No. 15
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. Februar
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 15 Seite 1]

Der Reichskanzler General von Caprivi feiert am 24. ds. Mts. den sechzigsten Geburtstag.
Die Augsburger Deputation, die dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh den Ehrenbürgerbrief überreicht hat, ist dort in sehr liebenswürdiger Weise empfangen worden. Die Mitglieder der Deputation haben, wie sie berichten, bei dem Fürsten keinerlei Gereiztheit, sowie keine Neigung, seinem Nachfolger Opposition zu machen, wahrgenommen. Der Fürst sagte, gleichgültig sehe er den Ereignissen allerdings nicht zu, wenn durch Handlungen oder Unterlassungen die Interessen des Reiches gefährdet erscheinen; er wünsche die Erhaltung des deutschen Bauernstandes als der festesten Grundlage der staatlichen Ordnung. Fürst Bismarck denkt in vollständiger Harmonie mit allen nationalgesinnten Süddeutschen zu stehen, woran gewiß kein Zweifel ist.
Die reichsländische Regierung hat jetzt, wie aus Straßburg gemeldet wird, die neuen Bestimmungen in Bezug auf die Regelung der Fremdenpolizei auf Grund des rechtskräftigen französischen Gesetzes vom 3. Dezember 1849 veröffentlicht. Danach müssen sich alle im Reichsland dauernd oder länger wie acht Wochen aufhaltenden Ausländer innerhalb vierzehn Tagen bei dem zuständigen Kreis= oder Polizeidirektor anmelden: sie erhalten dann eine unentgeltliche Meldekarte als Legitimation. Die Anmeldung ist jeden Januar, sowie bei jedem neuen Umzug zu wiederholen. Minderjährige sind durch die Personen, unter deren Obhut sie stehen, anzumelden. Diese Bestimmungen treten am 1. April in Kraft. Für dauernd sich aufhaltende Ausländer ist der Termin der erstmaligen Anmeldung bis zum 31. Mai ausgedehnt.
Die Generalversammlung der deutschen Wirthschafts= und Steuer=Reformer fand am Montag in Berlin statt und erklärte die Getreidezölle für unbedingt nothwendig.
Der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich hat am Freitag Abend St. Petersburg verlassen und ist am Sonnabend Vormittag in Moskau eingetroffen, wo er ebenfalls mit den höchsten Ehren empfangen worden ist. Der Erzherzog ist im Kreml abgestiegen und bewohnt daselbst die Gemächer des Großfürsten=Thronfolger. Die "Nordische Telegraphen=Agentur" weiß noch zu berichten, daß der gute Eindruck, den der österreichische Thronfolger am Petersburgs Hof gemacht, sich während seines Aufenthalts immer mehr gesteigert und daß auch der Erzherzog Petersburg mit dem Gefühl der Freude und des Dankes für den glänzenden und herzlichen Empfang verlassen habe. Deshalb wird aber wohl die Truppenmacht zu beiden Seiten der österreichisch=russischen Grenze um keinen Mann verringert werden!
Der Werth der Einfuhr Frankreichs im Januar cr. betrug 308 Millionen Frcs. gegen 334 Millionen im Vorjahre, der Werth der Ausfuhr 201 Millionen gegen 238 im Vorjahre. Der Pariser "Temps" meint, daß die hierin zum Ausdruck gekommene Abnahme der industriellen und kommerziellen Thätigkeit vielleicht durch die abnorme Strenge des Winters veranlaßt worden sei.
Die Londoner Schiffsrheder, die auch einen Verband bilden, sind entschlossen, den Entscheidungskampf gegen die Tyrannei der Gewerkvereine durchzuführen. Sie haben jetzt eine Bekanntmachung erlassen, der zufolge vom 23. d. M. ab kein Matrose oder Heizer engagirt werden darf, der sich nicht ausdrücklich verpflichtet, in See zu gehen, auch wenn andere Mitglieder der Schiffsmannschaft dem Arbeiterverband nicht angehören sollten. Wollen die Rheder nicht in die Abhängigkeit der Gewerkvereine gerathen, dann bleibt ihnen nichts anderes übrig, als mit aller Energie vorzugehen.
Im amerikanischen Repräsentantenhaus ist nunmehr eine Bill eingebracht worden, nach der die freie Ausprägung des in den Vereinigten Staaten produzierten Silbers gestattet ist.
In Brasilien soll in der nächsten Woche ein neuer Präsident gewählt werden. Hoffentlich ohne Mord und Todschlag! Vorgeschlagen sind als Kandidaten die General Fonseca und Moraes; den neuen Verfassungsentwurf hat die konstituierende Versammlung mit einigen Abänderungen in zweiter Lesung angenommen.
Die Regierung des Deutschen Reichs hat sich nun doch noch entschlossen, ein Kriegsschiff zum Schutz der deutschen Landsleute nach Chile zu entsenden, woraus geschlossen werden muß, daß die Dinge dort in neuester Zeit eine bedenkliche Wendung genommen haben. Auch in der südamerikanischen Republik Bolivia soll es neuerdings nicht geheuer sein. Aus Buenos=Ayres wird berichtet, daß in Bolivia eine aufständische Bewegung zum Ausdruck gekommen sei, die aber vor der Hand ohne Bedeutung erscheine.


