[ => Original lesen: 1890 Nr. 84 Seite 1] Allen denjenigen, welche Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzoge in der Ferne ihre Glückwünsche zu Allerhöchst Dessen Geburtstage brieflich, telegraphisch oder auf anderem Wege haben zukommen lassen, habe ich im Allerhöchsten Auftrage warmen, freundlichen Dank für diese und die darin an den Tag gelegte Gesinnung von Treue und Anhänglichkeit mit der Versicherung auszusprechen, daß dieselben seiner Königlichen Hoheit fern von der Heimath besondere Freude gemacht haben.
Neustrelitz, den 24. October 1890.
F. v. Dewitz.
Staatsminister.
Generalfeldmarschall Graf von Moltke ist am Freitag Vormittag mit seinem Adjutanten, dem Major v. Moltke, von Schloß Kreisau nach Berlin abgereist, wo seine Ankunft Abends 9 Uhr erwartet wurde. Auf dem Bahnhof in Schweidnitz war bei der Abfahrt des Feldmarschalls eine große Menschenmenge versammelt, die demselben stürmische Huldigungen darbrachte. Auch der Prinzregent von Bayern soll dem Grafen Moltke zu dessen 90. Geburtstag eine besondere Auszeichnung zugedacht haben, über deren Art jedoch noch nichts bekannt geworden ist. Der Kaiser hat es sich verbeten, daß ihn am Sonntag bei seiner Ankunft im Generalstabsgebäude der Jubilar am Portal oder im Treppenhaus empfange. Der Monarch hat ausdrücklich den Wunsch ausgesprochen, den Feldmarschall direct in dessen Gemächern zu begrüßen. Vor den Letzteren wird laut kaiserlicher Bestimmung ein Doppelposten des Kolbergschen Grenadiers=Regiments Graf Gneisenau, dessen Chef Graf Moltke ist, Ehrenwache halten. Wie rüstig der Jubilar trotz seiner 90 Jahre noch ist, läßt sich nach folgendem Beispiel ermessen: "Alljährlich vor seiner Abreise von Kreisau veranstaltet der Feldmarschall Graf Moltke auf seinem Gut eine größere Treibjagd. Wenn er auch nicht mehr zu schießen pflegt, so bleibt er doch von Anfang bis zu Ende der Jagd bei seinen Gästen, und auch in diesem Jahr wieder hat er in voller geistiger Frische von 9 Uhr Morgens bis 5 Uhr Nachmittags der Jagd beigewohnt." Da wird ja wohl der alte Herr auch die Strapazen dieser außergewöhnlichen Geburtstagsfeier ohne Unfall überstehen.
Ein neuer Marschallstab von besonderer Pracht und Schönheit wird das besondere Geschenk sein, welches der Kaiser dem Grafen Moltke zum 90. Geburtstage darbringen wird. Der Stab besteht aus einem etwa 60 Centimeter langen silbernen Rohr, welches im Durchmesser 3-4 Centimeter hält. Dieser eigentliche Stab ist mit dunkelblauem Sammet überzogen, welcher von oben bis unten abwechselnd mit goldenen Reichsadlern und Königs=Kronen besetzt ist. Am oberen und unteren Ende umsäumen den Stab abwechselnd Ringe und Perlen, Diamanten und Rubinen, sowie die Widmung des Kaisers: "Kaiser Wilhelm II. dem Generalfeldmarschall Graf Moltke zum 90. Geburtstage," dazwischen eine Guirlande von Lorbeer und Eichenlaub in Gold eingelegt. Den oberen Deckel der Röhre bildet ein Adler mit Kaiserkrone von Diamanten auf weißem
Emaillegrunde, umgeben von einem Kranz von Rubinen, während den unteren Schluß eine weiße Emailleplatte bildet, welche das verschlungene W. R. und Krone, ebenfalls in Diamanten mit Edelsteinumrahmung enthält, auf dieser unteren Platte sind besonders die Rosen von Saphiren mit besonderer Kunst ausgeführt und von seltenem Farbenglanz. Die ganze den Marschallstab bildende Röhre ist, wie die S.=Z. mittheilt, zur Aufnahme eines Dokuments bestimmt, in welchem dem Jubilar die besondere Gunst des Monarchen ausgedrückt wird.
