[ => Original lesen: 1891 Nr. 37 Seite 1] Nr. 7 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1891. enthält in der
I. Abtheilung:
(4.) Verordnung, betr. die praktische Ausbildung der Kandidaten des höheren Lehramts.
II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postpacketen nach Mombas (Mambassa) und Lamu.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.
Wie die Bonner Zeitung meldet, erschien Kaiser Wilhelm am Mittwoch Abends 9 Uhr im Dreikaisersaal des "Kölner Hofes" zu Bonn, um dem Antrittskommers der Korpsstudenten beizuwohnen. Er hatte die schwarze Kneipjacke des Korps "Borussia" dem er früher angehörte, angelegt und den weißen Stürmer aufgesetzt. Der Saal war prächtig geschmückt; auf den Galerien hatten Damen Platz genommen. Der Kaiser übernahm das Präsidium und kommandirte den ersten Salamander auf die Bonner Korps. Nach einer Ansprache des Vertreters des Kösener S. C., Moldenhauer, kommandierte derselbe einen Salamander auf den Kaiser, der sich nach einiger Zeit erhob, um zu antworten. Nach dem Danke für die Begrüßung und den dargebrachten Fackelzug kam der Kaiser auf das Wesen des Korps zu sprechen und sagte u. a.: "Es ist meine feste Ueberzeugung, daß jeder junge Mann, der in ein Korps eintritt, durch den Geist, der darin herrscht, seine beste Erziehung für sein späteres Leben erhält. Wer die deutschen Korps anfeindet, kennt ihre wahren Tendenzen nicht. Wer Korpsstudent gewesen ist, wie Ich, weiß das am besten. Ich hoffe, daß ein Geist, wie er im Korps gepflegt wird, immerdar erhalten bleibt, daß Sie freudig den Schläger führen werden. Unsere Mensuren werden im Publikum nicht verstanden! Lassen wir uns aber nicht irre machen. Wie im Mittelalter durch Turniere der Muth und die Kraft des Mannes gestählt wurden, so wird durch das Wesen des Korps der Grad von Festigkeit erworben, der für das Leben nöthig ist." Dann wies der Kaiser auf die alten Herren hin, die anwesend waren, und sprach die Hoffnung aus, daß auch aus den jüngeren Semestern viele tüchtige Beamte und Offiziere hervorgehen möchten. Der Kaiser verblieb bis nach 12 Uhr im Saale; er war überaus aufgeräumt, lachte und scherzte viel, trank verschiedenen Studenten zu, so daß an dem Kaisertische eine völlig ungezwungene fröhliche Stimmung herrschte. Das Amt des Präsidiums führte der Kaiser mit größter Correctheit aus; er richtete sodann noch das Wort an die alten Herren, welche das Fest durch ihr Erscheinen verschönert hätten, und kommandierte einen Salamander auf dieselben. Auf die Kaiserin wurde ein vom Kammerpräsidenten a. D. Schorn gesprochenes und begeistert aufgenommenes Hoch ausgebracht. Beim "Semesterreiben" trank der Kaiser, welcher 28 Semester zählt, auf den Bonner S. C. Um 1/2 12 Uhr begann der "Landesvater", an dem sich auch der Kaiser mit seinem Schwager, dem Prinzen von Schaumburg=Lippe, betheiligte. Bald nach 12 Uhr verließ Se. Majestät den Festsaal unter brausenden Hurrahrufen der Anwesenden und fuhr mit dem Prinzen von Schaumburg=Lippe nach Villa Löschigk zurück. - Unter den Korpsstudenten herrscht über den Verlauf des Kommerses eine stürmische Begeisterung.
Von der Rheinreise Kaiser Wilhelms wird noch weiter berichtet, daß die Kritik über die Truppenschau bei Köln äußerst günstig ausfiel. Der Vorbeimarsch habe ihn, bemerkte der Kaiser, voll und ganz befriedigt. Die Haltung der Truppen sei frisch und straff gewesen. Beide Parademärsche seien durchaus tadellos gewesen; die Mannschaften hätten sich in keiner Weise abgetrieben gezeigt. Der erste Vorbeimarsch des Kürassierregiments "Graf Geßler" sei so gut gewesen, wie er bis jetzt noch keinen bei einem Linien=Kavallerieregiment gesehen habe. Die vorzügliche Haltung der Truppen lieferte ihm den Beweis, daß die altpreußische Strammheit durch das neue Exerzierreglement in keiner Weise geschädigt, vielmehr vielleicht noch gesteigert worden sei.
Der Kaiser ist am Freitag mit kleinem Gefolge in Karlsruhe eingetroffen und vom Großherzog unter lebhaften Kundgebungen der Bevölkerung zum Schloß geleitet worden. Nachmittags hat der Monarch eine Rundfahrt durch die Stadt gemacht und die neue Dragonerkaserne sowie das Kadettenhaus besichtigt. Der Kaiser erfreut sich nach den in Berlin eingetroffenen Nachrichten trotz der Anstrengungen der letzten Tage des allerbesten Wohlbefindens und hat auch während seines Aufenthaltes in Köln und Bonn in gewohnter Weise Regierungsgeschäfte erledigt.
Es muß sehr auffallen, daß sowohl der "Reichsanzeiger" wie das Wolffsche Telegraphenbureau die vom Kaiser in Düsfelldorf gehaltene Rede ohne den markanten Schlußsatz wiedergegeben haben: "Einer ist Herr im Lande, das bin ich, und keinen anderen werde ich neben mir dulden." Daß der Kaiser diese Worte gesprochen hat, kann gar nicht bezweifelt werden, da es von verschiedenen Ohrenzeugen auf das Bestimmteste bestätigt worden ist. Man fragt sich daher, von wem und warum in diesem Fall eine Aenderung vorgenommen worden ist. Es scheint, daß an gewissen amtlichen Stellen von der vom Kaiser gebrauchten Ausdrucksweise eine Wirkung besorgt wird, die den Absichten des Kaisers zuwiderlaufen könnte. Immerhin wäre es zu bedauern, wenn dieses Wort nicht zur Kenntniß des Volkes gelangt wäre, denn es giebt für die Beurtheilung der Eigenart des Kaisers und zugleich für den Gang der inneren Politik Aufschlüsse, die man ungern entbehren möchte.
