No. 13
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. Februar
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 13 Seite 1]

Der Kaiser hat am Montag in Berlin im kgl. Schloß die persönliche Meldung des neuernannten Chefs des Großen Generalstabes der Armee, Grafen von Schlieffen II, entgegengenommen.
Zum Chef des Generalstabs der Armee ist nunmehr der bisherige Oberquartiermeister Graf Schlieffen II ernannt worden. - Am 28. Februar 1833 geboren, ist Graf Alfred von Schlieffen, der Sohn eines im Bunzlauer Kreis angesessenen Großgrundbesitzers und Major a. D., am 16. December 1854 im 2. Garde=Ulanen=Regiment Offizier geworden. Von 1859 bis 1861 war er zur Allgemeinen Kriegsschule bezw. Kriegsakademie commandirt. Nachdem er Ende 1862 Premierlieutenant geworden war, that er 1864 und 1865 beim topographischen Bureau Dienst. 1866 wurde er Rittmeister, kurz darauf aber kam er als Hauptmann in den Generalstab und wurde zur Botschaft nach Paris commandirt. 1868 trat er als Generalstabs=Offizier zum X. Armeecorps, bei dem er bis zum Ausbruche des deutsch=französischen Krieges blieb. Dann wurde er zum Generalstab des Großherzogs von Mecklenburg versetzt, welcher im September nach Frankreich nachkam und das Commando der zur Deckung der Truppen vor Paris gegen die französische Loire=Armee neugebildeten Armee=Abtheilung erhielt. Während des Krieges wurde Graf v. Schlieffen zum Major befördert und erhielt das Eiserne Kreuz 1. Classe. Nach Beendigung des Feldzuges kam er zu dem Generalstab des neugebildeten XV. Armeecorps in Straßburg, wurde aber 1872 zum Generalstab des Gardecorps versetzt, bei welchem er fast vier Jahre verblieb. 1876 wurde er Oberstlieutenant und Commandeur des 1. Garde=Ulanen=Regiments in Berlin. Dieses Regiment commandirte er, 1881 zum Oberst befördert, bis 1884, dann kam er als Chef der III. Abtheilung zum großen Generalstab. Am 4. December 1885 erfolgte seine Beförderung zum Generalmajor. 1888 wurde er zur Verfügung des Chefs des Generalstabes gestellt und endlich am 1. April 1889, als die Generalquartiermeisterstellen geschaffen wurden, mit einer derselben bedacht. Generallieutenant ist er seit dem 4. December 1888. - Die Ernennung des Grafen Alfred von Schlieffen wird in Generalstabskreisen, wie aus Berlin versichert wird, mit lebhafter Befriedigung aufgenommen. Graf v. Schlieffen, seit neun Monaten die rechte Hand des Grafen Waldersee, ein Mann von unermüdlicher Arbeitskraft, ungewöhnlichen Kenntnissen, gilt für einen Strategen ersten Ranges. Als Commandeur des 1. Garde=Ulanen=Regiments zu Potsdam ist er in die besten persönlichen Beziehungen zum jetzigen Kaiser getreten. Graf von Schlieffen ist ein stiller, ernster Mann, der vor allem seinem Beruf lebt.
Bei dem Rücktritt des Grafen Waldersee sollen auch Differenzen mit dem Reichskanzler in Betracht gekommen sein. Graf Waldersee empfing, wie es heißt, von den bei den Botschaften beglaubigten Militair=Attaches nicht bloß militärische, sondern auch Berichte über politische Angelegenheiten der verschiedenen Länder. Diese politischen Berichte behielt der Chef des Generalstabes für sich und machte von dem Inhalte derselben dem Reichskanzler keine Meldung. Gegen diesen Zustand erhob nun Caprivi wiederholt Einspruch, indem er die alleinige Controlle über die politischen Angelegenheiten fremder Mächte für sich in Anspruch nahm, während Waldersee behauptete, seine militärischen Dispositionen nur auf Grund der genauen Kenntniß der politischen Verhältnisse der Nachbarstaaten treffen zu können. Ueber diese Meinungsverschiedenheit konnten sich beide Herren nicht einigen, und dies war einer der Gründe, daß Graf Waldersee von seinem Posten enthoben wurde.
Die Apotheker Deutschlands richteten an den Reichstag eine Petition, um Gewährung eines jährlich festgesetzten Quantums steuerfreien Spiritus zu Heilzwecken etc.
Die Wiener "Neue Freie Presse" meldet, daß Deutschland von Oesterreich eine Ermäßigung des Roheisenzolles von 80 auf 50 Kreuzer, Oesterreich dagegen eine größere Herabsetzung der Holzzölle von Deutschland begehrt. Eine Verständigung darüber sei aber sicher zu erwarten, sowie auch bezüglich der Bahntarife eine Einigung zu erhoffen ist, so daß die Aussichten auf den Zollvertrag nach wie vor günstig sind. Es ist jedoch möglich, daß die Parlamente Oesterreichs und Deutschlands erst im Herbste mit dem Vertrage sich beschäftigen, weil Deutschland vorher noch mit Italien und der Schweiz verhandeln will.
In Nimes in Frankreich hat am vorigen Sonntag Nachmittag eine große royalistische Versammlung unter Vorsitz des Grafen Haussonville stattgefunden. Es sollen etwa 3000 Personen anwesend gewesen sein. Graf Haussonville hat u. a. die republikanische Kundgebung bekämpft und seine Partei zum Ausharren im Kampf gegen die Republik aufgefordert.
Dem Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich ist in Petersburg, wo er am Freitag eingetroffen, ein demonstrativ herzlicher Empfang bereitet worden. Der Zar hat seinen Gast persönlich am Bahnhofe empfangen und denselben nach dem Winterpalast geleitet. Als der Zar zu Wagen mit dem Erzherzog den Bahnhof verließ, wurden dieselben vom Publikum mit jubelnden Zurufen begrüßt. Am Abend fand im Winterpalais ein großes Ballfest statt, zu welchem etwa 3000 Einladungen ergangen waren. Der Erzherzog Franz Ferdinand trug bei demselben die Insignien des Andreasordens, der ihm kurz zuvor von seinem kaiserlichen Gastgeber verliehen worden war. Der Zar hat außerdem seinen Gast durch Ernennung zum Chef des 26. Bugschen Dragoner=Regiments ausgezeichnet. Auch die Presse hat es nicht an einem warmen Willkommengruß fehlen lassen. Das "Journal de St. Petersbourg" schreibt: "Die russische Bevölkerung erblickt mit Recht in diesem aus eigenem Antrieb unternommenen höflichen Besuche ein Zeichen der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Dynastieen und ein Unterpfand des allgemein gewünschten Friedens, indem der Besuch die Pflege guter Nachbarschaft zwischen den beiden Reichen begünstigt." Et=

