[ => Original lesen: 1891 Nr. 69 Seite 1] Da noch immer ein großer Theil der Ernte nicht hat eingebracht werden können, so will Großherzogliche hohe Landesregierung, wie hierdurch öffentlich bekannt gemacht wird, ferner gestatten, daß auch an den beiden nächsten Sonntagen - am 6. und 13. September d. J. - Erntearbeiten nach beendigtem Gottesdienste und mit Einwilligung der Arbeiter vorgenommen werden dürfen.
Schönberg, den 3. September 1891.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen sind aus England nach Kiel zurückgekehrt.
- Die Erbprinzessin von Hohenzollern ist am Sonntag Nachmittag in Heiligendamm von zwei Prinzen entbunden worden.
Gegenüber Meldungen über ein angeblich ungünstiges Befinden des Fürsten von Bismarck in Varzin heißt es in einer Stettiner Korrespondenz der Köln. Ztg.: Fürst Bismarck hat allerdings bei ungünstiger Witterung einige Tage das Zimmer gehütet, sein Befinden aber ist ganz vorzüglich, mit auffallender körperlicher Frische durchstreift er seine Besitzung und in der Unterhaltung entwickelt er die trefflichste Laune. Ein besonderes Interesse zeigt der Fürst in diesem Jahre für den Ausfall der Ernte; nicht allein, daß er sich eingehend über den Ertrag seiner Felder berichten ließ, hat er auch aus den benachbarten landwirthschaftlichen Gebieten Erkundigungen einziehen lassen. Die Ernte in Varzin ist im Ganzen gut ausgefallen.
Wie nach der "Frkf. Ztg." zuverlässig verlautet, treten die ermäßigten Gütertarife für Getreide für den Bereich der preußischen Staatsbahnen und die Eisenbahnen in Elsaß=Lothringen schon am 1. September in Kraft. Die Ausdehnung dieser Frachtermäßigungen auf die übrigen Bahnen Deutschlands ist eingeleitet und wird schnell erfolgen. Durch die neuen Tarif=Maßnahmen werden übrigens auch die Getreidetarife mit dem Auslande beeinflußt und müssen daher umgerechnet werden.
Die preußische Regierung soll, wie von verschiedenen Seiten gemeldet wird, die Absicht haben, das Schulgeld für die höheren Lehranstalten zu erhöhen.
Nach amtlicher Feststellung sind allein über Eydtkuhnen in der Woche vom 21 bis 27. August 14,260,000 Kilogr. Getreide aus Rußland nach Deutschland eingeführt worden.
In Wien macht eine militärische, angeblich aus dem Kriegsministerium stammende Broschüre von sich reden, welche eine wesentliche Verstärkung der Armee verlangt. Die Zahl der Offiziere soll um mehrere Tausend erhöht, der Mannschaftsstand jeder Kompagnie auf Hundert gebracht werden. Für die Artillerie fordert die Schrift eine Vermehrung um 14 Offiziere, 2604 Mann, 980 Pferde und 84 Geschütze.
Das ungarische Ackerbauministerium veröffentlicht einen durch die Konsuln eingesandten und in der statistischen Abtheilung ausgearbeiteten Erntebericht für das Jahr 1891/92. Die diesjährige Weizenernte der Welt beträgt danach 725 bis 736 Millionen, die Roggenernte 350 bis 360 Millionen Hektoliter; gegen das Vorjahr ergiebt sich ein Minderernteertrag beim Roggen von 44 bis 50 Millionen und ein Minderertrag beim Roggen von 90-100 Millionen. Das gesamte Getreidemanco beträgt 90 bis 91 Millionen Meterzentner. Oesterreich hat einen Weizenertrag von 14-15 Millionen Hektoliter, Roggen 22 -24 Millionen. Der Importbedarf an Weizen stellt sich auf 10-12 Millionen, an Roggen auf 6 Millionen. Ungarns Weizenertrag beläuft sich auf 42-43 Millionen Hektoliter, der Roggenertrag auf 11 1/4-12 Millionen. Es verbleibt ein Weizenüberfluß von 12-13 Millionen und das Roggenmanco wird bedeutend durch den Ueberfluß an Weizen und Mais ersetzt. Deutschlands Weizenertrag beträgt 31 Millionen Hektoliter, der Importbedarf stellt sich auf 10 Millionen Weizen und 25-26 Millionen Roggen. Rußlands Weizenertrag beziffert sich auf 66 1/2 Millionen Hektoliter, der Roggenertrag auf 192 Millionen; es ergiebt sich dort ein Weizenüberfluß von 16 1/2 und ein Roggenmanco von 40-45 Millionen Hektoliter.
In Paris traf ein Bruder des Königs von Siam auf der Reise nach Rußland ein, um dem Czaren einen hohen siamesischen Orden zu überbringen.
Der russische Botschafter v. Mohrenheim hat sich nunmehr von Paris wieder nach dem Badeort Cauterets begeben, vorher aber noch eine längere Unterredung mit dem Ministerpräsidenten de Freycinet gehabt. Die Meldung, daß noch in diesem Herbst ein russisches Geschwader zum Besuch nach Cherbourg kommen werde, wird von unterrichteter Seite für falsch erklärt.
Die Verlobung des Großfürsten=Thronfolgers von Rußland mit der Prinzessin Marie von Griechenland gilt in unterrichteten Kreisen sicher und ehestens bevorstehend.
