[ => Original lesen: 1890 Nr. 100 Seite 1] Des heiligen Weihnachtsfestes wegen erscheint die nächste Nummer der "Wöchentlichen Anzeigen" am Dienstag, den 30. December.
Zur Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, dem Hauswirth Heinrich Blanck zu Wahrsow gehörigen, daselbst sub Nr. II belegenen Vollstelle c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf
Dienstag, den 17. März 1891,
Vormittags 11 Uhr,
2. der Ueberbotstermin auf
Dienstag, den 21. April 1891,
Vormittags 11 Uhr,
Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheil der Abweisung und des Ausschlusses auf
Dienstag, den 17. März 1891,
Vormittags 11 Uhr,
angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermin auf der Gerichtsschreiberei I hieselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termin zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tage vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einreichen.
Schönberg, den 10. December 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
H. Diederich.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Montag, den 29. December d. J. Vorm. 11 Uhr, sollen in Wahrsow
4 Kühe, 2 Starken, 2 Kälber, 3 Schweine, 1 Stuhlwagen, mehrere Fuder Hafer, Heu und Stroh, auch einige Mobilen etc.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer im Kruge zu Lüdersdorf.
Schönberg, den 22. December 1890.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Engl. Syrup,
Ia Weizen=Dampfmehl, Succade, Pomeranzenschaale, gereinigte Pottasche, Hirschhornsalz, ganze und gemahlene, garantirt reine Gewürze, sowie sämmtliche Artikel zur
bevorstehenden Festbäckerei
empfiehlt in bester Waare billigst
A. Zander.
Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist zur
Zinszahlung
vom
Sonnabend, den 27. December d. J.,
bis
Mittwoch, den 31. December d. J.,
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 28. December d. J.,
von 8 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.
Schönberg, den 13. December 1890.
Das Directorium.
Stadt Lübeck, Schönberg.
Sonntag, den 28. December 1890:
Gr. Militair-Concert
(Streichmusik)
ausgeführt vom ganzen Musikcorps des Husaren=Regiments Kaiser Franz Josef von Oestreich und König von Ungarn (Schleswig=Holsteinsches Nr. 16) unter persönlicher Leitung seines Dirigenten Herrn
A. Schönemann.
Anfang 7 1/2 Uhr.
Entree im Vorverkauf bei Herrn Wieschendorf à Person 50 Pfg. - Kassenpreis: à Person 75 Pfg.
Nach dem Concert: Ball.
Zu der am 2. Weihnachtstag bei mir stattfindenden
Tanzmusik
über die Mitternacht hinaus
lade ich hierdurch ergebenst ein.
Gastwirth Sterly,
Selmsdorf.
Tanz=Musik
am Sonntag, den 28. d. M. wozu freundlichst einladet
Menzendorf. H. Rebbin.
Zur Tanzmusik
am 2. Weihnachtstage und Sylvester
ladet freundlichst ein
Sülsdorf, im December 1890.
J. Wienck.
Agenten gesucht
für einen leicht verkäufl. Artikel gegen gute Provision. - Offerten an Ad. Mehlhase in Bremen erbeten.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 100 Seite 2]Die
Weihnachts-Ausstellung
von J. Ludw. D. Petersen
bietet eine hübsche Auswahl von practischen Hausstandsartikeln und sind als passende Weihnachtsgeschenke besonders zu empfehlen:
Solinger Stahlwaaren:
Tisch-Messer und Gabel,
Transchirmesser,
Taschenmesser,
Brod- und Küchen-Messer.
Hackmesser, Wiegemesser,
Brodmaschinen,
Scheeren u. s. w.
Broncirte Kunstgusswaaren:
Ofenvorsätze,
Christbaum-Ständer,
Geräth-Ständer,
Eier-Ständer,
Stock- und Schirm-Ständer,
Schreib- und Feuerzeuge,
Stifelknechte,
Plättrosten u. s. w. |
Petroleum-Kochmaschinen (deutsches Reichs-Pat.) 4flammig,
3 u. 1 flammige Spiritusschnellkocher,
messg. Kessel in allen Grössen.
Holz-Waaren:
Schinkenbricken,
Kleider- und Tücherleisten,
Pfeffermühlen, Salzfässer,
Zuckermaehinen,
Deckel- und Brickenträger,
Gewürz-Etagèren und Schränke,
Messerputzbänke,
Vogelbauer,
Wäschemangel mit und ohne Tisch,
Hansa-Waschmaschinen,
Waschruffel u. s. w. |
Kohlenplätteisen, Plättpfannen uns Plättöfen,
Wringmaschinen, Reibmaschinen,
Fleischhack- und Wurststopf-Maschinen,
Bohnenschneidemaschinen, Dampfwasch- und Kochtöpfe,
eis. Bettstellen mit doppelt. u. einfachen Spiralfedern u. s. w.
Emaillirte Kinderspielzeuge, messg. Kessel, Plätteisen.
Laubsägen-Utensilien, Schlittschuhe.
