[ => Original lesen: 1890 Nr. 80 Seite 1] Kaiser Wilhelm verabschiedete sich Mittwoch Nachmittag in Klein=Reifling von dem Kaiser von Oesterreich und trat über Prag die Heimreise an. Bei der Abreise verabschiedete Kaiser Wilhelm auf dem Bahnhof in Radmer sich zunächst von dem Könige von Sachsen und dem Prinzen von Bayern, welch letzteren er umarmte. Dann traten beide Kaiser seitwärts und umarmten und küßten sich wiederholt. Kaiser Wilhelm bestieg hierauf, während er den österreichischen Kavalieren lebhafte Abschiedsgrüße zurief, den deutschen Hofzug. Kaiser Franz Joseph trat an das Trittbrett heran und reichte seinem Gaste nochmals die Hand, worauf sich der Zug in Bewegung setzte. Kaiser Franz Joseph grüßte durch Lüften des Hutes den deutschen Kaiser, welcher ihm vom Waggonfenster aus zunickte. Am Donnerstag früh traf der Kaiser in Cummersdorf zu den dortigen Artillerie=Schießübungen ein. In Zossen erwartete ihn der Reichskanzler von Caprivi, um während der Fahrt Vortrag zu halten. Am Nachmittag desselben Tages kehrte der Kaiser nach Potsdam zurück und wurde von der Kaiserin mit den kaiserlichen Prinzen auf dem Bahnhof der Wildparkstation empfangen. Vom 11. October ab werden in der Schorfhaide mehrtägige größere Hofjagden stattfinden, an denen auch der Kaiser theilzunehmen gedenkt. Ebenso dürfte auch der Kronprinz von Württemberg denselben beiwohnen.
Kaiser Wilhelm kehrte am Donnerstag Vormittag nach Berlin resp. Potsdam nach fast sechswöchentlicher Abwesenheit zurück. Diese Zeit wurde ausgefüllt durch die großen Manöver in Schleswig=Holstein und Schlesien und Jagdausflüge nach Ostpreußen und Steiermark. Bei der gewaltigen Arbeitskraft, die dem Kaiser innewohnt, sind auf allen diesen Reisen die laufenden Regierungsgeschäfte in gewohnter Ordnung erledigt worden, und besonders in der Manöverzeit hat der Kaiser an manchem Tag bis in die Nacht hinein unterzeichnet und war am folgenden Morgen doch schon in aller Frühe wieder zu Pferde. Den Herbst wird die kaiserliche Familie in dem ruhigen Potsdam inmitten der Gärten von Sanssouci im Neuen Palais verleben. Erst zu den Winterfestlichkeiten, die seit dem Antritt der Regierung Kaiser Wilhelms II. erst in diesem Winter im vollen Umfange stattfinden werden, siedeln die kaiserlichen Herrschaften in das Berliner Schloß über.
Wie der Berliner Korrespondent des Standard aus "guter Quelle" wissen will, sind die zwischen dem Kaiser und Grafen Waldersee entstandenen Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf militärische Fragen beseitigt worden, sodaß letzterer es wahrscheinlich nicht für nothwendig finden werde, seinen Posten als Chef des Generalstabes niederzulegen.
Die Zeichnungen auf die 235 Millionenanleihe haben am Donnerstag stattgefunden und sind zu der festgesetzten Zeit um 5 Uhr Nachmittags geschlossen worden. In Börsenkreisen nahm man an, daß die Zeichnungen das Doppelte der verlangten Summe also den Betrag von 4-500 Mill. erreicht haben.
In Bezug auf die Revision des Invaliditätsversicherungsgesetzes hat der freisinnige Verein zu Glogau einstimmig eine Petition an den Reichstag folgenden Inhaltes beschlossen: An einen hohen Reichstag richten die Unterzeichneten die ergebene Bitte, der Reichstag wolle den Reichskanzler ersuchen, die Inkraftsetzung des Invaliditäts= und Alters=Versicherungsgesetzes aufzuschieben und letzteres einer Revision durch die gesetzgebenden Factoren zu unterwerfen. Gründe: 1. Das Invaliditäts= und Altersversicherungsgesetz in seiner gegenwärtigen Gestalt bedingt einen so kostspieligen und schwerfälligen Verwaltungsapparat, daß durch diesen allein schon Arbeitgeber und Arbeitsnehmer in unerträglicher Weise belastet werden. 2. Die Wohlthaten, die das Gesetz gewährt, sind an sich und insbesondere im Verhältniß zu den mannigfachen Lasten und Beschwerden, die es dem Volke auferlegt, viel zu geringfügig, um die Einrichtung einer so überaus umfangreichen Einrichtung zu rechtfertigen. 3. Das Gesetz erscheint als ernster und höchst bedenklicher Schritt auf dem Wege zum sozialistischen Staate; es lähmt die Bethätigung freier Selbsthilfe zur Beseitigung sozialer Mißstände.