Der "Standard" bespricht sehr beifällig die Rede des deutschen Kaisers und rühmt seine Friedensliebe. Er besitze auch die Macht, derselben Geltung zu verschaffen durch den Dreibund, dessen Kern die prächtige solide Militärmacht Deutschlands sei, Frankreich und Rußland können nicht gegen den Dreibund vorgehen, ohne gleichzeitig die Interessen Englands anzugreifen; die zur Verfügung Großbritanniens stehende ungeheuere Reserve von Militär= und Flottenmacht halte mehr als das Gleichgewicht und werde dies fortdauernd thun. Der europäische Friede ruhe daher in den Händen der Genossen des Dreibundes.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 37 Seite 2]Dem Reichstag ist ein Antrag des Reichskanzlers zugegangen, die Vertagung des Reichstags bis zum 10. November d. J. auszusprechen. Bekanntlich bezweckt die Vertagung, anstatt des Schlusses der Session, daß die jetzt noch unerledigt bleibenden Arbeiten nach der Wiederaufnahme der Sitzungen an dem Punkte weiter geführt werden können, wo sie jetzt abgebrochen werden. Die Zustimmung des Reichstags ist zu jeder Vertagung, welche die Frist von 30 Tagen übersteigt, erforderlich. Da das Gesetz wegen der Unterstützung der zu den Friedensübungen eingezogenen Reservisten und Landwehrleute noch erledigt werden soll, so erfolgt die Vertagung des Reichstages erst Montag oder Dienstag. Das Gesetz bestimmt: Bedürftige Familien der Eingezogenen erhalten pro Tag die Frau im Sommer 20 Pfg., im Winter 30, ein Kind 10 Pfg.
Fürst Bismarck hat am Dienstag in Brunshausen den neuen, der "Hamburg=Amerikanischen Packetfahrt=Gesellschaft" gehörigen Schnelldampfer "Fürst Bismarck" besichtigt. An die Besichtigung hat sich ein Frühstück geschlossen.
Ueber das Befinden der Fürstin Bismarck ist man in Friedrichsruh in großer Sorge. Zu ihrem alten Leiden hat sich Atemnoth gesellt. Der Fürst kommt in Folge dessen fast garnicht mehr aus dem Haus.
An Großindustrielle verschiedener Geschäftszweige ist seitens der Reichsregierung ein vertrauliches Rundschreiben ergangen, worin dieselben aufgefordert werden, ihre Wünsche kund zu geben, um eine Hebung des Exports nach Spanien, Serbien und Rumänien kundzugeben. Es handelt sich offenbar um die Beschaffung von Material für Handelsverträge, welche mit diesen Staaten abgeschlossen werden sollen.
Der oft geäußerte Wunsch, daß die verschiedenen, im preußischen Staat bestehenden Buß= und Bettage vereinheitlicht werden möchten, wird nun endlich in Erfüllung gehen. Dem Abgeordnetenhaus ist ein Gesetzentwurf zugegangen, nach welchem die in den verschiedenen Landestheilen bestehenden Buß= und Bettage fortan nicht mehr als allgemeine Feiertage gelten und an ihrer Stelle dem Freitag nach dem letzten Trinitatis=Sonntag, als dem künftigen Landes=Buß= und Bettag, die Geltung eines allgemeinen Feiertags beigelegt wird.
Auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin wird jetzt die neue Taktik emsig studiert. Jedes Bataillons=Exerzieren begleitet eine große Kavalkade von Generälen, Generalstabs= und Stabsoffizieren. Die Compagnie ist mehr denn je ein selbständiger Truppentheil geworden. Jede Kompagnie hat ihre neue, schwarzgelbe Markierscheibe. Weite Umgehungen und Flankenangriffe sind die Seele der neuen Gefechtsweise. Die Tage der weithin blitzenden Helme dürften in Folge dessen gezählt sein. Jedem Exerzitium folgt eine lange Berathung der Suite. - Die Kavallerie führt bereits die neuen Lanzen aus gewalzten Stahlröhren.
In Magdeburg hat am Himmelfahrtstag eine polizeiliche Haussuchung bei 25 bekannten Sozialdemokraten und in der Expedition der "Volksstimme" stattgefunden. Dieselbe sollte Beweise für eine angebliche Verbindung der in Magdeburg und in den Vorstädten bestehenden sozialdemokratischen Arbeitervereine liefern. Im Anschluß daran sind sämtliche 5 Arbeitervereine und der Metallarbeiterverein polizeilich geschlossen worden.
Der Streik im rheinisch=westfälischen Kohlenrevier ist seit Mittwoch völlig erloschen. Es sind zwar etwa 1000 Mann noch nicht wieder an der Arbeit, doch diese feiern größtentheils nicht freiwillig, sondern sie sind wegen ihres Verhaltens während des Streiks von den Zechenverwaltungen nicht wieder zur Arbeit zugelassen worden. Sie können sich dafür bei ihren Führern bedanken, die am 26. April in Bochum in frivoler Weise den allgemeinen Streik proklamiert haben, ohne die Belegschaften hinter sich zu haben. Hie und da kommen die Bergarbeiter auch zur Einsicht, daß sie von Seiten ihrer Führer nichts Gutes zu erwarten haben; z. B. sind am vergangenen Sonntag in Camen die mit roten Kravatten und Schleifen geschmückten Herren von den Bergarbeitern mit blutigen Köpfen heimgeschickt worden.
