No. 82
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. Oktober
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 82 Seite 1]

Der König von Sachsen wird in Berlin erwartet, um von dort aus dann an den kaiserlichen Jagden und schließlich am Sonntag an der Feier des 90. Geburtstags des Grafen Moltke theilzunehmen.
Das Gesammtpräsidium des Reichstags wird dem Generalfeldmarschall Grafen Moltke zu seinem 90. Geburtstag die Glückwünsche des Reichstags überbringen.
Der preußische Staatsanzeiger bringt nachfolgende Mittheilung: "Der Generalfeldmarschall Graf v. Moltke vollendet Sonntag, den 26. October d. J. sein 90. Lebensjahr. Aus diesem Anlaß haben Se. Maj. der Kaiser und König zu befehlen geruht, daß Tags zuvor in den Unterrichtsanstalten der regelmäßige Schulunterricht ausfalle und eine entsprechende Schulfeier stattfinde. Mit der Ausführung dieses Allerhöchsten Befehls ist der Unterrichtsminister beauftragt."
Ueber eine schon mehrfach angekündigte Zusammenkunft des Reichskanzlers v. Caprivi mit dem italienischen Ministerpräsidenten Crispi hört man jetzt, daß die Zusammenkunft voraussichtlich in Turin, wohin sich Crispi in nächster Zeit begeben wird, erfolgen soll. In Berlin ist vor der Hand noch alles still, woraus in einzelnen Blättern geschlossen wird, daß ein Zeitpunkt für die Zusammenkunft überhaupt noch nicht festgesetzt sei.
Wie bekannt, werden sich in der neuen Session der Bundesrath und Reichstag auch mit der Einverleibung der Insel Helgoland in das deutsche Reich zu beschäftigen haben. Man sieht bei diesem Anlaß in parlamentarischen Kreisen eingehenden Debatten auch über andere Dinge entgegen, die mit dem deutsch=englischen Vertrage in Verbindung stehen.
Wie die "Post" meldet, wird der Reichscommissar Major v. Wißmann voraussichtlich noch im Lauf dieses Monats nach Ostafrika abreisen. Der Besuch des Reichscommissars in Varzin, von dem mehrfach die Rede war, hat noch nicht stattgefunden, doch heißt es, daß Herr v. Wißmann vor seiner Abreise noch den Fürsten Bismarck aufsuchen werde.
Der in der Bildung begriffene Colonialrath soll 30 bis 40 Mitglieder zählen und wie aus Berlin gemeldet wird, ist man bereits im Auswärtigen Amt mit den Vorbereitungen zu deren Ernennung beschäftigt. Zum Präsidenten dieser berathenden Körperschaft soll Fürst Hermann zu Hohenlohe=Langenburg ausersehen sein.
Außer Neiße sollen, wie die "Breslauer Ztg." meldet, auch Glatz und Glogau aufhören, Festungen zu sein.
Gelegentlich der Einführung des rauchlosen Pulvers hatte der Geh. Regierungsrat Professor Dr. Scheibler darauf aufmerksam gemacht, daß jetzt für Chemiker die Aufgabe vorliege, ein Verfahren zu finden, um unter gegebenen Umständen künstlich mächtige Rauchwolken zu erzeugen, hinter welchen militärische Evolutionen, ungesehen vom Feinde ausgeführt werden können. Die "T. R." glaubt mittheilen zu können, daß diese Aufgabe in letzter Zeit gelöst sein soll.
Der Generaladjutant v. Werder, welcher bei den letzten russischen Kaiserjagden angeschossen war, kehrte jetzt nach Berlin zurück. Die ihm in Rußland bei einer Jagd beigebrachte Wunde ist zwar noch nicht ganz geheilt, giebt aber zu Bedenken keinen Anlaß.
Der deutsche Gouverneur von Helgoland soll eine eigene Standarte erhalten. Der gegenwärtige Gouverneur nimmt bis jetzt nur den Rang eines Obersten ein, und da derselbe nicht einmal Commandant der Insel ist, so steht ihm kein eigener höherer Rang zu. Dieser soll ihm erst durch Führung einer eigenen Standarte im Namen des Kaisers beigelegt werden, wie es auch bei den englischen Gouverneuren der Fall war. - Auch soll auf Helgoland demnächst eine Militär=Brieftaubenstation ins Leben gerufen werden, die im Falle der Zerstörung des Kabels Helgoland=Cuxhaven für den amtlichen Verkehr mit dein Festlande in Gebrauch treten wird.
Der Regent von Bayern, Prinz Luitpold, genehmigte auf Antrag des Ministers des Innern die Einbringung eines Antrages beim Bundesrathe, nach welchem den Landesregierungen die Ermächtigung ertheilt werden soll, Schlachtvieh aus Oesterreich=Ungarn in größere, mit Schlachthöfen versehene Städte überzuführen. Der Antrag wird sofort im Bundesrathe eingebracht und voraussichtlich auch genehmigt.
Europa und Amerika. Der gleichzeitig aus Wien und aus Berlin eingetroffenen Meldung, daß zur Zeit zwischen den europäischen Regierungen bezüglich der Mc Kinley=Bill Verhandlungen stattfänden, wird, wie die "Allgemeine Zeitung" mittheilt, in Berlin in Kreisen, die der Regierung nahe stehen, nicht widersprochen. Die Anregung dazu soll jedoch nicht von Deutschland allein, sondern, nachdem die Nachricht eingetroffen war, daß die Bill Gesetzeskraft erhalten habe, gleichzeitig von mehreren Seiten ausgegangen sein. Es dürfte sich indes vorläufig nicht schon um eigene Maßregeln handeln, die vorzugsweise in der Erschwerung des nordamerikanischen Exports nach Europa zu suchen wären, sondern zunächst wohl nur um einen Austausch der Meinungen und um die Herstellung eines Einverständnisses darüber, daß, gegebenenfalls, um des erforderlichen Nachdrucks nicht zu entbehren, übereinstimmend und gemeinschaftlich vorzugehen sei. Einstweilen herrscht in sachverständigen Kreisen die Ansicht vor, daß diese auf das höchste Maß hinauf geschraubte nordamerikanische Schutzzollpolitik ohne schwere Schädigung der dortigen industriellen Verhältnisse, namentlich aber der einheimischen Landwirthschaft nicht lange aufrecht erhalten werden könne.
Nachdem in Frankreich beschlossen worden ist, nach Ablauf der gegenwärtig in Kraft befindlichen Handelsverträge keine neuen mehr abzuschließen, spielt auch dort die Zolltariffrage eine hervorragende Rolle und es wird durchaus nicht leicht sein, eine den wirthschaftlichen Interessen des Landes einigermaßen entsprechende Lösung zu finden. Der Ministerrath hat beschlossen, der Kammer gleichzeitig zwei Zolltarife vorzulegen, einen Maximaltarif für die=