[ => Original lesen: 1891 Nr. 13 Seite 2]

was seltsam ist die Auslassung der "Nowoje Wremja", die den Sturz Crispi's, den Rücktritt des Grafen Waldersee als Chef des Generalstabes und die Ankunft des Erzherzogs Franz Ferdinand in Petersburg in einen innren Zusammenhang bringt und in dem Zusammentreffen dieser drei Ereignisse die beste Gewähr für einen langen Frieden erblickt. Der Frieden wäre wohl nicht minder gesichert, wenn die beiden Erstgenannten an ihrem Platz geblieben wären.
Aus Petersburg meldet man der "Köln. Ztg.", der Herzog von Orleans habe durch sein unerwartetes Eintreffen daselbst unangenehm überrascht, nachdem ihm der Zar seine Bitte, in die russische Armee einzutreten, früher in bestimmter Weise abgeschlagen habe. Der Herzog will angeblich nur Rußland kennen lernen und einige Jagden mitmachen.
Ueber die Krankheit des jungen Großfürsten Georg von Rußland ist nunmehr durch den amtlichen "Regierungsboten" der wahre Sachverhalt bekannt geworden. Der Großfürst ist während seiner Orientreise am Malariafieber erkrankt, das sich durch Hinzutreten von Bronchitis complizirt hat. Der Großfürst ist auf einem Kreuzer aus Indien bereits nach dem Mittelmeer zurückgekehrt.
Dem englischen Parlament ging seitens einer Gesellschaft, deren Kapital 10 Millionen Lst. betragen soll, eine Privatbill betreffend eine unterseeische Eisenbahnverbindung zwischen England und Frankreich zu. Es soll eine Rohreisenbahn auf dem Meeresgrunde zwischen Dover und dem Cap Grisnez an der französischen Küste angelegt werden. Der Bau dürfte zehn Jahre in Anspruch nehmen.
Nach Meldungen aus Sansibar soll der Reichscommissar v. Wißmann zur Zeit in Kämpfe gegen Neger bei Masiudi in der Nähe des Kilimandscharo verwickelt sein.
Wie aus Kairo gemeldet wird, ist eine sehr wichtige archäologische Entdeckung westlich von Theben gemacht worden. Es wurde nämlich die wohl erhaltene zweistöckige Gruft der Hohenpriester Ammons 25 Meter unter der Erdoberfläche aufgefunden. Bisher wurde nur das untere Stockwerk ausgegraben, wo man auf 240 Sarkophage stieß. Der älteste derselben datirt vom Jahre 2500 vor Christo. Hunderte von Papyrusrollen und zahllose Statuetten und Zierraten wurden vorgefunden.


- Schönberg. Wie es heißt, soll zu Ostern d. J. an hiesiger Realschule noch ein studirter Lehrer angestellt werden, um den Anforderungen der Reichsschul=Commission zu genügen, welche diese an eine Schule stellt, deren Schüler ohne Examen mit dem erfolgreichen einjährigen Besuch der ersten Klasse die Berechtigung zum einjährigen Militairdienst erlangen.
- Schönberg. Gewiß wird von allen Musikliebhabern, welche einer ernsten Richtung huldigen, die Kunde mit Freuden aufgenommen, daß Herr Organist Carlau hierselbst am Sonntag über 14 Tage ein Kirchenkonzert veranstalten wird. Es sind für dasselbe nennenswerthe Kräfte aus Lübeck gewonnen, so die Frau Konzertsängerin Schmidt, der Herr Organist Lichtwark von S. Marien, der durch seine Orgelkonzerte in Lübeck bekannt, und der Herr Violinsolist Schneider. Außerdem wird auch der Chor der hiesigen Mädchenschule, der noch vom letzten Kirchenkonzert in gutem Andenken steht, einige Motetten vortragen. Das an Abwechselung reiche Programm, welches demnächst ausführlich mitgetheilt werden wird, verspricht einen Genuß im wahren Sinne des Wortes.
- Für den Humor, welcher den Abgeordneten Windthorst selbst in unangenehmer Situation keinen Augenblick verläßt, spricht ein Telegramm, welches der 80jährige Mann gleich nach dem jetzt glücklich überwundenen Unfall an seine Gemahlin hat abgehen lassen. Die Depesche soll, nach der "Hildesheimer Zeitung" folgenden Passus im Wortlaut enthalten haben: "Liebe Julie, sei unbesorgt, meine Schönheit hat nicht gelitten."
- In Hannover waren seit einiger Zeit falsche Zweimarkstücke im Umlauf. Jetzt hat man den Falschmünzer in Person eines Heizers verhaftet. Formen etc. wurden in seiner Wohnung vorgefunden. Die Frau des Heizers ist als der Mitwissenschaft verdächtig ebenfalls verhaftet.