- Schönberg. Der auf den 19. Febr. zusammenberufene Landtag des Fürstenthums Ratzeburg war auch in diesem Jahre wieder nicht beschlußfähig. Den erschienenen Mitgliedern desselben wurde von dem Vorsitzenden der Großh. Landvogtei über den Stand des Landesfonds Mittheilung gemacht, nach welcher derselbe nunmehr 328 500 M. beträgt.
- Schönberg. Die neuerrichtete Stelle eines studirten Lehrers an der hiesigen Realschule ist mit einem Anfangsgehalt von 1800 M. ausgeschrieben. Reflectirende haben ihre Gesuche beim Großherzogl. Consistorium in Neustrelitz einzureichen. Die Besetzung der Stelle erfolgt zu Ostern d. Js.
- Schönberg. Als Nachfolger des zum Landreiter hieselbst designirten Landvogtei=Diätars Pustir ist der Amtsdiätar Schröder aus Strelitz bestimmt.
- Schönberg. Der hiesige Gewerbe=Verein hielt am Montag Abend eine Versammlung ab, die leider nur schwach besucht war. In derselben hielt der Amtsrichter Dr. Hahn einen längeren, interessanten Vortrag über "Verjährung der Schuldforderungen", dem die Erschienenen mit vielem Interesse folgten.
- Schönberg. Nach der in der am 16. d. M.

[ => Original lesen: 1891 Nr. 15 Seite 2]

abgehaltenen Versammlung des hiesigen Geflügelzucht=Vereins abgelegten Rechnung pro 1890 beträgt das im Wesentlichen in Inventar bestehende Vereinsvermögen 700 M. Die Mitgliederzahl des Vereins beläuft sich auf 50. Für die im März stattfindende Versammlung wurde ein Beitrag über Geflügelzucht angekündigt. Sodann beschloß man, die am 1. März in Lübeck stattfindende Geflügelausstellung, welche auch von hiesigen Züchtern beschickt werden wird, von Vereinswegen zu besuchen.
- Schönberg. Von Freunden des Gartenbaus wurde hier auf Anregung des Realschullehrers Dr. Knauff hieselbst am Sonntag ein Gartenbauverein gegründet, zu dem ca. 28 Personen ihren Beitritt erklärten. Es wurde ein Ausschuß erwählt zur Ausarbeitung der Statuten.
- Schönberg. Die Mitglieder der Genossenschafts=Meierei zu Carlow, die wegen Anstellung ihres Betriebsinspectors zum Nachtheile des Unternehmens in Zwistigkeiten gerathen waren, haben sich jetzt geeinigt, sodaß der Betrieb nunmehr ungestört fortgeführt werden kann.
- Schönberg. Wie nothwendig es ist, bei anhaltendem Frost in dem Eise auf den Seen zur Erhaltung des Fischstandes Löcher zu schlagen, hat sich in diesem Winter in Kl. Siemz gezeigt indem dort hunderte von Fischen eingegangen sind, weil ihnen unter der dicken Eisdecke die nöthige frische Luft fehlte. Der Schaden, der dem Pächter dieses Wassers an crepirten Fischen erwachsen ist, wird auf über 100 Mk. taxirt.
- Die Kaiserin hatte am ersten Tage der Kochkunst=Ausstellung ihren Kammerherrn Freiherrn von Mirbach in die Ausstellung entsendet. Bei der Berichterstattung, welche derselbe seiner kaiserlichen Herrin machte, hörten, der "Fleischerzeitung" zufolge, auch die kaiserlichen Prinzen mit größter Aufmerksamkeit zu. Prinz Eitel Friedrich interessirte sich besonders für die großen Würste und wurde nicht müde, sich wiederholt beschreiben zu lassen, wie groß und dick diese Würste bei Herrn Hefter wären. Darf jeder denn nun davon abbeißen? Auch über diesen Punkt wünschte der Prinz Auskunft, erhielt aber sofort vom Kronprinzen die Belehrung, daß das viel zu theuer wäre, Jeden von diesen großen Würsten abbeißen zu lassen.
- Mit nicht weniger als 12 Kindesmorden, die zur Anzeige gelangt, hat sich gegenwärtig die Berliner Staatsanwaltschaft zu beschäftigen. Acht dieser Verbrechen sind in den letzten 14 Tagen verübt worden.
- Dus gegenwärtige Baujahr fängt in Berlin, wie die "Baugewerk=Zeitung" zu berichten weiß, trotz des eingetretenen milden Wetters nicht gerade glänzend an. Das Kapital wendet sich noch nicht genügend den Bauunternehmungen zu und vielfach hört man, daß die vorjährigen Streiks ernüchternd gewirkt haben. Die Ziegeleibesitzer der Mark Brandenburg wollen ihre Produktion einschränken. Alles in allem prophezeit das Fachblatt, daß auch in diesem Jahre die Privatbauthätigkeit nicht allzu ausgiebig sein wird.
- Daß Arbeiter und überhaupt Männer genugsam vorhanden sind, welche auch in dem aufreibenden Berliner Leben und Treiben ein hohes Alter erreichen, bekunden die in der Reichshauptstadt ca. 2000 Meldungen von über 70 Jahre alten Arbeitern, um die Altersversicherungsrente zu erhalten. Seitens des Berliner Versicherungsamtes sind ca. 1000 Personen bisher als versicherungsberechtigt anerkannt worden. Ueberhaupt wurden von den Vorständen sämmtlicher Altersrenten=Versicherungs=Anstalten im Januar 27 897 Ansprüche auf Gewährung der Altersrente erhoben. Hiervon wurden im Laufe des Januars 5331 anerkannt, 238 zurückgewiesen.
Die Fürstin Bismarck hat sich bereit erklärt, den Ehrenvorsitz eines im April im Interesse des Rauhen Hauses zu Hamburg abzuhaltenden Bazars zu übernehmen.
- In Allermöhe bei Hamburg begeht ein Grünwaarenhändler Peters seine silberne Hochzeit mit seiner fünften Frau. Er ist 75 Jahre, die Frau 43.
- Das Denkmal, welches Kaiser Wilhelm I. in Dessau errichtet wird, soll nach einer Bestimmung des Stifters, des Barons v. Cohn am 22. März n. J. feierlich enthüllt werden.
- Während am Nordabhange der Alpen grimmige Kälte herrscht - auf dem seit Wochen zugefrorenen Züricher See war Sonntag ein von 35 000 Menschen besuchtes Eisfest -, erfreut man sich auf dem Südabhange des herrlichsten Frühlingswetters. In Bozen blühen die Blumen und über all' der Frühlingspracht spannt sich Tag für Tag ein wolkenloser Himmel.
- Der höchste Barometerstand, den man überhaupt kennt, wurde in Barnaul in Sibirien beobachtet. Dort kletterte nämlich das Barometer zu einer Höhe von nicht weniger als 803 Millimetern, also 43 Millimeter über unseren gewöhnlichen Normalstand.


