[ => Original lesen: 1891 Nr. 70 Seite 1] Nr. 14 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1891 enthält in der
II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betr. die Aufstellung von Urlisten für die Schöffen für das Jahr 1892.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Gestattung von Erntearbeiten an den nächsten beiden Sonntagen.
(3.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Juli 1891.
(4.) Bekanntmachung, betr. die zur Abstempelung von Spielkarten befugten Zoll= und Steuerstellen.
Am Donnerstag vormittag traf Kaiser Wilhelm in Horn in Oberösterreich ein und wurde vom Kaiser Franz Josef empfangen. Die beiden Kaiser drückten sich kräftig die Hände und küßten sich dreimal. Kaiser Franz Joseph bot seinem Gaste herzlichste Willkommen=Wünsche und fügte hinzu, er freue sich, daß Kaiser Wilhelm so wohl aussehe und daß ihm der Vollbart so gut stehe. Kaiser Wilhelm bestieg dann mittelst einer kleinen Stehtreppe seinen Schimmel, worauf beide Monarchen mit ihrem zahlreichen Gefolge durch die Stadt nach dem Manöverfeld ritten, wohin sich König Albert von Sachsen schon voraus begeben hatte. Reichskanzler v. Caprivi und Graf Kalnoky begaben sich direkt nach Schloß Maires. Der deutsche Botschafter in Wien, Prinz Reuß, war dem Kaiser bis Gmünd entgegengefahren.
Am Donnerstag abend um 6 1/2 Uhr fand im Schloß Schwarzenau das erste große Kaisermahl statt. Nach stattgehabtem Manöver kamen die beiden Kaiser und der König von Sachsen nach dem Schloß, woselbst zuerst der Empfang durch den Statthalter und die Spitzen der Behörden stattfand. Als Ehrenwache ist eine besondere Compagnie des ungarischen Infanterie=Regiments Nr. 85 von Wien nach Schwarzenau beordert worden. Es sind schmucke Leute, diese Ungarn, in ihren kleidsamen hellblauen Uniformen. Eine solche Mütze aus blauem Tuch mit frischem Eichenblätterschmuck ziert das jugendliche Gesicht, während die enganliegenden hellblauen Beinkleider in niedrigen Schnürschuhen stecken. In geschwindem Marschtempo, vor der ersten Sektion ihr Feldzeichen, das Gewehr an lang geschnalltem Riemen über der rechten Schulter, ziehen sie von und zum Schloß durch die mit Hunderten von Neugierigen besetzten Dorfstraßen des jetzt bis auf die Böden und Scheunentennen mit Soldaten und Fremden gefüllten Schwarzenau.
Herrliches Spätsommerwetter begünstigt die in großartigem Maßstabe angelegten Herbstübungen, die im Beisein Kaiser Franz Josefs und seiner beiden hohen Gäste, sowie vieler berufener Heerführer in den Tagen vom 3.-7. September stattfinden. Gegen 70 000 Mann manöveriren unter Oberleitung des General=Inspektors der Armee, des greisen Erzherzogs Albrecht, in dem besonders für große Truppenübungen geeigneten wellenförmigen, mit Waldparzellen vielfach bedeckten und von Flußläufen und Bächen durchschnittenem Gelände zwischen Gmünd und Horn. Neben der Erprobung der seit Kurzem in der österreichisch=ungarischen Armee neu eingeführten Reglements, sowie des "Infanteriegewehrs M 88" und seiner neuen Munition, wird das Hauptcharacteristische der Manöver in dem Auftreten von Landwehrformationen in großen Verbänden und endlich in der Anwendung von einer Anzahl Neuerungen auf dem Gebiete der Bewaffnung der Kavallerie und Artillerie, sowie der Unterbringung und Verpflegung der Truppen bestehen.
Der zweite Manövertag bei Schwarzenau war besonders in strategischer Hinsicht von großer Bedeutung, stellte aber außerdem auch hohe Anforderungen an die Truppen, weil es sehr heiß war. Der Tag ist im allgemeinen gut abgelaufen, doch ließen die Kommandeure mancher Regimenter unterwegs nicht zu, daß die Mannschaften Wasser tranken; dabei gab es viele Morode. Die bosnischen Regimenter fielen äußerst vortheilhaft auf. Kaiser Wilhelm zeichnete besonders den Erzherzog Albrecht aus und unterhielt sich ferner sehr viel mit dem ihm attachirten General Appel, dem Landeskommandierenden von Bosnien. Appel gilt als einer der hervorragendsten Offiziere. - Die hohen Herrschaften wohnten bis 1 Uhr den Manövern bei und kehrten sodann nach Schwarzenau zurück. Auf dem ganzen Wege wurden die Majestäten von der Menge jubelnd begrüßt, sämtliche Ortschaften waren festlich geschmückt. - Abends 6 1/2 Uhr war in Schwarzenau Hoftafel, bei welcher rechts von dem Kaiser Franz Josef Kaiser Wilhelm, Erzherzog Karl Ludwig, Prinz Georg von Sachsen und der deutsche Botschafter Prinz Reuß, links der König von Sachsen, Erzherzog Ferdinand von Oesterreich=Este, sowie die Minister von Caprivi und Graf Kalnoky saßen.
