No. 50
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. Juni
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 50 Seite 1]

S. M. der Kaiser gedenkt, wie jetzt aus Hamburg mitgetheilt wird, nach dem Besuch in Holland und England von Leith aus nach Bergen und von dort nach Tromsöe zu fahren, um in der Nähe der Insel Skierröe gegen Ende Juli dem Walfischfang beizuwohnen.
Die "Mecklenburger Nachrichten" schreiben: Der Großherzog von Mecklenburg=Schwerin erkrankte am 30. Mai an einer Halsentzündung. Ein während der Heimreise auf dem Schiffe eingetretener Rückfall machte einen Zwischenaufenthalt in Ryde auf der Insel Wight nöthig, der sich voraussichtlich auf zwei bis drei Wochen wird erstrecken müssen.
Wie aus Berlin gemeldet wird, soll sich Prinz Friedrich August von Sachsen (geb. 1865), der älteste Sohn des Prinzen Georg, der zukünftige Thronfolger, mit der Prinzessin Luise von Toskana (geb. 1870), der Tochter des früheren Großherzogs von Toskana, Ferdinand IV., verlobt haben. Von anderer Seite liegt eine Bestätigung dieser Nachricht noch nicht vor.
Die Nachricht, daß der deutsche Botschafter v. Schweinitz seinen Posten in St. Petersburg verlassen wolle, wird jetzt widerrufen. Die "Post" meint, Graf Wedel jedenfalls komme nicht in Frage, der sei für einen anderen Posten bestimmt; wenn General v. Schweinitz überhaupt ersetzt werden müßte, dann werde sein Ersatzmann Graf Waldersee sein.
Der am Mittwoch unter dem Vorsitz des Kaisers abgehaltene Kronrath beschloß u. a. die Genehmigung zu einer Lotterie im Betrage von 8 Millionen Mark für Zwecke der Bekämpfung der Sklaverei. Für Gewinne sollen 6 Millionen Mark, der Rest von 2 Millionen für den angegebenen Zweck verwendet werden, darunter 400 000 Mark für den Wißmannschen Dampfer, dessen Kosten damit vollständig gedeckt wären. Der Plan geht von einem rheinischen Verein zur Bekämpfung der Sklaverei aus und soll sich des besonderen Beifalls des Kaisers erfreuen.
Der Kolonialrath hat in seiner Sitzung am Montag Fragen der Baumwollenkultur in dem Schutzgebiet und des kolonialen Gesellschaftsrecht beraten. Man trat in die Spezialdiskussion der letzteren Frage ein, die aber nicht abgeschlossen, sondern vertagt wurde.
Auf dem in Wien tagenden Weltpost=Kongreß ist nunmehr Washington als nächstjähriger Kongreßort gewählt worden. Der materielle Beratungsstoff des Kongresses ist nun erschöpft; es erübrigen nur noch redaktionelle Arbeiten und die Abfassung des Schlußprotokolls, nach dessen voraussichtlich in den ersten Julitagen erfolgender Unterzeichnung der Wiener Kongreß formell geschlossen werden wird.
Ein Tagesbefehl des Czaren an die Armee kündigt die Einführung eines neuen Gewehrs mit kleinem Kaliber an. Die Kugel (mit Nickelumhüllung) durchdringt auf 400 Schritt 27 Zoll dicke Bohlen, ohne platt gedrückt zu werden. Die Waffe wiegt zehn Pfund. - Die Militärverwaltung gab eine Ordre heraus, nach welcher fortan nur noch griechisch=katholischen Soldaten der russischen Armee besondere Vergünstigungen (hinsichtlich der Verkürzung der Dienstzeit etc.) gewährt werden sollen.
Aus Petersburg wird berichtet, daß die Erklärungen des Reichskanzlers v. Caprivi in Bezug auf die Getreidezölle in den russischen Regierungskreisen lebhaft befriedigt hätten, indem dadurch die von Berlin ausgegangene Anregung zu einem handelspolitischen Einvernehmen zwischen Deutschland und Rußland, ohne daß die russische Regierung in die immerhin unangenehme Lage versetzt worden wäre, ihrerseits einen ablehnenden Bescheid zu ertheilen.
Aus is, gar is, mit der Kokettiererei nach Paris und Moskau hin. Die Polizeidirektion in Prag hat das Spielen der fremden Volkshymnen durch Musikkorps auf dem Ausstellungsplatz, vor allem das der Marseillaise und der russischen Volkshymne verboten. Grund: weil nach derartigen Vorträgen stets Demonstrationen der edlen Tschechen folgten.
Der Großfürst Michael Michailowitsch wurde unter Kuratel gestellt und die Verwaltung seines Vermögens seinem Vater und seinem Bruder Georg übertragen.
Aus Chicago kommt die sensationelle Meldung, daß der russische Kourier mit Briefen des Zarewitsch an den Zaren auf der Strecke von San Francisco nach Newyork verschwunden sei; angeblich soll derselbe durch Nihilisten aufgehoben worden sein. Vielleicht schläft der Brave aber auch irgendwo ein Räuschchen aus.
Die Pforte hat in Yemen ernste Arbeit. Es sind neuerdings 2000 Mann mit 6 Kanonen dorthin abgesandt worden. Der Insurgentenführer Scheikh Seiffedin ist ein Abkömmling des Koreischite und erhebt Ansprüche auf das Chalifat.