[ => Original lesen: 1890 Nr. 82 Seite 2]

jetzigen Staaten, welche Frankreich keinerlei Vortheile gewähren, und einen Minimaltarif für diejenigen Nationen, welche Frankreich auch ihrerseits Vortheile einräumen. Diese beiden Tarife sind bereits fertig gestellt. Die Regierung kann nach eigenem Ermessen provisorisch den Minimaltarif Nationen gegenüber anwenden, welche Frankreich Vortheile gewähren, jedoch ist für eine definitive Regelung die Genehmigung der Kammern erforderlich.
Die Pariser Zeitungen sind äußerst empört über die Teilnahme französischer Sozialisten an dem sozialdemokratischen Parteitage in Halle. Besonders ärgert es sie, daß dieselben ruhig geblieben sind, als die deutschen Sozialisten "Nieder mit Rußland" gerufen haben.
Der König der Belgier wird voraussichtlich erst am 28. October in Berlin eintreffen.
Die Russifizierung wird auch in den polnischen und deutschen Theilen des Czarenreiches eifrigst weiter betrieben. Der Befehl ist erneuert worden, daß alle Eisenbahnbeamten, die des Russischen in Wort und Schrift nicht ganz mächtig sind, sofort entlassen werden sollen. Bestimmt verlautet nach einer Warschauer Meldung, es stehe eine Maßregel bevor, die ausgewiesenen Ausländer künftig nach dem Tobolsker oder Tomsker Gouvernement zu deportieren, wenn sie ohne besondere Erlaubniß nach Rußland zurückkehren. Der Ukas werde vom Minister des Innern ausgearbeitet und solle demnächst dem Staatsrath vorgelegt werden.
Die russische Regierung bestellte in Frankreich 400 Maschinen zur Herstellung von Lebelgewehren, da dieses Gewehr endgültig bei den russischen Fußtruppen eingeführt werden soll.
Nun wird die Prinzessin Margarethe von Preußen wieder verlobt. Der Kronprinz von Italien, so melden französische und englische Blätter, soll die Absicht haben, sie zu seiner Frau zu machen. Das ist eine Nachricht, die vor der Hand noch sehr unwahrscheinlich klingt.
Der Papst erfreut sich einer in Anbetracht seines hohen Alters erstaunlich zu nennenden Frische und Gesundheit. Jene geistige Regsamkeit, die an allem Antheil nimmt und ihn trotz seiner Jahre eng mit der um ihn lebenden und wirkenden Welt verknüpft, mag mit dazu beitragen, die Widerstandskraft eines an sich zarten Körpers zu erhöhen. Falls nicht unvorhergesehene Wechselfälle eintreten, darf man hoffen, daß das Antlitz des päpstlichen Greises noch jahrelang seinen Freunden und Besuchern lächeln werde.
Zur Zeit Schweben von Berlin aus Verhandlungen mit den Höfen von Portugal und Spanien wegen eines event. Besuches Kaisers Wilhelm II. - Bei dem Besuchsprojekt dürfte es sich, wenn diese Nachricht begründet ist, im Hinblick auf die Cholera in Spanien und die unruhigen Verhältnisse in Portugal, jedenfalls wohl um einen späteren Zeitpunkt handeln.
Der Sultan der Türkei, so melden russische Blätter, trage sich mit der Absicht, dem deutschen Kaiser einen Gegenbesuch zu machen.
Der türkische Instrukteur v. d. Goltz Pascha weilt seit einigen Tagen in Deutschland. Derselbe hat, der "Saale=Zeitung" zufolge, vom Sultan den telegraphischen Antrag erhalten, sich im November nach Essen zu begeben, um dort als Delegirter der Pforte den Schießversuchen mit rauchlosem Pulver beizuwohnen.
Ein neuer Fall von Meuterei britischer Truppen wird aus Guernsy gemeldet. Dort weigerte sich am Montag eine Abtheilung des Ost=Surrey=Regiments, anzutreten und sich nach Indien einzuschiffen. Sie wurden durch andere Truppen entwaffnet und ihre Flinten an Bord gesandt; schließlich wurden sie durch Drohungen und Ueberredung veranlaßt, an Bord zu gehen. Es mag für John Bull kein besonders tröstliches Bewußtsein sein, solche Soldaten als Beschützer seiner Landsleute und seiner Schätze im fernen Indien zu wissen.


