[ => Original lesen: 1891 Nr. 79 Seite 1] König Karl von Württemberg ist am 6. Oct. 6 Uhr 55 Minuten verschieden. König Karl war am 6. März 1823 zu Stuttgart als Sohn des Königs Wilhelm I. geboren und seit dem 13. Juli 1846 mit der russischen Großfürstin Olga Nicolajewna, Tochter des Kaisers Nikolaus I., vermählt. Die Ehe ist kinderlos geblieben. Nachfolger des verblichenen Königs auf den Thron Württembergs ist sein Neffe, Prinz Wilhelm, einziger Sohn des im Jahre 1870 verstorbenen Prinzen Friedrich und dessen Gemahlin, der noch lebenden Prinzessin Catharine von Württemberg. Prinz Wilhelm ist im Jahre 1848 geboren und in zweiter Ehe mit der Prinzessin Charlotte von Schaumburg=Lippe vermählt. Zur Theilnahme an den Beisetzungsfeierlichkeiten weiland Königs Karl von Württemberg wird sich der Kaiser am 8. Oct. von Potsdam nach Stuttgart begeben und dort Abends 9 Uhr eintreffen. Im Gefolge des Kaisers bei der Reise nach Stuttgart werden sich befinden: zwei General=Adjutanten, zwei Flügel=Adjutanten, ein Leibarzt, ein Hofmarschall und ein Vertreter des Auswärtigen Amts.
Der Reichsanzeiger kündet eine vierwöchentliche Hoftrauer für den verstorbenen König von Württemberg an.
Einem Bericht aus Dresden zufolge wird der Kaiser Ende November dort eintreffen, um an den aus Anlaß der Vermählung des Prinzen Friedrich August stattfindenden Festlichkeiten theilzunehmen.
Von einer Verlobung in fürstlichen Kreisen wird Folgendes berichtet: Der in der Berliner Gesellschaft wohlbekannte Prinz Albert, Herzog zu Sachsen, Generallieutenant und Commandeur der 3. Garde=Cavallerie=Brigade, verlobte sich mit der Herzogin Helene von Mecklenburg=Strelitz. Prinz Albert, ein Vetter des regierenden Herzogs Ernst von Sachsen Altenburg, war bekanntlich in erster Ehe mit der Prinzessin Marie von Preußen, Tochter des Prinzen und der Prinzessin Friedrich Carl und verwittwete Prinzessin Heinrich der Niederlande vermählt. - Die Braut, Herzogin Helene, ist die am 16. Januar 1857 geborene älteste Tochter des im Jahre 1876 verstorbenen Herzogs Georg von Mecklenburg=Strelitz und dessen Gemahlin, Großfürstin Katharina Michailowna, einzigen Tochter des verstorbenen Großfürsten Michael Paulowitsch von Rußland, Bruders des Großvaters des jetzt regierenden Kaisers Alexanders III.
Wie Berliner Blätter übereinstimmend melden, hat der Kaiser von den drei Abschiedsgesuchen, welche die kommandierenden Generäle des Garde-, II.= und VII. Armeekorps eingereicht hatten, diejenigen der Generäle Frhr. v. Meerscheidt=Hüllessem (Gardekorps) und v. Albedyll (VII. Korps) abgelehnt. Der Kaiser hat in den an die beiden Generäle gerichteten persönlichen Handschreiben ausdrücklich hervorgehoben, daß er und die Armee noch nicht auf die Dienste der bewährten Führer und Rathgeber verzichten könnten. Es dürfte also jetzt nur das II. Armeekorps durch Abgang des Generals v. d. Burg frei werden.
In dieser Woche nehmen die Berathungen des Bundesraths wieder ihren Anfang. An Material liegt vor der Hand das Trunksuchtsgesetz und der Etat für Elsaß=Lothringen vor, doch dürften auch Abänderungen des Eisenbahn=Reglements, welche in der Vorbereitung sein sollen, den Bundesrath demnächst beschäftigen.