- Schönberg. Der cand. theol. Steinführer, seit Jahren Lehrer an der hiesigen Realschule, ist zu Michaelis d. J. als Pastor nach Dietzen (Amt Mirow) berufen.
- Schönberg. In Carlow ist am Sonnabend ein Knabe, der auf dem Felde Schafe hütete, beim baden ertrunken. Das Wasserloch, in welchem er Baden wollte, war am Ufer flach, wurde aber kaum zwei Schutte weiter plötzlich tiefer, so daß der Knabe sich nicht helfen konnte und ertrinken mußte.
- Schönberg. Am Sonntag hatten die Knechte zu Schlagsdorf ein Ringreiten veranstaltet, an dem auch die auf einem benachbarten Gute arbeitenden Preußen theilnahmen. Nachts beim Nachhausegehen erzürnten sich diese, bei welcher Gelegenheit einer der Preußen erschlagen wurde.
- Schönberg. Der gestrige Johannistag erinnert uns an einen hier im Fürstenthum noch vielfach bestehenden Aberglauben. - Es ist die Furcht vor dem sogenannten "fliegenden Krebs." Dieses Ungethüm soll in der Johannisnacht (vom 23. auf den 24. Juni) sein Unwesen treiben, die Luft mit seinem Pesthauch erfüllen und deshalb besonders die in genannter Nacht im Freien gebliebenen, zum Trocknen oder Bleichen aufgehängten Kleidungsstücke, besonders Wäsche, derart inficiren, daß die demnächstigen Träger solcher Sachen von bösartigen

[ => Original lesen: 1891 Nr. 50 Seite 2]

