[ => Original lesen: 1891 Nr. 22 Seite 1] Wie der "Hamburger Correspondent" zu melden weiß, ist demnächst ein Besuch des Kaisers in Altona zu erwarten, der anläßlich einer Reise des Kaisers nach Kiel erfolgen wird. Der Kaiser gedenke bei seiner Anwesenheit in Altona Wohnung beim commandirenden General Grafen von Waldersee zu nehmen.
Beim Empfang der Deputation betreffend den Rhein=Weser=Kanal stellte der Kaiser dem Lübecker Handelskammer=Präsidenten den Besuch Lübecks vor seiner Münchener Reise in Aussicht
Der "Reichsanzeiger" schreibt: In der Tagespresse ist mehrfach die Frage aufgeworfen, warum die Marineverwaltung von der Verwendung des amerikanischen Salzfleisches für die Verpflegung der Mannschaften abgesehen habe. Die Versuche der Marineverwaltung mit amerikanischem Salzfleisch sind nicht günstig ausgefallen. Das Fleisch war sehnig, zu fett und bestand durchweg aus minderwerthigen Stücken, die Verpackung war mangelhaft. Die Marineverwaltung hatte die Mannschaften mit nicht nur billiger, sondern auch guter Nahrung zu versehen, sie konnte deshalb den Bestrebungen der amerikanischen Exporteure, ihren Erzeugnissen in der Marine Eingang zu verschaffen, nicht nachgeben.
Die deutschen Parlamente, Reichstag und Landtag, sowie das ganze politische Leben in Deutschland ist durch den Tod des Abgeordneten Dr. Windthorst, des Führers der stärksten parlamentarischen Partei, des Centrums, erregt. Er erlag am 11. März in seinem 80. Lebensjahre einer Lungenentzündung und vermochte durch seinen scharfen Geist die Wege besonders der innern deutschen Politik nicht nur zu beeinflussen, sondern gar oft zu wenden und zu leiten. Durch seinen scharfen Witz, seine große Rednergabe und seltene Klugheit hat er seine schroffsten politischen Gegner gezwungen, ihn anzuerkennen und zu achten.
Wie der Kölnischen Zeitung aus München berichtet wird, soll in dortigen Abgeordnetenkreisen behauptet werden, Windthorst habe den Abgeordneten Porsch (Breslau) als geeigneten Nachfolger in der Führung der Centrumspartei bezeichnet.
Die Feierlichkeiten in München zu Ehren des 70. Geburtstages des Prinzregenten Luitpold von Bayern verliefen dort, wie im ganzen Lande ohne jede Störung unter allgemeiner Theilnahme der Bevölkerung in glänzendster Weise. Durch Cabinetsordre sprach der Regent allen, die zum Gelingen des Festes beigetragen und ihn erfreut haben, seinen herzlichen Dank aus. Kaiser Wilhelm übersandte ein Glückwunschtelegramm, worin er seine Anerkennung ausspricht für die treue Mitwirkung, wodurch die Bande beider Herrscherhäuser und Regierungen zum Heile des gemeinsamen Vaterlandes stets fester und inniger sich gestalteten. Der Prinzregent erwiderte mit einem Dank für die Wünsche, erfreut über die Anerkennung des Kaisers.
In den deutsch=österreichischen Handelsvertrags=Verhandlungen ist abermals eine Stockung eingetreten. Es heißt, die deutschen Delegirten würden nochmals Instruction in Berlin einholen, da die dritte Lesung nunmehr die Entscheidung fordere und die Gegensätze speciell bei den land= und forstwirthschaftlichen Zöllen noch nicht beseitigt seien. Es ist in der That eine schwierige Aufgabe, in dem Widerstreit so gewichtiger Interessen eine befriedigende Lösung zu finden, und nur der in beiden Ländern an entscheidender Stelle bestehende Wunsch, die Verhandlungen zu einem günstigen Ende zu bringen, bietet noch eine Gewähr dafür, daß dieses Ziel schließlich erreicht wird.
Im neuen österreichischen Abgeordnetenhause haben die deutschen Parteien die stärkste Mitgliederzahl, nämlich fast 130. Die nächststarke Partei sind die Polen mit einigen 60 Mitgliedern, die Czechen mit ziemlich 40. Die übrigen Parteien bilden nur zahlreiche kleine Gruppen. Das Ministerium ist also diesmal unbedingt auf die deutschen Abgeordneten angewiesen, wenn überhaupt ein gedeihliches Arbeiten eintreten soll.
Abermals haben zwei ganz neu hergestellte französische Torpedoboote, die vorzügliches leisten sollten, Schiffbruch erlitten. Die Stimmung ist eine sehr erregte; Frankreich hat einmal kein Glück mit Torpedobooten.
Um der alten russischen Krönungsstadt Moskau einen Beweis seines Wohlwollens zu geben, hat der Zar den Großfürsten Sergei Alexandrowitsch zum Generalgouverneur von Moskau ernannt. Der bisherige Generalgouverneur Fürst Dolgorukow ist zum Reichsrathsmitglied ernannt worden.
