No. 85
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 31. Oktober
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 85 Seite 1]

In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der dem Kaufmann Fritz Wolgast hieselbst gehörigen, zu Schönberg resp. auf dem Schönberger Stadtfelde belegenen Grundstücke c. p. stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. Der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 4. November 1890
Vormittags 11 Uhr,

2. der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 2. December 1890
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an die Grundstücke c. p. und an die zur Immobilarmasse derselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 4. November 1890
Vormittags 10 1/2 Uhr

angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I des unterzeichneten Amtsgerichts zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an die Grundstücke c. p. bestimmten Termine und in dem Verkaufstermine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 6. August 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    H. Diederich.


Antragsmäßig soll über die zu Gr. Bünsdorf sub Nr. IV belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Johann Wigger daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 1. December 1890,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegende und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 1. August 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.



In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Lüdersdorf sub Nr. 4 belegene Büdnerei c. p. des Maurers Matthias Heinrich Schmidt, jetzt der Frau Mett, Maria geb. Schmidt wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 27. October 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Verein zur Erbauung eines Krankenhauses für das Fürstenthum Ratzeburg zu Schönberg.

Diejenigen Herren, welche dem Verein bereits beitraten oder noch beitreten wollen, werden eingeladen

Sonntag, d. 2. November d. J.,
1 1/2 Uhr Mittags,

im Lokale des Herrn J. Boye sich zu versammeln.
Entwurf der Statuten. Wahl des vorläufigen Vorstands. Besprechung der weiteren Schritte.
Es wird bemerkt, daß die Liste der Mitglieder zu weiteren Aufzeichnungen bei dem Gastwirth Herrn J. Boye ausliegt.
Schönberg, den 29. October 1890.

Drost von Oertzen.


Verkaufs=Anzeige.

Auftragsmäßig werde ich am Dienstag, den 4. November d. J., Vormittags 10 Uhr, im Gastwirth Boye'schen Locale in Schönberg

18 Dutzend Paar beste Herren=, Damen= u. Kinder=Filzpantoffeln resp. Plüsch= und Filzschuhe
in passenden Pösten öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung versteigern.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Torf=Verkauf.
Auf dem Born=Moore sind noch                          
14 Mille Formtorf
zur herabgesetzten Taxe zu verkaufen.                                                    
Carlow, den 28. October 1890.                                                    
                                                    A. v. Linstow.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 85 Seite 2]

Empfing soeben eine neue große Auswahl von
Hausstands-Artikeln.

emaillirte Kochtöpfe,
emaillirte Bratenschüsseln,
emaillirte Küchenschüsseln,
emaillirte Litermaasse,
emaillirte Wasserkessel,
u. s. w. u. s. w.
gusseis. Kochtöpfe und Grapen,
Brat- und Setzeierpfannen,
geschlf. Messingkessel,
Blechwaaren u. verzinkte Artikel,
sowie Stock- und Schirmständer,
Hausstandswaagen,
Ofenvorsätze
v. einfachsten bis zum elegantesten,
Ofengeräthständer, Kohlenhelme,
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Kohlenschaufel,
Kohlenkasten,
Brodkasten,
Ascheimer,
Kaffeedosen,
Reibmaschinen,
Citronenpressen,
Fischschupper,
Stiefelknechte,
Blasebälge,
Gewürz-Etagèren,
Gewürzschränke,
Waagebalken,
Oberschalige Tafelwaagen etc. etc.

Zu Einkäufen von Aussteuern und sonstigem bedarf empfiehlt zu soliden Preisen

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


G. Karstadt & Sohn, Grevesmühlen

offeriert als billige, haltbare Winter=Anzüge, für die Arbeit geeignet, ihre

naturgrauen und schwarzgrauen Fünfkamms;

selbige halten mehr wie englisch Leder und tragen sich reinlich.

Stoff zur Hose allein Mark 5-6 1/2
Stoff zur Joppe allein Mark 7 1/2-10
Stoff zum Anzug Mark 18-18
Stoff zum Kaisermantel Mark 15-18
Proben stehen frei zur Verfügung.


Eine hervorragend schöne Auswahl in

Lampen

aller Art in modernster Ausstattung und unter Garantie haltbarster Qualität, sowie Glocken, Dochte und Cylinder empfiehlt zu sehr billigen Preisen

                                                    L. Schramm,
                                                    Klempner.


H. Hennings, Lübeck,
Wallstraße Nr. 15 b,
Baumaterialien-Handlung,
empfiehlt zu soliden Preisen:
Kalk, Cement. Verblendsteine,
Eisensteine   für Pferdeställe, Trottoire und Holzpflasterungen.