Hautkrankheiten, namentlich Krebsgeschwüren befallen werden. Sorgsame Hausfrauen achten deshalb auch mit peinlichster Gewissenhaftigkeit darauf, daß am Johannis=Abend noch vor Sonnenuntergang alle auf der Bleiche, auf Zäunen oder an der Leine befindliche Leibwäsche, sowie auch andere, sonst wohl im Freien stehende Hausgeräthe, als Eimer, Körbe, Bütten und Balgen rechtzeitig unter Dach und Fach kommen. Auf öftere Nachfrage haben wir dann auch von verschiedenen Personen die feste Zusicherung erhalten, ein so gefährliches Thier gesehen zu haben. Noch dieser Tage erzählte uns ein sonst zuverlässiger glaubwürdiger Landmann, wie er vor wenigen Jahren in der Johannisnacht bei Gelegenheit einer Hülfsleistung für eine auf der Weide erkrankte Kuh einen fliegenden Krebs deutlich beobachtet habe. Es sei derselbe in schwerfälligem Fluge wiederholt an ihm vorbeigestreift und dann in die Erde geschlüpft und verschwunden. Er habe Größe und Gestalt eines handlangen Krebses von gelbbrauner Farbe mit glänzenden Froschaugen, dickgeschwollenem Hinterleib und langen spitzen Flügeln gehabt und einen förmlichen, stinkenden Dunstkreis auf seinem Fluge hinterlassen. Der Erzähler bemerkte dabei, daß er sehr häufig des Nachts auf freiem Felde gewesen sei, aber niemals eine ähnliche Erscheinung wie in der bezeichneten Johannisnacht beobachtet habe und versicherte ferner, von seinen Eltern gehört zu haben, daß deren Nachbarin, welche in der Johannisnacht auf der Bleiche befindlich gewesene Hemden später getragen, von Krebsschaden befallen und daran gestorben sei. Er setzte dann im Verlauf der Unterhaltung noch hinzu, daß er z. B. nicht so abergläubisch sei an die Hexenfeier in der Walpurgisnacht (vom 30. April auf 1. Mai) zu glauben, die Geschichte aber mit dem fliegenden Krebs in der Johannisnacht habe seine Richtigkeit und lasse er sie sich nicht ausreden. - Und der Mann hat nicht unrecht; es giebt einen fliegenden Krebs, nur daß derselbe nicht allein in der Johannisnacht, sondern auch in anderen Sommernächten unbehülflich umherschwirrt, während er sich am Tage unter der Erde verborgen hält. Auch die beschriebene (Hand=) Größe des Krebses müssen wir bis weit unter die Hälfte reduciren, seinen vermeintlichen Dunstkreis mit verpestendem Gifthauch in das Reich der Fabel verweisen und solche ihm angedichtete Attribute auf die abergläubische Furcht zurückführen. Veranlassung zur Sage vom fliegenden Krebs hat die gemeine Maulwurfsgrille - Gryllofalpa vulgaris - gegeben, ein Insect, welches in höchst unliebsamer Weise unsere Gärten und Felder durch langgezogene Furchen kurz unter der Erdoberfläche maulwurfsartig unterwühlt, die Wurzeln der Gewächse abnagt und dadurch die Pflanzen zum Absterben bringt. Das Thier, auch Erdgrille, Erdkrebs oder Reutwurm genannt, ist nur 5 Centimeter lang, mit kegelförmigem Kopf, glänzenden Augen, plumpen Vorderfüssen, dickem Hinterleib und weißen Flügen in Gestalt grätenartiger Spitzen. Der ganze Körper ist mit rostbraunem weichem Filz bedeckt. Es ist ungemein gefräßig, läuft sehr schnell und lebt fast ausschließlich in selbst gegrabenen Gängen unter der Erdoberfläche. Das Männchen zirpt und fliegt in der Nacht schwerfällig umher. - Die Furcht vor dem fliegenden Krebs aber wird sich immer mehr verlieren, ähnlich wie die in unserer Kindheit hier in Schönberg fast allgemein herrschende Sitte, am Maitag=Abend die Hausthüren mit einem gemalten Kreuz zu versehen, damit die in dieser Nacht auf dem Blocksberg reitenden Hexen den Bewohnern nicht gefährlich werden können. H.
- Der Deutsche Jagdschutzverein bewilligt Jedem, der einen Wilddieb, einen Käufer bezw. Wiederverkäufer gestohlenen oder während der Schonzeit erlegten Wildes zur Anzeige bringt, so daß dieselben gerichtlich bestraft werden können, eine Belohnung bis zur Höhe von 100 Mark.
- Der letzte Mittwoch war ein für die Stadt Berlin bemerkenswerther Gedenktag. Vor 50 Jahren, am 24. Juni 1841, wurde in Borsigs Fabrik die erste Lokomotive fertig gestellt. Sie führte den Namen ihres Erbauers, August Borsig, der am Tage vorher sein 37. Lebensjahr vollendet hatte. Im Frühling des Jahres 1854 wurde die 500. Lokomotive vollendet. Wenige Monate später, am 6. Juli starb der Berliner Lokomotivenkönig.
- Ein großer Skatkongreß soll im Juli d. J., in der "Neuen Welt" zu Berlin abgehalten werden. Die Anregung dazu ist von Altenburg ausgegangen.
- Vom Hitzschlag getroffen wurde am Dienstag Mittag in Berlin eine Schuhmacherfrau Schulz, als sie im Begriff war, mit ihrem 10jährigen Sohn zusammen einen Korb Wäsche nach dem Boden zu tragen. Auf der oberen Treppe angelangt, rief sie plötzlich ihrem Sohne zu: "Lebe wohl, mein Kind, bleib brav", fiel um und war todt.
- Ein größerer Bau=Arbeiterstreik ist für dieses Jahr im deutschen Reiche, selbst für Berlin nicht, nicht mehr nach Ansicht Sachverständiger zu erwarten. Es fehlen die Mittel, und die Arbeiter haben auch keine Neigung immer wieder und wieder ihr Geld in einen unausfüllbaren Abgrund zu werfen.
- Eine Kartoffelrevolte in Nowawes bei Berlin, von der am Donnerstag Berliner Zeitungen berichteten, ist noch schlimmer gewesen, als anfänglich mitgetheilt war. Wohl 300 bis 400 Frauen waren dabei betheiligt, welche ihre Angriffe auf die Kartoffelhändler und Bauern eröffneten. Nicht nur ein, sondern ihrer drei wurden thätlich mißhandelt. Die Säcke wurden von den Wagen herabgerissen und aufgerissen, so daß sich die Kartoffeln am Erdboden zerstreuten. Ein Landmann, der erst 65 Pfg. für 5 Liter forderte, ermäßigte der Wuth der Frauen gegenüber seine Forderung schleunigst auf 30 Pfennige.
- Am vorigen Sonnabend ist das erste Garde=Ulanen=Regiment zu Potsdam versuchsweise in Kriegsbereitschaft gesetzt worden, um innerhalb drei Tagen mit dem ganzen Wagenpark und allen zur Kriegsbereitschaft Nöthigem auszumarschieren. Die Komplettirungsmannschaften wurden aus den drei Potsdamer Kavallerieregimentern genommen, ebenso lieferten diese die 160 nöthigen Pferde.
- Zwischen Frankfurt und Mainz ist eine offenstehende Thür des Paris=Frankfurter Schnellzugs von einem in entgegengesetzter Richtung fahrenden Zug abgerissen worden. Der in der offenen Thür stehende, mit der Billetrevision beschäftigte Kondukteur ist vom Trittbrett geworfen und erheblich beschädigt worden.
- Einen schauerlichen Selbstmord hat in Frankfurt a. M. die seit Oktober stellenlose Dienstmagd Katharine Wolf, die im 44. Lebensjahre stand, in der Nacht vom Sonntag auf Montag begangen. Sie stieg über das Gitter des Zoologischen Gartens, entkleidete sich vor dem Bärenzwinger und ließ sich sodann mit Hülfe eines mitgebrachten Seiles von oben in das Innere des Zwingers hinab. Der in dem Käfig untergebrachte Eisbär erwachte und stürzte sich im nächsten Augenblick gierig auf sein Opfer, das er beim Kopf erfaßte und aufrichtete. Die gräßlichen Verletzungen, welche das wilde Thier dabei dem Mädchen zufügte, preßten diesem gellende Schmerzensrufe ab. Infolgedessen eilten alsbald die diensthabenden Wächter herbei, welche zunächst versuchten den Eisbären durch Stangen von seinem Opfer zu vertreiben. Währenddes stieß das Mädchen noch immer gellende Hilferufe aus und bat die Wächter, auf den Bären zu schießen. Hierzu vermochten sich die Wächter indes nicht zu entschließen, da sie hofften, das Mädchen noch lebend aus dem Zwinger herausholen zu können. Inzwischen begann der Eisbär aber schon seine grausige Mahlzeit, er riß seinem unglücklichen Opfer das Fleisch vom Gesicht, der Brust und dem Unterleib und verschlang gierig die Eingeweide, als es endlich gelang, die Bestie von dem entsetzlich verstümmelten Körper des Mädchens zu vertreiben. Die Leiche der Selbstmörderin wurde alsbald aus dem Bärenzwinger herausgezogen. Schon früher hat das Mädchen einem Wärter des Zoologischen Gartens gegenüber die Aeußerung gethan, sie werde sich aus Verzweiflung in den Löwenzwinger stürzen und vom Löwen auffressen lassen; damals hielt man die Aeußerung der Unglücklichen für einen Scherz.
- In Darmstadt hat der Hofprediger a. D. Stöcker vor einer zahlreichen Zuhörerschaft über die seitens der Sozialdemokratie und des Judenthums der heutigen Gesellschaftsordnung drohende Gefahren gesprochen. Am Schluß wurde ihm ein Lorbeerkranz überreicht.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 50 Seite 3]