Anzeigen.

Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 9. März 1891 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Montag, den 16. Februar 1891,
Mittags 12 Uhr,

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Schwurgerichtssaale anberaumt.
Güstrow, den 10. Februar 1891.

Der Präsident
des Großherzoglichen Landgerichts.
(gez.) von Amsberg.


Bekanntmachung,

betreffend das Einkleben der für die Invaliditäts= und Altersversicherung zu verwendenden Marken in die Quittungskarten.

Vom 6. Februar 1891.

Es sind neuerdings Klagen darüber laut geworden, daß die zur Entrichtung der Invaliditäts= und Altersversicherungsbeiträge in die Quittungskarten eingeklebten Marken leicht abspringen, wenn die Karten nach außen gebogen oder in einem warmen Raume aufbewahrt werden.
Die Ursache dieses Uebelstandes ist nicht darin zu suchen, daß der Klebestoff der Marken etwa seiner Beschaffenheit nach mangelhaft oder in zu geringer Menge aufgetragen wäre. Nach technischem Urtheil muß vielmehr das Abspringen der Marken darauf zurückgeführt werden, daß das zu den Quittungskarten verwendete Papier bei ungenügender Anfeuchtung der Marken den durch die Flüssigkeit aufgelösten Theil des Klebestoffes vollständig einsaugt, bevor der letztere seine Wirkung äußern kann.
Das Reichs=Versicherungsamt sieht sich daher veranlaßt, im Verfolg seiner Bekanntmachung vom 9. September 1890, betreffend die für die Invaliditäts= und Altersversicherung zu verwendenden Beitrags= und Zusatzmarken (Nr. 219 des Deutschen Reichs pp Anzeigers vom 11. September 1890), darauf aufmerksam zu machen, daß, um ein gutes Haften der Marken auf den Quittungskarten zu erzielen, nicht nur die Marke, sondern auch diejenige Stelle der Karte, auf welche die Marke geklebt werden soll, reichlich angefeuchtet und die Marke nach dem Aufkleben einige Zeit mit der Hand fest angedrückt werden muß.

Das Reichs=Versicherungsamt.
Abtheilung für Invaliditäts= und Altersversicherung.
Dr. Bödiker.
----------------------

Indem der unterzeichnete Vorstand die obige Bekanntmachung des Reichs=Versicherungsamts hierdurch zur öffentlichen Kenntniß bringt, fordert derselbe zugleich auf, zur Verhütung Bereiche der Versicherungsanstalt Mecklenburg bereits wiederholt bemerkten fraglichen Uebelstandes in Zukunft beim Einkleben der Beitragsmarken das vom Reichs=Versicherungsamt in Vorschlag gebrachte Verfahren zu beobachten.
Auch ersucht der Vorstand die Ortsobrigkeiten, für das Bekanntwerden dieses Verfahrens in den betheiligten Kreisen in geeigneter Weise Sorge trafen zu wollen.
Schwerin, am 9. Februar 1891.

Der Vorstand der Versicherungsanstalt Mecklenburg.


Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und Strelitz.

Die 38. ordentliche General=Versammlung der Herren Vereins=Mitglieder wird am

Donnerstag, den 5. März d. J.,

Morgens 11 Uhr, zu Schwerin in "Sterns Hotel" stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

[ => Original lesen: 1891 Nr. 13 Seite 3]

1. Bericht über die im Jahre 1890 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1890/91, sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1889/90.
2. Wahl eines District=Vorstehers und Substituten für den 4. District, sowie eines Districts=Vorstehers für den 8. District.
3. Wahl neuer Taxanten für die nach Ablauf ihrer Dienstzeit statutenmäßig ausscheidenden Herren.
4. Antrag der Direction betreffend die Genehmigung der Anstellung des Controleurs, sowie Regelung der Gehaltsverhältnisse zwischen Secretair und Controleur (Abänderung des § 14 der Statuten).
5. Antrag betreffend Abänderung der /sect;§ 7, 30 und 35 der Statuten.
6. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der General=Versammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht, sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen, den 5. Februar 1891.

Die Direction.
M. von Leers aus Mühlen=Eichsen.


Holz=Auction Nr. 13.

Am Dienstag, den 17. Februar, Morgens 9 Uhr, sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

Aus dem Rupensdorfer Holz.