Feldmarschall Graf Moltke ist zum Oberst=Inhaber eines bayerischen Regiments ernannt.
Kaiser Alexander von Rußland hat dem Feldmarschall Grafen Moltke zur Feier seines 90. Geburtstages sein Bildniß übersandt.
Die Moltkestiftung, welche auf Anregung Parchims, der Geburtsstadt des greisen Jubilars, begründet wurde, hat schon jetzt ein Ergebniß von mehr als 100,000 Mark geliefert. Aus allen Gegenden Deutschlands sind Beiträge geflossen. Der Gesammtbetrag wird noch erheblich höhere Ziffern aufweisen, sobald von allen Sammelstellen, auch denen des Auslandes, die Gelder eingegangen sein werden. 21,500 Mark werden zum Ankauf des Geburtshauses von Moltke verwendet, der überschießende Betrag bleibt der Verfügung des Empfängers vorbehalten. Die Ueberreichung erfolgte am Sonntag Mittag 1 Uhr 45 Minuten durch eine Deputation, welche aus den Herren Reichstagsabgeordneten Grafen Schlieffen=Schlieffenberg (cons.) Bankdirector Büsing (nat.=lib.) und Schriftsteller Dr. Pachnicke (freis.), sowie aus Pastor Behm als Vertreter der Parchimer Geburtsgemeinde Moltkes und dem Fabrikbesitzer Jordan als Schatzmeister der Stiftung besteht. Am Montag Vormittag wird Graf Moltke die genannten Herren voraussichtlich nochmals besonders empfangen, um die Angelegenheit des Näheren zu besprechen.
Der regierende Graf zu Stolberg=Wernigerode wurde vom Kaiser in den erblichen Fürstenstand erhoben, was der Monarch dem Grafen in Blankenburg persönlich mittheilte. Otto Graf zu Stolberg=Wernigerode, das Haupt des mediatisierten, seit dem 11. Jahrhundert urkundlich erwähnten gräflichen Hauses Stolberg, ist geboren am 30. Oktober 1837 zu Gedern im Großherzogthum Hessen, besuchte das Gymnasium zu Duisburg, studierte 1856-1858 zu Göttingen und Heidelberg Jura und Kameralia und
[ => Original lesen: 1890 Nr. 84 Seite 2]gehörte 1859-1861 als Offizier der preußischen Armee an. Nachdem er sich hierauf mehrere Jahre der Verwaltung seiner ausgedehnten Güter gewidmet hatte, wurde er 1867 zum Oberpräsidenten der Provinz Hannover ernannt, welche Stellung er bis 1873 inne hatte, und auf welchem Posten er sich hohe Verdienste erwarb. Seit 1867 gehörte er dem konstituierenden Reichstage und seit 1871 dem deutschen Reichstage als Mitglied an. Wie ferner mitgetheilt wird, ist die jetzt vom Grafen Stolberg angenommene Standeserhöhung demselben in früheren Jahren schon des Oefteren angetragen, von ihm jedoch stets abgelehnt worden. Es verlautet, daß auch den Kindern des Fürsten Stolberg die Titel "Prinz" und "Prinzessin" zuerkannt seien.
Der Reichstag soll, wie es heißt, erst in den ersten Tagen des December wieder einberufen werden. Die Festsetzung des Tages für die erste Sitzung nach dem 18. October ist dem Präsidenten anheimgestellt und die frühzeitige Einberufung des Landtags, sowie die am 5. November beginnenden Berathungen der Arbeitsschutzkommission haben eine Hinausschiebung des Reichstags wünschenswerth erscheinen lassen.