Die Kölnische Zeitung will wissen, daß die Socialdemokraten eine lebhafte Agitation gegen die Abänderung des Krankenkassen=Gesetzes beabsichtigen. Um das Zustandekommen des Gesetzes zu verhindern, sollen so rasch als möglich Einspruchs=Versammlungen stattfinden.
Aus verschiedenen deutschen Städten werden Beschlagnahmen sozialdemokratischer Flugblätter auf Grund des Reichsstrafgesetzbuches gemeldet. Gegen die Herausgeber dieser Schriften ist das Strafverfahren eingeleitet worden.
Der socialdemokratische Wahlverein in Löbau ist plötzlich aufgelöst, die Kasse, sowie sämmtliche Bücher und Schriften sind beschlagnahmt worden.
Der Aufsichtsrath der deutsch=ostafrikanischen Gesellschaft in Berlin erklärte in seiner letzten Sitzung, daß die Gesellschaft zur Zahlung von vier Millionen Mark Entschädigung an den Sultan von Sansibar bereit sei, jedoch nur unter der Voraussetzung, daß das Reich ihr Freiheit für kolonisatorische Thätigkeit, Zolleinnahmen und andere Hoheitsrechte läßt.
Zum commandirenden General des württembergischen Armeecorps ist der württembergische Generallieutenant von Wölkern ausersehen. Damit würde mit dem bisherigen System, preußische Generale an die Spitze des Corps zu stellen, gebrochen und einem schon seit Jahren gehegten Wunsche der Bevölkerung Rechnung getragen sein.
In Bezug auf die neuesten Meldungen über eine bevorstehende Veränderung des handelspolitischen Verhältnisses zwischen Deutschland und Oesterreich scheint die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" jetzt das Richtige zu treffen, indem sie sagt: Der Wunsch nach Erleichterungen ist auf beiden Seiten vorhanden, aber vorläufig liegt gar kein Anlaß zu sanguinischen Hoffnungen vor.
Der Chef des französischen Generalstabes, General Miribel, hat behufs Erleichterung der Mobilisation die Anlage neuer Militärbahnhöfe an der Ostgrenze verfügt.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 80 Seite 2]Da es den Franzosen so selten gelingt, eines echten Spions habhaft zu werden, so wollen sie ihr Müthchen wenigstens durch die Schärfe der Strafe kühlen, welche über einen glücklich abgefaßten Unglückswurm dieser Gattung zu verhängen ist. In der Deputiertenkammer soll bei deren Wiederzusammentritt ein Gesetzentwurf betr. Verschärfung der gegenwärtig für Spionage festgesetzten Strafen eingebracht werden. Hauptsächlich ist es dabei auf die eigenen Landsleute, welche öffentliche Aemter bekleiden oder ehemals Offiziere resp. Unteroffiziere der Armee waren und Verrath am Vaterland üben, abgesehen, denn diese sollen mit dem Tod bestraft werden.
Immer trostloser lauten die Nachrichten über das Befinden des Königs von Holland. Die Aerzte haben die allmähliche geistige Umnachtung des greisen Fürsten festgestellt, trotzdem aber widersetzt sich die Königin Emma der Regentschaft.
Eingedenk des alten Spruches, daß kleine Geschenke die Freundschaft erhalten, hat der Zar der "Freiwilligen Kreuzergesellschaft" das große Schiff "Jaroslawlj" um den Preis von 300 000 Rubel abkaufen lassen und dasselbe dem Fürsten von Montenegro zum Geschenk gemacht. Dieses auch für Kriegszwecke eingerichtete Schiff wird demnächst in Antivari eintreffen, um dem Fürsten übergeben zu werden. Gewiß ein kaiserliches Geschenk, wie es selbst nur dann ein Freund des Herrschers erwarten kann, wenn er wie im vorliegenden Fall der einzige ist. Was die Sache für die übrige Mitwelt noch besonders interessant macht, ist der Umstand, daß in diesem Vorgang eine Verletzung des Berliner Vertrages liegt, da in diesem ausdrücklich bestimmt ist, daß Montenegro weder Kriegsschiffe haben, noch eine Kriegsflagge führen dürfe und der Hafen von Antivari, sowie alle zu Montenegro gehörigen Gewässer den Kriegsschiffen aller Nationen geschlossen bleiben sollen.
Es wird nunmehr in Konstantinopel als feststehend angesehen, daß die geplante Reise des russischen Thronfolgers dorthin aufgegeben ist. Wenn es heißt, daß die Reise wegen der im Orient herrschenden Cholera unterbliebe, so entspricht dies wohl nur zum Theil der Wahrheit. Es müssen zweifellos noch andere gewichtigere Gründe dafür vorliegen, über die jedoch noch keine Klarheit herrscht. Die "Kölnische Zeitung" weiß zu berichten, daß der Herzog von Leuchtenberg, bekanntlich ein rechter Vetter des Zaren, bei seinem kürzlich erfolgten Besuch in Konstantinopel nicht mit der rechten Zuvorkommenheit behandelt worden sei, was in St. Petersburg etwas verschnupft habe.