Die neuesten "Hamb. Nachr." kommen auf den aufgegebenen Plan der Auflegung der russischen Anleihe in Berlin zurück. Er könne nicht unpatriotisch sein, sagt das Blatt, sich an einer Anleihe eines Staates zu betheiligen, mit dem man in Frieden lebe. Das Blatt ist von der Friedensliebe Rußlands überzeugt und glaubt nicht, daß Rußland die Versuche zur Ausführung der französischen Revanchegelüste unterstützen werde.
Die Einfuhr von Getreide, namentlich Roggen, hat in Hamburg in den letzten 14 Tagen eine nie gekannte Höhe angenommen. Es sind in den letzten 3 Wochen nicht weniger als 80 Dampfer mit Getreide, meistens aus Rußland, sodann aber auch aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Canada, Calkutta u. s. w. eingetroffen und schätzt man die Gesammtzufuhr in der genannten Zeit auf etwa 150 000 Tonnen, das sind 2 Millionen Centner. Die Folge dieser ungewöhnlich großen Roggenzufuhr ist, daß die Brotpreise wieder gesunken sind.
Aus Paris wird gemeldet, daß die russische Regierung in der Waffenfabrik von Chatellerault 500 000 kleinkalibrige Repetiergewehre bestellt hat, deren Herstellung unter der Kontrolle russischer Offiziere sofort beginnen muß.
Die Beerdigung Boulangers hat am Sonnabend Nachmittag in Brüssel unter ungeheuren Volksandrang stattgefunden. Die Polizei wurde mehrmals von der gegen das Hotel Boulangers anstürmenden Menge zurückgedrängt und war deshalb gezwungen, Gendarmerie zu requirieren. Mehrmals wird mit wildem Geschrei das Spalier durchbrochen, Frauen werden ohnmächtig, zahlreiche Verhaftungen erfolgen. Der Sarg wird um ein Viertel auf vier Uhr hinausgetragen; da aber die Polizisten die Menge nicht zu bändigen vermögen, muß der Leichenwagen zwanzig Minuten auf der Straße stehen, bis berittene Gendarmen ankommen, sich an die Spitze des Zuges setzen und Platz schaffen. Der zweispännige Leichenwagen ist mit Kränzen behangen. Als erster Leidtragender erschien der Neffe, Herr Vogelsang, nach ihm Dèroulède mit der Deputiertenschärpe und Dutems. Auf Tragbahren werden etwa zweihundert mächtige Kränze im Zug getragen. Dann kommen etwa zweitausend Theilnehmer, viele mit der roten Nelke oder dem Abzeichen der Patriotenliga, zum großen Theil nur Schaulustige; hinten folgen Wagen. Drei Diener tragen auf Kissen die Orden des Generals. An der Spitze der Wagen fährt die Equipage des Generals, mit dessen weinendem Diener auf dem Bock. Der Kirchhof selbst war durch Gendarmerie abgesperrt. Etwa tausend Menschen stürzten dem Leichenwagen nach und traten die Gräber nieder. Ein Gendarm wurde vom Pferd gerissen, einem Polizeiagenten ist der Arm doppelt gebrochen, ein Herr wurde unter die Füße getreten, sieben andere Personen verwundet. Endlich gelang die Schließung des Gitters, welche aber zugleich
[ => Original lesen: 1891 Nr. 79 Seite 2]einem Theil des Leichengefolges den Eintritt unmöglich machte. Das Grab selbst wurde sofort von den boulangistischen Deputierten umstellt. Rochefort, Dérouléde weinten bitterlich, Laur drohte zusammenzustürzen. In dem Augenblick, wo die Todtengräber den Sarg herablassen wollten, stürzte der Neffe des Generals, Vogelsang, auf diesen nieder und bedeckte den Sargdeckel mit Küssen. Dérouléde legte eine französische Fahne auf den Sarg nieder. Der Präsident der Patriotenliga schüttete den Inhalt eines ledernen Säckchens auf den Sarg mit den Worten: "Hier ist französische Erde!" Außerdem wurden zahlreiche Kränze in französischen Farben niedergelegt. Im Uebrigen vollzog sich die Grablegung ohne Reden und Förmlichkeiten. Beim Verlassen des Kirchhofs stieß die Menge gegen Rochefort höhnende Rufe aus.