Der Kaiser Wilhelm, welcher den Manövern in Oesterreich mit großem Interesse und sichtlicher Befriedigung gefolgt war und alle Strapazen mit größter Leichtigkeit überwunden hatte, besprach zeitweilig den Gang des Manövers mit dem Generaladjutanten von Wittich und dem Chef des Generalstabs, Generallieutenant v. Schlieffen. Der Eindruck des Feuerkampfes mit dem rauchschwachen Pulver war ein sehr gewaltiger. Am Sonnabend 1 Uhr Nachmittag trafen Kaiser Wilhelm und der König von Sachsen wieder in Schwarzenau ein, eine halbe Stunde später Kaiser Franz Joseph. Der Reichskanzler General v. Caprivi und Graf Kalnoky kehrten um 1 1/2 Uhr nach Maires zurück.
Wie ein Telegramm aus Wien meldet, erging an die Gemeindevorstände im Manöverterrain die Weisung, darauf zu achten, daß Kaiser Wilhelm weder durch Fahnenschwenken, noch durch Blumenwerfen begrüßt werde, weil das Pferd des Monarchen, der noch vorsichtig reiten müsse, durch derartige Huldigungen leicht scheu gemacht werden könnte.
Kaiser Wilhelm, der am 7. d. M. in München, und zwar Abends 9 1/2 Uhr eintreffen wird, und zu dessen festlichem Empfange bereits umfangreiche Vorbereitungen getroffen werden, betrachtet sich als Gast
[ => Original lesen: 1891 Nr. 70 Seite 2]des Prinz=Regenten. Demgemäß hat der Monarch die Mittheilung nach München gelangen lassen, daß er die bei Besichtigung nicht preußischer Theile des Reichsheeres geführte kaiserliche Kommandoflagge (goldfarbig, im Gegensatz zu der purpurfarbenen preußischen Königsflagge) bei den bayerischen Manövern nicht führen werde. Der Kaiser betrachte sich bei den letzteren lediglich als Gast des Prinz=Regenten. - Der Prinz=Regent führt bekanntlich die bayerische Königsflagge. - Die Zimmer des Kaisers in der königl. Residenz zu München stoßen an den sogenannten Max=Flügel und bestehen aus zehn Zimmern. Die eigentlichen Kaisergemächer sind der Thronsaal, das Schlafzimmer, Arbeitszimmer, an das sich noch drei weitere Räume reihen, die alle in reicher Pracht ausgestattet sind. In einem der Zimmer steht ein herrlicher Flügel der Firma Eck u. Co. in Köln, der zum Kaiserbesuche in Stand gesetzt wurde. Das Arbeitszimmer liegt nach rückwärts. Mit dem Schlafgemache ist es das am prächtigsten ausgestattete Zimmer; die dort befindlichen Schreibutensilien waren Eigenthum des Königs Ludwig II. Während der Kaiser die Residenz bewohnt, wird der ganze Stock geöffnet sein, so daß der Kaiser durch die früher von König Max bewohnten Gemächer und durch den daran stoßenden Wintergarten in das Hoftheater gelangen kann.
Ein Besuch des Kaisers in Ostpreußen steht, wie aus Königsberg berichtet wird, noch für diesen Herbst bevor. Der Kaiser gedenkt nämlich am 21. September zur Jagd in Theerbude einzutreffen. Bis zu diesem Termin dürfte auch der Bau des kaiserlichen Jagdhauses dortselbst, dessen Fortschreiten infolge der ungünstigen Witterung bisher beträchtlich behindert worden war, fertiggestellt werden.
Die Yorkshire Post ist autorisirt mitzutheilen, die Königin von England habe die Einladung des deutschen Kaisers zu einem Besuch Deutschlands im nächsten Sommer angenommen.
Der deutsche Reichstag wurde bekanntlich bis zum 10. November vertagt, aber alle Vorbereitungen sind soweit getroffen, daß derselbe sich gleich zum Wiederbeginn der Session im Besitz des größten Teils des ihm zugedachten Arbeitsstoffes, insbesondere auch des neuen Reichshaushaltes, befindet. Die in der Sozialkommission durchberathene Novelle zum Krankenkassengesetz kann alsbald in Angriff genommen werden, ebenso der Gesetzentwurf über das Telegraphenwesen, von zahlreichen Anträgen aus dem Hause nicht weiter zu reden. Ueber den Zeitpunkt der Vorlegung der zahlreichen neuen Handelsverträge läßt heute sich noch nichts sagen, beschäftigen werden sie den Reichstag aber jedenfalls.
Für lebende amerikanische Schweine erfolgt die Aufhebung des Verbots der Einfuhr in Deutschland bedingungslos, im Uebrigen nur für solche Erzeugnisse, die mit einer amtlichen Bescheinigung versehen sind, daß das Fleisch im Ursprungsland nach Maßgabe der daselbst geltenden Vorschriften untersucht und frei von gesundheitsschädlichen Eigenschaften befunden worden ist. Um die etwaige Unzulänglichkeit der amerikanischen Untersuchung zu paralysiren, wird der Reichskanzler ermächtigt, zur Controlle der Beschaffenheit des aus Amerika eingeführten Schweinefleisches geeignete Anordnungen zu treffen. Wie aus New=York gemeldet wird, sind in Amerika alle Vorbereitungen getroffen worden, um mit der Einfuhr sofort beginnen zu können.