Anzeigen.

Auf den Antrag des Hauswirths H. Siebenmark in Falkenhagen werden hiermit Alle und Jede, welche an den angeblich verloren gegangenen Hypothekenschein über die ad Fol. VIII der zweiten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die früher der Frau Wigger, Marie geb. Bohnhoff, jetzt ihm gehörenden, zu Schönberg belegenen Grundstücke, als: das an der Siemzer Straße sub Nr. 89 belegene Wohnhaus c. p. und das im Schlauencamp am Retelsdorfer Wege belegene Ackerstück von 213 []R. Größe für den Hauswirth Johann Wigger in Gr. Bünsdorf und dem Hauswirth Joachim Bohnhoff in Kl. Bünsdorf in Höhe von 6900 M. unter dem am 20. Mai 1882 eingetragene Cautionsforderung annoch Ansprüche und Forderungen haben möchten, hierdurch aufgefordert, solche spätestens in dem auf

Sonnabend, den 18. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

anberaumten Termin vor unterzeichnetem Amtsgerichte, unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden, anzumelden unter dem Rechtsnachtheil, daß die Kraftloserklärung des vorstehend bezeichneten Hypothekenscheins erfolgen wird.
Schönberg, den 2. Mai 1891.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Holz=Auction Nr. 30.

Am Donnerstag, den 9. Juli, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Scharenberg in Demern nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

Von der Gr. Rüntzer Feldmark und aus der Brandkuhle

  70 Stück Loh=Eichen mit 107,11 Festmet.
  18 Rmet. Loh=Eichen Kluft II. u. Olm.
120 Rmet. Loh=Eichen Knüppel I. u. II. Cl.
Nähere Auskunft über den Standort der Hölzer ertheilt auf Anfrage Herr Förster von Linstow=Carlow.
Schönberg, den 29. Juni 1891.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Warnung! Wir erinnern daran, daß das Krautschneiden auf unserer Feldmark, sowie die Entwendung von Holz und Streu aus unseren Holzkoppeln verboten ist.
Diejenigen Personen, die wegen dieser Uebertretung von dem Husaren Doll betroffen werden, werden nach den Gesetzen bestraft.

                                                    Die Dorfschaften:
                                                    Selmsdorf, Sülsdorf,
                                                    Teschow und Zarnewenz.


Agentur der
Mecklenburg. Bank in Schwerin
für Schönberg und Umgegend.

Spar= und Capital Einlagen werden z. Zt. verzinst:

1. gegen Sparbücher der Bank mit dreieinhalb pro cent;
2. gegen Schuldverschreibungen der Bank je nach der Kündigungsfrist mit dreieinhalb, drei und zwei pro cent;
3. im Baar=Conto=Corrent mit zwei pro cent.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Bankcommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.

Schönberg.                                                     Wilh. Schrep,
                                                                       Stadtsecretair.


Auf diesem Wege gestatte ich mir Allen, welche mir Baumaterial herangefahren haben, meinen besten Dank auszusprechen. - Gleichzeitig erlaube ich mir zu bemerken, daß die Mauersteine angefahren sind.
Rabensdorf, d. 25. Juni 1891.

                                                    F. Rieckhoff, Domänenpächter.


Beste, von mir selbst gemachte gußstählerne
Schmiedesensen
unter Garantie habe zu verkaufen                                                    
Lockwisch.                                                     J. Teege, Schmiedemstr.


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                                                    Lehrer Steinführer.


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[ => Original lesen: 1891 Nr. 50 Seite 4]

          Zu dem am Montag, den 6. und Dienstag, den 7. Juli stattfindenden

Königschuß

laden wir die geehrten Bewohner von Stadt und Land so höflich als ergebenst ein.
          Schönberg, den 26. Juni 1891.

Kapitain und Schaffner der Schützenzunft.
C. Schulze.           F. Baer.           J. Greiff.
------------------------
FEST-PROGRAMM.

