[ => Original lesen: 1891 Nr. 24 Seite 1] Bekanntmachung.
Dem Vorstande des Vereins Berliner Künstler ist die Erlaubniß zum Vertriebe von Loosen zu der in Verbindung mit der diesjährigen internationalen Kunstausstellung in Berlin stattfindenden Ausspielung von Kunstwerken (Oelgemälden, Aquarellen, Zeichnungen, Kupferstichen pp.) im Gebiete des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz ertheilt worden.
Neustrelitz, den 14. März 1891.
Großherzoglich Mecklenburgische Landesregierung.
F. v. Dewitz.
Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Siemzer Straße sub Nr. 144 belegene Wohnhaus c. p. des Zimmermeisters Chr. Egert allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 4. April d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 19. Januar 1891.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Antragsmäßig sollen über die zu Schönberg belegenen Grundstücke, als:
1. Das Wohnhaus an der Siemzerstraße sub Nr. 95 (früher Nr. 96) c. p.,
2. Die Acker= und Wiesenfläche an der Schönberg=Ratzeburger Chaussee in Größe von 180 []R., begrenzt von den Grundstücken des Kaufmannes Wilhelm Vock und des Bäckers Hagen,
3. Den Garten vor dem Siemzer Thor an der Ratzeburger Chaussee in Größe von 55 []R., begrenzt von den Grundstücken des Senators Heincke und des Senators Stüve,
4. Das Wiesenmoor an der Moorstraße in Größe von ca. 7 Schffl. Aussaat, begrenzt von den Wiesenmöören des Gastwirths Boye und des Schmieds Griem,
5. Das Wiesenmoor an derselben Moorstraße in Größe von gleichfalls ca. 7 Schffl. Aussaat, begrenzt von dem Wiesenmoor des Gastwirths Boye und
6. Die Wiese im s. g. Bürgermoor in Größe von ebenfalls ca. 7 Schffl. Aussaat, begrenzt von dem provocantischen Wiesenmoor ad 5 und dem früher Spehr'schen Wiesenmoor,
des Rentier Johann Greiff allhier, welche sechs Grundstücke einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden werden, ein gemeinschaftliches Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Dienstag, den 14. April d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 20. Januar 1891.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Steckbrief.
Gegen den am 25. Februar 1869 zu Palingen geborenen Maurergesellen Joachim Renter, welcher sich verborgen hält, soll eine durch Urtheil des Großherzoglichen Schöffengerichts zu Schönberg i/M. vom 19. September 1890 erkannte aushülfliche Haftstrafe von vier Tagen vollstreckt werden. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichtsgefängniß zu Schönberg abzuliefern.
Schönberg, den 16. März 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Holz=Auction Nr. 24.
Am Mittwoch, den 25. März, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Krellenberg zu Carlow nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.
1. Aus dem Samkower Holze.
223 Stück eichen Nutzholz II. Qualität = 152,17 Festm. (freie Concurrenz).
2. Aus dem Carlower u. Röggeliner Holze.
86 Stück eichen Nutzholz II. Qualität = 39,52 Festm. (freie Concurrenz).
4 Stück eichen Klassenbäume III. Cl.
8 Rmet. eichen Kluft (Brandkuhle).
6 Rmet. eichen Knüppel (1 1/2 Meter lang).
12 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 24 Seite 2] 38 Rmet. buchen Kluft I. Cl.
92 Rmet. buchen Kluft II. Cl.
81 Rmet. buchen Kluft Olm Anbruch.
69 Fuder buchen Durchforstholz I., II. u. III. Cl.
99 Fuder buchen Pollholz.
3 3/4 Rmet. aspen Kluft (1 1/4 Meter lang).
1 1/2 Fuder aspen Pollholz.
3. Aus dem Gr. Rünzer Zuschlage.
24 Stück fichten Schleete.
50 Stück fichten Hopfenstangen.
3 Fuder fichten Durchforstholz.
Schönberg, den 16. März 1891.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Verkaufs=Anzeige.
Dienstag, den 31. März d. J., Vormittags 9 1/2 Uhr beginnend, sollen im Gastwirth Boye'schen Locale in Schönberg
2 Sophas, 1 Speiseschrank, 1 Eckschrank, 1 Sophatisch, 3 Klapp= resp. Eßtische, Küchen= und Fliegenschrank, ein= und zweischläfrige Bettstellen, Betten und Bettzeug, Rohr= und Korbstühle, Clavier, Nähmaschine für Schneider, Koffer und Laden, 1 großer kupferner Kessel, 3 kleine Kessel, 2 Spiegel, Bilder, Eimer, Balge, div. Küchengeräth, 1 Trittleiter, Bänke, Schaufeln, Forken und sonstiges Arbeitsgeräth und vieles mehr,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Amtliche Bekanntmachung.
Der bestimmungsgemäß auf Donnerstag den 26. d. M. fallende Ferkelmarkt wird des Festtags wegen auf
Mittwoch den 25. d. Mts.
verlegt.
Ratzeburg, den 18. März 1891.
Der Magistrat.
Hornbostel.
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empfiehlt billigst
Schönberg i/M. Georg Schultze,
Glasermeister.
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 24 Seite 3]
Rothe Kreuz=Lotterie
des Vaterländischen Frauen-Vereins
unter allerhöchstem Protectorate Ihrer Maj. der Kaiserin.
Ziehung am 17. u. 18. April
im Rathhause in Cöslin.
3915 Gew. im W. v. M. 95 000.
M. 20 000, 10 000, 5000, 3000, 2000 etc.
Loose à 1 M. (11 für 10 M.) Liste u. Porto 30 Pf. |
|
Genehmigt für die ganze Monarchie.
16. gr. Stettiner Pferdelotterie.
Ziehung 12. Mai 1891.
Hauptgewinne 10 Equipagen, darunter 2 vierspännige und 150 hochedle Pferde, wovon 10 Reitpferde gesattelt und gezäumt.
