[ => Original lesen: 1890 Nr. 101 Seite 1] Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der bisherige Schulze Joachim Heidtmann zu Klocksdorf die Verwaltung des Schulzenamts niedergelegt und an seiner Stelle der jetzige Besitzer der Schulzenstelle daselbst, Heinrich Heidtmann, diese Funktion übernommen hat.
Schönberg, den 20. December 1890.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
Die Bescheerung in der Familie des Kaisers verlief diesmal in kleinerem Kreise als sonst, da der Mittelpunkt der Häuslichkeit, die Mutter, im Kinderkreise unter den flimmernden Weihnachtsbäumen fehlte. Der Aufbau war wie gewöhnlich im Pfeilersaale der kaiserlichen Wohnung. In dem großen Mittelfenster war eine Krippe angebracht, um die sich dann die Weihnachtsbäume gruppirten. Im Saale selbst befanden sich außer zwei großen Bäumen sechs kleine, je einer für die Prinzen, einer für die Prinzessin Feodora von Sachsen=Meiningen; einen siebenten hatte man für den neugeborenen Prinzen in das Zimmer der hohen Wöchnerin gebracht.
Der Kaiser will anläßlich des bevorstehenden Jahreswechsels am 1. Januar in Gegenwart des Kriegsministers und des Chefs des Generalstabes der Armee die Glückwünsche der commandirenden Generale, der General=Inspecteure der Fußartillerie, des Ingenieur= und Pioniercorps und der Festungen, des Militär=Erziehungs= und Bildungswesens, sowie der Commandeure der preußischen Leibregimenter entgegennehmen.
Der Prinzregent von Bayern hat den Kaiser durch ein Handschreiben zur Inspizierung der beiden bayerischen Armeekorps eingeladen und ist die Einladung angenommen worden. Der Kaiser wird im Münchener Königsschloß wohnen und auf der Inspizierungsreise vom Prinzregenten als dem Vertreter des obersten Kriegsherrn begleitet sein. Die dauernde Armee=Inspektion liegt nach wie vor dem General=Feldmarschall Grafen Blumenthal ob, als dessen dereinstiger Nachfolger Prinz Leopold ausersehen ist. Der erste Austausch bezüglich des Kaiserbesuchs ist durch das Ministerium des Auswärtigen vermittelt worden. Die Feststellung der Einzelheiten erfolgt durch den Kriegsminister.
Französische Blätter berichten, Kaiser Wilhelm beabsichtige eine Reise nach Frankreich, und zwar nach Paris oder Cannes. Die Meldung klingt im höchsten Grade unwahrscheinlich.
Auch der neueste preuß. Hofkalender enthält keinerlei Notiz über die Vererblichkeit der Würde eines Herzogs von Lauenburg des Fürsten Bismarck, während er die Fürstenwürde ausdrücklich als in der Primogenitur vererblich und an den Besitz der Fideikommißherrschaft Schwarzenbeck in Lauenburg geknüpft bezeichnet. Wie man erfährt, ist die Vererblichkeit solcher Titel durch die Lösung eines Diploms bedingt. Bei der Erhebung in den Fürstenstand im Jahre 1871 sind die Diplomskosten aus der kaiserlichen Schatulle bestritten worden, während wegen Ausfertigung eines Herzogsdiploms eine gleiche Weisung nicht erfolgt ist. Es wäre daher Sache des zum Herzog Ernannten gewesen, die Ausfertigung eines Diploms auf eigene Kosten zu beantragen. Ein solcher Antrag wurde bis jetzt nicht gestellt.
Zwischen den preußischen Ministern des Unterrichts und der Finanzen einerseits und dem Professor Dr. Koch und seinen Mitarbeitern andererseits ist, wie die "National=Zeit." meldet, wegen Ueberlassung der Herstellung und der Vertheilung des Koch'schen Mittels verhandelt und eine Vereinbarung erzielt worden. Letztere unterliegt zur Zeit der Prüfung des Staatsministeriums. Mittheilungen über die Einzelheiten sind mit großer Vorsicht aufzunehmen. Für die finanzielle Seite der Angelegenheit ist die Mitwirkung des preußischen Landtags zu erwarten. Dem "Hambg. Korresp." wird noch mitgetheilt, daß Prof. Dr. Koch für sich eine Entschädigung von einer Million Mark, für seine Assistenten eine solche von einer halben Million Mark erhalten werde; außerdem soll ihm ein erheblicher Antheil von dem auf jährlich vier Millionen Mark berechneten Ueberschuß aus dem Betrieb des Mittels bewilligt werden.
Die Novelle zum Branntweinsteuer=Gesetz ist jetzt im "Reichsanzeiger" veröffentlicht worden. Darnach wird der Zoll für allen Branntwein in Fässern, also auch für Arrac, Cognac und Rum auf 150, nicht auf 180 Mk. festgesetzt.
