[ => Original lesen: 1891 Nr. 16 Seite 1] Die Meldung, daß Kaiser Wilhelm den diesjährigen österreichischen Sommermanövern bei Cilli in Untersteiermark beiwohnen werde, wird heute schon für unrichtig erklärt.
In einer Unterredung mit dem Botschafter Herbette in Berlin äußerte Kaiser Wilhelm nach der Voss. Ztg. folgendes: "Es sei ihm sehr peinlich gewesen, sich von dem Fürsten Bismarck zu trennen, doch sei es nicht anders gegangen. Der Fürst habe die Bedürfnisse der Zeit nicht begreifen wollen, sondern verlangt, daß alles sich seinem herrischen Willen beuge. Es sei buchstäblich unmöglich geworden, mit ihm zusammen zu arbeiten. Der Tag sei gekommen, wo der Kaiser habe erkennen müssen, daß er sich zu der Trennung entschließen müsse, wenn er nicht die Revolution im Innern und den Krieg auswärts heraufbeschwören wolle. Da habe er denn kräftig gehandelt und bereue es auch heute noch nicht. Der Kaiser beklagte dann, daß Fürst Bismarck durch seine gereizten Angriffe auf die Regierung von dem Sockel herabgestiegen sei, auf den ihn des Kaisers und des deutschen Volkes Dankbarkeit erhoben habe. Er erklärte es aber für unsinnig, daß er ihn jemals gerichtlich verfolgen lassen werde. Denn trotz der Fehler seines Alters werde Fürst Bismarck von der Nachwelt als einer der größten Staatsmänner allerzeiten angesehen werden.
In Berlin hat am Sonnabend eine Sitzung des preußischen Staatsministeriums stattgefunden, was an sich nichts Sonderbares ist. Merkwürdiger Weise aber will das Fachblatt "Der Konfektionär" über die Verhandlungen unterrichtet sein und schreibt: "Es wurde beschlossen, von jedem Vorgehen betreffs der auf den Fürsten Bismarck zurückgeführten Preßfehde abzusehen, dagegen jede von dieser Seite kommende Veröffentlichung sofort auf ihren wahren Werth zu prüfen und durch den Reichsanzeiger richtig stellen zu lassen. Hierin ist auch der Grund dafür zu finden, daß der "Reichsanzeiger" in seiner Ausgabe vom Montag bereits die Richtigstellung der über Sansibar fälschlich verbreiteten Nachrichten bringt." Jedenfalls ist das der verständigste Beschluß, den das preußische Staatsministerium hat fassen können, denn man wird sich in Berlin davon überzeugt haben, daß auf anderem Wege nichts zu erreichen sein wird. Fürst Bismarck nimmt für sich das Recht jedes freien Staatsbürgers, an den Handlungen der Regierung Kritik zu üben, in Anspruch und das kann ihm nicht genommen werden.
Der "Hamburger Correspondent" betont, gegenüber den umlaufenden Meldungen nachdrücklich, daß Fürst Bismarck sich keineswegs in erregter oder kampfeslustiger Stimmung befinde. Er sei zwar mit dem Lauf der gegenwärtigen Politik sachlich überall nicht einverstanden und wolle nicht darauf verzichten, seine Meinung zu äußern, werde aber der Regierung keine Schwierigkeiten bereiten, vielmehr arbeite er eifrig an seinen Memoiren, an denen Lothar Bucher hervorragend mithelfe.
Nach Mittheilungen von zuständiger Seite sind die neuen Reichsanleihen 45 mal überzeichnet worden.
Im Reichstag sollen die Berathungen über das Arbeiterschutzgesetz mit Rücksicht auf das langsame Tempo in nächster Woche abgebrochen werden. Alsdann soll zur Etatsberathung übergegangen werden, weil die Befürchtung obwaltet, daß der Etat nicht rechtzeitig fertiggestellt werden könne. Die Berathungen über das Arbeiterschutzgesetz sollen nach Erledigung des Etats dann wieder aufgenommen werden.
Fast 70 000 Petitionen sind in dieser Session beim Reichstag eingegangen. Der größte Theil derselben entfällt auf die Fragen der Getreidezölle und des Jesuitengesetzes.
Der "Deutsche Bauernbund", der am Mittwoch in Berlin getagt hat, hatte u. a. auch ein Begrüßungstelegramm an den Generalfeldmarschall Grafen Moltke gesandt, auf das Graf Moltke umgehend nachstehende humoristische Antwort geschickt hat: "Herzlichen Dank! Glücklichen Erfolg dem gemeinsamen Streben! Graf Moltke, Bauer." - In seiner Eigenschaft als Großgrundbesitzer rechnet sich Graf Moltke, der übrigens Mitglied des Bundes ist, also auch unter die Bauern.
Aus Hamburg schreibt man: Am Donnerstag traf Graf Waldersee, der Kommandeur des 9. Armeekorps, in Begleitung seiner Gemahlin in Altona ein. Alle Ausstreuungen, er werde in kürze seinen Abschied nachsuchen oder habe denselben bereits verlangt, beruhen auf Erfindung. Vielmehr scheint er sich auf einen längeren Aufenthalt einzurichten, denn die Ueberführung des Meublements soll demnächst erfolgen.