Loose á 1 M. (11 Loose für 10 M.), Liste u. Porto 30 Pf. Einschreiben 20 Pf. extra, versendet das mit dem Vertrieb betraute Bankgeschäft. |
11 Loose von beiden Sorten gemischt 10 Mark. |
Rob. Th. Schröder, Stettin. |
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Bestellungen am bequemsten per Postanweisung, doch nehme ich auch Coupons und Briefmarken in Zahlung. |
Wiederverkäufer zum commissionsweisen Verkauf werden überall angestellt. |
Thierschau in Ratzeburg.
verbunden mit Ausstellung und Rennen
am Freitag, den 5. Juni 1891.
Der Vorstand
des St. Georgsberger landwirthschaftl. Vereins.
Am 2. Ostertage
Tanz (bis über Mitternacht.)
Musik von einer Thüring'schen Bergkapelle.
Gastwirth Lenschow.
Selmsdorf.
Nachdem ich den Betrieb meiner Frohnerei von Ostern d. J. ab wieder selbst übernommen habe, bitte ich ergebenst, alle Anmeldung über gefallenes Vieh mir direct machen zu wollen.
Schönberg, den 21. März 1891.
Fr. Witting,
Frohnereibesitzer.
Rothklee,
Weissklee,
Gelbklee,
Schwed. Klee,
Thymothee u.
Engl. Reygras
hält zur bevorstehenden Saatzeit billigstens empfohlen
A. Wigger Nachfolger.
Werkzeuge bester Qualität unter Garantie für Tischler, Zimmerer, Maurer, Schlosser, Schmiede, Stellmacher, Maschinenbauer, Schuhmacher etc. in reichhaltiger Auswahl empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
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Glasermeister.
Schönberg, den 19. März 1891.
Gleich nach Ostern komme ich mit
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Schwerin. Frau Degenhardt.
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M. Schmalfeldt.
Sabowerstraße Nr. 45a.
Am Dienstag den 17. d. M. ist auf dem Wege vom Gastwirth Böckmann'schen Hause bis zum Siemzerthore ein Portemonnaie mit 17 M. verloren. Der ehrliche Finder wird gebeten, das Geld gegen 2 M. Belohnung abzugeben in der Expedition d. Bl.
Kölnische Hagel-Versicherungs-Gesellschaft.
Leistungsfähige Vertreter werden in allen Theilen des Landes gesucht.
Schwerin, den 14. März 1891.
Die General-Agentur.
L. Genzmer.
Gesucht zum 1. Mai ein tüchtiger zuverlässiger
Knecht,
der mit Pferden versteht umzugehen und ein
Knecht
für Geschäft.
Lübeck. Johs. Boy, Fischräucherei.
Suche
tüchtige Mädchen
für Lübeck und Umgegend.
Frau Kayatz,
Lübeck, Dankwärtsgrube 65, 1.Etg.
Wegen Erkrankung des jetzigen gesucht zu sogleich oder später
ein tüchtiges Mädchen.
Näheres in der Expedition dieses Blattes.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 24 Seite 4]Vermögens-Bilanz
der Gr. Mist-Kl. Mist-Schlag Sülsdorfer Meierei=Genossenschaft
E. G. zu Gr. Mist pro 31. December 1890.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Bestand der Mitglieder am 1. Januar 1891: 13
Aufgenommen -, Ausgetreten -.
Gr. Mist, den 28. Februar 1891.
Der Aufsichtsrath: Der Vorstand:
J. Oldenburg. H. Damm. H. Lühr. H. Retelsdorf. H. Oldenburg. H. Möller, Rechnungsführer.
Geschäfts=Eröffnung.
Einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Mittheilung, daß ich in
Lübeck, Mühlenstraße Nr. 27
eine Manufactur=, Weiß=, Leinen=, Wäsche= und Tricotagen=Handlung
eröffnet habe. - Indem ich bitte, mein Unternehmen, unter Zusicherung reeller Bedienung, gütigst unterstützen zu wollen, zeichne
Hochachtungsvoll
H. Bremer.
Das neue Schuljahr der
Bürger-Mädchenschule
beginnt Dienstag, den 7. April morgens 8 Uhr. Die Aufnahme neuer Schülerinnen findet am Tage vorher vormittags 10 Uhe statt. Sämtliche neueintretenden Schülerinnen haben Taufschein und Impfschein mitzubringen.
Schönberg i/M. dem 23. März 1891.
Der Rektor
Georg Krüger.
Generalversammlung
des Herbergs=Vereins.
Auf Sonntag, den 5. April d. J. nachmittags 3 1/2 Uhr werden die Mitglieder des Herbergs=Vereins zu einer Generalversammlung im großen Saale des Herrn Boye hierdurch ganz ergebenst eingeladen.
Tagesordnung:
1) Bericht des Vorstandes.
2) Wahl zur Ergänzung des Vorstandes.
Schönberg i/M. den 23. März 1891.
Der geschäftsführende Ausschuß des Herbergs=Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg.
i. A. Georg Krüger.
Mitgliederversammlung des Verbands deutscher Zimmerleute
(Local=Verband Schönberg)
am 2. Osterfeiertag, den 30. März, Nachmittags 2 Uhr, beim Gastwirth Herrn Krüger.
Berichterstattung über den Handwerkertag.
Um zahlreiches Erscheinen bittet
Der Vorstand.
Schmiede- u. Schlosser-Innung.
Hauptversammlung
am 31. März, Nachmittags 2 Uhr.
Tagesordnung:
1. Einzahlung des Beitrags zur Innungskasse, sowie zum Bunde.
2. Halbjähriger Abonnementsbeitrag für die Schmiedezeitung.
3. Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen.
4. Sonstige Besprechungen.
Der Vorstand.
Für die vielen Beweise herzlicher Theilnahme bei der Beerdigung unseres lieben Sohnes, besonders auch Herrn Pastor Kaempffer für seine trostreichen Worte am Grabe des Entschlafenen sagen wir hiermit unsern innigsten Dank.
H. Schlüter u. Frau.
Für die uns bewiesene Theilnahme und Kranzspendung bei der Beerdigung unserer guten Mutter Sophie Böckmann sagen wir Allen unseren herzlichen Dank.
Schönberg, den 20. März 1891.
Die Familie Böckmann.
Kirchliche Nachrichten.
Gr. Donnerstag, 26. März.
Einsegnung der Confirmanden: Pastor Langbein.
Char=Freitag.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer
Nachmittagskirche: Pastor Langbein.
1. Ostertag.
Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche: Lehrer Steinführer.