265 Rmt. buchen Kluft I. u. II. Cl.
  25 Rmt. buchen Knüppel.
  28 Fuder buchen Reiser.
Das zum Verkauf kommende Holz beginnt mit Nummer 267.
Schönberg, den 12. Februar 1891.

                                                    Der Oberförster.
                                                    C. Hottelet.


Gewerbe=Verein.
Hauptversammlung
Montag, den 16. Februar, Abends 8 Uhr.
Vortrag: über die Verjährung der Schuldforderungen.


Alle, welche sich für Gründung eines
Gartenbauvereins

interessiren, werden gebeten, sich Sonntag, den 15. Februar, nachmittags 4 Uhr, in der Gastwirthschaft von Boye einzufinden.

                                                    Dr. Knauff.


J. Ludw. D. Petersen
empfiehlt
Blechtaschen

zu Invaliditäts= und Altersversicherungskarten nebst Gesetzbeilage.


Sortiment Versandhaus Hildesheim
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Versand-Haus-Hildesheim.

Viele 1000 Raritäten hat der Mensch von schwerennöthen,
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Unsre Kameruner Brüder sind in mancher Art solider, -
Leider aber mit Effet haben sie kein Portemonnai,
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Jede Sendung frei ins Haus, Spesen geb ich selber aus. Kleine Order läßt mich hoffen, daß nach Probe Sie betroffen
Rufen aus: der Hildesheimer König liefert doch wie Kleiner
Prompt, reell und preiswerth - Schluß.
Weiter gehts heut nicht - adius.


Zur Aufbewahrung der Karten für Invaliditäts= und Altersversicherung hält

Taschen von Blech

fein lakirt mit Broschüre zum Preis von 30 Pfg. vorräthig.

                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Empfehle mich den geehrten Landleuten mit
Milchtransportkannen,
wie auch zu Dachdeckerarbeiten,
sowie mein Lager von
Dachpappe, Theer, Leisten, Nägel.
Carlow.                                                     H. Lüer,
                                                                  Klempner und Dachdecker.


Mehrseitigen Wünschen nachkommend werde ich von Zeit zu Zeit nach Schönberg zum

Clavierstimmen

kommen. Herr Organist Carlau daselbst wird weitere Wünsche entgegen nehmen.
Lübeck, den 10. Februar 1891.

Kempper.


2-300 Schöfe Reth
hat zu verkaufen                                                    
                                                    Fischer Dierck in Schönberg.


Zu verkaufen ein                                                    
Bauwagen
bei                                                    W. Bohnhoff.
Gr. Siemz.                                                                 Schmiedemeister.


Zu Ostern habe ich noch einige Stücke
Acker nebst 2 Wiesen
sehr nahe der Stadt zu verpachten.                                                    
                                                    Johanna Creutzfeldt.


Pferd Bei dem Unterzeichneten stehen von jetzt ab folgende Hengste zum Decken bereit: "Solimann", v. Süd. "Admiral" M. v. Dechand. Deckgeld 16 Mark. Hellbrauner Hengst "Normann", v. Nording, M. v. Incognito, Kuban, Gabriel. Deckgeld 12 Mark. Schwarzer Hengst "Sultan" Deckgeld 12 Mark.

Das Deckgeld versteht sich incl. Stallgeld.
                                                    J. Hecht. Schlag=Resdorf.


Pferd Von jetzt ab steht mein schwarzbrauner Hengst Cardinal zum Decken bereit.
Lockwisch, den 12. Januar 1891.
H. Oldörp, Schulze.                                                    


Pferd Mein schwarzer Hengst deckt von jetzt ab fremde Stuten.
Deckgeld incl. Stallgeld 12 Mk.
  Hauswirth H. Oldenburg.
Rieps.


Verdienst.

Tüchtigen Personen mit ausgebreitetem Bekanntenkreise wird Gelegenheit geboten, sich auf bequeme Weise ein gutes Einkommen zu verschaffen. Reflectanten belieben ihre Adresse unter Angabe gegenwärtiger Beschäftigung sub "Verdienst" an die Annoncen=Expedition von G. L. Daube & Co. in Frankfurt a. M. einzusenden.


Suche zu Ostern d. J. einen verheiratheten
zuverlässigen Pferdeknecht
in Deputat.                                                    H. Dräger, Lauen.


Gesucht
ein ordentliches Mädchen

zum Alleindienen nach Altona. Näheres zu erfahren bei Frau H. Rautenberg in der Actienbrauerei zu Ratzeburg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 13 Seite 4]

Großer Ausverkauf
bis Ende Februar
bei Ludwig Wendt, Lübeck
von sämmtlichen Artikeln des reich assortierten Lagers
Besonders preiswürdig:
Kleiderstoffe,                           Kattune,
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Morgenröcke
werden bedeutend unter Preis abgegeben.