In Berlin geriethen sich die "Jungen" und die "Alten" der Sozialdemokratie schon wieder einmal in die Haare. Die Marxsche Kritik des Parteiprogrammes machte unter den Arbeitern einen viel tieferen Eindruck, als man zugeben will, und die radikale Richtung zeigt nun überhaupt keine Lust mehr, den Weisungen der Herren Bebel und Liebknecht zu folgen, sie fordern kategorisch eine Arbeiterfeier am 1. Mai selbst und nicht erst am folgenden Sonntag. Den Führern ist augenscheinlich trotz aller stolzen Worte nicht sehr leicht ums Herz.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 16 Seite 0]Der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich ist am Freitag Morgen von seiner russischen Reise nach Pest zurückgekehrt. Die freudigen Eljenrufe, mit denen er in der ungarischen Hauptstadt
[ => Original lesen: 1891 Nr. 16 Seite 2]empfangen worden ist, sind ihm vielleicht trotz der großen Aufmerksamkeiten seines kaiserlichen Gastgebers das Liebste von der ganzen Reise gewesen.
Der Besuch der Kaiserin Friedrich in Paris hat den Character eines politischen Ereignisses angenommen. Seit dem deutsch=französischen Krieg hatte kein Mitglied des preußischen Herrscherhauses französischen Boden betreten, und allein aus der Thatsache, daß Kaiser Wilhelm seine Zustimmung zu dieser Reise ertheilt hat, darf gefolgert werden, daß die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich recht befriedigende sind. Die Bestätigung dieser Auffassung findet sich im Verhalten der Pariser Presse, bei der die Kaiserin eine gute Aufnahme gefunden hat. Anknüpfend an die künstlerischen Neigungen der Kaiserin und ihres verewigten Gemahls erblicken verschiedene Blätter in dem Besuch das erste Pfand einer Annäherung, die sich unter der Flagge des Schönen vollziehe. Zum Empfang der hohen Reisenden hatten sich der deutsche Botschafter mit seiner Tochter, das Personal der Botschaft, ferner mehrere Mitglieder der englischen Botschaft, sowie die Spitzen der deutschen und englischen Colonie eingefunden. Ein merkwürdiger Zufall hat es gefügt, daß am Mittwoch auch die Wittwe Kaiser Napoleons III. nach Paris gekommen ist. Zum Empfang der einst bewunderten und allmächtigen Exkaiserin Eugenie war niemand erschienen.
In Frankreich sollen im nächsten Herbst Manöver von einem bisher in keinem Land dagewesenen Umfang abgehalten werden. Der französische Ministerrath hat, wie aus Paris gemeldet wird, auf Antrag des Kriegsministers beschlossen, im Herbst 5 Armeecorps, das 4., 5., 6., 7. und 8. 16tägigen Uebungen zu vereinigen; sie sollen in 2 Armeen unter Davoust und Galiffet gegen einander operiren. Den Oberbefehl wird General Saussier führen, dem General Miribel als Generalstabschef beigegeben sein wird.
Im Anitschkow=Palast in Petersburg brach in den Gemächern der Kaiserin Feuer aus. Der Czar erschien selbst und leitete die Löschungsarbeiten. Viel Schaden wurde nicht angerichtet.
Am 9. November 1866 vermählte sich der damalige Großfürst=Thronfolger von Rußland mit der Prinzessin Dagmar von Dänemark; in diesem Jahre wird somit die silberne Hochzeitsfeier des russischen Kaiserpaares stattfinden und bei den Festlichkeiten in Petersburg werden, wie aus Petersburg gemeldet wird, der König und die Königin von Dänemarck anwesend sein.
Stockholmer Nachrichten zufolge beabsichtigt die schwedische Regierung, auf der Insel Gotland Befestigungen zu errichten, mit deren Hülfe im Kriegsfalle die Neutralität Schwedens im Baltischen Meer wirksam vertheidigt werden kann. Von deutscher Seite wird diese Absicht beifällig begrüßt werden - von russischer hoffentlich auch!
Das Leichenbegängniß des nordamerikanischen Generals Sherman hat am Donnerstag in Newyork unter starker Betheiligung aus allen Kreisen der Bevölkerung stattgefunden. 20 000 Soldaten waren für den imposanten Leichenzug aufgeboten.
In Sansibar trafen nach englischen Zeitungen Berichte darüber ein, daß Major von Wißmann die streitlustigen Stämme am Kilimandjaro=Gebirge nach harten Kämpfen zur Unterwerfung genöthigt habe und jetzt auf der Rückkehr zur Küste begriffen sei.
Die Kameruner Land= und Plantagen=Gesellschaft erhielt von ihrem Agenten in Kamerun über die Entwickelung ihrer dortigen Kakaoplantagen außerordentlich befriedigende Nachrichten. Es sind nicht weniger als 60 000 Bäume bereits vorhanden, und die Qualität der Ernte ist eine so vorzügliche, daß deutsche Chokoladenfabriken sich sofort zur Abnahme des gesammten Ertrages bereit erklärt haben.