- Schönberg. Zur Feier des Geburtstage S. K. H. des Großherzogs war die Stadt am 17. October mit Flaggen geschmückt. In den Schulen, die den Unterricht für diesen Tag ausgesetzt hatten, war zur Feier des Tages eine Schulfeier durch Gesang und Redeacte angeordnet. In Spehr's Hotel hatte sich eine größere Gesellschaft von Herren aus allen Ständen zu einem Mittagessen vereinigt, der Kampfgenossenverein beging den Tag in Wieschendorf's Hotel durch einen Fest=Commers, während der Kriegerverein sich zu einem Festballe in seinem Vereinslocale vereinigt hatte.
- Schönberg. Die Pantoffelmacher Renzowschen Eheleute hieselbst feierten am 16. d. M. im Kreise ihrer Familie das Fest der goldenen Hochzeit. Beide Jubilare sind noch sehr rüstig.
- Schönberg. Bei dem bisher noch recht günstigem Herbstwetter haben die meisten kleineren Landwirthe, obgleich die Ernte fast bis Ende September andauerte, ihre Wintersaat bestellen können. Es gilt nun aber gegen ein Heer von Feinden, nämlich die Mäuse anzukämpfen; dieselben suchen die Erstlingssaat schon bedeutend heim.
- Schönberg. Die Rieps=Cronscamper Genossenschaftsmeierei zahlte ihren Mitgliedern nach Abzug aller Betriebs= und Amortisationskosten und nach Rückgabe der Mager= und Buttermilch pr. Monat September das Liter Milch mit 7 1/10 Pfg. -Wie verlautet, soll sich die Betriebsmaschine der Schlagsdorfer Genossenschaftsmeierei nicht für leistungsfähig genug erwiesen haben, und muß durch eine neue stärkere ersetzt werden.
- Schönberg. Der zweite Hülfslehrer hat in Schlagsdorf zu Michaelis noch nicht angestellt werden können, da erstens der Durchhau des Schulhauses noch lange nicht beendet ist und zweitens das Seminar in Mirow einen solchen nicht früher wie Ostern stellen kann.
- Ein schreckliches Brandunglück betraf vor einigen Tagen das Gut Schmachthagen i. Mecklb. Um 12 Uhr in der Nacht war im Viehstall Feuer ausgekommen, welches mit so großer Schnelligkeit um sich griff, daß an ein Retten von Vieh nicht zu denken war. In dem Stall, in dem sich ca. 35 Haupt Rindvieh und 15 Pferde befanden, schliefen 3 Pferdeknechte. Der eine Knecht entkam, mit schrecklichen Brandwunden bedeckt, durch das eine Fenster und wurde durch die inzwischen eingetroffene freiwillige Feuerwehr aus Waren zum Krankenhause geschafft, die beiden anderen Knechte verbrannten aber. Außer diesen beiden Menschen sind 30 Kühe, sowie 13 Pferde in den Flammen umgekommen.
- Rudolf Virchow beging am Mittwoch in vollster Rüstigkeit seinen 69. Geburtstag. Von Nah und Fern, von Freunden und Schülern wurden ihm zahlreiche Glückwünsche und sonstige Aufmerksamkeiten erwiesen.
- Professor Robert Koch in Berlin hat, wie dortige Blätter mittheilen, die Versuche, die er mit dem von ihm erfundenen, aber noch nicht mitgetheilten Heilmittel gegen Schwindsucht an Kranken in der Charité vor kurzem unternommen hat, wieder eingestellt. Welche Ergebnisse diese Versuche zu der mit allgemeiner Spannung erwarteten Lösung der Schwindsuchtsfrage gehabt haben, darüber ist bei dem strengen Geheimniß Zuverlässiges nicht zu erfahren. Es heißt, daß die Versuchsreihe noch nicht abgeschlossen ist und daß Professor Koch die Absicht habe, sie behufs eines vielseitigen Materials an einer anderen Krankenanstalt fortzusetzen. Die endgültige Entscheidung der Frage, ob die Lungenschwindsucht beim Menschen heilbar sei, scheint sonach noch nicht so nahe bevorzustehen wie vielfach schon gehofft und gewünscht worden ist.
- Im Berliner Thiergarten an der Lennéstraße ist am Dienstag, vom schönsten Herbstwetter begünstigt, die Enthüllungsfeier des Lessingdenkmals vor sich gegangen. Die Festrede, die von edlem Feuer und warmer Begeisterung getragen war, hat Prof. Dr. Erich Schmidt, der Nachfolger Scheeres an der Berliner Universität, gehalten. Der Geh. Justizrath Lessing in Berlin, ein Angehöriger der Familie des großen Dichters, hat eine neue Ausgabe des Lustspiels "Minna von Barnhelm" in prächtigem Druck herstellen lassen.
- Bei den vom Reichspostamt dieser Tage angestellten Versuchen über die Verwendbarkeit unterseeischer Kabel in größerer Längenausdehnung zu Fernsprechzwecken wurden auf dem 75 Kilometer langen Nordsee=Kanal zwischen Helgoland und Cuxhaven sehr günstige Resultate erzielt und eine klare deutliche Verständigung auf beiden Seiten erreicht.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 82 Seite 3]