Das deutsche Manövergeschwader dampfte am Freitag von Kiel nach Danzig ab, nachdem es vorher noch verschiedene Uebungen ausgeführt hatte.
In München ist die erste Lesung des Entwurfes eines Handelsvertrages zwischen Deutschland, Oesterreich=Ungarn und Italien beendet, dabei über einzelne Positionen volle Uebereinstimmung erzielt worden.
Der Werth der in den letzten 14 Tagen in Königsberg angekommenen und zum größten Theile auch angekauften Getreidemengen wird auf mindestens 20 Millionen Mark geschätzt. Wie man ferner in der Königsb. Hart. Ztg. liest, hält die Getreidezufuhr aus Rußland auch ferner an. Es trafen am Dienstag 408 russische und 12 inländische, am Mittwoch 365 russische und 17 inländische Waggons mit Getreide in Königsberg ein. Durch die sehr erhebliche Zufuhr am Montag (894 russische und 30 inländische Waggons) wurden die Preise nicht unwesentlich gedrückt. Die Roggenzufuhren von Rußland her dürften jedoch in den nächsten Tagen ihr Ende erreichen, da die an den Grenzstationen gelagerten Partien so ziemlich zur Expedition gelangt sind. Die Zufuhren bestehen jetzt vorzugsweise aus Weizen, Hafer, Gerste, auch etwas Oelsaaten und Erbsen. Am Donnerstag trafen mit den Bahnen noch 274 Waggons aus Rußland und 14 Waggons mit Getreide vom Inlande ein.
Der "Figaro" meldet, daß eine Specialcommission eingesetzt worden sei, um auf Grund von Berichten zweier Militärattaches das Project über Einführung tragbarer Schutzschilder für die Infanterie auszuarbeiten. Die Commission habe die Einführung von Bronceschildern, zusammengesetzt aus 90% Kupfer und 10% Aluminium empfohlen. Der "Figaro" meldet weiter, daß auch die deutsche Regierung einen Probeauftrag für tragbare Schutzschilder, nach dem Modell des dänischen Hauptmanns Hollshin kürzlich ertheilt und erfolgreiche Versuche mit den Schildern gemacht habe.
Der "Times" wird aus Paris mitgetheilt, Rußland habe so viele Suezkanal=Obligationen angekauft wie möglich, um Einfluß auf die Entscheidungen der Suezkanal=Gesellschaft zu gewinnen und im gegebenen Augenblicke dem französischen Element das Uebergewicht zuzuwenden.
In Paris herrschte am Donnerstag Nachmittag 3 Uhr völlige Finsterniß und ein schreckliches Gewitter entlud sich über die Stadt. Der Regen strömte in Unmassen vom Himmel herab und der Blitz schlug vielfach ein.
Die Belgier rüsten augenblicklich eine Expedition aus, um vor den anderen Nationen den Tsadsee zu erreichen, diejenige Nation, welche zuerst am Tsadsee anlange, sei die Herrin Central=Afrikas, des Paradieses der Zukunft.
Die Verlobung des Großfürsten=Thronfolgers von Rußland mit der Prinzessin Marie von Griechenland gilt laut einer Meldung aus Athen in dortigen unterrichteten Kreisen für sicher und nahe bevorstehend.
Der Zustand des schwindsüchtigen Großfürsten Georg von Rußland, zweiter Sohn des Czaren, hat sich erheblich verschlechtert. Lange wird der junge Mann, wie es scheint, nicht mehr leben.
In Petersburg braucht man viel Geld. Der Finanzminister beabsichtigt daher, in den nächsten Tagen abermals 50 Millionen Papierrubel in Umlauf zu setzen, was hauptsächlich durch die Nothwendigkeit der Auszahlung von Unterstützungen an die nothleidenden Gouvernements bedingt ist. Trotzdem haben aber die Nothleidenden in Wahrheit noch fast gar nichts erhalten.
Die Russen müssen es sehr bald erfahren, daß das Roggenausfuhrverbot ein zweischneidiges Schwert ist, das im eigenen Land voraussichtlich den empfindlichsten Schaden anrichten wird. So wird schon der Weizenexport aus Rußland stark durch die Anordnung der Regierung beeinträchtigt, nach welcher nur solcher Weizen zur Ausfuhr zugelassen wird, der im Maximum 8 Prozent Beimischung von Roggen enthält. Infolge dieser Verordnung haben die Exporthäuser den Ankauf des kaukasischen Weizen einstellen müssen, da demselben 15 bis 20 Prozent Roggen beigemischt sind.
Die Kurländische Gouvernements=Zeitung in Mitau meldet, daß die Bauern des Gouvernements, vom Gefühl brüderlicher Theilnahme für die Bauern in den von der Mißernte betroffenen Gouvernements bewogen, in den Gemeindeverwaltungen Beschlüsse zu fassen beginnen wegen leihweiser Ueberlassung von Getreide aus den Dorfmagazinen an die Nothleidenden. Einige Gemeindeverwaltungen haben sich erboten, Getreide für ihre eigene Rechnung bis zur nächsten Eisenbahnstation in eigenen Säcken zu schicken. Nach Meldungen aus St. Petersburg sollen in den von der Mißernte betroffenen Bezirken die Garnisonen verringert werden.
