No. 48
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. Juni
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 48 Seite 1]

                Das Impfgeschäft im Impfbezirk III (Domhof Ratzeburg) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt und zwar:

I. im Impfdistrikt Mannhagen,

bestehend aus den Ortschaften:

Hammer, Mannhagen, Panten und Walksfelde,
a. Impfung der im Jahre 1890 geborenen Kinder und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Mannhagen und Walksfelde

am Donnerstag, den 25. Juni d. Js.
Nachmittags resp. 2 und 4 Uhr,

im Schulhause zu Mannhagen während die Revision der Schutzblattern

am Donnerstag, den 2. Juli d. Js.,
Nachmittags resp. 2 und 4 Uhr,

in dem gedachten Lokal wird vorgenommen werden.

II. im Impfdistrict Ziethen

bestehend aus den Ortschaften:

Ziethen, Bäk, Domhof Ratzeburg, Lankow, Mechow (Hof und Dorf), Römnitz und Wietingsbeck,
a. Impfung der zu Domhof Ratzeburg und in Römnitz im Jahre 1890 geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus der Ortsschule zu Domhof Ratzeburg

am Freitag, den 26. Juni d. Js.,
Vormittags resp. 10 1/2 und 10 Uhr,

in der Wohnung des Herrn Dr. med. Arndt zu Domhof Ratzeburg, während die Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 3. Juli d. Js.,
Vormittags resp. 10 1/2 und 10 Uhr,

ebendaselbst stattfinden wird.

b. Impfung der im Jahre 1890 zu Ziethen, Bäk, Lankow, Mechow (Hof und Dorf) und Wietingsbeck geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Ziethen, Bäk und Lankow

am Montag, den 29. Juni d. Js.,
Nachmittags resp. 2 und 4 Uhr,

im Schulhause zu Ziethen, während die Revision der Schutzblattern

am Montag, den 6. Juli d. Js.,
Nachmittags resp. 2 und 4 Uhr,

in dem gedachten Lokale wird vorgenommen werden.

III. im Impfdistrict Schlagsdorf,

bestehend aus den Ortschaften:

Schlagsdorf (Hof und Dorf), Campow, Hoheleuchte, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neuhof und Schlagbrügge
a. Impfung der im Jahre 1890 geborenen Kinder und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Schlagsdorf, Campow und Kl. Molzahn

am Sonnabend, den 27. Juni d. Js.,
Nachmittags resp. 2 und 4 Uhr,

[ => Original lesen: 1891 Nr. 48 Seite 2]

im Schulhause zu Schlagsdorf, während die Revision der Schutzblattern

am Sonnabend, den 4. Juli d. Js.,
Nachmittags resp. 2 und 4 Uhr,

in dem gedachten Lokal vorgenommen werden wird.

                Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obgedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.

                Eltern, Pflegeeltern oder Vormündern, deren Kinder oder Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen gestraft.

                Diejenigen Betheiligten, welche von der Impfung durch den Impfarzt keinen Gebrauch machen wollen, werden hierdurch aufgefordert, dem bestellten Impfarzte bis zum Jahresschluß den Nachweis der geschehenen Genügung der Impfpflicht zur Vermerkung in der Impfliste zu geben.

                Schönberg, den 17. Juni 1891.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
I. V.: H. Spieckermann.


Wie in der N.=Z. aus Hamburg gemeldet wird, werden der Kaiser und die Kaiserin am 28. Juni dort eintreffen und sich nach kurzem Aufenthalt daselbst mit dem neuen transozeanischen Schnelldampfer "Fürst Bismarck" nach Helgoland begeben.
Der Kaiser lud den kommandierenden General des 9. Armeekorps, General Graf Waldersee, ein, ihn am 28. Juni auf der Fahrt nach Helgoland zu begleiten.
Der Stapellauf des neu erbauten deutschen Panzerschiffes D. soll nach den neuesten Bestimmungen am 30. Juni nachmittags in Gegenwart des Kaisers in Wilhelmshafen stattfinden.
Ein Bildniß des Grafen Moltke, welches die Künstlerin Vilma Parlaghi noch kurz vor dem Tode des Generalfeldmarschalls gemalt hatte, und dem von dem zuständigen Comitée die Aufnahme in die Berliner Kunstausstellung verweigert worden war, kaufte Kaiser Wilhelm für 20 000 Mk. an und ließ es auf seinen Befehl in der Ausstellung anbringen.
Obgleich der Reichskanzler v. Caprivi wiederholt im preußischen Abgeordnetenhaus erklärt hat, daß die Regierung an ihrem Entschluß, die Getreidezölle nicht zu suspendieren, festzuhalten entschlossen sei, sind in Preußen neue Erhebungen über die Ernteaussichten von Roggen und Weizen angeordnet worden. Nach den an die Landräthe ergangenen Anweisungen sind folgende Fragen zur Beantwortung gestellt: a) wie viel Hektar Weizen sind in Folge der Winterschäden umgepflügt worden? b) wie viel Hektar von der umgepflügten Fläche sind mit Sommerroggen, wie viel mit Sommerweizen bestellt?