Die bayerische Regierung hat einen zweiten Saatenbericht veröffentlicht, der wenigstens etwas günstiger lautet, als der vom Monat März. Danach ist in ganz Bayern die Umackerung des Wintergetreides und des Klees infolge Mäusefraßes und der Rapssaat infolge Ausfrierens nöthig. Der Graswuchs ist durch die kalte Aprilwitterung zurückgeblieben, die Aussaat des Sommergetreides und das Kartoffellegen sind dagegen günstig durchgeführt. Der Winterhopfen steht schlecht, der jüngere besser. Die Weinstöcke sind unentwickelt; die Aussichten für die Obsternte sind günstiger.
Der Vorstand der "Deutschen Ausstellung in London" erläßt an die deutsche Gelehrtenwelt folgenden Aufruf: "Deutsche Gelehrte, die bei ihrer Anwesenheit in London während der dortigen Deutschen Ausstellung 1891 Vorträge zu halten wünschen, werden gebeten, sofort ihre Anmeldungen zu Vorträgen mit Hinzufügung der Themate und Beisendung von dem einschlagenden Syllebus des Vertrages an den Director der Vorträge, "German Eschibition, London S. W." gelangen zu lassen." Dr. C. Neuhaus, Director der Vorträge. John R. Whitley, Generaldirector.
Der Großherzog von Luxemburg ist am Himmelfahrtstage zum Besuch beim Kaiser Wilhelm in Bonn eingetroffen.
Die "Post" erklärt, das von einzelnen Blättern verbreitete Gerücht von einer bevorstehenden Verlobung des Erbgroßherzogs von Luxemburg mit der Prinzessin Margarethe von Preußen stamme von auswärts, in den Berliner Hofkreisen sei nichts davon bekannt.
Die Leiche des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch ist am Mittwoch in St. Petersburg eingetroffen und daselbst auf dem Bahnhof von dem Kaiser und der Kaiserin, sowie allen übrigen Mitgliedern der kaiserlichen Familie empfangen worden. Der Kaiser und die Großfürsten trugen selbst den Sarg auf den Leichenwagen. Der Trauerzug bewegte sich durch ein Spalier von Truppen und eine große Menschenmenge nach der Peter=Pauls=Kathedrale, wo die Beisetzung der Leiche stattgefunden hat.
Der russisch=türkische Streit wegen der Passage der Meerengen hat durch das Entgegenkommen der Türkei eine unerwartet schnelle Lösung gefunden. Die Pforte wird in Zukunft alle russischen Schiffe, welche die Handelsflagge führen, die Meerenge ungehindert passieren lassen, und sich im Fall, daß die Schiffe Soldaten und Kriegsmaterial an Bord haben, damit begnügen, die russische Regierung davon zu verständigen. Die Haltung des Kommandanten v. Kavak, der die "Kostroma" angehalten hat, wird als auf einem Mißverständnisses beruhend erklärt. Die Frage der Entschädigung soll zwischen der Pforte und der Gesellschaft der Kreuzerflotte direkt geregelt werden.
Auf der Insel Zante sind während einer Prozession Unruhen gegen die Juden ausgebrochen. Die Truppen hätten auf das Volk schießen müssen; drei Personen sollen getötet, viele verwundet sein. Ein neapolitisches Blatt spricht von 7 Toten und mehr als 40 Verwundeten. Der Pöbel hat mehrere Häuser, in denen Juden wohnen, geplündert.
In Betreff der Vermögensverhältnisse des Prinzen von Wales bemerkt die "Birmingham Post": Seit Jahren wußte die Umgebung des Thronerben, daß die Ausgaben, welche ihm seine fast königlichen Pflichten in Folge des zurückgezogenen Lebens der Königin auferlegten, weit größer waren, als die ihm vom Parlament bewilligte Summe. In Folge dessen mußte der Prinz, trotz gelegentlicher Hilfe von Seiten Ihrer Majestät, anderen Beistand suchen, in einer Weise, die der Finanzwelt wohl bekannt ist, und dies in beträchtlichem Maße. Eine Zeit lang konnte der Prinz diese Verpflichtungen, welche fast 500,000 Lstrl. erreicht haben sollen, leicht tragen. Als aber vor Kurzem einer seiner Bekannten, welchem er verpflichtet war, starb und ein anderer durch die Lage des Geldmarktes empfindlich mitgenommen wurde, mußte die Lage in Erwägung gezogen werden. Unter diesen Verhältnissen soll Lord Salisbury privatim sondirt worden sein, ob das Parlament einen nicht vergessenen Prezedenzfall befolgen und dem Prinzen von Wales eine Sondersumme bewilligen würde. Alle unbefangenen Beobachter der öffentlichen Meinung mußten zu der Ueberzeugung kommen, daß davon keine Rede sein
[ => Original lesen: 1891 Nr. 37 Seite 3]könnte. Dann erst wurde der Königin die Angelegenheit unterbreitet, mit dem Resultat, wie es die "World" angiebt, daß Ihre Majestät eine große Summe aus ihren Ersparnissen hergeben wird, um den Thronerben aus allen augenblicklichen und demnächstigen Verlegenheiten zu befreien."
Anzeigen.
Holz=Auction.
Am Donnerstag, den 14. Mai cr., Vormittags 10 Uhr anfangend, sollen durch den Unterzeichneten auf dem Bürger-Schützenhofe ca. 2500 Dutz 3/4", 1", 1 1/4" und 1 1/2" föhren und grän
ebenkantige,
sowie ca. 200 Dutz.
gehobelt u. gespundete
Bretter
in öffentlicher Auction versteigert und verkauft werden.