Die russische Regierung hat eine Tarifermäßigung auf den betheiligten Bahnen angeordnet, um die Zufuhr von Getreide aus dem Kaukasus nach den Gouvernements, welche Mißernten haben, zu erleichtern.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 70 Seite 3]Der Nothstand im Innern Rußlands wächst. Von Petersburg wird wohl hinreichend Geld zur Milderung angewiesen, aber leider haben die russischen Beamten zu weite Taschen.
Die Moskauer französische Ausstellung ist gründlich verkracht; so sehr, daß der Polizeiminister von Moskau angeordnet hat, keinen Franzosen aus der Stadt zu lassen, bevor er nicht allen gegen ihn ausstehenden Forderungen genügt habe. Das ist eine harte Maßregel, die vielleicht geeignet sein dürfte, die Begeisterung der Franzosen für Rußland etwas herabzudrücken. Den Hauptunternehmer, der auch der Hauptschuldner ist, hat die Polizei sogleich in Gewahrsam gesetzt, ohne die sonst den Schuldnern zustehenden 8 Tage Frist abzuwarten.
Aus Hven in Schweden meldet der Telegraph: Heute Vormittag trafen der Kaiser von Rußland, die Könige von Dänemark und von Griechenland, der Großfürst=Thronfolger, der Kronprinz von Dänemark mit seinen Söhnen Prinzen Christian und Karl, sowie den Prinzen Wilhelm und Johann von Schleswig=Holstein=Sonderburg=Glücksburg an Bord des "Danebrog" hier ein, um der Einladung des Königs Oskar zur Hasenjagd zu entsprechen. Um 12 Uhr fand ein Dejeuner statt, sodann erfolgte der Aufbruch zur Jagd. Um 4 Uhr war die Jagd beendet. Der König von Schweden gab sodann um 5 Uhr an Bord der königlichen Yacht Dejeuner dinatoire.
Der Jahrestag der Thronbesteigung des Sultans, und zwar der fünfzehnte, ist am 31. August in Konstantinopel festlich begangen worden.
Der König von Rumänien ist Sonnabend zum Besuch seiner Gemahlin in Venedig eingetroffen. Fräulein Helene Vacarescu, die Heldin des Liebesdramas am rumänischen Königshof, hat Venedig bereits verlassen und sich nach Mailand begeben, sie wird jedoch in einiger Zeit zu ihrer hohen Gönnerin zurückkehren.
Die Londoner Bäcker haben den Brodpreis um 1/2 Penny per Laib, um 1/4 Penny per 2 Pfund, erhöht. Der Aufschlag wird mit der anhaltenden schlechten Witterung begründet!
- Einen Selbstmord seltener Art beging der Arbeiter Belz in Ravenbrück bei Fürstenberg in Mecklenburg. Er hieb sich selbst die linke Hand ab, legte sich zu Bett und verblutete.
- Ein Riesen=Champignon ward kürzlich auf dem Felde bei Ridsenhagen i. Meckl. gefunden. Das Exemplar hatte neben einem Durchmesser von 30 Centimeter das außerordentliche Gewicht von 840 Gramm und wurde dem botanischen Museum der Universität Rostock einverleibt.
- Der Commandeur des Garde=Jäger=Bataillons, Oberstlieutenant Graf von der Goltz, ist am Dienstag im Manövergelände in der Nähe der Ortschaft Kaltenborn schwer gestürzt und hat sich einen Schädelbruch zugezogen. Der Unfall ist dadurch herbeigeführt worden, daß plötzlich ein Hund an dem Pferd hochgesprungen ist und dasselbe scheu gemacht hat.
- Der Herzog von Ratibor hat seinen Pächtern wegen der schlechten Ernte zwei Drittel des Pachtes erlassen.
- Die Schulden der Stadt Berlin betrugen Ende März ds. Js. 225 Millionen Mark.
- Ueber den Begriff der Erpressung ist eine für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleich wichtige Entscheidung vom Reichsgericht getroffen worden. Der Vorsteher des Tischlerverbandes in Friedrichsberg bei Berlin hatte an zwei Meister geschrieben: "Wenn Sie bis zum 2. Mai die verlangte Lohnerhöhung nicht bewilligen, so wird über ihre Werkstatt die Sperre verhängt". Das erkennende Berliner Landgericht hatte in diesen Worten den Thatbestand einer Erpressung gefunden und demgemäß den Angeklagten verurtheilt, und das Reichsgericht hat dieses Urtheil bestätigt.
- In Berlin hat am Montag Abend ein Arbeiter in der Blumenstraße aus Eifersucht auf seine Geliebte und eine sie begleitende Freundin geschossen und beide am Arm verwundet. Hierauf hat er sich selbst durch einen Schuß in den Kopf getödtet.
- In Hamburg trafen dieser Tage zwei Soldaten der westafrikanischen Schutztruppe als Gefangene ein, welche ihren Vorgesetzten den Gehorsam verweigert hatten.
Anzeigen.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zur Baeck sub Nr. 17 belegene Büdnerstelle c. p. des Schneidermeisters Fritz Otte daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Praeclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 5. September 1891.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Die Lieferung des Bedarfs an bestem Petroleum für die Straßenlaternen in hiesiger Stadt und auf dem Amte während der bevorstehenden Wintermonate soll event. dem Mindestfordernden übergeben werden. Reflectanten werden hierdurch aufgefordert, ihre Preisofferten
bis zum 9. September cr.
schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 3. September 1890.
Der Magistrat.
