine Laterne an dem Wagen führte. Warum er dann später Pferde und Wagen vor einem Thore in Lübeck im Stich ließ, ist nicht aufgeklärt worden, jedenfalls wurde am Morgen das führerlose Fuhrwerk dort gefunden und von der Polizeibehörde an den Eigenthümer zurückgeliefert. Der Verdacht des Diebstahls fiel sofort auf den entlassenen Knecht K., weil nur ein mit den Localitäten vertrauter Mensch den Diebstahl ausgeführt haben konnte und weil ein an dem zerbrochenen Wagen befestigter Riemen als ein dem K. gehörender recognoscirt wurde. Der Staatsanwaltschaft gelang es, den K. unter dessen Namen der Angeklagte in Röggelin gedient und dessen Papiere derselbe dort vorgezeigt hatte, zu ermitteln und ergaben die Vernehmung desselben und die weiteren Nachforschungen, daß der Angeklagte M. F. diese Papiere gestohlen hatte und daher mit dem Diebe identisch sein mußte. Der Angeklagte gestand die That heute unumwunden ein, nahm aber mit der Behauptung, daß er lediglich dem Vogt zu Röggelin einen Possen habe spielen wollen, die Absicht der rechtswidrigen Zueignung in Abrede. Das Gericht schenkte dieser Behauptung jedoch keinen Glauben, weil der Angeklagte schon fünfmal wegen Diebstahls, einmal sogar wegen Pferdediebstahls vorbestraft war, weil derselbe ferner gar keine Veranlassung hatte, dem Vogt einen Possen zu spielen und weil endlich die ganze Art und Weise der Ausführung des Diebstahls und namentlich der Mitnahme von Futter den Schluß rechtfertigen, daß eine Aneignung beabsichtigt war. Es wurde daher der Angeklagte des schweren Diebstahls der Pferde im Rückfalle und des einfachen Diebstahls des zweiten Wagens im Rückfalle für überführt erachtet und dafür unter Einrechnung der in Berlin erkannten Strafe zu einer Gesammtstrafe von 3 Jahr 6 Monat Zuchthaus unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte verurtheilt. - Die folgende Sache betraf eine Berufung des Hauswirth R. in R., welcher wegen einer Polizeiübertretung in Strafe genommen war und sich dadurch beschwert erachtete. Der Angeklagte war nicht selber erschienen, sondern ließ sich durch den Hrn. Rechtsanwalt M. aus Grevesmühlen vertreten. Die Koppel des B. liegt an der Chaussee und hatte der R. am 20. Juni d. J. bei Vornahme landwirthschaftlicher Arbeiten das in die Koppel führende Heckenthor geöffnet und offen stehen lassen. Dabei reichte die Stange des Heckenthors etwa 1 1/2 Meter auf die Chaussee bis an den Sommerweg herauf und noch etwa 1/2 Fuß in letzteren hinein. Von dem Chausseewärter zur Entfernung dieses Hindernisses des freien Verkehrs auf der Chaussee aufgefordert, hatte der Angeklagte solches verweigert und war deßhalb von der Polizeibehörde in eine Strafe von 3 M. genommen worden. Hiergegen hatte der Angeklagte richterliche Entscheidung beantragt, das Schöffengericht zu Schönberg hatte nach verhandelter Sache diese Strafe bei Bestand gelassen und bestätigte die Strafkammer heute unter Verwerfung der Berufung das Schöffengerichtliche Urtheil, indem es dem Angeklagten die sämmtlichen Kosten zur Last legte. - Auch die letzte Verhandlung betraf eine Berufungssache. Das Schöffengericht zu Schönberg hatte auf die Privatklage des Kornhändlers K. zu Schönberg den Landwirth K. zu Mahlzow zu einer Geldstrafe von 50 M. verurtheilt, weil Letzterer den Ersteren einer unehrenhaften Handlung des Diebstahls bezichtigt hatte. Als nämlich der Kr. eines Abends mit einem betrunkenen Bekannten ein Gasthaus verlassen, hatte letzterer sein Portemonnaie verloren. Kr. nahm dasselbe an sich, bewahrte es auf und stellte es dem Bekannten, nachdem derselbe wieder nüchtern geworden war, zurück. Dieser Vorgang gab dem Beklagten K. Veranlassung in einer Gesellschaft die Frage aufzuwerfen, ob man sich nicht denken könne, daß der Kr. das Portemonnaie genommen habe. Der Vertheidiger hatte die Sache so darzustellen versucht, als ob mit jener Rede von dem K. nur gemeint sei, daß der Kr. in vorsorglicher Weise das Portemonnaie dem Bekannten aufbewahrt hätte. Das Schöffengericht hatte jedoch diese Ausrede nicht für glaubhaft angesehen und den K. zur Geldstrafe von 50 M. verurtheilt. Die hiergegen gerichtete Berufung hatte keinen Erfolg.