Angesichts der nordamerikanischen Zollchikanen verdient hervorgehoben zu werden, daß die deutsche Ausfuhr im letzten Jahre nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika rund 240 Millionen Mk. betragen hat. Die amerikanische Einfuhr nach Deutschland betrug rund 320 Millionen Mark.
Unter der am verflossenen Sonnabend in Kraft getretenen Mac Kinley=Bill werden folgende europäischen Produkte hauptsächlich zu leiden haben: Deutschland: Wein, Bier, Spirituosen, Textilwaaren, Spielsachen, Pelzwaaren, Bücher, Papierwaaren. Oesterreich: Zucker, Wein, Lederartikel, Handschuhe. Schweiz: Baumwollengewebe, Stickereien, Seidenwaaren. Belgien: Baumwollwaaren, Tabake, bearbeitetes Eisen und Stahl. Schweden=Norwegen: Eisen und Zündwaaren. Holland: Tabake, Konserven, Gewebe und Papier. Italien: Wein, Papier, Früchte, Seidenwaaren, Marmor und Marmorwaaren. Spanien und Portugal: Wein, katalonische Hutwaaren, Tabake. England: Baumwollen= und Seidenwaaren, Maschinen, Bekleidungsartikel, Eisen. Den größten Schaden wird Frankreich zu tragen haben, welchem eine jährliche Ausfuhr von 250 Millionen Francs so gut wie abgeschnitten ist. Auch die englische Waffen=Fabrikation ist schwer betroffen. In Birmingham hat eine Gewehrfabrik bereits 200 Arbeiter entlassen und 2-3000 weitere dürften in diesem Mittelpunkt der englischen Gewehrfabrikation von demselben Schicksal betroffen werden.
Am Montag Abend hat in Buenos=Aires infolge der Nachricht vom Ausbruch einer neuen Revolution eine panikartige Erregung geherrscht. Truppen wurden aufgeboten und Admiral Bordero übernahm den Oberbefehl über die Flotte, deren Schiffe gefechtsbereit waren. Zahlreiche Deputirte und Senatoren blieben Nachts im Hause des Präsidenten. Der Kriegsminister geleitete den letzteren und den General Roca zur Sicherstellung ihrer Person in die Kasernen. Wie verlautet, hatten einige Sergeanten zwei Regimenter aufzuwiegeln versucht, am Dienstag früh war alles wieder ruhig. Man zweifelt nicht, daß die Regierung aufrecht erhalten werden könne.
Zu der Ermordung der Küntzelschen Expedition im Witugebiet ist von dem Vertreter der Witugesellschaft, Herrn C. Weiß, ein weiteres Schreiben, vom 18. September datirt, eingegangen, welchem die "National=Ztg." folgendes entnimmt: Herr Weiß hat sich am 18. v. M. auf dem Postdampfer "Afrika" eingeschifft und traf unterwegs eine Dhau, in welcher die aus Witu zurückkehrenden Herren Kurt Töppen, Pendorff und August Meuchel sich befanden. Weiß konnte mit ihnen im Vorbeifahren nur einige Worte wechseln, erfuhr aber, daß Meuchel bei Witu am Oberschenkel verwundet und darauf entkommen ist. Daß er später von Gallas gefangen worden sei, wie von Wituleuten erzählt wurde, sei nicht wahr. Alle anderen Deutschen sind in Witu resp. Mkonumbi gefallen. Die von den Witu=Leuten verbreitete Version, daß Küntzel der angreifende Theil und somit Schuld an dem traurigen Vorgange gewesen, sei unwahr. Küntzel und seine Begleiter hätten erst geschossen, nachdem einer der Ihren in der Nähe des Thores durch einen Schuß in den Kopf getödtet worden war. Küntzel und seinen Begleitern gelang es, aus Witu zu entkommen; sie wurden aber draußen verfolgt und niedergemacht.
- Neustrelitz, 8. Oct. II. KK. HH. der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin sind gestern Nachmittag von Prillwitz wieder zu dauerndem Aufenthalte hier eingetroffen.
- Neustrelitz, 12. Oct. I. K. H. die Großherzogin, welche längere Zeit auf Keppschloß bei Pillnitz in Sachsen weilte ist gestern Abend von dort in erfreulichem Wohlbefinden hierher zurückgekehrt. I. K. H. die Erbgroßherzogin war mit den Prinzessinnen=Töchtern ihrer erlauchten Schwiegermutter am Sonnabend früh bis Berlin entgegengefahren.
gefahren.
- S. K. H. der Großherzog wird, wie neuerdings gemeldet worden, von Paris, wo er jetzt eingetroffen ist, wahrscheinlich nach Cannes reisen, demnach zu seinem Geburtstag (17. d. Mts.) hier nicht anwesend sein.
