[ => Original lesen: 1890 Nr. 87 Seite 1] Der socialistische Parteitag.
Wir haben schon ein Mal kurz auf den Congreß der Socialdemokraten hingewiesen, der volle acht Tage lang in Halle a. S. getagt hat. Aber diese Versammlung einer Partei, welche bei den Wahlen zum Reichstag auch in Mecklenburg schon Tausende von Stimmen bekommen hat, verdient es gewiß, noch wiederholt besprochen zu werden, um so mehr, als die Ziele und Absichten der Führer ganz sicher nicht so bekannt sind, wie sie sein sollten, und als ebenso sicher bei den Wahlen vieler Wähler dem Sozialdemokraten die Stimme gegeben haben, ohne über das Wesen des Parteiprogrammes wirklich unterrichtet zu sein.
Es ist bekannt, daß die socialdemokratischen Redner in Mecklenburg, z. B. Herr Schwartz=Lübeck, sehr gemäßigte Reden gehalten haben, so gemäßigt, daß selbst Leute, welche der Partei nicht angehören, die Meinung äußerten: "Wenn sie nur Alle so wären, dann ginge es noch." Diese so vertrauensvoll Urtheilenden vergessen aber, daß es nicht auf die Meinung dieses oder jenes Parteigenossen ankommt, sondern darauf, welches Programm die wirklichen Führer Bebel, Liebknecht und Singer vertreten und wie sie es vertreten.
Ueber die Pläne dieser Herren kann aber nach dem Tage von Halle kein Zweifel mehr sein. Liebknecht hat dort feierlich erklärt, daß er mit "allen Autoritäten im Himmel und auf Erden" gebrochen hat. Zunächst soll die Monarchie beseitigt werden; an ihre Stelle tritt die Republik. Stürzt der Staat, "so fällt auch die Kirche". (Früher bestritt man oft religionsfeindlich zu sein.) Das Eigenthum wird abgeschafft, Grund und Boden wird Gemeingut. Jedem Bürger in der Stadt wird sein Haus, jedem Bauern, Büdner, Häusler sein Land genommen. Alle werden Lohnarbeiter im Dienst des Staates. Ob diese Absichten auf gesetzlichem oder ungesetzlichem Wege verfolgt werden, ist nach Herrn Liebknecht eine "ziemlich gleichgültige Frage".
Wie die Durchführung dieser grundstürzenden Ziele im Einzelnen zu denken ist, weiß dabei Niemand. Wer danach fragt, wird beleidigt oder auf die Zukunft vertröstet.
So wenig man es den Arbeitern verdenken kann, wenn sie zu einer Partei zusammentreten und mit Ernst und Energie ihre Interessen zu vertreten bestrebt sind, so sehr ist zu beklagen, daß ihr Vorgehen diese Richtung genommen hat. Sie erschwert oder hindert alle Reform und bereitet Katastrophen vor, die nur mit völliger und vielleicht blutiger Niederlage der jetzt so Uebermüthigen enden können.
Kaiser Wilhelm wohnte am Montag der Hubertusjagd im Grunewald bei Berlin persönlich bei. Als der Monarch am Sonnabend Abend vom Potsdamer Bahnhofe in Berlin nach dem Königlichen Schauspielhause fuhr, stürzten auf dem Asphalt beide Pferde der kaiserlichen Equipage. Der Kaiser sprang sofort aus dem Wagen und leistete bei dem Wiederaufrichten, Anschirren und Anspannen der Pferde thatkräftige Hilfe, so daß die Fahrt nach einer Unterbrechung von nur wenigen Minuten fortgesetzt werden konnte.
Vom Grafen Moltke verlautet, daß er den Wunsch hege, die ihm von der Stadt Berlin dargebrachte Spende von 50 000 Mark der Parchimer Stiftung, an welcher sich das deutsche Volk aus allen Gauen Deutschlands betheiligt hat, zu einem einzigen Fonds vereinigt zu sehen. Den Gesammbetrag, der alsdann die Höhe von 200 000 M. erreichen, ja übersteigen könnte, ist der greise Feldmarschall nicht geneigt, zu seinem oder seiner Familie Nutzen zu verwenden. Die Stiftung solle seinen Namen tragen, diese Ehre lehnt er nicht ab, aber Vortheile will er durchaus nicht ziehen. Der Fonds soll, sobald das Endergebniß feststeht, für einen wohlthätigen Zweck bestimmt werden.