Anzeigen.

In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der dem Kaufmann Fritz Wolgast hieselbst gehörigen, zu Schönberg resp. auf dem Schönberger Stadtfelde belegenen Grundstücke c. p. stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. Der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 4. November 1890
Vormittags 11 Uhr,

2. der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 2. December 1890
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an die Grundstücke c. p. und an die zur Immobilarmasse derselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 4. November 1890
Vormittags 10 1/2 Uhr

angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I des unterzeichneten Amtsgerichts zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an die Grundstücke c. p. bestimmten Termine und in dem Verkaufstermine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 6. August 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    H. Diederich.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Lüdersdorf sub. Nr. 4 belegene Büdnerei c. p. des Maurergesellen Matthias Heinrich Schmidt daselbst wird unter Bezugnahme auf das ergangene Proclam vom 9. August d. J. hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der Liquidations=Termin nicht, wie in den Nummern 62, 69 und 73 der hiesigen Wöchentlichen Anzeigen de 1890 von der Druckerei versehentlich angegeben ist, am 14. October d. J., sondern erst am

Montag, den 27. October d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

stattfindet.
Schönberg, den 13. October 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Holz=Auction Nr. 1.

Am Montag, den 27. October, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

Aus den Lenschower Tannen.

90 Stück kiefern Kiepenhölzer, Pumpenbäume, u. s. w.
50 Rmet. kiefern Kluft und Knüppel.
40 Rmet. kiefern Rodestämme.
10 Fuder kiefern Pollholz.
Vorstehende Hölzer werden am Sonnabend dieser Woche zur Besichtigung fertig gestellt sein.
Schönberg, den 20. October 1890.

Der Oberförster.              
C. Hottelet.                


Blendend weissen Teint
erhält man schnell und sicher,                                                    
Sommersprossen
verschwinden unbedingt durch den Gebrauch von
Bergmann's Lilienmilch-Seife
allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden.
Verkauf à Stück 50 Pfennig (Mecklenburg). bei Apotheker Montag.


Aufforderung!

Im Auftrage der Obervormundschafts=Behörde ersuchen wir Alle diejenigen, welche noch Forderungen an den Nachlaß des verstorbenen Schneidermeisters Hans Joachim Lange haben, dieselben bis zum 15. November ds. Jahres bei der Wittwe des ersteren einzureichen; und Alle diejenigen, welche noch Zahlungen zu leisten haben, selbige ebendort bis zum vorerwähnten Datum zu bewerkstelligen.
Schönberg, den 17. October 1890.

Im Auftrage:
W. Nothdurft,          H. Barkenthien,
als Vormünder der minorennen Kinder.


Agentur der
Mecklenburg. Bank in Schwerin
für
Schönberg und Umgegend.

Spar= und Capital Einlagen werden z. Zt. verzinst:

1. gegen Sparbücher der Bank mit dreieinhalb pro Cent.
2. gegen Schuldverschreibungen der Bank je nach der Kündigungsfrist mit dreieinhalb, zweieinhalb und zwei pro Cent.
3. im Baar=Conto Corrent mit zwei pCt.
Die Bank bewilligt Darlehne gegen genügende Sicherheit und übernimmt Bankcommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.