Fleisch=Räucherei
von
F. Grünthal, Schönberg.

Zur bevorstehenden Schlachtzeit empfehle meine neuerbaute Räucherei bestens.


Teschin,   (Salonbüchsen), Revolver und Terzerolen

empfiehlt in reichhaltiger Auswahl

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Kuhketten, Fußketten, Halfterketten, schwarze engl. Schiffsketten, Tragtenketten empfiehlt

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Seit Michaelis wohne ich beim Herrn Kaufmann Krämer, Siemzerthor.

                                                    Hr. Groth. Hausschlachter.


Sarg-Magazin
Sarg
von Kiel & Rindfleisch

empfiehlt bei vorkommenden Fällen zu billigsten Preisen Metall=Särge. Dieselben halten den schwersten Erddruck aus. Särge aus Eichen= und Tannenholz mit und ohne Metall=Einsatz in allen Größen und Ausstattungen.
Ferner alle Todten=Bekleidungdgegenstände als Hemden, Jacken, Schuhe, Handschuhe, Strümpfe etc.


Anweisung vers. unentgeltlich nach 15jähriger approbirter Heilmethode zur sofortigen radikalen Beseitigung der Trunksucht, mit auch ohne Vorwissen, zu vollziehen, unter Garantie. Keine Berufsstörung. Adresse: Privatanstalt für Trunksuchtleidende Villa=Christina, Post Säckingen. Briefe sind 20 Pfg. Rückporto beizufügen!


Gegen Hautunreinigkeiten

Mitesser, Finnen, Flechten, Röthe des Gesichts etc. ist die wirksamste Seife:

Bergmann's Birkenbalsam-Seife

allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden. Verkauf à Stück 30 u. 50 Pfennig (Mecklenburg) bei Apotheker Montag.


Zu Ostern suche ich einen Knaben, der Lust hat, das Schneiderhandwerk zu erlernen.

                                                    Schneidermeister Heinrich Bruhn,
                                                    Carlow.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 85 Seite 3]

Zu dem am Mittwoch, den 19. November d. J. bei mir stattfindenden

Landmanns-Balle

erlaube ich mir, die Herren Hauswirthe hierdurch freundlichst einzuladen.

                                                    J. Boye.


Kiepen-Tannen.

Anfang nächster Woche erhalte 60 Stück Kiepentannen, welche ab Bahnhof Schönberg billigstens empfehle

                                                    F. Lundwall.


Gebrannter Caffee

täglich frisch in ganz vorzüglicher Qualität von 1 Mk. 20 an bis zu den feinsten Sorten aus der renomirten Dampf=Caffee=Rösterei von C. Retelsdorf=Hamburg empfiehlt

                                                    Max C. Sass.
Alleinige Niederlage für Schönberg.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

Am Sonntag, den 2. November, Nachmittags 2 Uhr, ordentliche

General=Versammlung

im Vereinslocal.
          Tagesordnung:
a) Vertheilung der neuen Statuten.
b) Vereins=Angelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Im Auftrage einiger Gläubiger des Buchbinders W. Heitmann fordere ich hierdurch sämmtliche Gläubiger desselben auf, ihre Forderungen bis zum 10. November d. J. bei mir anzumelden, damit ev. eine gütliche, außergerichtliche Einigung erfolgen kann.
Schönberg, den 30. October 1890.

                                                    H. Fölsch. Rechtsanwalt.


Am Sonntag, den 2. November cr.

Tanzmusik

über die Polizeistunde hinaus, wozu freundlichst einladet

                                                    J. Boye.


Zur Tanzmusik
am Sonntag, den 2. November
ladet ergebenst ein                                                    Gastwirth Sterly
                                                                              in Selmsdorf.


Die
Flachs-Reinigungs-Anstalt

beginnt am 15. November die Arbeit und werden die Lieferungen baldigst erbeten.

                                                    Die Drevs'schen Erben.

Bauhof, den 25. October 1890.


Grössere leere                          
Fässer & Fleischbalgen
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Aufforderung!

Im Auftrage der Obervormundschafts=Behörde ersuchen wir Alle diejenigen, welche noch Forderungen an den Nachlaß des verstorbenen Schneidermeisters Hans Joachim Lange haben, dieselben bis zum 15. November ds. Jahres bei der Wittwe des ersteren einzureichen; und Alle diejenigen, welche noch Zahlungen zu leisten haben, selbige ebendort bis zum vorerwähnten Datum zu bewerkstelligen.
Schönberg, den 17. October 1890.