Der Schweizer Bundesrath hat infolge der in den Nachbarstaaten herrschenden Maul= und Klauenseuche die Vieheinfuhr in die Schweiz verboten. Schlachtvieh, nämlich Ochsen, Schlachtkälber und Schweine dürfen eingeführt werden, wenn sie für Schlächter und baldige Abschlachtung bestimmt sind. Diese Thiere müssen jedoch unverdächtig und mit genauem Gesundheitsschein versehen sein, sowie unverzüglich in Quarantänestallungen und von da zur Schlachtbank geführt werden.
Der Zustand des Prinzen Jerome Napoleon ist nach den letzten Nachrichten aus Rom ein hoffnungsloser. Prinz Victor, der älteste, mit seinem Vater seit einer Reihe von Jahren in bitterster Fehde stehende Sohn, ist ebenfalls in Rom eingetroffen, aber nicht vorgelassen worden, weil man dem Sterbenden die bei einem Wiedersehen unvermeidliche und jedenfalls höchst nachtheilige Erregung ersparen will. Prinz Jerome, der bekanntlich ein Freigeist ist, lehnt jeden religiösen Zuspruch ab.
Nach einer Depesche aus Rom vom Freitag liegt Prinz Napoleon im Sterben. Die Krisis trat nach dem Zusammentreffen mit dem Prinzen Victor ein. Zwischen Vater und Sohn hat keine Versöhnung stattgefunden. Als Napoleon den jungen Prinzen gewahr wurde, erhob er sich, rief: "Hinaus!" und fiel kraftlos zurück. Zu der Lungenentzündung trat noch Darmverschlingung hinzu. In früher Morgenstunde besuchte der König den Kranken.
Der Stadtrath von London trifft bereits Vorbereitungen für den bekanntlich von der Kaiserin Friedrich in Aussicht gestellten Fall, daß Kaiser Wilhelm London besuchen sollte. Es wird ein glänzender Empfang geplant und im Stadtrath wird
[ => Original lesen: 1891 Nr. 22 Seite 2]beantragt werden, dem Kaiser eine Bewillkommnungs=Adresse in der Guildhall zu überreichen. Wahrscheinlich wird dem Kaiser, wie einst im Jahre 1857 seinem Vater anläßlich seiner Verlobung mit der Prinzeß Royal, das Ehrenbürgerrecht von London verliehen werden.
Reichscommissar v. Wißmann traf mit seiner Expedition vom Kilimandscharo an der Küste bei Bagamoyo wohlbehalten wieder ein. Der Erfolg ist ein totaler.
Wie aus Hamburg gerüchtweise verlautet, soll Tabora von rebellischen Arabern erobert worden sein, die nunmehr auf Mpwapwa marschierten. Tabora ist der Haupthandelsplatz im Innern Ostafrikas an der Straße von der Küste nach dem Tanganyika= und Victoriasee; Emin Pascha hatte auf seinem letzten Zuge daselbst eine Station angelegt. Hamburgische Handelskreise führen das Gerücht - wohl mit Recht - auf englische Machenschaften.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Siemzer Straße sub Nr. 144 belegene Wohnhaus c. p. des Zimmermeisters Chr. Egert allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 4. April d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 19. Januar 1891.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Holz=Auction Nr. 24.
Am Mittwoch, den 25. März, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Krellenberg zu Carlow nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.
1. Aus dem Samkower Holze.
223 Stück eichen Nutzholz II. Qualität = 152,17 Festm. (freie Concurrenz).
2. Aus dem Carlower u. Röggeliner Holze.
86 Stück eichen Nutzholz II. Qualität = 39,52 Festm. (freie Concurrenz).
4 Stück eichen Klassenbäume III. Cl.
8 Rmet. eichen Kluft (Brandkuhle).
6 Rmet. eichen Knüppel (1 1/2 Meter lang).
12 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
38 Rmet. buchen Kluft I. Cl.
92 Rmet. buchen Kluft II. Cl.
81 Rmet. buchen Kluft Olm Anbruch.
69 Fuder buchen Durchforstholz I., II. u. III. Cl.
99 Fuder buchen Pollholz.
3 3/4 Rmet. aspen Kluft (1 1/4 Meter lang).
1 1/2 Fuder aspen Pollholz.
3. Aus dem Gr. Rünzer Zuschlage.
24 Stück fichten Schleete.
50 Stück fichten Hopfenstangen.
3 Fuder fichten Durchforstholz.
Schönberg, den 16. März 1891.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction.
Am Dienstag, den 24. d. Mts., Vormittags 10 1/2 Uhr beginnend sollen durch den Unterzeichneten auf der Lastadie, Platz 6
ca. 2000 Dtz. ebenkantige u. Wahlbretter und Planken
in öffentlicher Auction meistbietend verkauft werden. Verzeichnisse sind am Comptoir des Unterzeichneten, Ecke Sandstraße u. Wahmstraße, 2. Etage zu erhalten.
Lübeck, den 14. März 1891.