Wenn es wahr ist, was die "Kölnische Volkszeitung" meldet, so stehen in Preußen große Eisenbahnbauten bevor. Es sollen nach einer Mittheilung genannten Blattes vom preußischen Landtag 50 Millionen Mk. verlangt werden, einmal für die Neubeschaffung von 230 Lokomotiven und dann für umfangreiche Erweiterungsbauten von Bahn=Anlagen zur Beseitigung von Verkehrsstockungen hauptsächlich in den Kohlenrevieren.
Die wirthschaftlichen Korporationen sind, wie bekannt, regierungsseitig zu Gutachten über die Frage aufgefordert worden, ob die Einführung einer einheitlichen Zeitrechnung für das bürgerliche Leben zu empfehlen sei. Eine sehr große Zahl der auf diese Frage ertheilten Gutachten geht dahin, daß
[ => Original lesen: 1890 Nr. 101 Seite 2]die Einführung einer einheitlichen Zeitrechnung für den inneren Eisenbahndienst wohl empfehlenswerth sei, daß aber zur Einführung einer solchen für das bürgerliche Leben kein Anlaß vorliege.
Am 27. Dec. hat bei allen Reichspostanstalten der Verkauf der Beitragsmarken für die Invaliditäts= und Altersversicherung begonnen. Jede Postanstalt führt die Marken derjenigen Versicherungsanstalt in deren Bezirk sie belegen ist. Der Jahresbedarf an Versicherungsmarken ist auf 625 Millionen Stück veranschlagt. Außer dem Verkauf besorgt die Post auch die Bestellung der Marken, die Abführung des Erlöses an die Versicherungsanstalten und das Reich, sowie die Berichtigung der Herstellungskosten für der letzteren Rechnung. Die Post wird auch die Renten und Abfindungen vorschußweise zu zahlen haben, welche auf Grund des Gesetzes gewährt werden. Man hat für den Beharrungszustand den Betrag der von der Reichspostverwaltung auszuzahlenden Invaliden= und Altersbezüge auf mehr als 200 Millionen Mark jährlich berechnet. Diese Summe vertheilt sich auf etwa eine Million Empfänger, deren jeder zwölfmal im Jahre - am 1. eines jeden Monats - auf der Post zu erscheinen haben wird, so daß also im Ganzen 12 Millionen einzelne Zahlungen den Reichspostanstalten obliegen werden. An die Zahlung und Buchung dieser Beträge schließt sich alljährlich die Abrechnung über dieselben mit dem Reichs=Versicherungsamt und deren Wiedereinziehung von der Versicherungsanstalt.
Das bei der Insel Mytilene auf den Grund gerathene Panzerschiff "Friedrich Carl" ist am 25. d. M. wieder flott geworden und geht mit den übrigen Schiffen des Uebungsgeschwaders nach Smyrna in See. Der "Friedrich Carl," Kommandant Kapitän z. S. Aschenborn, ist der älteste und einer der kleinsten deutschen Panzer und erst in allerneuester Zeit mit allen modernen Einrichtungen versehen worden. Er nimmt es trotz seines Alters noch mit manchem in Dienst befindlichen englischen Kriegsschiff auf. Armiert ist das Schiff mit 16 Geschützen, die Besatzung ist 531 Köpfe stark, die höchste Geschwindigkeit auf 14 Seemeilen bemessen. Der Friedrich Carl gehört zum diesjährigen Uebungsgeschwader, welches zur Zeit im Mittelmeer kreuzt und die Ausbildung des Schiffspersonals während des Winters bezweckt.
Während man in Berlin noch die in den Schulen nöthigen Reformen beräth, ist man in Württemberg schon über die Einführungen derselben einig. Die im November eröffneten Verhandlungen bezüglich der Revision der Lehrpläne an den Gymnasien sind zum Abschluß gelangt. Ein vom König genehmigter Ministerialerlaß verfügt die Durchführung der vorgeschlagenen Reformen, dieselben betreffen hauptsächlich die Verminderung der lateinischen und griechischen Stunden, Vermehrung der Stunden im Deutschen, Französischen, Mathematik, Naturwissenschaft, Zeichnen und in der Geschichte die Fortführung des Lehrstoffs bis in die neueste Zeit unter besonderer Berücksichtigung der vaterländischen Geschichte. Mit Beginn des neuen Schuljahrs sollen die revidirten Lehrpläne in Kraft treten. Nächstdem werden diesbezügliche Verfügungen an die Studienbehörde hinausgehen.
Der französische Kriegsminister hat die Einführung des neuen Kavallerie=Karabiners genehmigt. Die Länge des Karabiners ist 96 Centimeter; er ist kürzer und leichter, als das Modell von 1874. Die Tragweite ist 2000 Meter, das Kaliber achtmillimetrig. Das 5. und 7. Korps wird den Karabiner zunächst erhalten. Die Waffenfabrik in Saint Etienne vermag bis zum 1. Oktober 1891 30 000 Karabiner zu liefern.