Im Auftrage:
W. Nothdurft,          H. Barkenthien,
als Vormünder der minorennen Kinder.


60-70 To. Dabersche und weisse
Eß=Kartoffel
hat preiswerth abzugeben.                                                    
                                                    Christian Ramelow.
                                                    Grevesmühlen i. M.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 2. November.
Reformationsfest.
(Collecte für die Lauenb.=Ratzeburgische Bibelgesellschaft.)

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Rector Krüger.
    Amtswoche: Pastor Langbein.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 44.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 85 Seite 4]



Mechanische
Schuhwaaren-Fabrik
W. Blumenthal
Lübeck, Breitestr. 51, vis à vis Düffkes Hotel,
Fertige Schuhwaaren
en gros      Winter=Saison 1890-91 en detail
Beste Waaren bei billigsten Preisen garantirt.
Verkauf nur gegen Baarzahlung!             Verkauf nur gegen Baarzahlung!
Dem Grundsatze, stets nur die besten Materialien zu verarbeiten und uns nur der neusten und praktischsten Maschinen zu bedienen, verdanken wir den guten Ruf, dessen sich unsere Fabrikate überall, wo sie eingeführt sind, erfreuen.
Für die Güte unserer Waaren leisten wir unbedingte Garantie.
Als besonders billig empfehlen wir:
Prachtvoll gestickte, warm gefütterte Damen=Cordpantoffel mit Kunstledersohlen 50 Pfennig (Mecklenburg). |
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Filzschuhe, feste Ledersohlen, M. 1,20. 1,50. 2. 2,50, für Kinder M. 1-1,20.
Dieselben für Herren 60 Pfennig (Mecklenburg)., für Kinder 40 Pfennig (Mecklenburg). |
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Prima Herren=Meltonpantoffel M. 1,25 bis 2,50.
Melton Schuhe, Lederbesatz M. 1,50. 2. 2,50. |
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Kinder=Hausschuhe M. 1,20 bis 1,50, nur Primawaare mit Lederkappen.
Prima Damen=Meltonpantoffel in grau, braun, schwarz und dunkelblau nur 80 Pfennig (Mecklenburg). |
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Herren=Hausschuhe in Cord, Melton, Plüsch und Leder M. 2,50. 3,50 bis 4 M.
Extrastarke Damen=Plüschpantoffel mit fester Ledersohle und Absatzfleck M. 1,20, in Melton M. 1,25. |
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Damen=Meltonschuhe M. 1,50.
Prima Damen Meltonpantoffel mit eleganter Plüschborde in allen Farben M. 1,25. |
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Pelz=Hausschuhe M. 2,50 bis 3.
Prima Damen=Meltonpantoffel, weich gepolstert, mit prachtvollem Krimmer oder echtem Otterbesatz (Nouveaute) M. 1,80. |
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Prachtvolle Damen=Meltonschuhe abgesteppt, mit prachtvollem Pelz oder Otterbesatz, in grau, braun, dunkelblau und schwarz mit Absatz M. 2,75.
Starke Filzhausschuhe für Herren M. 1,20, für Damen M. 1, für große Mädchen 75 Pfennig (Mecklenburg)., für Kinder 50 Pfennig (Mecklenburg). |
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In Ballschuhen führen wir ausschließlich Wiener Fabrikate, welche, obgleich sie durch die bekannten Streiks jetzt etwas theurer als böhmische und deutsche Tanzschuhe sind, wegen ihrer Eleganz und Solidität stets den größten Beifall bei dem verehrten Publikum finden.
Es kosten: Elegante Salonschuhe mit oder ohne Bindemasche M. 3,50 bis 4. Dieselben in Lack mit moderner Spitzkappe M. 5 bis 5,50. Spangenschuhe M. 4,50 bis 5,50. Gestickte Schuhe M. 4,50 bis 6,50. Atlasschuhe M. 4,50. Satinschuhe M. 2,75. Bronzeschuhe von M. 2,50 bis 5,50. Tanzschuhe für Kinder M. 3 bis 4.
In dauerhaften Winterstiefeln für Herren, Damen und Kinder führen wir eine überaus große Auswahl, die jeden uns Beehrenden befriedigen wird.
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Reperaturen schnell und billig!           Koulante Bedienung!
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Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 85 Seite 5]

Erste Beilage
zu Nr. 85 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 31. October 1890.