Schönberg i/M.                                                    
                                                    Wilh. Schrep.


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[ => Original lesen: 1890 Nr. 82 Seite 4]

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Alleinige Niederlage für Schönberg.


Die Abonnenten auf die 6 Fremden=Vorstellungen der Spielzeit 1890/91 im hiesigen Großherzoglichen Hoftheater werden hierdurch aufgefordert, die bestellten Theater und Eisenbahnbillets in den Tagen

vom 23. bis 25. d. Mts.

bei den Billet=Expeditionen ihrer Eisenbahnstationen gegen Bezahlung abzuholen.
Schwerin, den 18. October 1890.

Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Zur Feier des 90. Geburtstags Sr. Exzellenz des Generalfeldmarschalls Grafen von Moltke am Sonntag, den 26. October 1890, wird an diesem Tage, Abends 8 Uhr, im Gastwirth Boye'schen großen Saale ein

Fest-Commers
mit Concertmusik

stattfinden, wozu auch Nichtmitglieder des Vereins Zutritt haben. Letztere zahlen an der Casse ein Eintrittsgeld von 30 Pf. à Person.

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Für die uns zu unserer goldenen Hochzeit zugegangenen zahlreichen Glückwünsche und sonstigen Ehrenbezeugungen sagen wir hiermit allen Betheiligten unsern herzlichsten Dank.
Schönberg, den 20. October 1890.

                                                    J. Renzow,
                                                    E. Renzow geb. Dettmann.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 82 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 82 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. October 1890.


Die Herberge zur Heimath und Natural=Verpflegungsstation zu Schönberg
VI.

Die Verpflegungsstation soll den unbemittelten Wanderern gegen Arbeit Verpflegung gewähren, aber was wird mit den Reisenden, denen genügende Mittel zur Verfügung stehen? Soll man die den oft so schlechten Gesellenherbergen überlassen, die - gewiß giebt es rühmliche Ausnahmen - zum großen Theil mit es verschulden, daß so viele auf der Landstraße zu Grunde gehen, die einst auch treue Elternliebe mit den besten Wünschen und Hoffnungen auf die Wanderung geschickt? Gewiß wäre das falsch, ihnen soll die Herberge zur Heimath dienen. Herberge zur Heimath - der Name sagt schon, was das sein soll. Es soll eine Gesellenherberge sein, nicht über den Stand der Herbergen hinausgehen, die sonst von den Wandergesellen aufgesucht werden. Und doch ist ein großer Unterschied: Nicht kennt sie nur den einen Zweck, möglichst viel Geld zu verdienen, nicht sucht sie, wie es wohl in andern Herbergen geschieht, die Wandernden zu Trunk und Spiel zu verleiten und ihnen das abzunehmen, was sie noch haben, auch giebt sie nicht Unterricht in allen Künsten des Bettelns. Nichts von alledem, sie will, so weit sie es vermag, dem Wandernden in der Fremde die Heimath ersetzen. Reinlich und sauber ruft sie ihm Willkommen entgegen, das Bild des Kaisers u. a. grüßen ihn von den Wänden. Freundlich begrüßen den Zureisenden Hausvater und Hausmutter, stehen ihm mit Rath und That zur Seite, warnen ihn vor Verführung und schlechter Gesellschaft, halten darauf, daß es ordentlich und anständig zugehe, und daß die Jugendlust nicht in Rohheit ausarte. Und wenn der Hausvater die Gäste einladet zu kurzer Andacht, dann denkt wohl mancher an die Jugend. Verlas doch auch in seinem Elternhause der Vater im Kreise der Seinen ein Schriftwort oder ein Gesangbuchslied und knüpfte daran ein kurzes Gebet und das Vaterunser.
So arbeiten Herberge z. H. und Verpflegungsstation, obschon räumlich getrennt, doch in demselben Geiste an demselben großen Werk der sittlichen Hebung und Erhaltung unserer wandernden Bevölkerung. Räumliche Trennung aber ist nöthig, weil man den Gästen der Herberge z. H. nicht zumuthen darf, mit den theilweise recht verkommenen Stationsbesuchern denselben Aufenthalts= und Schlafraum zu theilen. Dient doch diese Scheidung mit zur Erhaltung der ordentlich gebliebenen Elemente. Es wäre nicht gut, wollte man sie der Gefahr aussetzen, im Verkehr mit alten Stromern eine Hochschule des Lasters durchzumachen.
Die Herbergen zur Heimath haben sich in langer Praxis bewährt, und zahlreiche Neugründungen beweisen, daß sie ihren Zweck erfüllen und unter den Wandernden selbst mehr und mehr beliebt werden. Aber erreichen denn nun auch die Verpflegungsstationen ihren Zweck, befreien sie das Land von der Plage der Vagabondage und Bettelei, helfen sie denen, die in Gefahr sind zu verkommen, wieder auf den rechten Weg? In fast allen Provinzen Preußens und in den meisten anderen deutschen Staaten ist das System der Verpflegungsstationen bereits durchgeführt und hat sich überall bewährt. Der Ober=Regierungsrath von Massow in Lüneburg, ein Mann, der die größten Verdienste auf diesem Arbeitsfeld hat, hat sich im Jahre 1885 an die verschiedensten Stationen um Auskunft gewandt. Unter 1277 Stationen antworteten ungefähr 3/4, daß die Bettelei merklicher abgenommen habe, ja ein Theil meldet das gänzliche Aufhören derselben. Herr von Massow bemerkt dabei, er habe aus dem Begleitschreiben den Eindruck gewonnen, daß viele der Antwortgeber den Besuch der Stationen und nicht die eigentliche Bettelei im Auge gehabt hätten. Er meint, bei richtigerer Fragestellung würde die Antwort noch günstiger gelautet haben. Aber auch so schon ist der Erfolg sehr groß, denn damals bestanden die Stationen erst etwas über ein Jahr. Aus seinem Bezirke kann Herr von Massow berichten, daß die Bettelei im eigentlichen Sinne völlig aufgehört habe. 220 Gemeindevorsteher hat er auf Terminen befragt, ob noch gebettelt würde und nur von einem einzigen Vorsteher die Antwort "ja" erhalten, und auch dort handelte es sich nur um vereinzelte Fälle. Amtlich steht fest, daß in ganz Preußen, wo die Stationen bestehen, nicht nur die Zahl der Wanderer um die Hälfte zurückgegangen ist, sondern in demselben Maße auch die Zahl derer, welche polizeilich bestraft werden. Ja in Mainz kamen vor Errichtung der Station jährlich 3800 Fälle zur Bestrafung, und jetzt, wo die Stationen 6 Jahre bestehen, sind es jährlich nur noch 600.
Das sind doch Ziffern, die keiner Auslegung und keiner Worte mehr bedürfen. Gewiß wird auch in unserm Fürstenthum die Einrichtung einer Verpflegungsstation von großem Segen und um so rascher auch von äußerem Erfolge begleitet sein, je mehr die Betheiligung eine allgemeine wird. Natürlich, wegzaubern läßt sich ein Nothstand, der so große Ausdehnung gewonnen hat, nicht in einem Augenblick. Aber wenn alle Bewohner des Fürstenthums mit an die Arbeit gehen, aufhören mit dem unvernünftigen, ja lieblosen Geben und Bausteine mit herzutragen zu dem gemeinsamen Werke, dann wird es auch hier gelingen, Großes zu erreichen, Segensvolles zu wirken nicht nur für die Bevölkerung der Landstraße, sondern auch für unser Volk und Land. Das walte Gott!


