[ => Original lesen: 1891 Nr. 78 Seite 1] Kaiser Wilhelm verlängerte wegen der gegenwärtigen schönen Witterung seinen Aufenthalt in Ostpreußen auf Jagdschloß Rominten noch um 2-3 Tage, wird also nicht, wie bisher angenommen wurde, schon am 3. d. M. nach Berlin zurückkehren. Positiv sichere Nachrichten über die Abreise von Rominten und die Ankunft im Neuen Palais bei Potsdam sind bis zur Stunde noch nicht nach Berlin gelangt. - Wie von anderer Seite verlautet, dürfte der Kaiser sich von Rominten aus direct zu einem Jagdausfluge nach Hubertusstock in der Schorfhaide begeben und, wie schon im vergangenen Jahre, sofern das Wetter günstig bleibt, dort einen etwa achttägigen Aufenthalt nehmen.
Nach einer Berliner Nachricht soll sich der Kaiser unlängst grundsätzlich gegen die zweijährige Dienstzeit ausgesprochen haben.
Mit dem "Caprivi=Brot" der preußischen Garde (Weizen=Roggenbrot) ist es schon wieder zu Ende. Es giebt seit der Rückkehr aus dem Manöver wieder das alte Kommißbrot.
Wie die Nat.=Ztg. hört, ist die Abschaffung der Carpenter=Bremse und die Einführung einer neuen, durchgehenden Bremse für die preußischen Staatsbahnen nunmehr beschlossene Sache. Es werden über die Wahl des Systems behufs Herstellung der so wünschenswerthen Einheitlichkeit des Bremssystems auf allen deutschen Eisenbahnen demnächst Conferenzen von Vertretern der deutschen Eisenbahnverwaltungen stattfinden.
Die Einfuhr amerikanischen Schweinefleisches in Hamburg beginnt jetzt bereits ein rasches Tempo anzunehmen. Verschiedentlich macht sich schon eine Rückwirkung auf die Fleischpreise bemerkbar.
Wegen Veranstaltung einer deutsch=nationalen Ausstellung in Berlin hatte die Osnabrücker Handelskammer bei den Handelskammern und wirthschaftlichen Vereinigungen Deutschlands Umfrage gehalten. 128 Antworten sind bis jetzt eingegangen. Hiervon und 82 für den angeregten Plan. Von den 85 Körperschaften würden jedoch 30 einer Weltausstellung in Berlin den Vorzug geben. Mit einer endgiltigen oder entschiedenen Aussprache hielten vorläufig 27 zurück. Kurz ablehnend, und zwar meistens unter Berufung auf die in den vertretenen Kreisen herrschende allgemeine Ausstellungsmüdigkeit und auf den Mangel an Vertrauen zu den von der Ausführung des Projekts erhofften Erfolgen, erklärten sich 21.
Bei dem Festessen zur Feier der Einweihung der neuen Neckarbrücke in Mannheim brachte der Großherzog von Baden einen Trinkspruch aus, in welchem er ermahnte, die Jugend zur Vaterlandsliebe anzuhalten, da auf der Jugend die Zukunft Deutschlands beruhe.
Die bayerische Regierung verlangt einen Kredit von 25 Millionen zur Legung weiterer Doppelgeleise, sowie von 15 Millionen zur Anschaffung neuen Fahrmaterials.
Der Kaiser von Oesterreich ist am Donnerstag Vormittag in Reichenberg, der Hochburg des Deutschthums in Böhmen, eingetroffen und daselbst mit unbeschreiblichem Jubel empfangen worden. Die Fahrt von Prag nach Reichenberg glich einem Triumphzug, überall standen längs des Bahnkörpers Tausende von Menschen. Der Zug, der sehr häufig langsam fahren mußte, hielt an vier Stationen an, auf welchen der Kaiser huldigende Ansprachen entgegennahm. Auf die Begrüßungsansprache des Bürgermeisters von Reichenberg erwiderte der Kaiser: "Mit Freuden nehme ich die Versicherung treuer Ergebenheit entgegen. Ich nehme den regsten Antheil an dem Aufblühen der Stadt, welche dank dem Gewerbefleiß ihrer Bewohner zu den hervorragendsten Städten des geliebten Böhmens gehört. Ich entbiete der Bevölkerung meinen kaiserlichen Dank für den herzlichen Empfang." Leider ist in der vorangegangenen Nacht auf der Reiseroute des Kaisers ein schlimmes Bubenstück verübt worden, indem man versucht hat, die Brücke bei Rosenthal, der ersten Station vor Reichenberg, zu sprengen. Um Mitternacht explodierten an den beiderseitigen Widerlagern der Brücke zwei mit Nitroglyzerin gefüllte Bomben, jedoch ohne großen Schaden anzurichten. Es soll sich darum gehandelt haben, ein Verkehrshinderniß zu schaffen, damit die Reise des Kaisers nach Reichenberg verhindert werde. Von den Thätern hat man vorläufig keine Spur. Die Wiener Bevölkerung plant, dem Kaiser bei seiner Rückkehr einen festlichen Empfang zu bereiten.