Wie verlautet, hat Reichskanzler v. Caprivi der Aufhebung des Identitätsnachweises für auszuführendes Getreide im Prinzip zugestimmt.
Die "Köln Ztg." schreibt, daß man nach reiflicher Prüfung aller Verhältnisse an den entscheidenden Stellen zu der Ueberzeugung gelangt sei, Helgoland staatsrechtlich an Preußen anzuschließen, während der Hafen von Helgoland ein Reichskriegshafen werden solle. Festungsbauten seien nicht in Aussicht genommen. Im Helgoländer Oberlande werde eine Küstenbatterie aufgestellt und der Hafen in die Gewalt der Marine gegeben werden.
Ueber die Befestigung der Insel Helgoland und die Mittel, welche dafür in der nächsten Reichstagssession gefordert werden sollen, werden immer irrige Mittheilungen laut. Vor der Hand handelt es sich um nichts anderes als um Hafenanlagen in beschränktem Maßstabe, die auch der Fischereiflotte Zuflucht gewähren sollen, und um die Errichtung einiger schwerer Batterien auf dem Oberlande. Weitere Entscheidungen sind bis zur Stunde noch nicht gefaßt worden.
Die neuen Karabiner, Modell 88, werden augenblicklich bei der Garde=Kavallerie ausgegeben, welche während des letzten Manövers noch die alte Waffe führte. Auch die Linien=Kavallerie wird jetzt allmählich mit der neuen Waffe ausgerüstet. Nach Suhl werden bereits seit einigen Monaten von allen Kavallerie=Regimentern Offiziere zwecks Ausbildung mit dem neuen Karabiner auf je 4 Wochen kommandirt. Was die Ausrüstung der Infanterie mit dem neuen Infanterie=Gewehr, Modell 88 anbetrifft, so ist dieselbe einschließlich der Reserve=Formationen, größtentheils vollendet.
Die bevorstehende Vermählung der Tochter des russischen Botschafters in Paris, Baron Mohrenheim, mit einem französischen Jäger=Lieutenant, scherzweise die "kleine Allianz" genannt, wird von den Franzosen zu einem großen Ereigniß aufgebauscht, als ob mit den Eheacten des jungen Paares gleichzeitig das heiß ersehnte große Schutz= und Trutzbündniß unterzeichnet würde. Auch der Präsident Carnot widmet der Sache große Aufmerksamkeit; er wird persönlich der Hochzeitsfeier beiwohnen und hat bereits ein Hochzeitsgeschenk in Gestalt von zwei prächtigen Sévres=Vasen überreichen lassen. Diese Wahl ist doppelt zu loben, denn einmal sind diese Vasen sehr hübsch und dann hat sie der Präsident als Erzeugnisse einer Staatsfabrik umsonst. Schon Herr Grévy, bekanntlich ein sehr praktischer Mann, hatte diesen Vortheil erkannt und während seiner ganzen Amtsdauer sein Wohlwollen durch Geschenke aus der Fabrik in Sévres bekundet, wodurch deren Erzeugnisse noch eine besondere Berühmtheit erlangt haben.
Die Nachricht, daß Rußland auch seine Schießbaumwolle aus französischen Staatsfabriken beziehen werde, findet jetzt ihre Bestätigung durch eine Meldung aus Brest, laut welcher in diesen Tagen eine Ladung Schießbaumwolle aus der Pulverfabrik Moulin Blanc für Rechnung der russischen Regierung nach St. Petersburg abgegangen ist.
Am 25. October hat in Gegenwart zweier holländischer Minister im Schloß Loo eine ärztliche Constatirung des Geisteszustandes des Königs stattgefunden; nach einem im Staatscourant veröffentlichten Bulletin dauern die Störungen der Gehirnthätigkeit an.
Im Haag heißt es in wohlunterrichteten Kreisen, der König von Holland sei nicht mehr zurechnungsfähig; seine physische Kraft sei aber noch so stark, daß er, wenn nicht neue Complicationen eintreten, noch lange werde leben können.
