[ => Original lesen: 1891 Nr. 12 Seite 1] Nr. 2 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1891 enthält in der
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. Vorschriften über die Vollziehung der Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
(2.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat December 1890.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Durchschnittspreise des Jahres 1890.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Abänderung der Telegrammgebühr.
(5.) Bekanntmachung, betr. den Austausch von Postpacketen mit den Deutschen Postanstalten in Bagamoyo, Dar=es=Salaam und Zanzibar.
(6.) Bekanntmachung, betr. den Verkehr mit Zeitungen und Zeitschriften mit den Kaiserlichen Postagenturen in den deutschen Schutzgebieten von Kamerun, Neu=Guinea, Ostafrika und Togo, sowie in Shanghai und Zanzibar.
Kaiser Wilhelm sprach dem Plane, in Berlin und anderen großen Städten Wohnhäuser für Arbeiter zu bauen, seinen vollen Beifall aus. Actiengesellschaften mit genügendem Kapitale sollen den Bau in die Hand nehmen. Vor allem soll in diesen Häusern auch der Lohnzahlung entsprechend die wöchentliche Miethszahlung eingeführt werden.
Die Verabschiedung des commandirenden Generals des IX. Armeecorps v. Leszczynski hat, wie man jetzt erfährt, ursprünglich erst am 1. April stattfinden sollen, und zwar nach dem Willen des Generals selbst. Sie soll jedoch, wie versichert wird, in der That durch jene schon mehrfach versicherte Gesellschaft bei dem General in Altona, zu der Fürst Bismarck mit seiner Familie erschienen war, beschleunigt worden sein. Die Berliner "Kreuz=Ztg.", die in solchen Sachen vorsichtig zu sein pflegt, berichtet nämlich, was folgt: "Ueber die Gründe, welche den General bestimmt haben, früher als ursprünglich in Aussicht genommen, den Abschied nachzusuchen, hört man, daß das in Folge eines Schriftwechsels über ein kleines Diner geschehen sei, zu welchem Fürst Bismarck mit der Fürstin und Graf Herbert geladen waren, in Erwiderung der von der Familie von Leszczynski in Friedrichsruh genossenen Gastfreundschaft. Dieses am 9. Januar in Altona stattgehabte Familiendiner scheint als eine Demonstration aufgefaßt worden zu sein. Die Erörterungen darüber haben den General offenbar zur Beschleunigung seines Abschiedsgesuches bestimmt. Dasselbe folgte wenigstens unmittelbar dem betreffenden Schriftwechsel". Andere Berliner Blätter bemerken dazu, sie glaubten, daß diese Darstellung richtig sei, es seien ihnen ähnliche Mittheilungen zugegangen. Man darf demnach begierig sein, wie Graf Waldersee sich zum Fürsten Bismarck stellen wird.
In seiner Ordre, in welcher Kaiser Wilhelm den Rücktritt des Grafen Waldersee vom Amte des Generalstabschefs genehmigt, sagt er auch, daß er den General für den Kriegsfall zum Höchstcommandirenden einer Armee ausersehen habe. Armee=Commandeure in einem bevorstehenden Kriege würden sein: General=Feldmarschall Graf Blumenthal, die Großherzöge von Baden und Hessen, die Prinzen Albrecht von Preußen, Georg von Sachsen, Leopold von Bayern und nun dazu Graf Waldersee.
Der commandirende General des IX. Armeecorp, Graf von Waldersee, hat das Kreuz der Großcomthure des Hohenzollernschen Hausordens mit Schwertern am Ringe erhalten.
Der bisherige Chef des Großen Generalstabs, Graf Waldersee, hat sich am Mittwoch von den Offizieren und Beamten des Generalstabs verabschiedet und, da sein Nachfolger noch nicht ernannt ist, die Geschäfte dem rangältesten Oberquartiermeister Generallieutenant Graf v. Schlieffen II, übergeben. Graf Waldersee begann seine Abschiedsrede mit den Worten: "S. M. der Kaiser und König hat anders über mich verfügt und mich an eine andere Stelle gesetzt; dem Soldaten geziemt es nicht, nach den Gründen zu forschen!" Es dürfte schwer fallen, aus diesen Worten irgend welche Befriedigung über die kaiserliche Entschließung herauszulesen.
Graf Waldersee traf am Donnerstag in Altona ein und übernahm sofort das Commando des neunten Armeecorps. Außer dem bisherigen commandirenden General des Armeecorps, von Lesczynski, wurde auch dem Divisionsgeneral von Scherff in Flensburg der Abschied gewährt. Der Rücktritt der beiden Generale soll in Verbindung miteinander stehen.