Genaue Verzeichnisse sind vom 7. d. Mts. ab beim Unterzeichneten kostenfrei zu erhalten.
Lübeck, den 4. Mai 1891.
G. Olrogge,
beeid. Auctionator.
Verkauf einer Vollstelle.
Ich beabsichtige meine zu Gr. Mist belegene Vollstelle baldigst zu verkaufen und bitte Kaufliebhaber sich mit mir in Verbindung zu setzen; eventl. werde ich dieselbe meistbietend verkaufen und setze dazu einen Termin auf
Donnerstag, den 11. Juni d. J.
Vorm. 10 Uhr im Kruge zu Lüdersdorf an.
Bemerkt wird, daß die Stelle mit vollem und gutem Inventar versehen ist.
Gr. Mist, den 11. Mai 1891.
H. F. Ebell.
Am Tage nach Pfingsten, Dienstag, den 19. April d. J., Vormittags 10 Uhr, werde ich in meiner Wohnung folgende Gegenstände öffentlich meistbietend verkaufen:
verschiedenes Holländereigeschirr, Eimer, Rahmtiene und blecherne Milchsatten, ferner 1 Bettstelle und Leutebetten, einige Stühle und Tische und was sich sonst vorfindet.
Bechelsdorf, den 6. Mai 1891.
Wehde, Holländereipächter.
Offerten auf
Böhm. Braunkohlen,
Braunkohlen-Brikettes,
Schottische Steinkohlen,
Westphäl. Nusskohlen
empfehle ich bei Abnahme in den Monaten Mai, Juni, Juli zu äußerst billigen Preisen und nehme ich Bestellungen hierauf schon jetzt gerne entgegen.
Schönberg, im April.
C. Schwedt.
Säemaschinen verschiedener Systeme
Prima Dünger=Streumaschinen
empfehle ab Lager.
O. Köhncke, Maschinenbauer.
Ratzeburg.
Engl. u. Westf. Steinkohlen,
Böhm. Stückbraunkohlen,
Harbker Salon-Briketts
Sommerlieferung, empfehle billigstens
F. Heitmann.
Weissen gebleichten
Calmus
kaufen
P. F. Lange & Knuth,
Lübeck, Mengstraße.
Bei vorkommendem Bedarf empfiehlt
Milcheimer, Wassereimer emalirt und lakiert, Toiletteneimer, sehr starke verzinkte Eimer billigst, Dampfkessel mit kupfernem Sieb, Wringmaschinen, Wäscheklammern aus Metall, Badewannen, Petroleumkocher in Rund- und Flachbrenner bester Qualität, Kaffemühlen, Reibemaschinen, Mörser, Drahtspeiseglocken, Messerkörbe, Geldkörbe mit u. ohne Schloss in verschiedenen Grössen, Kaffeebretter u. Brodkörbe fein lakirt u. in Nickel, sehr haltbar, Briefkasten, Toilettenkasten u. Giesskannen, Kuchenformen, emalirte Kochtöpfe, Kessel, Spühlwannen, Kaffeekannen, Schüssel, Wasserkannen, Waschschüssel, Nachtgeschirre, Bratpfannen, Tassen, Trichter in gr. Auswahl ferner: Botanisirtrommel und Broddosen, Gebäckkasten u. Dokumentenkasten, Thee-, Ess- und Vorlegelöffel in bester Composition mit Stahleinlage u. in Nickel, Hack- und Wiegemesser, Küchenmesser, Gurkenhobel, Milchtransportkannen u. s. w.
in sehr guter Waare
ganz ergebenst
W. Wieschendorf,
Klempner.
17 Regier.-Empfehl. in 1/2 Jahr. |
Prof. Dr. Thomés Flora |
von Deutschland, Oesterreich-Ungarn und der Schweiz. 4 Bde. mit 616 vorzügl. Farbendrucktafeln nebst erklärendem Text. Auch in 45 Lieferungen à 1 Mk. zu beziehen. Band 1 oder Lieferung I kann von jeder soliden Buchhandlung zur Ansicht vorgelegt werden. Auf Wunsch monatliche Ratenzahlungen.
--------------------
Auszeichnungen: 2 goldene Medaillen, 1 silberne sowie 2 Ehrendiplome.
------------~~~~~~~~~~~~~-----------
Probelieferung mit Prospeckt gratis.
Gera-Untermhaus.
Fr. Eugen Köhler's
Verlagsbuchhandlung.
Mache hierdurch die Anzeige, daß ich von jetzt an kräftigen Blumenkohl, Sommer- und Winter-Kohlpflanzen nebst verschiedenen Blumenpflanzen, sowie später Sellerie, Porro, wirsig, rosen, braunen und rothen Kohl, Oberkohlrabi, Steckrüben, rothe Beet u. Runkelrüben empfehle.
H. Brüchmann.
Holsteiner Käse
in feinster Waare, in Broden à Pfd. 19 Pfg., ausgewogen à Pfd. 22 Pfg.
Lübecker Braunbier
auf Gebinden und Flaschen à Gebinde Mk. 1,20.
ff. Doppel Malz-Bier
à Flasche 12 Pfg.
Hell u. dunkel Lager-Bier
bei Abnahme von 10 Flaschen 90 Pfg.
empfiehlt
Max C. Sass.
Prachtvolle Grabkränze u. =Kreuze
von Blech mit Porzellan=Blumen empfiehlt in reicher Auswahl
W. Wieschendorf,
Klempner.
Einige gut besetzte
Krainer Bienenstöcke
sind billig zu verkaufen, zu 15 M. pr. Stock
bei Gastwirth Sterly.