Auch in Spanien rüstet man sich, die bestehenden Handelsverträge zu kündigen und einen neuen Generaltarif einzuführen, dem die Hauptbestimmungen des Tarifs von 1877, mit einigen Abänderungen, als Grundlage dienen sollen. Die Kommission für die Revision des Zolltarifs hat der Regierung ihre darauf bezüglichen Vorschläge unterbreitet, nach denen die Kündigung der Handelsverträge im Februar nächsten Jahres erfolgen.
Im Wituland erscheinen nach den neuesten telegraphischen Mittheilungen militärische Maßnahmen unvermeidlich. Der Sultan verweigert Genugthuung sowie Schadenersatz und hat die Aufforderung der Engländer mit energisch in Angriff genommenen Kriegsvorbereitungen, bei denen er von vielen Nachbarstämmen unterstützt wird, beantwortet. Durch weitere Erhebungen ist festgestellt, daß Karl Horn, einer der Begleiter Küntzels, und der deutsche Pflanzer Behncke auf direkten Befehl aus Witu in besonders grausamer Waise ermordet worden sind. Der Sultan von Witu und seine Leute sehen deshalb exemplarischer Bestrafung entgegen.
- Schönberg. Zur Feier des 90. Geburtstages Sr. Excellenz des Generalfeldmarschalls Grafen v. Moltke veranstaltete der hiesige Kriegerverein am 26. d. in dem Boye'schen Lokale einen Fest=Commers, welcher gut besucht war. Der Vorsitzende des Vereins eröffnete in dem sehr hübsch decorirten Saale den Commers mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und Se. Kgl. Hoheit den Großherzog. Nach Absingung des Liedes "Deutschland, Deutschland über Alles" ergriff nunmehr der Festredner das Wort und feierte in längerer, zündender Rede den großen Schlachtenlenker, Se. Exe. den Generalfeldmarschall Grafen von Moltke als großen Feldherrn, als gefeierten Schriftsteller, als gewaltigen Redner und als hervorragenden Menschen und Christen. Ein dreifaches donnerndes Hurrah wurde Moltke als Soldaten dargebracht und dann gesungen das "Lied der Mecklenburger", gedichtet vom Kameraden Libenow, in welchem Moltke's in schwungvollen Worten gedacht wird. Es wurde unter allgemeiner, brausender Zustimmung nunmehr beschlossen, ein Glückwunschtelegramm an den großen Feldherrn und genialen Schlachtenlenker Moltke abzusenden und wurde dieser Beschluß alsbald ausgeführt. Die versammelten Festtheilnehmer hielt der wahrhaft patriotische Zweck des Festes lange zusammen, es wurden patriotische Reden gehalten und patriotische Lieder gesungen, kurz die Feier war eine durchaus gelungene. Wir wünschen den aufstrebenden Kriegerverein, daß er sich den Patriotismus bewahren und immer bessere Erfolge erzielen möge.
- Schönberg. Zu Ehren des 90. Geburtstages des Generalfeldmarschalls Grafen von Moltke wurde am Sonnabend Vormittag in den hiesigen Schulen eine Schulfeier abgehalten und für den Tag der Unterricht ausgesetzt.
- Schönberg. In der am Montag stattgehabten Generalversammlung der Actionäre der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt wurde nach Verlesung des Geschäftsberichtes die Bilanz nebst Gewinn= und Verlustkonto für das 21. Rechnungsjahr, sowie die Vertheilung einer Dividende von 10% auf die Actien der Ersparniß= und 15% auf die Actien der Vorschuß=Anstalt einstimmig genehmigt. Ferner beschloß die Generalversammlung, eine Summe von 450 Mark zu gemeinnützigen Zwecken zu verwenden und beauftragte das Directorium mit der Ausführung dieses Beschlusses. - Die aus dem Directorio und der Revisions=Committe statutenmäßig ausscheidenden Mitglieder wurden wieder gewählt.