G. Olrogge,
beeid. Auctionator.
Auction.
Am Montag, den 23. März, Morg. 10 Uhr, soll vor meiner Wohnung in Othenstorf bei Rehna Nachstehendes meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden, als:
1 Sopha, Tische, Stühle, Bettstellen, 1 Hobelbank, 1 Küchenschrank, Küchengeräthe, 1 neues Gewehr, ferner: Bienen, 10 Stöcke in Kasten und 8 in Körben, 1 Honigschleudermaschine, 1 Wabenschrank, mehrere Aufsatzkasten, Bienengeräthe, Bienenhaus, 40 Lebensbäume.
Johanna Melchert Ww.
NB. Die Bienen kommen Nachm. 2 Uhr zum Aufgebot.
Fortzugshalber zu verkaufen:
1 Bauwagen, Pferdeharke, Milchkarren, 1 eiserner Pflug, 1 3schaariger u. 1 gebrauchter 4schaarig. Schälpflug, 1 Grundpflug, mehrere Spaten, Aexte, Beile, Dornmesser und Gartenharken bei
Gr. Siemz. W. Bohnhoff,
Schmiedemeister.
Grundstücks-Verkauf.
Wegen anderweitigen Unternehmens beabsichtige ich mein in der Sabowerstraße Nr. 27 belegenes Grundstück mit Scheune, Acker und Wiese zu verkaufen oder zu vermiethen.
Johanna Creutzfeldt.
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Heiligenstedt & Weidemann
Lübeck, Obertrave 6.
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Landwirtschaftlichen Maschinen und Geräthen, Decimal- und Centesimal-Waagen, Feuerwehr-Ausrüstungen, Düngemitteln, Futtermitteln, Molkereihilfsstoffen, Schmierölen, Wagenfetten etc. etc.
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 22 Seite 3]
Rothe Kreuz=Lotterie
des Vaterländischen Frauen-Vereins
unter allerhöchstem Protectorate Ihrer Maj. der Kaiserin.
Ziehung am 17. u. 18. April
im Rathhause in Cöslin.
3915 Gew. im W. v. M. 95 000.
M. 20 000, 10 000, 5000, 3000, 2000 etc.
Loose à 1 M. (11 für 10 M.) Liste u. Porto 30 Pf. |
|
Genehmigt für die ganze Monarchie.
16. gr. Stettiner Pferdelotterie.
Ziehung 12. Mai 1891.
Hauptgewinne 10 Equipagen, darunter 2 vierspännige und 150 hochedle Pferde, wovon 10 Reitpferde gesattelt und gezäumt.
Loose á 1 M. (11 Loose für 10 M.), Liste u. Porto 30 Pf. Einschreiben 20 Pf. extra, versendet das mit dem Vertrieb betraute Bankgeschäft. |
11 Loose von beiden Sorten gemischt 10 Mark. |
Rob. Th. Schröder, Stettin. |
|
Bestellungen am bequemsten per Postanweisung, doch nehme ich auch Coupons und Briefmarken in Zahlung. |
Wiederverkäufer zum commissionsweisen Verkauf werden überall angestellt. |
Wegen Uebernahme meines Geschäfts vom heutigen Tage an durch Herrn Heinrich Böckmann, Bandagist und Handschuhmacher, welcher dasselbe in unveränderter Weise fortführen wird, erlaube ich mir zugleich allen meinen hochgeehrten Freunden und Gönnern für das mir in so reichem Maaße geschenkte Wohlwollen und Vertrauen meinen aufrichtigen Dank sagen zu dürfen und bitte gütigst dasselbe auch auf meinen Nachfolger übertragen zu wollen.
Hochachtungsvoll
Emil Jannicke,
Bandagist und Handschuhmacher.
-------------------------------
Bezugnehmend auf obige Annonce empfehle ich mich dem hochgeehrten Publikum zu allen in meinem Fach vorkommenden Arbeiten und wird es mein Bestreben sein, mir die Gunst und das Wohlwollen zu erwerben.
Schönberg, den 6. März 1891.
Hochachtungsvoll
Heinrich Böckmann,
Bandagist und Handschuhmacher.
Engl. Tüllgardinen
Meter 20, 25, 35, 45, 50, 60, 70, 80, 90, 100 & 125 .
Tischdecken von 1 M. bis 22 M.
Möbelstoffe in 155 Mustern
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Heinrich Meyer.
Verzinktes Drathgeflecht
in jeder gangbaren Höhe und Maschenweite.
Verzinkten Drath zum Einfriedigen und Binden in jeder Stärke.
Patent=Stahl=Stachel=Zaundraht,
Flaschenzug leihweise.
Feld= und Gartengeräthe.
Spaten, Schaufel, Hacker, Forken, Baumsägen, Zweig=Harken und Rosenscheeren
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C. Schwedt.
Geschweifte Gardinenbretter und Rosetten,
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sowie Einrahmung jeglicher Art Bilder und Spiegel in Gold, Politur, Antik und verzierten Leisten bei
Schönberg i/M. Georg Schultze,
Glasermeister.