Seitens der Familie des Grafen Moltke werden aus der in ihrem Besitz befindlichen Hinterlassenschaft und aus den ihr verfügbaren Mittheilungen die gesammelten Schriften und Denkwürdigkeiten des Feldmarschalls durch die Mittler'sche Hofbuchhandlung herausgegeben. Dieselben umfassen Aufzeichnungen zur Lebensgeschichte Moltkes, sowie dessen vermischte Schriften, darunter eine kurze Geschichte des siebziger Krieges, viele Briefe und Personalmittheilungen.
Eine Abordnung der Eisenbahn=Truppe überreichte dieser Tage unter Betheiligung aller Brigade= und Regimentskommandeure dem früheren Chef des Generalstabes, dem Grafen v. Waldersee, ein kostbares Album als Anerkennung für die außerordentlichen Verdienste, welche sich derselbe in dieser Eigenschaft um die Hebung und Förderung dieser ausgezeichneten Truppe erworben hat. Graf Waldersee hatte dieselbe, als er die Erbschaft Moltkes übernahm, nur in der Stärke von einem Bataillon vorgefunden. Heute dagegen zählt sie deren vier und gilt als die vorzüglichste Truppe dieser Art. Das Album enthält zahlreiche Photographien, Momentaufnahmen, und ähnliche Blätter, welche auf die Geschichte der Truppe und ihres Schöpfers Bezug haben.
Der dem Bundesrate vorgelegte Gesetzentwurf über die Bestrafung des Sklavenhandels setzt folgende schwere Strafen fest: "Veranstalter und Anführer von Sklavenjagden werden mit Zuchthaus von drei Jahren aufwärts bestraft. Kommt bei solchen Jagden ein Todesfall vor, so büßen alle Theilnehmer der Jagd mit Zuchthaus nicht unter drei Jahren. Ebenso wird Sklavenhandel und alles, was damit zusammenhängt, mit Zuchthaus bestraft. Bei mildernden Umständen darf auf Gefängniß, jedoch nicht unter drei Monaten erkannt werden. Neben der Freiheitsstrafe ist Zulässigkeit von Polizeiaufsicht statthaft. Wer den kaiserlichen Verordnungen zur Verhütung des Sklavenhandels zuwiderhandelt, wird mit Geldstrafe bis zu 6000 Mk. oder mit Gefängniß bestraft. Die Bestimmung des Strafgesetzbuches über die Verfolgung im Auslande begangener Verbrechen findet auch auf Sklavenjagd und Sklavenhandel Anwendung.
Ganz wie nach dem Wiener Ringtheater=Brand bemächtigt sich jetzt anläßlich des furchtbaren Eisenbahn=Unglücks in der Schweiz der Behörden ein Reformeifer, der manchen durch vertrauensseligen Schlendrian geschaffenen Uebelstand beseitigen und somit eine heilsame Folge der Katastrophe bilden wird. In Deutschland sind in Bezug auf die Brückenbauwerke seit dem Jahre 1883 durch das Reichseisenbahnamt besondere Sicherheitsmaßregeln getroffen. Die Brückenbauten werden in bestimmten Zeitabschnitten sorgfältig untersucht und die Ergebnisse dieser Untersuchungen dann im Reichseisenbahnamt einer eingehenden Prüfung unterzogen. Es ist also für die fortdauernde Betriebssicherheit der Brücken nach Möglichkeit gesorgt.
Der "Deutsche Reichsanzeiger" bringt eine Rundschau über den Weltgetreidehandel im Monat Mai und hebt hervor, daß die Ernteaussichten sich im allgemeinen gebessert haben, besonders gebe der Getreidestand der Vereinigten Staaten und von Ostindien zu ausgedehnten Hoffnungen Raum.
Entgegen den Gepflogenheiten der letzten Jahre hat der Kaiser von Oesterreich am Mittwoch den Fürsten von Bulgarien empfangen. Die Audienz hat jedoch nicht sehr lange gedauert und in Wiener Regierungskreisen wird derselben auch keine politische Bedeutung beigemessen.
Am Mittwoch ist in Stockholm der internationale Eisenbahnkongreß zu Feststellung des Winter=Fahrplans zusammengetreten. Der Kongreß hat in seiner ersten Sitzung beschlossen, einen beschleunigten Winterdienst zwischen London=Berlin=Wien sowie wesentliche Verbesserungen des Dienstes zwischen England und Skandinavien einzurichten.
In Paris wollen die Bäcker= und Fleischergehülfen zu gleicher Zeit die Arbeit einstellen, wenn die Behörden nicht bis zu einem bestimmten Termin die Stellenvermittelungs=Bureaux, in denen bekanntlich eine wahrhaft orientalische Freibeuterei betrieben wird, geschlossen haben. Wenn sie ihre Drohung verwirklichen, so werden die Pariser die schönste Gelegenheit haben, die Erinnerung an die Drangsale der großen Belagerung aufzufrischen.
In vatikanischen Kreisen wird die Möglichkeit eines Unterschleifes beim Peterspfennig zugegeben.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 48 Seite 3]