2. Ostertag.
Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Rector Krüger.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 24 Seite 5]Beilage
zu Nr. 24 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. März 1891.
Der Kaiser wird am Mittwoch, den 1. April cr., Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr, von Stettin mit der Eisenbahn in Lübeck eintreffen und beim Bürgermeister Dr. Behn absteigen. Alsdann wird im Bürgerschaftssaale des Rathhauses ein Diner stattfinden, worauf in der Kriegsstube der Kaffee eingenommen wird. Der Kaiser wird am selben Abend mit seinem Separat=Hofzug nach Travemünde fahren, dort in seinem Schlafwagen übernachten und am anderen Morgen sich auf dem "Greif" nach Kiel einschiffen.
Bei der Schlußvorstellung in der königl. Turnlehrer=Bildungsanstalt, bei welcher Lehrer aus ganz Preußen versammelt waren, erschien der Kaiser und wurde dort vom Cultusminister Grafen Zedlitz=Trützschler, wie von den Lehrern der Anstalt empfangen. Der Kaiser wohnte der 1 1/4 Stunde dauernden Vorstellung bei und verfolgte mit sichtlichem Interesse die Uebungen. Nach Beendigung derselben hielt der Kaiser folgende Ansprache: "Meine Herren! Ich bin recht zufrieden mit den Leistungen, die ich hier gesehen habe. Sie sind vollkommen instruirt, Sie haben erkannt, um was es sich handelt; beherzigen Sie, was Sie hier gelernt haben und bedenken Sie, daß es allerdings nur Mittel zum Zweck ist. Vergessen Sie nicht das, was Sie im Winter in den Turnräumen geübt haben, im Sommer draußen zu verwerthen. Gehen Sie mit den Schülern hinaus! Besonders gefallen haben mir Ihre Uebungen am Pferd und am Rundlauf. Die Uebungen am Rundlauf wurden mit einer Eleganz ausgeführt, die sonst gewöhnlich dem männlichen Geschlecht nicht eigen ist. Ich freue mich, Sie gesehen zu haben."
Der Normalarbeitstag des Kaisers ist nahezu doppelt so groß, wie ihn die sozialistischen Arbeiter sich wünschen. Im Winter erhebt sich der Monarch vor 7 Uhr Morgens, um mit verhältnißmäßig geringen Unterbrechungen bis 11 Uhr Abends thätig zu sein. Aber auch dann begleiten ihn noch ganze Stöße von Briefen und Gesuchen ins Schlafgemach, die der Kaiser dort noch liest und mit Randbemerkungen versieht, ehe er sich zur Ruhe begiebt. Zu einer kurzen Ruhe nach Tisch findet der Kaiser im Winter nicht Zeit. Nur im Sommer, wo er bereits um 5 1/2 Uhr sein Tagewerk beginnt, hält er kurze Mittagsruhe.
Am 22. März als am Geburtstage Kaiser Wilhelms I. fand die feierliche Grundsteinlegung der Kaiser Wilhelm=Gedächtnißkirche in Charlottenburg statt.
In Hamburg trifft der Senat bereits Vorkehrungen, um den Kaiser Wilhelm bei seiner Durchreise nach Kiel würdig zu empfangen. Veranlaßt wurden diese Vorbereitungen durch die Thatsache, daß die Kommandantur das Heilige Geist=Feld bei St. Pauli, den früheren Exerzierplatz für eine große Parade überlassen haben möchte.
Die "Hamburger Nachrichten" bezeichnen alle Vermuthungen von der Annäherung Bismarcks und der der Regierung als wahrheitswidrig, schon weil keinerseits das Bedürfniß dafür vorläge, ebenso wenig eine prinzipielle Differenz vorhanden sei, welche ein solches Bedürfniß erzeuge oder auch nur Stoff zur Verständigung böte. Bezüglich Waldersees Besuch bei Bismarck sagen die "Nachrichten", der Besuch bestätige nur die bekannte Thatsache, daß ernsthafte Verstimmungen zwischen den beiden Männern nie vorhanden gewesen. Es bestanden wohl zuweilen Meinungsverschiedenheiten, aber nie eine politische Gegnerschaft.
Fürst Bismarck gedenkt nach Aeußerungen, welche er Besuchern gegenüber gethan hat, noch in dieser Woche den ihm neulich abgestatteten Besuch des Grafen Waldersee, des commandirenden Generals in Altona, zu erwidern. Der Fürst bemerkte dabei, er habe sich über den Besuch des Generals sehr gefreut und mit dem Grafen Waldersee einen recht angenehmen Nachmittag verbracht, aber eine politische Bedeutung habe derselbe nicht gehabt. Von seinem Wiedereintritt in den Reichsdienst könne keine Rede sein. Der Fürst hat eben auch die letzte große Rede des Kaisers gelesen, worin der Monarch erklärt, er lasse sich in seinen politischen Bestrebungen nicht beirren.
Das diesjährige Kaisermanöver, welches zwischen dem XI. und IV. Armeecorps in der Provinz Hessen=Nassau abgehalten werden wird, wird eine Gestaltung und Ausdehnung erhalten, wie es bislang noch kein Manöver erfahren hat. Mit Rücksicht darauf, daß das XI. Corps drei, das IV. aber nur zwei Divisionen hat, wird behufs Gleichheit in der Kopfzahl dem IV. Corps eine Reserve=Division gebildet und zwar soweit bis jetzt an maßgebender Stelle geplant, aus dem zu diesem Zwecke einzuziehenden Mannschaften des Beurlaubtenstandes. Der Beginn des Kaisermanövers ist auf den 8. bzw. 10. Septbr. festgesetzt.
Der "Hamb. Korresp." erwähnt anläßlich des Jahrestages des Rücktritts des Fürsten Bismarck, daß s. Z. thatsächlich das gesammte Ministerium seine Entlassung anbot und zwar durch mündlichen Vortrag des Vicepräsidenten des Staatsministeriums, im Namen sämmtlicher Kollegen. Der Kaiser ging indessen hierauf nicht ein, sondern wünschte, daß die Minister in ihren Aemtern verblieben.