 

 

 

 

 

 

Rechnungs-Abschluß

 

der

 

Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt

 

in Schönberg

 

am 1. Juli 1890.

 

 

Vignette

[ => Original lesen: 1890 Nr. 85 Seite 6]

A. Ersparniß=Anstalt


Bilanz.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Gewinn= und Verlust=Rechnung.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Reservefonds der Ersparniß=Anstalt am 1. Juli 1890: 9974 M. 59 Pfennig (Mecklenburg).

[ => Original lesen: 1890 Nr. 85 Seite 7]

B. Vorschuß=Anstalt


Bilanz.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Gewinn= und Verlust=Rechnung.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Reservefonds der Vorschuß=Anstalt am 1. Juli 1890: 62 381 M. 59 Pfennig (Mecklenburg).

[ => Original lesen: 1890 Nr. 85 Seite 8]

               Vorstehenden Rechnungs=Abschluß der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt haben wir geprüft und mit den ordnungsmäßig geführten Büchern übereinstimmend gefunden.

 

               Schönberg, den 30. September 1890.

 

Die Revisions= Committe.

 

H. Lenschow.       H. Burmeister.       A. Montag.

 

 

               Der vorstehende Rechnungs=Abschluß der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt ist von der heute abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Actionäre genehmigt worden.

               Schönberg, den 27. October 1890.

 

Das Directorium
der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.

J. Breuel.      J. Boye.      C. J. W. Burmeister.
P. H. Burmeister.      H. Lohse.

 

                                                                              Secretair: H. Stoffers.

 

 

 


[ => Original lesen: 1890 Nr. 85 Seite 9]

Zweite Beilage
zu Nr. 85 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 31. October 1890.


Die Kundgebungen zu Ehren Moltkes im Reich wie im Ausland sind so zahlreich gewesen, daß es unmöglich ist, alle einzeln anzuführen, geschweige denn ausführlich zu berichten. Man darf wohl kühn behaupten, daß es kaum eine Stadt oder ein Städtchen im deutschen Reich giebt, wo am Sonntag des großen Feldherrn nicht gedacht worden wäre. Die Großartigkeit dieser Nationalfeier und die Einhelligkeit, mit der alle Kreise und Stände in allen Theilen des Vaterlands an derselben theilgenommen haben, liefern den erfreulichen Beweis, daß das deutsche Volk trotz der schweren Sorgen und Aufgaben einer ernsten Zeit, trotz allen politischen Parteihaders doch noch Sinn und Zeit hat, seine großen Männer zu ehren. Dieses ergebende Schauspiel birgt auch eine gute Lehre für unsere Feinde, die zum Theil noch immer ihre Hoffnungen auf den Verfall der im schweren Kampf errungenen deutschen Einheit bauen. Wie das deutsche Volk einmüthig die Großthaten seines Moltke zu schätzen weiß, so wird es auch Mann für Mann zusammenstehen, wenn es gilt, die aus denselben hervorgegangenen Errungenschaften zu schützen und gegen fremde Eroberungssucht zu vertheidigen.
Die "Hamburger Nachrichten" theilen mit, daß die in einigen Zeitungen gebrachte Meldung, der Kaiser habe auch den Fürsten Bismarck eingeladen, zur Moltkefeier nach Berlin zu kommen, unrichtig sei. Fürst Bismarck, der ein großer Verehrer des Grafen Moltke sei, würde aber aus eigenem Antrieb nach Berlin gekommen sein, wenn ihn nicht Rücksichten auf seinen eigenen Gesundheitszustand, der eine Theilnahme an großen Festlichkeiten nicht gestatte, daran verhindert hätten.
Die Meldung, daß die Sitzungen der Enquete=Commission über die Reform des höheren Schulwesens in Preußen schon am Donnerstag begonnen hätten, wird jetzt als unrichtig bezeichnet. Am Donnerstag habe nur, wie schon mehrfach, eine Sitzung zur Vorbereitung der Berathungen und zwar unter Zuziehung einiger zu den Räthen des Ministeriums nicht gehöriger Herren stattgefunden. Die Enquete=Commission könne erst dann zusammentreten, wenn die ersten Lesungen des Abgeordnetenhauses über die größeren Reformgesetze beendigt seien und den Nächststehenden die Möglichkeit gegeben sei, an den Berathungen der Commission persönlich theilzunehmen.
Der "Reichsanzeiger" bezeichnet die Mittheilung eines süddeutschen Blattes, daß 70 Jahre alte Personen bei dem Inkrafttreten der Invaliditäts= und Altersversicherung die Altersrenten nicht mehr erwerben könnten, als eine mißverständliche. Die überaus humane Uebergangsbestimmung (sect; 157) beim Inkrafttreten des Gesetzes findet nicht nur auf 66 Jahre alte, sondern auf alle bereits 70 und mehr Jahre alten Versicherten in vollem Umfang Anwendung.
Der Erwerb von Helgoland wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht den Reichstag, sondern den preußischen Landtag in erster Linie beschäftigen. Nach reiflicher Prüfung aller Verhältnisse soll man an den entscheidenden Stellen zu der Ueberzeugung gelangt sein, daß staatsrechtlich Helgoland an Preußen anzuschließen sei, während der Helgoländer Hafen Reichskriegshafen werden soll.
Aus den deutschen Nordseefischereigründen werden Ausschreitungen englischer Schiffer gemeldet. Dort haben englische Raubfischer durch Ueberfall das Netzwerk zweier von Emden aus dem Heringsfang obliegenden Schiffe zerstört und einen Schaden von 15 000 Mark verursacht. Selbstverständlich wird deutscherseits auf vollen Ersatz des angerichteten Schadens und Bestrafung der Schuldigen gedrungen werden. Nach einer Meldung aus Wilhelmshafen soll von dort aus zu diesem Zweck ein Torpedoboot in See gehen.
Prinz Alexander von Battenberg, ehemals Fürst von Bulgarien, der jetzt unter dem Namen Graf Hartenau in Graz lebt, wird, wie von dort verlautet, am 11. November als Oberst des Infanterie=Regiments "König der Belgier" Nr. 27, dessen Stab sich in Graz befindet, in den activen Militärdienst eintreten.
Die "Petersburger Zeitung", ein für gewöhnlich nicht schlecht unterrichtetes Blatt, berichtet, Präsident Carnot werde im Mai nächsten Jahres über Petersburg nach Moskau kommen, um der Eröffnung der französischen Ausstellung beizuwohnen. Sodann würde Carnot das Wolgagebiet, den Kaukasus und die Krim besuchen. Demselben Blatt zufolge wäre die Grage wegen einer Auflösung der bestehenden Militärbezirke und wegen der Bildung dreier selbstständiger Armeen, Nord=, West= und Südarmee, neuerdings wieder angeregt worden.
Die Königin Emma von Holland hat sich nun auf den Rath der Minister zur Uebernahme der Regentschaft entschlossen. Aus Schloß Loo erfährt man, daß die Gehirnerweichung beim König langsame Fortschritte macht.