Säemaschinen
haben wieder vorräthig und empfehlen dieselben billigst. Auch ist ein schon etwas gebrauchter
4schaariger Schälpflug
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Schönberg i. M., Oldenburg & Ahrendt.
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empfiehlt Heinrich Meyer.
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von Bergmann & Co. in Dresden.
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Verzinnt. Stahlblech-Milchsatten
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Confirmations-Karten
in den schönsten und neuesten Mustern von den einfachsten bis zu den feinsten.
M. Schmalfeldt.
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Schönberg i/M. Georg Schultze, Glasermeister.
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Von jetzt ab steht mein schwarzbrauner Hengst Cardinal zum Decken bereit. |
Lockwisch, den 12. Januar 1891. |
H. Oldörp, Schulze. |
Gesucht zum 1. Mai ein tüchtiger zuverlässiger
Knecht,
der mit Pferden versteht umzugehen und ein
Knecht
für Geschäft.
Lübeck. Johs. Boy, Fischräucherei.
Laufbursche
gesucht, der auch Kelnerdienste verrichten muß, für die hiesige Bahnhofsrestauration zum 20. März ev. Ostern.
Ratzeburger-Actien-Brauerei.
Wegen Verheirathung meines Mädchens suche ich zu Johannis ein anderes.
Postmeisterin Krüger.
Ich habe zu Ostern oder später die
erste Etage
meines Hauses bestehend aus 5 Zimmern, (2 nach vorn liegend) im ganzen oder getheilt zu vermiethen.
Frau Caroline Bruhn.
Sabowerstraße Nr. 16.
Zu sogleich eine Wohnung zu vermiethen.
Christian Freitag.
Sabowerstr. 23.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 22 Seite 4]Zur diesjährigen öffentlichen Prüfung der Realschule und Bürgerknabenschule ladet der Unterzeichnete im Namen des Lehrerkollegiums die Eltern unserer Schüler und andere Schulfreunde hierdurch ergebenst ein.
Die Prüfung findet in nachstehender Reihenfolge statt:
Mittwoch, den 18. März. Prüfung der Realschule.
Vormittags.
9 Uhr. VI. Klasse. Religion. Müther.
9 Uhr. VI. Klasse.Geographie. Kelling.
10 Uhr. IV. Klasse. Religion. Schulze.
10 Uhr. IV. Klasse. Latein. Krempien.
11 Uhr. V. Klasse. Religion. Steinführer.
11 Uhr. V. Klasse. Religion. Rechnen. Kelling.
Klasse. Nachmittags.
2 Uhr. II. Klasse. Latein. Ringeling.
2 Uhr. II. Klasse. Geographie, Juling.
3 Uhr III. Klasse. Geschichte. Krempien.
3 Uhr III. Klasse.vcanzösisch. Pleines.
Entlassung der abgehenden Schüler.
Donnerstag, den 19. März. Prüfung der Bürger=Knabenschule.
8 Uhr. 4. Klasse. Religion. Neumann.
8 Uhr. 4. Klasse. Lesen. Neumann.
9 Uhr. 3. Klasse. Deutsch. Schulze.
9 Uhr. 3. Klasse. Anschauungsuntericht. Neumann.
10 Uhr. 1. Klasse. Geographie. Schulze.
10 Uhr. 1. Klasse. Mathematik. Kelling.
11 Uhr. 2. Klasse. Naturgeschichte. Müther.
Entlassung der Konfirmanden.
Schönberg, den 16. März 1891.
Direktor W. Ringeling.
Schul=Anzeige.
Die öffentliche Prüfung in der
Bürger-Mädchenschule
findet am Donnerstag, den 19. d. Mts. vormittags von 8 Uhr an statt. Zu derselben ladet Eltern der Kinder und Freunde der Schule im Namen des Lehrercollegiums ganz ergebenst ein
der Rektor
Georg Krüger.
Gartenbau=Verein.
Mittwoch, den 18. März, Abends 8 Uhr,
Versammlung bei Gastwirt Krüger.
1. Ausstellung u. Besprechung von ca. 20 Kartoffelsorten.
2. Vortrag des Herrn Schär über das Pflanzen der Obstbäume.
Der Vorstand.
Tanzunterricht.
Anfang April beginnt mein diesjähriger
Cursus
in Schönberg.
Missive circulirt durch Herrn Ratzeburg.
Um zahlreiche Teilnehmer bittet
Hochachtungsvoll
W. Lorenz.
Alle Sorten Handschuhe
werden von jetzt an gewaschen und gefärbt bei
Heinrich Böckmann,
Schönberg. Handschuhmacher.
Wohnhaft in der Sabowerstraße bei Frau Wittwe Creutzfeldt.
Für Confirmanden
starke, schwarze
Glacé Hand-Schuhe
bei Heinr. Böckmann,
Schönberg. Handschuhmacher.