Zur Vorfeier am Sonntag Nachmittag die üblichen Ständchen. - Abends: Harmonie=Musik im Schützenhause. - Um 10 Uhr Abends: Zapfenstreich.
Montag, den 6. Juli: Morgens 5 Uhr: Reveille durch die Stadt. - Um 1/2 7 Uhr: Antreten der Schützen vor "Spehrs Hotel". - Ausmarsch. - Nach Ankunft im Schützenhause: Beginn des Schießens nach der Königsscheibe und den beiden Gewinnscheiben. -Frühstück bei Tafelmusik. - Von 4 Uhr Nachmittags bis zum Einmarsch: Harmonie=Musik im Schützenhause, Entrée für Nichtmitglieder 30 Pfg.
Dienstag, den 7. Juli: Ausmarsch, Schießen, Harmonie=Musik wie am Montag Nachmittags 4 Uhr:

Ziehung der Tombola.

Abends: Grosser Ball im Schützenhause gegen Entrée für Herren Mk. 1,50 und für Damen 50 Pfg.
Mittwoch, den 8. Juli: Abends 1/2 8 Uhr: Festball im Schützenhause, nur für Ehren= und Zunftmitglieder, welche als Legitimation die betreffende Medaille mit Schleife zu tragen haben.


Trockene, fertige Maler=Farben sowie Leinöl, Firniß, Carbolineum, Lacke, Polirtinctur und Broncen empfiehlt

                                                    H. Brüchmann.


Heute Abend 8 Uhr werden die Plätze für Buden p. p. auf dem Baubrink angewiesen.
Schönberg, den 30. Juni 1891.

                                                    Der Vorstand der Schützenzunft.


Zur bevorstehenden Heu= und Kornerndte bringe wieder meine so bewährten

Gußstahlsensen
in empfehlende Erinnerung.                                                    
Garantie für alles Mögliche.
Schönberg i/M.                                                     J. Oldenburg,
                                                                                Schmiedemeister.


Sonnenblumenmehl

augenblicklich bestes und billigstes Viehfutter, für Schweine besonders schön, enthält 36% Protein und 12% Fett, empfiehlt die Mehlhandlung von

                                                    H. Wolgast.


Von jetzt an                                                    
Sellerie, Porre, Steckrüben
das Schock 10 Pf. grünen Kohl das Schock 5 Pfg., und
Blumenpflanzen
sind noch in den schönsten Sorten vorräthig.                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Diesjährigen hiesigen
Honig
à Pfund 75 Pfg.,
empfiehlt                                                    H. Brüchmann.


Das Missionsfest
im Fürstenthum Ratzeburg

wird am Mittwoch, den 1. Juli in der Kirche zu Selmsdorf gefeiert werden. Gottesdienst 10 Uhr. Festpredigt: Herr Pastor Petersen=Dreibergen. Bericht: Herr Pastor Eulenberg=Schlagsdorf. Mittagessen im Gasthof Michaelsen 1 Uhr. Nachmittagsfeier 3 Uhr.

                                                    Der Vorstand.


Heute Morgen 8 Uhr wurden wir durch die Geburt einer gesunden Tochter erfreut.
Gr. Voigtshagen, den 28. Juni 1891.

                                                    Ed. Bade und Frau,
                                                    geb. König.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 50 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 50 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 30. Juni 1891.