Nach einer Meldung aus St. Petersburg sollen auf Befehl des Kaisers in der bevorstehenden Saison keine Hofbälle stattfinden und die dafür ausgeworfenen Summen sollen zum Besten der Nothleidenden in den von der Mißernte betroffenen Gegenden verwandt werden.
In Petersburg eingetroffene Privatbriefe enthalten herzzerreißende Schilderungen über die Hungersnoth in den Gubernien Kasan, Samara und Nischni. Im Gubernium Samara sterben so viele Leute, daß viele ohne religiöse Form beerdigt werden. Die Gerichte haben Aburtheilungen der Plünderung der Scheunen aufgehoben. Bei Duko lagern Tausende von Bauern im Felde. Sie hatten ihre Dörfer verlassen in der Hoffnung, anderwärts Arbeit zu finden. 25 000 000 Personen werden keine Steuern zahlen können. Dadurch wird im diesjährigen Budget ein Fehlbetrag von 100 000 000 Rubeln entstehen. Die Ausfuhr von Korn aus Sebastopel hat man soeben verboten.
Der Tod räumt unter den politischen Persönlichkeiten, deren Glanz verblaßt, deren Popularität sich abgenutzt, in letzter Zeit gewaltig auf. Balmaceda entleibte sich nach seiner Niederlage, Boulanger tödtete sich, da nach seiner öffentlichen, auch seine private Situation schiffbrüchig geworden und Charles Stewart Parnell, der "ungekrönte König von Irland", ist am 6. October Abends in Brighton gestorben.
- Schönberg. Der hier neu gegründete Gartenbau=Verein des Fürstenthums Ratzeburg hat mit seiner Ausstellung von Gartenerzeugnissen den ersten öffentlichen Beweis seiner Thätigkeit gegeben, und ist diese Ausstellung bestens geglückt. Dieselbe war reichlich beschickt und wohlgeordnet lagen im Schützenhause auf langen Tischen die Gartenproducte übersichtlich vor den Augen der Besucher ausgebreitet. Pflanzen, Obst und Gemüse war zahlreich aus der Stadt und vom Lande ausgestellt. Der Verein hat auch Preise für die ausgestellten Producte gestiftet, und kamen 9 Preise und 3 lobende Anerkennungen zur Vertheilung. Von diesen erhielt Präve den 1. Preis für. Blumen, Gärtner Upahl für Blumen=Bindereien den 1. und für Pflanzen den 2. Preis. Für Obst erhielt Schlossermeister Schrep den 1., Gastwirth Maaß den 2., Gastwirth Krüger den 3. Preis. Für Gemüse erhielt Gastwirth Krüger den 1., Töpfer Weinrebe den 2., Herbergswirth Hagen den 3. Preis. Realschuldirector Ringeling und Frau Bockwoldt hierselbst für ausgestelltes Obst je eine lobende Anerkennung. - Mit der Ausstellung hatte der Verein einen Obstmarkt verbunden, der ebenfalls recht gut beschickt war und fleißig benutzt wurde. Das nach den ausgestellten Proben verkaufte Quantum soll über 2000 betragen, die Preise stellten sich auf 6 bis 8 M. pro 100 .