Die Rückfahrt des Kaisers Franz Josef von Reichenberg nach Prag gestaltete sich zu einem wahren Triumphzuge, Freudenfeuer flammten auf den Höhen, alle Stationsorte, die Fabriken und Schlösser waren glänzend illuminirt, auf den Stationen selbst hatten sich Hunderte von Lampionträgern aufgestellt, welche brausende Hoch= und Slavarufe auf den Kaiser ausbrachten. Der Kaiser ließ wiederholt halten, verließ den Waggon und sprach persönlich seinen Dank aus.
Seiden=Bengaline (schwarze, weiße u. farbige) von Mk. 1.85 bis 11.65 - glatt, gestreift und gemustert (ca. 32 versch. Qual.) - vers. roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Depôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.
Anzeigen.
Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der zweiten Kupfermühle c. p. zu Baek, welche der Polizeivogt Scheding bisher gepachtet hatte, steht ein Termin auf
Sonnabend, den 10. d. Mts.
Vormittags 11 Uhr,
im Locale des Gastwirths Spolert zu Baek an, wozu Pachtliebhaher mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen in dem Verpachtungstermine bekannt gemacht werden.
Schönberg, den 1. October 1891.
Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 78 Seite 2]Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1891/92 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis zum 10. October c. hierher anzuzeigen.
Schönberg, den 30. September 1891.
Großherzoglich Meckl. Domainen=Amt
Cl. v. Oertzen.
In Sachen betr. Zwangsversteigerung der dem Müller H. Leppien gehörigen, zu Selmsdorf belegenen Grundstücke, als
1. das auf dem Platze des ehemaligen Selmsdorfer Küsterhauses aufgebauten Wohnhauses mit Backofen zum Bäckereibetriebe, Hofraum, einem Stallgebäude und einem hinter dem Hofraum belegenen Garten,
2. der von der Stelle des Hauswirths Peter Lose zu Selmsdorf abgetrennten, auf dem Selmsdorfer Felde an der Dassower Chaussee in der sog. Sandkoppel belegenen und 65 a 4 qm. - 300 []R. - großen Ackerfläche und
3. der auf derselben erbauten holländischen Windmühle, stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf
Dienstag, den 1. December 1891,
Vormittags 11 Uhr,
2. der Ueberbotstermin auf
Dienstag, den 29. December 1891,
Vormittags 11 Uhr.
Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an die qu. Grundstücke und an die zur Immobiliarmasse derselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Meldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und Sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Dienstag, den 1. December 1891,
Vormittags 11 Uhr
angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der hiesigen Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an die Grundstücke c. p. bestimmten Termine und in dem Verkaufstermine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tage vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 31. August 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. Hahn.
W. Harms.
Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Urliste für die Stadt Schönberg in der Zeit vom 1. bis 8. October d. J. in hiesiger Rathsstube ausliegt. Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Urliste können Einsprachen von Jedermann innerhalb einer Woche (vom 1. October d. J. angerechnet) erhoben werden und sind solche schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 30. September 1891.
Der Magistrat.
Diäten-Verein für Geschworene beider Mecklenburg.
Anmeldungen zum Eintritt und Beiträge nimmt entgegen
Aug. Spehr.
Landwirthschaftliche
Fortbildungsschule
verbunden mit der Gewerbeschule zu
Lübeck.
Der Unterricht, welcher für jeden der beiden Kurse 20 Wochen in Anspruch nimmt, wird nur Mittwochs und Sonnabends von 9-12 und von 2-4 Uhr ertheilt.
Im 1. Kursus wird Geschäftslehre, Raumlehre, Zeichenkunde, Chemie, Physik, Bodenbearbeitung und allgemeine Thierzucht behandelt.
Das Schulgeld beträgt 10 Mark für jeden Cursus.
Der Unterricht beginnt am 14. Oktober, 9 Uhr Vormittags. Schriftliche Anmeldungen nimmt der Unterzeichnete entgegen.
Die Direction der Gewerbeschule.
Walther Lange.
Ersparniß- & Vorschuß-Anstalt.
Der Geschäftsbericht mit Bilanz und Gewinn= und Verlust=Conto für das 22. Rechnungsjahr sowie der Revisionsbericht etc. liegen vom 7. October d. J. ab in unserm Geschäftslocale zur gefl. Einsicht der Herren Actionäre aus.
Schönberg, den 30. September 1891.
Das Directorium.
Bekanntmachung.
Zur Deckung des Feuerschadens, den sieben unserer Mitglieder in Schlagsdorf erlitten haben, vernothwendigt sich die Erhebung eines doppelten Beitrags. Wir bitten die Beiträge bis zum 15. d. Mts. an die Kreisvorsteher zu entrichten.
Der Vorstand des Möbel=Versicherungs=Verein.