- Schönberg. In der Versammlung des Herbergs=Verein am Montag wurde am Schlusse durch den Herrn Drosten von Oertzen die Gründung eines Vereins zur Erbauung eines Krankenhauses in Schönberg angeregt, auch eine Liste zum Beitritt zu diesem Vereine ausgelegt, die von Seiten der Anwesenden zahlreich unterschrieben wurde. Nach einem Inserat in der heutigen Nummer, auf welches wir auch an dieser Stelle im Interesse der Sache hinweisen, soll nun am Sonntag, den 2. Nov., Nachmittags 1 1/2 Uhr im Boye'schen Saale eine constituirende Versammlung dieses Vereins abgehalten werden, die, wie es im Interesse der Sache zu wünschen ist, hoffentlich recht zahlreich, namentlich auch vom Lande besucht wird; hat doch ein Jeder Bewohner des Fürstenthums ein Interesse daran, daß endlich durch den Bau eines Krankenhauses die vielen Mißstände beseitigt werden, unter denen mehr oder weniger jede Familie in Krankheitsfällen sowohl der eigenen Familienmitglieder, wie auch der Dienstboten oft zu leiden hat.
- Schönberg. Wie uns mitgetheilt wird, will der Schneider J. Pape aus Lübeck am Sonntag, den 2. November, Nachmittags 4 Uhr im Kösterschen Saale hierselbst in einer öffentlichen Volksversammlung über den Parteitag in Halle und die Forderungen der Socialdemokratie sich auslassen. Bekanntlich ist auf dem Halle'schen Parteitag die Parole ausgegeben, auf die ländliche Bevölkerung zu wirken und scheint die auf Sonntag angesetzte Versammlung im Fürstenthum Ratzeburg der erste Schritt zur Ausführung dieser Parole zu sein. Da ist es Pflicht der übrigen Parteien, den uns aufgedrungenen Kampf aufzunehmen. Männer, denen Gott irgend die Gabe der Rede gegeben hat, sollten die Versammlung besuchen, sollten die Irrlehren widerlegen und versuchen, die Versammlung für Treue gegen unsern alten Gott und gegen unser Vaterland zu gewinnen, so daß sie sich entschlossen zeigt, für die göttliche und menschliche Ordnung einzutreten.
- Einen heillosen Schreck bekamen am 27. October Nachmittags zwei ostpreußische Handelsleute, welche mit ihrer circa 600 Köpfe zählende Heerde Gänse mit dem Mittagszuge auf dem Ratzeburger Bahnhofe aus Ostpreußen eingetroffen waren, welche am heutigen Viehmarktstage verkauft werden sollten. Als die Händler das nach langer Eisenbahnfahrt sich wieder recht mollig fühlende und vergnügt schnatternde Völkchen den Bahnhofsberg hinabtrieben, stürzte sich die ganze scandalirende Gesellschaft in die Fluthen des großen Sees. Dort angelangt, war es gerade als wäre die wilde Jagd losgelassen und