- Dieser Tage hat man in den Weinbergen an der Mosel die ersten blühenden Trauben gefunden. In der Regel beginnt die Blüte in den Moselweinbergen schon Ende Mai.
- Von einem Wildschwein angegriffen wurde am Mittwoch in einem Steinbruch bei Vöglinshoffen (Kreiss Kolmar) ein Arbeiter. Er vertheidigte sich mit einer Schaufel, die er eben in der Hand hielt; es wurde ihm aber von der Bestie eine derartige Wunde beigebracht, daß er nach einigen Minuten an Verblutung starb. Den auf sein Hilferufen herbeieilenden Arbeitern gelang es, mittels ihres Handwerkszeuges dem schon angeschossenen Thiere den Garaus zu machen.
- Der größte Treffer der Wormser Dombau=Lotterie mit 75 000 Mk. fiel einer armen Wittwe zu Waldschiff bei Saarbrücken zu. Den zweiten Treffer gewannen gemeinschaftlich 4 Arbeiter und eine Arbeiterin in Nürnberg.
- Bei der letzten Referendar=Prüfung in Breslau trat der wohl noch nicht dagewesene Fall ein, daß sämmtliche sechs Rechtskandidaten das Prädikat gut erhielten.
- Das Rittergut Ober= und Nieder=Ludwigsdorf in Schlesien wurde, nach der "Kreuz=Zeitung", für 590 000 Mark für den deutschen Kronprinzen angekauft.
- In Uschütz ließ sich, wie oberschlesische Blätter berichten, ein junger Mann, der sich beim Heben "Schaden gethan" hatte, von "klugen" Frauen in eine Krauttonne stecken, mit heißem Wasser, von "neunerlei Kräutern" begießen, zum Ueberfluß gab man ihm noch drei heiße Steine mit ins Faß und schloß dieses mit wollenen Decken. Der Kranke verließ indessen das Faß nicht mehr lebend. Die gerichtliche Untersuchung gegen die heilkundigen Frauen ist eingeleitet.
- Bei einer Gefechtsübung in der Umgegend von Ulm hat eine Batterie auf eine sie attackierende Dragoner=Eskadron aus zu naher Entfernung mit Manöverkartuschen Feuer gegeben, wodurch fünf Mann leicht verletzt worden sind.
- Prinz Wilhelm von Württemberg hat am Montag das 25jährige Jubiläum seines Eintritts in die Armee begangen. Aus diesem Anlaß hat der König befohlen, daß das Dragoner=Regiment Nr. 26 fortan den Namen des Prinzen Wilhelm führen soll.
- In dem Befinden des Grafen Hartenau, des früheren Fürsten von Bulgarien, ist, wie aus Graz gemeldet wird, eine Verschlimmerung eingetreten.
- Aus Basel wird gemeldet, daß die Bergungsarbeiten der Leichen und Trümmer aus der Birs noch immer äußerst langsam von Statten gehen. Am Freitag erschien ein Abgesandter des deutschen Kaisers, um der Schweiz die Theilnahme des deutschen Hofes kund zu thun und gleichzeitig einen erschöpfenden amtlichen Bericht über das Ereigniß einzufordern. Fachmänner stellten fest, daß in den Hauptträgern der Brücke verschiedene alte Brüche vorhanden waren; es wurde an einem Eisenbalken ein Längenriß von über 60 Centimeter festgestellt, der schon vor Einsturz der Brücke vorhanden war. - Gegen Zahlung von Entree wurde übrigens dem Publikum gestattet, die Unglücksstätte zu besichtigen. Die Folge davon ist natürlich gewesen, daß man noch immer nicht mit den Aufräumungsarbeiten fertig ist. Selbst die Leichen der Verunglückten konnten gegen Zahlung dieses Entrees besichtigt werden. - Die Liste der Vermißten ist bis auf 3 Namen erledigt. Alle übrigen Personen haben sich als lebend angefunden. Die Zahl der Toden beträgt also 68.
- Zur Eisenbahnkatastrophe von Mönchenstein bringt die "Rhein. Westf. Ztg." ein Privatschreiben aus Basel zum Abdruck, in dem es heißt: Das Mönchensteiner Unglück ist viel größer, als man in Deutschland und in der übrigen Welt ahnt; es sind über 200 Tote, aber es wird alles gethan, die Sache zu vertuschen. Es ist z. B. auch ein Wagen voll fremder Touristen und etwa 50 italienische Arbeiter dabei, diese werden aber - "da sie doch schon tot sind", einfach tot geschwiegen. Die Bergung der Leichen ging entsetzlich langsam vor sich, da die ersten 3 bis 4 Tage ohne Ordnung und mit unzulänglichen Hilfsmitteln gearbeitet wurde. - Die Leiche des Dr. Jenny wurde am Donnerstag im Albanteiche, eine halbe Stunde vom Unglücksort bei Mönchenstein entfernt, aufgefunden.
- Der Erbauer der Mönchensteiner Brücke, der Ingenieur Eiffel, derselbe, der den Pariser Weltausstellungsthurm erbaut hat, ist durch den Einsturz der Brücke um sein Renommé besorgt. Gleich nach der Katastrophe hatte er deshalb öffentlich erklärt, daß er die Brücke nach Plänen konstruiert habe, die ihm von der Direction der Jura=Simplon=Bahn zugestellt worden seien, weshalb ihn keine Verantwortlichkeit treffe. Der "Berner Bund" hat aber bei der genannten Eisenbahndirection Erkundigungen eingezogen und erfahren, daß Eiffel für die Brücke eigene Pläne angefertigt habe, sie sei also in vollem Umfang als eine Eiffelsche Brücke anzusehen. Dann adieu, Eiffelthurm!
- Im ganzen Norden Europas herrscht eine ungewöhnliche Hitze. In Christiania waren es am Donnerstag 31 Grad R.
- Am 16. April 1892 läuft der Vertrag ab, welchen 1872 der inzwischen verstorbene Beherrscher Monacos Karl III. auf 20 Jahre mit dem Pächter Herrn Blanc und dem von ihm gebildeten Konsortium zur Errichtung einer Spielbank abgeschlossen hatte. Als Gegenleistung für die Konzession übernahm es die Gesellschaft, die jährliche Zivilliste des Fürsten mit 3 Millionen Franks auszustatten und die Polizei des Fürstenthums zu besolden. Die mit Blut geschriebene bald 20jährige Geschichte Montecarlos ist bekannt. Sie drang auch zu dem Thron Alberts I., der seinem Vater Karl III. in der "Regierung" folgte, und Fürst Albert sann darüber nach, wie er sein Versprechen, die Spielbank zu unterdrücken, erfüllen könnte. Doch wenn ihm schließlich auch nichts Anderes übrig blieb, als den von seinem Vater eingegangenen Vertrag zu respektiren, so sind doch alle selbst mit goldenem Schimmer begleitet gewesenen Ueberredungskünste bisher wenigstens ohne Erfolg geblieben, und der Fürst zeigte keine Neigung, das Privileg zu erneuern. Bei dieser zweifelhaften Zukunft hat die Bank es für geraten erachtet, sich bereits nach einem neuen Plätzchen umzusehen. Ihr goldener Schlüssel hat ihr auch schon ein Thor geöffnet und zwar ist es zur Abwechselung diesmal eine Republik, allerdings nur von dem Umfang des Fürstenthums Monaco, welche der Bank Gastfreundschaft gewähren wird, wenn nicht Fürst Albert noch in letzter Stunde sein Veto zurückzieht. Es ist der an der spanisch=französischen Grenze belegene Staat Andorra. Bereits hat sich in Paris der "Cercle des étrangers d' Andorra". gebildet, der 40 Tausend Aktien à 500 Franken ausgegeben.
- Die Mörder des Finanzministers Beltschew sollen, wie man aus Sofia hat, entdeckt sein. Die Behörden sollen positive Daten über das Komplott haben; in etwa 4 Wochen wird der Prozeß beginnen. Außer den beiden bereits verhafteten Advokaten Kazabow und Vultschew sind jetzt noch ein Doktor Thatschew und ein Oberst a. D. Kiselow verhafte worden.
- Die Königin von England hat am Sockel der jüngst in der St. Georgs=Kapelle im Schloß zu Windsor aufgestellten Marmorstatue des Kaisers Friedrich zwei Schilde mit dem deutschen und dem preußischen Wappen anbringen lassen.
- Am Sonnabend fuhren 17 Schiffe von Newyork nach europäischen Häfen ab, welche die größte Post, die bisher jemals befördert worden