Verlängerung der Panamacanal=Concession. Nach in Paris eingelaufenen Meldungen hat der Congreß von Columbien einen Vertrag ratificirt, durch welchen die Concession der Panamacanal=Gesellschaft um zehn Jahre verlängert wird. Dem Depeschen=Bureau Herold zufolge ist die Bedingung gestellt, daß die Arbeiten innerhalb fünfundzwanzig Monaten wieder begonnen werden müssen.
Unter den Zöglingen des Veterinärinstituts zu Dorpat entdeckte die Polizei nihilistische Umtriebe. Von den Verdächtigen nahm sich am Sonnabend früh der Student Arthur Feodorowitsch das Leben, ihm folgte seine Braut Adele P., welche als preußische Staatsangehörige bezeichnet wird, in den Tod. Zwei Stunden darauf tödtete sich der Student Alexejewitsch durch Zerschneidung der Halsarterien. Letzterer soll einer hochgestellten Familie angehören.
Zur Frage der Judenausweisungen wird aus Wilna geschrieben: Von den Ausweisungsbefehlen werden in erster Linie die Juden getroffen, welche fest ansessig sind und ihre Geschäfte offenkundig betreiben. Die jüdischen Schwindler und Gauner, welche in gewissen Kreisen sich geradezu als eine Landplage erweisen, wissen sich von den Ausweisungen wohl zu schützen. Diese wechseln nicht nur fortwährend ihr Domizil, sondern auch ihre Namen und entgehen somit häufig der wohlverdienten Strafe.
Die russische Botschaft in London hat Lord Meath und Sir Josef Pease, die von dem Meeting in der Guildhall beauftragt worden waren, den Protest gegen die Bedrückung der Juden dem Zaren zu überbringen, die Mittheilung zukommen lassen, sie sollten sich nicht die Mühe machen, nach Rußland zu reisen, da sie dort doch nicht empfangen werden würden. Das war vorauszusehen.
Aus London wird berichtet: Wie "Truth" erfährt, soll angeblich auf Wunsch der Königin die Trauung der Prinzessin Louise von Schleswig=Holstein mit dem Prinzen Aribert von Anhalt=Dessau in England stattfinden und zwar in der Privatkapelle des Windsorschlosses, in welcher die Eltern der Braut vor nahezu fünfundzwanzig Jahren getraut wurden. Die erste Woche im Juli sei für die Hochzeit angesetzt.
- Schönberg. Kürzlich sind hier verschiedene Lehrlinge, denen der Besuch der öffentlichen Tanzmusiken auf das Strengste von der Polizeiverwaltung verboten ist, wegen Uebertretung dieses Verbots in Geld= und theilweise auch in Freiheitsstrafen genommen worden.
- Schönberg. Vom 1. Januar 1891 ab wird das täglich dreimalige Privat=Personenfuhrwerk zwischen Rehna und hier folgenden veränderten Gang erhalten:
Aus Rehna 7 Uhr 55 Min. Vorm., 1 Uhr 5 Min.
und 5 Uhr 30 Min. Nachm.
In Schönberg (Stadt) 9 Uhr 15 Min. Vorm., 2 Uhr 50 Min. und 6 Uhr 50 Min. Nachm.
In Schönberg (Bahnhof) 9 Uhr 30 Min. Vorm., 3 Uhr und 7 Uhr Nachm.
Aus Schönberg (Stadt) 8 Uhr 45 Min. Abends.
Aus Schönberg (Bahnhof) 10 Uhr 20 Min. Vorm., 3 Uhr 20 Min. und 9 Uhr 10 Min. Nachm.
In Rehna 11 Uhr 45 Min. Vorm., 4 Uhr 55 Min. und 10 Uhr 40 Min. Nachm.
Von demselben Zeitpunkte ab kursirt das II. Fuhrwerk zwischen Dassow und hier wie folgt:
Aus Dassow 4 Uhr 25 Min. Nachm.
in Selmsdorf 5 Uhr 20 Min. Nachm.
in Schönberg 6 Uhr 15 Min. Nachm.
aus Schönberg 8 Uhr 45 Min. Nachm.
aus Bahnhof 9 Uhr 10 Min. Nachm.
in Selmsdorf 9 Uhr 55 Min. Nachm.
in Dassow 10 Uhr 50 Min. Nachm.
- Schönberg. Dem Pächter Kaiser zu Stove wurden in der Nacht zum 24. d. von dem Nebengute Röggelin 4 Pferde nebst Geschirr und ein Wagen mit Futterkorn gestohlen. Ein Schutzmann in Lübeck fand Pferde und Wagen am 24. Morgens vor dem Hüxterthore stehend vor und zwar ohne Führer; der Dieb hatte Alles im Stich gelassen aus Furcht, beim Verkauf der Pferde ertappt zu werden. Der That verdächtig ist ein früherer Knecht zu Röggelin, der auch am Abend vor der That auf dem Hofe gesehen wurde.