- Rehna. Ein Antrag der Mitglieder des hiesigen Lehrercollegiums auf Erhöhung ihrer Gehalte ist von der Stadtverwaltung unter Hinweis auf die mißliche finanzielle Lage der Stadtkasse abgelehnt. Die Gehalte sind vor etwa 16 Jahren in Grundlage der Normativbestimmungen vom 28. Februar 1874 geregelt. Seitdem beziehen der Rektor 1650 M., die dann folgenden 4 Lehrer, welche Familienstellen inne haben, 1050 M. Mindest= und 1350 M. Höchstgehalt, steigend von 3 zu 3 Jahren um je 75 M. Die 3 Lehrer, welche zugleich bezw. Küster, Cantor und Organist sind, beziehen für den Kirchendienst 75, 55 und 55 M. Diese 3 Beträge zahlt die Stadtkasse. Dafür aber werden den Kirchendienern ihre Einnahmen für Kirchendienst, welche, soweit die "M. Z." hat erfahren können, annähernd die Hälfte ihres Lehrergehaltes betragen, auf letzteres angerechnet. Die beiden Hülfslehrer beziehen je 675 M. Gehalt.
- Am Dienstag Morgen starb in Grevesmühlen in seinem 67. Lebensjahre der Landbaumeister Albert Anton Friedrich Hesse.
- Der Herbstviehmarkt in Mölln am 21. Oct. war sehr gut besucht. Am Markt waren 430 Kühe und Bullen, 135 Pferde und Füllen, ca. 50 Wagen mit Ferkeln und Zugängern, sowie 265 Gänse. Gute Kühe wurden mit 200 Mk. und darüber, bezahlt, Starken kosteten 210-250 Mk. Der Handel mit Kühen ging mittelmäßig, Preise für Ferkel waren billig, 3-8 Mk., Zugänger 12-15 Mk. Die Pferdepreise waren gut. Der Gänsehandel ging auch gut, Preis 3,50-4,00 Mk, pro Stück. Quien kosteten 300-400 Mk. pro Stück. Schlachtkühe zu allen Preisen.
- Kaiser Wilhelm ist ein besonderer Freund von kräftiger Hausmannskost. So fehlt im Winter Donnerstags auf der Familientafel niemals das echte Berliner Essen Erbsen, Sauerkohl und Pökelfleisch.
- Zur Hebung des Mittelstandes hat sich dieser Tage in Berlin ein "Bund" konstituirt, der sich die Aufgabe stellt, "die wirthschaftliche Lage der selbständigen Handwerksmeister und kleinen Gewerbetreibenden durch Einwirkung auf die Gesetzgebung und durch Selbsthilfe zu heben und das Nationalbewußtsein des deutschen Mittelstandes zu stärken". Diese Ziele will der Bund erreichen "durch energische Agitation für die Aenderung der Konkurs=Ordnung, für Beseitigung oder wesentliche Einschränkung der Zuchthausarbeit, Einschränkung des Hausierhandels, Aenderung des Submissionswesens und Einschränkung der Gewerbefreiheit". Der Bund plant ferner die Gründung von Genossenschaften zur Anschaffung billiger Rohprodukte, von Handwerkszeug u. dgl., er will seine Mitglieder über Kreditsuchende informieren und Rechtshilfe in Prozeßsachen gewähren. Mitglied des Bundes kann jeder selbständige deutsche Handwerker und Gewerbetreibende werden, der sich im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte befindet und sich verpflichtet, die gemeinsamen Interessen des Bundes zu fördern.
- Von der nächsten (186.) kgl. preußischen Klassenlotterie ab werden keine Achtellose mehr ausgegeben; es treten an deren Stelle Zehntellose.
- Unter den Pferden in der Ulanenkaserne zu Düsseldorf ist die Influenza ausgebrochen.
- Die preußische Militärverwaltung in Mainz hat dieses Jahr zum erstenmal die Einrichtung getroffen, ihren Offizieren, Militärverwaltungsbeam=