Der russische Minister des Innern hat im Einverständniß mit dem Finanzminister, wie im Anschluß hieran mitgetheilt werden mag, den Gouverneuren der nothleidenden Bezirke die größte Nachsicht bei der Eintreibung der Staatssteuern für dieses und das nächste Jahr empfohlen.
Die Gazetta de Venezia berichtet, daß der Zustand der Königin von Rumänien ein sehr kritischer sei, die Lähmung habe bereits das Rückenmark ergriffen. Die Nervenanfälle und Weinkrämpfe schwächen die Kranke, welche zudem heftig fiebert. Die Aerzte befürchten fortwährend den Eintritt einer
[ => Original lesen: 1891 Nr. 69 Seite 2]Katastrophe. Die Schwester der Erkrankten, Prinzessin Wied, wurde telegraphisch nach Venedig berufen.
Es kann jetzt als zweifellos gelten, daß Emin Pascha mit seinen deutschen Offizieren und den ihm zugewiesenen Mannschaften der Schutztruppe wohlbehalten am Tanganyika=See angelangt ist. Unterwegs scheint er allerdings mit räuberischen Eingeborenen verschiedene Kämpfe bestanden zu haben, doch sind die Angriffe wohl nirgends von einem Erfolge begleitet gewesen. Emin befindet sich heute in sehr entlegenen und verhältnißmäßig wenig bekannten Gebieten. Es kann noch manchen Monat dauern, bevor ausführliche Berichte von ihm eingehen.
- Schönberg. Der Gartenbauverein wird in diesem Herbst an den beiden Markttagen Dienstag den 6. und Mittwoch den 7. Oktober im Schützenhause eine Gartenbauausstellung veranstalten und damit einen Obstmarkt verbinden. Letzterer soll den Obstzüchtern Gelegenheit bieten, ihr Obst zu angemessenem Preise zu verkaufen und den Consumenten den Ankauf der gewünschten Waare erleichtern, er soll auch vor allem den Beweis liefern, daß Obstbau in hohem Grade lohnt und so das Interesse für die Pflege des Obstgartens erhöhen. Es ist betrübend zu lesen, welche ungeheure Summen alljährlich für Obst in's Ausland fließen und dabei zu sehen, welche Massen von Obst noch vielfach auf dem Lande verkommen. Geschütteltes Obst dient nur dem augenblicklichen Bedarf und muß wegen des großen Angebots zu Schleuderpreisen abgegeben werden oder verderben. Allerdings erfordert das Pflücken, das Auslesen der schadhaften Stücke und das Sortieren viel Arbeit, aber es sollte jeder besonders in diesem Jahr, wo trotz der großen Menge fehlerlose Waare eine Seltenheit sein wird, den Versuch damit machen, und er wird sich überzeugen, daß keine landwirthschaftliche Arbeit in gleicher Weise bezahlt wird. Es wird jedoch auch jede andere Waare zum Verkauf angenommen, nur muß aus Probe (6-8 Stück) und dem ausgefüllten Marktzettel die Beschaffenheit derselben genau hervorgehen. Da auch von Nichtmitgliedern weder auf der Ausstellung noch auf dem Markte ein Standgeld erhoben wird und nur der 10. Theil vom Erlös für verkaufte Waare zur Deckung der Unkosten entrichtet werden muß, so steht zu erwarten, daß sich recht viele, wenn auch zunächst nur mit einem geringen Quantum, betheiligen und durch Besuch der Ausstellung ihr Interesse bekunden werden.
- Güstrow. Als Geschworene für die am 21. d. M. beginnende diesjährige dritte ordentliche Schwurgerichtsperiode wurden heute ausgeloost: Gutspächter Stamer=Mechow. Gutsbesitzer Dr. Hillmann=Damckow. Kaufmann Emil Giesecke=Neubrandenburg, Gutsbesitzer v. Uslar=Schwerin, Gutspächter Oesten=Hof=Mandelshagen. Gutspächter Ritzer=Degetow, Gutspächter Schütz=Kassow, Gutspächter Lenz=Schönberg, Baumann Heinrich Mohs=Kröpelin, Erbpachthofbesitzer Burmeister=Schaalhof, Kammerherr v. Graevenitz=Waschow, Gymnasiallehrer Gebler=Domhof Ratzeburg, Brauereibesitzer Busch=Ludwigslust, Gutsbesitzer Collmann=Freudenberg, Gutsbesitzer v. Flotow=Altenhof, Maurermeister Birck=Kloster Malchow, Schulze Koop=Lindow, Gutspächter Knitschky=Moltenow, Gutspächter Grimm=Hof Kreien, Gymnasiallehrer Dr. Lang=Rostock, Gutspächter Bade=Pleetz, Gutsbesitzer v. Behr=Bussewitz, Schulze Siggelkow=Stolpe, Gutspächter Berling=Oltschlott, Revierförster Mühlenbruch=Spornitz, Revierförster Schmidt=Gr. Freienholz, Gutspächter Kirchner=Gülzow, Gutsbesitzer v. Langen=Gr. Labenz, Navigationslehrer Reimer=Wustrow und Revierförster Prillwitz=Nienhagen.
- Die kaiserlichen Jagdreviere sollen nach und nach in den Vogesenwaldungen eingegattert werden. Zunächst hat man in Breuschthal (Kreis Molsheim) den sogenannten Struthwald umzäumt, in welchem ein guter Bestand an Hochwild, Rothwild, Sauen u. s. w. sich findet. Dieses Jagdgebiet erstreckt sich vom Revier Weißenberg bei Haslach bis zur sagenbekannten Burg Nideck.