Selmsdorf.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 37 Seite 4]Am 1. Pfingsttage:
Grosses Concert
im Garten des Herrn Gastwirth J. Boye, wozu zu recht zahlreichem Besuch ergebenst einladen
die Vereinsmusiker.
Anfang Nachmittags 4 Uhr.
Entrée à Person 30 Pfg.
Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im großen Saale statt.
Schönberg, den 11. Mai 1891.
Zu dem am 2. Pfingsttage im Saale des Herrn Joh. Krüger stattfindenden
Gr. Gesellen-Ball
wird hierdurch ganz ergebenst eingeladen.
Anfang Abends präcise 7 1/2 Uhr.
Zum
Scheiben-Schiessen
am 2. u. 3. Pfingsttage
nach werthvollen Gewinnen ladet freundlichst ein
Demern. H. Tretow.
Die Tanzmusik findet am 2. Pfingsttag statt.
Am 2. Pfingsttage und am Tage nach Pfingsten wird bei mir ein
Scheiben-Schiessen
stattfinden, wozu ich hierdurch ergebenst einlade.
Als Gewinne werden verschossen: Silbersachen, Möbeln und einige Krainer Bienenstöcke.
Ein Satz von 3 Schüssen kostet 1 Mark.
Gastwirth Sterly.
Selmsdorf.
Thierschau
und
Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen
und Geräthe, Producte und industrieller
Landeserzeugnisse in Ratzeburg am
Donnerstag den 18. Juni 1891.
veranstaltet vom
St. Georgsberger landwirthschaftlichen Verein.
Die Mitglieder der
Selmsdorfer Todtenlade
werden ersucht, zur Generalversammlung
am Dienstag, den 19. Mai 1891
Alle zu erscheinen, da andere Bestimmungen getroffen werden müssen.
Anfang Vormittags 8 Uhr.
Der Vorstand.
Eiserne Gartenmöbel
als: Bank= und Tischfüße, Stühle, fertige Bänke
empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.
Bestellungen auf
Harbker Brikets und
Böhm. Braunkohlen
per Sommerlieferung erbittet
A. Zander.
Wegen Verkleinerung des Lager verkaufe ich eine große Auswahl
Grabkreuze
zu Einkaufspreisen.
C. Schwedt.
Nur Geldgewinne.
Ziehung 20. Mai 1891.
Ankauf gesetzl. gestattet.
Stadt Barletta-Loose
Haupttr. Fr. 2 Millionen, 1 Mill., 500 000, 400 000, 200 000, 100 000 50 000 etc. Pr. 90 M. Monatl. Einz. auf ein ganzes Loos M. 5.-
30 Pfg. Porto a. Nachn. Gewinnl. franco=gratis. Aufträge umgehend erbeten. Agentur
F. Stroetzel, Konstanz.
Jedes Loos gewinnt.
zu Mk. 2, 2,50, 3, 4,50, 5,50, 6,50, 8, 10, 12, 15, 18, 20, 25, 30
in guter Qualität empfiehlt
H. Brüchmann.
Großer Verdienst
oder Nebenverdienst von 3-4000 Mark jährlich für gewandte Personen jeden Standes (auch Frauen) und an allen Orten durch den Verkauf von im ganzen Deutschen Reiche gesetzlich gestatteter und zu spielen erlaubter einzelner Staatsloose gegen Monatszahlung. Dieselben haben jährlich 6 Ziehungen mit Haupttreffer von 3x600 000 und 3x300 000 Fr. monatlicher Einzahlung von 5 Mk.
Offerten sind an die Administration "Controleur" Konstanz einzureichen.
Wunderbar ist der Erfolg
Sommersprossen, unreiner Teint, gelbe Flecke etc. verschwinden unbedingt beim täglichen Gebrauch von:
Bergmann's Lilienmilch-Seife
von Bergmann & Co. in Dresden.
Vorräthig à Stück 50 Pfg. bei Apotheker Montag.
Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann, Bandagist.
Louise Krohn
Heinrich Jensen
Verlobte.
Schönberg i/M. Niendorf bei Zarpen.
Für die Glückwünsche zu unserem Hochzeitstage sagen wir besten Dank.
Hamburg, den 10. Mai 1891.
Johannes Flor u. Frau,
Meta geb. Ollrogge.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Einem Theil unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect des Norddeutschen Versandhauses von Fritz König in Hildesheim bei.
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 37 Seite 5]Beilage
zu Nr. 37 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 12. Mai 1891.
Das Scheitern der russischen Anleihe.