[ => Original lesen: 1891 Nr. 83 Seite 3]

ten billige Steinkohlen zu liefern. Die Verwaltung hat zu diesem Zweck eine volle Schiffsladung Steinkohlen angekauft, die den Consumenten zum Selbstkostenpreis abgegeben werden. Die Offiziere und Beamten erhalten dann ihre Kohlen, um etwa 25 Prozent billiger als durch den seitherigen Bezug von Kohlenhändlern.
- In Süddeutschland haben in der Nacht zum Montag an mehreren Orten Nachtfröste stattgefunden.
- Aus Haparanda werden vom Montag vormittag 4 Grad Kälte gemeldet.


Anzeigen.

Das am 12. August cr. zu Selmsdorf angehaltene, taubstumme beziehungsweise geisteskranke unbekannte Frauenzimmer, das inzwischen in die Irrenpflegeanstalt zu Strelitz eingeliefert ist, soll vorher in Schönberg gesehen sein. Es steht zu vermuthen, daß eine böswillige Abschiebung Seitens alimentationspflichtiger Personen vorliegt. Demjenigen, welcher über die Person derartige Auskunft ertheilt, aß ihr Unterstützungswohnsitz ermittelt wird, wird eine Belohnung von 50 M. zugesichert.
Schönberg, den 16. October 1891.

Großherzoglich Mecklb. Landvogtei d. F. Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.

Alter: circa 40 Jahre; Statur: mittelgroß, wohlgenährt; Haare: schwarz, kurzgeschnitten; Gesichtsfarbe: bräunlich; Confession: anscheinend katholisch; Kleidung: Oberrock von grauem eingemachtem Zeug, Jacke von ähnlichem Stoff mit Einsatz von grobem grünem Wollzeug, grobes Hemd und vertragene schwarze Strümpfe (beides ohne Zeichen), buntes Kopftuch.


Die Restauration auf dem Bahnhofe Schönberg soll vom 1. Januar 1892 ab anderweitig verpachtet werden.
Die Pachtbedingungen liegen in dem Hauptbureau der unterzeichneten Generaldirektion aus und können von dort gegen Kopialgebühren von 1,50 M. pro Exemplar bezogen werden. Pachtofferten sind von den Reflectanten unter Anschluß ihrer Zeugnisse bis zum 5. November d. J. einzureichen.
Schwerin, den 20. October 1891.

Großherzogliche General=Direction der Mecklenburgischen Friedrich=Franz Eisenbahn.



Torf=Auction.

Am Donnerstag, den 29. October, Morgens 9 Uhr, sollen auf dem Kuhlrader Moore

ca. 150 Mille Formtorf

öffentlich meistbietend versteigert werden.
Versammlung der Käufer an der Kuhlrader Seite.
Carlow, den 20. October 1891.