- Neustrelitz. In dem Prozesse des früheren Besitzers der Pahlinger Mühle im Fürstenthum Ratzeburg, Menz, gegen das Großherzogliche Kammer= und Forstkollegium wegen Entschädigung für den durch die Reichsgewerbeordnung bestimmten Wegfall der Zwangs= und Bannrechte (des sog. Mahlzwanges, welcher in dem mit dem Besitzer der von ihm betriebenen Mühle verbundenen Rechtbestand, die Konsumenten eines bestimmten Bezirkes zu zwingen, ihren Bedarf bei dem Berechtigten mahlen und schroten zu lassen) ist Kläger durch Urtheil des hiesigen Landgerichts mit seinem den Betrag von 9550 M. übersteigenden Klageanspruche abgewiesen und in 3/4 der Kosten des Rechtsstreites verurtheilt worden. Ob die Kammer bis zum Betrage von 9550 Mk und in welcher Höhe sie eventuell verurtheilt werden wird, ist davon abhängig gemacht worden, ob Kläger den Eid leistet, daß er nach sorgfältiger Prüfung und Erkundigung die Ueberzeugung erlangt habe, daß er durch den Wegfall des der Mühle in Pahlingen, Teschow und Lauen zustehenden Zwangs= und Bannrechte einen - von ihm, dem Kläger bis zur Höhe von 9550 M. nach bestem Wissen und Gewissen zu schätzenden - Schaden erlitten habe. Schwört Kläger diesen Eid in Höhe von 9550 M., so soll das Kammers= und Forstkollegium verurtheilt werden, den beschworenen Betrag mit 5pCt. Zinsen vom 1. Januar 1873 an Kläger zu zahlen und 1/4 der Kosten des Rechtsstreites zu tragen. Leistet Kläger den Eid nicht, so wird er auch mit diesem Theil seiner Klage unter Verurtheilung in die gesammten Kosten des Rechtsstreites verurtheilt. Sollte er seinen Schaden auf weniger als 9550 M. schätzen, so soll die Entscheidung über die Kosten der Endscheidung vorbehalten bleiben.
- Die Kartoffel=Ernte in Preußen wird für das laufende Jahr auf 188 302 000 Doppelzentner geschätzt. Gegen das Vorjahr würde das ein Mehrertrag von 17 100 000 Doppelzentner sein, doch ist nicht zu vergessen, daß 1890 die Ernte in Kartoffeln recht gering war.
- Mit dem neuen Zonentarif wurde am letzten Sonntag in Berlin im dortigen Vorortsverkehr zum ersten Male eine Probe gemacht. Der Verkehr war recht stark, aber es war auch prächtiges Wetter und der erste Sonntag nach dem Quartals=Ersten. Die Ursachen des stärkeren Verkehrs sind also nicht allein die niedrigeren Preise.
- Ein großer Theil der Eisenbahnunfälle der letzten Zeit ist von Fachleuten der Unzuverlässigkeit des Funktionierens der Karpenter=Bremse zur Last gelegt worden und es ist bekannt, daß sich auch die preußische Regierung angelegentlichst mit der Frage beschäftigt hat. Die "Nationalzeitung" will nun erfahren haben, daß man in den leitenden Kreisen bereits zu einer Entscheidung gekommen und die Abschaffung der Karpenter=Bremse und die Einführung einer neuen, durchgehenden Bremse für die preußischen Staatsbahnen nunmehr beschlossene Sache ist. Es sollen über die Wahl des Systems, behufs Herstellung der so wünschenswerthen Einheitlichkeit des Bremssystems auf allen deutschen Eisbahnen, demnächst Konferenzen von Vertretern der deutschen Eisenbahnverwaltungen stattfinden.
- Bei der Submission für die Uniformen der Berliner Schutzmannschaft hat eine Firma den Zuschlag erhalten, die sich erboten hat, die Montierungsgegenstände auf die Dauer von 5 Jahren um 175 000 Mk. billiger zu liefern, als der bisherige Lieferant.
Anzeigen.
Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der zweiten Kupfermühle c. p. zu Baek, welche der Polizeivogt Scheding bisher gepachtet hatte, steht ein Termin auf
Sonnabend, den 10. d. Mts.
Vormittags 11 Uhr,
im Locale des Gastwirths Spolert zu Baek an, wozu Pachtliebhaher mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen in dem Verpachtungstermine bekannt gemacht werden.
Schönberg, den 1. October 1891.
Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.
Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meierei Wahrsow nebst der Pertinenz Lenschow, welche Johannis k. J. aus der Pacht fallen, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainenamte Termin auf
Montag, den 2. November d. J.