Rothe Kreuz=Lotterie des Vaterländischen Frauen-Vereins Rothe Kreuz=Lotterie
des Vaterländischen Frauen-Vereins
unter allerhöchstem Protectorate Ihrer Maj. der Kaiserin.
Ziehung am 17. u. 18. April
im Rathhause in Cöslin.
3915 Gew. im W. v. M. 95 000.
M. 20 000, 10 000, 5000, 3000, 2000 etc.
Loose à 1 M. (11 für 10 M.) Liste u. Porto 30 Pf.
Genehmigt für die ganze Monarchie.
16. gr. Stettiner Pferdelotterie.
Rothe Kreuz=Lotterie des Vaterländischen Frauen-Vereins
Ziehung 12. Mai 1891.
Hauptgewinne 10 Equipagen, darunter 2 vierspännige und 150 hochedle Pferde, wovon 10 Reitpferde gesattelt und gezäumt.
Loose á 1 M. (11 Loose für 10 M.), Liste u. Porto 30 Pf. Einschreiben 20 Pf. extra, versendet das mit dem Vertrieb betraute Bankgeschäft.
11 Loose von beiden Sorten gemischt 10 Mark.
Rob. Th. Schröder, Stettin.        Bestellungen am bequemsten per Postanweisung, doch nehme ich auch Coupons und Briefmarken in Zahlung.
Wiederverkäufer zum commissionsweisen Verkauf werden überall angestellt.


Vorläufige Anzeige.
Am Sonntag, den 15. Februar cr.,
im Saale des Hrn. Boye:
Erste
Theater-Vorstellung
des Gastspiel=Ensembles unter Direction
von V. Osgord.
Näheres durch die Zettel.


Vorläufige Anzeige.
Zum Besten der Erbauung eines Krankenhauses in Schönberg.
am Mittwoch, den 4. März (Mittfasten), im Saale des Hrn. J. Boye:
Theater und Ball.
Gegeben von mehreren Mitgliedern des Kampfgenossen=Vereins.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 15. Februar:
Ausspielen von
lebenden Karpfen
auf dem amerikanischen Billard.                           Anfang 3 Uhr.
Es ladet hierzu ein                                                 M. Köster.   


Am Mittwoch Morgen 6 Uhr entschlief sanft meine liebe Frau und meiner Kinder liebevolle Mutter, Großmutter und Schwiegermutter

Marie Moll geb. Bade

im 71. Lebensjahre. Tief betrauert von mir und meinen Kindern. J. Moll, Handelsmann.
Die Beerdigung findet am Montag, den 16. Februar, Nachmittags 3 Uhr, vom Trauerhause aus statt.


Gestern Abend 10 1/2 Uhr entschlief sanft nach kurzer Krankheit unsere liebe Mutter und Schwiegermutter,

Anne Engel Ehmke geb. Stelly,

im Alter von 73 Jahren 4 Monaten.

Schönberg, den 12. Februar 1881.
Tiefbetrauert von den Hinterbliebenen
                                                    P. Ehmcke u. Frau.

Die Beerdigung findet am Sonntag Mittag 1 1/2 Uhr vom Sterbehause aus statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 15. Februar.

Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
  Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 7.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 13 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 13 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 13. Februar 1891.