- Eine Massenkündigung hat am jüngsten Quartalswechsel der Actienbauverein "Unter den Linden" in Berlin bewirkt, denn sämtliche Miether in den dieser Gesellschaft gehörigen Häusern unter den Linden 17 und 18, sowie Behrenstraße Nr. 55, 56 und 57 haben rechtzeitig Kündigungsbriefe erhalten, nach denen sie ihre Wohnungen, Geschäftslokale u. s. w. zum 1. April nächsten Jahres räumen müssen. Zu diesem Zeitpunkt soll mit Abbruch aller Gebäude begonnen werden. Auf dem Grundstück soll sodann an der Behrenstraße das neue große Vergnügungsetablissement errichtet werden, dessen Leitung Ronacher aus Wien übernehmen wird.
- Oberbürgermeister v. Forckenbeck lud die Bürgermeister aller deutschen Städte von über 50 000 Einwohnern zu einer Versammlung nach Berlin ein, um über die Betheiligung dieser Städte an der Moltkefeier zu beschließen.
- Eine Summe von 1 1/2 Millionen Mk. ist von dem in Berlin verstorbenen Dr. med. Ephraim dem Vorstand der dortigen jüdischen Gemeinde vermacht mit der Bestimmung, sie in Gestalt von Legaten an christliche und jüdische Wohlthätigkeits=Anstalten auszutheilen. Es kommt also hier das Kapital selbst zur Vertheilung.
- In einem Wassereimer ertränkte sich in Berlin eine 37jährige Näherin Marie Wendler. Dieselbe war kränklich und hatte sich über den kürzlich erfolgten Tod einer Schwester dermaßen aufgeregt, daß sie beschloß, sich das Leben zu nehmen. Sie ließ einen Wassereimer vor ihr Krankenlager stellen und hielt den Kopf in der Nacht so lange hinein, bis sie erstickt war. Am nächsten Morgen wurde sie als Leiche aufgefunden.
- Fürst Bismarck hat der Homburger Schützengesellschaft zur Erinnerung an die Tage des Schützenfestes im September ein prächtiges Trinkhorn mit seinem Wappen und einer Widmung übersandt.
- Schweninger, der Leibarzt des Fürsten Bismarck, ist in Konstantinopel, wohin er bekanntlich vor Kurzem auf den besonderen Wunsch des Sultans