Anzeigen.

Holz=Auction Nr. 14.

Am Sonnabend, den 21. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Wienck zu Sülsdorf nachstehende Holzsortimente bei freier Concurrenz meistbietend verkauft werden:

aus dem Kleinfelder und Sülsdorfer Zuschlage.

  12 Rmet. eichen Knüppel
  28 Fuder eichen Durchforstholz II Cl., Schälschlag
    2 Stück buchen Nutzholzblöcke = 2,75 Festmet.
    3 Stück hainbuchen Nutzholzblöcke = 0,73 Festmet.
258 Rmet. buchen Kluft I. und II. Cl.
  21 Rmet. buchen Knüppel
    1 Stück birken Nutzholzblock = 0,61 Festmet.
    1 Stück birken Kluft
    3 Stück Kirschhaum Nutzholzblöcke = 1,21 Festm.
    2 Rmt. Kirschbaum Knüppel
  34 Fuder ellern Wadelholz I. u. II. Cl.
    2 Rmet. fauleschen Kluft
    8 Fuder Hasel, Weiden= und Abfallbusch.
    1 Stück fichten Bauholz = 1,77 Festmet.
    3 Rmet. lärchen und fichten Knüppel.
Schönberg, den 15. Februar 1891.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 15.

Am Dienstag, den 24. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Spolert auf der Bäck nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Seebruch

  12 Rmet. eichen Kluft I. und II. Cl.
    6 Rmet. eichen Knüppel
    5 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
    3 Fuder eichen Pollholz
    2 Stück buchen Nutzholzblöcke = 1,89 Festmet.
104 Rmet. buchen Klüfte I. u. II. Cl. Olm u. Knüppel
  73 Fuder buchen Durchforstholz I. u. III. Cl. u. Pollholz.
    1 fichten Klassenbaum
  60 fichten Stangen II. u. IV. Cl.
    5 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel

2. Aus dem Hasselholz

    3 fichten Klassenbäume.
Schönberg, den 15. Februar 1891.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.

Der Oberförster C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 16.

Am Mittwoch, den 25. Februar, Morg. 10 Uhr sollen im Kruge zu Mannhagen nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:

Aus dem Mannhäger Zuschlage.

131 Stück eichen Langhölzer mit 50,98 Festmet.
194 Rmet. buchen Kluft I. u. II. Cl. u. Knüppel
    6 Fuder buchen Pollholz
131 Stck. fichten Bauhölzer mit 155,45 Festmet. (ein Loos)
  34 Rmet. Kluft u. Knüppel.
Schönberg, den 15. Februar 1891.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Habe einige Fuder Dung abzugeben.                          
                                                    Hennings.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 15 Seite 3]

Mit allerhöchster Genehmigung Sr. Königlichen Hoheit des Grossherzogs.

Grosse
Turner Geld-Lotterie
zur Erbauung einer Turnhalle für den
Männer=Turnverein in Strelitz.
Ziehung schon 7. März c.
Loose à 2,50 Mk. 10 Stck. 20,50 Mk. incl. Porto und Liste empfehlen und versenden
      Gewinn-Plan.
1 Gewinn 25 000 = 25 000 Mk.
1 Gewinn 10 000 = 10 000 Mk.
1 Gewinn 5000 = 5000 Mk.
1 Gewinn 3000 = 3000 Mk.
1 Gewinn 2000 = 2000 Mk.
2 Gewinn 1000 = 2000 Mk.
10 Gewinn 300 = 3000 Mk.
20 Gewinn 200 = 4000 Mk.
30 Gewinn 100 = 3000 Mk.
60 Gewinn 50 = 3000 Mk.
150 Gewinn 20 = 3000 Mk.
3100 Gewinne zusammen 17 000 Mk.
----------------------------------------------------
3377 Geldgewinne im Betrage v. 80 000 M.
Oscar Bräuer & Co. Alleiniges General-Debit. Neustrelitz.