Stets vorräthig:
Einfache und doppelte Bruchbänder in verschiedenen Sorten, Nabelbinden für Kinder, Gradehalter leicht zu tragen und sehr zweckmäßig, für junge Mädchen wohl zu beachten, Suspensor oder Tragbeutel, Gummi=Luftkissen für Kranke, Clysopomp und doppelte Clystirspritzen zum Selbstclystiren. Wundspritzen zu jeglichem Gebrauch, Irrigator und Mutter=Rohre, Mutter=Kränze, Gummileinen, zum Schutz des Durchnässen für Betten in Wiegen, Milchpumpen, Brust=Hütchen, Brust=Gläser, electromotorische Zahnhalsbänder, Kindern das Zahnen leicht und schmerzlos zu befördern, sehr empfehlenswerth, Zahnkitt für hohle Zähne, Zahnringe, starke Schlauchgarnitur mit Bürste und Flasche, sowie giftfreie Gummisauger ohne Naht sind stets zu haben in Schönberg bei
Heinrich Böckmann,
Bandagist.
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W. Wieschendorf,
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Aug. Spehr.
Zum bevorstehenden Herbst=Markt werde ich wieder mit
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anwesend sein.
Johannes Rohwedder
aus Preetz.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 78 Seite 3]
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Originalloose I. Kl. 1/1 M. 21, 1/2 M. 10,50, 1/10 M. 2,10. Betheiligungsscheine für beide Klassen an 100 Orig.=Loosen M. 48, an 50 Orig.=Loosen M. 24.
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der Grossherzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg Strelitz.
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Dem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich am Markttage den 6. und am 7. d. M. in Schönberg mit Schuhwaaren aller Art anwesend sein werde und bemerke gleichzeitig, daß ich solche nur in haltbarer und starker Arbeit führe und zu soliden billigen Preisen verkaufe.
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Bankbeamter.
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W. Bohnhoff,
Selmsdorf i/M. Barbier.
Wohnungs=Veränderung.
Meinen werthen Kunden hiermit zur Anzeige, daß ich von jetzt ab im Hause des Herrn Buhmann am Markt wohne.
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z. Z. Hotel Kölnischer Hof Dortmund.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 78 Seite 4]Bettfedern, Daunen, Anfertigung ganzer Betten.
Gebrüder Burchard,
Schönberg
beehren sich den Eingang ihrer
Herbst- und Winter-Neuheiten
ergebenst anzuzeigen.
Durch persönlich mit unserem Güstrower Hause zusammen eingekaufte Waaren sind wir in der Lage sämmtliche Artikel unseres gut assortirten Lagers zu sehr billigen Preisen abzugeben.
Neben einer großen Auswahl Kleiderstoffen, Buckskins, Bettzeugen, Gardinen etc. machen wir noch besonders auf unser großes Lager
Herren-, Damen- und Kindergarderobe
aufmerksam.
Gebrüder Burchard,
Schönberg.
Fertige Herren-, Damen- und Kinder-Wäsche.
Zur Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs findet am Sonnabend, den 17. October, Nachmittags 4 Uhr im meinem Saale ein
Diner
statt, wozu ich mir erlaube hierdurch ergebenst einzuladen.
Preis à Couvert 3 M. 50 . incl. Musik.
Anmeldungen erbitte ich bis zum 14. October.
L. Spehr.
Stadt Lübeck.
Am Markttage: Tanzmusik à Tanz 10 Pfg.
Im kleinen Saale Gesangvorträge der Sängergesellschaft Stellbrink aus Hamburg.
Zu dem am Sonntag, den 11. und Montag, den 12. October bei mir stattfindenden
Scheiben-Schiessen
nach werthvollen Gewinnen lade ich alle meine Freunde und Gönner hierdurch ergebenst ein.
Herrnburg. Frau Ww. Lohse.
Am Sonntag, den 11. October: Ball.
Geschäfts=Eröffnung.
Einem hochgeehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich in dem neuerbauten Hause Marienstraße Nr. 51 eine
Fein-, Weiß- & Grob-Bäckerei
und Mehlhandlung
eröffnet habe. - Indem ich bestrebt sein werde, nur gute Waare zu liefern, bitte ich mein Unternehmen gütigst zu unterstützen.
Hochachtungsvoll
H. Callies.
1 Parterre oder 1. Etage=Wohnung
hat zu Ostern zu vermiethen
W. Nothdurft.
Patent-Rouleaux,
Linoleum-, Manilla- und Cocosläufer
empfiehlt H. E. Peters,
Glasermeister.
Allen denen, die uns an unserm Hochzeitstage durch Uebersendung von Gratulationskarten erfreut haben, sprechen wir hierdurch unsern Dank aus.
H. Callies u. Frau,
geb. Burmeister.
Für die rege Theilnahme und Kranzspende allen Betheiligten, und vor allem Herrn Pastor Schmidt für die trostreichen Worte am Grabe unserer geliebten Tochter Elisabeth unsern aufrichtigen Dank.
Lübseerhagen, den 1. October 1891.
A. Freitag u. Frau,
geb. Töpper.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 78 Seite 5]Beilage
zu Nr. 78 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 6. October 1891.