[ => Original lesen: 1890 Nr. 82 Seite 6]

zur Consultation berufen worden ist, von einem Rückfall seiner soeben überstandenen Krankheit, der Blinddarmentzündung, betroffen worden.
- Die "Kieler Zeitung" meldet aus Friedrichstadt in Schleswig: Vier Matrosen eines englischen Schiffes stürzten sich im Hafen ins Wasser, um schwimmend noch an Bord ihres abfahrenden Schiffes zu gelangen. Zwei der Seeleute ertranken.
- In Lüneburg mußte der Vorsteher des Postamts Gartow, Postverwalter Strömer, auf Veranlassung des unverhofft eingetroffenen Postinspectors wegen Fälschung und Unterschlagung von Dienstgeldern im Betrage von über 4000 Mark verhaftet werden. Abends vorher hatte derselbe noch ein Tanzvergnügen mitgemacht.
- Verschiedene Mitglieder der Bergarbeiter=Ausschüsse im Saarrevier verzichten auf ihr Amt, da sie nicht länger in der Lage waren, den ungeheuerlichen aus Arbeiterkreisen an sie herantretenden, unerfüllbaren Forderungen Genüge zu leisten.
- Ein recht beklagenswerther Unfall trug sich vor einigen Tagen in Bonn zu. Daselbst war ein Küster aus Köln eingetroffen, um seinen am 1. d. M. bei den dortigen Husaren eingetroffenen Sohn zu besuchen. Zuerst erwirkte er für denselben einen Urlaub für einige Stunden und begab sich dann in die Reitbahn, um den Sohn zu begrüßen und abzuholen. Eben hatte er die Bahn betreten, als der Sohn vom Pferde stürzte und zwar so unglücklich, daß er das Genick brach und verschied, ohne seinen Vater erkannt zu haben. Der Jammer des unglücklichen alten Mannes war herzzerreißend.
- Ein entsetzliches Unglück, welches den Tod einer jungen Frau unter den furchtbarsten Schmerzen herbeigeführt, ereignete sich am Sonnabend in dem Dorfe Kranzien im Arnswalder Kreise. Die Ehefrau des dortigen Bauerhofbesitzers Gotz war damit beschäftigt, ihren Backofen mit noch nassem Reisig zu heizen. Da das nicht gehörig brennen wollte, nahm sie die Petroleumflasche, um etwas davon auf den Herd zu gießen. Das Feuer theilte sich jedoch dem Petroleum mit, sodaß die Flasche mit einem heftigen Knall zersprang. Als die Magd, durch den Knall herbeigelockt, in der Küche erschien, fand sie die Unglückliche bereits vollständig in Flammen. Unter den furchtbarste Schmerzen gab die Aermste nach 24 Stunden ihren Geist auf.
- Der Salamander im Kriegerverein. Da dieser Salamander außerordentlichen Effect macht, so wollen wir verrathen, "wie es gemacht wird." Auf Kommando "Achtung!" Es steigt ein Krieger=Salamander zu Ehren des N. N.: werden die halbvollen Gläser ergriffen. "Bataillon soll chargieren!": die Gläser werden auf dem Tisch gerieben. "Chargiert!": die Gläser werden eine Hand hoch aufgehoben und auf Commando "Fertig!" hart niedergesetzt. "Legt an!": die Gläser werden zum Munde geführt und bei "Feuer!" ausgetrunken. "Bataillon marsch!": die Musik spielt einen Marsch auf, nach dessen Takt die Gläser erst leise, dann mit zunehmender Stärke bei den Commandos "Zur Attacke Gewehr rechts!" "Fällt das Gewehr!" aufgestoßen werden, bis ein wuchtiges "Hurrah !" dem Exerzitium ein Ende macht.
- Für den Dienst in der deutschen Schutztruppe in Ostafrika ist nach einem Aufsatz des Dr. Kohlstock im Deutschen Colonialblatt, hauptsächlich eine Abstammung aus völlig gesunder Familie, also ohne Anlage zu erblichen Krankheiten, erforderlich. Freiheit von allen organischen Fehlern ist durchaus nothwendig, vor Allem von Herzfehlern. Ueberstandener Gelenkrheumatismus macht durchaus untauglich zum Dienst in den Tropen. Die Lunge muß mit einer gesunden ausgiebigen Athmungsthätigkeit ausgestattet sein. Wer an Magenerkrankungen, akuten oder chronischen Katarrhen des Magens oder an Verdauungsstörungen leidet, der bleibe den Tropen fern, ebenso Jeder, der hypochondrisch oder melancholisch veranlagt ist. Bei letzteren gesellt sich in den meisten Fällen zum Malariafieber das Heimweh hinzu, wodurch die Lust zu Dienst und Arbeit dauernd und nachhaltig gestört wird.