Baugewerk-, Maschinen- und Mühlenbau-Schule
Neustadt in Mecklenburg. Auskunft durch den Direktor Jentzen.


Gartenbau=Verein.
                          Mittwoch, den 25. Febr., Abends 8 Uhr,
Versammlung im Hotel Stadt Lübeck.                          

             Tagesordnung:
        1. Commissionsbericht.
        2. Statutenberatung.
        3. Vorstandswahl.
        4. Bestimmung der nächsten Versammlung.

                                                    Die Commission.


Gardinen,
Teppiche,
Rouleaux,
Tischdecken,
Lein. Gedecke,
in reicher Auswahl.
Möbel= und Portierenstoffe in 155 Mustern.
hält bestens empfohlen
Heinrich Meyer.


Kommoden

lakirt und polirt hält in großer Auswahl vorräthig und empfiehlt solche bestens

                                                    W. Nothdurft.


Frischgebrannte                          
Java=Caffee's
1 Mk. 60 Pfg., 1 Mk. 50 Pfg., 1 Mk. 40 Pfg.,
empfiehlt                                                    Max. C. Sass.


Sortiment Versandhaus Hildesheim
Norddeutsches
Versand-Haus-Hildesheim.

Viele 1000 Raritäten hat der Mensch von schwerennöthen,
Theils zum Luxus theils zum Usus für den Genius, für den Corpus.
In der civilisirten Welt kostet der Spaß oft schweres Geld.
Unsre Kameruner Brüder sind in mancher Art solider, -
Leider aber mit Effet haben sie kein Portemonnai,
Deshalb an der Ostsee Stränder send ich meine Preiscouränter gratis - heißt auf Deutsch - umsonst.
Jede Sendung frei ins Haus, Spesen geb ich selber aus. Kleine Order läßt mich hoffen, daß nach Probe Sie betroffen
Rufen aus: der Hildesheimer König liefert doch wie Kleiner
Prompt, reell und preiswerth - Schluß.
Weiter gehts heut nicht - adius.


Auf dem Hofe Kl. Rünz wird zu Ostern ein
Deputatknecht
gesucht.                                                    H. Rusch.


Aufbürst-Farben
zur Wiederherstellung verblichener
Kleider- und Möbel-Stoffe,
sowie meine langjährig beliebten                                                    
echten Annilin Zeug-Farben
empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Hohe Provision.

Eine gute deutsche Feuer=Vers.=Gesellschaft sucht für Schönberg und Umgegend einen tüchtigen Haupt-Agenten. Gefl. Offert. sind bald zu richten an die Expd. ds. Bl. sub A 1000.


Vertrauens-
Personen zur Ertheilung von Auskünften gegen Bezahlung überall gesucht. Offerten unter R. M. 34 postlagernd Cassel erbeten.


Mein Garten
an der Ratzeburger Chaussee ist sogleich zu vermiethen.
Schönberg, Februar 1891.                                                    
                                                    F. Stüve.


Pferd Von jetzt ab steht mein schwarzbrauner Hengst Cardinal zum Decken bereit.
Lockwisch, den 12. Januar 1891.
H. Oldörp, Schulze.                                                    


Zu Ostern finden einige Knaben oder Mädchen, welche die hiesige Schule besuchen wollen, freundliche Aufnahme unter mäßigen Bedingungen bei

                                                    Fr. Köster, Landreiter=Ww.


Gesucht zu Ostern ein                                                    
Lehrling

welcher die Schneiderei erlernen will, bei Ww. Lange. Geschäftsführer.

                                                    C. Schröter, Schneidermeister.


Gesucht sofort oder zu Ostern                                                    
2 junge Mädchen
zur Erlernung der Schneiderei von                                                    
                                                    M. Schultze.
                                                    am Markt.
Schönberg, den 16. Februar 1891.


Die Beleidigung, welche ich gegen die Marie Ollmann in Cronscamp ausgesprochen habe, nehme ich hierdurch als unwahr zurück und erkläre dieselbe als durchaus ehrlich und an dem mir entwendeten Tuche als vollkommen unschuldig.
Oldörp, den 16. Februar 1891.

                                                    Louise Heitmann.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 15 Seite 4]

Großer Ausverkauf
bis Ende Februar
bei Ludwig Wendt, Lübeck
von sämmtlichen Artikeln des reich assortierten Lagers
Besonders preiswürdig:
Kleiderstoffe,                           Kattune,
schwarze Stoffe,

große Partien Seidenstoffe in schwarz und farbig.
-------------------------------
Sämmtliche Vorräthe von
Konfektion: Modellkleider,                          Mäntel,
Umhänge,                                      Jaquettes,
Morgenröcke
werden bedeutend unter Preis abgegeben.


        Die in Cöthen i./A. bestehenden Schulen:
1. Handels= und Gewerbe=Akademie,
2. Post= und Eisenbahn=Schule,
3. Technikum Fachschule für künstl. Maschinenf., Construkt., Mühlentechn., Werkm., Mechan., Schlosser, Schmiede u. s. w.
beginnen den Unterricht am 1. Mai Prosp. versendet

                                                    die Direction.