Die Umfahrt in Petersberg, Bechelsdorf und Niendorf findet am Mittwoch, den 9. September nachmittags statt.
H. Schulze, Küster.
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J. H. Pump, Schlutup.
Suche einen
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für dauernde Beschäftigung.
J. H. Freitag.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 70 Seite 4]Vom 12. Mai d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. Vom Hauswirt Freitag in Pogez 1 Pferd 500 M.
2. Vom Hauswirth Meier in Mahlzow 1 Kuh 135 M.
3. Vom Hauswirth Stegmann in Sülsdorf 1 Pferd 200 M.
4. Vom Gastwirth Kohs in Grieben 1 Starke 100 M.
5. Vom Schulzen Kohlhase in Wahrsow 1 Pferd 200 M.
6. Vom Forstaufseher Schmidt in Ziethen 1 Kuh 135 M.
7. Vom Arbeitsmann Dunkelmann in Rabensdorf 1 Kuh 135 M.
8. Vom Hauswirth Kröger in Lockwisch 1 Pferd 200 M.
9. Vom Müller Wieschendorf in Maurienmühle 1 Kuh 135 M.
10. Vom Hauswirth Oldörp in Petersberg 1 Pferd 750 M.
11. Vom Hauswirth Ebell in Gr. Mist 1 Pferd 100 M.
12. Vom Hauswirth Oldenburg in Kl. Mist 1 Kuh 135 M.
13. ungedeckt aus vorigen Hebungen noch 650 M.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 80 . pro 100 M. Versicherungssumme und werden unsere Mitglieder ersucht, solchen Beitrag am
Freitag, den 11. September d. J. Morgens 10 Uhr,
im Boye'schen Gasthofe hieselbst einzuzahlen.
Zugleich machen wir unsere Interessenten darauf aufmerksam, daß nach unseren "revidirten Statuten" das Maximum der Versicherungssumme für Pferde auf 850 M. und für Kühe auf 180 M. festgesetzt ist und daß die Rechnungsabschlüsse des Vereins an allen Tagen der Beitragszahlung zur gefälligen Einsicht der Mitglieder ausliegen.
Schönberg, den 31. August 1891.
Direction des Viehversicherungs=Vereins.
As. Ahrendt. Wilh. Heincke.
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Zu dem am Sonntag und Montag, den 13. und 14. September, bei mir stattfindenden
Scheiben-Schiessen
nach guten Gewinnen, lade ich hierdurch meine Freunde und Gönner freundlichst ein.
Auf einen Satz von 3 Schüssen fällt nur 1 Gewinn.
Gastwirth Kohs, Menzendorf.
Der Ball findet am Montag, den 13. Septr. statt.
Ich habe mich hierselbst als
prakt. Thierarzt
niedergelassen und wohne im Hause des Herrn Gastwirth Steffen.
Thierarzt Ad. Erxleben.
Ratzeburg, im September 1891.
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Am Donnerstag, den 10. d. Mts., sollen zu Hof-Selmsdorf
Rappsschooten verbrannt werden.
Wegen meines bevorstehenden Wegzuges muß ich zur Vermeidung von Weiterungen um durchaus rechtzeitige Lieferung (resp. Bezahlung) des bis einschließlich Michaelis d. Js. fälligen Korns bitten.
Schönberg, September 1891.
C. Langbein, Pastor.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 70 Seite 5]Beilage
zu Nr. 70 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. September 1891.
- Das neue Reichstags=Palais am Königsplatze hatte am Sonntag zum ersten Mal bis hinauf zur Laterne festlich geflaggt. Es fand das Richtfest für den Riesenbau statt. Hoch oben leuchtete auf der Laterne golden die Kaiserkrone als Abschluß des ganzen Baues. Dieselbe ist in Kupfer getrieben und 2 1/2 Meter hoch. Die Vergoldung ist chemisch reines (24 karätiges) Blattgold; (die gewöhnlichen Vergoldungen werden mit 6 karätigem Golde ausgeführt). Die Krone kostet rund 6000 Mark, an Gold bedurfte man zu ihrer Vergoldung für 500 Mk. geschlagenen Goldes.
- Was im Boden rings um Berlin alles gefunden wird, darüber giebt eine Liste von den in der Nähe Berlins ausgegrabenen Gegenständen Aufschluß, welche im letzten Bericht des Märkischen Provinzial=Museums abgedruckt ist. Es geht daraus hervor, daß der Boden in den Vororten um Berlin nicht nur für Hausbesitzer und Terrainspeculanten, sondern auch für Naturforscher und Geologen Werth hat. Da sind unter Andern verzeichnet: Schädel vom vorweltlichen Rhinoceros, die bei Königs=Wusterhausen gefunden wurden, Zähne und Knochen vom Mammuth, ebenfalls daselbst ausgegraben, Mammuth=Stoßzähne aus dem Erdboden bei Neu=Britz hervorgegangen. Noch merkwürdiger aber muthet es an, wenn wir lesen, daß dort auch Bernstein vergraben liegt. Auf dem Gutsfelde von Rosenthal und bei den Canalisationsarbeiten in Moabit wurden Bernsteinstücke im Gewicht von 50 bis 125 Gramm, und in den Kiesgruben von Rixdorf sogar ein Stück von 440 Gramm Gewicht gefunden, während die Erde auf dem Kirchhofe in Weißensee eine werthvolle Korallen=Versteinerung herausgab.