Vormittags 11 Uhr
anberaumt worden, wozu Pachtliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Wahl unter den 3 annehmlich Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben,
[ => Original lesen: 1891 Nr. 79 Seite 3]falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Conventionalpön von 3000 Reichsmark zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und öconomische Tüchtigkeit, sowie über das zur Annahme der Pachtstücke erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Amtsregistratur eingesehen und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe Wahrsow in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 4. October 1891.
Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.
Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1891/92 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis zum 10. October c. hierher anzuzeigen.
Schönberg, den 30. September 1891.
Großherzoglich Meckl. Domainen=Amt
Cl. v. Oertzen.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Montag, den 12. October d. J., Vorm. 10 Uhr, sollen auf dem Hofe des Kaufmanns Siebenmark in Schönberg
1 Haufen Dung
und alsdann im Pfandlocal daselbst
6 Rohrstühle und
1 Nähmaschine
öffentlich meistbietend gegen baare
C. Staffelt. Gerichtsvollzieher.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Mittwoch, den 15. Oktober d. J., Nachmittags 1 Uhr sollen auf der Ziegelei zu Hammer
35 Mille gebrannte Mauersteine
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 8. October 1891.
Staffeldt. Gerichtsvollzieher.
Mein Ziegenbock (ohne Hörner) steht von jetzt an zum Decken bereit.
H. Hundt, Pogetz.
Feierabendschule.
Der Unterricht wird laut Beschluß der Generalversammlung vom 8. April d. J. in diesem Winter an drei Abenden ertheilt und sind dazu die Wochentage Montag, Dienstag und Donnerstag bestimmt worden und zwar wie in vergangenen Jahre von 7 1/2 bis 9 1/2 Uhr. - Zu der am Dienstag, den 13. Oktober stattfindenden Eröffnungsfeier ladet die Mitglieder des Schulvereins, besonders die Obermeister sämmtlicher Innungen höflichst ein
Der Vorstand.
I. A.: H. Retelsdorf.
Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend mache ich hierdurch die ergebene Anzeige, daß ich mich hierselbst als
Sattler & Tapezier
etablirt habe.
Indem ich prompte und gute Bedienung zusichere, bitte ich mein Unternehmen gütigst zu unterstützen und zeichne
Hochachtungsvoll
B. Lenschow,
127 Wall=Straße 127.
Schönberg, den 1. October 1891.
Bestellungen auf
Futter=Kartoffeln
sowie Magnum bonum
nimmt entgegen
Paul Präve,
Kunst= u. Handelsgärtnerei.
Dithmarsche Füllen
stehen zum Verkauf bei
Aug. B. Schleuss,
Schönberg i. M.
Bettfedern, Daunen, Anfertigung ganzer Betten.
Gebrüder Burchard,
Schönberg
beehren sich den Eingang ihrer
Herbst- und Winter-Neuheiten
ergebenst anzuzeigen.
Durch persönlich mit unserem Güstrower Hause zusammen eingekaufte Waaren sind wir in der Lage sämmtliche Artikel unseres gut assortirten Lagers zu sehr billigen Preisen abzugeben.
Neben einer großen Auswahl Kleiderstoffen, Buckskins, Bettzeugen, Gardinen etc. machen wir noch besonders auf unser großes Lager
Herren-, Damen- und Kindergarderobe
aufmerksam.
Gebrüder Burchard,
Schönberg.
Fertige Herren-, Damen- und Kinder-Wäsche.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 79 Seite 4]Bilanz des Anleihe-Capitals
der Genossenschaft=Meierei zu Schönberg i. M. (e. G. m. u. H.)
pro 1. Mai 1891.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg i. M. im Juni 1891.
Der Vorstand der Genossenschafts=Meierei.
H. Lenschow. A. Ahrendt. Fr. Dittmann.
Daß vorstehende Bilance mit dem Hauptbuch der Genossenschafts=Meierei übereinstimmt bescheinigt
der Aufsichtsrath.