Die am 1. October aus Frankreich in Metz ankommenden Züge waren mit Reisende überfüllt. An den Grenzstationen war jede Controlle der Reisenden eingestellt. Die meisten der Ankömmlinge waren, wie die Köln. Volksztg. meldet, seit Einführung des Paßzwanges nicht mehr im Reichslande gewesen, so daß sich der Tag für viele Familien zu einem Freudentag gestaltete. - Fast alle Pariser Zeitungen schickten Sonderberichterstatter nach Elsaß=Lothringen, um die Wirkung der am 1. October erfolgten Aufhebung des Paßzwanges zu beobachten. Sie erzählten, daß alle Eisenbahnzüge aus Frankreich überfüllt waren und der Tag in vielen Familien festlich gefeiert wurde. Einige, so der Vertreter des "Figaro", geben offen zu, daß sie die Elsaß=Lothringer weit mehr deutsch gefunden hätten, als sie geglaubt. Auch Metz mache schon den Eindruck einer echten deutschen Stadt. In den Pariser Zeitungen spukte bisher immer noch die Ansicht, daß das deutsche Reichsland Elsaß=Lothringen eigentlich doch noch ein Stück Frankreich bilde. Nun wird man vielleicht wohl zu etwas anderen Anschauungen kommen.
Die Berichte der Schiedsrichter bei den großen französischen Manövern liegen jetzt vor Dieselben loben einstimmig die Infanterie mit Ausnahme des vom General Negrion befehligten IV. Armeecorps; erklären die Artillerie für befriedigend, aber verbesserungsbedürftig und kritisiren scharf die Cavallerie, welche den Aufklärungsdienst vernachlässigt habe. Der sehr wichtige Nachrichtendienst sei durchaus vernachlässigt gewesen.
Das Testament Boulanger's besagt, er tödte sich nicht aus Verzweiflung der Zukunft, sondern aus Schmerz über sein jüngstes Unglück. Er fordert seine Anhänger auf, den Kampf fortzusetzen gegen jene, die ihn fern vom Vaterlande in den Tod trieben. Er habe wiederholt versucht, sich zu stellen, wenn er von einem ordentlichen Gericht abgeurtheilt worden wäre, dies jedoch sei stets verweigert worden. Er bedaure, daß er nicht auf dem Schlachtfelde gestorben sei. Das Testament schließt: "Es lebe Frankreich, es lebe die Republik!" - Vor dem Selbstmord schrieb Boulanger Briefe an verschiedene Personen, aber weder an seine verlassene Frau, die in Versailles lebt, noch an seine drei Töchter. Nach dem Tode seiner Freundin Bonnemain hatte seine Gattin ihm geschrieben, daß sie verzeihe und vergesse und zu ihm zurückkehren wolle, um die Verbannung mit ihm zu theilen. Boulanger hat der hochsinnigen Frau aber nie geantwortet.
Bei der Beerdigung Boulanger's in Brüssel fanden Unruhen statt. Die belgische Polizei nahm eine Anzahl Verhaftungen vor.
In Petersburg fand am Mittwoch das Leichenbegängniß der so jäh verstorbenen Großfürstin Paul, geb. Prinzessin von Griechenland, in der Peter=Pauls=Kathedrale statt. Der deutsche Kaiser ließ sich durch einen Spezialgesandten, den kommandierenden General des 1. preußischen Armeekorps, Generalleutnant von Werder, vertreten. - Der General überbrachte auch dem Czaren ein eigenhändiges Schreiben unseres Kaisers als Antwort auf ein demselben zugegangenes Handschreiben des Kaisers Alexander.
Der "Kölnischen Zeitung" wird aus Petersburg geschrieben: Für die russische Grenzwache werden, eine Viertelmeile von der Grenze entfernt, kasernenartige Häuser erbaut. Da der Corden schon jetzt sehr dicht ist und für die Grenzwachen bereits seit 1888 größere Häuser erbaut sind, so bezwecke man hiermit entweder eine abermalige Verstärkung dieser Truppe oder eine unauffällige Unterbringung vorzuschiebender aktiver Truppen.
Die russische Regierung befindet sich dem in einzelnen Gouvernements ausgebrochenen Nothstand gegenüber in großer Verlegenheit. Wie der "Münch. Allg. Ztg." aus Petersburg geschrieben wird, hat sich herausgestellt, daß, ganz abgesehen von den zahlreichen Unterschleifen, die bei den Getreidelieferungen stattgefunden haben und noch stattfinden, Unterstützungen in Geld fast überall nur eine Steigerung des Branntweinkonsums zur Folge haben, während bei Lieferungen von Saatkorn die Brauern sich durch die hohen Getreidepreise zum Verkauf dieses Korns verleiten lassen und den Erlös ebenfalls verjubeln. Das ist aber um so schlimmer, als damit auch für das nächste Jahr sich eine unheilvolle Perspektive eröffnet. Uebrigens ist in Rußland nur eine Stimme darüber, daß die Maßregel des Ausfuhrverbots eine völlig verfehlte war, und daß gerade durch dieses Verbot die Roggenausfuhr eine weit größere geworden ist, als unter anderen Umständen geschehen wäre.
In den russ. Bezirken Saratow und Nowgorod brachen umfangreiche Beunruhigungen aus und mußte zur Unterdrückung Militär aufgeboten werden. Die Noth ist schrecklich. Der Adelsmarschall mußte von seinem Posten zurücktreten, weil ihm 70 000 Rubel Hilfsgelder für die Nothleidenden zum größten Theil zwischen den Fingern hängen geblieben waren. Ueberhaupt steht es mit der Ausführung der Nothstandsmaßregel sehr schlimm und es herrscht ein völliges Durcheinander. Bei den großen Tumulten sucht daher jeder zu nehmen, wo er etwas findet.