A. v. Linstow.
Förster.



Die Anweisung des Torfes (2 Mille pro Person) zur abgeminderten Taxe an die dazu berechtigten Einwohner der Stadt Schönberg findet am Sonnabend, den 24. October, Vormittags 10 Uhr, auf dem Kuhlrader Moore statt.
Carlow, den 19. October 1891.

Verkaufs=Anzeige.

Dienstag, den 27. October d. J., Vormittags 9 1/2 Uhr, sollen im Gastwirth Boyeschen Locale in Schönberg an Nachlaß= etc. Sachen

3 Stand Betten, heeden Leinen, Manns= und Frauenkleidungsstücke, Haus= u. Küchengeräth aller Art, als Schränke, Tische, Stühle, Bettstellen, Leinenschrank, Spiegel, Sopha, Koffer, Eckschrank, Wäscheschrank, Kessel, Fleischhack- u. Wurstmaschine, auch eine Partie Pantoffelholz u. s. w.


Peitschen u. Peitschenstiele
empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Erste Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung I
am Mittwoch, den 28. Octbr. 1891:
Rienzi. Große Oper in 5 Aufzügen von R. Wagner.
Anfang 6 Uhr.                           Ende 9 1/2 Uhr.
Schwerin, den 22. October 1891.                          
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Gartenbau-Verein.
Sonnabend, den 24. October, abends 8 Uhr,
Versammlung bei Gastwirth Holldorf.
Tagesordnung:

                          1) Abrechnung über die Ausstellung.
                          2) Verwendung der vom Verein gepflanzten Kartoffeln.

Der Vorstand.


Todes-Anzeige.

Dienstag Abend 6 Uhr entschlief sanft und unerwartet unser lieber Onkel, Schwager und Bruder, der

Altentheiler H. Lenschow

zu Rupensdorf, im 69. Lebensjahre.
Diese Traueranzeige allen Verwandten und Bekannten.

                                                    Die Hinterbliebenen.

Die Beerdigung findet am Sonnabend, den 24. d. M., Nachmittags 3 Uhr, auf dem alten Kirchhofe statt.


Die Schulgelderhebung

findet in den nächsten beiden Wochen, vom 26. October bis 7. November, statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.

                                                    J. Wegner, Schulgelderheber.


Anzug-Stoffe,
Paletot-Stoffe,
Hosen-Stoffe

welche ich auf Wunsch unter Garantie anfertigen lasse, empfiehlt in großer Auswahl und geschmackvollen Mustern

                                                    Heinrich Meyer.


Düngerstreumaschine

(Patent Schloer) alleinig bewährtes System empfehlen wir gegen geringe Miethe angelegenlichst zur gefälligen Benutzung.
Ollndorf, im October 1891.

                                                    Oldörp & Bade.


Kleider=Stoffe,
Kleider=Lamas,
Kleider=Parchen
sowie hochfeine abgepaste
                                                    Roben
empfiehlt

Heinrich Meyer.


Cigarren-Reisender f. feine Privatkundsch. u. Restaur. gegen hohes Fixum u. Provis. ges. Wilh. Schümann, Hamburg. Lindenstraße 51.


Suche noch einen                                                    
Kuhfütterer
Rupensdorf.                                                     Dunkelgoth.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 83 Seite 4]

Kopfhüllen von 70 Pfennig (Mecklenburg).
Strickwollen von 1,60 M. d. Pfund an,
Corsetts für Damen von 75 Pfennig (Mecklenburg). an,
Jagdwesten für Herren v. 1,75 M. an,
Unterhemden von 50 Pfennig (Mecklenburg). an,
Unterhosen für Herren v. 70Pfennig (Mecklenburg). an,
Arbeiterhemden von 1 M. an,
empfiehlt in großer Auswahl

                                                    Hugo Heincke.