Die europäischen Geldmärkte stehen unter dem Eindruck eines wichtigen Ereignisses. Der ewig geldbedürftige russische Finanzminister v. Wyschnegradski hatte die Absicht, den "faulen Westen" wieder einmal mit einer Anleihe zu beglücken, bei der es sich um 3%ige Titres im Betrag von 600 Millionen Franks handelte, aber dieses Vorhaben ist, wie heute feststeht, gescheitert. Die offizielle Meldung spricht allerdings nur von einer Vertagung, aber diese höfliche Redeform kann nicht darüber täuschen, daß in Wahrheit das Projekt der Anleihe, wenigstens in diesem Augenblick, als vereitelt anzusehen ist. Da die Gruppe, mit welche Herr v. Wyschnegradski in den letzten Jahren seine Geschäfte abgeschlossen hat, durch die Finanz=Katastrophen in London und Paris zum Abschluß von Geschäften großen Styls unfähig geworden ist, hat sich der russische Finanzminister diesmal an das Pariser Haus Rothschild gewendet, welches Anfangs auch geneigt war, die Anleihe in Verbindung mit der Diskontogesellschaft, dem Haus Bleichröder und dem Haus Mendelssohn in Berlin zu übernehmen. Der Vertrag war bereits unterzeichnet, der Uebernahmskurs mit 81% fixiert und die Emission sollte Anfangs Mai zum Kurs vom 84% erfolgen - da trat auf einmal ein jäher Umschlag ein. Das Haus Rothschild hat sich zurückgezogen und Herr v. Wyschnegradski ist außer Stand, sein sauber gedrucktes Papier gegen klingende Münze an den Mann zu bringen. Die Finanzwelt wundert sich weniger darüber, daß dem Baron v. Rothschild das Geschäft plötzlich wieder leid geworden ist, als daß er überhaupt daran gedacht hat, angesichts der äußeren und inneren Verhältnisse Rußlands eine Anleihe zum Kurs von 84% dem französischen und deutschen Publikum anzubieten, da diese Bewerthung russischer Titres jeder rationellen Grundlage entbehrt. So einleuchtend der Schritt des Hauses Rothschild unter den obwaltenden Umständen ist, so hat er doch auf den europäischen Geldmärkten eine große Verstimmung hervorgerufen. In London ist die Meldung über das Scheitern der russischen Anleihe mit großem Ernst aufgenommen worden, ein Gefühl des allgemeinen Unbehagens beherrschte am vergangenen Mittwoch die City, als stünde sie abermals am Vorabend großer, aber unliebsamer Ereignisse. Der Druck wurde noch dadurch verstärkt, daß eine Erhöhung des Bankdiskonts als unvermeidlich erachtet wurde. Auch in Berlin hat das Geschäft unter dem üblen Eindruck der Nachricht gelitten. Der Kurs des Papier=Rubel ist seit dem Ende der vorigen Woche um 3 Mark und der Kurs der 4%igen russischen Anleihe um mehrere Prozent gesunken. Am schlimmsten sieht es jedoch in Paris aus, da der französische Markt mit fremden Werthen überladen ist und insbesondere die russischen Werthe einen Kurs erlangt hatten, der durch die Verhältnisse dieses Reiches nicht entfernt gerechtfertigt ist.
Die Gründe, welche das Haus Rothschild bewogen haben, sein Wort im letzten Augenblick zuückzuziehen, sind wohl keineswegs allein finanzpolitischer Natur, sondern es ist anzunehmen, daß die Judenfrage eine nicht minder wichtige Rolle bei der Sache gespielt hat. Als vor etwa drei Monaten über die neue Anleihe verhandelt wurde, brachte der Londoner Baron Rothschild die Frage der Judenausweisungen zur Sprache. Diese Frage ist gerade für England von allergrößter Bedeutung, da schon bis heute gegen 20 000 südrussische und polnische Juden in England sind, lauter gänzlich mittellose und in Folge ihrer jammervollen pekuniären Lage auch verwahrloste Individuen, die, in der Nothlage irgend etwas zu ergreifen, um sich durchzubringen, vielfach zu den allerbedenklichsten Erwerbszweigen gegriffen haben. Die mächtige und angesehene Judenschaft fürchtet nicht ohne Grund, daß ein weiteres Anwachsen dieser Einwandererschar antisemitische Bewegungen nach sich ziehen könnte und ist daher bemüht, um jeden Preis die Auswanderer von England fernzuhalten und, wenn irgend denkbar, in Rußland Zustände herbeizuführen, die es den russischen Juden ermöglichen, in ihrer Heimat zu bleiben. Da nun trotz der bündigen Versprechungen Wyschnegradski's die Verhältnisse sich eher verschlechtert als verbessert haben und der Strom der Auswanderer von Woche zu Woche anwächst, hat man beschlossen, Ernst zu machen. Die durch den ebenfalls höchst bedenklichen südfranzösischen Antisemitismus geängstigten Pariser Häuser haben sich der Londoner Führung angeschlossen und so hat Rußland die ganze Stärke der Kapitalmacht zu fühlen bekommen, die es durch seine jüngsten Maßregeln herausgefordert hat.
- Schönberg. In der Präve'schen Kunst= und Handelsgärtnerei entstand in der Nacht zum 7. Mai ein Feuer, durch welches fast sämmtliche in einem Treibhause befindlichen Pflanzen, darunter kostbare Exemplare im Werth von 75 M., verdorben sind. Das Feuer wurde erst am Morgen von der Mutter des Besitzers bemerkt. Der angerichtete Schaden beläuft sich auf über 400 M. und ist von der Aachen und Münchener Feuer=Versicherungsgesellschaft zu tragen. Die Entstehung des Feuers wird auf einen vermuthlich beschädigten Heizkanal zurückgeführt.
- Schönberg. In Demern fand man am Sonntag Morgen eine rothe Fahne mit der Inschrift: "Kundgebung für achtstündige Arbeitszeit" auf einen zur dortigen Pachtung gehörigen Zaun an der Dorfstraße gesteckt vor. Der Amtsrath Wicke ließ dieselbe sofort entfernen. In Schaddingsdorf fand man um dieselbe Zeit ebenfalls eine rothe Fahne. Dieselbe wurde in der Nacht vom Sonntag auf Montag wiederum entfernt.
- Schönberg. Am 6. Mai wurde die Schulzenstelle in Pogetz, unweit Carlow, auf 12 Jahre an einen Becker aus Carlow gegen eine jährliche Pachtentschädigung von 1500 Mark verpachtet. Der Pächter hat außerdem eine Abgabe an die Kammer von ca. 100 Scheffeln Roggen jährlich zu leisten, auch ist er verpflichtet, alle auf der Stelle ruhenden Steuern zu entrichten. Die Stelle ist ca. 22 000 Quadratruthen groß.
- Am Mittwoch ist der deutsche Kronprinz in sein zehntes Lebensjahr getreten.