Anzeigen.

Auction.

Am 30. Juni sollen im Gasthaus des Herrn Tretow zu Demern Morgens 10 Uhr

eine compl. Badeeinrichtung
Betten, Mobilien, Glas, Porzellan und diverse Sachen

meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

                                                    Struck.


Verkaufs=Anzeige.

Freitag, den 26. Juni d. J., Vormittags 10 Uhr sollen in Kl. Mist die Arbeitsmann Grevesmühlschen Nachlaßsachen, als namentlich:

4 Stand betten, mehrere Bolzen Hemden=Leinen, Manns= u. Frauenkleidungsstücke, Haus= u. Küchengeräth u. a. m.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.


Agentur der Mecklenburgischen Bank
in Schwerin
für Schönberg und Umgegend.

Spar= und Capital=Einlagen werden z. Zt. verzinst:

1. gegen Sparbücher der Bank mit dreieinhalb pro cent;
2. gegen Schuldverschreibungen der Bank je nach der Kündigungsfrist mit dreieinhalb, drei und zwei pro cent;
3. im Baar=Conto=Corrent mit zwei pro cent.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Bankcommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.
Schönberg i. M.

Stadtsecretair Wilh. Schrep.


Habe noch 200 bis 300 Schock                          
Vieh=Rüben=Pflanzen

abzugeben und mache besonders darauf aufmerksam, daß es sehr kräftige Abzugpflanzen sind und ich jeden Abnehmer damit zufriedenstellen kann. Auch sehr kräftige

Grün=Kohl=Pflanzen

sind noch vorräthig.
Es genügt eine Postkarte zur Bestellung, worauf ich jedem Abnehmer die bestellten Pflanzen zusende.

                                                    Joachim Groth,
                                                    Schwanbäck i. M.


Gußstahl- & Schmiedestahlsensen
unter Garantie empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Leere Champagnerflaschen
empfiehlt zu billigen Preisen                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Neu!          "Morteïn"          Neu!

sicher wirkendes Insektenpulver gegen Fliegen, Schwaben etc. empfiehlt in Schachteln zu 30 Pfg., 60 Pfg. und 1 Mark

                                                    die Apotheke zu Schönberg.


Guss-Stahl-Sensen,
Sensenbäume, Heu- und Kornharken, Heuforken
mit und ohne Stiel, empfiehlt billigst                                                    
                                                    W. Wieschendorf, Kaufmann.


Beste, von mir selbst gemachte gußstählerne
Schmiedesensen
unter Garantie habe zu verkaufen                                                    
Lockwisch.                                                     J. Teege, Schmiedemstr.


Einem geehrten Publikum von Stadt und Land
mache ich hierdurch die ergebene Anzeige, daß ich mich hieselbst als

Klempner, Dach= & Schieferdecker

etablirt habe. Indem ich prompte und gute Arbeit verspreche, bitte ich um gütigen Zuspruch

                                                    Otto Munkelberg.
                                                    Wallstraße 128.


Herzogliche Baugewerkschule
Wtunt 2. Nov.
Vorunt. 5. Oct.
Holzminden damit
verbunden
Maschinen- u. Mühlenbauschule,
mit Verpflegungsanstalt. Dir. G. Haarmann.


Hochfeinen Matjes=Hering
empfiehlt                                                    
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Diesjährigen hiesigen
Honig
à Pfund 75 Pfg.,
empfiehlt                                                    H. Brüchmann.


Habe 4 Dampfdreschmaschinen die garantirt leistungsfähig sind, anzubieten. Baldige Bestellung empfehlenswerth wegen Nutzung der Preislage der Getreide, da sonst 2 Maschinen ins Ausland gehen. Ich habe neue Maschinenmeister, die nüchtern und zuverlässig sind. Kohlen sind bei mir zum Selbstkostenpreise zu haben.