- Wie der "Nat.=Ztg." mitgetheilt wird, ist es bei verschiedenen Regimentern bei einer Strafe von drei Tagen Arrest verboten, daß Kommißbrod zu verkaufen.
- Wie verlautet, werden im Frühjahr in Berlin drei türkische Negeroffiziere - alle aus Benghazi - zur Vervollständigung ihrer militärischen Ausbildung eintreffen.
- Wieder einmal ist in Berlin ein junger Mann auf der Straße vor Hunger zusammengebrochen. Er hatte seit dem ersten August keine Arbeit mehr gehabt und seit einigen Tagen nichts gegessen.
- In der Spandauer Gewehrfabrik scheinen sich die Arbeitsverhältnisse wieder zu bessern. Es finden gegenwärtig Einstellungen von Arbeitern statt; auch soll die Arbeitszeit, welche eine Zeitlang nur auf den halben Tag bemessen war, fortan auf neun Stunden verlängert werden.
- In Hamburg fand am Freitag die erste Leichen=Verbrennung im neuerbauten Crematorium statt. Besondere Feierlichkeiten waren nicht veranstaltet.
- Der Kapitän des Hamburger Dampfers "Suevia", welchem die Welle auf der Reise nach Newyork gebrochen war, erklärt, er habe dem vorüberfahrenden Liverpooler Dampfer "Servia" Nothsignale gegeben, die "Servia" habe dieselben aber nicht beachtet, sondern sei unbekümmert weitergefahren.
- Wegen heftiger Stürme auf der Nordsee konnte der Schnelldampfer "Ariadne" zwei Tage hintereinander Norderney nicht erreichen und mußte nach Hamburg zurückkehren.
- In Wandsbeck wurde ein Zug Husaren mit einem neuen Kavalleriesäbel nach Art der Faschinenmesser der Artillerie ausgerüstet. Die neuen Säbel, welche als Stoßwaffe zu gebrauchen sind, werden am Sattel befestigt.
- Vor einigen Tagen wurde in Erbach im Rheingau durch die Vermittelung des Bürgermeisters Craß ein noch lagerndes Halbstück 1868er Steinberger Cabinet, ein sehr selten gewordener Wein, zum Preise von 20 000 Mk. an eine Mainzer Wein=Großhandlung verkauft. Der Liter dieses Edelweins kostet also im Einkauf 33 Mk.
- In Solingen beschloß eine große Volksversammlung die Gründung eines Brot=Consumvereins. Die dortigen Bäcker boten ein 7=Pfund=Schwarzbrot für 75 Pfg. an, die sonstige Brottaxe ist 95 Pfg.
- Die Umgegend des an der Bahnlinie Gießen=Cassel belegenen Städtchens Frohnhausen hat vor einigen Tagen das aufregende Schauspiel einer Löwenjagd geboten. Dieser in den dortigen Gefilden höchst unbekannte Gast, einer wandernden Künstlertruppe gehörend, war während der Fahrt aus dem Eisenbahnwaggon entsprungen und setzte die Bewohner der ganzen Gegend in Schrecken. Ein Forstverwalter streckte schließlich das Thier durch einen Flintenschuß nieder.
- Der deutsche Katholikentag dieses Jahres, der erste ohne Windthorst, wurde am Sonntag in Danzig eröffnet. Die Betheiligung war eine sehr starke.
- Das Stettiner Volksblatt behauptet, daß auf einem Gute bei Stralsund 20 Chinesen als Arbeiter beschäftigt würden.
- Grenzbeamte verhafteten in Rudolphshau (Schlesien) eine Schmuggler=Gesellschaft von 27 Personen, welche große Mengen Mehl aus Oesterreich einschmuggelten.
- Folgendes Kuriosum wird aus Halberstadt berichtet: Ein achtbarer Bürger und Glied der katholischen Gemeinde, Gärtner Zacharias Werny, ist auf der Gedenktafel der gefallenen Freiheitskrieger, die in mehreren Kirchen und auch in der katholischen Katharinenkirche aufgehängt ist, als letzter in der Reihe der Halberstädter, die für König und Vaterland 1813 gefallen sind, verzeichnet. Seit fast 80 Jahren sieht er also täglich seine eigene Todesanzeige vor Augen, denn der rüstige Mann läßt es sich nicht nehmen, noch immer der heiligen Messe beizuwohnen. Im nächsten Monat vollendet er sein hundertstes Lebensjahr!
- Professor von Helmholtz, der berühmte naturwissenschaftliche Forscher und Präsident der physikalisch=technischen Reichsanstalt, beging am Sonntag seinen 70. Geburtstag. Dem Jubilar wurden zahlreiche Auszeichnungen und Ehrenbezeugungen zu Theil. So verlieh u. a. der König von Schweden und Norwegen ihm das Großkreuz des Nordstern=Ordens.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 69 Seite 3]Anzeigen.
Zur Zwangsversteigerung der dem Ziegeleibesitzer J. H. Vest zu Hammer gehörigen, daselbst belegenen Kupfermühle c. p. stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf
Montag, den 30. November 1891,
Vormittags 11 Uhr,
2. der Ueberbotstermin auf
Dienstag, den 29. December 1891,
Mittags 12 Uhr.
Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück c. p. und an die zur Immobiliarmasse gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Montag, den 30. November 1891,
Vormittags 11 Uhr,
angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I des unterzeichneten Gerichts zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an das qu. Grundstück bestimmten Termine und in dem Verkaufstermine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tage vor dem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 31. August 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
W. Harms.
In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der dem Büdner und Tischlermeister Johann Jahns zu Cronscamp gehörigen, daselbst sub Nr. 6 belegenen Büdnerei c. p. stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf
Dienstag, den 1. December 1891,
Vormittags 11 1/2 Uhr,
2. der Ueberbotstermin auf
Dienstag, den 29. December 1891,
Vormittags 11 1/2 Uhr.
Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das Grundstück c. p. und an die zur Immobiliarmasse gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftliche Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Dienstag, den 1. December 1891,
Vormittags 11 1/2 Uhr
angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I des unterzeichneten Amtsgerichts zur Einsicht der Betheiligten aus. Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulierung der Verkaufsbedingungen in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an das Grundstück c. p. bestimmten Termine und in dem Verkaufstermine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tage vor dem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 31. August 1891.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
W. Harms.
In Sachen betr. Zwangsversteigerung der dem Müller H. Leppien gehörigen, zu Selmsdorf belegenen Grundstücke, als
1. das auf dem Platze des ehemaligen Selmsdorfer Küsterhauses aufgebauten Wohnhauses mit Backofen zum Bäckereibetriebe, Hofraum, einem Stallgebäude und einem hinter dem Hofraum belegenen Garten,
2. der von der Stelle des Hauswirths Peter Lose zu Selmsdorf abgetrennten, auf dem Selmsdorfer Felde an der Dassower Chaussee in der sog. Sandkoppel belegenen und 65 a 4 qm. - 300 []R. - großen Ackerfläche und
3. der auf derselben erbauten holländischen Windmühle, stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf
Dienstag, den 1. December 1891,
Vormittags 11 Uhr,
2. der Ueberbotstermin auf
Dienstag, den 29. December 1891,
Vormittags 11 Uhr.
Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an die qu. Grundstücke und an die zur Immobiliarmasse derselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Meldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und Sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Dienstag, den 1. December 1891,
Vormittags 11 Uhr
angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der hiesigen Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an die Grundstücke c. p. bestimmten Termine und in dem Verkaufstermine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tage vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 31. August 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. Hahn.
W. Harms.
Steckbrief.
Der Arbeiter Ludwig Müller aus Stralsund, welcher bei der auswärtigen Strafkammer des unterzeichneten Amtsgerichts wegen Diebstahls in Untersuchung und Haft sich befindet, ist gestern Abend aus dem hiesigen Gefängnisse entwichen. Der Entwichene ist 30 Jahre alt, von mittlerer Statur und gut genährt. Er trägt einen kleinen blonden Schnurrbart und hat dunkelblondes Kopfhaar mit gradem Scheitel. Seine Kleidung besteht aus einer schwarz=seidenen Mütze, einem dunkelgestreiften Tuch=Oberrock, einer blauen Tuchhose und einem Paar Stiefeletten. Auf der Mitte des Kopfes hat er eine etwa einen Zoll lange Narbe und beide Arme sind blau tätowiert. Wahrscheinlich führt der Entwichene zwei Taschentücher bei sich, ein weißes und ein rothes mit weißer Kante und weißen Punkten, beide mit B. B. gezeichnet.
Wir bitten um Vigilanz, Festnahme und event. telegraphische Benachrichtigung.
Schönberg i. Meckl., den 2. September 1891.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Die Lieferung des Bedarfs an bestem Petroleum für die Straßenlaternen in hiesiger Stadt und auf dem Amte während der bevorstehenden Wintermonate soll event. dem Mindestfordernden übergeben werden. Reflectanten werden hierdurch aufgefordert, ihre Preisofferten
bis zum 9. September cr.
schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 3. September 1890.
Der Magistrat.
Gesucht zum 24. October d. J. ein
Kindermädchen
gegen guten Lohn von
Frau L. Burmeister geb. Krohn.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 69 Seite 4]Vom 12. Mai d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. Vom Hauswirt Freitag in Pogez 1 Pferd 500 M.
2. Vom Hauswirth Meier in Mahlzow 1 Kuh 135 M.
3. Vom Hauswirth Stegmann in Sülsdorf 1 Pferd 200 M.
4. Vom Gastwirth Kohs in Grieben 1 Starke 100 M.
5. Vom Schulzen Kohlhase in Wahrsow 1 Pferd 200 M.
6. Vom Forstaufseher Schmidt in Ziethen 1 Kuh 135 M.
7. Vom Arbeitsmann Dunkelmann in Rabensdorf 1 Kuh 135 M.
8. Vom Hauswirth Kröger in Lockwisch 1 Pferd 200 M.
9. Vom Müller Wieschendorf in Maurienmühle 1 Kuh 135 M.
10. Vom Hauswirth Oldörp in Petersberg 1 Pferd 750 M.
11. Vom Hauswirth Ebell in Gr. Mist 1 Pferd 100 M.
12. Vom Hauswirth Oldenburg in Kl. Mist 1 Kuh 135 M.
13. ungedeckt aus vorigen Hebungen noch 650 M.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 80 . pro 100 M. Versicherungssumme und werden unsere Mitglieder ersucht, solchen Beitrag am
Freitag, den 11. September d. J. Morgens 10 Uhr,
im Boye'schen Gasthofe hieselbst einzuzahlen.