- Bismarck als Dichter. Der deutsch=amerikanische Dichter Major Carl Brand zu Bellevielle im Staate Illinois hat den Fürsten Bismarck telegraphisch zu dessen 76. Geburtstag in Versen beglückwünscht, und Fürst Bismarck hat in Versen geantwortet. Gratulation und Antwort lauten:
Kühner Zwietrachts=Geist=Bezwinger,
Unsrer Einheit Macht=Erringer,
Deutscher Einheit stark und fest -
Bellevielle heut' Dich grüßen läßt!
Heldengreis, den jeder ehrt,
Dem ein deutsches Herz bescheert,
Mög' noch lang' des Himmels Hand
Erhalten Dich dem Vaterland!
Im Namen Vieler, Major Karl Brand.
Darauf erfolgte die Antwort:
Besten Dank, mein lieber Brand,
Für den Gruß, den Sie gesandt;
Ihre Stimme, - fern, doch stark,
Rührte tief mich
Bis (in's) marck.
- Auf den Tod Moltkes ist bereits eine Medaille in der Größe eines Zweimarkstückes erschienen, welche im Avers das Bildniß des Feldmarschalls trägt. Auf der Rückseite steht das Geburts= und Todesdatum mit der Unterschrift: "Er ruhet von seiner Arbeit, aber seine Werke folgen ihm nach." Eine größere Medaille in Fünfmarkstückgröße und eine in der Große von 6 Centimeter erscheinen in Kürze. Dieselben sind in der Berliner Medaillen=Münze Otto Oertel, Gollnowstraße 11a, hergestellt.
- Ein Dienstmann, der dem Fürsten Karl
[ => Original lesen: 1891 Nr. 37 Seite 6]Liechtenstein 2000 fl. geliehen hatte und diese trotz ehrenwörtlicher Verpflichtung des Fürsten und wiederholter Mahnung nicht zurückerhalten konnte, hat durch einen Advokaten Strafanzeige erstatten lassen. Der Fürst hatte dem Dienstmann verschwiegen, daß er unter Kuratel steht, wodurch sich Letzterer für betrogen erachtet.
- In Heide (Dithmarschen) wurde ein bekannter Führer der Sozialdemokraten verhaftet. Der Verhaftete hat Gelder unterschlagen, die ihm als Beiträge für die Hauptkasse aus Arbeiterkreisen zugegangen waren.
- In Bremen grassiert die ägyptische Augenkrankheit in bedenklichem Maaß, 2000 Schulkinder sind erkrankt und fünf Volksschulen sind auf Anordnung der Medizinalbehörde geschlossen worden.
- Gesegneter Durst. Wie dem "Oberschl. Anz." aus Laurahütte gemeldet wird, kamen am letzten Löhnungstage acht Zimmerhäuer einer Grube bei Laurahütte in ein Gasthaus zu Bittkow. Sie setzten sich früh um 10 Uhr hin und hatten, als die Feierabendstunde schlug, 8 Achtel, sage und schreibe "acht Achtel Bier" geleert und nebenbei zur Stärkung jeder ein Pfund Preßwurst gegessen. Und da reden, wie das genannte oberschlesische Blatt meint, die Leute noch von schlechtem Verdienst.
- Aus Metz wird gemeldet: Am Donnerstag früh wurde der Oberstlieutenant Prager vom königlich sächsischen Fußartillerie=Regiment Nr. 12 ermordet im Bette vorgefunden. Der Ermordete zeigte eine tiefe, bis auf das Rückgrat gehende Schnittwunde am Halse, neben ihm im Bette fand sich ein abgebrochener Hammer vor. Offenbar ist der Offizier, ein Junggeselle, in der Nacht überfallen, nach einiger Gegenwehr durch Hammerschläge auf den Kopf betäubt und dann durch den Schnitt in die Kehle getötet. Die gerichtliche Untersuchung ist sofort eröffnet, die Thäter sind unbekannt, die Umstände lassen auf einen Raubmord schließen.
- Die Errichtung einer Leichenverbrennungsanstalt auf dem Friedhofe zu Heidelberg ist nunmehr beschlossene Sache. Die Gesammtkosten stellen sich auf 44 000 Mk., von denen bereits 39 900 Mk. durch Antheilscheine aufgebracht sind. Der Platz auf dem Friedhofe wurde von der Stadt kostenfrei hergegeben, auch ist die Stadtverwaltung bereit, später den Betrieb zu übernehmen.
- Das Reichsentrepôt der Marinewerft bei Rotterdam brannte mit seinem reichen Vorrath an Tabak, Zucker, Spirituosen, Wein und Holz im Werte von 1/4 bis 1/2 Millionen Gulden vollständig nieder. Obwohl die ganze Feuerwehr anwesend war, konnte nichts gerettet werden.
- Ein bedauernswerther Unglücksfall ereignete sich Mittwoch Morgen 8 Uhr in der Nähe der Dynamitfabrik Krümmel bei Geesthacht. Der Gehülfe des Fährmanns Tespe, welcher die Passagiere von der hannöverschen Seite an das diesseitige Ufer befördert hatte, stieß beim Zurückfahren mit der eisernen Spitze seines Stakens gegen ein thönernes Abflußrohr aus der Dynamitfabrik, in welchem sich jedenfalls Reste von Nitroglycerin befanden. Es erfolgte eine gewaltige Explosion, durch welche der Kahn zertrümmert und der etwa 20jährige junge Mann, Namens Johann Gampfer, getödtet wurde. Die übel zugerichtete Leiche ist Nachmittags aufgefunden worden. Wie es heißt, war es schon längst die Absicht, die Stelle, wo die Abflußrohr der Fabrik in die Elbe münden, mit einer Einfriedigung zu versehen; hoffentlich wird dieses nun geschehen.
- In dem überfüllten Theater in Nantes (Frankreich) ist die Galerie eingestürzt. 50 Personen wurden verwundet.