Hausstandswaagen in grosser Auswahl. |
Hiermit die Anzeige, daß ich am Sonntag, den 14. d. M. meine
Weihnachts-Ausstellung
von Chocoladen und Cakes, Tannenbaumconfect, in allen Sorten, Kuchenwaaren, braunen und weißen Pfeffernüssen eröffnet habe und bitte um gefällige Ansicht.
H. Wolgast,
Bäckermeister.
Feines Weizenmehl Nr. 0 u. 1, Gelbe und grüne Erbsen, leicht brechend und nicht braun kochend, Linsen, weiße Bohnen, Gerstgrütze Nr. 2, 3 u. 4, Buchweizengrütze Nr. 1, 2, 3 u. 4, Hafergrütze, gesotten und roh, Buchweizenmehl, Hafermehl, Kartoffelmehl, Kartoffel= und andere Graupen, Sago, Gries und Mannagrütze, sowie sämmtliche anderen Mühlenprodukte empfiehlt zu Tagespreisen die Bäckerei und Mehlhandlung
H. Wolgast.
Als passende Weihnachtsgeschenke
empfiehlt
eine große Auswahl
Gold- und Silberwaaren,
Corall- und Granatschmuck
in den neuesten Mustern,
zu den billigsten Preisen
C. Roepstorff,
Schönberg. Goldschmied.
Mit einer großen Auswahl gekleideter Puppen von 15 . an, unbekleidet von 4 . und Köpfe von 10 . an, Bälge, Arme, Beine, Hüte, Schuhe und Stiefel, Strümpfe in allen Farben, Fächer, Taschen und Schmuck, alles zu sehr billigen Preisen.
Von der Saison nachgebliebene Hüte zur Hälfte des Preises.
Wollsachen als Unterröcke, Unterhemden und Hosen, Tücher in Wolle und Lama, Kopfhüllen, Strümpfe, Gamaschen und Handschuhe zu und unter Einkaufspreisen, sowie mit allen in mein Fach schlagenden Artikeln empfiehlt sich bestens
H. Bohnhoffs Ww.
Meine
Weihnachts-Ausstellung
empfehle geneigter Beachtung.
C. Sievers, Buchbinder.
Prima
Weizen=Dampfmehl 00.
empfiehlt
Max C. Sass.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 100 Seite 3]Zu Weihnachts-Einkäufen sehr zu empfehlen !
Ausverkauf
im Schwedt'schen Geschäft
wegen Verkleinerung des
Eisen- und Kurz-Waarenlagers
Das Lager ist in allen zu dieser Branche gehörenden Artikel, gut assortirt und währt der Ausverkauf zu herabgesetzten Preisen nur bis Weihnachten.
Steingut, Glas- & Porzellansachen werden auch billig verkauft.
Billig ! Billig !
Conditorei und Marzipan-Fabrik
von
Lübeck, Breitestraße Ecke der Hüxstr. J. G. Niederegger, Lübeck, Breitestraße Ecke der Hüxstr.
empfiehlt einem hiesigen wie auswärtigem Publikum seine diesjährige reichhaltige
Weihnachts-Ausstellung
in großer Auswahl von
Marzipan und Tannenbaum-Confecten.
NB. Die Ausstellung befindet sich in der ersten Etage.
Photographische Anstalt
von
Julius Rogall
Lübeck, Beckergrube 9, dem Stadttheater gegenüber.
gegründet 1880.
Garantie für sauberste Ausführung aller übertragenen Arbeiten bei billigen Preisen.
Vergrösserungen nach jedem Bilde !
A. F. Haussmann,
ob. Johannisstr. 14 Lübeck, ob. Johannisstr. 14.
Größtes Lager von
50-60 Pianinos, Flügel & Harmoniums.
Niederlage der ersten Fabriken Deutschlands, als: C. Bechstein, Blüthner, Kaps, C. Mand, Rönisch, Steinweg Nachf., Adam, Zeither & Winkelmann unter Garantie zu Original=Fabrikpreisen.
Neueste u. praktische Piano-Lampen, pr. Stck. 8 Mk.
UNSERE
WEIHNACHTS-AUSSTELLUNG
ist eröffnet.
Dieselbe befindet sich wieder in der ersten Etage,
Holstenstraße Nr. 6.
Lübecker Marzipan-Fabrik
vorm. D. H. Carstens.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 100 Seite 4]Weihnachts=Ausstellung.
Den hochgeehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend erlaube ich mir hierdurch ergebenst anzuzeigen, daß ich meine diesjährige Weihnachts=Ausstellung eröffnet habe und empfehle eine große Auswahl von feinsten Confectüren u. Tannenbaum-Cakes.
Außerdem empfehle zur geneigten Abnahme alle möglichen feinen Backwerke, braune und weiße Kuchen und verschiedene Sorten Pfeffernüsse.
Empfehle eine große Auswahl in verschiedenen Mustern selbst angefertigter Marzipan=Torten, auch werden Marzipan=Torten zu jedem Preise frisch angefertigt.
Marzipan im Ausschnitt billiger.