- Schönberg. In der zahlreich besuchten Ver=
[ => Original lesen: 1890 Nr. 84 Seite 3]sammlung des Herbergs=Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg am 27. October wurde beschlossen, die Herberge zur Heimath und Verpflegungsstation in Schönberg am 5. November d. J. zu eröffnen.
- Schönberg. Die Arbeitsmann Möller'schen Eheleute zu Teschow feierten am Donnerstag den Tag ihrer goldenen Hochzeit. Pastor Horn=Selmsdorf überbrachte denselben die Glückwünsche Sr. K. H. des Großherzogs mit einem Geldgeschenk. In der Selmsdorfer Gemeinde war für die Jubilare eine Geldsammlung veranstaltet, aus derem Ertrage denselben verschiedene nützliche Gegenstände angekauft und den alten Leuten überreicht wurden.
Anzeigen.
Auctions=Abkündigung.
Der auf Mittwoch den 29. d. Mts. angesetzte Verkauf von Pfandsachen in Selmsdorf findet
nicht
statt.
Schönberg, den 27. October 1890.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Auctions=Anzeige.
Am Donnerstag, den 30. October, Morgens 9 Uhr beginnend, und evtl. nächstfolgende Tage sollen im Saale des Gastwirths Boye in Schönberg
verschiedene Tische, etwa 3 Dtz. Rohrstühle, 2 Sophas, 3 Schränke, 1 Bettstelle, Betten, 4 Wandspiegel, Lampen, 1 Kommode, 2 Koffer, Gardinen und Gardinenhalter, Tischtücher mit und ohne Servietten, Bettlaken, Bett= und Tischdecken, Porzellan=, Fayenne= und Glassachen, Caffee= und Theeservice, Suppen= und Punschterrinen, Caffeetassen und Milchtöpfe, Schüsseln, Teller und Platmenagen, Wein=, Bier=, Grog= und Schnapsgläser, eiserne und kupferne Töpfe, Messer und Gabeln, Löffel, Bratpfannen, und vieles mehr, auch ein
französisches Billard
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Die
Flachs-Reinigungs-Anstalt
beginnt am 15. November die Arbeit und werden die Lieferungen baldigst erbeten.
Die Drevs'schen Erben.
Bauhof, den 25. October 1890.
Eine hervorragend schöne Auswahl in
Lampen
aller Art in modernster Ausstattung und unter Garantie haltbarster Qualität, sowie Glocken, Dochte und Cylinder empfiehlt zu sehr billigen Preisen
L. Schramm,
Klempner.
Fleisch=Räucherei
von
F. Grünthal, Schönberg.
Zur bevorstehenden Schlachtzeit empfehle meine neuerbaute Räucherei bestens.
Sarg-Magazin
von Kiel & Rindfleisch
empfiehlt bei vorkommenden Fällen zu billigsten Preisen Metall=Särge. Dieselben halten den schwersten Erddruck aus. Särge aus Eichen= und Tannenholz mit und ohne Metall=Einsatz in allen Größen und Ausstattungen.
Ferner alle Todten=Bekleidungdgegenstände als Hemden, Jacken, Schuhe, Handschuhe, Strümpfe etc.
H. Hennings, Lübeck,
Wallstraße Nr. 15 b,
Baumaterialien-Handlung,
empfiehlt zu soliden Preisen:
Kalk, Cement. Verblendsteine,
Eisensteine für Pferdeställe, Trottoire und Holzpflasterungen.
Teschin, (Salonbüchsen), Revolver und Terzerolen
empfiehlt in reichhaltiger Auswahl
J. Ludw. D. Petersen.
Kuhketten, Fußketten, Halfterketten, schwarze engl. Schiffsketten, Tragtenketten empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Alte Hufnägel
kauft zu hohen Preisen
J. Ludw. D. Petersen.
Blendend weissen Teint
erhält man schnell und sicher,
Sommersprossen
verschwinden unbedingt durch den Gebrauch von
Bergmann's Lilienmilch-Seife
allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden.