                                                    C. Egert


Matjes-Hering
empfiehlt                                                    W. Wieschendorf.


Das älteste und grösste
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue

Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte 1 M. 25 Pfg.
prima Halbdaunen nur 1,60 M. und 2 M.
reiner Flaum nur 2,50 M. und 3 M.

Bei Abnahme von 50 Pfd. 5% Rabatt.
Umtausch bereitwilligst.

Fertige Betten (Oberbett, Unterbett und 2 Kissen)
prima Inlettstoff aufs Beste gefüllt.
einschläfig 20, 25, 30 & 40 M. 2 Schlägig 30, 40, 45 & 50 M.


Gesucht wird noch zum bevorstehenden Johannis=Termine in hiesige Landstellen und städtische Grundstücke folgende Posten Geld: Ein Posten von 2400 M., ein von 1200 M., ein von 1000 M., ein von 800 M. und ein Posten von 12 000 M. Letzterer als erstes Geld in Hypothek,

                                                    durch P. Maass,
                                                    vor der Marienstraße.


Zu verpachten:
Eine Wiese, im Bürgermoor belegen.                          
Näheres bei Ludw. Spehr.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann, Bandagist.


Wegen Fortzuges ersuche ich Alle, die Forderungen an mich haben, dieselben gefälligst bis zum 25. Juni d. J. bei mir einreichen zu wollen.
Demern bei Rehna i/M.

                                                    Amtsrath Wicke.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 48 Seite 4]

Die Bouquetbinderei im Hause

ist die neueste und beliebteste Beschäftigung für Damen, sowie Anfertigung von Papierblumen. Material und Anweisungen hierzu (bis zu den feinsten Markart=Bouquets) empfiehlt

                                                    Das Manufactur-Geschäft
                                                    von
                                                    Heinrich Meyer.
NB. Einzelne Artikel liegen im Schaufenster aus.


Joh. Witt, Maschinenfabrik,
Schwerin i. M.,
Lieferung sämtl. landw. Maschinen u. Geräthe,
hält ab Lager bestens empfohlen:

Gras- u. Kleemähmaschinen,
Getreidemähmaschinen,
Garbenbindemähmaschinen,
Reservetheile zu sämmtlichen Mähmaschinen,
Ernte-Rechen von 75 M. an,
Hand-Ernterechen m. Stahlzinken 1 1/2 m breit 12,50 M.,
Heuwender und Grünfutterpressen,
Stakmaschinen für Göpel- und Dampfbetrieb.
Dampfdreschmaschinen unter Garantie,
Göpeldreschmaschinen für 1 bis 8 Pferde,
Strohschüttler, an Dreschmaschinen jeder Breite anzubringen,
Trieurs u. Windfegen,
Kartoffel-Sortircylinder
                          etc. etc.


Ersparniß= & Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist während des                                                    
Johannistermines
vom 24. Juni bis 1. Juli d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 28. Juni d. J.,
von 7 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 17. Juni 1891.                                                    
                                                    Das Directorium.


Am Montag, 29. d. Mts., Nachmittags 1 Uhr
Hauptversammlung
der Schuhmacher=Innung

im Innungs=Lokale, wozu die Mitglieder hierdurch freundlichst eingeladen werden.
                          Tagesordnung:
        1) Erheben der Innungs=Beiträge,
        2) Allgemeine Innungs=Angelegenheiten.
        Schönberg, im Juni 1891.

                                                    Der Vorstand.


Zwecks Gründung eines

"Verein junger Kaufleute"

ersuchen wir hierdurch alle jungen Leute Schönbergs, die gewillt sind, obengenanntem Verein beizutreten, sich am Freitag, den 26. Juni, Abends 9 Uhr im Locale des Herrn Gastwirth Boye gefälligst einfinden zu wollen.

                                                    Mehrere junge Kaufleute.


Das Missionsfest
im Fürstenthum Ratzeburg

wird am Mittwoch, den 1. Juli in der Kirche zu Selmsdorf gefeiert werden. Gottesdienst 10 Uhr. Festpredigt: Herr Pastor Petersen=Dreibergen. Bericht: Herr Pastor Eulenberg=Schlagsdorf. Mittagessen im Gasthof Michaelsen 1 Uhr. Nachmittagsfeier 3 Uhr.

                                                    Der Vorstand.


Am 28. und 29. Juni findet mein diesjähriges
Scheiben-Schiessen
statt, wozu freundlichst einladet                                                    
Herrnburg.                                                     Frau Lohse.
Am Montag: Tanz.


Aufbürstfarben

Zur Wiederherstellung verblichener Kleider und Möbelstoffe, sowie meine langjährig beliebten echten

Anilin=Zeug=Farben
empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Statt besonderer Meldung:

Die Verlobung unserer Tochter Pauline mit Herrn Georg Albin in Kiel beehren sich hierdurch ergebenst anzuzeigen.
Rupensdorf, den 22. Juni 1891.

                                                    E. Wicht nebst Frau.
                                                    Lehrer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 48 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 48 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 23. Juni 1891.