- Schönberg. Die ehemalige Röggeliner Ziegelei, auf welcher der Ziegeleibetrieb wegen Mangels an Ziegelerde bereits seit einigen Jahren eingestellt ist und nur noch lediglich Landwirthschaft betrieben wird, ist vor einigen Tagen für die Summe von 18 000 Mk. von dem bisherigen Besitzer Schröder an den Maurergesellen Bollow in Lüdersdorf verkauft worden. Auf dem Grundstück ruht ein Canon von 1300 Pfd. Roggen.
- Schönberg. Die Meierei Demern im hiesigen Fürstenthum wird demnächst, wie wir hören, von dem bisherigen Pächter, Amtsrath Wicke, an den Oeconomen Rudloff aus Frauenmark abgestanden.
- Der Magistrat von Berlin hat an die ärztlichen Directoren der städtischen Krankenhäuser die Aufforderung gerichtet, ihm binnen kürzester Zeit einen Bericht über die mit dem Koch'schen Mittel gemachten Erfahrungen zugehen zu lassen und ein Resumé über den Werth des neuen Heilverfahrens hinzuzufügen.
- Am 1. April d. J. werden in Berlin fünf neue Gemeindeschulen, Nr. 186 bis 190 eröffnet.
- Der Erlös an verkauften Beitragsmarken für die Invaliditäts= und Altersversicherungsanstalt Berlin betrug für die Monate December und Januar 486 000 Mark.
- Aus dem Post=Museum in Berlin wurden am Mittwoch Mittag zwischen 11 und 1 Uhr werthvolle, zum Theil unersetzliche Briefmarken Gwalior in Indien, Neu=Schottland, Venezuela, Chile, Peru und Neu=Seeland, im ungefähren Werth von 2000 Mark gestohlen worden. Die Händler und Liebhaber werden vor dem Ankauf der Briefmarken gewarnt.
- In sämmtlichen schleswigschen Ostseehäfen wurde die Eisbarre gesprengt und der Schiffsverkehr wieder eröffnet.
Anzeigen.
Holz=Auction Nr. 16.
Am Mittwoch, den 25. Februar, Morg. 10 Uhr sollen im Kruge zu Mannhagen nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:
Aus dem Mannhäger Zuschlage.
131 Stück eichen Langhölzer mit 50,98 Festmet.
194 Rmet. buchen Kluft I. u. II. Cl. u. Knüppel
6 Fuder buchen Pollholz
131 Stck. fichten Bauhölzer mit 155,45 Festmet. (ein Loos)
34 Rmet. Kluft u. Knüppel.
Schönberg, den 15. Februar 1891.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Kampf= genossen= |
|
Verein 1870/71. |
Wir theilen den Kameraden mit, daß unser Kamerad B. Gartz gestorben ist. Die Beerdigung findet Dienstag, den 24. d. M., Nachmittags 3 Uhr statt. - Antreten der Kameraden 1/2 3 Uhr im Vereinslocale.
Schönberg, den 23. Februar 1891.
Der Vorstand.
Gartenbau=Verein.
Die Versammlung in Hotel "Stadt Lübeck" ist auf
Donnerstag, den 26. Februar
verlegt. Die Commission.
Kaiser-Wilhelms-Spende,
allgemeine deutsche Stiftung für Alters=Renten= und Kapital=Versicherung in Berlin. Prospecte, Versicherungsbedingungen und Antrags=Formular verabfolgt und sendet franco die Zahlstelle.
Ziethen. P. Russwurm.
Empfehle mich den geehrten Landleuten mit
Milchtransportkannen,
wie auch zu Dachdeckerarbeiten,
sowie mein Lager von
Dachpappe, Theer, Leisten, Nägel.
Carlow. H. Lüer,
Klempner und Dachdecker.
Habe einige Fuder Dung abzugeben.
Hennings.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 16 Seite 3]
Rothe Kreuz=Lotterie
des Vaterländischen Frauen-Vereins
unter allerhöchstem Protectorate Ihrer Maj. der Kaiserin.
Ziehung am 17. u. 18. April
im Rathhause in Cöslin.
3915 Gew. im W. v. M. 95 000.
M. 20 000, 10 000, 5000, 3000, 2000 etc.
Loose à 1 M. (11 für 10 M.) Liste u. Porto 30 Pf. |
|
Genehmigt für die ganze Monarchie.
16. gr. Stettiner Pferdelotterie.
Ziehung 12. Mai 1891.
Hauptgewinne 10 Equipagen, darunter 2 vierspännige und 150 hochedle Pferde, wovon 10 Reitpferde gesattelt und gezäumt.