Um geneigte Abnahme bittet
Hochachtungsvoll
W. Miltzow,
Bäcker und Conditor.
Schönberg, den 15. December 1890.
Spielwaaren-Ausstellung aller Art
darunter gekleidete und unbekleidete Puppen in den verschiedensten Sorten und noch bedeutend größerer Auswahl als im vergangenen Jahre
Reichhaltiges Lager in Schmucksachen
für Herren und Damen.
Mache noch besonders darauf aufmerksam, daß ich in diesem Jahre "persönlich" den Einkauf in Leipzig, Sonneberg und versch. Oertern in Thüringen und Böhmen gemacht habe, wodurch ich viele interessante Neuheiten und zu besonders billigen Preisen liefern kann.
H. Brüchmann.
Meine
Weihnachts=Ausstellung
erlaube ich mir hiermit einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum ergebenst anzuzeigen.
Greiff, Ww.
Hugo Heincke
empfiehlt zu
Weihnachtseinkäufen:
Reinwollene Kleiderstoffe, Bettzeuge, Hemdentuche, Flanelle, Schürzenzeuge, Corsetts, Handschuhe, Schürzen, Unterröcke, Oberhemden, Kragen und Manschetten, Regenschirme, Schulterkragen, reinl. Taschentücher, engl. Tüllgardinen, Abrbeiterhemden, Strickjacken, Jagdwesten, Strümpfe u. Unterzeuge zu sehr billigen Preisen.
Zu Ostern ein
Lehrling
gesucht.
Rud. Rentzow, Schneidermeister.
In die Flachs=Fabrik werden zu sofort einige
Arbeiter oder Arbeiterinnen
gesucht.
Die Drevs'schen Erben.
Verloren auf dem Landwege zwischen Sabow u. Torrisdorf ein kl. schwarzer Muff. Geg. Belohnung abzugeben i. d. Expedition d. Bl.
Mit dem herzlichsten Dank für die eingegangenen Gaben verbinde ich die Anzeige, daß die Weihnachtsfeier in der Herberge z. H. am heil. Abend 1/2 Stunde nach dem Gottesdienst stattfindet.
Langbein.
Indem wir für die zu einer Weihnachtsbescheerung armer Kinder (aus der Gemeinde) uns zugegangenen - und noch zugehenden - Liebesgaben unsern herzlichen Dank hierdurch aussprechen, verfehlen wir nicht, alle gütigen Geberinnen und Geber zu der am 23. December, Nachmittags 6 Uhr, im Real=Schulhause stattfindenden Bescheerung freundlichst einzuladen.
Kaempffer. Langbein.
Danksagung.
Allen welche uns bei der langen Krankheit unserer Tochter Louise mit Rath und That zur Seite gestanden, sowie auch allen, die ihren Sarg so reich mit Kränzen schmückten und besonders dem Herrn Pastor Schmidt für seine trostreichen Worte hierdurch unseren tiefgefühlten Dank.
Grieben, den 20. December 1890.
H. Greve u. Frau.
Kirchliche Nachrichten.
Heiliger Abend:
Abendkirche (5 Uhr:) Pastor Kaempffer.
1. heil. Weihnachtstag:
Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
2. heil. Weihnachtstag:
Frühkirche: Lehrer Steinführer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Kaempffer.
Sonntag, den 28. December.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche fällt aus.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu zwei Beilagen.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 100 Seite 5]Erste Beilage
zu Nr. 100 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 23. Dezember 1890.
[Die Beilage ist im Original nicht vorhanden.]
[ => Original lesen: 1890 Nr. 100 Seite 6]
[Diese Seite ist im Original nicht vorhanden.]
[ => Original lesen: 1890 Nr. 100 Seite 7]
[Diese Seite ist im Original nicht vorhanden.]
[ => Original lesen: 1890 Nr. 100 Seite 8]
[Diese Seite ist im Original nicht vorhanden.]
[ => Original lesen: 1890 Nr. 100 Seite 9]Zweite Beilage
zu Nr. 100 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 23. Dezember 1890.
Nr. 23 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1890 enthält in der
II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betr. die Ausführung des Reichsgesetzes vom 22. Juni 1889 über die Invaliditäts= und Altersversicherung.
(2.) Bekanntmachung, betr. den Beginn der "Kalenderwoche" für die Zwecke des Alters= und Invaliditäts=Versicherungs=Gesetzes.
(3.) Bekanntmachung betr. die Anmeldung dienstpflichtiger unabkömmlicher Beamter.
(4.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat November 1890.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.
Der Kaiser hat am Mittwoch Abend die Nachricht, daß er von seiner Gemahlin mit einem Sprossen, dem Sechsten, beschenkt worden sei, im Opernhaus, wo er der Vorstellung beigewohnt hatte, erhalten. Der Kaiser hat darauf, ehe er das Opernhaus verlassen, noch Anordnung getroffen, daß das freudige Ereigniß dem Publikum von der Bühne herab bekannt gegeben wurde. Die beiden Aerzte der Kaiserin, Dr. Olshausen und Dr. Junker, geben bekannt, daß das Befinden der hohen Wöchnerin sowohl wie das des neugeborenen Prinzen ein normales sei.