Die Franzosen sind mit dem Urtheil, das das Pariser Zuchtpolizeigericht in der Melinit=Affaire gefällt hat, durchaus nicht zufrieden. Nach Ansicht der Meisten ist die Strafe für den Erfinder Turpin, der durch seine Veröffentlichung den Prozeß veranlaßt hat und damit ein patriotisches Werk verrichtet haben soll, zu hart, wohingegen man dem Verräther Triponné bedeutend mehr, womöglich die Todesstrafe, gewünscht hätte. In der Kammer wird der Kriegsminister über den Fall interpelliert werden, namentlich auch mit Bezug auf den aktiven General Ladvocat, der Triponné bei seinem verrätherischen Treiben unterstützt haben soll.
In Marseille fand eine große Arbeiterversammlung statt, welche gegen Erhöhung der Einfuhrzölle für Rohstoffe protestirte.
In Algerien ist die Getreideernte bereits beendet. Wie dem Pariser "Temps" von dort berichtet wird, ist dieselbe hinsichtlich der Qualität sehr schön und noch reichlicher als in Durchschnittsjahren ausgefallen.
Das holländische Ministerium wird jedenfalls erst nach dem Besuch des deutschen Kaisers zurücktreten, da die Absicht besteht, verschiedene zwischen Holland und Deutschland schwebende Angelegenheiten während des kaiserlichen Besuchs endgültig zu regeln.
Der Großfürst Thronfolger Nikolaus erreichte auf seiner sibirischen Reise die Stadt Blagowestschenk und wird in 4 Wochen wieder in Petersburg zurück sein.
Aus Petersburg wird gemeldet, daß der im östlichen Theil Mittelrußlands gefallene Regen bedeutend die Erntehoffnung für das Sommergetreide belebt und wesentlich die Furcht vor einer Teuerung abschwächt.
Die wichtigsten militärischen Persönlichkeiten Rußlands: der Kriegerminister Wannowski, der Generalstabschef Obrutschew und der Marineminister Tschichatschew sind jetzt zu gleicher Zeit in Paris anwesend, ein Zusammentreffen, das die französischen Zeitungen durchaus nicht als zufälliges betrachten wollen, sondern dem eine gewisse politische Bedeutung beigemessen wird.
Um das Räuberunwesen wirksam zu bekämpfen, ist Marschall Mahmoud Hemdi Pascha, der als einer der besten türkischen Generäle gilt, an Stelle des greisen Veisel Pascha zum Korpskommandanten in Adrianopel ernannt worden. Diese Maßnahme ist von den Vertretern der Mächte in Konstantinopel sehr sympathisch aufgenommen worden.
Der englisch=amerikanische Vertrag, welcher den Robbenfang im Behringsmeer bis zum Mai 1892 verbietet, ist am Montag in Washington unterzeichnet worden. Der Vertrag ermächtigt außerdem die engl. Delegierten, sich nach den Behringsinseln zu begeben und die Streitfrage an Ort und Stelle zu studieren und das Ergebniß ihrer Erfahrungen als Material für die Behandlungen der zukünftigen Schiedsrichter zusammenzustellen, wofern, wie man erwartet, eine Einigung dahin erzielt wird, die ganze Streitfrage über die Rechte Englands und der Vereinigten Staaten im Behringsmeer einem Schiedsgericht zu unterbreiten. Präsident Harrison hat den Abschluß des Vertrags in einer Proklamation mitgetheilt und die Bürger der Vereinigten Staaten aufgefordert, das Uebereinkommen streng zu achten.
Eine eigenartige Wirkung der Mc Kinley=Bill wird aus Cardiff gemeldet. Die Blechindustrie in Südwales, bei welcher ungefähr 26 000 Arbeiter beschäftigt sind, werde die weitere Fabrikation im Monat Juli, selbst vielleicht für noch längere Zeit einstellen. Die Veranlassung zu diesem Entschluß soll in der Seitens der Fabriken betriebenen Ueberproduktion, um noch vor dem Inkrafttreten der Mc Kinley=Bill möglichst viel Fabrikat auf den amerikanischen Markt zu werfen, zu suchen sein.
Sehr lebhaft geht es bei dem Streik zu, den in diesen Tagen ein Theil der Londoner Waschfrauen begonnen hat. Dieselben sind mit ihren gewiß sehr ausgiebigen mündlichen Demonstrationen nicht zufrieden, sondern sie greifen auch noch zu Steinen, mit welchen sie die Fenster der Waschanstalten bombardiren. Als die Polizei dem Treiben der Furien ein Ende bereiten wollte, wurde sie mit Geschrei und Lärmen empfangen.


- Neustrelitz. II. KK. HH. die Großherzogin, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin begaben sich am 17. d. M. nach Schloß Weisdin, wo der Geburtstag des Erbprinzen Adolf Friedrich gefeiert ward.
- II. KK. HH. der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin haben jetzt auf ihrem Sommersitze Prillwitz Aufenthalt genommen. In nächster Zeit begeben Höchstdieselben sich nach England, um an den Hochzeitsfestlichkeiten des Erbprinzen von Anhalt (Bruder der Erbgroßherzogin) und der Prinzessin Louise, Tochter des Herzogs Christian von Schleswig=Holstein=Sonderburg=Augustenburg, sowie an den Festlichkeiten zur Silbernen Hochzeit des Herzogin Christian theilzunehmen.
- I. K. H. die Großherzogin wird, wie man hört, den Sommer über hier verbleiben.
- Se. K. H. der Großherzog wird im nächsten Monat zur Cur nach Homburg v. d. H. reisen und darnach eine Nachcur in Ostende nehmen.
- Gadebusch. Für das Project einer Eisenbahn von Schwerin nach Gadebusch und weiter nach Rehna und Schönberg herrscht hierorts zur Zeit wieder ein großes Interesse. Nachdem erst kürzlich aus Stadt und Land Petitionen an das Großherzogliche Ministerium des Innern zu Schwerin eingereicht worden sind und auch gleichzeitig ein statistischer Nachweis über die Ein= und Ausfuhr - die Einfuhr sowohl als auch die Ausfuhr beläuft sich je auf rund 1 Million Centner - an competenter Stelle vorgelegt worden ist, waren am 16. d. M. einige Herren von hier nach Rehna hinüber, um dort mit den Mitgliedern des Magistrats und des Bürgerausschusses über das Project der Eisenbahn zu berathen. Ferner gedachten, wie der "Gr. O. A." mittheilt, Vertreter der Magistrate und der Bürgerschaft der drei interessirten Städte Schwerin, Gadebusch und Rehna in Schwerin zusammenzukommen, um ihre Wünsche dem Landes=Eisenbahnrath vorzutragen.
- Auf dem internationalen Eisenbahn=Congreß, welcher zur Zeit (17.-.19. Juni) in Stockholm stattfindet, nehmen Seitens der Generaldirection der Mecklenburgischer Friedrich Franz=Eisenbahn der Geh. Ministerialrath Ehlers und der Geh. Baurath Piernay an den Verhandlungen theil.
- Umtausch von Postwerthzeichen älterer Art. Die Frist für den Umtausch der in den Händen des Publikums verbliebenen, seit dem 1. Febr. zur Frankierung von Postsendungen nicht mehr verwerthbaren Postwerthzeichen älterer Art dauert, woran nochmals erinnert sei, nur noch bis zum 30. ds. Mts. Diese Werthzeichen können bis zu dem bezeichneten Zeitpunkt an den Postschaltern gegen solche neuerer Art eingetauscht werden.
- Die Lohnbewegung der Arbeiter ist in Berlin trotz aller Anstrengungen in diesem Jahre nicht mehr in Fluß zu bringen. Der Beschluß der Berliner Maurer, in diesem Jahre mit der alten Lohnforderung von 60 Pf. hervorzutreten, verdient kaum ernst genommen zu werden; einerseits war die Versammlung im Feenpalast in Berlin nur von wenigen Hunderten besucht, anderseits ist absolute Ebbe in