Loose á 1 M. (11 Loose für 10 M.), Liste u. Porto 30 Pf. Einschreiben 20 Pf. extra, versendet das mit dem Vertrieb betraute Bankgeschäft. |
11 Loose von beiden Sorten gemischt 10 Mark. |
Rob. Th. Schröder, Stettin. |
|
Bestellungen am bequemsten per Postanweisung, doch nehme ich auch Coupons und Briefmarken in Zahlung. |
Wiederverkäufer zum commissionsweisen Verkauf werden überall angestellt. |
Die in Cöthen i./A. bestehenden Schulen:
1. Handels= und Gewerbe=Akademie,
2. Post= und Eisenbahn=Schule,
3. Technikum Fachschule für künstl. Maschinenf., Construkt., Mühlentechn., Werkm., Mechan., Schlosser, Schmiede u. s. w.
beginnen den Unterricht am 1. Mai Prosp. versendet
die Direction.
Ueberall zu kaufen.
Der beste Kaffee=Ersatz: Anker=Cichorien
von Dommerich & Co. in Magdeburg=Buckau.
Kleiderstoffe,
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Regenmäntel,
Jaquets,
Unterröcke,
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Barmen, |
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Schönberg, Februar 1891.
F. Stüve.
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Lockwisch, den 12. Januar 1891. |
H. Oldörp, Schulze. |
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Suche noch zu Ostern für mein Geschäft einen
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W. Wieschendorf.
Kaufmann.
Gesucht zu Ostern ein
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welcher die Schneiderei erlernen will, bei Ww. Lange. Geschäftsführer.
C. Schröter, Schneidermeister.
Ich suche zu sofort oder zu Ostern
ein junges Mädchen
welches Lust hat, das Schneidern zu erlernen.
Schönberg. Frau Pries.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 16 Seite 4]Stadt Lübeck, Schönberg.
Mittwoch den 25. Februar 1891:
Concert
der
Tiroler=Kärtn. Concert=Sänger=Gesellschaft
Julius Hartmann (Ludw. Rainer Nachflg).
4 Damen und 3 Herren im Nationalkostüm
Anfang 8 Uhr.
Entree 60 Pfg., im Vorverkauf à 50 Pfg.
in Spehrs Hotel und im Concertlocal.
Die Gesellschaft hatte die hohe Ehre vor Sr. Majestät Kaiser Wilhelm im Kursaale zu Ems, Ihren Majestäten wailand Kaiser Alexander von Rußland, Sr. Majestät König von Bayern, König Milan und Königin Natalie von Serbien, Großherzog von Weimar, Fürsten v. Gortschakoff, Fürsten v. Thurn und Taxis, am 19. Mai 1883 vor Ihren Majestäten König Alfonso und Königin von Spanien etc, sowie in den größten Städten und Bädern von Deutschland, Oesterreich, Frankreich, Italien, Amerika, Holand, Belgien und der Schweiz mit größtem Erfolge zu concertiren.
Zum Besten der Erbauung eines Krankenhauses in Schönberg.
am Mittwoch, den 4. März (Mittfasten), im Saale des Hrn. J. Boye:
Theater und Ball.
Gegeben von mehreren Mitgliedern des Kampfgenossen=Vereins 1870/71.
Zur Aufführung kommen:
Im Feld-Lazareth
oder
Unterm rothen Kreuz.
Characterbild in 1 Act von Jacob Hoffmeister.
Der Artillerist in der Küche.
Schwank in 1 Act von Hermann Kette.
Die Jagd nach einem Musketier.
Lustspiel in 1 Act.
Entree für Theater: Nummerirter Platz 1 M., 1. Platz 50 ., Gallerie 30 .
Tanzschleifen für Herren zum Ball 1 M.
Kassenöffnung 6 1/2 Uhr. Anfang 7 Uhr.
Zu recht zahlreichem Besuch von Stadt und Land wird hierdurch freundlichst eingeladen.
Näheres durch die Zettel.
Am Freitag, den 27. d. Mts., findet in der hiesigen Kirche ein
geistliches Concert
statt, zu welchem Frau Schmidt, eine geschätzte Sopranistin, Herr Lichtwark, Organist an St. Marien und Herr Schneider, Violinvirtuos aus Lübeck, und einige hiesige Musikfreunde ihre Mitwirkung zugesagt haben. Der Reinertrag wird zu wohlthätigen Zwecken verwandt. Die Kirche ist geheizt. Entree nach Belieben, Anfang 7 Uhr Abends.
Der Unterzeichnete erlaubt sich freundlichst einzuladen.
J. Carlau,
Organist.
Programm.
1. Sonate für Orgel - D-moll - v. Töpffer. Herr Lichtwark.
2. Hymne, Sopransolo v. Mendelssohn. Frau Schmidt.
3. Abendgebet für Geige v. Rheinberger. Herr Schneider.
4. Herr, Herr, wir danken dir v. Möhring. Chor der Mädchenschule.
5 a. Sei still v. Raff.
b. Wenn der Herr ein Kreuz schickt v. Radeke. Frau Schmidt.
6. Herr, deine Güte reicht so weit v. Grell. Chor der Mädchenschule.
7. Fantasie für Orgel über "O sanctissima" v. Lux. Herr Lichtwark.
8. Ave Maria v. Gounod. Frau Schmidt.
9. Largetto für Geige v. Mozart. Herr Schneider.
10. Der Herr ist groß v. Molk. Chor der Mädchenschule.
11. Freier Orgelvortrag. Herr Lichtwark.
Kartoffel-Verkauf.