Zugleich machen wir unsere Interessenten darauf aufmerksam, daß nach unseren "revidirten Statuten" das Maximum der Versicherungssumme für Pferde auf 850 M. und für Kühe auf 180 M. festgesetzt ist und daß die Rechnungsabschlüsse des Vereins an allen Tagen der Beitragszahlung zur gefälligen Einsicht der Mitglieder ausliegen.
Schönberg, den 31. August 1891.
Direction des Viehversicherungs=Vereins.
As. Ahrendt. Wilh. Heincke.
Verkaufs=Anzeige.
In Curatelsachen sollen am Montag, den 14. September d. J., Vormittags 9 1/2 Uhr beginnend, im Gastwirth Boye'schen Locale in Schönberg die folgenden Gegenstände als:
1 große Partie Damenkleider wie desgl. Damenwäsche, Bettlaken, Tischlaken, Handtücher, Bettbezüge und anderes Leinenzeug, 3 aufgemachte Betten, 3 Bettstellen resp. mit und ohne Matratzen, 2 Sophas, Tische, Spiegel, Bilder, 1 Kommode, 2 Kleiderschränke, Stühle, Küchenschrank, Küchengeräth aller Art, Kessel, Porzellan= und Glassachen, Blumentisch, Gypsfiguren, Nähmaschine, Chatoulle, Wand= und Taschenuhren, (eine goldene Damenuhr), Gold= und Silbersachen, silberne Löffel, 1 Lexikon u. andere Bücher sowie viele andere Sachen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 30. August 1891.
Vom Sonntag, den 6. September an stelle ich einen Transport
Hannöverscher Säugefüllen
zum Verkauf und lade dazu Käufer ergebenst ein
Johs. Kniep-Schönberg.
Tilsiter Fettkäse
à 50 . empfiehlt
H. Brüchmann.
Saatkorn.
In der Pfaffenmühle bei Ratzeburg wird jedes Quantum Roggen und Weizen zu Saatkorn gereinigt.
R. Petersen.
Diedrich Teschau,
Lübeck, Breitestr. 24.
Specialgeschäft in
Messerwaaren,
Waffen, Barometer- und Thermometer.
Reparaturwerkstatt. Hohlschleiferei.
Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann, Bandagist.
Am Sonntag, den 6. September:
Tanzmusik
bei J. Boye.
Gesucht
für eine adlige Herrschaft auf dem Lande eine Kinderfrau oder älteres Mädchen, welches kinderlieb ist, zum 1. Oktober.
Näheres in der Exped. dieses Blattes.
113 Mk. 25 Pfg.
monatlichen Nebenverdienst leicht für Jedermann. Offerten unter F. A. 1000 Rudolf Mosse, Berlin W. 8.
Wegen meines bevorstehenden Wegzuges muß ich zur Vermeidung von Weiterungen um durchaus rechtzeitige Lieferung (resp. Bezahlung) des bis einschließlich Michaelis d. Js. fälligen Korns bitten.
Schönberg, September 1891.
C. Langbein, Pastor.
Danksagung
Allen denen, welche meiner lieben Frau die letzte Ehre erwiesen und ihren Sarg so reich mit Kränzen schmückten, sowie dem Herrn Pastor Langbein für seine trostreiche Grabrede sage ich hierdurch meinen herzlichsten Dank.
Schönberg, den 3. September 1891.
J. H. L. Burmeister.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 6. September.
Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 36.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 69 Seite 5]Beilage
zu Nr. 69 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 4. September 1891.
In Südamerika.
ist der Bürgerkrieg etwas sehr gewöhnliches; fast in allen Staaten giebt es verschiedene Parteien, die sich die Staatsgewalt streitig machen und wenn irgend sie die Macht dazu haben, zu den Waffen greifen. Die Frage, wer dann die meisten Soldaten bekommt, ist eine Geldfrage, da die Bestechlichkeit eine allgemeine ist und die sittliche Erziehung der dort allein herrschenden römischen Kirche vor den Goldstücken nicht Stand hält.
Der Staat Chile hat sich bisher von Revolutionen am meisten frei gehalten. Aber seit Jahr und Tag ist nun dort auch viel Blut geflossen, weil eine Partei im Congreß mit dem Präsidenten Balmaceda unzufrieden war und sich in offener Revolution gegen dessen rechtmäßige Gewalt auflehnte. Vor wenigen Tagen schien der Erfolg auf Seite des Präsidenten zu sein. In den letzten Tagen voriger Woche hat sich aber das Blatt gewendet. Die Rebellen sind siegreich gewesen und haben die Hauptstadt Valparaiso erobert.
Die Uneinigkeit der Generale des Präsidenten und die Unzuverlässigkeit der Truppen haben die Niederlage verschuldet. Ein Bericht meldet: Bei Tagesanbruch warfen sich die Regierungstruppen mit lebhaftem Feuer ihrer Batterien auf den Feind. Die Rebellen, welche mit Manlicher=Gewehren und rauchlosen Pulver ausgerüstet und gut verschanzt waren, eröffneten ein vernichtendes Feuer auf die Regierungstruppen, welche trotzdem weiter avancirten. Der General der Regierungstruppen ließ schließlich den Rückzug antreten. Die Officiere thaten ihr Aeußerstes, um ihre Colonnen neu zu formiren, was ihnen auch gelang. Dann erfolgte ein zweiter Angriff. Die Regierungstruppen gingen tapfer im Kugelregen vor. Beim zweiten Angriff fiel General Barbosa; die Linie wankte, aber hielt Stand. General Alzerreca fiel tödtlich getroffen vom Pferde und starb nach einer Stunde. Bald darauf gab General Canto das Signal zum Angriff, die Rebellen stürzten enthusiastisch aus ihren Verschanzungen hervor und richteten ein mörderisches Feuer auf die Reihen der Gegner. Führerlos und unfähig, sich zum Rückzuge zu sammeln, fand eine panikartige Flucht statt. Die Cavallerie hielt kurze Zeit Stand, wurde aber dann geworfen. Der Kampf dauerte fast fünf Stunden. 5000 Mann wurden getödtet oder verwundet.