- Schönberg. Zum Inkrafttreten der Altersversicherung. Daß auch Schneiderinnen, Näherinnen, Wasch= und Scheuerfrauen der Alters= und Invalidenversicherung unterliegen, dürfte noch nicht genügend bekannt sein. Es kann denselben durch Beschluß des Bundesrathes oder für den Bezirk einer Versicherungs=Anstalt statutenmäßig gestattet werden, ihre Beiträge im Voraus selbst zu entrichten. In diesem Falle aber steht ihnen nach § 111 des betreffenden Gesetzes ein Anspruch auf Erstattung der Hälfte des entrichteten Beitrages gegen denjenigen Arbeitgeber zu, welcher die Versicherte zuerst beschäftigt.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 101 Seite 3]- Eine neue Sekte der "Mannweiber" hat sich, wie man den "St. Louis News" entnimmt, in diesem Monat zu St. Louis gebildet. Diese sonderbare Vereinigung wurde von einigen älteren Damen des high life gegründet und zwar zum Beweise dessen, daß die Frauenwelt keineswegs zum Dulden dem Manne gegenüber als das schwächere Geschlecht geboren sei. Die hagestolzen Damen, welche schon mehr als hundert Anhängerinnen ihrer Tendenzen gefunden haben sollen, leben nach folgendem Programm: Jedes Weib, welches der Vereinigung beitritt, muß sich verpflichten, Männerkleidung zu tragen, zu rauchen, zu trinken, wie die Männer und zweimal wöchentlich des Abends im Clubhause zu erscheinen. Der Strickstrumpf und die Nadel sind verbannt aus dem Kreise der emanzipationslustigen Frauen, während das Reiten, Fechten und Turnen die erste Stelle in dem Vereinsprogramm einnehmen. Jedes Mitglied, welches in die Ehe tritt, wird ausgestoßen. Mit einem religiösen Nimbus sucht sich diese Sekte dadurch zu umgeben, daß sie sich eine Patriarchin als Oberhaupt gewählt hat, welche jeden Monat einmal sechs Stunden ohne Unterbrechung nach einem Religionskodex, des sich aus christlichen und muhamedanischen Glaubenssätzen aufbaut, predigen muß.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Papenhusen sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Friedrich Wieschendorf ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 7. Februar 1891,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigem Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 18. November 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
In der Nacht vom 23./24. December d. Js. sind aus einem Stalle zu Röggeliner Meierei mittelst Einbruchs gestohlen worden:.
1 brauner Wallach ca. 6 Jahre alt,
1 brauner Wallach ca. 18 Jahre alt,
1 Fuchs=Wallach ca. 6 Jahre alt,
1 Schimmelstute ca. 16 Jahre alt,
und 1 Dungwagen.
Es wird um Vigilanz und Nachricht zu den Akten Ki. 438.90. gebeten, sowie vor Ankauf gewarnt.
Neustrelitz, den 27. December 1890.
Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.
Holz=Auction Nr. 4.
Am Montag, den 5. Januar, Morgens 10 Uhr sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst nachstehend bezeichnete Eichenhölzer meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:
1. Aus dem Rupensdorfer u. Niendorfer Holze.
400 Stck. eichen Stämme II Qual. mit ca. 100 Fstm.
2. Aus dem Schwanbecker Zuschlage.
390 Stück Loheichen =Stämme II. Qual. mit ca. 125 Festmeter.
370 Stück Eichen (Winterfällung) II. Qual. mit ca. 180 Festmeter.
3. Aus Bartelsbäck bei Campow.
13 Eichen Stämme II. Qual. mit 6,50 Festmet.
Schönberg, den 28. December 1890.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Bekanntmachung.
In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des Pferdehändlers H. Wigger zu Schönberg soll die Schlußvertheilung erfolgen. Dazu sind 4715,09 M. verfügbar. Zu berücksichtigen sind Forderungen zum Betrage von 30 653,42 M., darunter keine bevorrechtigten.
Schönberg, den 29. December 1890.
Der Konkursverwalter.
H. Fölsch, Rechtsanwalt.
Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist zur
Zinszahlung
vom
Sonnabend, den 27. December d. J.,
bis
Mittwoch, den 31. December d. J.,
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 28. December d. J.,
von 8 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.
Schönberg, den 13. December 1890.
Das Directorium.
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 101 Seite 4]Am Montag, den 5. Januar 1891, Vormittags von 9 Uhr an hält
die Schuhmacher-Innung zu Schönberg i. M.
ihre erste ordentliche Haupt=Versammlung pro 1891 in ihrem Innungs=Locale ab, wozu die Mitglieder hierdurch ersucht werden, zahlreich zu erscheinen.
Tagesordnung.
1. Rechnungs=Ablage.
2. Erheben der 1/2jährl. Beiträge.
3. Vorstandswahl.
4. Allgemeine Innungs=Angelegenheiten.
Schönberg, im December 1890.
Der Vorstand.
Am Sylvester sowie am Neujahrstage
Tanz=Musik
bei J. Boye.
Zur Tanzmusik
am Sylvester ladet freundlichst ein
Sülsdorf, im December 1890.