- Schönberg, 9. Oct. In der auf gestern Abend einberufenen außerordentlichen Versammlung des Geflügelzuchtvereins wurden die nicht eingelösten Gewinne der Ausstellungslotterie verauctionirt. Auch sollte programmmäßig über Kosten und Einnahme der letzten Ausstellung Rechnung abgelegt werden, was aber unterbleiben mußte, da der Cassier verreist war. Bankbeamter Richter verhieß für eine der nächsten Versammlungen einen Vortrag über Kanarienzucht und wurden mehrere Anträge in Aussicht gestellt.
- Schönberg. Der Möbelversicherungsverein im Fürstenthum Ratzeburg beabsichtigt für seine Districte Rettungsapparate anzuschaffen. Die Statuten dieses Vereins, die vorläufig nur auf ein Jahr von Hoher Landesregierung bestätigt waren, sind nunmehr bis auf Weiteres bestätigt. Der Verein zählt zur Zeit 450 Versicherte mit einem Versicherungs=Capital von ca. 1/2 Millionen Mark.
Schönberg. Die Genossenschafts=Meierei zu Carlow hat nunmehr ihren Betrieb wieder aufgenommen, nachdem die Meinungsverschiedenheiten ihrer Mitglieder, namentlich über die Anstellung des Inspectors, gehoben sind.
- Der Allgemeine Landtag beider Mecklenburg ist zum 19. November nach Malchin einberufen worden.
- Der Cassier des Vorschuß=Vereins zu Gadebusch, Seligmann, ist gestorben, wie es dort allgemein heißt, an Gift. Bekanntlich war ein Defect von 83 000 Mk. in der Casse des Vorschuß=Vereins entdeckt.
- Die Jagdtrophäen des Kaisers aus Steiermark sind bereits in Potsdam eingetroffen und nach dem Neuen Palais befördert worden. Der Kaiser
[ => Original lesen: 1890 Nr. 80 Seite 3]hat allein 31 Paar Gemskrickeln mitgebracht.
- Nach Privat=Nachrichten aus Varzin befindet sich Fürst Bismarck im besten Wohlsein. Das Landleben, das häufig durch Erscheinen von Gästen im fürstlichen Haus und durch andere Besuche unterbrochen wird, bekommt dem Fürsten in jeder Hinsicht vortrefflich. Lothar Bucher ist noch ständiger Gast des Fürsten.
- Eine Berliner Arbeiterinnen=Versammlung wählte am Dienstag Abend vier Vertreterinnen, darunter eine adelige Sozialistin, zum Parteikongreß in Halle a. S. Eine Rednerin betonte, die Frauen seien heute gar zu schlecht daran, ihr Loos könne erst im sozialistischen Zukunftsetat sich bessern, wonach allseitiges, stürmisches Bravo erklang. Darauf erhob sich aber ein bekannter männlicher Sozialist und erklärte, er sei zwar im allgemeinen mit der Referentin einverstanden, die Arbeiterinnen dürften sich aber nicht einbilden, daß sie sich im sozialdemokratischen Zukunftsstaate in seidenen Kissen werden wiegen können. Darob große Unruhe! Wahrscheinlich wird es im Zukunftsstaat auch nicht anders sein als heute: Eine tüchtige Hausfrau ist unbezahlbar, eine nicht tüchtige ruinirt das Haus.
Anzeigen.
In Sachen, betr. die Zwangsversteigerung der dem Büdner und Kiepenmacher Johann Groth gehörigen zu Herrnburg sub. Nr. 17 belegenen Büdnerei c. p. stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf
Dienstag, den 21. October 1890,
Vormittags 11 Uhr,
2. der Ueberbotstermin auf
Dienstag, den 25. November 1890,
Vormittags 11 Uhr.
Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück c. p. und an die zur Immobilarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Dienstag, den 21. October 1890,
Vormittags 11 Uhr
angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I des unterzeichneten Amtsgerichts der Betheiligten aus.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an das Grundstück c. p.
bestimmten Termin und in dem Verkaufstermin zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 24. Juli 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. C. Hahn.
H. Diederich.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Lüdersdorf sub. Nr. 4 belegene Büdnerei c. p. des Maurergesellen Matthias Heinrich Schmidt daselbst wird unter Bezugnahme auf das ergangene Proclam vom 9. August d. J. hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der Liquidations=Termin nicht, wie in den Nummern 62, 69 und 73 der hiesigen Wöchentlichen Anzeigen de 1890 von der Druckerei versehentlich angegeben ist, am 14. October d. J., sondern erst am
Montag, den 27. October d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
stattfindet.
Schönberg, den 13. October 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Sonnabend, den 18. October d. J., Vormittags 10 Uhr, sollen in Lüdersdorf
2 kleine Schweine
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Näheres im Kruge zu Lüdersdorf.
Schönberg, den 13. October 1890.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Generalversammlung des
Herbergs=Vereins.