H. Burmeister. H. Lenschow. H. Burmeister.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
IV. Allgemeine Versammlung
am Sonntag, den 11. October 1891, Nachmitt. 5 Uhr im Vereinslocal.
Tagesordnung:
1) Beschlußfassung über die Feier des diesjährigen Geburtstags S. K. H. des Großherzogs.
2) Bericht, betreffend das letzte Sedanfest.
3) Wahl zweier Revisoren.
4) sonstige Vereinsangelegenheiten.
Der Vorstand.
Bekanntmachung.
Zur Deckung des Feuerschadens, den sieben unserer Mitglieder in Schlagsdorf erlitten haben, vernothwendigt sich die Erhebung eines doppelten Beitrags. Wir bitten die Beiträge bis zum 15. d. Mts. an die Kreisvorsteher zu entrichten.
Der Vorstand des Möbel=Versicherungs=Verein.
Zur Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs findet am Sonnabend, den 17. October, Nachmittags 4 Uhr im meinem Saale ein
Diner
statt, wozu ich mir erlaube hierdurch ergebenst einzuladen.
Preis à Couvert 3 M. 50 . incl. Musik.
Anmeldungen erbitte ich bis zum 14. October.
L. Spehr.
Zu dem am Sonntag, den 11. und Montag, den 12. October bei mir stattfindenden
Scheiben-Schiessen
nach werthvollen Gewinnen lade ich alle meine Freunde und Gönner hierdurch ergebenst ein.
Herrnburg. Frau Ww. Lohse.
Am Sonntag, den 11. October: Ball.
Am Sonntag, den 18. und Montag, den 19. October halte ich mein diesjähriges
Scheiben-Schiessen
ab, wozu ich alle meine Freunde und Gönner hierdurch ergebenst einlade.
Fahrenkrug, Lüdersdorf.
Am Montag, den 19. October: Ball.
Anfangs nächster Woche treffen einige Sendungen
Kartoffel
ein, welche preiswerth offerire
J. H. Freitag.
Stadt Lübeck.
Sonntag, den 11. October:
Erntebier.
Tanzmusik über Mitternacht hinaus.
Zu dem am Montag, den 19. Oktober bei mir stattfindenden
Scheiben-Schiessen
lade ich alle meine Freunde und Gönner hierdurch ergebenst ein.
H. Böttcher, Rieps.
Am Montag, den 19. Oktober:
Grosser Ball.
Gänse=Verkegeln
am Sonntag, den 11. d. M., Nachmittags von 3 Uhr an. Hierzu ladet freundlichst ein
J. Wienck.
Sülsdorf, den 6. October 1891.
Ia. böhmische Salonkohlen
ab Bahnhof in ca. 8 Tagen zu liefern empfiehlt billigstens
Aug. Spehr.
Zum 24. Oktober suche ich ein junges,
kräftiges Mädchen
für Stuben= und Handarbeit.
Frau Amtsrichter Horn.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 4. October.
Ernte=Dankfest.
(Kirchen=Collecte für den Gustav=Adolf=Verein.)
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr) Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 41.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 79 Seite 5]Beilage
zu Nr. 79 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. October 1891.