J. Wienck.
Dr. Martens Augenarzt,
Schwerin i. M.,
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Zu Neujahr
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Achtungsvoll
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Verloren auf dem Landwege zwischen Sabow u. Torrisdorf ein kl. schwarzer Muff. Geg. Belohnung abzugeben i. d. Expedition d. Bl.
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1 Kuhfütterer und 1 Tagelöhner
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Gesucht zu sofort oder zu Ostern ein
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Lübeck, Alfstraße 34.
In die Flachs=Fabrik werden zu sofort einige
Arbeiter oder Arbeiterinnen
gesucht.
Die Drevs'schen Erben.
Gesucht wird bei hohem Lohn ein gesundes, kräftiges
Mädchen
für Küche und Haus auf sogleich.
Frau Konrector Raydt.
Ratzeburg i. L.
Heute Vormittag 10 1/2 Uhr entschlief sanft nach kurzem Krankenlager der
Krüger H. Resenhöft
im Alter von nicht ganz 81 Jahren.
Dies zeigen tiefbetrübt an
die trauernden Hinterbliebenen.
Petersberg, den 29. December 1890.
Die Beerdigung findet am Sonnabend, den 3. Januar 1891, Mittags 12 Uhr, vom Boye'schen Gasthause aus statt.
Statt besonderer Meldung.
Es hat Gott gefallen unsere liebe kleine
Emmy
im zarten Alter von 1 Jahr 4 Monaten am 2. Weihnachtstag, Abends 5 1/2 Uhr, zu sich in sein Himmelreich zu nehmen. Dieses zeigen tiefbetrübten Herzens hierdurch an
Schönberg. L. Spehr und Frau,
geb. Kröger.
Allen denen, welche unsere liebe Helene zu ihrer letzten Ruhestätte geleitet und ihren Sarg mit Kränzen geschmückt und vor Allem dem Herrn Pastor Schmidt für seine trostreichen Worte sagen wir unsern tiefgefühlten Dank.
H. Eckmann u. Frau.
Kirchliche Nachrichten.
Sylvester.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kaempffer.
Neujahr.
Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Sonntag, den 4. Januar.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche fällt aus.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu zwei Beilagen.
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 52.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 101 Seite 5]Beilage
zu Nr. 101 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 30. Dezember 1890.
- Die im Stadtholze von Gadebusch beim Stämmeroden beschäftigten Maurer Kuse und Boldt erlitten nach der "M. Z." beim Sprengen eines Stammes, den sie vorher angebohrt und mit Pulver geladen, schwere Verletzungen. Während dem B. die eine Hand total zerschlagen und das Fleisch vollständig heruntergerissen wurde, erlitt K. eine starke Quetschung der einen Hand.
- In Loitz bei Sternberg, wo den Erbpächtern das Recht der Strandfischerei zusteht, hatte nach der "R. Z." der Erbpächter A. das Glück, am Sonnabend einen Hecht im Gewichte von 42 1/2 Pfund zu fangen.
- Vor nicht zu langer Zeit erfroren in Malchin einem Knechte die Fingerspitzen. Er steckte, zu Hause angelangt, die Finger in heißes Wasser, zog sich jedoch dadurch eine schwere Krankheit zu, die seinen Tod zur Folge hatte.
- Bei dem Feldmarschall Grafen Moltke weilt der Kaiser gern. Am zweiten Feiertag früh fuhr der Monarch in dichtem Schneegestöber zu längerem Besuch bei dem Feldmarschall vor.
- Eine ähnliche Ueberraschung im preußischen Königshaus wie die Geburt des jüngsten Prinzen hat am 22. Februar 1803 die Geburt der heutigen Großherzogin=Mutter von Mecklenburg=Schwerin bereitet. König Friedrich Wilhelm III. bewohnte das heutige Palais der Kaiserin Friedrich. Bei den Majestäten war Ball, von dem sich die Königin plötzlich entfernte, gefolgt von der Oberhofmeisterin Gräfin Voß. Einige Zeit darauf trat die sonst sehr ceremoniöse Dame hastig in einem seltsamen Aufzug, im Schlafrock über dem Nachtkleid, in den Ballsaal, um dem König die Geburt einer Prinzessin zu melden. Diese Ehre durfte ihr Niemand nehmen. Der allzeit spaßhafte Oberhofmeister Fürst Wittgenstein ließ diese Scene malen und schenkte das Bild der Gräfin mit einem neckischen Gedicht zu ihrem Geburtstag. Die während eines Balles geborene Großherzogin Alexandrine ist durch ihr heiteres Temperament bekannt.
- Dem Fürsten Bismarck ist in Friedrichsruh am vorigen Sonntag eine Adresse aus Straßburg überreicht worden. Der Fürst sah sehr frisch aus und war wohlauf. Er dankte den Unterzeichnern und sprach der "Straßburger Post" zufolge seine Freude über die große Zahl der Unterschriften aus (es waren nahezu 6000). Fürst Bismarck streifte in längerer Antwort wiederholt das politische Gebiet und erörterte unter anderem die Gründe des Paßzwanges. Die Straßburger Kundgebung, bemerkte er, werde ihm bis an sein Ende eine Genugthuung sein. Beim Familienfrühstück brachte der Fürst einen Trinkspruch auf den Kaiser aus und unterhielt sich sehr lebhaft über politische Dinge, namentlich auch über die Entwicklung Elsaß=Lothringens und die Manteuffel'sche Verwaltung und gab interessante Erinnerungen aus seiner politischen Vergangenheit.