Nachdem Se. Königl. Hoheit der Großherzog gnädigst geruht haben, 300 Mark zur ersten Einrichtung zu bewilligen und die Anweisung von 40% der Kosten der Verpflegungsstation in Aussicht zu stellen und das Unternehmen somit gesichert erscheint, wird auf den 27. October, Nachm. 3 Uhr, in dem Boye'schen Gasthof hierselbst eine
Generalversammlung
berufen, zu der alle diejenigen eingeladen werden, die Jahresbeiträge gezeichnet haben oder bis dahin zeichnen werden. Es wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß statutenmäßig in der Generalversammlung nur die Mitglieder, welche bis zur Beschlußfassung einen Jahresbeitrag von mindestens 1 Mark gezeichnet haben stimmberechtigt sind.
Tagesordnung:
1) Berichterstattung.
2) Beschlußfassung über Herberge zur Heimath und Verpflegungsstation.
3) Wahl des Vorstandes.
Der Ausschuß des Herbergs-Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg.
I. A.: Georg Krüger.
Diäten-Verein für Geschworene beider Mecklenburg.
Anmeldungen zum Eintritt und Beiträge nimmt bis zum 1. November entgegen
L. Spehr.
Zur Saison halte mein Putzgeschäft einem geehrten Publikum bestens empfohlen. Alle Neuheiten zu den billigsten Preisen. Hübsch und modern garnirte Hüte in Filz und Sammet, alle möglichen Formen, von 3 Mark an. Indem ich um gütigen Zuspruch bitte zeichne Achtungsvoll
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Damen=Kleiderstoffe in Wolle versendet direkt an Private zu Fabrikpreisen, Proben frei.
Richard Löffler, Greiz.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 80 Seite 4]Geschäftseröffnung.
Einem verehrten Publicum von Schönberg und Umgegend zur gefl. Nachricht, daß ich am heutigen Tage in der Sabowerstrasse Nr. 23 ein
Colonial= und Materialwaarengeschäft
eröffnet habe. Mein Bestreben soll sein stets reelle Waare zu möglichst billigen Preisen zu liefern und werde ich alles aufbieten, in jeder Weise die Gunst des Publicums zu erwerben.
Hochachtungsvoll
Christian Freitag.
Kampf= genossen= |
|
Verein 1870/71. |
Zur Geburtstagsfeier Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs am 17. d. Mts. gemeinschaftlicher
Commers
in Herrn Wieschendorf's Hotel Abends 8 Uhr wozu alle patriotisch Gesinnten von Stadt und Land und die Kameraden ergebenst einladet
Der Vorstand.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Zur Feier des diesjährigen Geburtstages S. K. H. des Großherzogs findet am
Freitag, den 17. October d. J. ein
Grosser Fest-Ball
im Gastwirth Boye'schen Sale statt, wozu auch Nichtmitglieder des Vereins durch Vereinsmitglieder eingeführt werden können. Eintrittskarten für Nichtmitglieder sind, für Herren à 1 Mk. und für Damen à 50 Pfg., bei den Kameraden Oldenburg und Hempel zu lösen.
Anfang des Balles Abends 7 1/2 Uhr.
Kameraden und deren Frauen und erwachsene Töchter zahlen kein Eintrittsgeld. - Vereinszeichen sind anzulegen.
Der Vorstand.
Zur Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs findet am 17. d. M., Nachmittags 4 Uhr, in meinem Saale ein
Diner
statt, wozu ich mir erlaube hierdurch ergebenst einzuladen.
Preis à Couvert 3 Mark.
Anmeldungen erbitte ich bis Mittwoch, den 15. d. M.
L. Spehr.
Stadt Lübeck.
Am Freitag, den 17. October,
zur Feier des Geburtstages Sr. Königl Hoheit des Großherzogs,
Tanzmusik.
Am 19. und 20. October findet bei mir ein
Scheiben-Schiessen
nach guten Gewinnen statt, wozu ich freundlichst einlade.
Auf drei Schüsse ein Gewinn.
Oldenburg-Palingen.
Zur Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit von Meckl.=Strelitz, am 17. October,
Große Tanzmusik,
wozu ich freundlichst einlade.
Gastwirth Wienck in Sülsdorf.
Baugewerkschule Eckernförde
Wintersemester: 21. October.
Kostenfreie Auskunft. Director Spetzler.
Phosphorpillen,
Giftweizen,
gegen Feldmäuse empfiehlt
die Apotheke zu Schönberg.
1 oder 2 Hobelbänke
werden sofort zu kaufen gesucht.
August Arndt.
Kalter Damm 7.
Zu verkaufen eine gebrauchte aber gut erhaltene
Wasch=Maschine.
Wo? zu erfragen in der Expt. d. Anzeigen.
Eine
Feuer=Vers.=Agentur
ist für hiesigen Platz zu vergeben.
Off. sub Feuer=Versicherung a. d. Exp. d. Bl.
Lehrlingsgesuch.