Die Ernennung des seitherigen Ober=Quartiermeisters General=Lieutenants Grafen Alfred von Schlieffen zum Chef des Großen Generalstabes bestätigt sich.
Fürst Bismarck hat die Wittwe des Grafen Andrassy ersucht, ihm gewisse sein Leben betreffende Briefe und Actenstücke aus dem Nachlaß des Grafen behufs Benutzung seiner Memoiren zu überlassen. Die Gräfin hat bereitwilligst diesem Ansuchen entsprochen.
Die Budgetkommission des Reichstages genehmigte die Ausgaben für die Erweiterung der Kadetten=Anstalten und für die Einrichtung von zwei neuen Unteroffizier=Vorschulen in Wohlau und Jülich, ebenso die ordentlichen Ausgaben des Militär=Etats. Seitens der Militärverwaltung wurde mitgetheilt, daß das Tausend Patronen, welches früher mit 44 Mk. bezahlt wurde, jetzt 113 Mk. kostet.
Die neue preußische Landgemeindeordnung ist am Mittwoch in der betr. Commission des Abgeordnetenhauses einstimmig in zweiter Lesung genehmigt. Im Wesentlichen haben durchweg die Vorschläge der Regierung die Zustimmung der Commissions=Mehrheit gefunden.
Der preußische Eisenbahnminister von Maybach wird zum Frühjahr einen längeren Urlaub antreten, dem sein Rücktritt auf dem Fuße folgen wird. Ein Nachfolger ist schon ausersehen.
Die Reform der Personentarife scheint nunmehr
[ => Original lesen: 1891 Nr. 12 Seite 2]in ein actuelles Stadium zu treten. Gerüchtweise verlautet, daß preußischerseits die Absicht besteht, die vierte Wagen=Classe abzuschaffen und die von Bayern vorgeschlagenen Sätze, d. h. Ermäßigung der bestehenden Fahrpreise um 50 pCt. in der III., 33 1/3 pCt. in der II., 25 pCt. in der I. Wagen=Classe der Personenzüge anzunehmen. - Gleichzeitig wird berichtet, dem Eisenbahndirector Büte, Mitglied der königlichen Eisenbahndirection Magdeburg, ist vom Minister Maybach der Auftrag geworden, die Eisenbahnverhältnisse Nordamerikas an Ort und Stelle zu studiren. Director Büte, der den Ruf eines hervorragenden Maschinentechnikers genießt, reist mit mehrmonatlichem Urlaub in nächster Zeit ab.
Die Kölnische "Volkszeitung" veröffentlicht eine Einladung, die 1300 Unterschriften aus allen Theilen Deutschlands trägt und in der dazu aufgefordert wird, dem "Volksverein für das katholische Deutschland" beizutreten. Der Zweck des Vereins ist die Bekämpfung der Irrthümer und der Umsturzbestrebungen auf sozialem Gebiet.
Sobald wieder ein Mandat für den Reichstag frei wird, beabsichtigt die Centrumspartei einen deutschen Jesuitenpater zum Abgeordneten wählen zu lassen. An geeigneten Candidaten fehlt es nicht, da im Rheinlande noch verschiedene Jesuiten leben. Einer derselben, Pater Aschenbrenner, hat 1871 in der Schlacht bei La Bourget vor Paris das Eiserne Kreuz erster Classe erhalten. Einen Jesuiten im Reichstage reden zu hören, wäre gewiß von Interesse und dürfte viel zur Klärung der Jesuitenfrage beitragen.
Der Hofbankier Kaiser Wilhelms I. Baron v. Cohn in Dessau, hat beim Herzog von Anhalt und dem Magistrat der Stadt Dessau die Genehmigung nachgesucht, auf seine eigenen Kosten dem Kaiser Wilhelm I. in Dessau ein Denkmal setzen zu dürfen. Baron v. Cohn hat dabei versichert, daß ihm für den gedachten Zweck keine Summe zu hoch sein würde.
Nach einer Zuschrift der "Nat.=Ztg." aus Sansibar soll Reichscommissar v. Wißmann denjenigen Chefs und Offizieren der Schutztruppe, welche nicht aktive deutsche Offizier sind, in Folge eines von Berlin erhaltenen Befehles zum 1. April ihre Stellungen gekündigt haben. In den Kreisen der Betheiligten habe diese Maßregel, welche mit der Umwandlung der Schutztruppe in eine kaiserliche Truppe begründet sei, große Erregung hervorgerufen.