Die "Hamb. Nachr." bringen einen augenscheinlich aus Friedrichsruh stammenden Artikel, der davor warnt, an den Verfall des Centrums nach Windthorst's Ableben zu glauben. Der Artikel bezeichnet als wahrscheinlichen Nachfolger Windthorst's in der Führung des Centrums den Grafen Ballestrem.
Das kein rechter Zug mehr in der Berliner sozialistischen Bewegung ist, haben zwar schon die sehr geringen Erfolge der letzten Sammlungen daselbst für Streik= und andere Fonds bewiesen, dasselbe hat sich aber auch am 18. März, dem Tage des Barrikadenkampfes von 1848, gezeigt. Ohne ein paar große rothe Fahnen, die irgendwo an den Telegraphendrähten flatterten und rothe Plakate in den Arbeiterquartieren ging es sonst nicht, diesmal ist keine Spur zu sehen gewesen. Dafür haben Vereinsdeputationen Kränze mit rothen Blumen und Bändern auf dem Grabe der Märzgefallenen im Friedrichshain niedergelegt. Man hatte gehofft, auch das große Arbeiterpublikum würde erscheinen und mit demonstrieren, weit gefehlt. Ein paar Müssiggänger aus der Nachbarschaft erschienen, schüttelten den Kopf und zogen wieder ab, während die Schutzleute sich langweilten. Einen sehr schlechten Eindruck hat es in weiten Arbeiterkreisen gemacht, daß die sozialdemokratische Fraktion die Gräuel der Pariser Kommune von 1871 verherrlichte. Viele Tausende heutiger Arbeiter lagen damals vor Paris und wissen, wie die Kommunisten gewirthschaftet haben. Denen vormachen zu wollen, die Mord= und Brandscenen von damals seien Heldenthaten gewesen, und diesen Helden müsse nachgeeifert werden, das ist denn doch ein etwas starkes Stück. Und die Arbeiter, selbst wenn sie eifrige Sozialdemokraten sind, lassen sich doch keinen blauen Dunst über Dinge vormachen, die sie mit eigenen Augen gesehen haben.
Der deutsche Handelstag wird, der "Kölnischen Zeitung" zufolge, Mitte April nach Berlin einberufen, um über die Reform der Personentarife zu berathen.
Die preußische Regierung ist in die Zwangslage versetzt, in diesen Wochen, bis Anfang April, etwa zwölftausend Arbeiter aus den Militärwerkstätten zu entlassen. Am durchgreifendsten ist die Betriebseinschränkung in den Gewehrfabriken Danzig, Spandau und Erfurt. Alle drei arbeiteten seit ungefähr 2 1/2 Jahren mit einem Personalbestande von je
[ => Original lesen: 1891 Nr. 24 Seite 6]3500 Mann an der Herstellung der Gewehre Modell 88. Es wurde ununterbrochen, Tag und Nacht, gearbeitet. Außer diesen drei staatlichen Gewehrfabriken, die vierte in Amberg arbeitet für die bayrischen Truppentheile, erhielten seiner Zeit Bestellungen auf Gewehre noch die Commanditgesellschaft auf Actien Loewe u. Co. in Berlin und die Warndlsche Waffenfabrik in Steyer. Die jetzt in den preußischen Gewehrfabriken erfolgten Entlassungen zeigen an, daß der Bedarf an Gewehren für die Armee gedeckt ist, und nicht allein für die active, sondern auch für die Reserve und Landwehr. Aber nicht allein für die Infanterie, sondern auch für die anderen Truppenkategorien sind die erforderlichen Ausrüstungen fertig gestellt, und daher stehen zum Beginn der Inventur, Anfangs April, auch in den übrigen staatlichen Fabriken, namentlich aber in den Artilleriewerkstätten, größere Entlassungen bevor.
Aus Wien wird gemeldet, daß des Großherzogs Adolf von Luxemburg Palais Nassau in Wien für eine Million Gulden an die russische Gesandtschaft verkauft worden ist.
Ueber die letzten Augenblicke des Prinzen Jerome wird aus Rom berichtet: Der Prinz verfiel am Dienstag Morgen in Schlafsucht. Als um Mittag die Familienmitglieder, darunter auch das italienische Königspaar, am Bett des Sterbenden knieten, hatte der Prinz einen Fieberanfall, indem er schrie: "Verjagt ihn! Er ist es! Der Tod ist da!" Nachmittags um 2 1/2 Uhr trat der Todeskampf ein, dem um 7 Uhr 10 Min. Abends der Tod folgte. Die Aufbahrung des Prinzen erfolgte im schwarzen Civilanzug mit dem Orden der Ehrenlegion und dem Annunziaten=Orden und einem Cruzifix in den Händen. Die definitive Beisetzung erfolgt in der Supergakirche in Turin. Vor seinem Tode übergab der Prinz dem König Humbert sein Testament, dessen Eröffnung im Quirinal stattfinden soll. Der Prinz Victor verzichtete auf den augenblicklichen Erlaß eines Manifestes. - Ein seltsames Zusammentreffen ist es, daß am Dienstag Abend zu derselben Stunde und an derselben Krankheit zwei Mitglieder des Hauses Bonaparte starben. Denn in Ajaccio auf Corsika verschied Marianne Bonaparte, Enkelin Lucian Bonapartes, eines Bruders des ersten Napoleon, auch an Nierenleiden. Die Prinzessin war am 28. März 1811 in Florenz als die Tochter des dortigen Bildhauers Conchetti geboren. Sie war so schön, daß sie die Aufmerksamkeit des Prinzen Lucian Bonaparte erregte, der sie auch heirathete. Sie wohnten in Ajaccio, im zweiten Stock des Hauses, in welchem Napoleon I. geboren worden war. Nach sechzehn jähriger, zuweilen etwas stürmischer Ehe, wollte der Prinz sich scheiden lassen und bot seiner Frau eine große Summe Geldes an, wenn sie einwillige; sie weigerte sich dessen aber, indem sie sagte: "Der Name Bonaparte ist für mich mehr werth, als das größte Vermögen." Sie blieb in dem Hause und starb darin.
Die Leiche des Prinzen Napoleon ist am Freitag in Turin eingetroffen und sofort nach Superga übergeführt worden, wo nach einer kurzen religiösen Feier die Beisetzung stattgefunden hat.