Magnum bonum, Dabersche und Gelbe breite Esskartoffel
verkauft billigst
Grevesmühlen. Fr. Zülow.
Am Dienstag, den 24. Februar steht ein großer Transport 8 bis 9 Wochen alter
Ferkel
bei mir zum Verkauf.
J. Siebenmark
Handelsmann.
Catharine Brüggemann
Heinrich Jacobs
Verlobte.
Schönberg.
Statt besonderer Meldung.
Bertha Burmeister
Heinrich Callies
Verlobte.
Ribnitz z. Z. Schönberg. Schönberg.
Am 21. Februar starb in Lübeck nach langen schweren Leiden mein lieber Sohn, der
Kürschnermeister Bernhard Gartz.
Dies allen Freunden und Bekannten statt jeder besonderen Meldung.
Cöln a. Rh. Maria Gartz
geb. Soll.
Die Beerdigung findet in Schönberg heute Dienstag Nachmittag 3 Uhr von Kösters Hotel aus statt.
Am 23. Februar, Mittags 1/2 12 Uhr starb zu Gr. Siemz unsere liebe Mutter, Großmutter und Schwiegermutter, die Hauswirths=Altentheilerin
Marie Wigger geb. Baars
aus Törpt. Dieses zeigen hierdurch allen Verwandten und Bekannten tief betrübt an
die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet am Freitag Mittag 12 Uhr vom Boye'schen Gasthause aus statt.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 16 Seite 5]Beilage
zu Nr. 16 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. Februar 1891.
Zur Reform der Personentarife.
Auf Anordnung des preußischen Ministers der öffentlichen Arbeiten sind nunmehr die kgl. preußischen Eisenbahndirectionen angewiesen worden, die Bezirkseisenbahnräthe gutachtlich über die in Aussicht genommene Reform der Personentarife zu hören. Dieselben bezwecken, wie Berliner Blätter mittheilen, unter Herabsetzung der Einheitspreise für den Gesammtverkehr deutscher Eisenbahnen, eine Uebereinstimmung über die Grundlagen eines einheitlichen Tarifsystems herbeizuführen. Die zwischen den deutschen Bundesregierungen über eine Reform der Personentarife in Deutschland eingeleiteten Verhandlungen lassen in der Mehrzahl der zwischen den nord= und süddeutschen Eisenbahnen bestehenden Differenzpunkte: der Behandlung des Schnellzugsverkehrs, der Frage des Freigepäcks und der Vereinfachung des Billetsystems eine Einigung in sichere Aussicht nehmen. Meinungsverschiedenheit herrscht im Wesentlichen nur noch hinsichtlich der Zahl der Wagenclassen, deren in Süddeutschland nur drei, in Norddeutschland dagegen vier bestehen. Um den süddeutschen Verwaltungen in dieser Hinsicht entgegenzukommen und dadurch das im Gesammtverkehr der deutschen Eisenbahnen erstrebte, sehr erwünschte Ziel einer völligen Uebereinstimmung über die Grundlagen eines einheitlichen Tarifsystems und thunlichst auch über die Tarifsätze zu erreichen, ist in Erwägung gezogen worden, die auch in Norddeutschland von verschiedenen Seiten befürwortete Vereinigung der dritten und vierten Wagenclasse vorzunehmen, so daß künftig eine Einschränkung der Zahl der Wagenclassen auf drei unter Beibehaltung der Ausstattung der jetzigen dritten Wagenclasse für die dann vereinigte dritte und vierte Classe eintreten würde. Als Normalsätze für die drei Wagenclassen sind hierbei für die Person und den Kilometer in der dritten 2 Pfg., in der zweiten 4 Pfg., in der ersten 6 Pfg., unter Zuschlag von 1 Pfg. für den Kilometer bei Benutzung der Schnellzüge in Aussicht genommen. Dagegen sollen die gegenwärtig mit Preisermäßigung zur Ausgabe gelangenden Rückfahrkarten, Sommerkarten, Rundreisekarten und dgl., sowie das Gepäckfreigewicht, letzteres jedoch unter gleichzeitiger Ermäßigung des Gepäckfrachtsatzes, beseitigt werden. Für den Vorortsverkehr großer Städte sollen dabei besondere Einrichtungen vorbehalten bleiben, insbesondere auch die Zeitkarten, Schülerkarten und Arbeiterkarten beibehalten, beziehungsweise dem Verkehrsbedürfniß entsprechend weiter ausgebildet werden. Der Eisenbahnbezirksrath soll nun gehört werden, ob der Durchführung dieser Maßnahmen erhebliche Bedenken, namentlich auch wegen der dabei in Betracht kommenden wirthschaftlichen Momente entgegenstehen. Bisher wurden für Einzelfahrkarten für den Kilometer erhoben: Schnellzug 1. Cl. 9 Pfg., 2. Cl. 6,67 Pfg., 3. Cl. 4,67 Pfg.; Personenzug: 1. Cl. 8 Pfg., 2. Cl. 6, 3. Cl. 4, 4. Cl. 2 Pfg. Rückfahrkarten: 1. Cl. 12, 2. Cl. 9, 3. Cl. 6 Pfg. In Zukunft sollen erhoben werden:
Schnellzug: 7, bezw. 5, bezw. 3 Pfg.; Personenzug: 6, bezw. 4, bezw. 2 Pfg.; Rückfahrkarten die doppelten Preise, alles ohne Freigepäck. Für zusammenstellbare Fahrscheinhefte wurden bisher erhoben: 1. Cl. 6,3, 2. Cl. 4,67, 3. Cl. 3,27 Pfg für alle Züge. In Zukunft sollen erhoben werden für Personenzüge 6, 4, 2 Pfg, für Schnellzüge 7, 5, 3 Pfg. Für feste Rundreise= und Sommerkarten mit 45tägiger Gültigkeit werden an Stelle der bisherigen Rückfahrkartenpreise von 12, 9, 6 Pfg. die übrigen neuen Rückfahrkartenpreise erhoben, ohne daß Freigepäck gewährt werden soll. Für feste Rundreisekarten mit geringerer als 45tägiger Gültigkeitsdauer werden dieselben Kilometerpreise wie vorhin berechnet. Das Freigepäck von 25 Kilogramm repräsentirte bisher einen Werth von 1,25 Pfg. für den Kilometer. Ueber die Höhe der Ermäßigung des Gepäcksatzes ist noch nichts Festes bestimmt.