[ => Original lesen: 1891 Nr. 48 Seite 6]

den Kassen und schließlich ist die Organisation vollständig heruntergekommen.
- In einem Berliner Krankenhause befand sich längere Zeit ein schwerkranker älterer Herr, bis der Tod seinen Leiden ein Ende machte. Der Kranke hatte, wie die Allgm. Fleischerzeitung mittheilt, zu dem ihn behandelnden Arzte, Dr. A., der, wie allgemein gerühmt wird, sich stets durch besonders liebenswürdige Wesen und große Gewissenhaftigkeit auszeichnet, eine so herzliche Zuneigung gefaßt, daß er, der kinderlos war, ihn adoptirte. Der Verstorbene hat ein Vermögen von 1 1/2 Millionen zurückgelassen, das einst, nach dem Tode seiner Wittwe, dem adoptirten Arzte zufallen wird.
- Die von den Eisenbahndirektionen Berlin und Elberfeld am 30. April und 29. Mai unter der Hand ausgeschriebenen 310 Lokomotiven und 1000 Güterwagen sind bereits fest und nur im Inlande bestellt. Der größte Theil der Wagen wird noch in diesem Jahre fertig.
- In Hamburg ist abermals ein unglücklicher Börsenspekulant das Opfer seiner Leidenschaft geworden. Derselbe, ein angesehener Schulvorsteher, hatte am 15. d. M. Verpflichtungen von mehr als 200 000 Mk. zu erfüllen. Da er das Geld in keiner Weise auftreiben konnte, so flüchtete er. Das Verschwinden des sehr bekannten Mannes erregt allgemeines Aufsehen.
- Seit dem großen Hamburger Zigarrenarbeiterstreik sind die Sozialdemokraten in 27 Ausständen unterlegen und haben dabei gegen 1 Million Mark Unterstützungsgelder zugesetzt.
- In dem Hamburger Blitzzug, welcher am Donnerstag abend 10 Uhr 11 Minuten in Frankfurt fällig war, war ein besetzter Wagen zweiter Klasse in Brand geraten; der Zug hielt auf freiem Felde, da das Feuer vom Zugführer bemerkt ward. Niemand ist verletzt.
- Baron Alphons Rothschild und Baron Hirsch sind in Hamburg eingetroffen, um über Maßnahmen für ausgewanderte russische Juden zu berathen. Von Hamburg werden sie nach Berlin gehen behufs weiterer Berathung mit dem dortigen Zentralkomitee.
- Das von 3000 Keglern besuchte 5. deutsche Bundeskeglerfest in Hannover hat Dresden als nächsten Festort für 1893 gewählt.
- Seitens eines Ungenannten ist der Stadt Frankfurt am Main die Summe von 100 000 Mk. zur Errichtung einer öffentlichen Schwimm= und Badeanstalt geschenkt worden.
- In dem Bochumer Steuerprozeß ist der Redakteur Fusangel zu 5 Monaten, sein Kollege Lugemann zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Wie der "Frankfurter Zeitung" von "bestinformierter Seite" aus Essen berichtet wird, ist das Verfahren gegen Geheimrath Baare und die Beamten des "Bochumer Vereins" in der Stempel=Angelegenheit eingestellt worden.
- Ein Einjährig=Freiwilliger des Torgauer Pionier=Bataillons sollte nach seiner Angabe in einem nahen Gehölz überfallen und beraubt worden sein. Im Laufe der angestellten Untersuchung, die keinen Anhaltspunkt in Bezug auf die Personen der Räuber ergab, häuften sich die Verdachtsmomente gegen den Einjährigen derart, daß man ihn beobachten ließ. Eine Haussuchung, die nunmehr bei ihm vorgenommen wurde, förderte u. A. auch das Portemonaie und den Paß, die ihm angeblich geraubt worden waren, zu Tage. Der Einjährig=Freiwillige gestand in Folge dessen ein, daß er den Raubanfall fingirt habe, um sein verspätetes Eintreffen bei der Compagnie zu entschuldigen. Diese Thorheit kommt ihm theuer zu stehen, denn er ist jetzt nicht nur zu 1 Jahr Festungshaft, sondern auch zum Verlust der Einjährigenschnüre verurtheilt worden.
- In dem bei Troppau gelegenen Dorfe Hrabin wurde am Frohnleichnamstage ein taubstummer Ruhestörer in das Gefängniß gesperrt und darin vergessen. Als am 15. Juni das Arrestlokal geöffnet wurde, fand man erst die Leiche des Verhungerten, von Ratten fast aufgezehrt, vor. Gegen die Schuldigen ist der Prozeß eingeleitet.
- Die Maul= und Klauenseuche in Oberhessen hat eine solche Ausdehnung angenommen, daß der große Viehmarkt in Homburg amtlich verboten worden ist.
- Der Lloyd in Bremen hat nunmehr den Passagierpreis im Zwischendeck vom 19. Juni ab um 10 Mark herabgesetzt.
- Aus Danzig werden furchtbare Regengüsse mit Gewitter und Hagelschlag gemeldet, die auf den Feldern bedeutende Schäden angerichtet haben.
- Im sächsischen Erzgebirge hat es in den letzten Tagen heftig geschneit. Gleichzeitig hat eine ganz ungewöhnliche Kälte geherrscht.
- Das marokkanische Schlößchen Ludwigs II. im Ammerwald, an der Grenze zwischen Bayern und Tirol, in einsamer großartiger Gebirgsgegend (unweit der Hundingshütte), ging durch den Kauf in den Besitz des Herrn Diemer zum Osterbühl in Oberammergau über.
- In Fürth ging am Mittwoch aus Anlaß der Vorstellung eines Bärentreibers auf der Straße ein Pferd durch und rannte durch die dichtgedrängte Menge, wobei zehn Personen niedergeworfen und zum Theil schwer verletzt wurden.
Die Ausstellung des heiligen Rockes in Trier beginnt am Sonntag, 23. August, und dauert genau 6 Wochen. Seitens der Eisenbahnbehörde sind die Vorarbeiten für den zu erwartenden riesigen Fremdenzufluß in vollem Gange. Man rechnet auf durchschnittlich 40 000 Fremde täglich.
- In der "Deutschen Warte" lenkt ein Leser die Aufmerksamkeit auf die gesundheitlichen Nachtheile, die die Ausstellung des heiligen Rocks in Trier im Gefolge haben kann. "In dem Schreiben des Bischofs" so schreibt er, "werden alle die Wunder, die der Rock gethan haben soll, neu bekanntgegeben, was gleichsam eine Anregung für alle Kranke ist, nach Trier zu wallfahrten, und dort Genesung von ihren Leiden zu suchen. Werden die Kranken diese auch wirklich finden? fragt man sich da. Ja, Gott wird helfen, sagt man wohl, hier aber soll ein "Rock" helfen. Es ist ja schön um den wahren Christenglauben, aber daß demselben durch Vorschub zum Aberglauben nur Schade zugefügt wird, kann keinem rechten Christen zweifelhaft sein. Daß der arme, kranke Mann, der vielleicht die sauer ersparten Groschen anwendet, um mit Aufbietung seiner letzten Lebenskräfte eine beschwerliche Reise zu machen, durch letztere geschwächt wird, und deshalb eher ins Grab sinkt, ist ein bedeutsamer Punkt. Ein anderer, nicht minder bedeutsamer, ist: Wird durch das Zusammenströmen vieler Tausende, mit allen möglichen Uebeln behafteter Kranken die Gefahr für die Gesunden nicht ebenfalls eine große? Also schon vom gesundheitlichen Standpunkt ist diese Ausstellung bedenklich, abgesehen von dem Schaden, den die Religiosität der Massen dadurch erleidet."
- Sudermanns "Ehre" hatte in Rom bei der ersten Aufführung im Quirino=Theater mit den ersten beiden Akten eine große Wirkung. Der dritte Akt wurde von häufigem Zischen unterbrochene auch der Schlußakt erregte vielfach Widerspruch.
- In dem gegenwärtig in Wien Vorstellungen gebenden Cirkus Schumann stürzte vor einigen Tagen eine in den untersten Sitzreihen befindliche Dame plötzlich unter furchtbaren Schmerzensschreien blutüberströmt von ihrem Sitze. Mehrere Sitznachbarn, unter welchen sich der Gatte der Dame befand, überzeugten sich, daß der Dame ein Hufeisen, welches sich von dem Fuße eines galoppierenden Cirkuspferdes losgerissen hatte, mit solcher Wucht an die Stirn geflogen war, daß sie eine Zertrümmerung des Knochens erlitt.
- Ueber die Eisenbahnkatastrophe bei Mönchenstein liegen heute folgende Meldungen vor: Die offizielle aber noch unvollständige Liste der Opfer der Katastrophe giebt die Namen von 80 Todten, 100 Verwundeten und 70 Vermißten an. Dabei werden noch 200 Leichtverwundete aufgeführt, die sich in Privatpflege befinden. Bis Dienstag Abend waren 74 Leichen geborgen, von denen sieben unbekannt sind. Fünf Leichen Unbekannter wurden photographiert und dann vorläufig beerdigt, weil sie bereits in Verwesung übergegangen waren. Von den in die Birs gestürzten vier Personenwagen liegt ein