Das beim Staatsrath Phillis hinterlegte Testament des Prinzen Jerome Napoleon setzt thatsächlich den Prinzen Ludwig Napoleon zum Erben der bonapartistischen Kronrechte ein; doch ist die Annahme seitens des Prinzen Ludwig wegen dessen Stellung im russischen Heere zweifelhaft. Die Familie Bonaparte erkannte dagegen unmittelbar nach dem Tode Napoleons den Prinzen Victor als Oberhaupt an. Wie verlautet, soll das Testament überaus heftige Ausdrücke gegen den Prinzen Victor enthalten. Der Familienrath beschloß nach der Testamentseröffnung die Beerdigung des Prinzen aufzuschieben. In dem Testament soll Prinz Victor völlig enterbt, das elterliche Vermögen der Prinzessin Lätitia und dem Prinzen Louis vermacht worden sein, der Nießbrauch des Vermögens der Prinzessin Clothilde verbleiben. Der Verstorbene wünsche ein Begräbniß in Paris und setze den Prinzen Louis zum Vollstrecker seines Testamentes fest.
Die neuesten Nachrichten über Prinz Jerome Napoleons letzten Willen bestätigen, daß Prinz Victor total enterbt ist. Das Schriftstück enthält seinen Namen kein einziges Mal. Alle persönlichen und Familienurkunden des Prinzen und sein Napoleon=Museum gehen auf den Prinzen Louis, seinen jüngeren Sohn, über. Außer dem Vermögensrechtlichen ist auch ein politischer letzter Wille vorhanden, der für Victor überaus hart sein soll. Seine Veröffentlichung steht bevor.
In Bulgarien sollen schon wieder einmal die zu einer neuen Verschwörung getroffenen Vorbereitungen entdeckt worden sein. Als Urheber derselben wird jener Major Benderew bezeichnet, der s. Z. auch bei dem Aufruhr in Widdin eine hervorragende Rolle gespielt hat. - Das Gerücht, daß die Vertretung der russischen Interessen in Bulgarien demnächst von dem deutschen diplomatischen Agenten in Sofia auf den französischen übergehen solle, wird in unterrichteten Berliner Kreisen als unrichtig bezeichnet.
Durch ein Schreiben des Präsidenten Harrison wurde die deutsche Reichsregierung zur Theilnahme an der Weltausstellung zu Chicago amtlich eingeladen. In Regierungskreisen soll man für Betheiligung an der Ausstellung sein; auch in vielen Gutachten von Handelskammern wird betont, daß die Ehre und die Interessen Deutschlands eine amtliche Betheiligung erheischen. Die Ausstellung soll am 1. Mai 1893 eröffnet und am letzten Donnerstag im October desselben Jahres geschlossen werden.
Der amerikanische Landwirthschaftssekretär Rusk soll sich neuerdings wieder dahin ausgesprochen haben, daß das neue amerikanische Fleischschaugesetz Deutschland, Frankreich und England befriedigen und eine große Zunahme der Ausfuhr von Schweinefleischprodukten herbeiführen werde; hoffentlich werde Deutschland dann seine Einwendungen gegen die Einfuhr amerikanischen Schweinefleisches fallen lassen.
Aus Sansibar meldet das Reutersche Bureau, daß der berüchtigte Sklavenhändler Tippu Tipp sich gegenwärtig in Uuyamyembe befinde und rechtsseitig gelähmt sei.
- Schönberg. Bekanntlich hatte der landwirthschaftliche Verein kleinerer Landwirthe des Fürstenthums Ratzeburg in seiner letzten Herbstversammlung beschlossen, in diesem Jahre in Schönberg eine Thierschau zu veranstalten. In der am 21. März stattgehabten Frühjahrs=Versammlung wurde der Tag der Thierschau auf den 12. Juni festgesetzt und beschlossen, auch eine Gewerbeausstellung damit zu verbinden, wie auch eine Verloosung von ausgestellten Gegenständen zu veranstalten, zu welchem Zwecke 2000 Loose à 50 Pf. auszugeben seien. - Die Mitgliederzahl dieses Vereins vergrößert sich von Jahr zu Jahr, so wurden in dieser Versammlung wieder 11 neue Mitglieder aufgenommen. Der Verein beschloß noch, den bisherigen Jahresbeitrag von 6 M. auf 3 M. herabzusetzen.
- Schönberg. Am 18. d. M. hielt der hiesige Gartenbau=Verein im Krüger'schen Gasthause eine Versammlung ab. Mit derselben war eine Ausstellung verschiedener Kartoffelsorten verbunden. Im Ganzen waren einige 30 Kartoffelarten, darunter Producte neuester Züchtung ausgestellt. Diese Sorten sollen sämmtlich von Vereinswegen versuchsweise angebaut werden, und will ein Vereinsmitglied zu diesem Zwecke unentgeltlich das erforderliche Terrain hergeben und der Gärtner Praeve die Bearbeitung der Kartoffeln ohne Entgelt übernehmen. Zum Anbau wurden empfohlen als Frühkartoffeln: "Victor", "weiße Nieren=" und "Rosenkartoffeln", auch "Edelweiß", letztere für schweren Boden; als Spritkartoffeln: "magnum bonum", "kleine blaue" und "rothe Nieren"=Kartoffeln. Darauf hielt Lehrer Schaer einen interessanten Vortrag über das Pflanzen von Obstbäumen und wurden schließlich noch einige neue Mitglieder aufgenommen.
- Güstrow. Der Raubmörder Richter hat am 20. d. M. ein vollständiges Geständniß abgelegt; die beiden Genossen haben am 4. November in Parchim den Mordplan gefaßt; Busch hat die tödtlichen Schläge ausgeführt, Richter hat bei der Unthat geleuchtet.
- In Berliner ärztlichen Kreisen verlautet, Prof. Dr. Koch bereite eine Veröffentlichung zur
[ => Original lesen: 1891 Nr. 24 Seite 7]Widerlegung der Einwendungen Prof. Virchow's gegen sein Heilmittel der Tuberculose vor.
- Professor Dr. Robert Koch, der am Sonntag in Kairo eingetroffen ist, sprach sich für die Errichtung von Baracken in Theben aus, da er das dortige Klima für besonders günstig hält.