In den deutschen Kreisen Wiens herrscht ob der Verabschiedung des Finanzministers Dunajewski großer Jubel. "Die "Neue Freie Presse" schreibt: Mit Herrn v. Dunajewski ist ein wichtiges persönliches Hindernis beseitigt, welches den Deutschen den Weg zur activen Theilnahme an den Geschicken des Staates versperrte.
Die britische Militärverwaltung gedenkt jetzt ebenfalls in allernächster Zeit Magazingewehr und rauchloses Pulver einzuführen.
- Schönberg. Die mit der letzten Ausstellung des Geflügelvereins verbundene Gartenbauausstellung hat bewiesen, daß von mehreren hiesigen Einwohnern an Blumen , Gemüse und Obstzucht gutes geleistet wird. Gleichzeitig wurde von verschiedenen Seiten der Wunsch geäußert, daß alle, welche an der Pflege des Gartens Freude empfinden, zu einem Vereine zusammentreten möchten, damit die Erfahrungen, die der einzelne oft mit vieler Mühe und Kosten gesammelt hat, allen zu gute kämen. An Aufgaben, deren Lösung einem solchen Vereine zufällt, fehlt es nicht. Die Auswahl der für unser Klima und Boden geeigneten Pflanzen, Einführung neuer Arten, zweckmäßigste Pflege, Vertilgung der Feinde, Bezugsquellen für Samen und Pflänzlinge, Behandlung, Verwendung und Verkauf der Erzeugnisse werden reichlich Stoff zu Vorträgen und Verhandlungen liefern. Wünschenswerth wäre es auch, daß unsere Landwirthe, welche meist einen größeren Obstgarten besitzen, sich recht zahlreich betheiligten. Wie das Zusammentreten zu Molkereigenossenschaften ihnen größeren Ertrag aus der Milch gebracht hat, so würde ihnen auch die richtige Behandlung der Obstbäume, die rechtzeitige Anpflanzung empfehlenswerther Sorten und die Auffindung der besten Verkaufsstellen größeres Einkommen aus dem Obstgarten sichern.
Anzeigen.
Auf den Antrag des Hauswirths Hans Heinrich Lühr zu Wahrsow werden hiermit Alle und Jede, welche an den angeblich verloren gegangenen Hypothekenschein über den ad Fol. III der zweiten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die zu Wahrsow sub Nr. IV belegenen Vollstelle des Antragstellers für die Altentheiler Jochen Heinrich Lühr'schen Eheleute zu Wahrsow unter dem 12. December 1857 eingetragenen Altentheil annoch Ansprüche und Forderungen haben möchten, solche spätestens in dem auf
Mittwoch, den 25. Februar 1891,
Vormittags 10 Uhr,
anberaumten Termin vor unterzeichnetem Amtsgerichte, unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden, anzumelden unter dem Rechtsnachtheil, daß die Kraftloserklärung des vorstehend bezeichneten Hypothekenscheins erfolgen wird.
Schönberg, den 10. December 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Papenhusen sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Friedrich Wieschendorf wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 7. Februar 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und Strelitz.
Die 38. ordentliche General=Versammlung der Herren Vereins=Mitglieder wird am
Donnerstag, den 5. März d. J.,
Morgens 11 Uhr, zu Schwerin in "Sterns Hotel" stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:
1. Bericht über die im Jahre 1890 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1890/91, sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1889/90.
2. Wahl eines District=Vorstehers und Substituten für den 4. District, sowie eines Districts=Vorstehers für den 8. District.
3. Wahl neuer Taxanten für die nach Ablauf ihrer Dienstzeit statutenmäßig ausscheidenden Herren.
4. Antrag der Direction betreffend die Genehmigung der Anstellung des Controleurs, sowie Regelung der Gehaltsverhältnisse zwischen Secretair und Controleur (Abänderung des § 14 der Statuten).
5. Antrag betreffend Abänderung der /sect;§ 7, 30 und 35 der Statuten.
6. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der General=Versammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht, sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen, den 5. Februar 1891.
Die Direction.
M. von Leers aus Mühlen=Eichsen.
Holz=Auction Nr. 12.
Am Mittwoch, den 11. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Krüger Jabs zu Schlag=Resdorf nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.
1. Aus dem Steinbrink.
4 Rmet. eichen Kluft II. Cl.
22 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
16 Fuder eichen Durchforstholz III. Cl.
18 Fuder eichen Pollholz.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 12 Seite 3]17 Rmet. buchen Kluft II und Knüppel.