- Bezüglich der vom Minister v. Goßler angekündigten Verstaatlichung des Koch'schen Heilmittels erfährt der "Hamb. Corr.", daß Koch für sich eine Entschädigung von einer Million Mark, für seine Assistenten eine solche von einer halben Million Mark erhält; außerdem wird ihm ein erheblicher Antheil von dem auf jährlich 4 Millionen Mark berechneten Ueberschuß aus dem Vertrieb des Mittels zu Theil.
- Professor Koch ist in Clausthal eingetroffen und beabsichtigt, einige Tage in seinem Geburtsorte bei seinem Schwager, dem Bergrath Biewend, zuzubringen.
- Wie die "Deutsche Apothekerzeitung" bekannt giebt, ist in aller Kürze eine Verordnung zu erwarten, welche bestimmt, daß das neue Koch'sche Heilmittel nur an solche Anstalten, die eine entsprechende Garantie bieten, nicht aber an einzelne Aerzte abgegeben werden darf.
- Nach einer Mittheilung Leipziger Blätter gedenkt der Reichsgerichtspräsident von Simson am 10. Januar k. J. nach Berlin überzusiedeln, wo er in der Rauchstraße eine Wohnung gemiethet habe.
- Für den Neubau des Domes in Berlin, welcher möglichst beschleunigt werden soll, wird in betheiligten Kreisen eine Bauzeit von 10 Jahren in Aussicht genommen.
- Die Zahl der arbeitslosen Gewerbsgehilfen in Berlin wird jetzt auf allermindestens 60 000 geschätzt; darunter sind etwa 15 000 Metallarbeiter, 8000 Tischler, ebenso viele Schneider, letztere infolge des Darniederliegens der Confectionsbranche. Nach dem Feste erwartet man zahlreiche weitere Arbeiterentlassungen.
- Der blankgeputzte Neger ist die neueste Erscheinung in den Straßen Berlins. Ein solcher "kohlpechrabenschwarzer Mohr" wandelte in den Straßen Berlins im Centrum der Stadt. Auf der Brust und dem Rücken trug er zwei große blankgeputzte Messingschilder, die seinen Körper wie einen Panzer umgaben und alle Vorübergehenden blendeten. Auf den Schildern aber standen die Worte: "So blank putzt Dr. Landmanns Putzpulver," was sechsmal schnell hintereinander herzusagen wohl auch dem zungengewandtesten Redner schwer fallen würde. Dabei vertheilte der Reclamen=Neger an jeden Passanten eine kleine bedruckte Papierdüte, die eine natürliche Probe des angepriesenen Pulvers enthielt. Mehr kann man nicht verlangen.
- Die Munitionsfabrik richtet in Spandau für ihr gesammtes Arbeiterpersonal, 3600 Köpfe stark, eine eigene Speisewirthschaft nebst Kantine ein. Die Eröffnung findet im Januar statt.
- In Hamburg werden 30 000 russische Juden erwartet, zu deren Beförderung nach Brasilien sich ein Comite gebildet hat.
- Zur Invaliditäts= und Altersversicherung liegt eine Entscheidung des Reichsversicherungsamtes vor, nach der die in der Hauswirthschaft beschäftigten Personen mit wissenschaftlicher oder künstlerischer Bildung und in höherer, über den Stand der Dienstboten hinausragender sozialer Stellung, z. B. Erzieher, Erzieherinnen, Privatsecretäre, Gesellschafterinnen, Hausdamen, Leibärzte, Hauslehrer, Hausbibliothekare u. s. w. nicht versicherungspflichtig sind.
- Auf unerklärte Weise ist, wie der "Köln. Volksztg." gemeldet wird, aus der Infanterie=Kaserne zu Münster ein Gewehrschloß des neuesten Modells abhanden gekommen. Der Diebstahl erregt in militärischen Kreisen Aufsehen.