J. W. Hundt, Schönberg i. Mecklb.
empfiehlt sein großes Schuhwaarenlager zu nachstehenden Preisen:

                          Herren Kropfstiefel an 13 M. - Pfennig (Mecklenburg).
                             do.    gewichste rindlederne Halbstiefel an 7 M. - Pfennig (Mecklenburg).
                             do.    genarbte rindlederne Halbstiefel an 8 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).
                          Damen=Stiefelletten von Lackleder an 8 M. - Pfennig (Mecklenburg).
                          Damen=Stiefelletten von gutem Roßleder an 6 M. - Pfennig (Mecklenburg).
                          Damen=Knopfstiefel zu verschiedenen Preisen, Steppschuhe, Herren=Morgenschuhe,
                          Filzpantoffel in großer Auswahl zu billigen Preisen, Filzsohlen à Paar 25 Pfg.


Landmanns-Ball
am Freitag, den 23. d. Mts.
wozu hierdurch freundlichst einladet                                                    
Rabensdorf.                                                     H. Voss.


Zu dem am 25. und 26. October d. J. bei mir stattfindenden

Scheiben-Schiessen

nach schönem Ochsenfleisch lade ich hierdurch meine Freunde und Gönner freundlichst ein.

Am 26. October Tanzmusik.
bis über Mitternacht hinaus.
                                                    Krüger Haack.
Thandorf.


Gänse =Verkegeln
am Sonntag, den 25. October,
wozu freundlichst einladet                                                    
                                                    H. Schrep.


Zur Tanzmusik
am Sonntag, den 25. d. M. ladet freundlichst ein
Menzendorf.                                                    H. Rebbin.


Bohnerwachs,
Goldkäferlack,
Lederappretur,
Spiritus-Sarglack,
sowie sämmtliche Drogen

empfiehlt                                                                      C. Schwedt.


Kohleneimer, Ascheimer, Ofenvorsetzer sowie sämtl. Ofengeräthe
empfiehlt                                                    C. Schwedt.


Jagd-Westen v. 2 Mk. an.
Unterhosen v. 90 Pfg. an.
Unterhemden v. 75 Pfg. an.
Blaue wollene Jacken
                          in allen Preislagen.
Eigengesponnene Wolle Pfd. 1,60 M.
Feine engl. Wolle Pfd. 2,50 u. 3 M.
Hochf. Kammgarnwolle Pfd. 4 u. 5 M.
    empfiehlt

Heinrich Meyer.


Suche einen ordentlichen                               

Knecht
beim Mühlenwagen.                                                    
Lüseerhagen.                                                          Sim. Egert.


Suche zum 24. October:                                                    
1 Pferdeknecht, 1 Halbknecht und 1 Dienstmädchen.
                                                    Schulze Lohse, Törpt.


Eine Frau für einige Stunden des Morgens zum Reinmachen sucht

                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Entlaufen am Sonnabend mein gelber                          
Hirtenhund.
Abzugeben gegen eine Belohnung beim
                          Hauswirth Robrahn,
                                                    Carlow.


Die sechs diesjährigen, noch grauen Schwäne fliegen nach den umliegenden Gewässern und bitte ich die Herren Jagdberechtigten die Thiere als mein Eigenthum gütigst schonen zu wollen.

                                                    C. Schwedt.


Am Mittwoch, den 28. d. M. fahre ich mit meinem Omnibus nach dem

Ratzeburger Viehmarkt.
Abfahrt von hier Mrgs. 5 1/2 Uhr, Neue Welt 7 Uhr
                                                    L. Schütt.


Für die vielen Glückwünsche von Nah und Fern zu unserer silberen Hochzeit sagen wir unsern herzlichsten Dank.

                                                    Stellmachermeister Möller & Frau.
                                                    Selmsdorf.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 25. October

Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche fällt aus.
    Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 43.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 83 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 83 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 23. October 1891.