5 Fuder buchen Durchforstholz und Pollholz.
2. Aus den Hasselbüschen.
15 Rmet. buchen Knüppel.
21 Fuder buchen Durchforstholz.
2 Fuder ellern Schleetholz für Pantoffelmacher.
3. Aus dem Schlagbrügger Holz.
16 Stück eichen Wagendeichseln.
5 Fuder eichen Durchforstholz I, II u. Pollholz.
2 Rmet. buchen Kluft II. Cl.
5 Fuder buchen Durchforstholz III. Cl.
4. Aus dem Thandorfer Zuschlag.
6 Stück eichen Klassenbäume IV. Cl.
4 Stück eichen Wagendeichseln.
20 Fuder Fauleschen Wadelholz III. Cl.
Schönberg, den 2. Februar 1891.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction.
Am Donnerstag, den 12. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen im Selmsdorfer Kirchenholze an Ort und Stelle nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
1 Rmtr. eichen Kluft.
4 desgl. eichen Knüppel.
3 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.
11 Rmtr. buchen Kluft II. Cl.
30 desgl. buchen Knüppel.
11 Fuder buchen Pollholz.
7 Fuder ellern Wadelholz I. und II. Cl.
1 Rmtr. aspen Knüppel.
7 Fuder aspen, weiden Durchforstholz III. Cl.
Hohemeile, den 3. Februar 1891.
Der Förster.
W. Polle.
Alle, welche sich für Gründung eines
Gartenbauvereins
interessiren, werden gebeten, sich Sonntag, den 15. Februar, nachmittags 4 Uhr, in der Gastwirthschaft von Boye einzufinden.
Dr. Knauff.
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Lübeck, Breitestr. 24.
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 12 Seite 4]Großer Ausverkauf
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Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha.
Auf Gegenseitigkeit errichtet im Jahre 1821.
Bekanntmachung.
Nach dem Rechnungsabschluß der Bank für das Geschäftsjahr 1890 beträgt der in demselben erzielte Ueberschuß:
72 Procent
der eingezahlten Prämien.
Die Banktheilhaber empfangen, nebst einem Exemplar des Abschlusses, ihren Ueberschuß=Antheil in Gemäßheit des § 7 der Bankverfassung der Regel nach beim nächsten Ablauf der Versicherung, beziehungsweise des Versicherungsjahres, durch Anrechnung auf die neue Prämie, in den im gedachten § 7 bezeichneten Ausnahmefällen aber baar durch die unterzeichnete Agentur, bei welcher auch die ausführliche Nachweisung zum Rechnungsabschluß zur Einsicht für jeden Banktheilnehmer offen liegt.
Schönberg i. M., im Februar 1891.
Wilh. Schrep,
Agent der Feuerversicherungsbank f. D. zu Gotha.
Rothe Kreuz=Lotterie
des Vaterländischen Frauen-Vereins
unter allerhöchstem Protectorate Ihrer Maj. der Kaiserin.
Ziehung am 17. u. 18. April
im Rathhause in Cöslin.
3915 Gew. im W. v. M. 95 000.
M. 20 000, 10 000, 5000, 3000, 2000 etc.
Loose à 1 M. (11 für 10 M.) Liste u. Porto 30 Pf. |
|
Genehmigt für die ganze Monarchie.
16. gr. Stettiner Pferdelotterie.
Ziehung 12. Mai 1891.
Hauptgewinne 10 Equipagen, darunter 2 vierspännige und 150 hochedle Pferde, wovon 10 Reitpferde gesattelt und gezäumt.
Loose á 1 M. (11 Loose für 10 M.), Liste u. Porto 30 Pf. Einschreiben 20 Pf. extra, versendet das mit dem Vertrieb betraute Bankgeschäft. |
11 Loose von beiden Sorten gemischt 10 Mark. |
Rob. Th. Schröder, Stettin. |
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Bestellungen am bequemsten per Postanweisung, doch nehme ich auch Coupons und Briefmarken in Zahlung. |
Wiederverkäufer zum commissionsweisen Verkauf werden überall angestellt. |
Vorläufige Anzeige.
Zum Besten der Erbauung eines Krankenhauses in Schönberg.
am Mittwoch, den 4. März (Mittfasten), im Saale des Hrn. J. Boye:
Theater und Ball.
Gegeben von mehreren Mitgliedern des Kampfgenossen=Vereins.
Für die Gratulationen zu unserer silbernen Hochzeit sagen allen Freunden und Bekannten unsern herzlichsten Dank.
H. Weinrebe u. Frau,
geb. Bräme.
Allen die meiner lieben Frau die letzte Ehre erwiesen und ihren Sarg so zahlreich mit Kränzen geschmückt haben, sowie den beiden Herren Pastoren für ihre trostreichen Worte, sage ich hierdurch meinen tiefgefühlsten Dank.