- Es hat sich mehr und mehr das Bedürfniß herausgestellt, den in den städtischen höheren Lehranstalten zu Berlin angestellten Lehrern der neueren Sprachen Gelegenheit zur Uebung im Sprechen derselben zu verschaffen. Der Berliner Magistrat ist daher der Meinung, es sei für den fruchtbringenden Unterricht unerläßlich, daß die betreffenden Lehrer der Konversation in diesen Sprachen mächtig sind und sich namentlich auch eine korrekte Aussprache aneignen. Dieser Zweck könne erreicht werden durch den Aufenthalt in den betreffenden fremden Ländern und durch Vorlesungen seitens dazu geeigneter Franzosen und Engländer in Berlin. Der Magistrat hat daher zu Reisestipendien für die Lehrer und Honorare für Vorlesungen zunächst 2000 Mark in den neuen Etat pro 1881/92 angesetzt.
- Etwa 50 der bekanntesten französischen Maler erklärten sich bereit, die große Berliner Kunstausstellung in diesem Sommer zu beschicken.
- Zum Bau von Arbeiterwohnhäusern in Berlin bildete sich soeben eine Baugesellschaft unter der Firma: "Eigenbaus." Graf Moltke übernahm das Ehrenpräsidium. Mit der Durchführung der Bauten soll baldigst vorgegangen werden.
Dem Erfinder einer neuen Flugmaschine, Hermann Ganswindt, ist zur Erprobung seines Apparates ein Raum in der Kaserne des Eisenbahnregiments in Berlin seitens der Militairverwaltung angewiesen worden. Es handelt sich bei der Ganswindt'schen Erfindung um einen dynamischen Flugapparat ohne Ballon. Der Apparat soll bei geringerer Gefahr und größerer Bequemlichkeit als irgend ein anderes Verkehrsmittel 1- 3 Personen in geschlossener Kajüte etwa 15 bis 20 Meilen in der Stunde in gewünschter Richtung durch die Luft zu tragen vermögen. Das Stück würde, in großer Zahl fabrikmäßig hergestellt, etwa 1500 bis 2000 Mark an Herstellungskosten erfordern.
- Ein schrecklicher Vorfall, von dem man noch nicht weiß, ob man es mit einem furchtbaren Verbrechen oder einem Selbstmord zu thun hat, ereignete sich am Mittwoch Morgen in Spandau. Als Morgens kurz vor 6 Uhr ein vom Schlesischen Bahnhof kommender Arbeiterzug, der die in Berlin wohnenden Arbeiter der Militärwerkstätten nach Spandau befördert, in den Bahnhof einlief, gerieth der Schaffner Rüll aus einem Waggon in einen Festungsgraben, über den der Zug fuhr. Die Leiche wurde eine Stunde später gefunden. Am Kopf war eine schwere Verletzung. Der Körper ist offenbar mit dem Hinterkopf auf das etwa 4 Fuß hohe Brückengeländer aufgeschlagen und dann in das Wasser gefallen, in welchem er nicht wieder zum Vorschein kam. Nach den örtlichen Verhältnissen erscheint es ausgeschlossen, daß der Schaffner, wenn er wirklich vom Zuge herabgestürzt wäre, in den Graben fallen konnte; er wäre dann vielmehr vom Zuge überfahren worden. An die zweite Möglichkeit, daß er nämlich in selbstmörderischer Absicht vom Zuge gesprungen sei, wird auch nicht geglaubt. Es besteht vielmehr der furchtbare Verdacht, daß der Schaffner aus dem Wagen gedrängt und in den Graben geworfen worden ist. Die Schaffner der Arbeiterzüge haben bei der Ausübung ihrer dienstlichen Funktionen den Passagieren gegenüber einen schweren Stand. Die Arbeiter pflegen gewöhnlich, trotz ausdrücklichen Verbots, auf der Plattform sich zu postieren. Es hat allem Anschein nach, bevor der betreffende Waggon die Brücke passierte, ein Kampf stattgefunden. Längs des Geleites sind Blutspuren wahrgenommen worden, die auf der Brücke aufhören. Ein gerade vorüberkommender Mann hat gesehen und der Behörde gemeldet, daß ein Mann aus dem Zuge in
[ => Original lesen: 1891 Nr. 16 Seite 6]das Wasser "geflogen" sei. Wie die ärztliche Besichtigung der Leiche ergeben hat, ist dem Verunglückten das Genick gebrochen. Nach allen den furchtbaren Fall begleitenden Nebenumständen ist anzunehmen, daß der Schaffner nach einem kurzen Handgemenge in das Wasser geworfen worden ist. - Rüll wohnte in Berlin und hatte sich erst vor 4 Wochen verheirathet. Seine Wittwe kam nach Spandau und ließ sich zu der Leiche ihres entseelten Mannes führen, bei deren Anblick sie schmerzerfüllt ohnmächtig zusammenbrach.