- Die Aussichten der jungen Juristen in Preußen sind nach wie vor schlechte. In der Zeit vom 1. October 1890 bis 1. October 1891 sind von dem vorjährigen Bestand der Assessoren mit 1791 nur 351 verbraucht worden, so daß 1440 verblieben sind. Die Assessorprüfung haben im Lauf des Jahres 491 Referendare gemacht, von welchen 103 Anwälte geworden und 11 außerdem ausgeschieden sind, so daß 377 Assessoren neu hinzugetreten sind. Es sind demnach wieder 28 Assessoren mehr, als October 1890, nämlich 1891. Wie lange es heute bis zur Anstellung als Amtsrichter dauert, ergiebt sich aus Folgendem: Von den Angestellten haben die Prüfung abgelegt 1883: 1, 1884: 7, 1885: 57, 1886: 85, 1887: 22, 1888: 3, zusammen 157.
- Wie sehr der Verbrauch von Pferdefleisch in Berlin zugenommen hat, beweist die Thatsache, daß in den ersten 9 Monaten dieses Jahres in der Centralroßschlächterei 6099 Pferde geschlachtet worden sind, 421 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
- Heringessen als Strafmittel, das ist die neueste Erfindung der russischen Beamten in den Gefängnissen Sibiriens. Man wendet es vor allem gegen diejenigen an, welche keine Geständnisse machen und ihre Mitschuldigen nicht nennen wollen. Das fortwährende Essen scharfgesalzener Heringe soll, nach den Aussagen einiger Gefangener, zu den ärgsten Torturmaßregeln gehören, die jemals erdacht worden sind; Daumschrauben, Halseisen und sonstige Folterwerkzeuge sind harmlose Dinge dagegen. Der Sträfling wird in eine gutgeheizte, möglichst enge Zelle gesperrt und erhält keine andere Nahrung als Salzheringe, selbst das übliche Wasser und Brot wird ihm entzogen. Der Durst ist ein böser Peiniger, und wenn der Gefangene wieder der Untersuchungskommission vorgeführt wild, ist er so mürbe gemacht, daß er noch mehr aussagt, als man von ihm verlangt. Wenn ihm dann nach der langen Heringsperiode zum erstenmal wieder ein frischer Trunk Wasser gestattet wird, faßt ihn vor Gier der Schwindel und ein förmliches Fieber schüttelt ihn.
- Welche Aussichten hat man bei einer Eisenbahnfahrt zu verunglücken? Nach der Zeitung des Vereins deutscher Bahnverwaltungen muß man eine Strecke Weges, so lang wie 16 666 Fahrten um den Aequator machen, um möglicherweise getödtet, 1938 Fahrten von solcher Länge, um getödtet oder verletzt zu werden.
- Etwas für alte Korpsstudenten. Der Deutsch Ostafrikanischen Gesellschaft sind ehemalige Studenten mit Schmissen im Gesicht besonders willkommen. Als Beamter genießt ein derart Gezeichneter unter den Eingeborenen besonderes Ansehen, weil dieselben ihn für einen besonders tapferen und bewährten Krieger halten.
- Hafermehl. Es ist auffallend, daß wir kleine Kinder, Schwache und Kranke meist durch kunstvoll hergestellte Mehlkompositionen nähren und im Allgemeinen so selten zum Gebrauch des Hafermehls greifen. In England, Spanien, Frankreich und jenseits des Ozeans hat man den Werth dieses Nahrungsmehles schon längst anerkannt und ist bemüht, dasselbe im reinsten Zustand und auf das feinste gerieben darzustellen. So zubereitet ist es außerordentlich leicht verdaulich, und da seine Nährkraft sehr bedeutend ist, giebt es, mit Wasser, Milch, Fleischbrühe gekocht, besonders für kleine Kinder und Magenschwache, eine Speise, welche die allgemeine Aufmerksamkeit verdient. Das Hafermehl übertrifft bei