Petersberg, den 9. Februar 1891.
J. Dräger, Schmiedemeister.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,15 Nachm. 7,19 Abends. 11,22 Nachts.
nach Kleinen:
7,36 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 9,02 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1891 Nr. 12 Seite 5]Beilage
zu Nr. 12 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. Februar 1891.
- Ein Verbot von Maschinen zur Herstellung künstlicher Kaffeebohnen wird für den Umfang des deutschen Reiches durch Verordnung des Kaisers mit Zustimmung des Bundesraths erlassen. Das Verbot, welches im "Reichsanzeiger" veröffentlicht wird, erfolgt auf Grund des Nahrungsmittelgesetzes und stellt das gewerbsmäßige Herstellen, Verkaufen und Feilhalten von Maschinen, welche zur Herstellung künstlicher Kaffeebohnen bestimmt sind, unter Strafe.
- Graf Herbert Bismarck reiste von Neapel nach Brindisi ab, um sich an Bord eines Dampfers des Norddeutschen Lloyd nach Egypten einzuschiffen.
- Nach § 1 des Invaliditäts= und Altersversicherungsgesetzes beginnt die Versicherungspflicht vom vollendeten sechszehnten Lebensjahre ab. Das sechszehnte Lebensjahr aber ist mit Beginn des Tages vollendet, an welchem Jemand nach dem allgemeinen Sprachgebrauche seinen sechszehnten Geburtstag hat; denn dann hat er sechszehn Lebensjahre hinter sich. Wer also am 1. März 1875 geboren ist, wird am 1. März 1891 versicherungspflichtig, nicht aber, wie vielfach angenommen wird, am 1. März 1892.
- Eine Anzahl berliner Frauen hat beim preußischen Abgeordnetenhause den Antrag auf Zulassung von Personen weiblichen Geschlechts zum pharmazeutischen Studium sowie zur practischen Ausübung des Apothekerberufs eingebracht.
- Einem verhängnißvollen Irrthume fiel in Berlin ein junger Eisenbahnarbeiter namens Krebs zum Opfer. K. vergriff sich, wie er noch anzugeben vermochte, in einer Flasche, in der er Branntwein vermuthete, die aber Schwefelsäure enthielt und nahm daraus einen kräftigen Schluck. Man fand den Mann in beklagenswerthem Zustande und brachte ihn nach der kgl. Klinik, woselbst er trotz sofort angewandter Gegenmittel bald darauf verstarb.
- Der frühere Scharfrichter Krauts ist jetzt biederer Gastwirth geworden und hat in der Alten Jakobstraße zu Berlin ein hübsches und viel besuchtes Local eröffnet. Hier erzählt er seinen Gästen zuweilen Erinnerungen aus seinem Leben. In einem Privatzimmer zeigt er ihnen den berühmten Block und das Henkerbeil. Einer seiner früheren Leute ist auch jetzt in seinen Diensten. Das muß ja ein recht gemüthliches Local sein.
- Kennt jemand von den geehrten Lesern die Universität Pichelsdorf? Schwerlich. Der Berliner "Bär" weiß darüber Folgendes zu berichten: Ende der dreißiger Jahre wurde eine Anzahl Studenten relegirt. Alle Facultäten waren vertreten. Da zogen sie nach Pichelsdorf, wo es zwar noch sehr primitiv aussah - der Rauch kam z. B. noch in den Häusern unter dem Strohdach hervor - und gründeten eine "Universität Pichelsdorf" mit aller üblichen Form einer solchen. Vormittags wurden Vorlesungen in verschiedenen Häusern jeglichen Genres gehalten und an einem schwarzen Brett, das an der Hauptkneipe prangte, rite angezeigt. Nachmittags schwärmte die Pichelsdorfer Studentenschaft in der reizenden Gegend umher. Gäste von Berlin stellten sich täglich ein und das Leben ward immer lustiger. Da erschien nach vierzehn Tagen oder drei Wochen der Universitätsrichter mit einer Schaar Pedelle und löste die Universität auf. Es war eben nur ein heiteres Intermezzo gewesen.
- Der Hamburger Gesellschaftsdampfer "Augusta Viktoria" ist am Mittwoch in Alexandria eingetroffen.
- Als dieser Tage in der Kaserne zu Altona bei einer Kompagnie eine Revision der Kammern stattfand, wurden drei Drillichanzüge vermißt. Der Unteroffizier S., dem hierüber Vorwürfe gemacht wurden, begab sich sofort auf seine Stube und jagte sich eine Kugel durch den Kopf.