- Wenn man das sozialdemokratische Hauptblatt "Vorwärts" aufmerksam liest, stößt man mitunter auf köstliche Geschichten, die einen Einblick hinter die Coulissen gewähren. So mußte sich der Genosse Liebknecht dieser Tage im Briefkasten dieses Blattes gegen den entsetzlichen Vorwurf vertheidigen, daß er und die Seinen bei einem Concert in der Philharmonie gesehen worden seien. Die Berliner Philharmonie ist nämlich, wahrscheinlich, weil sie nicht zu sozialdemokratischen Festlichkeiten hergegeben wird, von der Partei in Acht und Bann erklärt. "Genosse" Liebknecht scheint indessen ein musikalischer Feinschmecker zu sein und will sich die trefflichen philharmonischen Concerte nicht entgehen lassen, was seinem Geschmack alle Ehre macht. Stolz entgegnet er, daß er als Privatmann thue und lasse, was ihm beliebe. Nun werden wir ja sehen, ob sich die sozialdemokratischen Aufpasser mit dieser Antwort zufriedengeben werden. Bezeichnend für die persönliche Freiheit im sozialdemokratischen Zukunftsstaate ist aber dieser kleine Vorfall jedenfalls.
- Am Mittwoch Abend fand ein überaus frecher Einbruch beim Bankier Lippstadt in Hamburg statt. Mehrere Behälter wurden erbrochen und Brillantringe, Juwelen, sowie Werthpapiere, namentlich österreichische, entwendet. Die Diebe entkamen über eine Leiter, welche sie an den Balkon gesetzt hatten.
- Im Hamburger Hafen entstand auf dem englischen Dampfer "Manmuthshire" eine Revolte der chinesischen Heizer, welche die ganze englische Besatzung mit Messern und Eisenstangen bearbeiteten und von Bord jagten. Erst das zweimalige Einschreiten der Hafenpolizeimannschaft stellte die Ruhe wieder her.
- Der Concurrenzkampf zwischen den deutschen, holländischen und belgischen Dampferlinien, die den Personenverkehr nach Nordamerika vermitteln, ist durch ein am Dienstag in Hamburg getroffenes Uebereinkommen glücklich beendigt worden. Die Hamburger Packetfahrt=Actiengesellschaft und der Norddeutsche Lloyd in Bremen werden ihren süddeutschen Zwischendecksfahrpreis nach Baltimore um 10 Mark erhöhen, wogegen die Red=Star=Linie in Antwerpen und die niederländisch=amerikanische in Rotterdam mit ihrem kürzlich um 15 Mark reduzirten Zwischendecksfahrpreis wieder auf ihren früheren Satz hinaufgehen und die auf der Newyorker Conferenz ausgesprochene Kündigung zurückziehen.
- Der in der Gesammtausschußsitzung der Deutschen Landwirthschafts=Gesellschaft am 18. d. M. vorgetragene Bericht über den Stand des Unternehmens der Bremer landwirthschaftlichen Ausstellung vom Juni dieses Jahres ergiebt, daß der Erfolg der Ausstellung nach jeder Richtung hin gesichert ist. In Bremen und dem nächsten Gebiet der Ausstellung sind sehr reichlich neue Preise gestiftet worden, die Anmeldung läßt auf eine reichliche Beschickung schließen und seitens der Stadt Bremen geschieht alles, um das Unternehmen zu fördern. Die Deutsche Landwirthschafts=Gesellschaft hat angesichts der voraussichtlich reichen Beschickung, namentlich mit edlen Pferden, beschlossen, die bereits ausgesetzten Preise durch eine Summe von 5000 Mark zu vermehren. Die Anmeldung zur Ausstellung, welche in Berlin, Zimmerstraße 8 entgegengenommen wird, wird am 28. Februar geschlossen.
- Der Pariser Schwindler Mazé, der unter Zurücklassung von 21 Mill. Francs Passiva flüchtig geworden ist, soll in Newyork verhaftet worden sein.