[ => Original lesen: 1890 Nr. 85 Seite 10]

bald war die ganze Schaar den Blicken der Eigenthümer entschwunden. Jetzt war guter Rath theuer. Es mußten von weitabliegenden Fährstellen Boote angeschafft werden und es gelang erst nach mühevoller Jagd, gegen Abend die vergnügten Durchgänger wieder ans Land zu bringen. - Der Besuch des Vieh=, Kram= und Gemüsemarktes seitens der Landleute ist ein außerordentlich großer. Fast alle Straßen sind rechts und links mit Fuhrwerken aller Art besetzt. Auf dem Markt stehen zahlreiche Krambuden, die andere Hälfte bedecken schon seit Montag zahlreiche Kohlpyramiden. Auf dem Viehmarktsplatz ist viel und besonders schönes Vieh angetrieben. An Kühen und Starken waren ca. 300, Pferde ca. 200, Wagen mit Ferkeln und Zugänger reichlich 40 am Markt. Für Milchkühe wurden 200-300 Mk., für 3jährige Starken 180-240 Mk. gefordert und bezahlt; 1 1/2 jährige Fohlen erzielten Preise von 350-450 Mk.; Ferkeln kosteten 6-10 Mk., Zugänger 20-36 Mk. Der Handel, welcher Anfangs nur schleppend ging, wurde gegen 12 Uhr bedeutend lebhafter. Die Wirths= und Knackwurstzelte waren überfüllt. Die Kohlpreise stellten sich zu 2-2,50 Mk. pro Schock, Rothkohl 3,50- 4 Mk., Sellerie pro Bund 50-60 Pf., Wurzeln 10 Liter 35-45 Pf., Steckrüben pro Schock 2,70-3 Mk., Zwiebeln 10 Ltr. 80 Pf.
- In Rostock explodierte in einem Dampfbagger ein Kesselrohr. Ein Maschinist und ein Heizer wurden schwer verbrüht und starben im Laufe des Nachmittags; 2 Arbeiter sind leicht verletzt.
- Von Hamburg wird der Untergang des auf der Fahrt nach Valparaiso begriffenen Dampfers "Viraila" gemeldet. Unter der aus dem Capitän und 33 Mann bestehenden ertrunkenen Besatzung befanden sich nur Deutsche.
- Im Fackelzug zu Ehren des Generalfeldmarschalls Grafen v. Moltke am Sonnabend in Berlin ist auch der Berliner Humor zur Geltung gekommen. Klingel=Bolle hat seine Milchgarde, die mit endlosem Hurrah begrüßt wurde, aufmarschieren lassen; die Brauerei Friedrichshain prunkte mit einem Riesenfasse und einem König Gambrinus, der sich selbst im Kölner Rosenmontagszug hatte sehen lassen können, und die Berliner Bockbrauerei führte einen Thron des Bocks in farbenfroher Dekoration vorüber. Auf eine hübsche Idee war der Berliner Kriegerverein "Vorwärts" verfallen. Auf einem treppenförmigen Wagen, reich mit deutschen Fahnen verziert, erblickte man unseren alten Moltke siebenfach. Auf der untersten Staffel stand er als dänischer Offizier, dann als preußischer in der Uniform der zwanziger Jahre, dann in türkischer Tracht, und auf der obersten Stufe grüßte der alte Feldmarschall in der Gestalt, wie er jedem Berliner bekannt ist. Allgemeines Bravo lohnte die Veranstalter dieser schönen Gruppe.
- Die Nat.=Ztg. schreibt: Ueber die Besuche des Prof. Robert Koch zur Heilung der Schwindsucht sind neuerdings mehrere recht unklare Notizen durch die Presse gegangen. Unsere letzte Mittheilung über diese wichtigen Untersuchungen, welche das Einstellen der Heilversuche in der Charitè meldete, besagte zugleich, daß Professor Koch zur Gewinnung eines vielseitigeren Materials seine Versuche an anderem Orte fortsetzen werde. Das ist inzwischen geschehen und zwar mit so günstigem Erfolge, daß man nunmehr sagen kann: "Das Problem der Heilbarkeit der Schwindsucht ist gelöst, die verheerendste Krankheit der Menschen ist jetzt heilbar." Ueber das Mittel, durch welches dieser vor 10 Jahren kaum geahnte Erfolg der Heilkunst erzielt worden, herrscht noch immer aus wohlerwogenen Gründen das strengste Geheimniß. So viel haben wir indessen erfahren, daß dieses Mittel nicht in den Apotheken fertig zu haben ist, auch nicht von Chemikern hergestellt werden kann, sondern auf mühsamen Wegen in ähnlicher Weise etwa, wie die Lymphe für die Kuhpockenimpfung gewonnen wird. Den Vorgang der Heilung hat man sich ungefähr so vorzustellen: Durch den von Professor Koch entdeckten Stoff wird der von der Schwindsucht heimgesuchte menschliche Körper, ebenso wie der thierische, in einen derartigen Zustand versetzt, daß die Schwindsuchtsbacillen dabei nicht mehr fortgedeihen können; sie werden in ihrer weiteren Entwickelung gehemmt, verkümmern und gehen zu Grunde. Der Schwindsuchtsprozeß gelangt alsdann zum Stillstande und zur Ausheilung; gegen etwaige Invasionen der Tuberkelbacillen ist der Körper gleichzeitig geschützt (immun geworden) durch die eigenthümliche Heilmethode, ohne dadurch Schaden zu erleiden.