Der Kaiser hat am Donnerstag Vormittag dem Generalfeldmarschall Grafen v. Moltke in dessen Wohnung in Berlin einen Besuch abgestattet, um ihm persönlich die Nachricht von der Geburt des sechsten kaiserlichen Prinzen, der übrigens der erste Kaisersohn ist, der in Berlin das Licht der Welt erblickt hat, zu überbringen. Die beabsichtigte Reise nach Hannover und Springe hat der Kaiser in Rücksicht auf das stattgehabte freudige Ereigniß in seiner Familie aufgegeben. Ueber das Befinden der Kaiserin und des neugeborenen Prinzen lautet das neueste ärztliche Bulletin gleichfalls gut.
Der Kaiser hat am Mittwoch Vormittag im Cultusministerium in Berlin der Schlußsitzung der Schulconferenz beigewohnt und dabei eine längere Rede gehalten, deren Wortlaut der Reichsanzeiger mittheilen wird. Dann verlas Dr. v. Lucanus eine Cabinetsordre an den Cultusminister von Goßler, die diesem Anerkennung und Dank für die Leitung der Conferenz ausspricht und anordnet, daß baldigst Vorschläge wegen Bildung eines Ausschusses von fünf bis sieben Männern gemacht wenden, die das Material sichten, in kurzer Frist darüber berichten und an einzelnen besonders tüchtigen Anstalten Erfahrungen sammeln sollen. Darnach soll der Reformplan aufgestellt und möglichst schon im April 1892 in Kraft gesetzt werden. Der Kaiser verlangt monatliche Berichte, vertraut auf die treue Hingabe des Lehrerstandes und wünscht, daß die äußeren Verhältnisse desselben, wie Rang und Gehaltsverhältnisse, eine entsprechende Regelung erfahren mögen. Der Cultusminister soll darüber berichten. Auch soll ein ausführlicher Bericht über den Gang der Verhandlungen auf Grund der Stenographischen Aufzeichnungen bald erfolgen, was bei der Mangelhaftigkeit der Berichte des "Reichsanzeigers" sehr zu wünschen ist. Die Rede des Kaisers zur Eröffnung der Conferenz ist nebst der einleitenden Ansprache des Ministers v. Goßler in Carl Heymanns Verlag in Berlin in einem Heftchen für 15 Pfennige erschienen.
Sein lebensgroßes Bild, welches Kaiser Wilhelm zum Schluß der Berliner Schulkonferenz dem Cultusminister v. Goßler verehrte, trägt die bezeichnenden Worte: "Sic volo, sic jubeo." (Also will ich's, also befehl ich's.) Man wird kaum fehl gehen, wenn man hierin die Anweisung für den Minister von Goßler erblickt, bei der Unterrichtsreform nach dem Willen des Kaisers zu verfahren.
Kaiser Wilhelm wird sich in der zweiten Hälfte des September 1891 nach München begeben, um mit den beiden bayrischen Armeecorps Manöver abzuhalten. Die beiden Corps werden schließlich gegen einander manövrieren und zwar voraussichtlich in der Gegend des Lechfeldes.
Fürst Bismarck hat mit seiner Familie Varzin am Mittwoch früh verlassen, um nach Friedrichsruh zu reisen, wo er mit den Seinen das Weihnachtsfest zu feiern gedenkt. Uebrigens ist, wie aus dem soeben erschienenen Gothaischen Hofkalender hervorgeht, Fürst Bismarck seit dem Ausscheiden aus dem Amt nicht mehr Mitglied des preußischen Staatsraths. Während der Durchreise durch Berlin und seines dortigen Aufenthaltes, der etwa 1 1/2 Stunden gedauert hat, während welcher Zeit er die Fahrt vom Stettiner Bahnhof nach dem Bahnhof Friedrichstraße über die Ringbahn nach dem Schlesischen Bahnhof in seinem Salonwagen zurückgelegt hat, sind ihm überall die begeistertsten Ovationen dargebracht worden. Die Vorgänge, die sich dabei abgespielt haben, erinnern lebhaft an die Scenen bei seiner Abreise von Berlin im März d. J. und gipfelten schließlich in einer förmlichen Defilierkour vor den Fenstern des Salonwagens, während welcher Fürst Bismarck sich namentlich auf dem Bahnhof Friedrichstraße von Hunderten die Hände hat schütteln lassen müssen. In Friedrichsruh war bei der Ankunft der fürstlichen Familie am Mittwoch Abend der Bahnhof schön geschmückt und auch dort wurde der Fürst von großen Menschenmassen, die sich zu seinem Empfang eingefunden hatten, lebhaft begrüßt. Allgemein wird berichtet, daß Fürst Bismarck sehr wohl aussieht.
Der Bundesrath hat in seiner letzten Plenarsitzung dem Gesetzentwurf wegen Abänderung des Branntweinsteuergesetzes zugestimmt.