- Kampf mit einem Keiler. Daß ein angeschossener Eber (Keiler) sich gegen den Jäger wendet und auf ihn eingeht, ist bekannt, immerhin gehört ein solch hartnäckiger Kampf, wie er dieser Tage zwischen zwei Holzhauern und einem Keiler vorgekommen, zur großen Seltenheit. Es war dies in der Oberförsterei Frankenberg; ein über 2 Centner schwerer Keiler war von dem Förster Lucke angeschossen, doch verhinderte die eingetretene Dunkelheit eine Verfolgung. Am andern Morgen wurde dieselbe aufgenommen und von einem Holzhauer das wüthende Thier im Dickicht gestellt. Letzteres nahm den Holzhauer an und trotz heftiger Gegenwehr wurde derselbe am Beine verletzt, in die Wade von den Hauern gestoßen, daß es stark blutete. Zum Glück eilte ein anderer Holzhauer herbei, griff das Thier von hinten mit seiner Axt an und als er den Ersteren nicht loslassen wollte, trieb er ihm mit wuchtigem Hieb die Axt in den Rücken, so daß dieselbe stecken blieb und der Keiler, die Waffe im Kreuz, davonjagte. Die beiden Holzhauer gaben aber die Verfolgung nicht auf, sie stellten den Keiler nochmals und ein gemeinsamer Angriff brachte endlich das Thier zur Strecke. Voller Jubel wurde es ins Dorf gebracht. - Die Verletzung am Bein des einen Holzhauers wurde alsbald verbunden
[ => Original lesen: 1890 Nr. 101 Seite 6]und hofft man, daß es ohne weitere Gefahr abgehen wird.
- Nicht zu 6 Monaten wie es anfänglich hieß, sondern zu 6 Jahren Gefängniß verurtheilte in Königsberg das Militärgericht den Maurergesellen, der im October d. J. als Reserve=Unteroffizier zu einer vierzehntägigen Uebung nach Insterburg zur 2. Compagnie des Infanterie=Regiments von Boyen (5. Ostpr.) Nr. 41 eingezogen worden war, wegen sozialdemokratischer Umtriebe, insbesondere auch Verbreitung sozialdemokratischer Schriften.
- In Saarbrücken brach ein Sergeant vom 60. Regiment, der auf der Saar Schlittschuh lief, in der Nähe der Wölferdinger Eisenbahnbrücke ein und ertrank. Der Soldat war von einem Kameraden begleitet, der sich aber nicht getraute, dem Verunglückten sofort zur Hülfe zu eilen. Fast eine Viertelstunde rang dieser verzweifelt um sein Leben, aber das Eis brach immer weiter, sobald er sich aus den eisigen Fluthen herausschwingen wollte. Endlich verließen ihn die Kräfte und er wurde von dem Strom mit fortgenommen.
- Helgoländer Austern. Die Helgoländer Austernbank ist kürzlich an den Pächter der fiskalischen Austernbänke bei Borkum und Juist, Kaufmann Gustav Adolf Rady, für die Dauer des Jahres 1891 seitens des kaiserlichen Commissars verpachtet worden. Der erste feste Vertrag wurde im Jahre 1872 mit Eduard Schipmann in Altona auf fünf Jahre abgeschlossen. Nach Ablauf dieser Zeit wurde H. Lorenz in Hamburg bis zum Jahre 1883 Pächter, worauf Friedrich Hagedorn in Hamburg die Bank vom 1. September 1885 bis zum 31. August 1890 pachtete. Der Vertrag mit Hagedorn bestimmte keine feste Pachtsumme, sondern nur die Zahlung von 5 Mark für das Tausend gefangener Austern. Dieser bis zum 31. August d. Js. abgeschlossene Vertrag ist dagegen niemals zur Ausführung gelangt, sondern bald nach seinem Abschluß durch mündliche Verständigung aufgehoben worden. Seitdem haben Fischer gegen Zahlung von 50 Pfg. für je 110 Stück zuweilen Austern an das Land geholt; die Einnahmen, welche hierdurch zur Landeskasse geflossen sind, waren sehr gering. Der jetzige Pächter Rady zahlt an Pachtzins für die ersten 10 000 Stück gefischte Austern je 10 Mk. für das Tausend, jedoch mindestens 30 Mark, auch bei keinem Fangergebniß, und für den weiteren Fang über 10 000 Stück bis zu 250 000 Stück je 5 Mark für das Tausend. Mehr als 250 000 St. Helgoländer Austern darf der Pächter in dem Pachtjahr nicht fischen. Während der Schonzeit vom 1. Mai bis zum 31. August darf die Bank überhaupt nicht befischt werden. Der Pächter verpflichtet sich, den Austernfang thunlichst mit Helgoländer Fischern zu betreiben. Der jetzige Pächter soll beabsichtigen, englische und holländische Austern an geeignete Stellen der Bank behufs deren Aufbesserung auszusäen, und auch die Anlagen von Austernparks und Austernbassins in Aussicht genommen haben.
- Der älteste regierende Fürst ist, wenn man von dem 80 1/2jährigen Papste absieht, Fürst Adolf von Schaumburg=Lippe mit 73 Jahren und 8 Monate jünger ist König Christian von Dänemark; Herzog Ernst II. von Coburg ist 72 Jahre 6 Monat; Großherzog Karl Alexander von Weimar nur um drei Tage jünger als sein Geschlechtsvetter. Im achten Jahrzehnte ihres Lebens stehen noch die Königin Victoria von Großbritannien und S. K. H. Großherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg=Strelitz. Der jüngste Monarch ist der König Alfons XII. von Spanien geblieben; minderjährig sind auch Königin Wilhelmine der Niederlande und König Alexander von Serbien.