- In der letzten Sitzung der medizinischen Gesellschaft in Berlin mahnte Professor Guthmann zur Vorsicht bei der Anwendung des Liebreichschen Mittels. Unter 7 Fällen haben 3 bedenkliche Einwirkungen auf Nieren, Harn und dergleichen gehabt. Doctor Lublinski hat bei 22 Kehlkopffällen unangenehme Nebenwirkungen nur vereinzelt und vorübergehend beobachtet, dagegen vielfach Verheilung und verbessertes Aussehen constatirt. Er glaubt, Prof. Guthmann habe zu vorgeschrittene Fälle ausgewählt.
- Der Verein der Pariser Architekten lehnte die Einladung des Berliner Architekten=Vereins, sich an der Berliner Kunstausstellung zu betheiligen ab. Die Absage ist sehr höflich in der Form - aber immerhin eine Absage. Hoffentlich ist dies der letzte derartige Korb, den sich deutsche Künstler in Paris holen.
- Die Brüsseler Künstler werden sich ziemlich zahlreich an der Berliner Kunstausstellung betheiligen. Genauen Ermittelungen zufolge werden 60 Maler, 9 Bildhauer, 2 Kupferstecher und 4 Aquarellisten ihre Werke nach Berlin senden.
- Der Correspondent des Berliner Tageblattes, Löwenfeldt, wurde aus St. Petersburg auf Grund der Judengesetze ausgewiesen.
- Am "schwarzen Brett" der Berliner Universität prangte dieser Tage, umdrängt und bewundert von unzähligen neugierigen Musensöhnen, folgender Anschlag: "Lebenslustiger Herr, 36 Jahre alt, wünscht wegen seiner großen Kurzsichtigkeit einen heiteren Gesellschafter. In Anspruch werden die Nachmittag= und Abendstunden genommen und dafür eine Vergütung von monatlich 20 Mark und freie Zeche gewährt. Gef. zu melden Marienstr. u. s. w." Aus dem Umstand, daß das Gesuch bereits am folgenden Tag verschwunden war, darf geschlossen werden, daß dasselbe den erwünschten Erfolg gehabt hat. Jedenfalls ist es charakteristisch für die bezüglich der akademischen Jugend herrschenden Ansichten, daß speciell in ihren Reihen der "heitere Gesellschafter für die Nachmittags= und Abendstunden" gegen freie Zeche gesucht wird.
- Eine interessante Spezialität in der Berliner Verbrecherwelt ist die gefällige Frau, welche Damen auf der Straße darauf aufmerksam macht, daß sie sich die Kleider beschmutzt haben, und beim Reinigen der Letzteren ihren Opfern das Portemonaie aus der Tasche escamotirt. Neuerdings arbeitet die raffinirte Dame mit einer kleinen Variation, sie tritt an irgend eine Vorübergehende, bei welcher sie einiges Geld vermuthet, mit den Worten heran: "Erlauben Sie, meine Dame, Sie haben sich hier schwarz gemacht." Dabei wischt die "gefällige" Person der also Angeredeten mit ihrem Taschentuch im Gesicht herum, während sie zu gleicher Zeit die Taschen derselben visitirt. In dieser Weise hat die Gaunerin schon einige Male mit Erfolg operirt.
- Bedeutende Diebstähle an Patronen wurden mit großer Frechheit in der königlichen Schießschule in Spandau verübt. Indessen ist es bereits gelungen, der Spitzbuben habhaft zu werden und auch den Hehler, welcher die Patronen veräußerte, zu verhaften.
- Der kaum beendete Streik der Hamburger Cigarrenarbeiter droht von neuem auszubrechen, da die Cigarrenfabrikanten für die Hausindustriellen einstehen, die während des Streiks zu ihnen gestanden und bei welchem jetzt die Arbeiter die Parole ausgegeben haben, nicht in Arbeit zu treten. Die Fabrikanten drohen die Arbeiter zu entlassen.
- Der Glasmacherstreik in Bergedorf bei Hamburg ging soeben nach 36wöchiger Dauer zu Ende. Die Arbeiter unterschrieben die vor dem Ausstandsbeginn gestellten Bedingungen der Arbeitgeber.
- Nach Deutsch=Südwest=Afrika beabsichtigt die Colonialverwaltung 10 Dromedare zu Zuchtzwecken zu bringen. Die Thiere sollen mit dem am 30. April von Hamburg aus abgehenden Dampfer abgehen.
- Anläßlich der Beerdigung Windthorsts trafen am Mittwoch fünf Extrazüge aus Berlin, Köln, Hildesheim etc. in Hannover ein. Nach der Marienkirche, die überaus reich und geschmackvoll decorirt ist, und wobei die gärtnerische Kunst Gelegenheit genommen, ihre Leistungsfähigkeit zu zeigen, pilgerten viele Tausende. Die werthvollen Kränze, so die vom Kaiserpaar, von der königlich hannoverschen Familie und von den anderen Fürstlichkeiten wurden in der Gruft mit verschlossen.
- In der Kaserne des 47. Infanterieregiments in Posen schoß sich am Mittwoch angeblich wegen zu schweren Dienstes, ein Rekrut aus einem Gewehr eine Kugel in den Kopf. Das Geschoß ging dann durch die Decke des Zimmers und traf einen Gefreiten, der sich im oberen Zimmer befand, in den Hals. Der Rekrut war sofort todt. Der Gefreite ist schwer verletzt.
- Bei Abbruch eines alten, zur Domäne Hoym bei Aschersleben gehörigen Wirthschaftsgebäudes wurde ein Schriftstück folgenden Wortlauts aufgefunden: "Wenn hirorts diß Gebäude verfällt so fündet zwej Menschliche Körper es sind zwej Russen, nicht weit davon liegt 30 Dausend Gulden zu rechter Hand nach der Kirche. Dießes geschrieben in Angst und Noth, wo unser Land verwüßtet. V.N.E.R. †††" Von den in dem Schriftstück erwähnten menschlichen Körpern und einer Geldsumme ist bisher nichts bemerkt worden.
- In Oppeln ist am Mittwoch früh der Raubmörder Zigeuner Pawlowski durch den Scharfrichter Reindel (Magdeburg) hingerichtet worden.