- Der Subscriptionsball im Berliner Opernhause, welchem am Freitag Abend der Kaiser und die Kaiserin mit dem ganzen Hofe beiwohnten, zählte über 3000 Ballbesucher und etwa 500 Zuschauer. Der Reinertrag, welcher wohlthätigen Stiftungen zufließt, beläuft sich auf etwa 50 000 Mark.
- Ein Sittenbild aus der Großstadt. Unter dieser Ueberschrift berichten Berliner Blätter folgendes. Mit dem Lynchen zweier Masken, die in Folge dessen ärztliche Hülfe auf einer Sanitätswache des Nordens in Anspruch nehmen mußten, endete am Sonnabend Abend vor acht Tagen ein Maskenball in einem Tanzlokal des Gesundbrunnens. Bald nach der Demaskirung erschien ein etwa 9jähriges ärmlich gekleidetes Mädchen an der Casse des betreffenden Balllokals und bat weinend den Billet=Controlleur, ihr doch Schwester Auguste, die drin in dem Maskenball sei, herauszurufen, da die Mutter zu Hause im Sterben liege und nach ihr verlange. Man ließ die Kleine in den Saal hinein, weil Niemand "Fräulein Auguste" kannte, und bald entdeckte das schluchzende Kind die Schwester am Arme eines Herrn. "Auguste, komm nach Haus, Mutter stirbt und will dich sehen," brachte die jüngere Schwester mühsam hervor und faßte die Hand der älteren. "Ach was, laß mich tanzen, so schlimm wird's ja mit Muttern nicht stehen!" erklärte Auguste und wandte sich ihrem Tänzer zu. Wieder bat das Kind flehentlich und nun vergaß sich der Tänzer und Freund Augustens so weit, daß er mit der geballten Faust die Kleine ins Gesicht schlug, daß diese zu Boden taumelte. Im nächsten Augenblick aber packten Fäuste kräftiger Männer, welche Zeugen dieser Scene waren, den rohen Burschen und dessen Tänzerin und schlugen beide derartig, daß beide über und über blutend aus dem Lokal flüchten und Hülfe auf der Sanitätswache nachsuchen mußten. Mehrere Frauen brachten die Kleine nach der Wohnung ihrer Mutter in der Bellermannstraße, sie kamen gerade recht, um der armen lungenleidenden Wittwe, die vergeblich auf ihre Kinder gewartet hatte, die Augen zuzudrücken.
- In den Militärwerkstätten in Spandau stehen wegen Betriebseinschränkungen umfangreiche Arbeiterentlassungen bevor. Da die erforderlichen Gewehre Modell 88 nunmehr bald fertig sind, so wird der Betrieb sehr erheblich verkleinert, und es muß dann weit über die Hälfte des jetzigen aus ca. 3500 Arbeitern bestehenden Personals entlassen werden. Betriebseinschränkungen sind sodann noch in der Artilleriewerkstatt und im Feuerwerkslaboratorium in Aussicht genommen. Es heißt, daß man gegenwärtig noch aus dem Grund mit den Entlassungen zurückhält, um nicht in dieser an Arbeitsgelegenheit knappen Zeit eine so große Anzahl von Arbeitern brodlos zu machen.
- Am 10. d. M., Morgens 4 Uhr ist ein englisches Vollschiff, "Caitloch", im äußeren Hamburger Hafen, mit 2300 Tons Salpeter, umgefallen. Mit Masten und Raaen im Wasser, versperrt es das halbe Fahrwasser des Hafens. Das seltene Schauspiel lockt zahlreiche Besucher an; photographische Aufnahmen finden bereits statt.
- Zu der Verhaftung des Kaufmanns Tilgner (oder Tilger) in Mainz wegen Diebstahls eines Kanonenbootes wird des Weiteren berichtet. Im Jahr 1870/71 erbeuteten die Deutschen mehrere französische Kanonenboote, welche zur Vertheidigung französischer Flüsse, namentlich der Loire bestimmt waren. Behördlicherseits wurden im Jahr 1876 mehrere Versuche angestellt, die eroberten Boote auch auf unsern Strömen zu verwenden, doch stellte sich bald nach einigen Proben auf dem Rhein deren völlige Unbrauchbarkeit für unsere Zwecke heraus. Im Hafen von Koblenz sollten sie zur Versteigerung gelangen; Tilgner bot auf eines der Boote, welches ihm jedoch nicht zugeschlagen wurde. Er wußte jedoch eine gute Absatzquelle für solche Boote und zwar in Holland. Kurzer Hand löste er das Boot von der Kette, stahl es und es gelang ihm, dasselbe nach Holland zu bringen, wo er es verkaufte. Trotz eingeleiteter diplomatischer Verhandlungen gelang es der deutschen Regierung nicht, ihr Eigenthum wieder zu erhalten. Tilgner wurde steckbrieflich verfolgt, doch erst jetzt gelang seine Festnahme, als er eine Verwandte besuchte. Tilgner ist irrsinnig oder simulirt Irrsinn.
- Auf recht unangenehme Weise wurde der Feier einer Hochzeit in einem rheinischen Dorfe ein jähes Ende gemacht. Alles ist in heiterster Stimmung und mitten im besten Schmausen, zu welchem ein Reh mit seinem saftigen Fleische aufwarten mußte, als plötzlich die bewaffnete Polizei unter den Hochzeitern erscheint und ohne viel Federlesens den Bräutigam von der Seite der Braut entführt. Der auf diese Weise aus seinem jungen Glück Gerissene hatte ein Bischen gewildert und sich den Hochzeitsbraten selbst geschossen, ohne gerade auf eigenem Jagdrevier gewesen zu sein. Die Hochzeitsfeier war zu Ende.
- Die Ursache des Unglücks auf der Zeche Hibernia bei Gelsenkirchen ist nun auch aufgeklärt. Es ist durch das Schießen eines Bergmannes gegen das Verbot erfolgt. Dieser Bergmann war davor gewarnt worden, den Schuß loszubrennen, bevor der Aufsichtshauer oder der Steiger zugegen wäre. Er sagte jedoch zu seinen Kameraden, dies dauerte ihm zu lange, bis dahin wäre der Pulverdampf längst verzogen. Er entzündete den Schuß, und das entsetzliche Unglück trat ein. Der Aermste lag drei Tage unter den größten Schmerzen, bis ihn der Tod von seinen Qualen erlöste.
Der Vorsteher des Diakonissenhauses in Witten, Pastor Graeber, theilt der "Köln. Volksztg." mit, in der Krankenanstalt des Diakonissenhauses seien fünf Tuberkulose=Kranke durch die Kochsche Lymphe vollständig geheilt worden.
- Der Regierungspräsident von Posen giebt bekannt, daß von den seit dem 19. Dezember 1890 im Thorner Schlachthaus eingeführten russischen Schweinen 65 finnig und 4 trichinenhaltig gewesen sind.
- Ueber die praktischen Erfolge der Invaliditäts= und Altersversicherung in Baden berichtet die "Karlsruher Zeitung", daß im Monat Januar bereits 488 Versicherte bei der Versicherungsanstalt in Baden ihre Ansprüche auf Altersrente erhoben haben. Es wurden bis Ende Januar 330 Renten bewilligt, die M. 44,493,60 beanspruchten, 12 Gesuche wurden abgelehnt, die übrigen 146 zur weiteren Verhandlung ausgesetzt. Die Rentenbezieher vertheilen sich auf alle Klassen der Arbeiter; so befinden sich unter ihnen 66 Fabrikarbeiter, 25 gewerbliche Arbeiter, 39 häusliche Arbeiter und Dienstboten 66 land= und forstwirthschaftliche Arbeiter, 73 Gemeinde= und Kreisbedienstete u. s. w.
- Durch einen bedauerlichen Mißgriff kam in Augsburg der 6 Monate alte Sohn des Kaufmanns Herm. Cohn ums Leben. Von dem das kränkelnde Kind behandelnden Arzt war Kalomel=Pulver verordnet und aus einem bis jetzt noch unaufgeklärt gebliebenen Versehen hatte der in der Apotheke expedirende Gehilfe Morphium=Pulver verabfolgt. Gegen 9 Uhr Abends gab die ahnungslose Mutter dem Kleinen ein Pulver ein und ca. 2 Stunden darauf war der Kleine eine Leiche.
- Das Handbuch für das Deutsche Reich. Das im Reichsamt des Innern bearbeitete Handbuch für das Deutsche Reich ist in der Ausgabe auf das Jahr 1891 wieder pünktlich zum Geburtstag des Kaisers erschienen und dem Kaiser überreicht worden. Die zahlreichen Veränderungen bei den verschiedenen Behörden und Körperschaften im Lauf des verflossenen Jahres, die im Handbuch zum Ausdruck kommen,