- Durch einen zusammenstürzenden Erdwall in Altona, in welchem Knaben eine Höhle angelegt hatten, verunglückten von denselben mehrere. Ein Knabe blieb auf der Stelle todt, ein zweiter ist lebensgefährlich verwundet.
- Am Mittwoch trat von Bremen aus der neueste Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyds, "Havel," die erste Reise nach Neuyork an. Vorher fand an Bord des Schiffes eine große Festlichkeit statt, zu welcher die bremischen und oldenburgischen Behörden geladen waren.
- Die falschen Briefmarken und deren Vertrieb in Frankfurt a. M. werden dort immer noch viel besprochen. Der Kreis derer, die betrogen worden sind, wird immer größer. Der Schuhmacher Koch scheint die Seele des Geschäftes gewesen zu sein. Seine Verhaftung erfolgte in dem Augenblicke, als er, vom Gottesdienst im Dom kommend, die Straße betrat; die Polizei hatte ihn während seiner Anwesenheit im Dom überwacht. Koch hat u. A. ein Braunschweiger Loos gespielt und den Loosehändler mit falschen Marken bezahlt. Der Loosehändler hatte eine dieser Marken verwendet und wurde deshalb verhaftet, konnte aber sofort nachweisen, daß er die Falsifikate von Koch erhalten hatte. Abgestempelte falsche Marken sind von Sammlern eifrig gesucht und sollen bis zu 10 Mark per Stück bezahlt werden.
- Der älteste Mann Deutschlands, der Rentner Marcus Jordan zu Bielefeld, ist am Mittwoch daselbst zur letzten Ruhe eingegangen. Der Entschlafene, der bis auf wenige Tage vor seinem Tode sich einer bewundernswerthen körperlichen und geistigen Frische erfreute, stand im 112. Lebensjahre. Er war im Jahre 1779 geboren.
- Eine sehr romanhaft klingende, aber wirklich passirte an das Unglaubliche grenzende Räubergeschichte wird vom Forsthaus Ballenstedt im Harz gemeldet: "Der dort angestellte Förster mußte kürzlich am Nachmittag auf eine ihm zugegangene Vorladung von seinem Vorgesetzten vom Hause sich entfernen und seine vor kurzem niedergekommene Frau allein zurücklassen. Diese Vorladung war indessen falsch gewesen und hatte nur den Zweck gehabt, den Förster vom Hause zu entfernen. Kurz nachdem er weggegangen war, stiegen drei vermummte Gestalten durch das Fenster zu der im Bette liegenden kranken Frau ein und zwangen dieselbe, ihnen die Schlüssel zu dem Schreibpult auszuliefern, in welchem sich mehrere Tausend Mark, der Antheil einer Erbschaft, der erst am Tage vorher bei den Förstersleuten eingegangen war, befanden. Als sich die Räuber entfernen wollten, sprang die Frau in ihrer Angst auf, riß das geladene Gewehr ihres Mannes von der Wand und feuerte auf die Einbrecher. Einer derselben blieb, ins Bein getroffen liegen, die beiden anderen ergriffen die Flucht. Als der Förster heimkehrte, fand er seine Frau in Ohnmacht liegen, von der sie sich glücklicherweise bald erholte; der verwundete Strolch entpuppte sich nach Abreißung der Vermummung als - die Hebamme, welche der Förstersfrau bei ihrer Niederkunft beigestanden hatte und außer dem Ehepaare allein von dem Eintreffen der Erbschaftssumme gewußt hatte. Als ihre Gefährten gab sie ihren Mann und ihren Sohn an, die sogleich ebenfalls verhaftet wurden. Das Geld fand sich glücklicher Weise noch vor."
- In Schweidnitz richtete am Sonntag Abend ein Eiszapfen, der von der Dachrinne eines Hauses in der Langenstraße herabfiel, ein schweres Unglück an. Er traf zwei gerade vorübergehende Personen mit solcher Wucht, daß die eine auf der Stelle getödtet, die andere erheblich verletzt wurde.
Das Dorf Ebersmünster bei Schlettstadt war vorige Woche der Schauplatz eines Verwandtenmordes. Die beiden Weber M. Schäfer und M. Ambiehl, welche dasselbe Haus bewohnten, waren ihrer Kinder wegen in Streit gerathen, in dem sie sich bald mit Axt und Mistgabel bewaffnet gegenüber=
[ => Original lesen: 1891 Nr. 12 Seite 6]standen. Als nun der Weber Ambiehl seinen Schwager mit der Axt bedrohte, schlug ihn dieser mit der Mistgabel zu Boden. Ambiehl erhob sich jedoch wieder, um über seinen Gegner herzufallen. Schäfer stach ihm jetzt mit einem Zinken der Mistgabel durch das rechte Auge in das Gehirn, so daß der Verwundete noch an demselben Abend seinen Verletzungen erlag.