- Die alten rothen sächsischen Dreipfennig=Briefmarken aus dem Ende der vierziger Jahre sind bekanntlich von den Sammlern sehr gesucht und werden in gut gehaltenen Exemplaren mit 50 Mk. das Stück bezahlt. Sie werden aber auch ihres hohen Werthes wegen öftere gefälscht. In diesen Tagen sind in Dresden plötzlich eine ziemliche Anzahl solcher Marken und zwar echte in den Handel gekommen und die "Dresd. Nachr." erfahren darüber Folgendes: Ein dort wohnhafter Rentier, ein älterer Herr, hatte kürzlich seine Gattin durch den Tod verloren. Beim Ordnen ihrer Hinterlassenschaft fand er u. a. auch eine große Anzahl alter Briefe, die er als Makulatur verwerthen wollte. Die Briefe waren bereits zu diesem Zwecke verpackt, als er von einem Bekannten noch rechtzeitig veranlaßt wurde, sie doch noch einmal wegen etwa darauf befindlicher Briefmarken durchzusehen. Er that dies und fand nach und nach einige dreißig Stück dieser werthvollen Dreipfennigsmarken vor, die zusammen einen Werth von 1500 Mk repräsentieren. Solche Marken dürften sich noch in manchem Familien=Archiv vorfinden, allein es kommt nur zu oft vor, daß sie mit auf die Seite geworfen werden, weil man ihren Werth nicht kennt.
- Die Zahl der Altersrenten, die bei den 31 Invaliditäts= und Altersversicherungsanstalten und 8 zugelassenen Kasseneinrichtungen im Lauf des Monats Februar angemeldet worden sind, übersteigt nach der im Reichs=Versicherungsamt geführten Controlle die Zahl der Anmeldungen vom Monat Januar um ein bedeutendes. Dieselbe beläuft sich auf 40,491 (gegen 27,897). Von diesen und den aus dem Januar unerledigt übernommenen 22,262 Ansprüchen sind im Lauf des Februar anerkannt: 16,025, zurückgewiesen: 1574, auf andere Weise erledigt 195, so daß 44,959 Ansprüche auf den Monat März übergegangen sind. Im Ganzen waren bis zum 28. Februar 27,593 Altersrenten bewilligt. Das Rechnungsbureau des Reichsversicherungssamts hat mit der Vertheilung der Altersrenten auf die betheiligten Anstalten bereits begonnen.
- Die Frist für den Umtausch der in den Händen des Publikums verbliebenen, seit dem 31. Januar zur Frankierung von Postsendungen nicht mehr verwendbaren Postwerthzeichen älterer Art wurde von dem Reichs=Postamte bis zum 20. Juni verlängert. Es können also bis dahin die gedachten Werthzeichen gegen solche neuerer Art bei allen Postanstalten eingetauscht werden.
- Volkszählungsergebniß für das deutsche Reich. Nunmehr liegen für alle Theile des Reiches die Summen der Volkszählung vom 1. Dez 1890
[ => Original lesen: 1891 Nr. 24 Seite 8]vor, 0 mit einziger Ausnahme des Reichslandes Elsaß=Lothringen u. sämmtliche Staatsgebiete zeigen einen Volkszuwachs, nur Mecklenburg=Strelitz hat einen kleinen Rückgang erfahren. Setzt man für Elsaß=Lothringen einstweilen noch die Volkszahl von 1885 ein, so beruft sich die Gesammtzahl der Bewohner des Deutschen Reiches auf 49 383 287.
- Die Bevölkerung der Erde 1890. Europa 380 200 000, Asien 850 000 000, Afrika 127 000 000, Australien 4 730 000, Nordamerika 89 250 000, Südamerika 36 420 000, zusammen 1487 600 000 Einwohner. Dazu kommen noch 300 000 der Polar=Gegenden.
- Die in "Meyers Volksbüchern" erschienenen Tischreden Luthers wurden auf Antrag der Staatsanwaltschaft vom Wiener Landesgericht als Preßgericht confiscirt, beziehungsweise die Weiterverbreitung verboten. Das Gericht stützt sich hierbei auf die §§ 303 und 516 des Strafgesetzbuches, welche sich auf die Vergehen der Religionsstörung und Verletzung der öffentlichen Sittlichkeit beziehen.
- Die telephonische Verbindung zwischen Paris und London wurde am Donnerstag durch den Handelsminister Jules Roche nebst Gemahlin und den englischen Botschafter Lord Lytton in aller Form eröffnet. Dieselben waren im Hauptpostamte in Paris anwesend und unterhielten sich mit dem Generalpostmeister in London. Die Eröffnung zum allgemeinen Gebrauch wird in Gegenwart höherer französischer und ausländischer Postbehörden in Brüssel stattfinden.
- Das von der Porzellanfabrik in Sevres erfundene Dauerporzellan bestand die Probe glänzend. Eine große Vase aus Dauerporzellan stand während des ganzen letzten Winters zu Rouen, im Jardin des plantes, im Freien. Die Untersuchung ergab, daß die lange, harte Kälte nicht die mindeste Wirkung gehabt, den Schmelz nicht anzugreifen vermochte. Das mit einem Celadonschmelz überzogene Dauerporzellan dürfte daher eine bedeutende Zukunft haben, und künftig die schwerfälligen, weiß oder farbig angestrichenen oder mit Schmelz überzogenen gußeisernen Vasen und Zierstücke in den Gärten vortheilhaft ersetzen.
- Herr Leonidas v. Ennatsky, der vielfach genannte Russe, ist am 17. März mit seinem Dreigespann um die Mittagszeit aus Samara in Rußland in Paris glücklich angelangt. Er hatte, wie bekannt, gewettet, diese Reise in 80 Tagen zurückzulegen. Der Betrag der Wette sind 20,000 Rubel, jedoch sollen noch anderweitige in Samara, Petersburg, Moskau, und Kiew abgeschlossene Wetten den Betrag von 180,000 Rubel erreichen. Herr von Ennatsky hat seine Wette noch mit einem Tag Vorsprung gewonnen. Das Dreigespann wiegt 800 Kilo und ist mit drei Pferden der kosakischen Rasse des Ural bespannt. Das Maximum des per Tag zurückgelegten Weges betrug 200 Kilometer, das Minimum, auf der Strecke zwischen Pont=à=Mousson und Paris, 28 Kilometer. Während der ganzen Reise hat sich nur ein einziger kleiner Unfall bei Kiew ereignet. Der Gewinner dieser Wette gehört nicht der russischen Armee an. Er erfüllt die Functionen eines Secretärs der Regierung in der Stadt Kasan, die auch seine Geburtsstadt ist, und in deren Umgebung er zahlreiche Besitzungen hat. Er ist ein großer Mann mit starkgefärbtem energischen Gesicht. Er spricht vollkommen richtig französisch. Der Reisende beabsichtigt, sich ungefähr 10 Tage in Paris aufzuhalten und sodann mit der Eisenbahn den Rückweg anzutreten.