[ => Original lesen: 1891 Nr. 13 Seite 6]

sind im Wesentlichen bereits bekannt. An erster Stelle steht die Ernennung eines neuen Reichskanzlers an Stelle des Fürsten Bismarck. Ueber die Aenderungen in den Personalien hinaus ist der Text des Handbuchs namentlich in erläuternden Vorbemerkungen bei den einzelnen Abschnitten, einer sorgfältigen kritischen Umarbeit unterzogen worden. Seit dem ersten Erscheinen des Handbuchs waren diese Bemerkungen in ihrer ursprünglichen Fassung geblieben und die bei den Aemtern erfolgten Aenderungen wurden durch Zusätze und Einschaltungen zum Ausdruck gebracht, und zwar rein äußerlich, wie sie sich eben einfügen ließen. Nunmehr tragen diese Bemerkungen durchweg einen einheitlichen Guß, welche die Aufgaben und Rechte der Einzelressorts klar und bestimmt feststellt. Beim Bundesrath z. B. unterscheidet es zwischen dessen Zuständigkeit zur Wahl von Mitgliedern aus seiner Mitte und dem Vorschlagsrecht desselben zur Ernennung von Personen durch den Kaiser. Beim Auswärtigen Amt werden die Zuständigkeiten der Abtheilungen, in welche dasselbe zerfällt, eingehend erläutert. Die neuerrichtete Colonialabtheilung wird an zwei verschiedenen Stellen der Erläuterungen aufgeführt, einmal werden die administrativen Aufgaben aufgezählt, die ihr mit Bezug auf die Schutzgebiete obliegen, dann aber kommen die politischen Aufgaben zur Sprache, hinsichtlich deren die Abtheilung vom Auswärtigen Amt im ganzen abhängig ist. Die 12 Jahre lang im Handbuch aufgeführte Reichsbeschwerde=Commission fehlt diesmal. Die Zahl der kaiserlichen Wirklichen Geh. Räthe beläuft sich auf 29. Unter den Missionen des Reiches erscheint neu die Ministerresidentur in Luxemburg, Legationsrath Graf von Wallwitz, vorläufig in außerordentlicher Mission. Unter den Schutzgebieten erscheint zum ersten Mal dasjenige der Neu=Guinea=Compagnie, nachdem das Reich dort im vorigen Jahr die Verwaltung übernommen hat. Der Bau des Nord=Ostsee=Canals umfaßt ein außerordentlich zahlreiches Personal.
- Folgende Familien des deutschen Hochadels genießen in Preußen Steuerfreiheit: Die Fürsten von Solm=Solm, Sagan=Wittgenstein, Hohenstein, Solms=Braunfels, Solms=Lich=Hohensolms, Wied, Bentheim=Steinfurth, Isenburg=Birstein, Isenburg=Wächtersbach, Stolberg=Wernigerode, ferner die Grafen Isenburg=Meerholz, Solms=Roedelheim, Neulainingen=Westerburg, Stolberg=Roßla, Stolberg=Stolberg. - Dafür gaben jedoch die betr. Fürstenhäuser ihre Souveränitätsrechte als selbständige Landes= und Gerichtsherren auf und verzichteten auf die ihnen zukommenden Civillisten.
- Eine höchst bedauerliche Erscheinung, die bei den Aburtheilungen der Schwurgerichte fast ausnahmslos zu Tage tritt, ist die auffällige Zunahme der Meineide. In wie weit das heutige Gerichtsverfahren hieran die Schuld mit trägt, mag dahingestellt bleiben, sicher ist, daß etwas zur Bekämpfung des Uebels geschehen muß. Von diesem Gedanken geleitet, hat neuerdings das königliche Consistorium zu Kassel eine längere Verfügung an sämmtliche Geistliche des Bezirks erlassen, in welcher diese angewiesen werden, durch Wort und Schrift, durch Ermahnung und Belehrung das Gewissen Einzelner in Bezug auf die Eidesfrage zu wecken und zu schärfen. Ferner sind die Kirchenältesten seitens der Geistlichen aufzufordern, von ihnen bekannt werdenden bevorstehenden gerichtlichen Eidesleistungen einzelner Gemeindemitglieder den Geistlichen zeitig Mittheilung zu machen. Das Consistorium verweist noch wegen der schreckenerregen Leichtfertigkeit, mit welcher in einzelnen Fällen oft der Eid geleistet wird, auf die Verhandlungen des letzten Schwurgerichtes zu Kassel, wo allein zehn Personen wegen Meineids angeklagt waren, von denen sieben verurtheilt worden sind.
- Neue Blitzzüge. Mit dem neuen Sommerfahrplan wird auf der Strecke Köln=Basel in beiden Richtungen ein neuer Schnellzug mit Anschluß nach Rom eingeführt. Die Entfernung beträgt rund 500 Kilometer; da dieselbe in 8 1/2 Stunden abgemacht wird (bisher 12 bis 13 Stunden), hat der Zug eine Durchschnittsgeschwindigkeit von einem Kilometer in der Minute, einschließlich des Aufenthalts; thatsächlich wird also eine höhere Geschwindigkeit erreicht.