- Eine Hochzeit in großem Stile fand dem "Gesells." zufolge kürzlich bei einem wohlhabenden ländlichen Besitzer im Kreise Rössel, Ostpreußen, statt. An Getränken hatte der Hochzeitgeber besorgt: 650 Liter Bayrisch und 300 Liter Braunbier, 50 Liter Rum, Wein etc.; 15 000 Cigarren sollten das Rauchbedürfniß befriedigen und zur Stillung des Appetits wurden geschlachtet: 2 Rinder, 6 Schweine, verschiedene Hammel etc.
- In Fürth spielte ein 15 Jahre altes Mädchen mit seinem 4 1/2 Jahre alten Brüderchen, es auf dem Arme schaukelnd, plötzlich entfiel ihm das Kind, welches in eine Wanne mit heißem Wasser fiel. In seiner Angst lief das Mädchen davon, um erwachsene Leute zu holen; bis diese jedoch kamen, war das bedauernswerthe Kind bereits verbrüht. Mit Leichtigkeit konnte die Haut von dem Fleische gelöst werden.
- Eine Riesentanne ist kürzlich im Stadtwald zu Winterthur gefällt worden. Sie mißt 14,11 Kubikmeter und besitzt einen Durchmesser von 1,25 Meter.
- In Nantes nahmen zwei Aerzte im allgemeinen Krankenhause die Uebertragung von Ziegenblut auf drei tuberkulöse Kinder vor. Eine größere Anzahl dortiger und ausländischer Aerzte wohnte dem Experiment bei.
- Anläßlich der kürzlich erfolgten Selbstentleibung des Herzogs von Bedford erwähnen die englischen Blätter, daß im Laufe dieses Jahrhunderts 12 hohe Adelige Selbstmorde begangen haben. Es waren dies Lord French, Lord Londonderry, Lord Greaves, Lord James Beresford, Lord Munster, Lord Congleton, Lord Forth, Lord Cloncurry, Lord Walsingham, Lord Deiawarr, Lord Lyttelton und Lord Shaftesbury.
- In den Straßen von Windsor treibt sich seit einigen Tagen ein blinder Mann herum, welcher eine Ziehharmonika spielt und von den Almosen der Passanten lebt. Jüngst fuhr Königin Victoria an ihm vorüber und ließ ihm, von Mitleid erfaßt, ein Geschenk überreichen. Am nächsten Tage erschien der Bettler mit einem Placat auf der Brust, auf welchem zu lesen war: "Durch Augenentzündung erblindet. Unterstützt von Ihrer Majestät der Königin."
- In Canada scheinen zwischen Presse und Publikum recht zarte Beziehungen zu herrschen. In einem quebeker Blatte überschüttet die Redaction die renitenten Mitbürger, die das Quartalsabonnement nicht erneuern wollen, mit folgenden, an der Spitze des localen Theils veröffentlichten Liebenswürdigkeiten: "An die Herren Leser, die uns nicht mehr lesen wollen! Niemals möge euch ein junges Mädchen küssen; bis zu euerem unseligen Ende mögen euch halbwüchsige Backfische die Schule der Geläufigkeit vorklimpern; eure Stiefel mögen Wasser ziehen und eure Jagdflinten nicht losgehen; jeden Abend möge ein Regiment Katzen vor euren Fenstern Concerte veranstalten; kurz und gut: Alles, was ihr thut, soll mißlingen, und euch selbst soll der Teufel holen."
- Eine electrische Stadt. Die Stadt Wyborg, im südöstlichen Finnland, war kürzlich der Schauplatz eines noch nicht dagewesenen Ereignisses. Seit dem 20. Januar wüthete ein so furchtbarer Schneesturm, daß sich der Schnee in den Straßen Wyborgs zu Hügeln aufthürmte. Zerrissene Telegraphendräthe flogen durch die Luft, andere Dräthe wieder überzogen sich mit so dickem Eise, daß sie durch ihre Schwere die Pfosten, die dem Sturm noch Stand gehalten hatten, umrissen. Plötzlich verbreitete sich in den Straßen der Stadt ein intensives Lichtgefunkel, das die Bewohner Wyborgs anfangs für ein Wetterleuchten hielten. In demselben Moment aber entzündeten sich auch schon in den meisten Häusern die Wände. Die Ursache dieser seltsamen Erscheinung war jedoch bald gefunden. Fast jedes Haus in Wyborg besitzt ein Telephon; die Stadt besitzt aber auch electrische Beleuchtung, deren Leitungsdräthe sparsamerweise an den Telephonpfosten angebracht sind. Da nun der Orkan die electrischen Leitungsdräthe zerriß und diese sich mit den Telephondräthen verwickelten, so theilte sich der electrische Strom letzteren mit, und alles flammte auf. Sofort wurde die Thätigkeit der electrischen Beleuchtung eingestellt und undurchdringliche Finsterniß trat ein. Die in den Häusern entstandenen Brände wurden von den Hausgenossen selbst noch rechtzeitig gelöscht. Da jedoch der electrische Strom sich einem jeden mittheilte, der der Telephonanlage zu nahe kam, so ist wohl anzunehmen, daß auch Menschenleben der Electrizität zum Opfer gefallen. Näheres ließ sich hierüber nicht feststellen.