Es muß sich nun zeigen, ob die Rebellen im Stande sein werden, eine dauerhafte Regierung einzusetzen, ob man es nur zu Waffenstillstand oder zu wirklichem Frieden bringen wird.
- Eine Antwort des Fürsten Bismarck. Von Mitau in Kurland erging kürzlich folgende Anfrage an den Altreichskanzler: Sr. Durchlaucht, Fürsten Otto v. Bismarck, Kissingen. Durchlauchtigster Fürst! Hochverehrtester, hoher Herr! Ew. fürstl. Durchlaucht sind provoziert worden, die hier strittige Frage zu entscheiden: welchen Zusammenhang es mit der Ziffer "101" der "Kiebitzeier" habe, welche Ihnen alljährlich zum Geburtstag dargebracht zu werden pflegen? Unschuldiges Opfer eines Beschlusses andere alten Herren, habe ich es auf mich nehmen müssen, Ew. fürstl. Durchlaucht um obige Auskunft zu bitten! Indem ich es wage, diese Bitte vorzubringen, ersuche ich vor Allem, die Belästigung gütigst zu entschuldigen und den Ausdruck der tiefen Verehrung zu erlauben, in welcher meine Kommittenten und ich es wagen sich zu nennen, Ew. fürstl. Durchlaucht gehorsamster Diener. C. Melville. - Auf dieses Schreiben lief innerhalb weniger Tage folgende Antwort ein: Kissingen, den 30. Juli 1891. "Seiner Hochwohlgeboren Herrn C. Melville, Waisengerichtspräsidenten, Mittau, Kurland. Auf Euer Hochwohlgeboren an den Fürsten von Bismarck gerichtetes Schreiben vom 25. d. M. bin ich beauftragt, mitzutheilen, daß über die 101 Kiebitzeier hier nur bekannt ist, daß ihre Sendung sehr angenehm empfunden wird. Euer Hochwohlgeboren ganz ergebenster Chrysander."
- Merkwürdige Zeichen von Bismarck=Verehrungen geben die blonden Söhne und Töchter Albions. So erstand ein Lord eine Kaffeetasse um den Preis von 10 Mark, aus der der Fürst in einem Kissinger Restaurant getrunken; ein anderer füllte eine Selterswasserflasche mit dem Soolwasser, in dem sich derselbe kurz vorher gebadet hatte, und zwei Ladies aus Liverpool ließen zwei Büschel Haare, welche der sich haarende Reichshund Tyras ihnen ließ, in goldene Medaillons fassen.
- Auf verschiedene Geschäftszweige übt zur Zeit der - Bart des Kaisers einen bedeutenden Einfluß aus. In den größeren Bilder=Kolportagehandlungen zu Berlin herrscht eine gewisse Aufregung, da die Händler die alten Kaiserporträts "mit dem Schnurrbart" nicht mehr abnehmen wollen. In den lithographischen und Oelfarbendruck=Anstalten treibt man emsig Vorbereitungen zur Herstellung neuer Bilder, welche den Kaiser im Vollbart darstellen. Auch die Gypsfiguren=Fabrikanten sehen sich zur Herstellung neuer Modelle veranlaßt und hoffen auf ein schwungvolles Geschäft. Eine gleiche Belebung übt der Bart des Kaisers, von dessen Vorhandensein man sich bei der letzten Parade überzeugen konnte, auf die Holzschneidekunst und die Photographie aus.
- Das Badener "Amtsblatt" bestätigt amtlich, daß die diesjährige Weinernte von Gumpoldskirchen und Guntramsdorf durch Hagel und Reblaus vollständig vernichtet sei. Der Schaden stellt sich auf 850 000 Gulden.
- Nicht ohne Schaudern hat man kürzlich in Blättern gelesen, daß in Münster "Portemonnais aus echter Menschenhaut" zum Preis von 2 Mk. für das Stück in einem Schaufenster feilgeboten werden. Wie man nun von "Eingeweihten" hört, handelt es sich hierbei nur um eine Art "kannibalischer" Reklame, denn diese Portemonnais sind keineswegs aus Menschenhaut hergestellt, sie tragen nur jene grausige Inschrift "zum Scherz", der als solcher durch den Zusatz auf der Rückseite deklarirt wird, "dürfen nirgends feilgeboten werden". Sehr anmuthig ist dieser Scherz nicht.
- Kürzlich wurde in Fürth ein Kind getauft, wobei die beiden Urgroßmütter Taufzeugen waren. Sie zählten zusammen 159 Jahre.
- In Konstanz wurde der Mörder Albert Ebner aus Steinbach, welcher seine Schwägerin einen Tag vor ihrer Hochzeit im Interesse einer Erbschaft ums Leben brachte, mittelst der Guillotine hingerichtet. Der Delinquent hatte noch vor der Exekution tiefe Reue an den Tag gelegt und seine That eingestanden.