Verkauf à Stück 50 . bei Apotheker Montag.
Als Kochfrau empfiehlt sich und bittet um gütiges Wohlwollen
Frau Sophie Ratzeburg.
Schönberg.
Suche für mein Colonialwaaren=Geschäft zu Ostern n. J. event. früher einen jungen Mann als
Lehrling.
Max C. Sass.
Aus meinem Lesezirkel abgelesene Zeitschriften, wie
Leipziger "Illustrirte Zeitung", Ueber Land und Meer, Gartenlaube, Daheim, Romanzeitung, Grenzboten, Gegenwart, Fliegende Blätter.
verkaufe ich billig.
C. Sievers, Buchbinder.
G. Karstadt & Sohn, Grevesmühlen
offeriert als billige, haltbare Winter=Anzüge, für die Arbeit geeignet, ihre
naturgrauen und schwarzgrauen Fünfkamms;
selbige halten mehr wie englisch Leder und tragen sich reinlich.
Stoff zur Hose allein Mark 5-6 1/2
Stoff zur Joppe allein Mark 7 1/2-10
Stoff zum Anzug Mark 18-18
Stoff zum Kaisermantel Mark 15-18
Proben stehen frei zur Verfügung.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 84 Seite 4]Kiepen-Tannen.
Anfang nächster Woche erhalte 60 Stück Kiepentannen, welche ab Bahnhof Schönberg billigstens empfehle
F. Lundwall.
Empfing soeben eine neue große Auswahl von
Hausstands-Artikeln.
emaillirte Kochtöpfe,
emaillirte Bratenschüsseln,
emaillirte Küchenschüsseln,
emaillirte Litermaasse,
emaillirte Wasserkessel,
u. s. w. u. s. w.
gusseis. Kochtöpfe und Grapen,
Brat- und Setzeierpfannen,
geschlf. Messingkessel,
Blechwaaren u. verzinkte Artikel,
sowie Stock- und Schirmständer,
Hausstandswaagen,
Ofenvorsätze v. einfachsten bis zum elegantesten,
Ofengeräthständer, Kohlenhelme, |
| | | | | | | | | | | | | | |
Kohlenschaufel,
Kohlenkasten,
Brodkasten,
Ascheimer,
Kaffeedosen,
Reibmaschinen,
Citronenpressen,
Fischschupper,
Stiefelknechte,
Blasebälge,
Gewürz-Etagèren,
Gewürzschränke,
Waagebalken,
Oberschalige Tafelwaagen etc. etc. |
Zu Einkäufen von Aussteuern und sonstigem bedarf empfiehlt zu soliden Preisen
J. Ludw. D. Petersen.
Gebrannter Caffee
täglich frisch in ganz vorzüglicher Qualität von 1 Mk. 20 an bis zu den feinsten Sorten aus der renomirten Dampf=Caffee=Rösterei von C. Retelsdorf=Hamburg empfiehlt
Max C. Sass.
Alleinige Niederlage für Schönberg.
Kampf= genossen= |
|
Verein 1870/71. |
Am Sonntag, den 2. November, Nachmittags 2 Uhr, ordentliche
General=Versammlung
im Vereinslocal.
Tagesordnung:
a) Vertheilung der neuen Statuten.
b) Vereins=Angelegenheiten.
Der Vorstand.
Zu dem am 31. October d. J. bei mir stattfindenden
Landmanns-Balle
erlaube ich mir meine verehrten Freunde und Gönner hierdurch ergebenst einzuladen.
Rabensdorf. H. Voss.
Zur Tanzmusik
am Sonntag, den 2. November
ladet ergebenst ein Gastwirth Sterly
in Selmsdorf.
Seit Michaelis wohne ich beim Herrn Kaufmann Krämer, Siemzerthor.
Hr. Groth. Hausschlachter.