- Wie aus Paris gemeldet wird, erklärte Baron Hirsch, welcher beschlossen hat, die aus Rußland auswandernden Juden in Amerika anzusiedeln, einem Berichterstatter des "Newyork Herold", daß die erste Kolonie in Argentinien angelegt werden soll, weil die dorthin gesandte Kommission ausgezeichnetes Ackerland gefunden habe; 400 Familien seien bereits in Argentinien als Ackerbauer angesiedelt und gedeihen gut; kein Geld werde für Handel gegeben. Im ersten Jahr sollen 1000, im zweiten 2000 und sofort bis 10 000 hingesandt werden. Sie werden zuerst Unterstützungen erhalten, aber man werde natürlich versuchen, sie sobald als möglich selbständig zu machen. Man habe zuerst an die Ver. Staaten gedacht, allein dort seien schon genug Juden. Die Verfolgung der Juden in Rußland sei das Werk des Synods, dessen Chef (Pobedonoszew) dem Czaren gesagt habe: "Sie haben 5 Mill. Juden und 85 Mill. orthodoxe Unterthanen. Die Einen oder die Anderen müssen gehen." So wurden die Juden grausam aus allen Gewerben vertrieben, so müssen Tausende und Tausende in tiefstem Elende hungern - ein Zustand, wie er anderswo als in Rußland nicht vorkommen könnte. Die russische Regierung wolle die Juden nur über die Grenze schaffen, nicht aber die Ueberfahrt bezahlen, weshalb das Passagegeld in den Ausgaben über den Kolonisationsplan einen bedeutenden Theil ausmachen werde. Er werde wahrscheinlich an sein Geld für diese Bewegung hingeben, aber was helfe schließlich Geld, wenn man damit nichts Gutes anfange. (Nach der "Pall Mall Gazette" will Baron Hirsch für seinen Plan 75 Mill. Franks anwenden.)
- Das Handelshaus Kolodkin in Moskau empfing vorige Woche ein Packet von dem Juwelenhändler Taube in Paris. Das Packet, in dem sich für 115 000 Franks Diamanten befinden sollten, kam unversehrt und mit unverletzten Siegeln an, aber die Edelsteine fehlten. Allem Anscheine nach sind sie unterwegs gestohlen worden.
- Erschöpfung des englischen Kohlenvorrathes. Englische Gelehrte und Nationalökonomen sind der Ansicht, daß, wenn die englischen Kohlenbergwerke erschöpft sind, es auch mit Englands Suprematie auf industriellem Gebiet zu Ende ist. Wann dürfte dieser Zeitpunkt eintreten? Schon Professor Jerons und John Stuart Mill schenkten dieser Frage eingehende Beachtung, um schließlich zu dem Resultat zu kommen, daß der Kohlenreichthum des Landes nur noch 110 Jahre anhalten dürfte. Darf man den Aussagen des Minen =Ingenieurs Rhodes Glauben schenken, welcher dieser vor dem Comitè der projectirten neuen Eisenbahn zwischen Süd=Yorkshire und der englischen Metropole ablegte, so befinden sich heute zwischen Barnley und Nottingham im Umkreis von 4 Meilen 4 513 000 000 Tons Kohlen. Selbst diese ungeheure Menge erreicht jedoch, wenn der gegenwärtige Konsum auch in Zukunft anhält, in 150 Jahren ihr Ende. Und dann?
- Einen neuen Zweig weiblicher Industrie hat eine junge Dame in Chicago entdeckt. Dieselbe macht in den Zeitungen bekannt, daß sie "jungen Herren, welche sich in Gesellschaft des schönen Geschlechts unsicher fühlen und schüchtern sind, Unterricht in der Etikette und der Art und Weise, wie mit Damen zu verkehren ist, ertheilt. Rathschläge an Liebhaber und solche, die es werden wollen, sind extra zu honoriren." Wie es heißt, hat sie sich eines starken Zuspruchs zu erfreuen.
- Wie streng die Temperenzler in einzelnen Staaten Nordamerikas die Verletzung des Prohibitionsgesetzes ahnden, mag folgender Fall beweisen: Der Wirth Geo. F. Riebling in Norwich war überführt worden, mit Verletzung des Prohibitionsgesetzes in 750 Fällen geistige Getränke verkauft zu haben, und das Gericht verurtheilte ihn zur Zahlung von 8000 Doll. Da er diese Summe nicht aufbringen konnte, so wurde die Geldstrafe in Gefängnißstrafe umgewandelt, welche 61 Jahre, 7 Monate und 20 Tage dauern soll! Der Unglückliche befindet sich bereits im Korrektionshaus in Rutland, wo man ihn mit Marmorschleifen beschäftigt. Im Fall er nicht begnadigt wird, hat er nicht die geringste Aussicht, das Gefängniß je wieder zu verlassen.
- Man ist so daran gewöhnt, von jedem wichtigen Ereigniß, in welchem Welttheil es sich auch zutragen mag, nach wenigen Stunden unterrichtet zu werden, daß man sich kaum noch eine Vorstellung davon machen kann, wie es zur Zeit unserer Väter war. Napoleon I. starb bekanntlich am 5. Mai 1821 auf St. Helena. Die erste Kunde von diesem Ereigniß war in der "Breslauer Ztg." am 18. Juli zu lesen! An diesem Tag fand sich auf der zweiten Seite des Blattes unter der Rubrik England folgende Notiz: "London, vom 6. Juli. Bonaparte ist nicht mehr! Er starb am Sonnabend, den 5. Mai, um 6 Uhr Abends". Die Nachricht brauchte also 74 Tage, um von St. Helena nach Breslau zu kommen. Aus London gelangten die Nachrichten nach 12 Tagen nach Breslau.
|