Ende dieser oder Anfang nächster Woche erhalten wir eine Sendung Pflanz= und Eßkartoffeln
Magnum bonum,
welche wir unter Garantie der Echtheit und bester Beschaffenheit der Waare angelegentlichst empfehlen und um baldige Bestellung bitten, da die Vorräthe dieser bewährtesten Sorte fast überall erschöpft sind.
Ollndorf bei Schönberg i/M., im März 1891.
Oldörp & Bade.
Ein noch guterhaltener, leichter ein= und zweispänniger
Ackerwagen
ist billig zu verkaufen bei
W. Arndt, Stellmachermeister.
Braunkohlen
heute und morgen ab Bahnhof zu liefern empfiehlt
Aug. Spehr.
Große Kartoffeln
sucht zu kaufen
Kaiser-Stove.
Billig zu verkaufen!
eine Zieh=Rolle.
Näheres in der Expedition dieses Blattes.
Am Sonntag, den 15. März Mittags 11 Uhr, starb nach langen Leiden unsere innigst geliebte Mutter
Sophie Böckmann geb. Renzow.
in ihrem 67. Lebensjahre.
Tiefbetrauert von den Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 19. d. M., Nachmittags 2 Uhr statt.
Es hat den lieben Gott gefallen, unsern lieben, süßen
Albert
am 15. März, Nachmittags 2 Uhr, im zarten Alter von 1 Jahr 7 Monaten wieder zu sich zu nehmen in sein Himmelreich.
Dies zeigen tiefbetrübten Herzens an
H. Schlüter u. Frau.
Die Beerdigung findet am Donnerstag Nachmittag 3 Uhr statt.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 22 Seite 5]Beilage
zu Nr. 22 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. März 1891.
- Schönberg. Wir werden um Abdruck des Folgenden ersucht: Im Kirchenconcert am 27. Febr. sind 124,35 Mark eingenommen und blieb nach Abzug der Unkosten ein Reingewinn von 70 Mark. Dieses Geld ist bei der Bank belegt, das Einlagebuch den Schulacten der Mädchenschule beigefügt und soll nicht zu Lehrmitteln, sondern zu wirklichen Wohlthätigkeitszwecken nach Bedarf in der Mädchenschule verwandt werden.
- Schönberg. Die Genossenschaftsmeiereien des Fürstenthums Ratzeburg haben sich endlich zu einem Genossenschafts=Verband vereinigt. Zweck des Verbandes ist, daß die Genossenschaften sich selbst einen Revisor wählen können, während im andern Falle sonst nach dem neuen Genossenschaftsgesetz das zuständige Amtsgericht befugt ist, einen Revisor auf Kosten der Genossenschaften zu entsenden.
- Die Kaiserin Augusta Victoria wird am 31. d. M. in Dresden eintreffen, um der Confirmation ihrer jüngsten Schwester, der Prinzessin Feodore, beizuwohnen.
- Die "Hamburger Nachrichten" melden aus Friedrichsruh vom 11. d. Mts.: Der commandirende General Graf Waldersee traf zum Besuche des Fürsten Bismarck hier ein. Er wurde vom Fürsten am Bahnhofe empfangen. Nachmittags fuhren der Fürst und Graf Waldersee gemeinsam durch den Sachsenwald worauf ein gemeinsames Mahl stattfand. Graf Waldersee reiste Abends 9 Uhr nach Altona zurück.
- Der bevorstehende Geburtstag des Fürsten Bismarck soll, wie aus Bochum und anderen Städten gemeldet wird, festlich begangen werden. Pfälzische Bismarckfreunde wollen dem Fürsten am 1. April einen goldenen Pokal und eine Sendung edelster Weine verehren. Eine Abordnung, an deren Spitze der Abg. Dr. Buhl steht, soll das Geschenk herbringen.
- Den Berliner "Polit. Nachr." zufolge suchte der oberschlesische Berg= und Hüttenmännische Verein bei dem preußischen Staatsministerium Maßnahmen zur Beseitigung des periodisch wiederkehrenden Wagenmangels und petitionirte beim Abgeordnetenhause, statt der geforderten 550 Lokomotiven und 6500 Gepäck= und Güterwagen 2500 Lokomotiven und 51 000 Gepäck= und Güterwagen zu je 10 Tonnen oder 34 000 zu 15 Tonnen zu bewilligen.
- Das neue Liebknecht'sche Unternehmen, die sozialdemokratische Arbeiterbildungsschule, ist, wie der "Köln. Ztg." geschrieben wird, nun fix und fertig. Etwa 4000 Genossen und Genossinnen sind bereits Mitglieder dieser neuen Agitationsschule geworden und 800-900 Personen werden wohl an dem Unterricht theilnehmen. In Berlin werden 4 Schulen eingerichtet; die Leiter dieser Schulen hoffen am 6. April so weit zu sein, daß der eigenartige Unterricht beginnen kann. Die Fächer, in denen die Genossen und Genossinnen unterrichtet werden, sind folgende: Nationalökonomie, Geschichte, Deutsch und Naturwissenschaften, ferner Rechnen, Schreiben, Zeichnen, Buchführung und Stenographie; das Schulgeld beträgt 75 Pfg. für das Vierteljahr.