Mit dem Inkrafttreten des Alters= und Invaliden=Versicherungsgesetzes wird, so lesen wir im Deutschen Reichsanzeiger, den Reichs=Postanstalten neben der Auszahlung der Alters= und Invaliden=Renten auch der Vertrieb von Marken zur Errichtung der Invaliditäts= und Altersversicherungsbeiträge obliegen. Der Verbrauch an solchen Marken ist für das erste Jahr im Gebiete der Reichs=Postverwaltung auf 60 Mill. Stück veranschlagt. Um bei dem erweiterten Vertrieb die nothwendige Ordnung und Sicherheit in dem Kassengeschäft der Postanstalten aufrecht zu erhalten, hat die Reichs=Postverwaltung in Erwägung genommen, ob nicht neben gewissen Sorten von Wechselstempelzeichen zur Entrichtung einer statistischen Gebühr auch einige Sorten von Postwerthzeichen in Wegfall kommen können. Als solche sollen zunächst die gestempelten Briefumschläge und die gestempelten Streifbänder in Betracht gezogen sein. Der Absatz dieser beiden Sorten hat sich so verringert, daß die Herstellung und der Vertrieb Seitens der Reichs=Postverwaltung ohne Beeinträchtigung besonderer Interessen des Publikums eingestellt werden kann.
Für die Durchführung der Invaliditäts= und Altersversicherung wird im Reichsversicherungsamt in Berlin eine eigene Abtheilung und ein Rechnungsbureau errichtet, was eine umfassende Neuanstellung von Beamten zur Folge hat. Es wird auf Grund der Berufsstatistik von 1882 und unter Berücksichtigung der seitdem eingetretenen Vermehrung der Bevölkerung angenommen, daß bei dem völligen Inkrafttreten des Gesetzes rund 138 000 Personen vorhanden sein werden, welche im Alter von 70 und mehr Lebensjahren stehen und noch eine Beschäftigung ausüben.
Die Commission zur Beratung einer Reform des höheren Unterrichtswesens wurde soeben durch eine Zuschrift des Ministers v. Goßler auf den 4. December nach Berlin berufen. - Aus diesem Anlaß veröffentlichen eine Anzahl von Professoren in Leipzig eine Erklärung, worin gesagt wird, daß die Vorbildung, welche die Studenten aus dem heutigen Gymnasium mitbringen, wenig geeignet sei, um als Grundlage für das Studium der Naturwissenschaften und der Medizin zu dienen.
Zur Fleischtheuerung wird der Frankfurter Ztg.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 87 Seite 2]aus Berlin berichtet, daß die Vieheinfuhr=Verbote gegen Schweden, Norwegen, Dänemark und Holland aufgehoben werden sollen. Ueber die Hoffnung der österreichisch=russischen Grenze wird noch das Resultat der veterinärpolizeilichen Untersuchungen abgewartet.
Wie aus Berlin geschrieben wird, ist gutem Vernehmen nach in den Vorverhandlungen mit Oesterreich über einen Handelsvertrag der deutsche Zoll für Roggen und Weizen auf 3,50 Mk. festgesetzt; derselbe soll auch Amerika und den europäischen Vertragsstaaten gewährt werden.
Herr Stanley wird, wenn es so fort geht, seine Rolle in England vielleicht bald ausgespielt haben. Er ist vom Bruder des Majors Barttelot zum Zweikampf herausgefordert worden, hat die Forderung aber abgelehnt. Die Mehrzahl der Blätter nimmt für Barttelot Partei und beschuldigt Stanley der Verleumdung des todten Genossen in Afrika.
Die Expedition gegen Witu ist beendet und dasselbe ist vollständig zerstört. In den Kämpfen wurden auf Seiten der Engländer 4 Mann verwundet, auf Seiten der Feinde mehr als 50 getödtet und mehrere verwundet.