Zum October d. J. kann ein junger Mann mit den nöthigen Schulkenntnissen bei mir als Lehrling eintreten. Kost und Logis gegen Entschädigung auf Wunsch in meinem Hause.
Lübeck. R. Lübcke.
i. Fa. Dittmer'sche Buchhandlung.
Gesucht zu sofort
ein kräftiger Knabe
für einige Tagesstunden gegen guten Lohn. Zu melden bei
L. Spehr.
Gesucht zum 1. November ein
Mädchen
zum Alleindienen. Lübeck,
Engelswisch 21.
Zu Ostern werden
Tagelöhner und verheirathete Pferdeknechte
bei gutem Verdienst, ohne Hofgängerzwang, zu Gr. Mohlzahn bei Schlagsdorf in Wohnung gesucht.
Röper.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 80 Seite 5]Beilage
zu Nr. 80 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 14. October 1890.
Die Herberge zur Heimath und Natural=Verpflegungsstation zu Schönberg
IV.
Als Ziel ist im Auge zu behalten, daß für die Herberge z. H. und Verpflegungsstation mit der Zeit ein eigenes Haus erworben werde. Das wird freilich erst möglich sein, wenn aus öffentlichen Kassen das Kaufgeld dargeliehen oder für dasselbe wenigstens eine Zinsgarantie übernommen wird, so daß für den Herbergsverein keine außerordentliche Last oder Verlegenheit daraus erwächst. Zunächst soll die Herberge z. H. einem Wirth in dessen eigene Rechnung übergeben werden und sind deshalb vorderhand nur für die Einrichtung und den Unterhalt der Verpflegungsstation die nöthigen Mittel aufzubringen.
S. Königl. Hoheit der Großherzog hat die Gnade gehabt, zu der ersten Einrichtung einen von der Großh. Finanzcommission zu erhebenden Beitrag von 300 M. Allerhöchst zu bewilligen und gewährt die Großh. Hohe Landesregierung für den fortlaufenden Unterhalt im Bedarfsfalle einen Zuschuß bis zu 2/5 der jährlichen Kosten. Immerhin sind für beide Zwecke noch erhebliche Mittel erforderlich, zumal auch für Carlow event. Einrichtungen zu treffen sind. Darum sind sowohl einmalige als jährliche Beiträge unentbehrlich; und da wir bei der großen Zahl der Vagabonden auf viele zu verpflegende Gäste zu rechnen haben, so ist es dringend wünschenswerth, die jährlichen Beiträge nicht zu knapp zu bemessen. Möge nur Jedermann bedenken, daß es sich um ein Werk der Liebe handelt und daß schließlich doch Jeder, auch wenn er reichlich giebt, noch spart, sobald die Hausbettelei aufhört. Hoffentlich wird es möglich sein, der Generalversammlung bereits einen vorläufigen Ueberschlag über die einmaligen und jährlichen Kosten vorzulegen.
Weiter aber ist erforderlich, daß thunlichst das ganze Land sich an dem Verein betheilige und keine Ortschaft und in den Ortschaften möglichst auch kein Haus sich ausschließe. Nur dann kann der Zweck, unser Fürstenthum von der Vagabondenplage zu befreien, erreicht werden; dann wird er aber auch mit Sicherheit und in kurzer Zeit erreicht. Darum bedenke Jeder ernstlich die Verantwortung, die er auf sich lädt, wenn durch seine Schuld, weil er und mit ihm vielleicht sein ganzer Ort sich engherzig zurückhält, das so wohlthätige Unternehmen nicht vollen Erfolg hat und dem Lande nicht der Segen zutheil wird, der ihm sonst in Aussicht stände. Bedenke auch Jeder, daß es Pflicht ist, um der guten Sache Willen im Gottvertrauen getrost selbst voranzugehen. Es wird dann nicht daran fehlen, daß dem guten Beispiel auch die Nachbarn folgen.
Nothwendig ist aber ferner, daß, sobald die Verpflegungsstation eröffnet wird, auch in den einzelnen Häusern den fremden Bettlern keine Gaben mehr gereicht werden. So lange für ihre Verpflegung nicht durch die Stationen gesorgt ist, würde ja eine Härte darin liegen, sie einfach von der Thür fortzuweisen. Denn unter der großen Zahl der Unwürdigen finden sich doch immer auch solche, welche die wirkliche Noth treibt, die Liebe der Mitmenschen anzurufen. Wer möchte die Verantwortung übernehmen, diese ins Verderben, auf die Bahn des Verbrechens zu stürzen? Und wer möchte überhaupt seinen Kindern das Beispiel der Härte und Lieblosigkeit geben? Sind aber Verpflegungsstationen vorhanden, auf denen für die ausreichende Sättigung der mittellosen Wanderer gesorgt wird, so ist es für die Mitglieder des Vereins ein Unrecht, jenen noch, wie bisher, zu geben. Was man ihnen an Geld oder Naturalien darreicht, wird ohnehin meist in Branntwein umgesetzt, wird in schlechten Herbergen verzecht oder verspielt. Branntwein und Spiel sind das Lebenselement der Vagabonden. Darum ist die vermeintliche Wohlthätigkeit hier übel angebracht, ist nicht ein Beweis der Liebe, sondern geradezu eine schwere Versündigung. Es ist sittliche Pflicht, die doch meist nur aus Bequemlichkeit oder Feigheit dargereichten Gaben fortan - besondere Nothfälle ausgenommen - zu verweigern und die Bettler auf die Verpflegungsstation zu verweisen.