- Professor Liebreich ist, wie Berliner Blätter melden, von einer französischen Dame, die an Tuberculose leidend in Pau weilt, dorthin berufen worden, um sein neues Heilverfahren anzuwenden. Professor Liebreich wird sich auch einige Tage in Paris aufhalten, wo ebenfalls mit Besuchen zur Behandlung Tuberkelkranker nach der Liebreich'schen Methode begonnen worden ist.
- Zum Ankauf von Remonten. Das preußische Kriegsministerium hat eine Bekanntmachung über den Ankauf von Remonten erlassen, deren Kenntnißnahme für jeden Pferdebesitzer von Wichtigkeit ist, da er nur bei ihrer Befolgung Aussicht hat, seine jungen Pferde gut zu verkaufen. Die Militärverwaltung legt großen Werth darauf, die Abstammung der Remonten zu wissen, und wünscht, die Deckscheine beim Ankauf zu erhalten. Remonten, deren edle Abkunft von Vollblut= oder Halbbluthengsten nachgewiesen werden kann, sollen von der Commission höher bezahlt werden, auch soll eine Erstattung des Deckgeldes stattfinden. Ferner wird bei allen Remonte=Ankäufen, was die Auswahl und den Preis anbetrifft, denjenigen Pferden der Vorzug gegeben werden, welche in Roßgärten oder anderen Weiden gezogen worden sind.
- Beim Regiment der Gardes du corps hat man, wie die "Potsdamer Correspondenz" meldet, die Haussuchung nach sozialdemokratischen Schriften abgehalten. Bei einem Mann der 4. Escadron sollen solche gefunden worden sein. Er befindet sich seitdem in Untersuchungsarrest.
- Die Maschine des hamburg=amerikanischen Dampfers "Suevia" gerieth auf der Reise nach Newyork, 60 Meilen von Lizard, in Unordnung und das Schiff schwamm hilflos auf dem Wasser; Schlepper aus Plymouth suchten das Schiff und brachten es nach Plymouth.
- In Tilsit wurde einem in der Wiege liegenden zweijährigen Mädchen von einem ins Zimmer geschlichenen Kater die Augen total ausgekratzt. Das arme Kind erlag bald darauf unter furchtbaren Qualen seinen Verletzungen.
- In Schlagsdorf auf der Insel Fehmarn ist ein Lehrer seines Amtes enthoben worden, weil er der sozialdemokratischen Partei angehört und sozialistische Lehren unter den Kindern verbreitet hat.
- Wie verlautet, wird die Kaiserin von Oesterreich im nächsten Monat in Wiesbaden eintreffen, um wiederum die Massagekur des Herrn Dr. Metzger zu gebrauchen.
- Ein billiges Schloß. Wie man der Wiener "Presse" mittheilt, ist das Schloß Tanzenberg im Glanthal in Kärnten dieser Tage von der Gräfin Wydenbruck, geb. Fugger, um den billigen Preis von 23 000 fl. verkauft worden. Das Schloß ist eine Spezialität. Es hat so viele Thore als das Jahr Monate, so viele Zimmer als Wochen und so viele Fenstern als Tage im Jahre sind. Erbaut wurde es von dem reichen Erzbischof Leonhard von Krutschach, welcher in Salzburg residirte zu Ende des 15. Jahrhundert, und es wurde sehr häufig vom Kaiser Max I. als Jagdherberge benutzt.
- Auf Stelzen von Paris nach Moskau. Ein französischer Bäckermeister Namens Sylvain Dormon beabsichtigt, sich auf Stelzen von Paris nach Moskau zur Ausstellung zu begeben. Am Donnerstag früh wollte der sonderbare Distanzläufer vom Concordiaplatz in Paris aus seine originelle Reise antreten, die über Reims, Sedan, Luxemburg, Coblenz, Wilna gehen soll. Dormon, der um 25. April in Moskau einzutreffen gedenkt, bedient sich sehr geschickt der Stelzen; auf denselben erstieg er im Jahre 1889 den Eiffelthurm. - Nächstens werden wohl einige Franzosen auf dem Bauch nach dem heiligen Rußland kriechen.
- Der Löwenbändiger Seeth, der gegenwärtig im Hippodrom zu Paris mit 6 Löwen Uebungen zu einer großen Pantomine betitelt "Nemo" vornimmt, ist dieser Tage von einer der Bestien, die sich weigerte, in den Käfig zurückzukehren, angefallen und am Bein schwer verwundet worden. Es ist etwas starke Kost, die den Pariser Mägen bei dieser Schaustellung geboten werden soll. In der Arena wird ein Gladiatorenkampf mit christlichen Märtyrern, die den wilden Thieren vorgeworfen werden, stattfinden. Der Bändiger soll unter den Märtyrern stehen und seine Glaubensgenossen gegen die Löwen vertheidigen. Zur Sicherheit wird der Zuschauerraum durch ein Gitter von der Rennhahn abgeschlossen sein.