- Neustrelitz, 5. Nov. S. K. H. der Großherzog ist gestern mit dem Nachtzuge der Berliner Nordbahn hierher zurückgekehrt und auf dem Bahnhofe von S. K. H. dem Erbgroßherzoge und den Hofstaaten empfangen worden. Die Anfangs beabsichtigte Reise nach dem Süden Frankreichs hat S. K. H. der Großherzog schlechten Wetters wegen aufgegeben.
- Schönberg. Am Sonntag Abend wurde der dem Schulzen Dräger zu Lauen gehörige Kathen ein Raub der Flammen. Das Gebäude wurde bewohnt von dem Erbpächter Prüß zu Lauen, dessen Wohnhaus vor einigen Wochen ebenfalls durch Feuer zerstört wurde. Man vermuthet Brandstiftung.
- Professor Robert Koch hatte, wie man erfährt, seine vielbesprochenen Versuche am menschlichen Körper zur Bekämpfung der Schwindsucht gleich nach der Rückkehr von seiner Ferienreise in der Charité begonnen, und zwar gemeinschaftlich mit seinem Schwiegersohn Stabsarzt Dr. Pfuhl. Die bisher in die Oeffentlichkeit gedrungenen Nachrichten haben keinen Anspruch auf Authenticität, und man wird gut thun, allen diesen Mittheilungen gegenüber eine Bestätigung durch den Forscher selbst abzuwarten. Dieser aber hütet das Geheimniß einstweilen noch auf das strengste. Auch von seinen Entdeckungen des Tuberkel= und Cholerabacillus hatte Niemand, auch seine nächste Umgebung nicht, etwas Authentisches erfahren, bis er selbst mit dem vollgereiften Ergebniß an die Oeffentlichkeit trat. Allerdings giebt man sich, nach den Aeußerungen Koch's auf dem medicinischen Congreß einer gewissen Zuversichtlichkeit hin; denn die Vorsicht und Exaktheit des Forschers ist bekannt. Wie man hört, sind Versuche lediglich mit Kranken der Charité gemacht worden. Zahlreiche Patienten, die sich an Koch gewandt hatten, wurden allesammt abschlägig beschieden. Auf besonderes Ersuchen des Professors Gerhardt hat indessen jetzt Geh. Rath Koch die Behandlung einer Berliner Dame übernommen, die in einem noch nicht vorgerückten Stadium der Tuberkulose sich befindet. Auch diese Patientin ist zur Verschwiegenheit verpflichtet worden. Die Impfungen sollen am Rücken und an der Brust stattfinden. - Die nöthigen Geldmittel für das von Dr. Robert Koch zu errichtende bakteriologische Institut hoffen die leitenden Kreise theilweise aus den Honoraren beschaffen zu können, welche die Patienten für ihre ärztliche Behandlung zu bezahlen haben werden. Geheimrath Koch dürfte auch späterhin mindestens auf absehbare Zeit das alleinige Recht der Herstellung des Heilmittels verbleiben, schon aus dem Grunde, weil die Anfertigung eine äußerst subtile und mit großer Mühe ist, es vor allem aber darauf ankommt, daß das Präparat nicht in Folge etwaiger fehlerhafter Anfertigung mehr Schaden als Nutzen stiftet und dadurch die ganze Heilmethode in Mißkredit kommt. Sobald die Angelegenheit der Oeffentlichkeit übergeben ist, was in kurzer Zeit geschehen wird, dürfte auch Dr. Koch alsbald mit der Anleitung des Impfverfahrens für die Aerzte beginnen, damit das Heilungsverfahren alsdann baldigst allgemein zur Anwendung gebracht werden soll. Minister v. Goßler ist in sämmtliche Pläne Dr. Koch's eingeweiht und ist voller Begeisterung für die Sache und voll von Vertrauen auf den Erfolg. Es werden fortwährend neue Impfversuche gemacht, da überhaupt das Material zur Beweisführung der erzielten Lösung des Problems nicht groß genug sein kann.
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 87 Seite 3]Gebrannter Caffee
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Wir theilen den Kameraden hindurch mit, daß unser langjähriges Ehrenmitglied, Herr Medizinalrath Dr. Marung, am 4. d. Mts. entschlafen ist. Die Beerdigung findet am Sonnabend, den 8. d. M., Nachmittage 2 1/2 Uhr, statt.