- Im neuesten Terminkalender für preußische Justizbeamte werden 1791 Gerichts=Assessoren gegen 1810 im October 1889 und 2975 Referendare gegen 2931 im October 1889 und 3216 im October 1888 aufgeführt. Im allgemeinen wird sonach eine kleine Abnahme seit dem Vorjahre festgestellt.
- Am Freitag Nachts fand ein Zusammenstoß zweier hintereinander fahrender Güterzüge bei Boitzenburg statt. Elf Wagen mit Frachtgütern wurden total zertrümmert. Menschen wurden nicht verletzt.
- Eine Ladung Pulver ist für die russische Armee von Calais abgegangen.
- Der Baronin Alfons Rothschild wurden auf einer Reise von Wien nach Paris Juwelen im Werthe von 50 000 Francs gestohlen.
- Ein ungeheuerer Schatz. Wie russische Blätter berichten, besitzt ein Geistlicher des Kreises Kremenenz im Gouvernement Wolhynien eine alte Handschrift, welche besagt, daß an einer bestimmten (auch näher bezeichneten) Stelle ein ungeheurer Schatz im Betrag von 60 Tonnen Gold noch aus den Zeiten der tatarischen Ueberfluthung vergraben liege. Auf der bezeichneten Stelle befindet sich jetzt eine steinerne Kirche, doch hat der bei der Sache natürlich nicht wenig interessirte Pfarrer nach eingehender Untersuchung des Platzes gefunden, daß der Schatz gehoben werden könne, ohne das Gebäude zu verletzen. Es hängt nur davon ab, ob die Erlaubniß der Regierung zur Hebung des Schatzes zu erlangen sein wird, zu welchem Zweck bereits Schritte seitens des Geistlichen gethan worden sind. Derselbe erbittet sich nur den gesetzlichen Finderlohn.
- Am Donnerstag stieß auf der Cincinnati Southern Eisenbahn in Kentucky ein Personenzug mit einem Güterzug in einem Tunnel zusammen. Die Wagen bildeten ein unentwirrbares Knäuel und fingen Feuer. 5 Personen verkannten, nämlich zwei Heizer, ein Zugführer, ein Beamter und der Postbeamte. Ob auch Fahrgäste verletzt worden sind, steht noch nicht fest.
- In der Nachbarschaft der South=Hampstead im Nordwesten Londons wurde am Freitag Abend zwischen 7 und 8 Uhr ein Frauenmord verübt, welcher den Argwohn erweckt, daß der berüchtigte Frauenmörder von Whitechapel seine Thätigkeit wieder aufgenommen hat. Die ermordete ist eine der Polizei bekannte Prostituirte und etwa 32 Jahre alt. Die Leiche wurde, wie die Voss. Ztg. berichtet, unter einer Mauer im Blute schwimmend vorgefunden. Der Schädel ist eingeschlagen, der Kopf fast vom Rumpfe getrennt, sonst unverstümmelt. Ueber den Kopf war eine grobe Arbeiterjacke geworfen. Vom Mörder hat man keine Spur.
- Woran erkennen die Lokomotivführer, ob sie zu schnell oder zu langsam fahren? Der Eisenbahnreisende fragt sich bisweilen, wie es die Lokomotivführer anfangen, um den Gang ihrer Maschine derart zu regeln, daß sie stets auf die Minute eintreffen. Viel thut hier freilich die Gewohnheit. Der Führer, welcher täglich eine Strecke befährt, merkt es schließlich durch Vergleichung seiner Uhr mit gewissen Gegenständen an der Bahn, ob er sich verspätet, oder zu rasch gefahren ist. Noch besser ist natürlich die Vergleichung seiner Uhr mit den Kilometersteinen. Doch sind beide Mittel nur bei Tageslicht anwendbar. Bei Nacht helfen nur gewisse, bei jeder Umdrehung der Triebräder wiederkehrende Geräusche an der Maschine Da der Umfang dieser Räder dem Führer bekannt ist, so vermag er allenfalls durch Vergleichung der Zahl dieser Geräusche mit dem Gang der Zeiger an seiner Uhr die Geschwindigkeit zu ermitteln. Das Mittel ist jedoch sehr unsicher, zumal die leider noch immer sehr spärliche Beleuchtung des Führerstandes ein genaues Ablesen der Uhrenangaben sehr erschwert. Die Führer irren daher sehr häufig. Davon ein von der Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnen mitgetheiltes Beispiel: Es stellte sich heraus, daß die