- Das Bismarck=Museum im Schloß zu Schönhausen bei Stendal ist am vorigen Sonntag eröffnet worden. Das Museum umfaßt 8 Zimmer. Graf Herbert Bismarck hat dabei eine Ansprache an die Erschienenen gehalten. Für die Gutsleute war ein kleine Fest bereitet.
- Angesichts der vielfachen Unglücksfälle, welche schon durch Verwechselung von Medizinflaschen entstanden sind, hat die Presse schon oft empfohlen, es möchten doch alle für den äußeren Gebrauch bestimmten Apothekermittel ausschließlich in eckigen Flaschen abgegeben werden, damit niemals, auch im Finstern nicht, eine Verwechselung mit innerlichen Medizinen stattfinde. Nun hat der Bundesrath die Einzelregierungen ersucht, bis zum 1. Januar 1892 eine Reihe von Medizinalvorschriften zu erlassen, und darunter auch eine solche, nach welcher äußere Medizinen nur in Gefäßen dieser Form verkauft werden dürfen.
- Die Kohlenpreise werden aller Wahrscheinlichkeit nach trotz des nahenden Herbstes in der nächsten Zeit heruntergehen. Der nicht mehr hinwegzuleugnende Niedergang im Eisengewerbe ist natürlich nicht ohne Einfluß auf das so eng mit ihm liierte Kohlengeschäft geblieben, so daß bereits aus Westfalen berichtet wird, daß eine Anzahl bedeutender Steinkohlenzechen sich wegen Mangels an Absatz genöthigt gesehen hat, durch Einlegung von Feierschichten und Einschränkung der Belegschaft die Förderung zu reduziren. Die Kohlenhändler und Consumenten beobachten bei den gegenwärtigen Herbst= bezw. Winterabschlüssen in Folge dieser Verhältnisse eine große Zurückhaltung, um möglichst günstige Preise zu erzielen. Trotz der Kartelle und Ringe werden sich die auf ungesunder Basis beruhenden hohen Kohlenpreise also nicht länger behaupten können, was angesichts des nahenden Winters von der großen Mehrzahl der Bevölkerung freudig begrüßt werden wird.
- Am Sonntag Morgen ist gleich ein ganzes Bataillon Fußartillerie im Dom zu Trier erschienen und unter Führung eines Offiziers an dem "heiligen Rock" vorübergezogen.
- Als ein Spätes Opfer des 1866er Krieges starb am 1. d. M. in Nürnberg der bayerische Hauptmann a. D. Küffner. Er erlag einem langjährigen Leiden, dessen Ursache eine preußische Kugel war, die er im Gefechte bei Kissingen erhalten hatte. Fünfundzwanzig Jahre trug er diese Kugel in seinem Körper herum, da trotz dreimaliger Operation es nicht gelungen war, dieselbe zu entfernen.
- Im Königreich Sachsen wird, wie den sächsischen Gewerbevereinen von der Generaldirektion der königl. sächsischen Staatsbahnen mitgetheilt worden ist, eine allgemeine Ermäßigung der Eisenbahnfahrpreise bereits in nächster Zeit stattfinden.
- Eine deutsche Familie, die vor Kurzem aus Petersburg zurückgekehrt ist, schildert uns die Nahrung der Russen als ziemlich unabhängig vom Getreidebau, insbesondere vom Roggen. Der Russe hat das Fleisch billiger als das Brot. Ein Pfund Schweinefleisch kostet 1 bis 2 Kopeken, also noch nicht 10 Pfg., ein Hase 50 Pfg., ein Rind ist für 8 bis 10 Rubel zu haben. Das gilt für das Innere von Rußland, namentlich um Moskau. Nach Westen hin steigen die Preise. Hier haben die Juden das ganze Handelsgeschäft in den Händen und werden reich dabei. Der Bauer verkauft sein Korn meist schon vor der Ernte an den Händler, der ihm das ganze Jahr vorher schon darauf geliehen hat. Eine Hungersnoth ist schon deswegen unmöglich, weil jedes Dorf einen bestimmten Vorrath an Getreide aufweisen muß, was freilich mit Trinkgeldern abgewandt werden kann! Das Ausfuhrverbot an Roggen trifft daher hauptsächlich die Händler, die nun von den hohen Preisen in Westeuropa keinen Profit machen können. Die Ausfuhr ist übrigens an der ganzen Grenze untersagt, also auch nicht für Frankreich offen, es müßte denn über das weiße Meer importirt werden. In diesen Mittheilungen sind viele interessante Correcturen irriger Meinungen, die in den letzten Wochen in den Zeitungen gestanden haben.
- In Roveredo (Graubünden) herrscht große Freude über die Erlegung eines großen Bären, der in den Rovereder=Alpen viele Ziegen aufgefressen hatte. - An der Schutzhütte, welche der schweizerische Alpenclub vor 3 Jahren am Fuße des Farner=Gletschers (Graubünden) hatte errichten lassen, wurden Thüren und Fenster erbrochen und das Mobiliar gestohlen.
- In Frankreich und Belgien haben am 3. d. M., der von Professor Falb als kritischer Tag 3. Ordnung bezeichnet worden war, schwere Gewitterstürme gewüthet, die in den Feldern unberechenbaren Schaden angerichtet haben. In Paris sind zwei Kloakenarbeiter, die vom Regen überrascht waren, umgekommen.