- Der Petersburger "Listok" berichtet über einen Ball, der dieser Tage bei einem der hervorragendsten Vertreter der Petersburger Finanzwelt stattfand. Die Toiletten der Damen waren ganz außerordentlich kostbar und trugen einzelne Vertreterinnen des schönen Geschlechts Kostüme, welche bis 20 000 Rubel gekostet hatten. Beim Kotillon erhielten die Damen als Kotillongeschenke goldene Armbänder mit den herrlichsten Steinen, und zwar empfingen die Brünetten Armbänder mit Rubinen und die Blondinen Armbänder mit Saphiersteinen. Den Tänzern wurden goldene Berloques mit kunstvollen Monogrammen zutheil. Eine Zeitung berechnet, daß der gesammte Aufwand des Balles über eine Million Rubel verschlungen hat. Es verdient allerdings hervorgehoben zu werden, daß auf dem Balle auch namhafte Beträge für die Armen gezeichnet wurden.
- Der Kosaken=Ssotnik Pjeschkow, dessen ausdauerndes Pferd seinen Reiter von Amur bis zur Düna, quer durch ganz Rußland und die gesammte europäische Presse getragen, ist als leuchtendes Vorbild für die Kosaken aufgestellt worden, und wir dürfen uns nicht wundern, wenn demnächst eine kleine Völkerwanderung halbwilder Reiterstämme von Ostasien nach Europa in Scene gesetzt werden sollte. Wie jetzt erst in Petersburg bekannt wird, hat bereits am 20. October 1890 der Hetman der Amur=Kosaken, General=Adjutant Baron Korff unter dem 8. October 1890 eine Ordre nachstehenden Inhalts an die Kosaken=Truppen des Amur=Militär=Bezirks erlassen: "Ich habe den Befehl ertheilt, an alle Stanizen=Verwaltungen und Linien=Ssotnien der Amur=Kosaken=Truppen das Reise=Tagebuch des Ssotniks Pjeschkow, sein Porträt und die Abbildung seines Pferdes zu versenden, auf dem er eine Reise aus Blagoweschtschensk nach Petersburg zurückgelegt hat. Die Bilder sind in den genannten Verwaltungen und Truppentheilen aufzuhängen, das Tagebuch ist ebendaselbst aufzubewahren. Es mögen die Amur=Kosaken, sowohl die heutigen, als auch zukünftigen wissen, welch' ein braver Kosak sich unter ihnen befunden hat."
- In einer Schule zu Winnebags City in Minnesota hatte eine Lehrerin, Frl. Lents, eine Schülerin Namens Cruzon gezüchtigt und deren Schwester war darauf nach Hause gelaufen, um ihre Eltern von dem Vorfall zu benachrichtigen. Die Eltern begaben sich sofort eiligst nach der Schule. Der Vater schlug die Lehrerin mit einem schweren Buch zu Boden, während die Mutter sie bei den Haaren im Zimmer herumschleifte bis die Kopfhaut theilweise abgerissen war. Alsdann warf das entmenschte Paar die ohnmächtig gewordene Lehrerin aus dem Fenster auf das Straßenpflaster hinab, wo die Unglückliche auf der Stelle ihren Geist aufgab. Die Schulkinder, welche Zeugen der entsetzlichen Scene gewesen waren, liefen nach Hause und erzählten den Vorfall, worauf Cruzon und seine Frau sofort verhaftet wurden.
- Der wegen des letzten Raubmordes in London verhaftete Matrose Saddler ist unschuldig. Er ist ein armer Teufel, der vor Hunger allerlei dummes Zeug anstellt.
- Der irische Statthalterposten ist zuweilen ein sehr verantwortlicher und dornenvoller; es sind indes damit einige nicht unangenehme Privilegien verknüpft. So ist der Vizekönig von Irland bei Damenempfängen in der Dubliner Burg befugt, alle die hoffähigen jungen Damen, die ihm zum ersten Mal vorgestellt werden, die sogenannten "Debutantinnen", zu küssen, allerdings nur auf die Wange.
- Beim Bauholz ist es oft von großer Wichtigkeit zu wissen, ob der betreffende Stamm durch und durch aus gesundem festem Holz besteht, oder ob er im Innern sog. anbrüchige Stellen hat. Ein einfaches Mittel, dies zu erfahren, besteht darin, daß man den Stamm mit jedem seiner Enden auf eine Unterlage legt und daß nun jemand an dem einen Ende mit einem Hammer gegen die Schnittfläche schlägt, während ein anderer am anderen Ende das Ohr der entgegengesetzten Schnittfläche nähert. Ist der ganze Stamm gesund, so hört man jeden Schlag hell und deutlich, auch wenn der Stamm 80 Fuß lang ist. Klingen dagegen die Hammerschläge nur dumpf, oder auch nur sehr schwach, so ist dies ein Zeichen von anbrüchigen Stellen im Innern des Stammes. Bei einiger Uebung soll es auf diese Weise leicht sein, sich von der Güte des Holzes zu überzeugen.
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