- Vor einigen Tagen ist mitgetheilt worden, daß ein Engländer in Monte Carlo die Bank gesprengt und einen Gewinn von 195,000 Francs davongetragen hat. Jetzt wird berichtet, daß er nicht
[ => Original lesen: 1891 Nr. 22 Seite 6]bloß die gewonnene Summe wieder verloren hat, sondern noch 300,000 Fr. dazu. Ein italienischer Herzog soll in einer Nacht eine runde Million in der Kasse der Bank gelassen haben.
- Aus London wird berichtet, daß die Königin Victoria die Reise nach der Riviera am 23. d. M. antritt. Kaiserin Friedrich wird bereits am 18. d. Mts. nach Deutschland zurückkehren.
- Der Schneesturm, von welchem am Sonntag London und andere Theile Englands heimgesucht worden sind, hat auch am Montag fortgedauert und sich über fast ganz England ausgedehnt. Der Drahtverkehr ist an vielen Stellen unterbrochen. In Nordwales sind 4000 Schafe umgekommen. An der Ostküste und an der Südküste haben zahlreiche Schiffbrüche stattgefunden. Das Rettungsboot von Hastings ist gescheitert und es sind dabei 7 Personen ertrunken.
- Am Donnerstag Nachmittag brachen neue Schneestürme über Süd=England und Wales herein. Die Kälte war so groß, daß die Arbeiter, welche die Bahn frei machen sollten, die Arbeit einstellen mußten. - Während Arbeiter einen seit Montag eingeschneiten Expreßzug bei Totneß ausgruben, lief ein Hilfszug mit voller Dampfkraft in denselben hinein, wobei die eingeschneite Lokomotive zerschmettert und mehrere Arbeiter getödtet oder verwundet wurden. Ein frischer Schneefall hat die Verbindung mit Exeter und Plymouth unterbrochen. Mehrere Züge sind noch eingeschneit und die Passagiere kampiren in den Dörfern und Farmhäusern. Die Schneewehen sind theilweise 26 Fuß tief.
- Geht die Vegetation in den Alpen zurück? Martin hat bei seinen geologischen Aufnahmen in den Hochalpen in der Höhe von 1500 Meter einen deutlichen Rückgang beobachtet, ebenso de Mortillet in Savoyen und in der Grande Chartreuse, schließlich Sommier in Sibirien. Früher gingen die Alpenrosen bis in die Höhe von 2350 Meter, jetzt trifft man sie selten über 2000 Meter und dann verkrüppelt. Birke, Erle, Vogelbeere, Ziebelkiefer kommen in gewissen gegen Norden gelegenen, feuchten Gebieten bis zu 2300 Meter hoch vor, aber sonst hören sie mit 1800 Meter auf. Die Buche erreichte sonst 1800 Meter, heute nur noch 1500 Meter. Aber auch in den tiefer gelegenen Beständen sind Veränderungen wahrzunehmen. Der Weinstock ist in Val Gourdemar von 1050 auf 850 Meter zurückgewichen. Die italienischen Pappeln sind oben fast alle abgestorben und in der Nähe von Gap (Hautes Alpes) sind die Mandelbäume im Absterben begriffen und die Obstbäume krank. Man fühlt sich fast versucht, die schlechten Weinjahre des letzten Jahrzehnts auch als Beweis anzuführen, doch treffen diese ja nicht allein die Alpengegend. Den Grund dieses Rückganges der Vegetation darf man nicht in der Abholzung suchen, denn er zeigt sich auch an unzugänglichen Stellen, wo von Abholzung keine Rede sein kann, und an gut überwachten Gebieten. Vielmehr muß der Grund in allgemeinen meteorologischen und physikalischen Erscheinungen gesucht werden. Und da ist zuerst an die Abnahme der Niederschläge zu erinnern, im Winter weniger Schnee, im Sommer weniger Regen, und in Folge dessen schwinden die Gletscher, so daß die Pflanzen im Winter dem Erfrieren, im Sommer dem Verdorren ausgesetzt sind. Eine andere Frage ist freilich die nach der Ursache des genannten Witterungswechsels, und diese ist nicht kurzer Hand zu beantworten.
- Ein Miethscontract in Versn ist zum leichteren Auswendiglernen von einem wirklichen Hausdichter in Berlin verfaßt worden und lautet wie folgt: § 1. Kein Miether darf mehr Kinder haben - als zwei, womöglich keinen Knaben, - und kommt noch später eins hinzu - ist der Contract verletzt im Nu. § 2. Das Tabakrauchen schwärzt die Wände, - drum ist's bei mir damit zu Ende. - Und wer 'ne Prise nehmen will, - der thu's im Hofe im Müll. § 3. Das laute Schnarchen, Seufzen, Niesen - erschüttert's Haus und wird verwiesen. - Auch Singen bis zum tiefen C -ist nicht gestattet, sonst Ade. § 4. Bei Leuten, die Musik betreiben, - muß lautes Ueben unterbleiben, - weil's Clavicimbulum sehr stört - und Hunde zum Geheul empört. § 5. Um Feuchtigkeit ganz zu vermeiden, - kann ich im Haus nicht Thränen leiden; - bei wem sich Schmerz und Thränen mischt, - der muß hinaus, da hilft ihm nischt. § 6. Den lästigen Staub nicht aufzuregen - ist's nicht gestattet, auszufegen. - Das Kleiderreinigen, das geschieht - im Hofe, aber anders nicht. § 7. Die Fußbekleidung muß bei Regen - ein Jeder vor dem Haus ablegen, - so auch das nasse Parapluie, - im Hause duld' ich solches nie. § 8. Das Hunde=, Katzen=, Vögelhalten - ist nicht gestattet Jung wie Alten. - Und wer 'nen Affen bringt nach Haus, - der muß am andern Morgen "raus". § 9. Sollt in der Küche Rauch entstehen, - so darf man nur ins Freie gehen - und warten, bis er sich verzieht, - der Reparaturen bin ich müd. § 10. Die Abnutzung - das sollt mir fehlen! - der Trepp' durch Schuster=, Schneiderseelen - streng zu verhindern Tag und Nacht, - muß Jeder ziehn, der Schulden macht. § 11. Wer Lust verspürt, sich zu entleiben, - mag dieses anderswo betreiben. - Thut's einer dennoch mir zum Hohn - bei mir im Haus, - folgt Exmission. § 12. Hausschlüssel geb ich nie dem Miether, - er rückt sonst aus und kommt nicht wieder; - ein Jeder muß stets Punkto neun - im ganzen Haus zu Bette sein. § 13. Ich kann als Wirth in allen Welten - wohl als humanes Vorbild gelten. - Das Licht im Haus= und Treppenflur - besorgt allein der Miether nur. - § 14. Die Miethe wird gleich auf drei Jahre - vorausgezahlt, das bringt ins Klare, - und zwar nach abgelauf'nem Jahr - gleich wieder auf drei Jahre baar. - Stirbt Miether unter meinem Dache, - geht's mich nichts an, s'ist seine Sache.
"Lätare - das ist das Wahre!"
Reminiscere - nach Schnepfen suchen geh',
Oculi - Da kommen sie,
Lätare - Das ist das Wahre,
Judica - sind sie auch noch da,
Palmarum - trallarum,
Quasimodogeniti - halt Jäger halt, jetzt brüten sie.
Wenn die Haus=Rothschwänzchen wiederum bei uns eingezogen sind und ihr feines Fid fid fid von den Dachfirsten ertönen lassen, freudig die traute Heimat begrüßend, wenn die Schneeglöckchen ihr Haupt erheben und mit ihren grünweißen Blüthenglocken nickend und wiegend einläuten - dann beginnt die Zeit des Schnepfenzuges.
Die Wald=Schnepfe, dieser von den Feinschmeckern so hoch angesehene Zugvogel kommt dann aus dem Süden zu uns, um bis nach dem hohen Norden, so weit sich dichte Wälder ausdehnen, zu "streichen". Ihre Reisen machen diese etwas barock ausschauenden Vögel mit Beginn der Dämmerung bis zum Morgengrauen, wo sie einzeln oder paarweise streichen. Hat es einen lauwarmen Frühlingsregen gegeben, so sagt der Jäger: "Heute Nacht hat es Schnepfen geregnet"; denn der Strich ist nach solchen warmem Niederschlage ein besonders ergiebiger. Bei stürmischem Regenwetter streift keine Schnepfe, umsomehr aber an heiteren warmen Abenden. Die Strichzeit der Schnepfen könne man auch eine Balzzeit nennen, es ist ein Liebesspiel, welches das Männchen dem Weibchen nachtreibt. Die Schnepfe, von der Größe eines Rebhuhns, mit gelblichem, rostfarbenem und grauem Gefieder, das durch schwarzbraune Striche gewellt ist, fliegt zur Zeit des Striches mit dick aufgeblähtem Gefieder, matten kurzen Flügelschlägen und langsamen Fluges in gerader Richtung fort. Der Schnabel hängt dabei zur Erde herunter und man könnte sie im Zwielicht mit ihrem dicken Kopfe für eine Nachteule halten. Hat sie gute Laune, so läßt sie dabei ein "Psti-ep" hören oder auch einen Laut, der wie "Juarrk" klingt.
Der Balzflug ist nicht hoch, höchstens 10-12 Meter; der Anstand auf streichende Schnepfen (der Schnepfenstrich) gehört somit unter die angenehmsten, mühelosesten Jagdpartien, wozu der wiedererwachte Frühling und die heiteren, lieblichen Abende auch das Ihrige beitragen. Der Schütze braucht sich vor der hitzig balzenden Schnepfe nicht ängstlich zu verstecken und schießt dieselbe in ihrem eulenartigen Fluge einzeln herab.
Schmale Thalwiesen, offene Waldschluchten, breite Wege und freie, kleine Waldplätze sind die geeignetsten Stellen, wo man den Vogel beobachten und des Jagderfolges sicher sein kann.
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