weitem alle jene Stärkepräparate, die hinter den mannigfaltigsten Namen ausgeboten werden, denn während jene im günstigsten Fall nur schwammiges Fett bilden, erzeugt Hafermehl Muskelfleisch, die äußeren Anzeichen der Konstitutionskraft. Da dies Mehl, rein zubereitet und im feinsten Zustand auch sehr gut schmeckt, nehmen Kinder diese Nahrung leicht an und ein gewisser aromatisch frischer Duft, welchen das Hafermehl besitzt, verhindert, daß man seiner überdrüssig wird. Wir möchten die Aufmerksamkeit von Eltern schwächlicher Kinder jeden Alters auf dies Mehl lenken. Als Trank für Kranke läßt man reinschmeckende Hafergrütze, die mit kaltem Wasser einigemal angelöst ist, wenigstens eine volle Stunde in Wasser kochen, dann gießt man sie, nöthigenfalls mit etwas Wasser verdünnt, durch ein Sieb, und giebt zu je einem Maß dieser Flüssigkeit einen halben Theelöffel Liebigs Fleischextrakt nebst etwas Salz, mit dem man es gut durchkochen läßt.
- Das Verjüngen der Zwetschgen= und Pflaumenbäume. Alte Bäume, welche wenig Früchte tragen, können auf folgende Weise wieder verjüngt und fruchtbar gemacht werden. Die alten Aeste eines Baumes werden im Spätherbst abgesägt und die Schnittflächen mit einer Mischung bestrichen, welche aus Lehm und Kuhfladen besteht. Dadurch wird nicht nur das Ausfließen und austrocknen des Saftes verhütet, sondern auch zugleich den im Frühjahr hervorkommenden Trieben Nahrungsstoffe zugeführt. Außerdem gräbt man die Erde um den Stamm über den Wurzeln ab, bringt Dünger darauf und deckt denselben mit der abgegrabenen Erde nieder zu.
- Glascylinder für Lampen dauerhaft zu machen. Man packt dieselben, mit Stroh umwickelt, in einen Topf, gießt kaltes Wasser darauf, setzt den Topf ans Feuer, so daß er sich langsam erwärmt und endlich zum Kochen kommt. Dann läßt man das Feuer ausgehen und den Topf ebenso langsam erkalten. Auf diese Weise behandelte Lampencylinder erlangen so viel Festigkeit, daß sie den Wechsel von Kälte und Hitze aushalten können, ohne zu zerspringen. Zuweilen aber hat das Zerspringen seinen Grund in der ungleichen Dicke des Glases. Diesem hilft man dadurch ab, daß man unten mit einem Glaserdiamant einen kleinen Einschnitt macht.
- Ein Wort über das Schnupfen. Ein Engländer hat ausgerechnet, daß jeder consequente Tabakschnupfer zur Bedienung seines werthen Riechorgans mit dem edlen Schnupftabak jährlich 36 1/2 Tage braucht. Der betreffende Rechenkünstler kalkulirt nämlich so: Jeder entschiedene Schnupfer nimmt alle zehn Minuten eine Prise, und jede Prise beansprucht durch das Nehmen, Hinaufheben, Spielen und Wischen an der Nase 1 1/2 Minuten Zeit, also täglich, den Tag zu zehn Stunden gerechnet, 2 Stunden 24 Minuten. Der Mann hat die Sache offenkundig sehr genau studiert!
- Aus der höheren Töchterschule. Lehrer: Können Sie mir sagen, was man unter einer Ode versteht? (Schülerin schweigt.) Oder können Sie mir vielleicht eine bekannte Ode nennen?" - Schülerin: Eau de Cologne.
- Was der Mensch alles auf dem Herzen haben kann. Schlachter (einer Köchin ein Stück Ochsenfleisch überreichend): "So, Fräulein Jette. Und was haben Sie sonst noch auf Ihrem zarten Herzen?" - Jette: "Ein halbes Pfund Schmeer."


Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1891 Nr. 83 Seite 6]

Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD