[ => Original lesen: 1891 Nr. 27 Seite 1] Nr. 3 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1891 enthält in der
II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betr. Abänderung der Postordnung.
(2.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Februar 1891.
(3.) Bekanntmachung, betr. die zur Abstempelung von Spielkarten befugten Zoll= und Steuerstellen.
(4.) Bekanntmachung, betr. den Lehrer=Feuerversicherungsverein für Schleswig=Holstein etc.
(5.) Bekanntmachung, betr. die Postwerthzeichen älterer Art.
(6.) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postpacketen ohne Werthangabe nach Marocco.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.
Bei dem am Abend im Rathhause zu Lübeck stattgehabten Festbankett brachte Bürgermeister Dr. Behn einen Toast auf den Kaiser aus. In Erwiderung desselben sprach der Kaiser seinen Dank für den herzlichen Empfang aus, der ihn tief bewegt habe. Aus den Mauern Lübecks wehe ihm ein deutscher Geist entgegen, es sei alle Zeit das Bestreben der Stadt gewesen, dem Vaterlande zu nützen schon der Name Hansa erfülle jeden Deutschen mit Stolz auf die Macht, welche durch Lübecks Einsicht und Thatkraft dem deutschen Namen in der Fremde hohes Ansehen verschafft habe. Lübecks Flotte habe die Seeräuber niedergekämpft und der Handelsschiffahrt einen sicheren Hafen geöffnet. Sein Stadtrecht habe einen bedeutenden Ruf genossen und geistig sei Lübeck damals auf der Höhe gewesen, ein festes Bollwerk der Reformation. Treue vaterländische Gesinnung habe die Bürgerschaft an Preußen und das Reich geschlossen, er trinke das Glas auf die ehrwürdige Hansastadt, auf die Bürgerschaft, auf den Senat und den Bürgermeister. - Abends 10 Uhr traf der Kaiser mit dem Prinzen Heinrich und dem Grafen Moltke in Travemünde ein. Das übrige Gefolge blieb in Lübeck. Der Kaiser betrachtete die feenhaft erleuchtete Bucht und war noch lange im Gespräch mit seinem Bruder am Fenster des Salonwagens zu erblicken. Graf Moltke machte bereits am Donnerstag früh 6 Uhr einen Spaziergang. Der Kaiser war in vortrefflicher Laune. Sechs kleine Mädchen waren zur Begrüßung aufgestellt; eines bot dem Kaiser einen Blumenstrauß nebst einem Gedicht dar. Der Kaiser nahm die Blumenspende in Empfang, nicht ohne sich vorher zu vergewissern, ob er sie auch mitnehmen dürfte. Unter den Jubelrufen der Bevölkerung ging die Fahrt nach dem Aviso "Greif." An der Landungsbrücke empfing den Kaiser der Bürgermeister Dr. Behn nebst den Senatoren Kulentkamp und Rittscher, welche nach Travemünde gekommen waren. Um 8 1/2 Uhr setzte sich der "Greif", mit dem Kaiser in Admiralsuniform an Bord in Bewegung, begleitet von drei Torpedobooten. An Bord befanden sich auch Vizeadmiral Freiherr v. d. Goltz und Contreadmiral Karcher.
Kaiser Wilhelm traf am Donnerstag mit dem Prinzen Heinrich und dem commandirenden Admiral um 7 Uhr auf der "Carola", in deren Begleitung sich der "Greif" und 3 Kanonenboote befanden, in Kiel ein. Die Schiffe salutirten, die Mannschaften der "Carola" paradirten in den Raaen, als der Kaiser das Kaiserboot bestieg. Beim Einlaufen in den Hafen wurde die Kaiserstandarte von dem "Blücher" salutirt. Der Kaiser fuhr mit dem Kaiserboot zur Gefionbrücke und begab sich mit dem Prinzen Heinrich nach dem Schloß. Tausende erwarteten am Hafen die Ankunft des Kaisers und begrüßten den Ankommenden mit Hochrufen.
Am Donnerstag Abend gegen 1 1/2 Uhr ließ der Kaiser bei Insichtkommen der "Carola" sechs Brieftauben mit der Nachricht an die Königin von Sachsen, als Taufpatin der "Carola", vom " Greif" aus abgehen.
Ueber die Reisepläne S. M. des Kaisers meldet die Berliner "Post" jetzt, was folgt: Bei der Reise nach England ist nur der Besuch in Windsor und London beabsichtigt; daran schließt sich ein Ausflug nach Schottland. Von da soll die Reise nach dem Nordcap unternommen werden.
Der "Reichsanzeiger" schreibt: Nachdem schon seit langer Zeit Erwägungen über eine anderweitige Regelung der Verwaltung des beschlagnahmten Vermögens der vormaligen hannoverschen Königsfamilie stattgefunden haben, hat das Staatsministerium nunmehr beschlossen, dem Landtag in der nächsten Session einen Gesetzentwurf vorzulegen, der für die Dauer der Beschlagnahme nähere Bestimmungen über die Verwendung der Revenuen des Vermögens und über deren Controlle trifft.
Die "Hamburger Nachrichten" bemerken in einem Artikel zum Geburtstage des Fürsten, daß die Gegensätze, in denen sich der Fürst mit der gegenwärtigen Regierung befinden sollte, in Wahrheit nicht bestehen und bestanden haben, am wenigsten in dem behaupteten Maße. Die Ueberzeugung, daß Fürst Bismark ein viel zu großer Patriot sei, dem Reiche, das er geschaffen hat, oder dessen Regierung Schwierigkeiten zu bereiten, greift den Bemühungen der Gegner zum Trotz immer weiter um sich, und erzeugt überall das Bewußtsein, daß keine Schatten schweben, welche die Eventualitäten der Zukunft schädlich zu beeinflussen geeignet wäre.
Graf von Moltke wurde in Anbetracht seines regen Eifers für die Fortentwicklung der Marine à la suite des 1 Seebataillons gestellt.
In unterrichteten Kreisen in Berlin will man wissen, daß Graf Waldersee nicht lange kommandirender General in Altona bleiben, sondern später als Statthalter nach Straßburg kommen werde.
Wie am Mittwoch in Lübeck verlautete, nahm der Kaiser das Abschiedsgesuch des Admirals Freiherrn v. d. Goltz nicht an, wie er auch schon im Herbst ein solches nicht genehmigt hat.
Der preußische Gesandte am Münchener Hof, Graf Rantzau, hat sich am Dienstag in feierlicher Audienz vom Prinzregenten verabschiedet. Er ist
[ => Original lesen: 1891 Nr. 27 Seite 2]dabei vom Prinzregenten durch Verleihung des Großkreuzes des Verdienstordens vom heiligen Michael ausgezeichnet worden.
In Bezug auf den augenblicklichen Stand der deutsch=österreichischen Handels=Vertragsverhandlungen sagt das offiziöse "Wiener Fremdenblatt" Folgendes: Nach mehrtägiger Pause hat heute (31. März) eine Sitzung stattgefunden. Die günstige Stimmung, welche in den deutschen Regierungskreisen herrscht, läßt also unzweifelhaft erscheinen, daß die Verhandlungen jetzt ohne weitere Fährlichkeiten einen günstigen Verlauf nehmen werden. Wohl dürfte es bei der Redaktion des Vertrages noch zu eingehenden Debatten kommen, aber über Größe und Umfang der beiderseitigen Conzessionen dürften alle Schwierigkeiten überwunden werden.
Ein officiöses Telegramm aus Petersburg bringt in auffälliger Form die Meldung, daß die Gemahlin des Großfürsten Constantin Constantinowitsch, Großfürstin Elisabeth Mawrikijewna, am Mittwoch Abend mit ihren Söhnen in das Ausland abgereist ist. Kürzlich war in den Blättern die Rede davon, daß die Großfürstin Elisabeth Mawrikijewna, die eine Tochter des Prinzen von S.=Altenburg ist, gleich der Großfürstin Sergius, zum orthodoxen Glauben übertreten werde, aber ein alsbald in Berlin veröffentlichtes, ersichtlich von Altenburg ausgegangenes kategorisches Dementi ließ keinen Zweifel darüber, daß die Großfürstin entschlossen ist, dem protestantischen Glauben, für den ihre Väter Thron und Leben eingesetzt haben, treu zu bleiben. Es hat nun den Anschein, als ob die plötzliche Abreise der Großfürstin mit ihren Kindern mit jener Erklärung in Zusammenhang stände.
Die beiden Prinzen Victor und Louis Napoleon sind mit der Prinzessin Lätitia am Mittwoch in San Remo eingetroffen und dort von der früheren Kaiserin Eugenie am Bahnhofe empfangen worden.
Die Familienangehörigen des Prinzen Jerome Napoleon sind am Dienstag Abend in Moncalieri versammelt gewesen und haben den Prinzen Victor als Familienoberhaupt anerkannt. Das Testament des verstorbenen Prinzen soll nach einer Verständigung mit den Gerichtsvollstreckern veröffentlicht werden. Nun wird auch wohl ein Manifest des Prinzen Victor an das französische Volk nicht lange auf sich warten lassen.
Die Agence Balcanique bestätigt, daß Prinz Ferdinand von Bulgarien und seine Mutter Prinzessin Clementine kürzlich mit dem Poststempel Sofia versehene Briefe erhielten, in welchen ihnen der Tod angedroht wird, wenn sie nicht das Land sofort verließen. Aehnliche Drohbriefe wurden an den Minister des Aeußeren Grekoff gesandt. Die Untersuchung betreffend die Ermordung Veltschew's wird eifrig fortgesetzt, hat jedoch bis jetzt noch nichts Positives ergeben.
Die bulgarische Regierung soll sich jetzt im Besitz von Beweisen befinden, daß es sich bei den neuesten Vorgängen in Sofia um ein sorgfältig vorbereitetes und weitverzweigtes Komplott handle, welches die Ermordung der Minister Stambulow, Ziskiow und Grekow bezweckt habe. Die Hauptsitze des Komplotts sollen sich in Constantinopel und Belgrad befinden. Verschiedene Mitglieder der russophilen Partei in Sofia sollen mit dem Complott zu thun haben. Die Untersuchung wird eifrig fortgesetzt und täglich werden in Sofia neue Verhaftungen vorgenommen, doch sind auch schon einige der Verhafteten wieder freigelassen worden. Auch türkische Regierung hat in Constantinopel verschiedene Verhaftungen vornehmen lassen.
Gegenüber laut gewordenen Beschuldigungen, daß die Officiere der südwestafrikanischen Schutztruppe mit einem angekauften Store der Colonialgesellschaft einen schwunghaften Handel trieben, erklärt der Reichsanzeiger, es sei mit Einverständniß der Regierung geschehen, daß die Verwaltung der Schutztruppe Waarenvorräthe erworben habe, um den direkten Bezug des Bedarfs von den Eingeborenen zu ermöglichen. Hingegen haben die Truppen niemals Kleiderstoffe, Spirituosen und Munition verkauft, überhaupt Lebensmittel nur abgegeben, wenn den Käufern unverschuldet ihr Vorrath ausgegangen war. Branntwein hatte die Truppe weder im Magazin noch in der Kantine.
Ueber die Expedition des Majors v. Wißmann nach dem Kilimandscharo bringt das "Colonialblatt" folgende Mittheilung: Nach hier eingegangenen Berichten des Majors von Wißmann war derselbe am 20. d. J. in Masinde, dem wichtigsten Punkte der Karawanenstraße von Kilimandscharo, eingetroffen. Die in Masinde erbaute Station ist mit 300 Mann besetzt. Simbodja, der Häuptling des Landes, versprach dem Chef der Station, im Bedarfsfalle 500 Mann Bewaffnete zu stellen. Aufgabe der Station ist es, für die Sicherheit der Karawanenstraße Sorge zu tragen. Am 22. Januar traf der Chef der Kilimandscharo=Station, v. Eltz, welcher zur Berichterstattung nach der Küste berufen war, in Maside ein und meldete, daß die Straße über das Pare=Gebirge durch erneute Verwüstungen von Massais und Bewohnern von Arischa ungangbar gemacht sei.
Die Kölnische Zeitung schreibt: Nach Briefen, welche aus Sansibar eingetroffen sind, kam die erste Elfenbeinsendung von Emin Pascha etwa 300 Frasilas im Werthe von 80 000 Mark in Bagamoyo an.
Anzeigen.
Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz.
Nach den in der letzten Generalversammlung stattgefundenen Wahlen werden die Districte des Vereins von nachstehenden Herren vertreten:
I. District: Grevesmühlen=Ratzeburg.
Vorsteher: Herr Ehlers=Kalkhorst.
Substitut: Herr Revierförster Wiegandt=Vitense.
II. District: Gadebusch=Hagenow.
Vorsteher: Herr Drenckhan=Bakendorf.
Substitut: Herr Beckmann=Gammelin.
III. District: Parchim=Malchow.
Vorsteher: Herr Baumann=Dütschow.
Substitut: Herr Wachenhusen=Bauhof Lübz.
IV. District: Güstrow Sternberg.
Vorsteher: Herr Pentzlin=Dinnies.
Substitut: Herr Döhn=Garden.
V. District: Neubuckow=Bützow.
Vorsteher: Herr Uhthoff=Warin.
Substitut: Herr Koester=Kleekamp.
VI. District: Rostock=Tessin.
Vorsteher: Herr Heucke=Cammin.
Substitut: Herr Bruhn=Bookhorst.
VII. District: Malchin=Laage.
Vorsteher: Herr Kirchner=Gülitz.
Substitut: Herr von Pentz=Gremmlin.
VIII. District: Waren=Neustrelitz.
Vorsteher: Herr von Hobe=Lansen.
Substitut: Herr Politz=Hinrichshagen.
Neben vorstehendem Beamten=Verzeichniß bringt die Direction Nachstehendes zur Kenntniß:
Die Verwaltungskosten betrugen 1890 kaum 5 1/2 100 M. Versicherungssumme, im 37jährigen Durchschnitt 3 2/3 % der Beitragssumme.
Die jährlichen Beiträge sind unter thunlichster Entlastung der hagelfreien Risiken sehr mäßig. Für jedes hagelfreie Jahr werden 5% Rabatt berechnet (auch den neu eintretenden Mitgliedern) dergestalt, daß dieser Rabatt bei 10 hagelfreien hinter einander folgenden Jahren bis zum höchsten Satz von 50 % ansteigt.
In den letzten 6 Jahren (seit Einführung der Gefahrklassen) betrug der niedrigste Durchschnittsbeitrag 51 , der höchste 89 von 100 M. Versicherungssumme unter Ausschluß des Strohs.
Die Schadenregulirung wird durch bewährte Mitglieder des Vereins ausgeführt. Die Zahlung der Beiträge hat erst nach Ablauf der Campagne bis zum 10. December zu erfolgen. Vorprämien werden nicht erhoben.
Es werden keine Abzüge im Schadenfalle als Beihülfe zu den Taxkosten beansprucht.
Weitere Auskunft ertheilen die Herren Districts=Vorsteher, die General=Agentur zu Bützow (Herr Ch. W. Lübcke), sowie der Unterzeichnete und werden Formulare zu Versicherungs=Anträgen kostenfrei übersandt.
Grevesmühlen, den 26. März 1891.
Der Sekretär des Vereins.
Never.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 27 Seite 3]Holz=Auction Nr. 25.
Am Freitag, den 10. April, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen in Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:
1. Aus den Hohemeiler Tannen.
3 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
16 Rmet. birken Knüppel und 1 dito Kluft,
16 Fuder birken Pollholz,
15 Fuder ellern Wadelholz I. und II. Cl.,
2 Fuder aspen und weiden Busch,
31 Stück tannen Kiepenhölzer = 13,29 Festmeter (beschränkte Concurrenz.)
80 Stück fichten Korbholzstangen I u. II. Cl.,
160 Rmet. kiefern Kluft,
224 Rmet. kiefern Knüppel,
70 Rmet. kiefern Rodestämme,
17 1/2 Fuder kiefern Durchforstholz, I. u. II. Cl.,
2. Aus den Palinger Tannen.
16 Rmet. kiefern Rodestämme,
3. Aus dem Kleinfelder u. Sülsdorfer Zuschlage.
9 Rmet. verschieden Kluft und Knüppel,
7 Stück fichten Nutzhölzer.
Schönberg, den 1. April 1891.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Donnerstag, den 9. April d. J. Vormittags 11 1/2 Uhr sollen in Gr. Mist
7 Kühe, 1 Starke u. 1 Arbeitspferd
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Käufer wollen sich im Kruge zu Gr. Mist versammeln.
Schönberg, den 5. April 1891.
Staffeldt. Gerichtsvollzieher.
Knorrs Suppentafeln
als Bohnen=, Erbsen=, Grünkernsuppe, Kartoffel=, Reis=Julienne= u. Tapiocajuliennesuppe, ferner Curry, Mockturtle= u. Juliennebouillonsuppe, sowie
Knorrs Erbswurst
empfiehlt
Aug. Spehr.
Rothklee,
Weissklee,
Gelbklee,
Schwed. Klee,
Thymothee u.
Engl. Reygras
hält zur bevorstehenden Saatzeit billigstens empfohlen
A. Wigger Nachfolger.
Gute Auswahl von neuen
Tapeten und Borden
empfiehlt L. Creutzfeldt,
Glasermeister.
Schönberg, den 19. März 1891.
Neuheit!
Klapp-Tafeln
für Kinder,
welche haltbar, praktisch und billig, sowie
Federkasten
in großer Auswahl empfiehlt
H. Brüchmann.
Eine Parthie alter
Dachpfannen & Zungensteine
hat zu verkaufen
C. J. W. Burmeister.
Maler-Farben
Leinöl, Firniß u. Carbolineum,
sowie Fußbodenlack, Hutlack
und verschied. helle und dunkle Lacke.
Bronce
in allen Farben empfiehlt
H. Brüchmann.
100 000
Meter unter Preis
Hemdentuche,
das Stück von 30 Meter,
9 M., 10 M., 12 M., 13 M., 14 M.
Proben und Aufträge von 15 M. an frei. J. W. Sältzer, Hannover.
Täglich einlaufende Anerkennungsschreiben.
Einem hochgeehrten Publikum erlaube ich mir die ergebene Anzeige zu machen, daß ich mich in Lüdersdorf als
Maler
Lüdersdorf. L. Kitzmann.
Alle Diejenigen, welche noch Forderungen an den Herrn A. Ehlers zu Hof Bülow bei Rehna haben, bitte ich dieselben baldigst bei mir specificirt einzureichen.
Grevesmühlen, den 24. März 1891.
A. Ihlefeldt, Adv.
Landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe hält auf Lager und empfiehlt zu Vetschauer Fabrikpreisen: Säemaschinen, Kornreinigungs= und Häckselmaschinen, Pflüge, 1=, 2=, 3= und 4=schaarig, Eggen und Ringelwalzen. Auch ist ein Versuchsgebrauch derselben gerne gestattet.
J. Ludw. D. Petersen.
Werkzeuge bester Qualität unter Garantie für Tischler, Zimmerer, Maurer, Schlosser, Schmiede, Stellmacher, Maschinenbauer, Schuhmacher etc. in reichhaltiger Auswahl empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Grabkreuze und Gitter
empfiehlt zu billigen Preisen
J. Ludw. D. Petersen.
Kücheneinrichtungen,
Wring- Mangel- und Waschmaschinen,
Gartengeräthe,
Kindergartengeräthe
empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Braunkohlen
ab Bahnhof empfiehlt billigst
C. Schwedt.
Ich habe noch 50 Sack Magnum Bonum
Pflanz-Kartoffeln
zu verkaufen pro Sack 9 Mark.
Herrnburg. Frau Wilms.
Einige Ruthen
Gartenland
im Köppenmoor belegen habe ich noch zu verpachten.
Schönberg, den 6. April 1891.
J. Licht.
Bruteier
von schwarzen Minorka à 10 Pfg. verkauft
D. Hempel.
Ich mache hiermit die ergebene Anzeige, daß ich von jetzt ab bei dem Büdner W. Oldenburg wohne.
Rieps, den 4. April 1891.
M. Albrecht, Hebamme.
Zum 1. Mai oder zu Johannis d. J. wird ein
Mädchen,
am liebsten vom Lande für Haus= und Gartenarbeit gesucht von
Frau J. Ludw. D. Petersen.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 27 Seite 4]
Rothe Kreuz=Lotterie
des Vaterländischen Frauen-Vereins
unter allerhöchstem Protectorate Ihrer Maj. der Kaiserin.
Ziehung am 17. u. 18. April
im Rathhause in Cöslin.
3915 Gew. im W. v. M. 95 000.
M. 20 000, 10 000, 5000, 3000, 2000 etc.
Loose à 1 M. (11 für 10 M.) Liste u. Porto 30 Pf. |
|
Genehmigt für die ganze Monarchie.
16. gr. Stettiner Pferdelotterie.
Ziehung 12. Mai 1891.
Hauptgewinne 10 Equipagen, darunter 2 vierspännige und 150 hochedle Pferde, wovon 10 Reitpferde gesattelt und gezäumt.
Loose á 1 M. (11 Loose für 10 M.), Liste u. Porto 30 Pf. Einschreiben 20 Pf. extra, versendet das mit dem Vertrieb betraute Bankgeschäft. |
11 Loose von beiden Sorten gemischt 10 Mark. |
Rob. Th. Schröder, Stettin. |
|
Bestellungen am bequemsten per Postanweisung, doch nehme ich auch Coupons und Briefmarken in Zahlung. |
Wiederverkäufer zum commissionsweisen Verkauf werden überall angestellt. |
Feierabendschule.
Am Mittwoch, den 8. April, Abends 8 Uhr, findet im Boye'schen Gasthause die statutenmäßige Generalversammlung statt, wozu die Mitglieder des Schulvereins und der Innungen zu recht zahlreicher Betheiligung höflichst eingeladen werden.
Tagesordnung:
1) Schulbericht.
2) Rechnungsablage.
3) Sonstige Schulangelegenheiten.
Schönberg, den 2. April 1891.
Der Vorstand.
I. A.: H. Retelsdorf.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung
am Sonntag, den 19. April 1891, Nachmittags 5 Uhr im Vereinslocal.
Tagesordnung:
1) Beschickung des Delegirtentages in Hagenow.
2) Sonstige Vereinsangelegenheiten.
Der Vorstand.
Am Montag, den 13. April,
Nachmittags 3 Uhr,
Versammlung der Schlachter-Innung.
Der Obermeister.
Sämtliche Garten-Geräthe
wie Spaten, Hacken, Schaufeln etc.
empfiehlt billigst
W. Wieschendorf.
Zu sofort ein kräftiger junger
Hausknecht
gesucht.
Schönberg. Max C. Sass.
Verlobungs-Anzeige.
Luise Oldenburg
Carl Creutzfeldt.
Carlow. Schönberg.
Gestern Abend 5 1/2 Uhr entschlief sanft nach langen schweren Leiden unsere liebe, einzige Tochter
Wilhelmine
im noch nicht ganz vollendeten 9. Lebensjahre.
Dies zeigen allen Verwandten und Bekannten hierdurch an die tiefbetrübten Eltern.
J. Freitag u. Frau,
geb. Wigger.
Gr. Siemz, den 4. April 1891.
Die Beerdigung findet am Dienstag, den 7. April, Mittags 12 Uhr, vom Boye'schen Gasthause aus statt.
Wohnungsveränderung.
Von Ostern an wohne ich bei Herrn Senator Stüve.
H. Söhlbrandt,
Schuhmachermeister.
Eintragungen in das Familien=Register der Gemeinde Selmsdorf.
a. Geboren:
D. 6. Jan. dem Arbeitsm. Bohnhoff zu Selmsdorf 1 T.
D. 8. Jan. dem Arbeitsm. Jakobs zu Selmsdorf 1 S.
D. 11. Jan. dem Büdner Wellner zu Selmsdorf 1 S.
D. 17. Jan. dem Schulzen Faasch jun. zu Selmsdorf 1 S.
D. 15. Jan. dem Arbeitsm. Lewerenz zu Selmsdorf 1 T.
D. 1. Febr. dem Vogt Kempk zn Hof=Selmsdorf 1 T.
D. 6. Febr. dem Maurer Borchwart zu Selmsdorf 1 tod. S.
D. 15. Febr. dem Arbeitsm. Meyer zu Selmsdorf 1 T.
D. 19. Febr. dem Arbeitsm. Mühlfort zu Selmsdorf 1 S.
D. 20. Febr. ein unehel S. zu Lauen.
D. 10. März ein unehel. S. zu Sülsdorf.
D. 14. März dem Schneider E. Schröder zu Selmsdorf 1 T.
D. 22. März eine unehel. T. zu Selmsdorf.
b. Gestorben:
D. 10. Jan. Christian Bruhn, Büdner zu Selmsdorf, 67 J. 2 M. 15 T. alt.
D. 17. Jan. Peter Lohse, Schuhmacher zu Selmsdorf, 34 J. 3 M. alt.
D. 17. Jan. Maria Jakobs, Büdnerwittwe zu Selmsdorf, 59 J. 6. M. alt.
D. 25. Jan. Magdalena Frank, Arbeitsmanntochter zu Teschow, 5 M. 23 T. alt.
D. 2. Febr. Luise Ahrendt, Arbeitmanntochter zu Selmsdorf, 8 M. alt.
D. 6. Febr. todgeb. S. des Maurer Borchwart zu Selmsdorf.
D. 19. Febr. Peter Lohse, Büdner zu Selmsdorf, 67 J. 11 M. alt.
D. 11. März Catharina Meyer, Wittwe zu Selmsdorf. 66 J. 3 M. alt.
D. 18. März Catharina Of, Büdnerwittwe zu Schwanbeck, 78 J. 10 M. alt.
D. 27. März Emil Ottilie, Arbeitsmannwittwesohn zu Selmsdorf 3 M. alt.
D. 28. März Maria Kelling, Ehefrau zu Hof=Selmsdorf, 60 J. 9 M. alt.
D. 29. März Johannes Breuel, Domänenpächter zu Hof=Selmsdorf 46 J. 6 M. 26 T. alt.
D. 29. März Trin Liese Törper, Wittwe zu Bardowick, 65 J. 9 M. alt.
D. 30. März Helene Bleuß, Arbeitsmanntochterkind zu Selmsdorf, 3 M. 3 W. alt.
c. Kopuliert.
Den 13. Februar Jochen Karl Heinrich Schmaal, Arbeitsmann zu Selmsdorf und Anna Christine Elisabeth Bendfeldt zu Lübeck.
Den 17. Februar Joachim Heinrich Wiese, Knecht zu Rieps und Anna Catharina Elisabeth Krellenberg, Hauswirthstochter zu Sülsdorf.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 27 Seite 5]Beilage
zu Nr. 27 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 7. April 1891.
- Schönberg. (Eingesandt vom Lande.) Der Herbergsverein, welcher jetzt nach seinem halbjährigen Bestehen eine Generalversammlung abgehalten hat, wird wohl noch mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, da die Ansprüche groß sind. Daß der Verein segensreich gewirkt hat nicht allein zum Wohle der Bewohner unseres Landes, sondern auch gewiß zum Besten der ordentlichen reisenden Handwerksgesellen und auch der Vagabonden, ist wohl keine Frage mehr. Warum aber wollen wir, die wir dem Verein noch nicht angehören, jetzt noch, nach dem doch alle Bedenken gegen denselben geschwunden sind, ferne stehen, die Hände in den Schoß legen und uns darüber freuen, daß die Landplage der Vagabonden so gut wie ganz aufgehört hat? Das wäre wahrlich nicht edel gedacht. Möchten wir müßig dabei stehen, wenn ein anderer einen Ertrinkenden rettet? Oder ist es recht, wenn wir denken, daß nur die Hauswirthe oder die Wohlhabenden unseres Landes dazu berufen sind, zu helfe? Das Wort der Schrift: "Wohlzuthun und mitzutheilen vergesset nicht" ist doch wohl für uns auch gesagt. Darum wollen wir nicht mehr gleichgültig von ferne stehen, sondern Hand ans Werk legen und dem Verein beitreten. Womit wollte wir uns auch rechtfertigen, wenn der Verein nicht stark genug würde und die segensreichen Institute der "Herberge zur Heimat" und der Verpflegungsstation wieder eingehen müßten? Gleich einer Hochfluth würden die Vagabonden unsere Dörfer überschwemmen; und woher dann Hilfe suchen?
Einer, der noch nicht Mitglied ist.
- Schönberg. Dem Hülfslehrer Warnke in Wahrsow ist die Schulstelle zu Fürstenhagen verliehen. In seine Stelle rückt der Hülfslehrer Dinse aus Starsow.
- Am Dienstag Vormittag kehrten im Kruge zu Georgendorf bei Neubrandenburg zwei auf der Wanderschaft begriffene Handwerksgesellen ein und zechten dort mit 2 Geschäftsleuten derart, daß sie gegen Mittag total betrunken waren. Sie verließen alsdann den Krug und lagerten sich, nachdem sie eine kurze Strecke gegangen waren, trotz der kalten Witterung im Freien. Eine nach mehreren Stunden des Weges daherkommende Frau, welche die unweit der Landstraße Liegenden bemerkt hatte, fand bei genauer Besichtigung, daß der eine derselben todt war. Der andere Handwerksgeselle, welcher bereits halb erfroren war, wurde in den Krug zurückgebracht und dort mit vieler Mühe soweit hergestellt, daß er außer Lebensgefahr war.
- Umgeben von sämmtlichen Familienangehörigen beging Fürst Bismarck am Mittwoch seinen Geburtstag. Die Zahl der Theilnehmer am Fackelzuge des Hamburger Reichstagswahlverein betrug 3000. Herr Woermann gratulirte namens des Vorstandes des Reichstagswahlvereins. Ein zahlreiches Publikum hatte sich in der Nähe des Friedrichsruher Schlosses eingefunden, um den Fürsten zu sehen. Es erhielt ungehinderten Zutritt zum Park. Der Fürst trat auf die Veranda und nahm sichtlich bewegt, vom dem Jubel und dem brausenden Hurrah, das ihn empfing, persönliche Glückwünsche und von vielen Seiten Bouquets entgegen. Sodann sprach er den Herzugeströmten seinen Dank aus und äußerte: "Ich bin leider nicht gesund und kann bei dem Wetter nicht draußen bleiben." Glückwunschschreiben gingen u. a. ein vom Prinz=Regenten von Bayern, vom Hamburger Senate vom Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirthschaftlichen Interessen von Rheinland=Westfalen, von der nordwestlichen Gruppe des Verein deutscher Eisen= und Stahlindustrieller und vom Verein deutscher Eisenhüttenleute. Der Centralverband deutscher Industrieller widmete dem Fürsten Bismarck ein silbernes Tafelservice und den Besitztitel einer kleinen Parcelle in der Nähe des Schlosses, welche der Fürst sich schon längst gewünscht hatte. - Die Zahl der schon am Vorabend eingegangenen Geburtstagsgeschenke war ungemein groß und die vielfachen Gaben reich und mannigfaltig. Den ersten Platz unter allen Gedecken nimmt das schon obenangeführte werthvolle Geschenk des Centralverbandes deutscher Eisenindustrieller ein massiv silbernes Tafelgeschirr zu 24 Gedecken, ein. Der argentinische Minister Laroca, derselbe auf den letzthin das bübische Attentat vollführt wurde, sandte eine prachtvolle Schlittendecke, die aus dem kostbaren Pelz einer einheimischen, äußerst seltenen Fuchsart besteht und mit tiefblauem Seidensammet abgefüttert ist. Die Zahl der Blumenspenden, welche eingegangen sind, der Handarbeiten, welche Verehrerinnen des Fürsten selbst verfertigt haben, der Adressen und Glückwunschschreiben, welche von Vereinen, Corporation und Gemeinden übersandt wurden, der Bücher, welche fast sämmtliche Erscheinungen auf dem Gebiete der Litteratur und Kunst umfassen, ist eine außerordentlich große; auch Eßwaaren, wie Kuchen, Biere, Weine fehlten nicht. Die werthvollsten der eingegangenen Geschenke sind am Geburtstage in dem Empfangszimmer des Parterregeschosses, in dem der Fürst die Gratulanten, welche ihre Glückwünsche persönlich darbrachten, empfing, ausgestellt worden. - Die Stadt Köln übersandte ihrem Ehrenbürger zum 76. Geburtstage eine kostbare Blumenspende und ein Glückwunschschreiben. Die Stadt Siegen ernannte den Fürsten zu ihrem Ehrenbürger.
- Dem Andenken Dr. Ludwig Windthorst soll eine Tafel gewidmet werden, welche in Berlin ihren Platz an der Façade des Hauses Alte Jakobstraße Nr. 172 erhält, in welchem der große Parlamentarier seine letzten Lebenstage verbracht und seinen Geist ausgehaucht hat.
- Zum großen Staunen der Berliner, für die es bekanntlich so leicht nichts Wunderbares giebt, liegt gegenwärtig auf der Spree ein Torpedoboot, auf dem der Kaiser vorigen Sonntag von Potsdam nach Berlin gefahren ist. Das Boot liegt vor dem Museum und die Besichtigung des Innern wird während der Vormittagsstunden gestattet. Es ist freilich nicht viel zu sehen. Das Erstaunlichste für die Berliner bleibt, daß dieses seetüchtige Schiff von den Spreekähnen an Größe um mehr als das Doppelte übertroffen wird. Und auch die blitzblanken Torpedos, die ein ganzes Kriegsschiff in die Luft sprengen können, hatte man sich viel furchtbarer gedacht.
- Der französische Stelzenläufer Dornon ist am Donnerstag in Berlin eingetroffen. Der seltsame Reisende hat trotz seines weißen Schafpelzes bei den Berlinern kein sonderliches Aufsehen erregt.
- Die ersten Störche zogen am Sonnabend um die Mittagszeit in nördlicher Richtung über Berlin weg. Demnach dürfte der sehnsüchtig erwartete Frühling bald nachfolgen, denn die Störche sind ja die sichersten Vorboten des warmen Wetters.
- Am Donnerstag Morgen hat im Strafgefängniß zu Plötzensee die Hinrichtung des Raubmörders Klausin stattgefunden. Die Bemühungen des Anstaltsgeistlichen, ihn zu einem Geständniß zu bewegen, sind bis zum letzten Augenblick erfolglos geblieben.
- Infolge von Morphiumvergiftung verstarb dieser Tage der 16jährige Dachdeckerlehrling R. Eismann in Potsdam. Die Vergiftung erfolgte durch eine in der Apotheke vorgekommene Verwechselung der Medizin, welche dem jungen Menschen von dem Arzte eines Halsleidens wegen verschrieben war. Nach Genuß der Medizin verfiel Eismann in Besinnungslosigkeit, aus welcher er nicht wieder erwachte.
- Dieser Tage ist in der Nähe von Cuxhaven der letzte auf Hamburger Gebiet wohnende Veteran aus den Befreiungskriegen, der 94jährige Johann Stürcker, gestorben.
- Zum Bau eines Handelsmuseums in Bremen schenkte die dortige Sparkasse aus dem Jahresüberschuß 237 000 Mark. Die Bausumme beträgt 800 000 Mark.
- Der "Norddeutsche Lloyd," der schon seit
[ => Original lesen: 1891 Nr. 27 Seite 6]langer Zeit für seine Schnelldampfer englische Kohlen bezieht, begann jetzt, der "Köln. Volks=Zeitung" zufolge, für seine Frachtdampfer amerikanische Kohlen zu gebrauchen, wovon in den nächsten Wochen beträchtliche Mengen zu erwarten seien. Die Hamburger Paket=Actien=Gesellschaft habe ebenfalls für ihre Dampfer amerikanische Kohlen eingeführt.
- Am Sonnabend morgen wurde der große eiserne Geldschrank der Post im Regierungsgebäude in Königsberg i/P. geöffnet vorgefunden; sein Inhalt an baarem Gelde (etwa 4000 Mk.) war verschwunden. Alle übrigen Werthstücke, selbst die Marken hatte der Dieb verschmäht. Nach den sofort angestellten und umfassenden Untersuchungen lenkt sich der Verdacht der Thäterschaft auf einen jungen Postbeamten, der am Abend vorher in den erwähnten Räumen Dienst gethan hatte, doch konnte derselbe bis jetzt nicht der That überführt werden.
- In Danzig wurde der Kanzler des dortigen französischen Konsulats, Bernard, vor einigen Tagen auf offener Straße hinterrücks durch einen Messerstich nicht unbedeutend verwundet. Wie die "Danz. Ztg." meldet, hat, da der Thäter unentdeckt geblieben und das Attentat möglicherweise auf unbekannte politische Motive zurückzuführen sei, der Regierungspräsident auf die Ermittelung des Angreifers eine Belohnung von 300 Mk. ausgesetzt.
- In Saarbrücken war vor einigen Tagen der 16jährige Lehrling eines Metzgers mit dem Zerkleinern von Fleisch mittelst eines großen Messers beschäftigt. Ein hinter ihm stehender 23 Jahre alter Geselle, namens Marx aus Leipzig gebürtig, neckte den Lehrling und umfaßte dabei denselben. Der erschreckte Lehrling machte, das Messer in der Hand, eine schnelle Seitenwendung, wobei das Messer dem Gesellen ins Herz drang. Der Getroffene war alsbald eine Leiche. Nach der Lage der Umstände trifft den Lehrling keine Schuld.
- Aus der Mitte der Studentenschaft in Leipzig ist zum 1. April ein Aufruf an die Studenten aller deutschen Hochschulen ergangen, in dem zu Sammlungen für einen dem Fürsten Bismarck zu widmenden Ehrenhumpen aufgefordert wird. Um die Sammlung zu einer möglichst allgemeinen zu gestalten, wird ein Beitrag von 1 Mark als Normalsatz vorgeschlagen. Die Namen aller Zeichner werden in Listen vereinigt, die in Form einer Adresse zugleich mit dem Humpen übergeben werden sollen. Betreffs der Ueberreichung und der Errichtung von Sammellisten wird der Leipziger Ausschuß zu Beginn des Semesters mit den einzelnen Hochschulen in Verbindung treten. Die Centralsammelstelle befindet sich auf der Quästur der Universität zu Leipzig. Briefliche Mittheilungen sind zu richten an Herrn cand. med. Schmidt, Leipzig, Färberstraße 1. An der Spitze des Aufrufes steht unterzeichnet Heinrich XXXI., Prinz Reuß=Köstritz, stud. jur. et cam.
- Der Prinzregent von Bayern hat der von Dr. Windthorst begründeten Marienkirche in Hannover 10 000 Mark zugewendet.
- Die 61. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner findet in der Pfingstwoche, und zwar vom 20. bis einschließlich 23. Mai in München statt. Professor Dr. v. Christ und Gymnasial=Rector Dr. Arnold sind als Präsidenten bestimmt.
- Vom Taunus wird vom Montag geschrieben: Gestern und in der letzten Nacht sind im Taunus solche Schneemassen niedergegangen, daß die Post von Niederreifenberg mit Schlitten nach Königstein gebracht werden mußte. Am rothen Kreuz liegt der Schnee durchgängig in einer Höhe von 50 Ctm., manche Schneewehen sind ein Meter hoch, der Verkehr von Ort zu Ort wird wieder mit Schlitten unterhalten.
- Ueber den letzten großen Schneefall im Riesengebirge wird dem Boten aus dem Riesengebirge aus Schreiberhau geschrieben: Der vor dem Feste im Riesengebirge eingetretene Nachwinter hatte so starke Niederschläge im Gefolge, daß am zweiten Feiertage der bisher erst wenig gebrauchte Schneepflug zu Hilfe genommen werden mußte. Die nach Böhmen führende Chaussee war so verschneit, daß man mit sechs Pferden Bahn machen mußte. In der Waldregion beträgt die Schneehöhe bereits wieder 1/4 m. Mehrere auswärtige Gäste machten am 2. Ostertage zu Schlitten nach der neuen schlesischen Baude, um die Freude einer Hörnerschlittenpartie zu genießen.
- In Wien wurde am 1. ds. Mts. der deutsche Geographentag eröffnet. Zahlreiche Gelehrte, hohe Militärs, der Kriegs=, der Unterrichts= und der Ackerbauminister waren anwesend. Minister v. Gautsch begrüßte die Versammlung namens der Regierung. Der Direktor der deutschen Seewarte in Hamburg, Geheimrath Neumayer, hielt einen Vortrag über magnetische Vermessungen.
- In Steiermark und Krain längst der Südbahn sind große Schneemassen niedergefallen. Auf dem Karst liegt der Schnee fußhoch. Die Züge kommen ganz vereist an.
- Die seltsamen Reisen, welche in letzter Zeit zwischen Rußland und Frankreich ausgeführt worden sind, haben einen russischen Gendarmeriehauptmann veranlaßt, die Stelzen= und anderen Wettläufer noch zu überbieten, indem er auf allen Vieren nach Paris kommen will. Hoffentlich wird ihm Herr Déroulède mit der Patriotenliga bis zur Grenze entgegenkriechen.
- Wie über Kopenhagen vom 4. d. Mts. berichtet wird, ist am 3. d. Mts. in der Zuckerfabrik Nykjöbing auf Falstern eine dem lübecker Brieftaubenvereine gehörige Brieftaube gefangen worden, welche eine Depesche des Kaisers Wilhelm an die Königin von Sachsen mitführte, worin der Kaiser der Königin von Sachsen Grüße sandte nebst der Mittheilung, daß der Kaiser bei Langeland die heimkehrende "Carola" inspiciert habe.
- Wird Europa kälter? In einer Zuschrift an den "Newyork Herald" führte der bekannte französische Astronom Camille Flammarion jüngst aus, daß das Klima Frankreichs und wahrscheinlich ganz Europas von Jahr zu Jahr rauher werde; er hat gefunden, daß Paris fast alle Monate eine niedrigere Temperatur als die normalmäßige aufweise; die Beobachtungen des Meteorologen Lancaster in Brüssel, sowie die Aufzeichnungen der meteorologischen Stationen in Greenwich, ferner in Mittel= und Südfrankreich haben Aehnliches ergeben. Flammarion hält es für wahrscheinlich, daß diese meteorologischen Veränderungen auch in anderen europäischen Ländern vor sich gehen, und wirft zum Schluß die Frage auf, ob Europa nicht einer neuen Eiszeit entgegengehe. Die "N. Fr. Pr." hat sich betreffs der Ausführungen des französischen Gelehrten an den Director der Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, Hofrath Prof. Dr. Julius Hann, mit der Bitte gewendet, sein Gutachten über diese Frage abzugeben. Der berühmte Gelehrte sandte nun dem genannten Blatte folgendes Schreiben: Wir befinden uns in der That gegenwärtig in einer Kälteperiode, vielleicht, wir wollen es hoffen, schon an ihrem Ausgange. Die lange Folge negativer Temperaturabweichungen hat schon seit einigen Jahren die Aufmerksamkeit der Fachmänner in Deutschland, Frankreich, Belgien und England auf sich gezogen, und der gewandte und gewöhnlich gut unterrichtete populäre Schriftsteller Camille Flammarion hat diese auffällige Thatsache im französischen Sprachgebiete weiten Kreisen zur Kenntniß gebracht. Eine fortwährende Abnahme der mittleren Temperatur, wie sie behauptet wird, hat allerdings nicht stattgefunden. Das letzte Decennium ist im Ganzen entschieden zu kalt, um 0,3-0,4 Grad, selbst im äußersten Süden der Monarchie. Zu Wien hat die Temperatur bis 1888 abgenommen und scheint jetzt wieder in einer Zunahme begriffen zu sein. Der letzte Winter 1890/91 war der kälteste seit dem Winter 1837/38; denn er war um 3,7 Grad zu kalt. Demgegenüber weist Prof. Hann auch auf eine Reihe von Wärmeperioden hin, die 3-4 Grad zu hohe Temperatur hatten, und meint, daß diese auch wieder sich einstellen werden, so daß die Furcht vor einer Vereisung unbegründet sei. Ein directer Zusammenhang dieser Erscheinungen mit der 11jährigen Sonnenfleckperiode, wie er so oft vermuthet und vorschnell angenommen worden ist, bestehe nicht.
- Fußschweiß. Gegen Fußschweiß eignet sich vortrefflich eine Lösung von 1 Gramm Naphthol in 25 Gramm Alkohol. Die schwitzenden Stellen werden damit bepinselt und mit Reisstärkezucker bestreut.
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