Die Krankheit der Königin von Rumänien soll, wie ein Korrespondent dem "Neuen Wiener Tageblatt" berichtet, bereits derartig vorgeschritten sein, daß eine vollkommene Heilung absolut ausgeschlossen scheint. Die Kräfte der Kranken sind seit längerer Zeit in stetiger Abnahme begriffen. Das Gehirn Carmen Sylva's arbeitet ununterbrochen, wo immer auch die Kranke sich befinden möge, und brütet phantastische Träume und seltsame Visionen aus. So lange das Gehirn der Kranken sich nicht vollkommen der Ruhe hingeben kann, so lange der in hohem Grad erregte Gemüthszustand der Königin nicht wieder normal werden kann, so lange ist an eine Heilung nicht zu denken.
Im Zustande der Königin von Rumänien trat wieder eine Verschlimmerung ein. Die Genickschmerzen, welche fast ganz nachgelassen hatten, sind wieder heftiger und infolge dessen haben sich Schlaflosigkeit und große Unruhe eingestellt.
- Neustrelitz, 4. Oct. I. K. H. die Großherzogin ist gestern in erfreulichem Wohlbefinden von ihrem Sommersitze Keppschloß bei Pillnitz in Sachsen hierher zurückgekehrt. S. K. H. der Erbgroßherzog empfing Ihre Königliche Hoheit am Bahnhofe.
- Schönberg. Der Lehrer Schnorr zu Wahlsdorf wird zu gegenwärtigem Michaelis nach Malzow versetzt, sein Nachfolger wird der Lehrer Peters in Klocksdorf und die Schulstelle in Klocksdorf wird durch den bisherigen Hülfslehrer Joh. Meyer in Demern besetzt; der Lehrer Breest geht von Kuhlrade nach Grieben und die Stelle in Kuhlrade ist dem bisherigen Hülfslehrer Heuer in Carlow verliehen.
- Neustrelitz. Dieser Tage war eine aus Vorstandsmitgliedern des Vereins für Hebung des Verkehrs in hiesiger Stadt bestehende Deputation bei dem Minister wegen des für das Großherzogthum zu errichtenden Schwurgerichts in hiesiger Stadt vorstellig geworden. Der Minister versicherte der Deputation, daß er dem Projekt nicht abgeneigt sei und dasselbe näher erwägen wolle. Kürzlich hat nun eine aus dem Landgerichtspräsidenten, einem Landgerichtsrathe und dem Baurath Müschen Seitens der Landesregierung beorderte Commission die Räumlichkeiten des Rathhauses in Augenschein genommen, auch erwogen, ob durch Aufsetzung eines dritten Stockwerkes die nöthigen Räumlichkeiten geschafft werden könnten für das darin zu placirende Schwur=
[ => Original lesen: 1891 Nr. 78 Seite 6]gericht. Die Frage soll bejahend ausgefallen sein. Gegenwärtig wird das Rathhaus mit einem Nothdach versehen.
- Gadebusch. Der Schatzmeister der hiesigen Socialdemokraten, der sich durch besondere Rührigkeit im Einsammeln von Beiträgen ausgezeichnet haben soll, ist nach der "E. Z." kürzlich unter Mitnahme der Kasse von hier gegangen.
- Ueber den Tod Theodor Körners schreibt ein Leser der "Frankfurter Ztg.": "Es ist meines Wissens bis jetzt noch nicht allgemein bekannt, auf welche Weise Theodor Körner ums Leben gekommen ist. Erlauben Sie mir, Ihnen mitzutheilen, daß mir im Jahre 1835 der Lehrer Schomer von Dauen bei Kirn, der in Napoleonischen Diensten stand, Folgendes erzählte: "Wir hatten einen Transport nach Hamburg und wurden plötzlich bei Gadebusch im Wald von dem Lützow'schen Corps überfallen; da ließen wir Alles im Stich und flüchteten in den Birkenwald. Unser Kamerad Mohr aus Bieber bei Simmern fiel beim Uebersetzen in den Graben; in diesem Augenblick kam Körner heran in der Absicht, auf ihn loszugehen. Mohr schoß in knieender Stellung auf Körner und die Kugel ging ihm von unten in die Brust. Schomer hat dies mit eigenen Augen angesehen."
- Die Fürstin v. Bismarck ist, wie man leider hört, recht krank, obgleich sie gelegentlich ihren Hausfrauenpflichten noch emsig vorsteht und die Wirthschaftsrechnungen mit dem alten Eifer und Geschäftsgeist durchgeht. Sie leidet an hochgradigem Asthma und ist so empfindlich für Erkältungen, daß sie öfters das Bett hüten muß.
- Der König von Italien wird dem Professor Virchow anläßlich seines 70. Geburtstags einen hohen Orden, vermuthlich das Kommandeurkreuz des St. Moritz und Lazarusordens, verleihen.
- Die "Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: Nachdem erst unlängst die Presse in San Francisco dem Auftreten unseres Geschwaders reiches Lob gezollt hat, lassen die letzten Nachrichten aus Chili erkennen, daß unsere Matrosen auch dort ihrem guten Rufe Ehren machen. Die musterhafte Ordnung an Bord der Schiffe, sowie die tadellose stramme Haltung der Mannschaften haben nicht allein bei der einheimischen wie der fremden Bevölkerung Valparaisos den günstigsten Eindruck hervorgerufen, sondern auch die chilenischen Behörden haben sich dahin geäußert, daß sie ein derartiges vorzügliches Auftreten, wie es die Mannschaften des deutschen Geschwaders bei Urlaub an Land zeigten, bisher nicht für möglich gehalten haben.
- Postkarten nicht mit Stecknadeln zusammenstecken! Die vielgeübte Praxis, in Ermangelung einer Postkarte mit Antwort zwei gewöhnliche Postkarten mit einer Stecknadel zusammenzuheften und diese dann abzusenden, ist nach Bestimmung der Postbehörden unzulässig. Solche Karten werden, nach der Köln. Ztg., nicht befördert.
- Eine Kaufmannsfrau in Berlin verschluckte zwei Zwanzig=Markstücke, um das Geld dem Gerichtsvollzieher zu entziehen, welcher eine Pfändung vornehmen wollte. Die Frau erkrankte aber nach ihrem thörichten Streich so heftig, daß sie nach einem Krankenhause übergeführt werden mußte. Man hofft, das Geld, welches der Frau so schwer im Magen liegt, wieder herauszuholen.
- Eine Erinnerung an Buffallo Bill und seine wilden Horden und Heerden befindet sich im Berliner Zoologischen Garten in Gestalt eines prächtig gedeihenden Bisonkalbes, gezüchtet von einer der schon längere Zeit hier lebenden Bisonkühe und dem mächtigen Bullen, welchen seinerzeit der Garten aus der großartigen Heerde des amerikanischen Obersten erwarb. Es ist dies Ereigniß um so bemerkenswerther und erfreulicher, als leider die einstmals in unabsehbaren Heerden durch die endlosen Prairien des Westens schweifenden Bisons oder Indianer Büffel, bis auf einen verschwindend kleinen Rest ausgerottet worden sind, gerade wie ihre Heimaths= und Schicksalsgenossen, die Rothhäute unaufhaltsam dem Untergange entgegengehen. Da wohl nie mehr Bisons aus Amerika zu uns importirt werden, so hat der Garten mit der Erwerbung des gewaltigen Recken, gleichsam eines Zeugen und Ueberbleibsels entschwundener Zeiten, einen um so glücklicheren Griff gethan, der denn ja auch bereits weitere Erfolge gezeitigt hat.
- Am 1. d. Mts. hat die Gräfin K. auf dem Wege von Posen nach Berlin Abends zwischen acht und neun Uhr auf dem Bahnhofe Beutschen ihr Coupe zweiter Classe verlassen, um ein Telegramm aufzugeben. Sie hatte in dem Coupe, wo sie sich allein befand, eine lederne Handtasche, deren Schilde mit den Buchstaben I. K. und der Grafenkrone versehen waren und Goldsachen im Werthe von 2000 Mark enthalt, zurückgelassen. Als sie dorthin zurückkehrte, war die Tasche verschwunden. Gleichzeitig hörte sie, daß auch noch andere Sachen aus dem Zuge gestohlen seien. Der Thäter ist noch nicht ermittelt. Auf der dem Perron abgekehrten Seite des Zuges befanden sich entlassene Reservisten, von denen einige die Thüren unbefugter Weise geöffnet haben. Man darf annehmen, daß unter ihnen die Diebe zu suchen sind. Unter den Pretiosen befanden sich ein schweres goldenes Kettenarmband, eine große goldene alterthümliche Taschenuhr mit Glockenschlagwerk und einem Brillanten auf der Rückseite, eine mit Brillanten besetzte goldene Broche und eine antike, schwere silberne Casette.
- Der Rhein ist, nach Meldungen aus Mannheim, so gefallen, daß ihn größere Schiffe nur halb befrachtet befahren können. An beiden Ufern sind weite Strecken des Rheinbettes trocken gelegt.
- In Mainz wird in den nächsten Tagen auf der Königl. Conservenfabrik die Winterkampagne ihren Anfang nehmen; nach den bis jetzt getroffenen Dispositionen werden jeden Tag 30 Stück Vieh geschlachtet, deren Fleisch zu Conserven verarbeitet wird. Im Laufe des Winters werden etwa 2000 Stück Ochsen mehr geschlachtet, wie in dem verflossenen Jahr.
- Aus Braunschweig wird gemeldet daß seit Donnerstag Nachmittag ein 200 Faß Petroleum enthaltendes Bassin der Petroleumraffinerie Peine brennt.
- Der Mörder des in Schlesien ermordeten Revierjägers Weniger, auf dessen Ergreifung ein Preis von 6000 Mk. gesetzt war, ist jetzt ermittelt. Es ist ein nach Amerika ausgewanderter Glaser aus Flensburg.
- Das verhängnißvolle Trompetensignal. Als dieser Tage in Wernigerode die Ulanen einzogen, hat sich ein scherzhafter Vorfall ereignet. In einer Straße stand ein Milchwagen, vor dem ein altes, allem Anschein nach sehr ruhiges Pferd gespannt war. Als nun die Ulanen vorbeizogen, erinnerte sich das Thier vergangener Zeiten und gab seine Aufmerksamkeit durch Spitzen der Ohren kund; wie aber ein Trompetensignal ertönte, war es mit der Ruhe des Thieres vorbei, er vergaß den Milchwagen hinter sich und stürzte vorwärts, um sich seinen alten Kameraden anzuschließen. Hierbei gerieht der Wagen ins Schwanken und schlug um, die Milch ergoß sich über die Straße und der Commandeur der Ulanen sah sich veranlaßt, seine Truppen halten zu lassen, damit nicht weiterer Schaden angerichtet wurde. Nachdem das Thier bei seinen Kameraden angelangt war, ward es ruhig und ließ sich später von seinem Herrn seiner jetzigen Beschäftigung wieder zuführen.
- Der Raubmörder Uebing ist von dem in Metz zusammengetretenen Kriegsgericht zum Tode verurtheilt worden.
- Auf einer der Lothringer Grenze nahegelegenen Weide befanden sich vor einigen Tagen 28 Pferde eines französischen Ackerers, als dort ein Wolf einbrach. Die Thiere flohen nach allen Seiten auseinander, darunter acht auf einen nahen Bahndamm, auf dem gerade ein Zug heranbrauste. Alle acht wurden vom Zuge erfaßt und zermalmt.
- Im Fürstenthum Waldeck macht sich ein sehr empfindlicher Mangel an Volksschullehrern geltend. An den 130 Schulen des Landes sind gegen 30 bis 35 Stellen unbesetzt. Die Ursache dieses Mangels liegt in der materiell schlechten Stellung der Lehrer.
- In Chemnitz ist der Raubmörder Ludwig, der einen Wandergenossen im Wald erschlagen hat, durch das Fallbeil hingerichtet worden.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 78 Seite 7]- Nach einer Meldung der "Köln. Volksztg." sind am Sonntag 74 098 Pilger an dem heiligen Rock vorüber gezogen. Die gesammte bisherige Pilgerzahl beträgt 1 592 460.
- Der "heilige Rock" in Trier wird nicht wieder eingemauert werden, da man sich davon überzeugt hat, daß die Feuchtigkeit der Mauern der Reliquie ungemein schadet. Es ist deshalb bei der Firma Epple & Ege in Stuttgart ein kostbarer Schrank bestellt worden, der zur ferneren Aufbewahrung des Rockes dienen soll.
- In München sollen zur Zeit 2000 Maurer ohne Arbeit sein.
- In Feldafing ist der Begründer der Brauerei zum Spaten, Kommerzienrath Sedlmayer, gestorben.
- Die "Münchener Allgemeine Ztg." soll demnächst nach Berlin verlegt werden.
- Ein Offiziersbursche des 17. Inf.=Reg. in Germersheim hatte sich am Sonntag Abend den "Scherz" erlaubt, mit einem Freunde, einem Schreinergesellen, in den Uniformen des Leutnant Wachen und Posten zu revidieren. Die Sache wurde natürlich ruchbar und am Montag jagte sich der Bursche aus Furcht vor der Strafe eine Kugel in die Brust und wird an der Verwundung wahrscheinlich sterben.
- Auf dem über 3000 Meter hohen Theodulpaß bei Zermatt sind unter dem Gletschereis 20 alte römische Münzen aus der Kaiserzeit gefunden worden. Es ist anzunehmen, daß der jetzt vergletscherte Theodulpaß früher eine Heer= und Handelsstraße war.
- Ein kalifornischer Riesenbaum. Eine der größten Merkwürdigkeiten der Chicagoer Weltausstellung wird Tulare in Kalifornien senden. Es ist dies ein 390 Fuß hoher Rothholzbaum. Man will aus diesem Baum einen 90 Fuß langen, 20 Fuß im Durchschnitt messenden Block sägen. Dann soll der Block in die Hälfte geschnitten und jeder Theil zum Bau zweier Eisenbahnwagen eingerichtet werden. In einem der Wagen werden sich ein Bad, ein Barbierladen und eine Küche befinden, während der andere Wagen als Schlaf= und Gesellschaftswagen dienen soll. Mit der Rinde soll das Dach der Wagen bekleidet werden. Die Familien der Erbauer werden während der Ausstellung in den beiden Wagen wohnen.