Rothe Kreuz=Lotterie des Vaterländischen Frauen-Vereins Rothe Kreuz=Lotterie
des Vaterländischen Frauen-Vereins
unter allerhöchstem Protectorate Ihrer Maj. der Kaiserin.
Ziehung am 17. u. 18. April
im Rathhause in Cöslin.
3915 Gew. im W. v. M. 95 000.
M. 20 000, 10 000, 5000, 3000, 2000 etc.
Loose à 1 M. (11 für 10 M.) Liste u. Porto 30 Pf.
Genehmigt für die ganze Monarchie.
16. gr. Stettiner Pferdelotterie.
Rothe Kreuz=Lotterie des Vaterländischen Frauen-Vereins
Ziehung 12. Mai 1891.
Hauptgewinne 10 Equipagen, darunter 2 vierspännige und 150 hochedle Pferde, wovon 10 Reitpferde gesattelt und gezäumt.
Loose á 1 M. (11 Loose für 10 M.), Liste u. Porto 30 Pf. Einschreiben 20 Pf. extra, versendet das mit dem Vertrieb betraute Bankgeschäft.
11 Loose von beiden Sorten gemischt 10 Mark.
Rob. Th. Schröder, Stettin.        Bestellungen am bequemsten per Postanweisung, doch nehme ich auch Coupons und Briefmarken in Zahlung.
Wiederverkäufer zum commissionsweisen Verkauf werden überall angestellt.


Kleiderstoffe,
abgep. Roben,
Regenmäntel,
Jaquets,
Unterröcke,
Hemden,
Barmen,
neu eingetroffen.
Rüschen Dtz. von 10 Pfg. an.
Glace=Handschuhe 2 Knopf in Schwarz und couleurt, Paar von 75 Pfg. an.
empfiehlt
Heinrich Meyer.


Knorr's Hafer= und Gerstenmehl
bestes Kindernahrungsmittel, sowie
Knorr's Suppentafeln & Erbswurst
zur schnellen Bereitung schmackhafter Suppen empfiehlt
                                                    Aug. Spehr.


Empfehle:                                                    
feinste Kalifad Datteln, feinste Sevilla Feigen Nr. 1 in kleinen Kistchen, Nr. 2 ausgewogen.
Großkörniger Aral-Caviar, Frische Appetit-Sild ohne Gräten in Dosen. Frische Sardines a 'lhuite in Dosen, Echte Christiania Anchovis Nr. 1 in Gläsern, Nr. 2 ausgewogen.
                                                    Max C. Sass.


Ich empfehle zu äußerst billigen Preisen:
Bukskin zu Anzügen, Paletots und Hosen.
Cravatten,
Vorhemden,
Kragen,
Hemden und
Strümpfe
in großer Auswahl.
Heinrich Meyer.


Kirchliche Nachrichten.
Bußtag, 20. Februar.

Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.

Sonntag, den 22. Februar.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kaempffer.
   Amtswoche: Pastor Langbein.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 8.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 15 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 15 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 20. Februar 1891.