Am Mittwoch, den 29. d. M. fahre ich mit meinem Omnibus nach dem
Ratzeburger Viehmarkt.
Abfahrt von Boye 5 1/2 Uhr.
Abfahrt von Neue Welt 7 Uhr.
L. Schütt.
Gefunden ein neuer lederne Knopfstiefel. Abzuholen gegen Inserationskosten bei
J. Hagemeister. Uhrmacher.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 84 Seite 5]Beilage
zu Nr. 84 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 28. October 1890.
- Moltke über Erziehung. Die "Allgemeine Lauenburger Landesztg. "theilt folgende Äußerungen des Grafen Moltke aus einem kürzlich an Herrn Konrektor Raydt=Ratzeburg gelegentlich dessen letzter Broschüre "Mehr Erziehung für die deutsche Jugend" (Verlag von C. Manz, Hannover) gerichteten Brief mit: "In der That ist nicht, was die Knaben auf den Schulen lernen, die Hauptsache, sondern wie ihr Gemüth ausgebildet wird. Für die körperliche Entwicklung durch Turnen und Spielübung wird seit dem bezüglichen Erlaß, wie ich glaube, mehr und mehr gesorgt. Ich möchte nur, daß Erweckung patriotischen Sinns den Kindern als ein Schutzbrief mitgegeben würde für die Periode vom 16. bis 24. Jahr, vom Austritt aus der Schule bis zum Eintritt in die große Erziehungsanstalt, die Armee; daß sie aufgeklärt würden über den Unverstand und Frevel der sozialdemokratischen Bestrebungen, in welche sie, wie die Erfahrung lehrt, nur zu leicht während dieses gefährlichen Zeitabschnitts hineingezogen werden. Was mir an der englischen Erziehung noch besonders gefällt, ist, daß nach Ihrer Schilderung die Lüge nicht bloß als Vergehen, sondern als Schimpf, als ungentlemanlike behandelt wird."
- Nach der Statistik des Reichsgesundheitsamtes für das zweite Vierteljahr 1890 hat die Maul= und Klauenseuche weiter zugenommen. Die größte räumliche Verbreitung hat die Seuche in den Regierungsbezirken Breslau, Posen, Liegnitz, Arnsberg und im Schwarzwaldkreis erlangt. Frei waren Ende Juni Pommern, Schleswig=Holstein, beide Mecklenburg, Oldenburg, Altenburg, Coburg=Gotha, Anhalt, beide Schwarzburg, Waldeck, beide Reuß, Schaumburg=Lippe, Lübeck, Bremen und Hamburg. Es erscheint darnach fraglich, ob der Antrag Bayerns auf Erleichterung der Vieheinfuhr, über den am Donnerstag im Bundesrath verhandelt worden ist, so bald Annahme finden wird.
- Unter den Pferden der 2. Escadron des Regiments der Gardes du Corps in Potsdam ist die Influenza ausgebrochen; mehrere junge Remonten sind bereits verendet.
- Infolge der Ende voriger Woche eingetretenen Regengüsse und Schneefälle steigt der Rhein dauernd. Aus dem oberen Rheinthal wird Hochwasser signalisirt.
- Am Dienstag Morgen ist in Göttingen der zum Tod verurtheilte Maler Derwig aus Deitersen, der seinen Schwiegersohn ermordet hatte, durch den Scharfrichter Reindel aus Magdeburg hingerichtet worden.
- In Augsburg starb "Baron" Kögel, ein dort allgemein bekannter Zündholzhausirer. Er war ehedem Actuar bei einem Notar, machte dann eine Erbschaft von 70 000 Gulden und verputzte diese innerhalb unglaublich kurzer Zeit. So fuhr er einmal von Augsburg nach Nizza mittelst Extrazugs. In Paris soll er dem Kaiser Napoleon mit einer herrlichen Equipage im Bois de Boulougne vorgefahren sein. Er starb in den betrübendsten Verhältnissen als Stadtarmer.