- Die schönste Pfeifensammlung der Welt besitzt der Belgier Bragge, sie enthält nicht weniger als 5000 Arten. Die Sammlung ist schon oft für Ausstellungen hergeliehen worden und alle Alterthumskenner und Raritätenhändler sprechen mit Neid und Entzücken von ihr. Man findet da Thonpfeifen aus dem 16. Jahrhundert, Holzpfeifen aus der Schweiz, deutsche Pfeifen aus Teyence und Porzellan, uralte Pfeifen aus Frankreich, die aus einer jetzt ganz unbekannten Holzart geschnitzt sind; ferner schwedische Kupfer und Steinpfeifen, russische Pfeifen aus Silber, Nickel und Malachit, entzückende türkische Pfeifen aus Glas, Metall und Thon, Narghiles und Tschibuks, mehrere Jahrhunderte alte italienische Pfeifen aus Terra-cota und Olivenholz, alte spanische Pfeifen, die einst von den Maurenfürsten geraucht wurden und aus verschiedenen Holzarten und einer Steinart gefertigt sind, die dem
[ => Original lesen: 1891 Nr. 70 Seite 6]Merschaum gleicht; afrikanische Pfeifen, die aus dem dunklen Kontinent von Forschern und Missionären nach Europa gebracht wurden; echte chinesische Pfeifen von einem fast fabelhaften Alter, Pfeifen, deren sich die Hinduvölker in ihren Tempeln bedient haben; endlich amerikanische und besonders mexikanische Pfeifen aus Kieselstein und Carneol. - Bei dieser Gelegenheit sei noch erwähnt, daß der Schah von Persien die theuerste Tabackspfeife der Welt besitzt, es ist die große Staatspfeife, deren Werth auf 2 Millionen Francs geschätzt wird. Sie ist dafür aber auch mit Brillanten, Rubinen, Smaragden und Topasen besät. Der Prinz von Wales, der dem Sammelsport schon von jeher huldigt, besitzt auch eine Pfeifensammlung, obwohl er fast nichts anderes raucht als Cigarreten.
- Eine merkwürdige Erscheinung ist die Zunahme der Blitzgefahr seit Mitte dieses Jahrhunderts. Eine Zusammenstellung aus den Akten von 60 Feuerversicherungs=Gesellschaften Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz für den Zeitraum von 1855 bis 1877 ergiebt, daß sich die Blitzgefahr in diesen Ländern durchschnittlich um das Zweieinhalbfache erhöht hat. Für Deutschland allein stellt sich sogar eine Verdreifachung der Blitzgefahr in den letzten 30 Jahren heraus. Der durchschnittliche jährliche Gesammtverlust an Volksvermögen durch Blitzschaden ist für Deutschland auf 6 bis 8 Millionen Mark zu schätzen.
- Die Pariser Zeitungen nehmen angesichts des Sedantages, im Hinblick auf Rußland, den Mund gewaltig voll und sagen, zum zweitenmal werde Frankreich kein Sedan erleben, denn es könne auf Rußland rechnen.
- Die vorliegenden Nachrichten über Wetterschäden in Ober=Italien zeigen ein grauenvolles Bild der Verwüstung. In den meisten Gegenden ist die ganze Weizenernte vernichtet; in der Gegend von Vimeronta ist stundenweit die Vegetation wie niedergemäht. Tausende von Vögeln sind vom Hagel erschlagen. Bei Sarnico hat ein Erdsturz das Haus des Bürgermeisters mit 7 Personen verschüttet.
- In Bilbao (Spanien) wurden die letzten Stier=Gefechte der Saison von 41 000 Personen besucht. Die Einnahmen für Eintrittskarten betrugen 186 700 Pesedas. Nach Abzug aller Kosten bleibt den Unternehmern ein Reingewinn von 55 000 bis 60 000 Pesedas. Die Eisen= und Pferdebahnen brachten zu den Stiergefechten 132 965 Reisende zur Stadt.
- Königin Victoria von England hat an ihrem Hofhalt Ersparnisse eingeführt. Demnächst hat die Königin das Amt des "Großfalconiers" aufgehoben, eine Hof=Jagdcharge, welche bereits seit mehr als zweihundert Jahren eine vollständige Siuecure ist, denn seit Jahrhunderten übt man die Jagd mit den abgerichteten Falken nicht mehr. Der letzte "Master of the Hawks", zu deutsch: Falkenmeister, war der Herzog von Sanct Albans, der für diesen Posten ein jährliches Gehalt von 20,000 Mark bezog. Um den armen Herzog jedoch nicht gar zu sehr zu schädigen, erhielt er von Ihrer britischen Majestät ein Schmerzensgeld von einer halben Million Mark. Mit anderen Worten: Es ist dem Herzog ein Capital ausgezahlt worden, das, zu vier Procent verzinst, immer noch soviel Rente abwirft, wie das beseitigte Amt. Ein anderer in diesen Tagen aufgehobener Dienst ist der eines Wächters der Festung von Hillsborough, welches Amt dem Marquis Herzog von Downshire anvertraut war. Dieser Herr bekam jährlich 6000 Mark, um eine Festung zu bewachen, die seit hundert Jahren nicht mehr existirt. Ein drittes beseitigte Amt, von dem man sich nur wundern kann, daß es überhaupt bestanden hat, hieß "Queens the catcher", d. i. Rattenfänger der Königin. Für diesen Posten, der eigentlich von Katzen versehen werden sollte, war bisher am britischen Hofe ein Adliger ausersehen, der ein entsprechend hohes Gehalt bezog.