- Gegen Hüftweh. Als ein recht zuverlässiges Mittel bei Hüftweh (Ischias), wo die Schmerzen fast unerträglich sind und der eine oder der andere Schenkel kaum bewegt werden kann, bewährt sich die äußere Anwendung von Schwefelblüthe, welche in folgender Weise vorgenommen wird. Ein mehrfach zusammengesetztes längliches Tuch wird dick mit Schwefelblüthe bestreut und dann so um das erkrankte Bein gewickelt, daß die schmerzhaften Stellen mit dem Schwefel in Berührung kommen. Die Wirkung dieses Mittels soll nach Dr. Barthel prompt und schnell sein. Wendet man gleichzeitig dieses Mittel auch innerlich an, natürlich in minimalen Dosen, als Verreibung oder auch als Spiritus sulphuris, so wird die Heilung noch schneller erfolgen.
- Hobelspäne. Man nehme 2 Eier, 2 Eier schwer fein gesiebten Zucker und ebensoviel feinstes Mehl, schlage Eier und Zucker schaumig und dann das Mehl dazu, bestreiche ein Backblech mit ungesalzener Butter und streiche von dem Teich so dünn es geht, darüber der ganzen Länge nach, aber nur 15 Centimeter breit, und backe es in dem nicht sehr heißen Ofen gelb, schneide es nun der Quere nach in 3 Centimeter breite Streifen, schiebe das Blech wieder in den Ofen und lasse die Streifen schön braun backen, wonach man sie gleich um ein dickes Holz windet, wie einen Hobelspan, und auch gleich wieder abzieht, weil sie schnell hart werden, und wäre dies doch passirt, ehe man sie alle wickeln konnte, so muß man sie wieder in den Ofen stellen und heiß und dadurch wieder weich werden lassen. - Diese Masse giebt sehr viel aus, die Hobelspäne halten sich lange und sind sehr beliebt.
- Um gefrorene Kartoffeln wieder genießbar zu machen, lege man dieselben nicht etwa in warmes Wasser, sondern in kaltes und lasse sie, bevor man sie kocht, 2-3 Tage darin liegen. Während man bei gesunden Kartoffeln schon etwas Salz beim Kochen hinzufügt, ist es anzurathen, bei den gefrorenen davon etwas mehr zu nehmen; auch wenn man dieselben in der Schale kocht, soll man Salz hinzufügen.
Um nasse Stiefeln zu trocknen, empfiehlt es sich bekanntlich nicht, dieselben auf den Ofen zu setzen, da das Leder hier sehr leidet; um nun dieselben mit einer Substanz zu füllen, die die Feuchtigkeit gut an sich zieht, sind als solche z. B. Getreidekörner zu empfehlen, ganz besonders Hafer. Füllt man die Stiefel Abends mit demselben und stellt sie in die Nähe des Ofens, so sind sie Morgens trocken. Der Hafer wird Tags getrocknet, um Abends wieder benutzt zu werden. Das Eindringen der Feuchtigkeit kann man außer durch Einfetten besonders dadurch verhüten, daß man die Sohlen der neuen Stiefel, sowie die Fugen zwischen Sohle und Oberleder vor dem ersten Gebrauch wiederholt mit gereinigtem Leinölfirniß tränkt. Der erste Gebrauch darf erst dann stattfinden, wenn der Firniß völlig eingetrocknet ist.
- Aus dem medicinischen Examen. Ein Professor examinirt ein bemoostes Haupt über die physikalische Diagnostik der Lungentuberkulose. "Können Sie mir ein recht prägnantes Beispiel von feuchten Rasselgeräuschen nennen?" fragte er. Der Candidat schweigt einen Moment, dann sieht er den gestrengen Examinator freundlich lächelnd an. "Das Salamander=Reiben!" antwortet er.
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