- Wie "Industries" berichtet, ist Hammerfest, die nördlichste Stadt Europas, die erste Stadt in Norwegen, welche vollkommen electrische Beleuchtung hat. Die Triebhaft für die electrischen Anlagen wird von einem Wasserfall geliefert, der beiläufig eine Meile von der Stadt entfernt ist.
- Heftiger Schneesturm tobt seit Freitag in Nordschleswig, Schneemassen lagern bereits fußhoch und verschiedene Verkehrsstörungen sind eingetreten.
- Der New=York Herald meldet unterm 14. d. Mts. aus New=York: Der hiesige Bankier Jesse Seligmann vom Hause Seligmann & Co. trassirte gestern per Kabel auf Baron Hirsch die Summe von 12 Millionen Franks. Es ist dies der Betrag, den Baron Hirsch zur Unterstützung jüdischer Auswanderer in den Vereinigten Staaten angewiesen hat. Die Tratte wurde ohne Weiteres honorirt und der Betrag zur Verfügung gestellt.
- Aus New=Orleans wird berichtet, daß die Ruhe seit dem großen Massacre nicht weiter gestört worden ist. Gleichzeitig wird jedoch gemeldet, daß der Advokat Parkerson, der Führer der Volksmenge, welche an den verhafteten Italienern Lynchjustiz geübt hat, ein mit der Unterschrift "Die Maffia" unterzeichnetes Schriftstück erhalten habe, in welchem angedroht wird, daß er getödtet und seine Familie vergiftet werden würde. Die gegen drei andere Italiener wegen Theilnahme an der Ermordung Hennesseys erhobenen Anklagen sind zurückgezogen worden, dagegen finden sich fünf andere Italiener noch immer in Haft und sollen gerichtlich verfolgt werden. Der Staatsanwalt ist mit Erörterung der gegen die Geschworenen erhobenen Beschuldigung der Bestechung beschäftigt. Unter den Italienern in den Vereinigten Staaten herrscht überall eine ungeheure Aufregung. In verschiedenen Städten haben sie Versammlungen abgehalten, um gegen die Vorgänge in New=Orleans zu protestiren, sowie die Bestrafung der Schuldigen und Schadenersatz für die Familien der Gelynchten zu fordern. Der italienische Gesandte in Washington, Herr de Fava, hat bereits dem Staatssecretär Blaine einen schriftlichen Protest gegen die passive Haltung der Behörden von New=Orleans während der jüngsten Vorgänge überreicht. Gleichzeitig wird die Regierung der Vereinigten Staaten aufgefordert, das Leben der italienischen Staatsangehörigen, das dauernd bedroht erscheine, zu schützen und die Urheber des Blutbades wie ihre Mitschuldigen zu strenger Verantwortung zu ziehen.
Noch ein Wort für unsere Confirmanden.
Das heilige Osterfest rückt immer näher und mit ihm die Confirmation - der Wendepunkt im Leben unserer 14jährigen Schüler und Schülerinnen. Bisher glich das Dasein derselben vielfach einer sorgenlosen Wanderung durch Flur und Hain, durch blumige Wiesen und grüne Auen. Engel waren ihre Hüter in der Noth, die sorgende Mutterliebe trug sie auf betendem Herzen, treue Lehrer unterwiesen sie in allen Kenntnissen und streuten den Samen des göttlichen Wortes in ihre zarten Herzen, hoffend daß dieser aufgehe und reiche Früchte bringe.
Schritt für Schritt wird aber jetzt für sie die Gegend rauher die Fluren öder; oder noch eine kurze Entfernung und - ein wildbewegtes, tobendes Meer hemmt ihren Lauf, der Ocean des bittern Lebens, der rauhen Wirklichkeit liegt vor ihren Blicken. Da wird's manchem bange, aber sie müssen den Ocean durchfahren - ob reich oder arm, hoch oder niedrig - ein Fliehen ist nicht möglich. Der Schiffer lichtet schon die Anker. Es heißt nun Abschied nehmen von allen, die dem Herzen nahe standen, die lieb und theuer waren. Noch ein "Herzliches Lebewohl!", noch ein "wehmüthiger Blick" auf die durchwanderten Fluren, in das Paradies der Kindheit - und eine lange gefahrvolle Fahrt beginnt; sie ist der Kampf ums Dasein.
Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzeit,
Klingt ein Lied mir immerdar;
O wie liegt so weit, o wie liegt so weit,
Was mein einst war! Rückert.
Die Fahrt ist ruhig, das Fahrzeug wandelt gerechte Bahnen und es lächelt noch zuweilen die Sonne des Glücks. Aber nicht lange währt's, so ziehen schwere Stürme herauf - die vielen und mancherlei Leiden dieser Zeit - und machen das Schifflein wankend und schwankend. Die tobenden Elemente, die Seelenkämpfe werden auch unsern lieben Confirmanden vernichtend drohen. Wohl dann, wenn sie auf Gott ihre volle Hoffnung setzen, ihn in der Gefahr vor Augen und im Herzen haben und stets bedenken, daß Gott allen denen nahe ist, die ihn mit Ernst anrufen. Dann schwinden auch für sie die bösen Tage, die Sonne durchbricht nach Sturm und Wetter das Wolkendunkel und erglänzt noch heller als zuvor. Die Leiden waren dann ein Besserungsmittel, kräftigten den Glauben und stärkten ihre Zuversicht. Die Fahrt wird glücklich für sie enden, das Schifflein trägt sie in ein schönes Land, in das Land der Ruhe, Zufriedenheit, des Seelenfriedens, das Gott allen denen giebt, die ihn fürchten und lieben.
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