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Waggon zweiter Classe, welcher mit Reisenden aus dem Ausland besetzt war, noch auf dem Grund des Flusses. Man fürchtet, in demselben zahlreiche Leichen zu finden. Andere Leichen sind noch unter den Trümmern begraben und zum Theil sichtbar. Die Rettungsarbeiten werden durch anhaltendes Steigen der Birs außerordentlich erschwert. Die Schweizer Zeitungen bringen noch ausführliche Schilderungen über die grauenvollen Scenen, die sich nach dem Eintritt der Katastrophe abgespielt haben. In den Wagentrümmern waren die Unglücklichen lebend zusammengepfercht und viele starben den Erstickungstod, andere hingen leblos in den Trümmern. Ein Wagenstück trieb die Birs hinab, auf demselben zwei Damen händeringend um Hilfe schreiend, während neben demselben ein Unglücklicher im letzten Todeskampf nur noch aus dem Wasser ragte. Durch einige beherzte Männer wurden beide Damen gerettet, eine derselben hatte einen Beinbruch erlitten und verlor ihren kurz vorher angetrauten Gatten. Ein junger Mensch mit mehreren klaffenden Wunden am Kopf betheiligte sich an den Rettungsarbeiten, Vater und Mutter von ihm lagen im vordersten, ganz unter Wasser befindlichen Waggon. Eine gerettete Dame geberdete sich wie wahnsinnig neben ihrem todten Kind. Die schwer Verwundeten und Todten lagen umher wie auf einem Schlachtfeld. Eifrig besprochen wird besonders das Schicksal der Familie des Doktor Vögelein, eines beliebten Baseler Arztes, der mit drei Kindern zum Sängerfest wollte. Die Frau war ihm vor einem Jahr an der Influenza gestorben, nun ist er mit seinen 3 Kindern bei dem Mönchensteiner Unglück ums Leben gekommen. Man soll ihn aufgefunden haben, in jedem Arm eines seiner Kinder haltend. Indes, wie bei jedem Unglück doch auch wieder manches sich glücklich fügt, das sieht man aus dem Umstand, daß eine Sängergesellschaft aus Mühlhausen, die Fidelta, 100 Personen stark, den Unglückszug verfehlte und in Basel zurückbleiben mußte. Nach der Basler "Nationalzeitung" hat Professor Socin in Basel aus dem Kabinett der deutschen Kaiserin Telegramm erhalten, daß sie für eine Nachricht über das Befinden der bei dem Eisenbahnunglück Verwundeten, deren die Kaiserin in wärmster Theilnahme gedenke, verbunden sein würde. Socin gab jede Auskunft und theilte gleichzeitig mit, daß im Basler Hospital sieben Reichsangehörige liegen.
- In Antwerpen ist das Zollamt am Rheinquai vollständig niedergebrannt. Waaren im Werth von mehreren Millionen sind gänzlich vernichtet
worden.
- Die Kaiserin Eugenie, welche augenblicklich in Paris weilt, wird dort von einer Frau, Namens Choussenot, belästigt, welche behauptet, im Jahre 1854 als außereheliche Tochter der Kaiserin geboren zu sein. Die Frau, die Kassiererin in einem Restaurant ist, hat wiederholt versucht, sich der Kaiserin zu nähern, ist aber nicht vorgelassen worden. Sie hat die Kaiserin schon in früheren Jahren mit Bitten und Drohungen bestürmt und sich auch einmal an den ehemaligen Minister Rouher gewandt, der einen Fehltritt der schönen Eugenie durchaus nicht für unmöglich gehalten haben soll. Die Exkaiserin soll übrigens von der Regierung ersucht worden sein, ihren Aufenthalt in Paris abzukürzen.
- Frau Lefebure in Paris ist wegen Entwendung von 75 Liebesbriefen Boulangers zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt worden.
- Unter den Soldaten der Infanteriekaserne zu Bologna hat man eine ganze Falschmünzer=Gesellschaft entdeckt. Durch die Untersuchung wurde festgestellt, daß sich in der Infanterie=Kaserne ein ganzes Fälscherkonsortium gebildet habe. Drei Graveure, die Soldaten Cesare Mingarelli, Giulio Giorgetti und Fortunato Bre hatten Platten angefertigt, und der Soldat Sanpaolo sorgte für den Vertrieb der falschen Noten. Bei einem Soldaten fand man 317 falsche Zehn=Lire=Scheine.
- Für Briefmarkensammler. Auf Vorschlag des französischen Unterstaatssekretärs Etienne werden nunmehr für jede der überseeischen französischen Kolonien eigene Briefpostmarken verausgabt werden. Diese neuen Marken für die Kolonien werden sich von den gegenwärtig in Gebrauch befindlichen dadurch unterscheiden, daß sie außer dem gewöhnlichen Bild noch eine aus zwei Kugeln gebildete Vignette besitzen, in der der Name jener Kolonie, für welche sie Geltung haben, eingetragen sein wird.
- Der biedere Stelzenmann Dornon, der bekanntlich, mit Hilfe der Eisenbahn, von seinem Geburtsort Accachon nach Moskau gestelzt ist, um den Russen die Sympathien Frankreichs zu übermitteln, hat dort sehr betrübende Erfahrungen machen müssen. Die perfide Moskauer Kaufmannschaft hat ihm zu Ehren ein großes Festessen gegebene das herrlich und in Freuden begonnen, aber mit Verstimmung geschlossen hat. Noch ehe nämlich der Schmaus sich seinem Ende zuneigte, waren, wie das in Rußland so Sitte ist, alle Theilnehmer bis zum Stumpfsinn bekneipt; in der (brannt=)wein=seligen Stimmung forderten nun die braven Russen ihren "herzlieben" französischen Gast auf, einmal zu zeigen, was er jetzt noch auf seinen Stelzen zu leisten vermöge. "Dornoscha" (Dornochen), riefen sie ihm zu, "schnalle an und gehe einmal zu Ehren Frankreichs!" Und Dornoscha war so thöricht, schnallte an und ging auch ganze drei Schritte zu Ehren Frankreichs, dann aber - lag er der Länge nach am Boden. "Ei, ei, Brüderchen", jubelten die russischen Gastfreunde, "zu Ehren Frankreichs bringst Du's nicht fertig, aber zu Ehren Rußlands, da wirst Du's können!" Und sie halfen dem armen Dornoscha auf die Beine, und der ging dann auch zu Ehren Rußlands neue drei Schritte, und dann lag er abermals der Länge nach auf dem Boden. "Hört, Brüder", schrie da der tonangebende Kaufmann, "das ist doch sehr bedenklich! Weder zu Ehren Frankreichs noch Rußlands kann er auf seinen Stelzen gehen, und das will ein Franzose sein! Das ist gar kein Franzose, das ist ein Njemez (ein Deutscher), oder nein, Gott schütze uns, Brüder, das ist ein Jude, werfen wir ihn hinaus!" Was dann geschah, wird nicht erzählt, aber der französische Ex=Bäckermeister soll jetzt wehmutsvoll und trüben Blicks dreinschauen, wenn man ihm von russischen Kaufmannsfesten spricht.
- In Neapel ist dieser Tage der einst vielgefürchtete Räuberhauptmann Rocchia aus dem Gefängniß entlassen worden. Als vierzehnjähriger Bursche hatte er in seinem Heimathsort Gradoli bei Viterbo den dortigen Bürgermeister und dessen Bruder ermordet, war dann flüchtig geworden und in eine Räuberbande eingetreten, deren Anführer er trotz seiner Jugend bald wurde. Durch mehr als neun Jahre bildete er den Schrecken Mittel=Italiens, bis er endlich durch Verrath seiner Geliebten in die Hände der päpstlichen Gendarmen fiel. Er selbst erzählte, daß er mehr als eine Million Lire geraubt hätte. Auf Betreiben des Fürsten Orsini, welcher Rocchia dafür dankbar war, daß dieser ihn einmal gegen seine eigene Bande geschützt hatte, ward ihm das Leben geschenkt und die Todesstrafe in lebenslänglichen Kerker umgewandelt. Im Gefängniß ermordete der wilde Mensch den Kaplan und den Barbier. Später ward er ruhig und betrug sich ordentlich. Nun, im Alter von 83 Jahren, ist er in Freiheit gesetzt worden, die er allerdings nicht mehr lange genießen dürfte. Merkwürdig ist es, daß man den gefangener Räuber im Seminar von Montefiascone als - Lehrer der Mathematik verwendete.
- Der Ueberfall der türkischen Räuber bei Tscherkeßkio erforderte nachträglich leider noch ein Menschenleben. Wie aus Adrianopel gemeldet wird, starb daselbst vor einigen Tagen an den Folgen einer verunglückten Operation der griechische Bankier Papa, welcher bei dem Ueberfall durch einen Schuß verwundet worden war.
- Die Verfolgung der Räuber von Tscherkeßkio ist, wie aus Konstantinopel berichtet wird, von den türkischen Behörden sofort eingeleitet worden, nachdem die befreiten Gefangenen in Kirkilisse angelangt und damit jede Gefahr für diese entschwunden war. Aus allen Theilen des Reiches waren, soweit dies im Laufe einer Woche möglich war, die besten Räuberjäger unter den Gendarmen - und es giebt viele solche hier - zusammengetrommelt wor=