Antreten der Kameraden vorm Vereinslocal Nachmittags 2 Uhr; zu recht zahlreicher Betheiligung fordert auf
Der Vorstand.
Für die uns, gelegentlich der Feier unserer silbernen Hochzeit, von nah und fern so reichlich übersandten Glückwünsche sprechen wir hiermit unsern verbindlichsten Dank aus.
Kl. Mist, den 4. November 1890.
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In der vorigen Woche ist mir ein weißes Au-Lamm mit buntem Kopf abhanden gekommen, sollte es sich irgendwo angefunden haben, so bitte um gefl. Benachrichtigung.
Retelsdorf, den 2. November 1890.
C. Boye, Hauswirth.
Suche zu Ostern 1891
2 Deputat-Knechte u. 1 Kuhhirten
event. ohne Hofgänger.
Mechow bei Ratzeburg, im Nov. 1890.
Stamer.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 87 Seite 4]Zu dem am Mittwoch, den 19. November d. J. bei mir stattfindenden
Landmanns-Balle
erlaube ich mir, die Herren Hauswirthe hierdurch freundlichst einzuladen.
J. Boye.
|
Im August d. J. hat unsere Gesellschaft auf den Feldmarken Carlow, Klocksdorf, Breesen, Roxin und Demern an versichertem Korn Hagelschlag erlitten. Die Entschädigungssumme hierfür beträgt 2150 Mark.
Mit Rücksicht auf unseren Reservefonds - der die statutenmäßige Höhe bereits um 35 % überschritten hat - soll indeß für dies Jahr auch nur ein Beitrag von 20 Pfennig pro 100 M. Versicherungssumme erhoben worden.
Wir ersuchen unsere Mitglieder, solchen Beitrag am
Dienstag, den 18. November,
Morgens 10 Uhr
im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 1. November 1890. |
Direction der Hagelversicherungs=Gesellschaft.
J. Kröger. Wilh. Heincke. |
"Fides"
Erste deutsche Cautionsversicherungs-Anstalt in Mannheim
übernimmt Bürgschaft für Beamte und Angestellte jeder Art, Agenten, Commissionäre, für Lieferungen an Behörden u. s. w. durch Hinterlegung ihrer Police an Stelle der Baarcaution.
Auskunft ertheilen:
in Rostock: die Subdirection, Augustenstraße 70.
in Schönberg i. M.: Herr Lehrer Heinrich Richter.
Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin,
Erste Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung I
am Freitag den 7. November 1890:
Die lustigen Weiber von Windsor,
Oper in 3 Aufzügen von Nicolai.
Anfang 6 Uhr. Ende gegen 9 Uhr.
Schwerin, den 1. November 1890.
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.
Sänger-Concert und Ball
des Gesangvereins Carlow unter Mitwirkung der Schönberger Vereinsmusiker am Sonntag den 16. November im Lokale des Herrn J. Krellenberg. Anfang 6 Uhr.
Programm
1. Kaiser=Marsch v. Unrath.
2. Ouvertüre: Im Frühling, v. Natusch.
3. Wanderers Nachtgebet, v. Weber (Gesang.)
4. Waldandacht, v. Abt (Gesang.)
5. Potpouri a. d. Reiche der Töne v. Gärtner.
6. Marguita Walzer v. G. Steffens.
----------------------
7. Ouvertüre z. O. Dichter und Bauer v. Suppé.
8. Die drei Röselein, Volkslied (Gesang.)
9. Wie hab' ich sie geliebt, v. Möhring (Gesang.)
10. Militär=Quadrille, v. Berger.
11. Neues Vaterlandslied, v. Kieseler (Gesang.)
12. Durch Sonne und Mond, Galopp v. Rixner.
Stadt Lübeck.
Sonntag, den 9. d. Mts.:
Tanzmusik.
Sonntag, den 9. d. Mts.
Tanzmusik
wozu freundlichst einladet
J. Boye.
Außerordentliche Versammlung
der Selmsdorfer Todtenlade am
Sonntag, den 16. November, Nachmittags 1 Uhr, bei Herrn Gastwirth Michaelsen.
Zweck: Berathung der Statuten.