Wird damit nur Ernst gemacht und stehen die Ortschaften, wie man bei dieser so gemeinnützigen Sache doch gewiß erwarten sollte, wirklich zusammen, so wird sich auch alsbald zeigen, daß alle Befürchtungen, die man kleingläubig hegt, in nichts zerrinnen, wie sich das überall in unserem Vaterlande bestätigt hat. Wollen wir zurückstehen, und sollen bei uns wirklich, wie man hier und da ausgesprochen hat, die Vagabonden die Herren in unsern Häusern sein? Es ist doch wahrlich an der Zeit, daß jedermann sich aufraffe, damit dem Unwesen ein Ende gemacht werde. Selbstverständlich soll die Verpflegungsstation zu einer zweckmäßigen, nämlich zu einer solchen Zeit eröffnet werden, in welcher der Regel nach männliche Hülfe den Gehöften und Häusern nicht fern ist. Im Uebrigen kennen auch die Vagabonden den Ernst des Gesetzes sehr wohl und scheuen längere Freiheitsstrafen und gar das Zuchthaus; und wir dürfen vertrauen, daß auch die Polizei ein scharfes Auge auf dieselben haben und mit aller Strenge gegen sie vorgehen wird. Um so weniger ist zu verstehen, wie gerade auch an solchen Orten, die von Landstreichern besonders heimgesucht werden, so wenig Willigkeit sich zeigt, dem Vereine beizutreten und für ihn thätig zu sein.
Andere Bedenken können übergangen werden; sie sollen meist nur Vorwände sein; man hat sich sogar nicht gescheut, denen, die ihre Zeit und Kraft in den Dienst der guten Sache gestellt haben, unlautere Beweggründe unterzuschieben. Nur das mag schließlich noch einmal gesagt werden, wie es schon in den gehaltenen Vorträgen hervorgehoben ist, daß durch die Zeichnung von Beiträgen niemand eine dauernde Verpflichtung oder Last übernimmt. Darum sage sich doch jeder: ich will's einmal versuchen und will zunächst auf ein Jahr Mitglied werden und meinen Beitrag geben. Das würde niemand gereuen und würde mit Gottes Hülfe sicher auch den Erfolg haben, daß alsbald der große Segen der Herberge zur Heimath und Verpflegungsstation auch für unser Fürstenthum sich zeigt und damit auch für die Zukunft die Herzen dem Werk zugethan und die Hände für dasselbe offen bleiben.
- Der Schnellzug Berlin=Köln hat am Montag Nachmittag in Magdeburg durch einen Aufsehen erregenden Vorfall eine Verzögerung erlitten. In einem Coupe 1. Cl. wurde vom Schaffner ein etwa 26 bis 27jähriger, hochelegant gekleideter Mann vorgefunden, der sich soeben mittelst eines Revolverschusses in die Brust den Tod gegeben hatte. Der Selbstmörder hatte am Potsdamer Bahnhof in Berlin den Zug bestiegen; man vermuthet in ihm den Sohn einer angesehenen Familie.
- Wegen Blumendiebstahls auf dem Kirchhof wurde eine Arbeiterfrau in Berlin zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt.
- Das Kuratorium der Sterbekasse des deutschen Krieger=Bundes macht darauf aufmerksam, daß mit dem 1. Januar 1891 die Zeit abgelaufen ist, bis zu welcher noch Versicherungen von Kameraden bezw. deren Ehefrauen (im Alter bis zu 60 Jahren) angenommen werden, von da ab darf bei der Aufnahme das 45. Lebensjahr der Neuhinzutretenden nicht überschritten sein. Die Sterbekasse zahlt jetzt schon über 4000 Mitglieder mit über 1 Mill. Mk. Versicherungskapital.
- Die zerlegbaren Stahlboote, welche in Hamburg für die Wißmann=Expedition gebaut werden, gehen bereits ihrer Vollendung entgegen. Das kleinere, aus 13 Theilen von je etwa 200 Pfund Schwere bestehende Fahrzeug ist bis zur Verniethung der verzinkten Stahlplatten fertig, von dem großen, aus 23 Theilen zusammengesetzten Boote steht bereits der Kiel. Die einzelnen Theile werden durch
[ => Original lesen: 1890 Nr. 80 Seite 6]Schrauben zusammengebracht. Die Dichtung geschieht durch Gummiplatten.