- Auch die Franzosen beschäftigen sich mit der Moltkefeier, die sie ziemlich nervös zu machen scheint. In der "Jour" wird (5 Monate vor dem Carneval) der Vorschlag gemacht, am 26. October Karten beim Marschall Mac Mahon abzugeben. Der Tag ist für eine Beileidsbezeugung, um die es sich doch nur handeln kann, nicht schlecht gewählt.
- Seit Freitag früh ist der Aetna wieder in Thätigkeit. Dem Centralkegel entströmt eine ungeheure vulkanische Dampfsäule. Auf der Seite von Giarre fand ein Erdbeben mit Aschenregen statt.
- Einen Begriff von der Genäschigkeit der Haremsdamen giebt der jüngste Bericht der französischen Handelskammer. Laut desselben hat Frankreich im verflossenen Jahre für 1 600 000 M. Süßigkeiten nach der Türkei ausgeführt. Fondants, Pralinées und überzuckerte Kastanien bilden die Hauptartikel und alle diese Unmengen Zuckerzeug werden in den Harems verzehrt.
- Nach einer nachträglich vorgenommenen Zählung hat die Stadt Newyork 1,710,710 Einwohner und nicht 1,513,501, wie die von Bundeswegen veranstaltete Zählung ergeben hatte.
- Noch nicht dagewesen. Ein originelles Andenken an seine Militärdienstzeit hat sich der gegenwärtig als Reservist eingezogene bayerische Unteroffizier Mich. Metzger in Worms dadurch zu verschaffen gewußt, daß er mit Verwendung von in den Kasernen nicht seltenen Flöhen auf Karton eine Erinnerungsschrift folgenden Inhalts zusammengeklebt hat:
"Kgl. bayr. 3. Inf.=Regt. Prinz Carl von Bayern
M/71 Vierte Compagnie M 71/84
Zur Erinnerung an
1885 meine Dienstzeit 1888
Unteroffizier Michael Metzger
aus Nördlingen
Lith. u. Verl. von M. M.
Zu diesem wunderlichen Machwerk, dessen Anfertigung vier Monate in Anspruch nahm, hat der geduldige Urheber, laut der "W. Ztg.", der stattlichen Zahl von 8500 Stück Flöhen bedurft, bei deren Fang ihm seine Kameraden übrigens freundliche Hülfe leisteten. Diese in ihrer Art einzige Arbeit war in Worms zur Besichtigung ausgestellt. - Armer Ben Akiba!
- Ein Frostmittel. Gegenwärtig dürfte es an der Zeit sein, ein ebenso einfaches wie erprobtes Mittel gegen erstorbene Glieder wieder in Erinnerung zu bringen, das, bei Zeiten angewendet, seine Wirkung niemals verfehlt. Noch ehe die Kälte eintritt, reibe man die zu Frost geneigten Stellen des Körpers allabendlich mit Glycerin ein; je eher man damit beginnt, desto sicherer ist der Erfolg. Dieses kleine Hausmittelchen, das den Vorzug besitzt, so wenig Kosten wie Umstände zu beretten, erspart Manchem großes Weh; denn ein Frostballen kann recht unangenehm werden und einem Schlittschuhlaufen und Tanzen verleiden; auch sind erfrorene, blaurothgepolsterte Finger selbst bei der hübschesten jungen Dame sehr unkleidsam.
- Doch etwas. Bei der letzten Generalversammlung hab' ich beantragt das Gehalt unseres Cassiers zu erhöhen!"- "Und ist der Antrag denn durchgegangen?" - Der Antrag nicht, aber der Kassier!"
- Bataillonsbefehl. "Die Kompagnien reichen bis morgen die Schwimmlisten ein. Die Freischimmer sind roth anzustreichen."
Themesja, der Geiger.
Erzählung von Hermann Robolsky.
Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
[ => Original lesen: 1890 Nr. 84 Seite 6]Themesja, der Geiger.
Erzählung von Hermann Robolsky.
[Fortsetzung.]
|