[ => Original lesen: 1890 Nr. 85 Seite 11]

Maschinen der Nachtschnellzüge Berlin=Köln bei dem Gefälle in der Nähe der Elbe häufig eine Geschwindigkeit von 110 Kilometer erreichten, d. h. 20 mehr als das in Ausnahmefällen zulässige Maximum. Diesem Uebelstand macht die von Brettmann erfundene Geschwindigkeitsuhr wohl ein Ende. Dieselbe hat einen Zeiger, der von der Treibachse der Maschine bewegt wird; jede Umdrehung bedeutet einen Kilometer. Auf gleiche Weise bewegt wird zugleich der Zeiger eines Zeitmessers derart, daß er in einer Minute eine Umdrehung macht. Beide Zeiger haben ein gemeinschaftliches Zifferblatt. Drehen sie sich mit gleicher Geschwindigkeit, so bedeutet dies also, daß die Maschine in der Stunde 60 Kilometer zurücklegt. Läuft der Geschwindigkeitszeiger langsamer oder rascher, so ersieht der Führer aus dem Unterschied im Gang, wie viel Kilometer die Maschine rascher oder langsamer fährt als 60 Kilometer. Das Zifferblatt ist so groß, daß seine Angaben bequem abzulesen sind.
- Ein indianisches Heirathsgesuch. Der menschenfreundliche Segen des Heirathsgesuches hat sich nunmehr auch den Indianern Nordamerikas erschlossen. Das "Prairie=Journal" brachte kürzlich folgende Anzeige: Der Häuptling der Haynse bietet 1000 Pferde einem achtbaren jungen weißen Manne, der gut empfohlen ist und seine 18jährige Tochter heirathen will; er muß sich im Territorium der Indianer niederlassen und sich auf Ackerbau verstehen, den er die Indianer lehren soll. Die Pferde sind 50-80 000 Dollars werth. Die junge Indianerin ist von mittlerem Wuchse, prächtigen Haaren und starken Formen. Sie hat viel Anstand und Anmut."


Themesja, der Geiger.
Erzählung von Hermann Robolsky.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 85 Seite 12]

Themesja, der Geiger.
Erzählung von Hermann Robolsky.
[Fortsetzung.]


Verfälschte schwarze Seide.

Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, erlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen ächten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto= und zollfrei in's Haus.


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