- Das Obstessen. Jede Hausfrau weiß sehr gut, daß eine saftige Frucht zum Nachtisch und etwas Kompot im Winter ein köstlicher Genuß ist. Aber nur wenige Frauen sind je belehrt worden, daß wir im Obst auch ein hervorragendes Nähr= und Heilmittel besitzen; denn wenn sie sich dessen bewußt wären, würden sie wenigstens während der Obstzeit beständig einen Korb Kirschen, Aepfel oder Birnen zur allgemeinen Benutzung seitens der Familie im Hause haben und Konserven nicht nur Sonntags als Leckerbissen dem Braten zutheilen. Sie würden das Obst, namentlich in Jahren, wo es billig ist, zu einem nie ausgehenden Küchen=Artikel machen. Wie manche Mutter klagt darüber, daß ihre Kinder keine Farbe bekommen wollen, daß sie immer und ewig an Blutmangel leiden! - Zehn Aerzte hat sie schon um Rath gefragt, und zehn Aerzte haben ihr zwanzig verschiedene Mixturen für die Kinder verschrieben, aber genutzt hat es nichts. Und dabei liegt das Mittel, das dem Blutmangel bei dauernder Anwendung abhilft, in ihrem eigenen Keller: das Obst! Obst macht Blut. Also ihr Hausfrauen und Mütter, spart nicht mit dem Obst auf eurer Speisekarte! Womöglich jeden Tag setzt irgend eine Frucht auf die Tafel, und eure Kleinen laßt nur Obst essen, so viel sie Lust haben. Gekocht kann das Obst in größeren Mengen genossen werden, als roh, da es in letzterem Zustande leicht Blähungen verursacht.
- Das Kameel in der Landwirthschaft. Das Organ der russischen Regierung bringt in einem Artikel unter dem Titel "Das Kameel im Süden Rußlands" die nicht uninterressante Meldung, daß im Uralgebiet, in den Gouvernements Orenburg, Astrachan, Siawropol, Taurien und im südlichen Theil des Dongebiets, ferner in der Krim und in zwei Kreisen des Gouvernements Samara das Kameel mit Erfolg für Feldarbeiten benützt wird. Viele bäuerliche Wirthschaften besitzen außer Kameelen kein anderes Arbeitsvieh und auch die Gutsbesitzer ziehen Kameele Ochsen und Pferden vor. In geringerer Zahl kommen Kameele auch in den Gouvernements Charkow, Poltawa, Woronesch, Saratow und vielleicht in noch anderen Gegenden des europäischen Rußlands vor. Gegen Kälte unempfindlich und nur Feuchtigkeit des Bodens fürchtend, können Kameele in ganz Rußland, fast bis Archangel hinauf, leben. Besonders auf die Verbreitung des Kameels mag der Umstand eingewirkt haben, daß die Rinderpest ihm nichts anhaben kann und Kameele, von Quarantänemaßnahmen unbehelligt, aus einem Gouvernement in das andere gebracht werden können. In Orenburg, wo Kameele vor 30 Jahren bloß für den Salztransport benutzt wurden, besitzen einzelne größere Wirthschaften jetzt hundert und mehr Kameele, mit denen alle Feldarbeiten bestellt werden. Die früher höheren Preise für Kameele sind seit der Fertigstellung der transkaukasischen Bahn bedeutend gesunken und schwanken zwischen 30-70 Rbl., zweihökrige werden zu 40-50 Rbl. verkauft, das Paar sogar zu etwa 75 Rbl.
- Gegen Kolik der Pferde. Herr R. M. Appun=Breslau schreibt in der "Landw. Tierzucht": Fünf Getreidesäcke werden mit Wasser gründlich durchtränkt, alsdann nur schwach ausgewunden und hierauf dem erkrankten Pferde so um den Leib gelegt, daß derselbe von ihnen gänzlich umschlossen wird. Zur Befestigung bediene man sich eines oder mehrerer Gurte. Innerlich gebe man: 1 Eßlöffel von Terpentinöl, vermischt mit dem Dotter von 4 Eiern oder einem halben Tassenkopf voll frischem Leinöl. Ich habe dies von dem verstorbenen Thierarzt Hähndel in Kreuzburg, O.=S., stammende Mittel in meiner landwirthschaftl. Praxis stets bewährt gefunden; ebenso auch später auf meinen häufigen Reisen bei etwaiger Erkrankung der Pferde.
- Die Weymouthskiefer als Wetteranzeiger. Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß wir in unseren Wäldern einen sehr zuverlässigen Wetteranzeiger haben und zwar in der Weymouthskiefer. Ihre dunkelgrünen schlaffen Nadeln stehen für gewöhnlich buschig um den Zweig herum. Bei eintretendem Wetterwechsel, wenn sich in der Luft viel Feuchtigkeit ansammelt, legen sich aber die Nadeln mehr und mehr an den Zweig an, so daß sie häufig ganz dicht aufeinander liegen. Hat es sich abgeregnet und tritt trockenes Wetter ein, so richten sich die Nadeln wieder in die Höhe. Wenn bei nebeligem Wetter ebenfalls die Nadeln sich zusammengelegt haben und der Nebel steigt in die Höhe, so werden die unteren Parthien der Nadeln sich öffnen, während die noch im Nebel befindlichen geschlossen bleiben. Bei genauer Beobachtung der Weymouthskiefer wird man häufig in der Lage sein, einen Witterungswechsel schon vierundzwanzig Stunden vorher ansagen zu können.
- Keine Szene. Vater: "Du hast also wieder in der Schule nachbleiben müssen, Klara? Heute setzt es aber etwas Ordentliches!" - Klärchen: "Ach, Papa, laß es doch lieber. Das giebt immer so 'ne Szene."
Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
[ => Original lesen: 1891 Nr. 78 Seite 8]Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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