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den, die dann am 9. Juni mit dem Conventionszuge nach Adrianopel abgingen. Jagdlust leuchtete aus den Augen dieser meist hübschen, wenn auch für den Europäer unheimlich aussehenden Burschen, die ihre Uniformen den Umständen angemessen modificirt hatten. Alle glänzenden Knöpfe waren entfernt, und die Offiziere waren nur an den goldenen Achselstückhaltern erkenntlich. Anstatt hoher Stiefeln sah man Bundschuhe und Opanken, darüber Gamaschen aus braunem Kameelhaarstoffe, die bis weit über Schenkelmitte heraufgingen, den Gürtel mit den Patronen um den Leib geschnallt und daran nicht ein Yatagan, sondern das kurze Tscherkessenmesser baumeln, endlich Martinigewehre. Die Offiziere waren genau wie ihre Leute bewaffnet. Als "Spürhunde" hatten sie unter Bedeckung einiger Polizisten gewesene Räuber mitgenommen. Da auch die Küsten bewacht werden, so ist für die Räuber die Wahrscheinlichkeit des Entwischens sehr gering. Es interessirt vielleicht, ein Bild von einer solchen Räuberjagd zu bekommen. Durch die regulären Truppen wird ein größerer Bezirk vollständig umstellt, wo man vermuthet, daß die Räuber sich aufhalten werden. In unserem Falle etwa die Linie Baba=Eski=Kirkilisse=Samako=vo=Midia am Schwarzen Meere, dann von Dahos nach Tschataldscha und Silivra, und von Rodosta nach Baba=Eski. In diesen abgegrenzten Bezirk, der sehr ausgedehnt ist, durch stetiges Vorrücken der Truppen langsam verengert wird, werden dann die eigentlichen Jäger eingelassen, die durch ihre mitgebrachten Spitzel nun vor allem die Spur der Räuber aufsuchen und diese dann von Schlupfwinkel zu Schlupfwinkel verfolgen, bis sie entweder überrascht werden können, oder es vorziehen, sich zum ehrlichen Kampfe zu stellen. Sehr oft weichen die Räuber ihren hartnäckigen und grausamen Verfolgern aus und beginnen sich gegen die regulären Truppen hinzuziehen, in der Hoffnung, sich dort durchzuschlagen, oder wenigstens von diesen gefangen zu werden, weil sie von ihnen menschlicher behandelt werden, als von den Gendarmen, die selbst schwer verwundete Räuber nicht schonen. Es ist dies den Leuten schließlich nicht zu verargen, denn ihnen ergeht es von Seiten der Räuber auch nicht besser, wenn sie das Unglück haben, in deren Hände zu fallen.
- Der Sultan hat zur Erinnerung an den Besuch des Deutschen Kaisers im November 1889 500 bronzierte Kupfermedaillen (das Gold bekommen die Räuber) anfertigen lassen, welche die Inschrift haben: "Begegnung des Sultans Hamid mit dem Deutschen Kaiser Wilhelm II. Konstantinopel, 7. Redjeb 1308." Auf der anderen Seite steht das deutsche Wappenzeichen. Eine Anzahl Medaillen wird nach Berlin geschickt.
- Die Volkszählung ergiebt für England und Wales 20 Millionen Einwohner. Der Bevölkerungszuwachs beträgt demnach seit der vorletzten Zählung 3 Millionen Seelen.
- Die Hochzeit Sir William Gordon=Cumming's. Sir William Gordon=Cumming ist unmittelbar nach Beendigung des Baccarat=Prozesses auf Grund einer Sonderlizenz in der Londoner heiligen Dreieinigkeitskirche mit Fräulein Florence Garner von Newyork getraut worden. Fräulein Garner ist eine reiche amerikanische Erbin; sie bringt ihrem Gatten eine Jahresrente von 400 000 Mk. mit. Die "elegante Welt" von London ist über diese Wendung nicht wenig überrascht und allgemein heißt es, der junge Ehemann habe sein Glück in der Liebe seinem Unglück im Gerichtssaal zu danken. Die Sache aber hat sich folgendermaßen zugetragen: Als der Wahrspruch der Jury gegen Cumming gefallen war, begab er sich geraden Wegs zu der jungen Dame, deren Neigung er gewonnen hatte, und erklärte ihr, daß das Verhältniß gelöst werden müsse, da sie nicht an einen Mann gekettet werden dürfe, der als Betrüger gebrandmarkt worden sei. Eine Verlobung habe ja noch nicht stattgefunden, und es treffe sie darum nichts von der Schmach, die auf ihn gefallen sei. Die hübsche Florence hatte aber nicht die geringste Lust, das Verhältniß zu lösen. Sie bat Sir William, ihr die Entscheidung zu überlassen. Kaum war er fort, so fuhr Miß Garner mit einer Freundin zum Bischof von London, erhob eine spezielle Heirathslizenz und ließ am Abend den von ihr Erwählten rufen. "Bitte, kommen Sie morgen früh 10 Uhr mit ihren Zeugen nach der Dreieinigkeitskirche in Chelsea und dort haben Sie mich zu heiraten! Sie haben nicht betrogen und Sie werden auch mich nicht betrügen! Also, auf Wiedersehen, morgen früh! Keine Widerrede! Gute Nacht, Sir William!" Sir William und Lady Cumming sind gegenwärtig in Schottland, wo sie den "Honigmonat" auf dem Landsitz des Opfers der "Gastfreundschaft von Touby Croft" verbringen.
- In einem großen Theile der nordamerikanischen Union herrscht eine ganz ungewöhnliche Hitze. Das Thermometer stieg bis hundert Grad Fahrenheit. Viele Personen erlagen dem Sonnenstiche, schwere Gewitter richteten allenthalben großen Schaden an, ohne indessen die Hitze zu mildern.
- Um reichlich Gurken zu ernten, muß man neben guter Kultur auch darauf achten, daß keine Früchte zu lange hängen bleiben und Samen tragen, denn solche nehmen die meisten Kraft der Pflanzen in Anspruch. Es ist dasselbe, wie bei der Bohne. Pflückt man die Früchte jung weg, so treibt die Pflanze, weil sie nach Fortpflanzung strebt, immer neue Blüten, bleibt lebensfrischer und somit ertragreicher.
- Eier frisch zu erhalten. Wenn die Hühner fleißig legen, füllt man kleine irdene Gefäße mit Eiern. Dann löst man etwa zwei Pfund Salz in fünf Liter Wasser auf, kocht dieses zwanzig Minuten und giebt 2-3 Löffel gebrannten Kalk hinzu. Ist die Flüssigkeit erkaltet, so legt man die Eier hinein. Dieselben halten sich vorzüglich und schmecken noch nach sechs Monaten wie frisch gelegte Eier.
- Woher stammt der Ausdruck "Philister"? Die Kreisstadt Helmstedt im Herzogthum Braunschweig besaß bekanntlich in den Jahren 1574 bis 1809 eine berühmte, sehr besuchte Universität. Die Universität und alle zu ihr in irgend einer Beziehung stehenden anderen Gebäude führten über den Thoren als Wappen den starken Simson, der einem grimmigen Löwen das Maul aufreißt. Dahinter sah man eine Sonne mit der Inschrift: ex forti dulcedo. Dieses der Universität von Kaiser Maximilian verliehene Wappen war die Ursache, daß alle, die nicht unter diesem Zeichen standen, also alle Nicht=Akademiker, mit dem Namen der von Simson bekämpften Philister bezeichnet wurden.
- Im Jahre 1524 wars, da befahl der Rath von Biberach dem Bader Michel Rohrer, er sollte sich am Mittwoch (Tag des Fruchtmarktes) des Weines enthalten, weil da die Bauern gemeiniglich rauften. Der Bader aber wurde bei den Vätern der Stadt vorstellig, sie möchten doch den Bauern befehlen, am Mittwoch vormittag zu prügeln und zu schlagen, dann wolle er sie sorglich und fleißig verbinden; unmöglich sei es ihm aber, den ganzen Tag ungetrunken zu sein!
- Gegen die Straßenschleppe, das Modeungethüm, welches jetzt wieder grassiert, äußert sich eine konsequent Schleppenlose in folgenden drastischen Stachelversen: "Wenn ich durch die Straßen geh' - Und die langen Kleider seh', - Denk ich still in meinem Sinn: - Sauberkeit, wo kommst du hin?! - Nimmermehr kann ich's begreifen,- Seh' ich so die Damen schleifen - Durch den Staub die Kleider her, - Daß so schön die Mode wär: - Mit den Kleidern aufzufegen - Alles, was liegt auf den Wegen! - Arabesken, kühn geschwungen, - Ohne Rücksicht auf die Lungen, - Der Gesundheit keck zum Trutz, - Zeichnen sie im Straßenschmutz! - Und nun denk' man erst, - o Graus! - Wie sieht das von innen aus!! - Stiefel, Strümpfe und so weiter, - Ach, 's ist wirklich gar nicht heiter, - Rocksaum, Litze und Garnierung, - Alles starrt von Schmutzverzierung! - Und das nennt man elegant?! - Da ist mir ein Spruch bekannt, - Der drauf paßt: "Von Außen Hui! - Aber Innen, Innen: Pfui!!"


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ZVDD