- Ein neues verabscheuungswürdiges Verbrechen ist dieser Tage in Berlin verübt worden. Das 19jährige Dienstmädchen Auguste Machus hat am frühen Nachmittag des letzten Sonntags ihre Dienstherrin, die 67jährige Rentiere Mathilde Adler, in deren Wohnung, Lützowstraße 58, kaltblütig über den Haufen gestochen. Die Nebenumstände dieser Blutthat sind so ungeheuerliche, daß man an einen jener Schauerromane, wie sie auf den Hintertreppen kolportirt werden, denken müßte, wenn nicht der amtlich festgestellte Thatbestand jeden Zweifel beseitigte. Das alte Fräulein, welches der Mörderhand zum Opfer fiel, ist trotz ihres vorgerückten Alters eine lebensfrohe Dame, welche die Gesellschaft liebte; sie besaß Vermögen, mit dessen Zinsen sie sich den Lebensabend so angenehm, wie möglich, zu gestalten suchte. Zu ihrer Unterstützung im Haushalt nimmt sie ein Mädchen aus der Provinz, welche lange Jahre ihre Dienste zur Zufriedenheit ihrer Herrin verrichtete. Als das Mädchen im August d. J. sich verheirathet, beschenkt sie es reichlich und sorgte auch noch dadurch für dessen Familie, daß sie die ihr empfohlene jüngere Schwester derselben in ihren Dienst nahm. Diese, Auguste Machus, wandelte andere Wege als die ältere Schwester, die jetzt verehelichte Kutscher Bierbach, zeigte sich diese im jahrelangen Verlauf ihres Dienstes bei der alten Dame pflichtgetreu, ehrlich und gesetzt, so war jene im Dienste ungetreu, diebisch und vergnügungssüchtig.
Nach mehreren kleineren Entwendungen wagt sie einen tieferen Griff in die Casse ihrer Herrin und bringt als Beute 300 M. zu ihrer Schwester, welche das Geld jedoch der Bestohlenen zurückbringt und dabei für die auf Abwege gerathene jüngere Schwester ein gutes Wort einlegt. Da auch diese sich reuig zeigt, so verzeiht die gutherzige alte Dame den Diebstahl und behält die Diebin, die sie darum bittet, in ihrem Heim.
Bald ist der Diebstahl vergessen und Auguste fühlt sich wieder in ihrem Element. Sie sinnt auf einen neuen großen Streich; wer würde dem jungen Dinge vom Lande zutrauen, daß sie auf Mordgedanken kommen könne?! Und doch geschieht das Unglaubliche: das 19jährige Mädchen faßt den teuflischen Plan, ihre Gebieterin, der sie so viel verdankt, die ihr die Thür hätte weisen sollen, zu überfallen, zu ermorden und zu berauben! Zur Ausführung ihres blutigen Vorhabens benutzte sie den Sonntag. Die Herrin ruht ein Wenig, um am Nachmittage eine befreundete Familie zu besuchen. Mit kalter Ueberlegung stürzt das Mädchen sich auf ihr wehrloses Opfer, das Messer blitzt in ihrer Hand und färbt sich von dem Blute ihrer Herrin, die jäh aus dem Schlafe auffährt und im ersten Schrecken keinen Laut auszustoßen vermag. Und als sie um Hilfe rufen will, da fühlt sie sich am Halse gepackt, gewürgt und zu Boden geworfen, Messerstiche, Fußtritte und die Strangulation setzen ihrem Leben ein jähes Ziel. Aber auch dieses gräßliche Bild vermag auf das Gemüth der Verworfenen keinen Eindruck zu machen: Auguste schmückt sich zum Tanze und verläßt bald, mit dem geraubten Gelde ausgerüstet, die Wohnung, in der ihre Wohltäterin soeben die Seele ausgehaucht. Die Mörderin tritt mit frecher Stirn vor das Angesicht ihrer Verwandten, sie sucht den Tanzboden auf und tanzt und scherzt, als wäre gar nichts vorgefallen, bis Mitternacht.
Und auch jetzt kommt die Meuchelmörderin nicht zur Besinnung, - sie erscheint abgefeimter als der verworfenste Mordgeselle. Mit unbefangener Miene, mit raffinirt gekünstelter Bestürzung sagt sie dem Portier des Hauses: "Meine Madame ist heute Nacht gestorben!" Und dann tischt das jugendliche Scheusal den Behörden eine Räubergeschichte auf, um glaubhaft zu machen, daß Fräulein Adler in Geisteskrankheit verfallen und zur Selbstmörderin geworden sei. Welch ein Abgrund von Tücke und Bosheit! Und in dem Augenblicke, da die Verbrecherin sich in Sicherheit wähnt, ruft sie frohlockend aus: "Herr Reindel wird nicht die Ehre haben, mit mir nähere Bekanntschaft anzuknüpfen!"