Selmsdorf. Der Vorstand.
Heute Nachmittag 5 Uhr endete ein sanfter Tod die längeren Leiden unseres geliebten Vaters, Schwiegervaters und Grossvaters,
des Grossherzoglichen Landphysicus
und Medizinalraths
Dr. Carl Wilhelm Marung.
Schönberg (Meckl.), den 4. Nov. 1890.
Die Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet am Sonnabend, den 8. d. M., Nachmittags 2 1/2 Uhr, statt.
Statt jeder besonderen Meldung.
Am 2. d. Mts. starb plötzlich und unerwartet am Herzschlag der
Kaufmann Johs. Hörcher
in Otrensen, 39 Jahre alt.
Um stille Theilnahme bitten
die tiefbetrübten Hinterbliebenen.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 9. November.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 45.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 87 Seite 5]Beilage
zu Nr. 87 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 7. November 1890.
- Moltke als Schachspieler. In ganz verschiedenen Gestalten und von den verschiedenartigsten Gesichtspunkten aus ist Moltke dem lesenden Publikum vorgeführt worden. Das Charakterbild würde aber seiner Vollständigkeit ermangeln, wenn nicht seiner als Schachtspieler gedacht würde. Daß der große Stratege in dem Kriegsspiel auf den 64 Feldern etwas Bedeutendes leisten werde, läßt sich von vornherein annehmen, wenn man einen Blick auf seine Lorbeeren wirft, die er sich in dem mehr blutigen Kriegsspiel der Völker errungen hat. Besitzt er doch, der sich das Wort: "Erst wägen, dann wagen" zum Wahlspruch erkoren, alle Eigenschaften eines guten Schachspielers. Er ist denn auch ein gefürchteter Gegner, der heute noch in dem edlen Spiel, trotz seines hohen Lebensalters, die um vieles jüngeren Officiere aus dem Generalstab matt setzt. Zeitgemäß ist folgende Anecdote aus dem Leben des Generalfeldmarschalls, die wohl wenig bekannt sein dürfte. Es war in den dreißiger Jahren unseres Säkulums, als sich auf der Terrasse eines Cafès in Kairo eine größere Anzahl von Officieren aus der türkischen Armee einfand, um bei einer Tasse duftenden Mokkas eine Partie Schach zu spielen. Unter den Spielern befand sich ein älterer General mit dem Zusatz des Titels Pascha, der die meisten seiner Gegner mit Leichtigkeit schlug. Seine Partien waren wohl die interessantesten, die in dem Café gespielt wurden, und lockten eine Menge Zuschauer an, die den geistreichen Zügen des Pascha mit großer Aufmerksamkeit folgten. Zu diesen Zuschauern gehörte auch ein jugendlicher Officier, der sich aber an den lauten Gesprächen, die sich nach Beendigung der Partie über die Richtigkeit einzelner Züge entspannen, nicht betheiligte, sondern schweigsam den Anderen zuhörte. Nach einiger Zeit fand der General keinen Gegner mehr; jeder fürchtete sich, ein Spiel mit ihm zu beginnen. Da eines Tages, als er ungeduldig das Brett und die Figuren zur Hand nahm, um mit sich selbst eine Partie zu spielen, trat jener junge schweigsame Officier an seinen Tisch und bat um die Ehre, sein Gegner sein zu dürfen. Lautlos nickte der Pascha ihm zu und beide begannen die Figuren aufzustellen. Sofort schaarten sich eine Menge Zuschauer um die Beiden und waren höchst verwundert, als sie nach den ersten Eröffnungszügen sahen, daß der General an dem jungen Unbekannten einen würdigen Gegner gefunden hatte. Der erstere kam auch bald ins Gedränge, immer düsterer wurden seine Gesichtszüge, in immer größeren Perlen tropfte ihm der Schweiß von der Stirn. Ein allgemeiner Beifall erhob sich aber von Seiten der Umstehenden, als der junge bisher schweigsame Spieler matt in drei Zügen ankündigte: bald darauf gab auch der türkische General sein Spiel auf. Der Sieger erhob sich nun und stellte sich mit dem Worten: "Helmuth v. Moltke" seinem Gegner vor.