- Unter den Passagieren des am Mittwoch von Bremen nach Ostasien abgegangenen Reichspostdampfers "Sachsen" befinden sich auch der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden. Ihr Reiseziel ist Ismailia am Suezkanal.
- Die Direction der königlich ungarischen Staatsbahnen traf im Interesse des reisenden Publikums die Einrichtung, daß Zonenkarten nicht nur in den in Budapest, Wien und in den bedeutenderen Provinzialstädten bestehenden Fahrkarten=Stadtbureaux, sondern auch bei allen größeren kgl. ungarischen Postämtern und Tabaksläden, sowie in den bedeutenderen Gasthöfen verkauft werden. Diese Fahrkarten bieten dem Publikum die Annehmlichkeit, daß mit denselben die Reise nach Belieben angetreten werden kann und der Anritt derselben nicht an die Formalität der Abstempelung an der Bahnkasse gebunden ist. Bei Benutzung dieser Karten fällt auch das so lästige Warten in dem auf größeren Stationen vor der Abfahrt der Züge an den Billetschaltern fast immer herrschende Gedränge fort.
- Die jetzt begonnenen Felssprengungen am "Eisernen Thore" werden nicht, wie man vielfach annimmt, mittelst Sprengstoffes bewirkt, sondern man bedient sich zur Wegräumung der 400 000 Festmeter Gestein der Lobnitzschen Felszertrümmerungsmaschine, welche sich bei der Erweiterung des Suezkanals gut bewährte. Sie besteht aus einem Prahm, der 10 Rammen im Gesammtgewichte von 40 Tonnen trägt. Die Rammen sind unten mit scharfen Meißeln versehen. Dadurch, daß man sie mit Dampfkraft 1 1/2 bis 6 Meter hoch hebt und dann mit ihrer ganzen Macht 200= bis 300mal in der Minute fallen läßt, wird auch das festeste Gestein bald zertrümmert. Mit dem Rammer verbundene Bagger schaffen dann die Trümmer aus dem Wasser. Die Sache geht sehr rasch von statten und bietet im Gegensatz zum Sprengen keine Gefahr.
- Das nennt man Jagden! Der Prinz von Wales, der gegenwärtig unweit Wien auf den Besitzungen des bekannten Eisenbahnkönigs Baron Hirsch weilt, um dort dem Waidwerk zu huldigen, hat am vorigen Sonnabend 290 Rebhühner und 80 Fasanen geschossen. Das geht ja noch über die Fluren von Barby, auf denen in diesem Herbst ein eifriger Schütze, Herr von Alvensleben 178 Stück Rebhühner an einem Tag geschossen hat.
- Bei dem Arzt der deutschen Botschaft in Rom Dr. Ehrhart, verübten Diebe, indem sie mittelst Leitern in das Haus einstiegen, einen Einbruch und stahlen gegen 200 000 Francs.
- Der Papst auf der Jagd. Wie alljährlich, so hat auch jetzt in den vatikanischen Gärten die "Caccia el roccolo" (Vogeljagd) begonnen, der sich der heilige Vater mit Vorliebe hingiebt. Die Vogeljagd, in Italien leider ein Sport der vornehmen wie geringen Kreise, wird durch kunstreich angelegte Netze betrieben, die der Jäger von einem versteckten Ort (dem sog. roccolo) aus zuzieht, sobald eine größere Menge Vögel dem Futter zugeflogen ist. Der Papst, der in seinen Freistunden sich an diesem Spiel ergötzt, macht täglich viel Beute, die als Delikatesse alsdann in die päpstliche Küche, sowie in die der Monsignori und der Kongregationen wandert.
- Die kürzlich verstorbene alte Marquise Plessis=Belliére vermachte ihr gesammtes Vermögen im Betrage von 15 Millionen Francs dem Papste Leo XIII. welcher erklärte, das Vermächtnis anzunehmen, nachdem er die Ueberzeugung gewonnen, daß keiner der natürlichen Erben das Testament anfechten werde.
Wie die "Nowoje Wremja" hört, ist der Bau der sibirischen Eisenbahnen nunmehr eine beschlossene Sache. Dieselbe sollen durch den Fiskus selbst gebaut werden, und man will dazu ohne Verzug schreiten.
- Die Independent= Schützen in New=York, die durch ihre Rheinreisen im Jahr 1885 und 1890 in weiteren Kreisen bekannt gewesen sind, haben, wie die "Kreuzzeitung" erfährt, ihren Kapitän J. Diehl durch den Tod verloren.
- In Chikago hat sich eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 20 000 000 Dollars gebildet, um Luftschiffe aus Aluminium (bekanntlich das leichteste Metall) zu bauen.


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