- Auf eine Anzeige hin wurde bei einem Besitzer in Göttchendorf (Preußisch=Holland) eine Haussuchung abgehalten und hierbei dessen Vater in einem gänzlich verkommenen Zustande, den Körper mit Ungeziefer bedeckt, vorgefunden. Er war von seinem Sohn zwei Jahre eingesperrt worden und verstarb gleich nach seiner Auffindung. Der unnatürliche Sohn wurde sofort verhaftet.
- Graf Hartenau in Graz, dessen Befinden sich nunmehr soweit gebessert hat, daß er wieder weitere Spaziergänge machen kann, geht demnächst mit seiner Gemahlin nach Rohitsch, um den dortigen Sauerbrunnen zum Kurgebrauche anzuwenden.
- In Wien starb die frühere Prima Ballerina der Berliner Hofoper, Maria Taglioni, seit 1866 Prinzessin Windischgrätz, Tochter des Balletmeisters Paul Taglioni, im Alter von 58 Jahren.
- Einen harten Schlag hat die Frauenemanzipations=Bewegung seitens der belgischen Telegraphenverwaltung erlitten. Dieselbe hat bestimmt, daß fortan keine weiblichen Arbeitskräfte mehr im telegraphischen Dienst angestellt werden sollen. "Man hat", so heißt es in der Begründung dieser Maßnahme, "höheren Ortes anerkannt, daß das weibliche
[ => Original lesen: 1891 Nr. 69 Seite 6]Personal unfähig ist, dieselben Dienste, wie die Männer zu leisten, und die Anwesenheit von Frauen in der Verwaltung eine Menge von Unzuträglichkeiten im Gefolge hat.
- In Südtyrol hört man noch immer von den Räubereien der Bären reden. Von einigen Alpen mußten die Hirten das Vieh abtreiben. Im Ultenthal wurden wieder mehrere Schafe zerrissen; auch einige Kälber fielen den Bären zum Opfer.
- Die Leistungen des großen französischen Generalstabes begannen mit einem Versehen, welches so recht die französischen Verhältnisse kennzeichnet. Der Maire von Thoringny im Departement Seine de Marne wurde benachrichtigt, sein Ort werde 1200 Reiter zu verpflegen haben. Der Maire bat wiederholt schriftlich, man möge sein armes Dorf verschonen, aber alle Einwendungen halfen nichts. Die Bewohner versahen sich daher, so gut es gehen wollte, mit allem Nöthigen. Aber an den bestimmten Tagen war kein Soldat nah oder fern zu erblicken. Es stellte sich dann heraus, nicht ihr Dorf, sondern Thoringny im Departement Yonne sei gemeint gewesen.
- Nach wiederholten einstimmigen Nachrichten hat der Eiffelthurm in Paris durch die strenge Kälte des vergangenen Winters und darauffolgende Sonnenglut im Sommer viele Risse bekommen und mußte durch zahllose Schrauben und Bolzen ausgebessert werden. Da auch das Fundament an Festigkeit eingebüßt hat, so ist die Abtragung des Eisenriesen nunmehr eine Frage der Zeit.
- Ein schrecklicher Gewittersturm wüthete am Donnerstag in der Nähe von Boulogne sur Mer. Durch denselben wurden ca. 30 Häuser abgedeckt und erheblich beschädigt.
- Unter den Geschenken, welche der Großfürst=Thronfolger von Rußland von seiner Reise mitgebracht hat, befinden sich auch ein Paar schwarze Panther. Sie sind sehr bösartig und ein armer Staatsrath mußte schlimme Erfahrungen mit dem einen machen. Er näherte sich arglos dem Käfig und erhielt sofort einen Hieb mit der Tatze, der ihm die Nase abriß. Darauf, so berichtet das Blatt Evénement in Paris, befahl der Thronfolger, daß auf seine Kosten der entstellte Staatsrath eine neue Zierde des Gesichts in Gestalt einer silbernen Nase erhalten solle.
- Nachträglich wird erst bekannt, daß der Zar den jungen König von Serbien bei dessen Besuch in St. Petersburg sehr reich beschenkt hat. Er hat ihm zwei prachtvolle Brillantknöpfe und eine mit Brillanten besetzte Uhr geschenkt, die zusammen einen Werth von 100 000 Rubeln haben sollen.
- Bei der großen Rolle, welche die russische Nationalhymne gegenwärtig in Frankreich spielt, dürfte die Entstehungsgeschichte dieses Tonstückes nicht ohne Interesse sein. Die Hymne ist noch nicht 60 Jahre alt und unter der Regierung des Kaisers Nikolaus entstanden. Als letzterer 1833 in Begleitung des Violinisten, Tonsetzers, Generals und Adjutanten Alexei Feodorowitsch Lwow eine Reise nach Preußen und Oesterreich machte, sahen sich die Militärkapellen in Berlin wie in Wien genöthigt, den Zaren mit ihren eigenen Landeshymnen zu begrüßen, weil sich herausstellte, daß das große nordische Kaiserreich noch keine solche besaß. Nikolaus war hiervon nicht gerade angenehm berührt und gab bei seiner Rückkehr Lwow den Auftrag, die Lücke auszufüllen. Dieser hatte die Hymne "Gott sei des Zaren Schutz", zu welcher Schukowsky den Text lieferte, bald fertig. Am 23. November 1833 wurde dieselbe zum ersten Mal von der kaiserlichen Sängerkapelle aufgeführt und fand einen solchen Beifall beim Zaren, daß er sie durch einen Ukas vom 4. Dezember zur Nationalhymne erhob. Lwow erhielt vom Kaiser Nikolaus als Anerkennung eine mit Diamanten besetzte goldene Tabacksdose, sowie die Erlaubniß, die Anfangsworte "Gott sei des Zaren Schutz" als Wahlspruch in seinem Familienwappen zu führen.