Der Reichsanzeiger veröffentlicht das jüngst vom Reichstage angenommene Gesetz betreffend die Vereinigung Helgolands mit dem Deutschen Reiche.
Die Vorlage wegen des Anschlusses von Helgoland an das preußische Staatsgebiet soll dem preußischen Landtag nach Neujahr zugehen. Helgoland werde dem Landrathskreis Süder=Dithmarschen und dem Landgerichtsbezirk Altona zugetheilt; die preußische Verwaltungsordnung, die Verwaltungsgerichts= und die Gerichtsverfassung würden nach der Einverleibung in Preußen eingeführt werden.
Die neue Kommission für das bürgerliche Gesetzbuch soll sich der Hoffnung hingeben, sämmtliche Berathungen bis Neujahr 1893 spätestens aber bis Ostern 1893 abschließen zu können. Prof. Dr. Mandry in Tübingen, der Referent der Kommission für das Familienrecht, hat, wie der "Schwäbische Merkur" meldet, seine Vorlesungen eingestellt.
Aus der kürzlich bei der preußischen Eisenbahndirektion Magdeburg stattgehabten Schienen=Verdingung ist ein englisches Werk siegreich hervorgegangen. Es soll dies unter dem Minister von Maybach der erste Fall sein, daß eine preußische Eisenbahnverwaltung gegenüber den inländischen Angeboten einem billigeren ausländischen den Vorzug gegeben hat.
Die "Berl. Pol. Nachr." schreiben: Gewichtige Thatsachen sprechen dafür, daß die sozialdemokratische Agitation ihren Höhepunkt in gewisser Beziehung bereits überschritten hat. Nach dem Erlöschen des Sozialistengesetzes wurden überall in Deutschland Preßorgane ins Leben gerufen, denen, außer von ihren Gründern ein längeres Dasein überhaupt nicht prophezeit werden konnte. Schon jetzt ist es klar, daß in allernächster Zeit eine ganze Zahl dieser Eintagsfliegen von der Bildfläche verschwinden wird. Aus Königsberg i. Pr. wird gemeldet, daß das von dem dortigen Reichstagsabgeordneten Schlosser Schulz begründete sozialistische Organ mit dem 1. Januar sein Erscheinen einstellen wird. Das sozialdemokratische Blatt hat bei der Bevölkerung in Ostpreußen
[ => Original lesen: 1890 Nr. 100 Seite 10]kaum eine vorübergehende Beachtung und Unterstützung gefunden. Ähnliche finanzielle Ergebnisse dürften bei dem weitaus größten Theil der sozialistischen Provinzialpresse vorherrschen, und da von der Parteileitung jede pekuniäre Unterstützung bei aussichtslosen Preßunternehmungen grundsätzlich abgelehnt zu werden scheint, so dürfte auch an anderen Orten der Krach nicht allzulange auf sich warten lassen. Selbst in absolut industriellen Gegenden ist das verminderte Interesse an der sozialdemokratischen Presse nicht mehr abzuleugnen.
Auch im Königreiche Bayern soll eine Reform des Unterrichts in den höheren Schulen angestrebt werden und der oberste Schulrath in München seine Verhandlungen darüber beginnen.
Kaiser Franz Joseph empfing am Freitag eine deutsche Militärdeputation, welche ein neues Armeezelt vorstellte. - Der Landesvertheidigungsminister Graf Welfersheimb gab am Freitag im österreichischen Abgeordnetenhause Darlegungen über die Einjährig=Freiwilligen=Prüfungen in der Armee, die sehr befriedigend ausgefallen sind.
Der Ständerath beschloß, der Schweizer Bundesrath dürfe den Bau der Jungfraubahn nur dann gestatten, wenn durch Versuche die Gefahrlosigkeit des Betriebes für Menschen nachgewiesen werde. Von einem Abgeordneten wurde der Wunsch ausgesprochen, daß der Bundesrath ein besonderes Bundesgesetz über den Bau von Bergbahnen vorlege.
Ein Pariser Blatt meldet die Entdeckung einer neuen Verschwörung gegen den Zaren; ein Club von Edelleuten sei aufgelöst und zahlreiche Verhaftungen unter den Mitgliedern, welche meistens Polen seien, vorgenommen worden.
Die russischen Zeitungen verbitten sich sehr energisch die englischen Proteste gegen die neue Judengesetzgebung und betonen, daß dieselbe in jedem Falle durchgeführt werde.
Ueber das Befinden des Papstes wird der Kreuzztg. im Gegensatze zu anderen Mittheilungen aus Rom berichtet, daß es dem greisen Oberhaupte der katholischen Kirche vortrefflich geht und daß er sich rüstiger fühlt als im Vorjahre. Sein Geist ist so frisch, daß er dieser Tage zur Feier des 200jährigen Bestehens der Akademie römischer Arkadier, welcher er selbst angehört, zwei kleine Oden verfaßte, die von den versammelten Monsignori mit großem Beifall aufgenommen wurden.