- Fastnachtsball im Berliner Schlosse. Auf dem am Dienstag Abend im Berliner Schlosse abgehaltenen Fastnachtsball erschien die Kaiserin Auguste Victoria in einer ganz lichten meergrünen Robe mit ebensolcher damascirter Schleppe, die von Silberstickerei umrahmt war. Die Kaiserin hatte das Band des Schwarzen Adlerordens und den Louisenorden angelegt. Die Handschuhe und der Fächer zeigten das Kolorit der Robe. Das griechisch ausfrisirte Haar war mit dem Krondiadem aus Diamanten geschmückt. Um den Hals schmiegte sich eine kostbare Diamantenkette. Der Halsausschnitt war mit duftigern Tüll besetzt, sowie das Devant der Taille mit Diamanten und Solitären reich geschmückt. Auch Armbänder hatte die Kaiserin angethan. Die Frau Prinzessin Friedrich Karl trug weiße Seide mit zartem Spitzenbehang, das Devant der Taille silbergestickt. Den Hals schmückte eine seine dreireihige Perlenschnur und eine dreireihige Brillantenkette, das Haupt schmückte ein Diadem mit blauem Tuff. Die Toilette der Prinzessin Heinrich war aus damascirter marmorgrüner Seide mit eingewirkten goldigen Blumen, dazu reicher Brillantenschmuck. Die Erbprinzessin Charlotte von Sachsen=Meiningen trug ein weißes, mit Seidenstreifen durchwirktes Atlaskleid, dessen Taille am Halsausschnitt mit weißem Tüll besetzt war. Kostbares Geschmeide aus Brillanten und farbigen Edelsteinen schmückte Haupthaar, Hals und Taille. Prinzessin Margarethe von Preußen, des Kaisers jüngste Schwester, hatte eine anmuthige, lichtgelbe Toilette an, deren Taille und Saum mit geblümtem Seidenstoff dekorirt war. Im Haar glänzte ein Diamantstern, den Hals schmückte eine sechsfache Perlenschnur.
- Die Passagiere des Schnelldampfers "Augusta Victoria" hatten vor einigen Tagen von Jaffa einen Ausflug nach Jerusalem unternommen. Am Sonntag sind sie wohlbehalten nach Jaffa zurückgekehrt.
- Vor einigen Tagen wurde ein 17 jähriger Knecht auf dem Wege vom Kitzinghof nach Lauterburg (Württemberg) von zwei frei jagenden Hunden angefallen, zweimal zu Boden gerissen und so zerfleischt, daß man hatte glauben mögen, er habe es mit Wölfen zu thun gehabt. Mit Hilfe eines Taschenmessers gelang es ihm endlich, sich der Hunde zu erwehren.
- Die österreichische Kaiserin plant eine Reise nach Jerusalem. Der Gouverneur von Jerusalem, Ibrahim Pascha, wird die Kaiserin schon in Jaffa begrüßen und sie dann mit großem militärischen Gefolge nach der heiligen Stadt .geleiten, wo die hohe Frau im österreichischen Hospiz absteigen wird.
- In Preßburg verfiel am Sonnabend plötzlich der erste Stuhlrichter des Oberschüttler Bezirks, Adalbert v. Kovacs, in Tobsucht; er eilte nach dem nahe gelegenen Pomerwalde, stürzte sich in einen überaus tiefen Brunnen und blieb mit zerschmetterten Gliedern sofort todt.
- 75 Millionen Franks in Gold, welche die Londoner Bank von der Pariser geliehen hatte, zahlten die Engländer dieser Tage wieder zurück. Der Transport von London nach Paris kostet an Fracht und Versicherung fast 29 000 Mark.
- Die jüngste Nummer der "Revue Horticole" bringt eine Beschreibung der Schäden, welche der Frost in diesem Winter allein in den Gärten von Paris und Umgebung angerichtet hat. 400 Gärtner, welche den Blumenmarkt der französischen Hauptstadt sonst versorgen, sind mehr oder weniger zu Grunde gerichtet. Die Lieferer für den Pariser Blumenmarkt zerfallen in drei Classen: Rasenzüchter, solche, welche Blüthen des freien Landes verkaufen, wie Stiefmütterchen, Levkojen u. s. w., und Händler und Züchter von Topfpflanzen. Die 50 Rosenzüchter haben am meisten verloren. Der Frost kam so plötzlich, daß es nicht möglich war, die Rosen zu bergen. Der Verlust beläuft sich nach mäßiger Schätzung auf 1 Million Franken. Aber kaum weniger haben die anderen Blüthenpflanzen des freien Landes gelitten. Der jäh hereinbrechende Frost erhärtete die nasse Erde derartig, daß an ein Ausheben nicht mehr zu denken war. Nicht nur die Stecklinge, welche zum heiligen Josefsfeste die ersten Blüthen bringen, sind erfroren, sondern auch die Mutterpflanzen sind dahin. Zwei Monate hindurch konnte nicht nur nicht gearbeitet, es konnte auch garnichts verkauft werden. 2000 Gehilfen und Gartenarbeiter sind ohne Verdienst. Obergärtner Neumann schrieb der "Revue Horticole", daß er mehrmals -15 Gr. C., einmal -20 Gr. C. beobachtet habe. Kirschlorbeer, Evonymus, Liguster und ähnliche Sträucher sind erstorben. Gleiches gilt von den Gemüsen in den Feldern, den Rüben und Kartoffeln in den Mieten. Die Weizen=Aussaaten müssen erneuert werden. Wald= und Park=Bäume, wie z. B. Maronen, Linden, Birken u. s. w. spalteten sich stellenweise krachend von oben bis unten.