- In weiten Kreisen ist noch immer die Meinung verbreitet, daß die 52 einzelnen Felder der für die Invaliditäts= und Altersversicherung ausgegebenen Quittungskarten den einzelnen Kalenderwochen entsprechen, und daß daher die Marken auf dasjenige Feld zu kleben sind, welches nach seiner Nummer der betreffenden Woche entspricht. Das ist durchaus irrig. Die Karten sind nicht für ein bestimmtes Kalenderjahr bestimmt, gelten vielmehr bis zum Schlusse des dritten Jahres, welches auf das Ausstellungsjahr folgt (§ 4 des Gesetzes), und nach § 109 Absatz 2 müssen die Marken in fortlaufender Reihe eingeklebt werden, d. h. man beginnt stets beim ersten Felde und fährt daran schließend ohne Freilassung eines Feldes fort, mag auch die Arbeit zeitweise unterbrochen und währenddessen die Verwendung von Marken unterblieben sein. Wenn also z. B. ein Arbeiter eine Marke auf seiner Karte hat, dann sechs Wochen krank ist und keine Marke verwendet, so kommt die erste Marke die ihm nach Wiederaufnahme der Arbeit eingeklebt wird, auf das Feld 2.
- Noch eine tolle Wette. Wie der "Figaro" meldet, hat dieser Tage der Prinz von Rohan mit dem Fürsten von Torlonia um 5000 Francs gewettet, das er die große Steintreppe in Monaco mit seinem Viergespann und Wagen hinabfahren werde. In der Nacht zum Sonntag ist die Wette thatsächlich zum Austrag gebracht worden; der Prinz von Rohan fuhr mit seinem Viererzug die Treppe hinab, an deren Fuß er von dem Beifall seiner Freunde empfangen wurde. Es gehört ein "gewisser Leichtsinn" dazu, so schreibt das genannte Blatt, eine solche Wette einzugehen. Prinz Rohan konnte dabei seinen Wagen zertrümmern, seine Pferde beschädigen und sich selbst das Genick brechen.
- Eine originelle Wettfahrt. Eine Wette, auf deren Ausgang man gespannt sein darf, ist in London von 2 Engländern eingegangen worden. Daß es den Contrahenten Ernst mit ihrer Wette ist, geht aus der Summe hervor, zu welcher der Verlierer verpflichtet ist, denn dieser hat dem glücklicheren Partner 125,000 Franks zu zahlen. Die Wette bestand darin, daß der eine der Herrn sich nach Algier begeben wird und von da aus eine Depesche nach London zu richten hat, welche viel eher eintreffen muß, als der andere eine Wagentour um London beendet, die er an demselben Tag und zur nämlichen Stunde begonnen, zu welcher sein Gegner seine Reise nach Algier angetreten hat. Dem im Bannkreise der Hauptstadt bleibenden Herrn ist es sogar gestattet, auf seiner Tour die Pferde so oft zu wechseln und so viel Pferde vorzuspannen, wie er will.
- Im nördlichen Nebraska und Süd=Dakota trat ein so starker Schneefall ein, wie seit Menschengedenken nicht vorgekommen. Das Thermometer stand 22° unter Null in Lead City und 30° unter Null in Galena. Viel Vieh ist umgekommen und wahrscheinlich auch viele Menschen verunglückt, besonders in dem armen West=Nebraska.
- Die Frage: "Wie viel Pferde rafft ein Krieg dahin?" die den Züchter wie die oberste Armeeleitung in gleichem Grade interessirt, wurde kürzlich von dem englischen Roßarzte W. B. Walters in folgender Weise beantwortet: Während der Krimkriege verlor die englische Armee im Durchschnitt 86 Prozent ihres Pferdebestandes per Jahr. Im deutsch=französischen Kriege gingen von den 38 000 Pferden, welche Deutschland mit ins Feld geführt, 14 595 verloren, während die vor dem Feinde erlittenen Verluste 40 Prozent des Gesammtbestandes betrugen. In der Zulu=Campagne (1879) erlitten die aus England mitgebrachten Pferde einen Verlust von 71 Prozent. Von den 5000 Pferden, welche 1882 in Egypten ans Land gesetzt wurden, mußten 50 Prozent wegen verschiedener Leiden in Behandlung genommen werden. Die Sterblichkeit unter diesen Pferden betrug 10 Prozent. Das 7. Dragoner=Regiment führte zu einer Zeit 213 Pferde auf der Marodenliste, und 477 des Gesammtbestandes hatten unter dem lokalen Malariafieber zu leiden. Die Suakim=Expedition belief sich von Februar bis Mai auf 26 Prozent.


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