Nach vielem Streit und Geschrei erfolgte nun endlich zwischen Portugal und England der wünschenswerthe Ausgleich in dem Colonialstreit. Man wählte den Ausweg, daß Portugal die Verwaltung der umstrittenen Gebiete auf 95 Jahre einer neugebildeten englischen Colonialgesellschaft überläßt. Mit andern Worten: dem Namen nach bleibt jenes Territorium portugiesisch, in Wirklichkeit erhalten es die Engländer.
- Wie wir aus Neustrelitz erfahren, wird am 1. Januar 1891 nach der Gratulationscour ein Galaball, sowie am Tage darauf Galatafel stattfinden und werden diejenigen auswärtigen Herrschaften, welche eine Einladung zu erhalten wünschen, ersucht, ihre Meldekarten bis zum 30. December cr. bei dem Großherzoglichen Hofmarschall=Amte einzusenden.
- Der Apotheker und Fleischbeschauer Dr. Zander in Neustrelitz fand in dem Fleische eines zur Untersuchung gelangten Schweines zahlreiche Trichinen.
- Das Befinden des Großherzogs von Mecklenburg=Schwerin. Eine von anscheinend authentischer Seite an die Kölnische Zeitung gerichtete Zuschrift tritt den Gerüchten entgegen, daß der Großherzog von Mecklenburg=Schwerin an Lungentuberculose leide. Das Leiden des Großherzogs sei vielmehr ein asthmatisches. Der Leibarzt Dr. Mettenheimer sei kürzlich in Berlin gewesen, nur um dem Geheimrath Koch die Anerkennung des Großherzogs auszusprechen und dessen Unterthanen baldmöglichst das neue Heilverfahren zugänglich zu machen.
- Ueber die Höhe der Pension Hofprediger Stöckers ist vielfach gestritten worden. Nach der Kreuzzeitung beträgt dieselbe 3825 Mark.
- Der Schriftsteller Paul Lindau scheint europamüde zu sein. Er gedenkt sich demnächst vor der Hand für mehrere Monate nach Amerika zu begeben.
- Ein Haus von trauriger Berühmtheit, nämlich das Haus Nr. 18 "Unter den Linden", von dem aus am 2. Juni 1878 Dr. Nobiling das Attentat gegen Kaiser Wilhelm I. unternommen hat, wird in Berlin in nächster Zeit verschwinden. An seiner Stelle soll ein Spezialitätentheater entstehen, das der bekannte Ronacher aus Wien zu übernehmen gedenkt.
- Der Andrang der Arbeitslosen zu der Berliner Arbeitercolonie ist zur Zeit ein ganz außerordentlich starker. Im November mußten 189 Aufnahmebegehrende abgewiesen werden, während einige 60 Aufnahme fanden. In der ersten Hälfte des December betrug die Zahl der Abgewiesenen schon 200, ein Zeichen für die steigende Arbeitslosigkeit in der Reichshauptstadt, von welcher zahlreiche Arbeiter betroffen werden, entweder in Folge verringerten Betriebes oder gar zu großen Angebotes von Arbeitskräften. Unter solchen Verhältnissen macht sich auch ein Sinken der Löhne immer deutlicher bemerkbar.
- Eine furchtbare Mahnung zur Vorsicht bildet der folgende Fall, welcher sich vor zwei Tagen in Berlin ereignete: Eine Mutter ließ ihr 1 1/2jähriges Kind mit einer brennenden Stearinkerze allein in der Küche, während sie auf kurze Zeit ausging. Als sie in die Küche zurückkehrte, fand sie das Kind auf einem Stuhl knieend, mit dem Licht in der Hand und mit brennenden Kleidern vor. Obgleich es der Mutter gelang, die Flammen zu ersticken, so hatte das Kind doch so schwere Brandwunden erlitten, daß es daran gestorben ist.
- Wie ein Privattelegramm aus Friedrichsruh berichtet, soll der Gepäckwagen des Zuges, in welchem sich Fürst Bismarck befand, auf der Fahrt in Brand gerathen sein. Der Wagen wurde ausgesetzt, in Folge dessen der Fürst ohne Gepäck in Friedrichsruh ankam.
- Die Hamburger Bürgerschaft genehmigte mit Rücksicht auf den zukünftigen starken Verkehr in Folge des Nordostsee=Canals die Anlage eines großen Zollinlandquais und eines Inlandhafens.
- Ein Comité veröffentlicht einen Aufruf, etwa neunzigtausend Mark für Windthorst zu dessen achtzigstem Geburtstag zu sammeln. Der genannte Betrag soll Herrn Dr. Windthorst für die Vollendung der Marienkirche in Hannover überwiesen werden.
- Als Verfasser des vom Kaiser citirten Artikels "Mißverständnisse" im Hannoverschen Courier wird der Chefredacteur dieses Blattes Dr. Richard Jacobi genannt, der früher verantwortlicher Redacteur der inzwischen eingegangenen Elsaß=Lothringischen Zeitung war.