- Die Hinrichtung Eyrand's gab, wie jetzt erst bekannt wird, auch zu interessanten wissenschaftlichen Beobachtungen Veranlassung. Es handelte sich darum, festzustellen, ob Poirier, Docent an der medicinischen Facultät der Sorbonne, mit seiner Behauptung Recht hatte, daß der Kopf des Guillotinirten noch lange Zeit, nachdem er vom Rumpf getrennt sei, Leben und Bewußtsein zeige. Poirier stand dicht neben Eyrand, als das Fallbeil fiel, und kaum war der Leichnam in den bereit stehenden Korb geworfen worden, als der Arzt auch schon zu beobachten begann, ob die Gesichtsmuskeln Eyrand's etwa noch zuckten, oder ob seine Füße gegen einanderschlagen würden. Aber keine von den erwarteten Erscheinungen trat ein; nur will Poirier bemerkt haben, daß die Lippen des Hingerichteten sich leise bewegten, und daß die Haut seiner Wangen leicht schauderte, als wenn sie unter der Einwirkung eines Schüttelfrostes stände. Der Nachrichter, der in solchen Fällen auch ein wenig Autorität ist, behauptet jedoch, daß die Gesichtsmuskeln eines Hingerichteten niemals auch nur im Geringsten zuckten, und daß es leeres Hirngespinnst sei, wenn man annehme, daß die Augen des Opfers nach der Hinrichtung noch blinzelten. Die Augen schlössen sich vielmehr bald nach dem Fallen des Beils. Die Schauergeschichten Poirier's, der ein dickleibiges Buch über die "Empfindungen eines Hingerichteten" geschrieben hat, zerfließen also in Nichts.
- Unter den vielen in der letzten Zeit von Monte Carlo geforderten Opfern dürfte jenes das größte Interesse beanspruchen, welches in einem Brüsseler Hotel dieser Tage seinem ruinirten Dasein ein Ende zu machen versucht hat. Am 22. Januar war in das betreffende Hotel ein stiller bescheidener Mann gezogen, der sich John Adden aus Amerika eingeschrieben hatte. Die Pension wurde für ihn von einem befreundeten Engländer bezahlt. Da ertönte eines Tages aus Addens Zimmer ein dumpfer Fall. Man drang in dasselbe und fand den Amerikaner in schrecklichen Krämpfen auf dem Boden liegen, während ein scharfriechendes Fläschchen, zur Hälfte geleert, keinen Zweifel darüber ließ, was vorgefallen war. Bald sind Aerzte und Polizei zur Stelle, Gegenmittel thun ihre Schuldigkeit und der Lebensmüde ist im Stande, dem Polizeioffizier Folgendes zu Protokoll zu geben: "Ich bin", sprach der Fremde, "ein Opfer des Spiels. Ich war ein sehr reicher Mann geworden, der nach arbeitsvollem Leben eine Erholungsreise durch Europa machen wollte. So kam ich nach Nizza und besuchte lediglich als Tourist Monte Carlo. Aber einmal an die Roulette getreten, ließ es mich nicht mehr los und ich verlor in einer Woche alles, was ich besaß. Nur 500 Frcs. waren mir geblieben, mit denen ich vor etwa 2 Monaten hierher nach Brüssel kam. Nach kurzem Aufenthalt eilte ich jedoch nach Paris, um dort eine Stellung zu erlangen. Ich konnte in Paris keine Beschäftigung finden, und nachdem ich mein
[ => Original lesen: 1891 Nr. 15 Seite 6]Geld ganz aufgezehrt, kehrte ich nach Brüssel zurück. Ich mußte mich heimlich aus einem anderen Hotel entfernen, da ich meine Rechnung nicht mehr bezahlen konnte. So irrte ich gleich einem Verbrecher umher, bis ein Freund mir diese Unterkunft verschaffte. Doch meines krankhaften Gehirns hatte sich der Entschluß bemächtigt, diesem Leben ein Ende zu machen." Man brachte den Unglücklichen in ein Krankenhaus, wo er immer noch in bedenklichem Zustand darniederliegt.
- Der Hofhalt des Zaren ist bekanntlich ein äußerst glänzender. Einige Zahlen über die zum Hofe gehörenden Damen und Herren dürften von Interesse sein. Die Kaiserin hat in diesen 8 Ehrendamen und nicht weniger als 184 Hofdamen. Im ganzen giebt es 568 Hofämter, 25 Hofärzte und 24 geistliche Personen am Hofe. Der militärische Stab ist hierbei nicht eingerechnet, ebenso das Jagdamt. Dabei ist zu berücksichtigen, daß unter der Regierung des gegenwärtigen Zaren das Personal und die Ausgaben des Hofhaltes gegen früher bedeutend eingeschränkt worden sind.
- In Lublin in Rußland wurde die Kathedralkirche gewaltsam erbrochen und alle Schätze der Kirche geraubt. Der Schade soll angeblich gegen 600 000 Rubel betragen.
- In Brusin=Arsizio am Luganer See sanken 3 Häuser in die See. Weitere Nachstürze werden befürchtet.
- Der Schah von Persien in Todesängsten. Der bekannte junge Günstling des Schah von Persien ist, wie der "Akybar" meldet, plötzlich von einer Brustkrankheit befallen worden. Da einer Prophezeihung zufolge der Schah nur so lange leben soll, wie er diesen Favoriten an seiner Seite hat, so hat dessen Erkrankung in Teheran die hochgradigste Bestürzung hervorgerufen. Seitdem leidet der Schah Nassr Eddin an einer so ausgeprägten Schwermuth, daß seine Minister sich ernsthaft über seinen Zustand beunruhigen. Alle Aerzte geben auf Befragen zu, daß die Tuberkulose den Favoriten in absehbarer Zeit hinraffen werde, falls es nicht gelinge, dieselbe zum Stillstand zu bringen. Auf Anrathen eines europäischen Botschaftsarztes, welcher gegenwärtig Persien bereist, befahl der Schah dem Botschafter in Stambul, Mosin Khan, sofort seinen Leibarzt Dr. Makris und dessen Assistenten Dr. Zartarian nach Teheran zu entbieten, damit Beide den Kranken nach Koch'scher Methode behandeln. Beide Aerzte weilten im December in Berlin, um in der Cornetschen Klinik die Koch'sche Behandlung zu studiren. Auf deren Hilfe hat der Schah seine letzte Hoffnung gesetzt. Mit genügender Lymphe versehen, welche ein besonderer Kourier von dort herschaffen mußte, befinden sich Beide auf dem Wege nach Teheran, wo der Schah ihrem Eintreffen mit Ungeduld entgegensieht, in der festen Ueberzeugung, sein Glück und sein Schicksal könnten durch Koch'sche Lymphe gegen das Fatum sichergestellt werden.
- Eine jüngst vorgenommene Zählung der Bevölkerung der Vereinigten Staaten nach dem Glaubensbekenntniß ergab, daß unter den 60 Millionen Einwohnern 10 Millionen katholischer Confession sind. Im Jahre 1808 gab es unter den damals 6 Millionen Bewohnern nur 40 000 Katholiken.