- Eine "blutige Vergangenheit hat der frühere Paukarzt in Heidelberg, Herr Imig. Der alte Heer, der 71 Jahre und mehr als 100 Semester zählt, hat 40 Jahre lang das Amt eines Paukarztes bei den Heidelberger Mensuren bekleidet und während dieser langen Zeit bei etwa 14 000 Schläger=Mensuren ärztlichen Beistand geleistet, von denen zwei einen tödtlichen Ausgang nahmen. Herr Iming, trotz seines hohen Alters noch ein rüstiger Mann, ist seit mehreren Jahren in den Ruhestand getreten und bezieht auch eine Pension von den Korps in Heidelberg.
- Auf dem höchsten Gipfel des Schwarzwaldes, dem 1495 Meter hohen Feldberg, liegen schon jetzt gegen drei Fuß Schnee. Während dessen wird im Markgräflerland und am Kaiserstuhl lustig fortgeherbstet. Die Menge des "Neuen" ist sehr ungleichartig, aber im allgemeinen befriedigend. Der Einfluß der Bespritzung der Reben mit Kupfervitriollösung auf Ertrag und Qualität übersteigt alle Erwartungen.
- In der St. Cajetanshofkirche zu München hat am Sonnabend die Taufe eines Kameruner Negerknaben Namens Hafsi stattgefunden, der mit anderen bereits getauften Westafrikanern von den Missionären von St. Ottilien dorthin gebracht wurde. Der junge Schwarze erfreut sich hoher Protektion und eines vornehmen Taufpathen, des Reichsraths Grafen v. Drechsel=Deufstetten. Die Taufe hat der päpstliche Nuntius vorgenommen.
- Vom Stephansthurm in Wien stürzte am Sonnabend der daselbst stationirte Thürmer Löhr ab; blieb jedoch sieben Meter tief an einem der am Thurme befindlichen Seile hängen und wurde von der telegraphisch herbeigerufenen Feuerwehr, wenn auch mit großer Mühe, gerettet.
- In Davos in der Schweiz trafen bereits über 1000 Gäste ein. Der frühzeitig eingetretene Winter hat die Saison bereits beginnen lassen. Die Nacht vom Freitag brachte in Graubünden einen großen Schnee, wenigstens einen Fuß hoch. Für die Weinlese, die eben im besten Gange war, eine sehr unliebsame Unterbrechung.
- In Kamerun wird gegenwärtig die Bienenzucht eingebürgert. Der dortige Reichsschulmeister Christaller, ein Schwabe, hat sich von einem Landsmann und Collegen in der schwäbischen Heimath, Oberlehrer Meier in Künzelsau, das Nöthige an Bienenvolk, Geräthschaften u. s. w. bestellt und die Sendung ist bereits abgegangen. Es dürfte auch für die Wissenschaft von Interesse sein, wie sich die deutschen Bienen in der durchaus andersartigen Flora und dem veränderten Klima zurechtfinden werden.
- Ein "Wetterprophet" veröffentlicht in der "Potsdamer Zeitung" für den kommenden Winter folgende schauerliche Voraussagung: "Allem Anschein nach wird ein strenger Winter kommen, vielleicht wie 1829-30, wo das Thermometer auf 22 Grad R. unter Null stand. Es fing an zu frieren am 3. November und fing an aufzutauen Anfang März. Dabei lag der Schnee 4-5 Fuß hoch. Wenn das Thermometer bis auf 10 Grad R. stieg, athmete Alles auf. Nur reiche Leute konnten eine warme Stube haben. Dem Referenten taute die Tinte wochenlang nicht auf. Nach alten Wetterregeln wird am 21. oder 22. Januar starker Schneefall eintreten. Man rüste sich bei Zeiten gegen alle Ungebühr des Wetters." Auf welche Umstände diese Voraussage sich stützt, darüber schweigt der besagte Prophet, der aller Wahrscheinlichkeit nach ein Kohlenhändler ist.
Themesja, der Geiger.
Erzählung von Hermann Robolsky.
Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
[ => Original lesen: 1890 Nr. 87 Seite 6]Themesja, der Geiger.
Erzählung von Hermann Robolsky.
[Fortsetzung.]
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