- Prof. Bramann in Halle, der s. Zt. bei dem Kaiser Friedrich in St. Remo die Tracheotomie gemacht hat, ist vom Kaiser in den erblichen Adelstand erhoben worden.
- In Groß=Luckow wurden dieser Tage Morgens zwei Mädchen erstickt in ihren Betten aufgefunden. Die Untersuchung ergab, daß der Ofen zu früh geschlossen worden war.
- Die Arbeiten am Nordostseekanal mußten des Frostes wegen eingestellt werden.
- Während des strengen Frostes, der sich so plötzlich eingestellt hatte, kam nach Marggrabowa in Ostpreußen aus den russischen Wäldern ein Wolf über die Grenze, der unter dem Wildstande bereits einen beträchtlichen Schaden angerichtet hat. Seit einigen Tagen sind schon Treibjagden auf das Raubthier veranstaltet, bis jetzt aber ohne Erfolg. Es ist dem Isegrimm jedesmal gelungen, zwischen den Treibern hindurchzuschlüpfen.
- Die Freilassung der Einfuhr russischer Schweine für den oberschlesischen Industriebezirk hat bereits auf die Fleischpreise merklich eingewirkt. Fleisch wie Speck werden jetzt mit 50 Pf. für das Pfund verkauft.
- In einem rheinhessischen Orte starb eine 99jährige Greisin, welche niemals krank gewesen war und nie in einem geheizten Zimmer gewohnt hatte.
- Der erste Staatsanwalt beim Landgericht in Hirschberg erläßt eine Bekanntmachung, nach welcher bei dem genannten Gerichte ein Verfahren gegen fünf Personen eingeleitet worden ist, weil
[ => Original lesen: 1890 Nr. 100 Seite 11]dieselben falsche 1=, 2=, 10= und 20=Markstücke, welche von der kürzlich in Berlin gefaßten Falschmünzerbande angefertigt worden sind, im Hirschberger Landgerichtsbezirke, namentlich in den Kreisen Löwenberg und Schönau in Verkehr gesetzt haben. Die Bekanntmachung des ersten Staatsanwalts, durch welche um Einlieferung solcher Falsifikate ersucht wird, bemerkt, daß dieselben zwar im Gewicht auffallend leicht, sonst aber mit überraschender Geschicklichkeit und täuschender Aehnlichkeit hergestellt sind.
- Der anhaltende Frost dieses Winters ist für die zahlreichen Schlittschuhfabrikanten in Remscheid sehr ersprießliche. Sie sehen ihre im Sommer reichlich angewachsenen Lagervorräthe in erwünschter Weise dahinschwinden, da die Bestellungen darauf in Masse einlaufen.
- Das absichtliche Zuschlagen von Zimmerthüren von Seiten eines Miethers, der damit den Hausherrn hatte ärgern wollen, ist dieser Tage von einem Schöffengericht als Uebertretung im Sinn des bekannten Unfugsparagraphen erklärt und der Miether in eine Geldstrafe von 20 Mark genommen worden, wozu noch die nicht unbedeutenden Kosten der Verhandlungen kommen.
- In Senftenberg (Sachsen) liegen von 700 schulpflichtigen Kindern 300 krank an Scharlach oder Masern. Die unteren Klassen sind geschlossen.
- In Netzschkau in Sachsen brannte die der Firma Uebel gehörige Textilfabrik nieder, wodurch 500 Arbeiter brotlos wurden.
- Bei der bayrischen Hypotheken und Wechselbank in München blieben aus 31 Verloosungen noch Pfandbriefkapitalien in Höhe von 930 000 Mark unerhoben.
- Der Universität Helsingfors ist die Aufnahme weiblicher Studierender mit Genehmigung der Universitätsbehörde gestattet worden.
- In Oesterreich=Ungarn haben bei den diesjährigen Einjährig=Freiwilligen=Prüfungcn von 2938 Candidaten 2372 die Prüfung bestanden.
- Im Palais der Königin Isabella zu Paris brach am Donnerstag Feuer aus, das von einem von der Königin bewohnten Zimmer ausging und sich sehr schnell verbreitete. Es wurde Niemand verletzt, indessen viele kostbare Möbel und Kunstwerke zerstört.
- Die Influenza grassirt, wie ein Telegramm meldet, in Stadt und Umgegend von Lodz (Rußland) in schärfster Form.
- Aus Meran wird mitgetheilt, daß sämmtliche dortigen Aerzte reichlich mit Kochscher Lymphe versehen sind. Gegenwärtig sind etwa 60 Patienten in Behandlung. Gefahrvolle oder bedenkliche Erscheinungen haben sich noch nicht gezeigt. In Meran selbst sind zwei Sanatorien und in Obermais eines errichtet. Es können aber auch Patienten in Privatpflege nach Kochscher Methode behandelt werden.
- In Rom ist jetzt zum ersten Male der Versuch gemacht worden, Kochsche Lymphe direct in die Adern und nicht bloß in das Gewebe einzuspritzen. Der betreffende Kranke, dem 3 Milligramm Lymphe in dieser Weise beigebracht waren, bietet bisher sichtliche Zeichen der Besserung.