- In Detroit verunglückte dieser Tage der Luftschiffer Logan, als er, angesichts von 30 000 Menschen, sich aus einer Höhe von 6000 Fuß mit einem Fallschirm herunterließ. Wie das Unglück entstanden ist, konnte man von unten nicht erkennen. Der Luftschiffer war sofort todt und der Körper eine unförmliche Masse.
- In einer Kohlengrube bei Vedminster (England) hat am Montag in Folge schlagender Wetter eine Explosion stattgefunden. Bisher sind neun Todte zu Tage gefördert worden.
- Ein Brautpaar in Dakota (Amerika) ließ sich kürzlich, einer dort herrschenden Mode folgend, im Luftballon trauen und trat unmittelbar darauf eine Hochzeitsreise durch die Lüfte an, von der es jedoch unerwartet rasch zurückkam, denn der Ballon platzte und das junge Ehepaar liegt jetzt mit gebrochenen Gliedern im Spitale.
- Was sollen wir mit unsern Töchtern thun? Ein amerikanisches Blatt beantwortet diese Frage folgendermaßen: Gebt ihnen eine ordentliche Schulbildung. Lehrt sie ein nahrhaftes Essen kochen. Lehrt sie waschen, bügeln, Strümpfe stopfen, Knöpfe annähen, ihre eigenen Kleider machen und ein ordentliches Hemd. Lehrt sie Brod backen und daß eine gute Küche viel an der Apotheke spart. Lehrt ihnen, daß ein Dollar 100 Cents werth ist, und daß nur derjenige spart, der weniger ausgiebt als er einnimmt, und daß Alle, welche mehr ausgeben, verarmen müssen. Lehrt sie, daß ein bezahltes Kattunkleid besser kleidet als ein seidenes, wenn man Schulden hat. Lehrt ihnen, daß ein rundes, volles Gesicht mehr werth ist als fünfzig schwindsüchtige Schönheiten. Lehrt sie gute, starke Schuhe tragen. Lehrt sie Einkäufe machen und nachrechnen, ob die Rechnung auch stimmt. Lehrt ihnen, daß sie Gottes Ebenbild mit starkem Schnüren nur verderben können. Lehrt ihnen Selbstvertrauen, Selbsthilfe und Arbeitsamkeit. Lehrt ihnen, daß ein rechtschaffener Handwerker in Hemdsärmeln und mit der Schürze, auch ohne einen Cent Vermögen, mehr werth ist als ein Dutzend reichgekleideter und vornehmer Tagediebe. Lehrt ihnen Gartenarbeit und die Freuden der freien Natur. Lehrt ihnen, wenn ihr Geld dazu habt, auch Musik, Malerei und Künste, bedenkt aber immer, daß es Nebensachen sind. Lehrt ihnen, daß Spaziergänge besser sind als Spazierfahrten, und daß die wilden Blumen gar schön sind für diejenigen, die sie betrachten. Lehrt sie bloßen Schein verachten und daß, wenn man ja oder nein sagt, es auch wirklich so meinen soll. Lehrt ihnen, daß das Glück in der Ehe weder von dem äußern Aufwand, noch von dem Gelde des Mannes abhängt, sondern allein von seinem Charakter. Habt ihr ihnen das Alles beigebracht und sie haben es verstanden, dann laßt sie, wenn die Zeit gekommen ist, getrost heirathen; sie werden ihren Weg schon dabei finden.
- Ein praktischer Friedensrichter. Die Taschen einer in Kalifornien ans Land gespülten Leiche enthielten 75 Doll. und eine Pistole. Der Friedensrichter des Ortes verurtheilte den Toten wegen Tragens verborgener Waffen zu 50 Doll. Strafe und 25 Doll. Kosten, machte sich sofort bezahlt und beschlagnahmte den Revolver.
- Amerikanische Reklame. Ein Kaufmann in Michigan macht sich dadurch bekannt, daß er jeden abend einen Dollarschein an einem mit seiner Firma versehenen Ballon befestigt und fliegen läßt. Die ganze Umgegend ist aufgeregt und kann den Abend nicht abwarten.
- Beruhigung. Kurgast (an der Quelle): "Da trinke ich heute schon den achten Becher, ohne die geringste Linderung zu verspüren." - Diener: "O, da müssen Sie Geduld haben, lieber Herr, so rasch geht das nicht; wir haben eine Dame hier gehabt, die erst nach vollen sechs Monaten gestorben ist."
- Heiraths=Offerte. Eine junge, gebildete Dame, die schon 100 Paar Socken für ihren Zukünftigen, der ihr untreu geworden, gestrickt hat, wünscht sich mit einem jungen Herrn, der die passende Fußgröße von 26 Centimeter hat, zu verheiraten. Gefl. Offerte sub "Weibliche Fürsorge" an die Expedition.
- Als treffliche Zungenübung wird das öftere Aussprechen des vollen Namens, dessen die neue Kronprinzessin von Hawai sich erfreut, empfohlen; die Dame heißt Viktoria Kawekin Kaiulani Lunaiilo. Kolaninuiahiapalapa.
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