- Landwirthschaftliches. Wer quält die Zugthiere am meisten? Alle Diejenigen, welche von einer zweckmäßigen Konstruktion ihrer Fuhrwerke und des Geschirrs keine Ahnung haben! Die Leute stehen sich obendrein selbst im Licht, da bei ihnen die Zugthiere viel eher arbeitsunfähig werden. Fuhrmann laß Dir rathen: 1) Setze die Leitern soweit nach vorn, daß sie mit den äußersten Rändern der Vorräder in einer Linie stehen, damit Du die Last mehr auf die Vorderachse laden kannst. 2) Bringe die Wage so nahe wie möglich an die Vorderachse, denn die fortbewegende Kraft muß der fortzubewegenden Masse (auf dem Wagen) möglichst nahe gebracht werden. 3) Spanne Deine Pferde ganz kurz in die Stränge an eine entsprechend lange Deichsel und Du wirst mehr als eine halbe Pferdekraft ersparen. Es ist kaum glaublich und doch Thatsache, daß wir unter 100 Acker= und Lastfuhrwerken mindestens 90 finden, welche durch falsche Construction eine unberechenbare Kraftverschwendung und Thierquälerei herbeiführen.
- Die Furchtsamkeit von Pferden. Als Mittel gegen dieses Uebel ist nur eins zu empfehlen, es ist aber ein gutes Mittel, von dem man sich Erfolg versprechen kann, es heißt sanfte Behandlung. Werden die Pferde von Jugend auf ruhig und sanft behandelt, so bildet sich die Furchtsamkeit überhaupt nicht aus. Jedoch auch dort, wo sie vorhanden, läßt sich viel thun, um sie zu beseitigen. Es gelang mir, schreibt ein praktischer Pferdezüchter, Pferde, die mit dem Besen geprügelt waren und sich schon ängstlich umschauten, wenn man sich nur dem Winkel näherte, in dem dieses falsch angewandte Ding stand, in kurzer Zeit von ihrer Furcht zu befreien, nämlich dadurch, daß ich, wenn ich mich ihnen näherte, den Besen mitnahm, die Thiere streichelte, sie am Besen nagen ließ und ihnen die Mähne mit demselben strich. Fürchtet sich ein Thier vor einem feststehenden Gegenstand, so suche man dasselbe durch Zuredungen und Liebkosungen dazu zu bewegen, sich demselben zu nähern, in den meisten Fällen wird dieses zum Ziel führen, Ausnahmen kommen ja immer vor, Prügeln führt nie zum Ziel und wird im großen Ganzen viel zu viel angewandt. Ich habe in Rußland Gegenden kennen gelernt, in denen gar keine Peitsche bei den Pferden im Gebrauch ist, trotzdem fahren die Pferdebesitzer dort ebenso scharf und verlangen von ihren Thieren eben so viel, vielleicht noch mehr, wie wir.
- Recept für eine gute Ehe. Wenn eine arabische Mutter ihre Tochter verheirathet, giebt sie dieser im Augenblick der Abreise folgende Rathschläge mit auf den Weg: "Du verläßt jetzt diejenigen, von denen du ausgegangen bist; du entfernst Dich aus dem Neste, das dich solange beschützt hat, von welchem du dich aufgeschwungen hast, um gehen zu lernen und du thust es, um Dich zu einem Manne zu verfügen, den du nicht kennst, an dessen Gesellschaft du nicht gewöhnt bist. Ich rathe Dir, ihm eine Sklavin zu sein, wenn du willst, daß er dir ein Diener sei. Begnüge Dich mit wenigem. Achte beständig auf das, was seine Augen sehen könnten, und sorge, daß seine Augen niemals schlimme Handlungen sehen. Wache über seine Nahrung, wache über seinen Schlaf; der Hunger verursacht Aufwallung, die Schlaflosigkeit erzeugt böse Laune. Trage Sorge für sein Eigenthum, behandle seine Angehörigen mit Güte. Sei stumm für seine Geheimnisse, wenn er fröhlich ist, zeige dich nicht verdrießlich; wenn er verdrießlich ist, zeige dich nicht fröhlich - dann wird Allah dich segnen."
- Die Redaction von Schorers Familienblatt hat an Deutschlands Humoristen die Frage um die besten Recepte zur Erhaltung der guten Laune gestellt. In der jüngsten Nummer liegt eine Reihe von Antworten vor, von welchen wir nachstehende wiedergeben:
          Vergiß, was man Dir Böses that,
          Greif niemals in ein rollend Rad,
          Heiß' närrisch, was die Welt heißt schlecht,
          Streit nicht, ob grün, ob blau der Hecht,
          Und brichst Du Dir das Nasenbein,
          Sei froh - es könnt der Hals auch sein.
                                                                              Rudolf Baumbach.
          Rezept für Frohsinn und launiges Scherzen:
          Der Friede im Herzen. P. K. Rosegger.
          Soll gute Laune bei Dir walten,
          Rath ich: D'n Kopp stets oben halten,
          Un' - därfst mirsch abber nich veriebeln,
          Trag niemals nich zu enge Schtiebeln!
                                                                              Fritze Bliemchen (Gustav Schumann).
Das beste Mittel zur Erhaltung der guten Laune besteht meines Erachtens darin, sich recht vertraut mit dem Gedanken an den Tod zu machen. Alsdann erkennt man klar die Nichtigkeit und Hinfälligkeit des Irdischen und läßt sich Seelenfröhlichkeit und Hoffnungsfreude nicht durch überschätzte Geringfügigkeit trüben. Dies Rezept versagt jedoch mitunter, weil wir Menschen sind, Erdenkinder.
                                                                              Julius Stinde.
Die Mutter der guten Laune ist die üble Laune; nur wenn man sich mit der Alten zu vertragen weiß, kriegt man die Junge.
                                                                              Ed. Pötzl.


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