- Der bayerische Eisenbahnrath wird im Januar einberufen werden, um sich über die von der bayerischen Staatsbahnverwaltung beabsichtigte Herabsetzung der Personentarife gutachtlich zu äußern.
- Sicherem Vernehmen nach soll ein österreichisches Schiff zur Aufsuchung des verschollenen Johann Orth abgesandt worden.
- Der 19. December wird in der Stadt Wien für alle Zeiten denkwürdig bleiben. An diesem Tag hat das Gesetz, durch das Wien mit seinen Vororten vereinigt worden ist, die kaiserliche Bestätigung erhalten. Somit ist der Gebietsumfang der Reichshauptstadt nicht mehr durch die Linienwälle begrenzt, der Gürtel, der Wien eingeschlossen und seine Entwicklung gehindert hat, ist gesprengt, und eine Bevölkerung von anderthalb Millionen hat sich zu einem großen Gemeinwesen zusammengeschlossen.
- Der glücklichen Stadt Genf ist abermals eine colossale Erbschaft zugefallen. Der in Kairo verstorbene Professor Gustave Revillod hat seiner Vaterstadt Genf testamentarisch sein in Varembé bei Genf belegenes Museum Ariana (im Werth von 4 Millionen Frcs), ferner sein Landgut im Werth von 600,000 Francs, eine Million in Werthpapieren und eine Lebensversicherung im Betrag von 100,000 Francs vermacht.
- Die Erweiterung der Pariser Stadtbefestigung, seit Jahren eine der wichtigsten und daher meistumstrittenen Fragen in der französischen Hauptstadt, ist nunmehr beschlossene Sache. Der Kriegsminister hat dem Generalrath des Seinedepartements in einem Brief mitgetheilt, daß die Ringmauer viel ausgedehnter als ursprünglich projectirt war, errichtet werden und sich vom "Point du jour" oder einem benachbarten Punkt auf dem linken Seine=Ufer bis jenseits der Befestigungen von St. Denis erstrecken soll. Dadurch würden die benachbarten dicht bevölkerten Ortschaften an beiden Seiten der Seine mit eingeschlossen werden und Paris mit einem Schlag zur 3 Millionenstadt aufrücken.
- Im vorigen Jahr sind in Frankreich 515 Wölfe getödet worden, und der Staat hat dafür 35,720 Francs Prämien bezahlt. Im Jahr 1888 waren es 505 Stück.
- Sieben Personen liefen kürzlich während des Nebels an einem Tage in London in die Themse und ertranken.
- Der schnellste Schlittschuhläufer der Welt. Die zweitägigen internationalen Wettlaufen zu Heerenveen sind nunmehr beendigt. In den Wettkämpfen von "Professionals" wurden die Ausländer von den "Friesen" besiegt. In den "Amateurslaufen" setzte der Amerikaner Donoghue die ganze Welt in Erstaunen; sowohl auf der kurzen wie auf der langen Bahn siegte er mit größter Leichtigkeit und großem Vorsprung. Die Bahn von drei englischen Meilen z. B. legte er zurück in 9 Min. 17 Sec., während der schnellste aller anderen Mitkämpfer, Landahl aus Altona, dazu 10 Min. 40 1/2 Sec. gebrauchte. Donoghe ist also ohne Zweifel der schnellste Schlittschuhläufer der Welt.
- Daß eine Millionärin den Schleier nimmt, ist wohl selten dagewesen. In der Kapelle des barmherzigen Klosters Pittsburg wird im Februar Fräulein Karl Drexel, oder Schwester Katharine wie sie jetzt genannt wird, als Nonne eingekleidet werden und sie gleichzeitig ihr Vermögen im Betrage von 6-7 Millionen Dollars dem neuen Orden der Schwestern der allerheiligsten Sakramente überweisen. Der Zweck des neuen Nonnenordens ist die Besserung der Lage der Indianer und anderer Farbiger.
- Reders Gold=Reinette. In der Zeit, wo die neuen Käufe an Aepfel= und anderen Obstbäumen gemacht werden, wollen wir nicht versäumen, die Aufmerksamkeit unserer Leser auf eine der werthvollsten Neuzüchtungen unter den Aepfeln, auf "Reders Gold=Reinette" zu richten. Es ist dieses ein Tafelapfel erster Qualität, mit saftigem, gelblichweißem, festem, grobkörnigem Fleisch, von vorzüglichem Geschmack, ähnlich dem der Winter=Gold=Parmäne. Die Schale ist dünn, glänzend und schön gelb mit lebhaft rother Sonnenseite. Die Größe der Frucht ist eine beträchtliche. Was die Sorte neben der hervorragenden Qualität so empfehlenswerth macht, ist besonders die Widerstandsfähigkeit des hochkugelkronigen Baumes gegen ungünstige Witterungsverhältnisse.
- In der Instruktionsstunde. Unteroffizier: "Also woher kommt die größte Anzahl unserer Kanonen?" - Alle: "Aus Essen!" - Unteroffizier: "Merkwürdig, wenn's aufs Essen hinausgeht, da wissen sie alles."
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