[ => Original lesen: 1891 Nr. 50 Seite 6]

ist, mit sich führten. Die Schiffe bringen u. a. 750 000 Briefe nach Europa.
- Die Roggenpreise betrugen im Gebiet des
alten Königreichs Preußen:

1851-70                               160 M.
1871-80                               172 M.
1881-85                               160 M.
1886-89                               137 M.
1890 nach Schätzung            169 M.

In den letzten Jahren vor dem Zoll betrug der Preis:

1875       166 M.
1876       174 M.
1877       177 M.
1878       143 M.
1879       144 M.

also in den Jahren 1876 und 77 sind die Preise höher gewesen als im Jahre 1890, in den beiden erstgenannten Jahren aber hatten wir keinen Zoll, im Jahre 1890 dagegen 50 Mark pro Tonne.
- Eine wahre Umwälzung auf dem Gebiete des Telephonwesens dürfte, wie aus Stockholm mitgetheilt wird, eine Maßregel hervorrufen, die von der dortigen "Allgemeinen Telephongesellschaft" beschlossen worden ist. Diese will nämlich für den unerhört billigen Preis von 10 Kronen (etwa 11 M. 25 Pfg.) per Jahr in der Behausung eines Jeden, der dies wünscht, einen Telephonapparat anbringen. Für diese Zehn=Kronen=Apparate muß für jedes Gespräch eine Gebühr von 20 Oere (etwa 9 Pfg.) entrichtet werden, zu welchem Zwecke der Apparat mit einer Zählvorrichtung versehen wird. Für den Angesprochenen kostet das Gespräch nichts. Zur Durchführung dieser Einrichtung wird Stockholm in 14 Distrikte eingetheilt werden, ein jeder mit seiner Zentralstation. Durch eine kleinere Anzahl von Drähten werden diese Stationen unter einander mit der Hauptstation des alten Netzes verbunden. Wie nicht unbekannt sein dürfte ist Schweden das Land in Europa, wo das Telephon bis jetzt im Verhältniß zur Einwohnerzahl die größte Verbreitung gefunden hat, und besonders in Stockholm dürfte nunmehr die Zahl der Telephontheilnehmer eine weitere ungeahnte Vergrößerung erfahren, denn jede Familie, ja jede einzelne Person ist in der Lage, sich für diesen billigen Preis ans Telephonnetz anschließen zu lassen.
- Ein Dämpfer. In einer Gesellschaft weiß ein junger Mann nicht genug von seiner Menschenkenntniß zu berichten. "Ich sehe beispielsweise auf den ersten Blick, was andere von mir denken". Allgemeines Staunen, bis eine Dame das Schweigen bricht mit den Worten: "Das muß für Sie aber sehr unangenehm sein!"
- Die Entstehung des Hagels. Zu den rätselhaftesten Witterungserscheinungen gehört der Hagel. Man nimmt vielfach an, daß die Hagelkörner aus unterkühltem Wasser entstehen, d. h. aus Wasser, welches unter Null Grad abgekühlt ist, ohne zu Eis zu gefrieren. Eine solche Abkühlung ist möglich, wenn dabei jede Erschütterung vermieden wird. Sobald aber solches Wasser nur etwas erschüttert wird, gefriert es augenblicklich. Wenn man z. B. im Winter bei strenger Kälte einen Tropfen Wasser auf den Rockärmel bringt, so kann man denselben mehrere Grad unter Null abkühlen, ohne daß er gefriert. Berührt man ihn aber dann mit einer Nadelspitze, so erstarrt er sofort zu Eis. Man dachte sich nun die Entstehung der Hagelkörner so, daß ein kleiner fester Körper, z. B. ein Staubkorn, ein kleiner Eiskrystall oder ein Graupelkörnchen durch eine Wolke mit unterkühltem Wasser fällt. Dabei bedeckt es sich im Nu mit einer Eisschicht, welche um so dicker wird, je länger die Berührung dauert. Eine neuere Ansicht geht dahin, daß bei der Hagelbildung kreisförmig sich drehende Luftströme, sogenannte Luftwalzen, eine Rolle spielen. Ist nun in einer solchen Luftwalze im unteren Theil die Temperatur über Null, im oberen Theil unter Null, so bedecken sich die mitgerissenen Körperchen unten mit einer Wasserschicht, welche sich dann oben in Eis verwandelt. Die Eisschicht wird um so dicker und das Hagelkorn um so größer, je länger die Umdrehung dauert. Es steht jedoch fest, daß bei der Bildung des Hagels auch die Elektrizität eine Rolle spielt. So entsteht z. B. über ausgedehnten Waldstrecken selten oder nie Hagel, weil die unzähligen Blätter, Zweige und Nadeln gewissermaßen als ebensoviel kleine Blitzableiter wirken. Ebenso ist beobachtet worden, daß ein Hagelzug sich theilte oder entschwand, sobald er an eine Waldstrecke kam. Es werden noch langjährige, sorgfältige Beobachtungen gemacht werden müssen, bevor die Wissenschaft volle Klarheit über die Entstehung des Hagels haben wird.