- In Nenszöni bei Komorn tödtete ein Reserve=Oberlieutenant seine schlafende Gattin, dann sich selbst.
- Wie aus Fiume gemeldet wird, jagt dort seit einigen Tagen ein Unwetter das andere. Gewitter machten den Anfang. Stürme folgten, und ein Hagelwetter, das Weingärten und Felder zerstörte, war das Ende. In Abbazia erschlugen die hühnereigroßen Hagelschlossen ein vierjähriges Kind.
- Vor einigen Tagen war der 25jährige reiche Gutsbesitzer Graf Ferdinand Castagnola in Parma mit seinem Schwager Grafen Brasadole mit dem Anzünden von Feuerwerkskörpern beschäftigt, als dieselben plötzlich explodirten und ein "Schwärmer" dem Grafen Castagnola in den Mund drang und seinen Tod herbeiführte. Sein Schwager kam mit leichten Verletzungen davon.
- Ein furchtbarer, mit Regen verbundener Sturm wüthete Dienstag Abend und Mittwoch über dem größten Theil der britischen Inseln und zwar am heftigsten in Schottland und Irrland. Dublin bekam die volle Gewalt des Sturmes zu fühlen. Das Gebäude der Blumenausstellung wurde zertrümmert und eine große Menge werthvoller Pflanzen zerstört. In Cheshire und Nord=Wales herrscht seit Beginn der Woche fürchterliches Wetter. Am Montag morgen begann der Regen und dauerte bis Dienstag. Der darauf sich erhebende Nordweststurm steigerte sich bis zu einem Orkan. Die Ernte ist auf Tausenden von Acres Landes völlig vernichtet und die Halme sind dem Erdboden gleichgemacht. In Sheffield demolirte der Sturm die neue Kongregationisten=Kirche. Das eiserne Dach derselben wurde buchstäblich abgehoben. Die Kirche sollte am 7. September eröffnet werden. Alle Gebäulichkeiten der Blumenausstellung in Newcastle wurden umgeweht, so daß die Ausstellung nicht abgehalten werden kann. Der Verlust berechnet sich nach Tausenden von Pfund Sterling.
- Die Cunard=Gesellschaft in London bestellte bei den Schiffs=Erbauern am Clyde einen Dampfer, welcher 600 Fuß lang sein und eine Wasserverdrängung von 12 000 Tonnen besitzen soll. Die Fahrgeschwindigkeit muß 21 bis 22 Knoten die Stunde betragen. Die Reise nach Amerika könnte mit diesem Schiffe in 5 1/2 Tagen bewerkstelligt werden. Selbst der "Great Eastern" war nur 80 Fuß länger, als der neue Cunarder sein wird.
- Die lange gewünschten Briefmarken=Automaten, die thatsächlich einem dringenden Bedürfniß abhelfe werden, sind in London soeben eingeführt worden. Dort sind kürzlich mit Genehmigung der Postbehörde probeweise einige selbstthätige Briefmarken=Austheiler an Briefkasten aufgestellt worden. Nach Einwurf eines Penny spendet der Automat eine in einem Notizbüchelchen liegende Briefmarke. Die Einrichtung gehört dem Londoner "Briefmarken=Austheil=Syndikat", dem die in dem Notizbüchelchen enthaltenden Annoncen den klingenden Lohn für den Automaten bringen.
- Modern. In einer kleinen Stadt von Neusüdwales hat sich vor Kurzem unter der "fashionablen" Welt die Sitte herausgebildet, in der Nacht zwischen 11 und 2 Uhr vor den Traualtar zu treten, um vollständig ungestört zu sein von müßige Zuschauern und Bemerkungen. Hierzu wird der "Köln. Volksztg." mitgetheilt, daß in Süd=Frankreich besonders in Marseille, vielfach seit längerer Zeit vornehme Trauungen um Mitternacht vollzogen werden. Erst nachdem man den Freuden der Geselligkeit gehuldigt hat, geht es in die Kirche.
- Die Bibel ist nunmehr in 300 Sprachen gedruckt, nachdem die Britische und Ausländische Bibel=Gesellschaft sie im vergangenen Jahre wieder in 6 neue Sprachen hat übersetzen lassen.
- Ein theueres Pferd ist vor einigen in Trakehnen zur Erde bestattet worden. Es war der englische Vollbluthengst "Marsworth", der vor 16 Jahren als 4jähriges Pferd für den Preis von 108 000 Mk. angekauft worden war und wegen Kreuzlähmung erschossen werden mußte.
- Ein reicher Newyorker Grundbesitzer, Namens Dayton, will für 4 Millionen Dollars ein Gebäude errichten, welches alles bisher Dagewesene übertreffen soll. Dasselbe soll aus Stahl gebaut werden, 26 Stockwerke hoch sein und mehr als 1000 Bureaux enthalten. Ganz oben auf dem Dach, 300 Fuß hoch, wird ein - Sommergarten eingerichtet.
- Unter Dienstboten. Stubenmädchen (zum Lakai): "Sehen Sie mal her, Johann, auf der Visitenkarte, die die Gnädige eben bekommen hat, steht, p. f. Was soll das heißen?" Lakai (Sachse): "O, das wird Sie wohl heißen: Persenlich ferhindert!!
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