- Der Leibkutscher des Kaisers, Johann Pethö, ein Ungar, hat in Folge einer ihm im Dienst von einem Stallmeister zu Theil gewordenen Zurechtweisung vom Oberstallmeister seine Entlassung aus dem Dienste erbeten, nachdem vorher der Stallmeister in Gegenwart Pethös dem Oberstallmeister erklärte, daß entweder er (der Stallmeister) oder der Leibkutscher aus dem Dienst scheiden müßte.
- Der Ausstand der Hamburger Taback= und Cigarrenarbeiter kostete die runde Summe von 425 000 Mark; allein an Unterstützungen wurden 411 100 Mark gezahlt.
- Auf dem Gutshof in Riddingshausen bei Braunschweig verbrannten in ihrem Bette zwei Kinder, von denen das jüngste erst vier Jahre alt war. Sie hatten mit Streichhölzern gespielt, während die Eltern auf Arbeit abwesend waren.
- Die verehelichte Bauernhofsbesitzer Langkabel zu Bergholz bei Boitzenburg tödtete vor einigen Tagen ihren Ehemann durch einen Messerstich in die linke Brust. Vorher hatte zwischen den Eheleuten ein scharfer Wortwechsel stattgefunden, und der Mann soll die Frau mit Schlägen bedroht haben, so daß diese zur Abwehr sich des Messers, welches sie gerade im Gebrauch hatte, bediente. Die Frau ist verhaftet worden.
- Am 7. d. M. fand in Stuttgart ein allgemeiner deutscher Wirthskongreß statt, welcher sich mit der Beratung des Trunksuchtsgesetzentwurfs beschäftigt hat.
- Unter dem Geläute aller Kirchenglocken der Stadt Trier wurde programmäßig Sonnabend Abend 6 Uhr die Ausstellung des heiligen Rockes geschlossen. Zur Schlußfeier waren u. a. anwesend: Die Erzherzogin Maria Theresia von Oesterreich mit ihren zwei Töchtern, der Herzog Paul von Mecklenburg=Schwerin und der Prinz von Arenberg. Die Gesammtzahl der Pilger betrug etwa 1 900 000 gegen 1 100 000 im Jahre 1844. - Die Wallfahrer hatten übrigens ihren Schutzengel! Im Tunnel von Blauenstein sind sie mit heiler Haut davongekommen und auch der letzte in Trier eingetroffene badische Pilgerzug ist einer großen Gefahr entronnen. Zwischen St. Ingbert und der ersten preußischen Station Schweidt kam nämlich dem außergewöhnlich langen und wohlbesetzten Zuge ein von Saarbrücken kommender Güterzug entgegen. Da die Bahn jedoch nur eingeleisig ist und an der betreffenden Stelle auch sehr gerade läuft, so konnte die Gefahr rechtzeitig bemerkt und die entgegenfahrenden Züge zum Halten gebracht werden. Der Pilgerzug wurde nach St. Ingbert zurückgeführt und der Güterzug folgte langsam nach. Bei Nacht wäre ein großes Eisenbahnunglück mit unberechenbaren Folgen unvermeidlich gewesen.
- Der 83jährige ungarische Graf Emmerich Esterhazy hat in der Nacht auf den Sonnabend auf schreckliche Art den Tod in der Donau gefunden. In der Finsterniß ist der Fiaker, in dem der Graf von Karlburg in der Nähe Preßburgs nach seinem Gut Laszlo fahren wollte, von dem hohen Damm in die Donau gestürzt. Der Kutscher hat sich gerettet, während der Graf in den Fluten umgekommen ist.
- Aus Memel meldet man, daß die wegen Vergiftung ihres Ehemannes und eines Ausgedingers vom Memeler Schwurgericht zum Tode verurtheilte Altsitzerwittwe Grickscha durch den Scharfrichter Reindel hingerichtet wurde.
Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
[ => Original lesen: 1891 Nr. 79 Seite 6]Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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