Die Verwendung der Erdbeeren im Haushalte.

1) Erdbeerwein. Die Früchte werden von den Stielen befreit und zerquetscht (gestampft) und bleiben so 24 Stunden lang stehen, worauf man sie abpreßt. Der Saft kommt, nachdem er genau gemessen und notirt worden, ins bereitstehende, sorgfältig gereinigte Faß. Hierauf begießt man die Trester nochmals mit kaltem Wasser, rührt gut durch, läßt stehen bis zum folgenden Tage und preßt nochmals ab. Der erzielte Saft wird abermals gemessen und kommt zu der ersten Pressung. Nun wird Zucker und Wasser zugesetzt und die Gärung kann vor sich gehen. Wasser= und Zuckerzusatz werden in folgender Weise regulirt: Man nimmt auf 1 Liter obigen Saftes, 3/4 Liter Wasser, 350 bis 400 gr Hutzucker. Das Faß darf nicht voll sein. Die Gärung geschieht an warmem Orte (12-16° R). Anwendung einer Gärröhre ist nöthig. Ist der Wein im Herbst ruhig geworden, dann wird das Faß fest verspundet und in den kühlen Keller geschafft.
2) Das Konserviren des Erdbeersaftes. Die entstielten Früchte werden mit reichlich Puderzucker bestreut und dann mit etwas Mosel= oder Rheinwein (auf 1 kg Früchte ein Weinglas voll) angefeuchtet. Das Bestreuen mit Zucker kann noch einigemal wiederholt werden. Am nächsten Tage schwimmen die Früchte in einem Sirupartigen Safte, und sind zusammengeschrumpft und völlig werth= und geschmacklos. Man gießt den Saft ab, thut ihn in eine Flasche von weißem Glase und stellt ihn gut verkorkt an einen kühlen Ort. Nach einigen Monaten klärt er sich von oben anfangend. Das Klare kann dann zur Likörbereitung, zu Limonaden, der Bodensatz in anderer Weise benutzt werden.
3) Das Konserviren der ganzen Erdbeeren. Man nimmt nicht zu große, recht festfleischige Beeren. Die Früchte müssen reif aber ja nicht überreif sein und dürfen vorher nicht gewaschen werden. Sie werden entstielt und dann sogleich in die Einmachgläser gelegt. Durch leichtes Schütteln vertheilt man sie so, daß recht viele hineingehen. Dann übergießt man sie mit klarem, geläuterten Zuckersirup (1 kg Zucker mit reichlich 1/2 Liter Wasser gekocht) und kocht sie 10-15 Minuten im Wasserbade. Früchte, die viel Regen während der Reife erhielten, halten sich nicht gut. Ueberhaupt gehen die Erdbeeren leicht in Gärung über. Man thut deshalb gut, dem Zuckersirup eine geringe Menge Salicyl (auf 1 Liter Sirup 1/2 gr) zuzusetzen.
4) Erdbeermarmelade. Reife Erdbeeren werden durch ein Sieb gestrichen. Auf 500 gr Mark nimmt man dann 800 gr feinen Puderzucker, rührt beides gut durcheinander kocht es auf und füllt es in weithalsige Flaschen. Obenauf bringt man dann ein mit Salicylsäure getränktes Filtrierpapier (dasselbe wird in eine starke Lösung Salicylsäure getaucht), verkorkt die Flaschen gut und verlackt sie.
5) Glasirte (überzuckerte) Erdbeeren. Man kocht sich aus Hutzucker und wenig Wasser (1 kg Zucker und 1/2 Liter Wasser) einen flüssigen, klaren Sirup. Derselbe wird heiß, nicht kochend, benutzt. Die Erdbeeren, die sauber und recht fest sein müssen, werden nun hineingetaucht, gut darin umgekehrt und sogleich herausgenommen, um an warmem Orte etwas anzutrocknen. Dann bringt man sie nochmals in den Sirup, läßt sie abtropfen und breitet sich auf einem Tische aus, der dick mit weißem, gepulverten Zucker bestreut ist. In demselben werden sie so lange herumgewälzt, bis sie eine vollständig weiße Bekleidung tragen. Man legt sie nun auf eine Blechplatte und stellt sie in einen Trockenofen, wo sie bei langsamer Wärme trocknen müssen. Im großen geschieht diese Arbeit in einem Dörrapparat. Sind sie richtig behandelt und gut getrocknet, so kann man sie in Kästchen, Schachteln u. s. w. aufbewahren. Sonst legt man sie in weithalsige Gläser. - Ueberzuckerte Erdbeeren, die bei uns in den Geschäften käuflich sind, stammen meist aus Frankreich.


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