- In Bari (Italien) hob die Polizei eine Camorristenbande, bestehend aus über 200 Banditen, Dieben und Erpressern, auf und setzte die ganze saubere Gesellschaft hinter Schloß und Riegel. Alle Mitglieder des gefährlichen Geheimbundes, der sog. "Mala vita" stehen in jugendlichem Alter. Der Riesenprozeß, für den alle Gerichtshallen zu eng sind, soll in einer alten Kirche stattfinden.
- Wie aus Rom gemeldet wird, ist die Bahnlinie Rom=Salmona vollständig verschneit; bei Avezzano liegt der Schnee in einer Höhe von 5 Metern. Leider hat sich dort auch ein schwerer Unglücksfall ereignet, indem am 15. December vierzehn Arbeiter unter einen Schneepflug geriethen; drei von ihnen wurden zerquetscht, die übrigen schwer verwundet.
- In ganz England herrscht seit einigen Tagen große Kälte, sogar die Themse bei London ist zugefroren, was seit langen Jahren nicht mehr vorgekommen ist. Ebenso wird aus Amerika, besonders aus allen östlichen Staaten, von heftigen Stürmen und starkem Schneefall berichtet. Die Schiffahrt auf der Schelde ist, wie aus Brüssel gemeldet wird, seit Freitag ganz unterbrochen.
- Eine Drache für photographische Aufnahmen aus der Vogelperspective ist von einem Amerikaner A. Balut in Eulave erfunden worden. Die Bewegung eines richtig konstruirten Drachen ist nämlich erfahrungsmäßig eine weit stetigere und ruhigere, als die eines Luftballons und hierauf basirt die Erfindung. Inmitten eines mandelförmigen Drachen mit langem Schwanz ist wie das Bureau für Patentangelegenheiten von G. Brandt, Berlin SW., Kochstraße 4, mittheilt, an der Längsrippe eine kleine Camera angebracht, die mit einer Klappe versehen ist und durch das Abbrennen einer Zündschnur bethätigt wird. Vor dem Fliegen des Drachen wird die Lunte angebrannt, deren Länge so berechnet ist, daß bei einer gewissen Höhe des Drachen die die Klappe haltende Schnur durchbrennt und die Aufnahme stattfindet. Außerdem ist am Drachen ein kleiner Aneroid=Barometer befestigt, mittelst dessen der Operateur ablesen kann, wie hoch der Drache gestiegen war. Dieser Barometer steht in Verbindung mit einem photographischen Register=Apparat, dessen Funktion zugleich mit der der Camera beginnt.
Weihnachtsgedicht,
am heiligen Abend vorzutragen von zwei oder mehreren Kindern.
Erstes.
Endlich wiederum gekommen
Bist Du, traute, heil'ge Nacht,
Sei uns tausendmal willkommen
In der ewig neuen Pracht!
O wie sehnen sich die Herzen
Nach des Baumes Weihrauchsduft,
Und nun strahlen seine Kerzen
Lenzeshell, trotz Winterluft.
Und in seiner Himmelsweise
Hat das Christkind uns bescheert,
Sich entfernt auf Engelweise,
Keinen Dank von uns begehrt;
Nur ein kindlich Herze bringen
Voller Liebe können wir,
Preisend "Hallelujah" singen,
Christuskind, zu Ehren Dir.
Ob wir auch oft Unrecht thaten,
Hast Du wiederum gestillt
Unter Sehnen und errathen
Jeden Wunsch und ihn erfüllt;
Weiß Dein Aug' denn zu durchdringen
Unsern tiefsten Herzensschrein?
O wie kann Dir dies gelingen -
Wissen möcht' ich's, Christkindlein!
Zweites.
Wohl in unsre Herzen sehen
Kann das Christkind jeder Zeit,
Doch der theuren Eltern Flehen
Es ein gnädig Ohr verleiht;
Sie, die wir so oft betrüben,
Bitten, daß es mög' verzeihn
Und uns schützend ferner lieben,
Weil wir noch recht schwach und klein.
Drum für all' die schönen Gaben,
Die das Christkind uns gebracht,
Müssen warmen Dank wir haben,
Auch in dieser heil'gen Nacht;
Für die Eltern, welche sorgen,
Unsre Fehler stets verzeih'n,
Ueber unsrer Kindheit Morgen,
Wachen mit dem Christkindlein.
Alle.
Theure Eltern, laßt Euch danken,
Die Ihr uns so innig liebt,
Deren Güte ohne Wanken
Und das Beste immer giebt;
Mög' Euch Gott uns lang erhalten,
Dies ist unser wärmstes Flehn,
Und mit seinem weisen Walten
Auf uns Kinder gnädig sehn,
Unser Sinnen fernhin leiten,
Zum Gehorsam Kraft verleih'n,
Daß wir Freude stets bereiten
Euch, sowie dem Christkindlein.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 100 Seite 12]Der Weihnachtsabend eines Junggesellen.
Genrebild von Wilh. Grothe.
[Erzählung.]
|