- Der Taucher Petroff aus Rußland, welcher kürzlich auf der Eisenbahnfahrt von Lübeck nach Hamburg mehrere Personen mit einem Messer verwundete, hat sich im Gefängniß zu Wandsbek erhängt.
- Nach einem der astronomischen Centralstelle in Kiel zugegangenen Telegramm ist auf der Lick=Sternwarte in Kalifornien am 6. September ein schwacher Komet entdeckt worden.
- In Hannover ist am Mittwoch die 6. allgemeine lutherische Conferenz eröffnet worden. Zu derselben sind ca. 800 Theilnehmer aus ganz Deutschland eingetroffen. Besonders stark sind Mecklenburg, die thüringischen Staaten, Württemberg, Sachsen und Schleswig=Holstein vertreten. Vom Ausland waren Vertreter aus Dänemark, Norwegen und Schweden anwesend.
- Eine Million verloren. Als dieser Tage ein Herr auf der Reise von Frankfurt nach Wien begriffen war, entfiel ihm zwischen den Stationen Markt Bibart und Langenfeld sein Täschchen durchs Koupeefenster ins Freie. Dieses Täschchen war mit Juwelen gefüllt, die über eine Million Franken repräsentierten. Schnell ergreift er das Nothsignal und der Zug steht. Er nennt seinen Namen, verläßt eiligst den Zug, welcher wieder weiter fährt, und geht seinen verlorenen Schatz zu suchen, den er auch glücklich wieder findet. Aus Freude hierüber verschenkte er zu Langenfeld all sein Kleingeld, benützte zur Weiterreise den nächsten Postzug und zahlte in Neustadt 30 Mark Ordnungsstrafe für Stellung eines Eisenbahnzuges.
- Der für die Rothweintrauben so verderbenbringende Sauerwurm ist in der Gegend um Neuenahr stark auf getreten und wird eifrigst an dessen Vernichtung gearbeitet. In den Gemeinden Heimersheim und Löhrsdorf hat man über 200 kleinere und größere Reblausheerden neu entdeckt, an deren Zerstörung mit allen Kräften gearbeitet wird.
- Zwischen Sozialisten und Artilleristen gab es nach dem "Haynauer Stadtblatt" in Sprottau einen blutigen Zusammenstoß, bei welchen die Artilleristen von der blanken Waffe Gebrauch machten. Aus Anlaß dieser Straßenexcesse nun haben die Fabrikbesitzer von ihren Arbeitern bei Androhung der Kündigung verlangt, den schriftlichen Nachweis beizubringen, daß sie aus dem sozialdemokratischen Verein ausgeschieden sind.
- Für das auf dem Schlachtfelde von Wörth zu errichtende Kaiser=Friedrich=Denkmal sind bis jetzt nur 204 097 M. 38 . eingegangen, so daß noch etwa 100 000 M. aufgebracht werden müssen, bevor an die Ausführung des Projektes gegangen wird.
- Die Durchführung der Mec Kinley=Bill hat sich gelegentlich der Leipziger Messe besonders auch in Bezug auf die Musik=Instrumenten=Industrie in folgenschwerer Weise bemerkbar gemacht. Während bisher aus Sachsen allein jährlich für 5 Millionen Musikinstrumente nach den Vereinigten Staaten ausgeführt wurden, sind diesmal während der Leipziger Messe aus Nordamerika so gut wie gar keine Aufträge zu verzeichnen gewesen.
- Die einzige Tochter Edisons war im Herbst vorigen Jahres in Dresden an den Pocken erkrankt und fand im dortigen Stadtkrankenhause Aufnahme. Jetzt nun sandte Edison dem Oberarzte, Geh. Medicinalrath Dr. Fiedler, in dankbarer Anerkennung der seiner Tochter zu Theil gewordenen sorgfältigen Behandlung 4000 Mark zum Besten von Dresdener Wohlthätigkeitsanstalten.
- Vielen Kaufleuten, besonders angestellten Gehilfen wird es angenehm sein, wenn wir sie auf eine Kasse aufmerksam machen, welche geeignet ist, die Zukunft der Familie zu sichern. Die "Witwen= und Waisenkasse des Verbandes deutscher Handlungsgehilfen zu Leipzig" ist jetzt so günstig gestellt, daß sie im Todesfalle den Wittwen und Waisen ihrer Mitglieder, welche jetzt der Kasse fünf Jahre angehören und ihre Beiträge voll bezahlt haben, 450 Mk. Pension der Wittwe und 165 Mark Pension für jedes Kind jährlich zahlt. Diese Sätze sind in der letzten General=Versammlung auf Grund der Sachverständigen=Gutachtens beschlossen worden. Später kann durch erhöhte Einzahlung noch mehr Pension gewährt werden.
- Die bayerischen Königsschlösser Linderhof, Neuschwanstein und Hohenschwangau sollen am 15. October geschlossen werden. Die Einnahmen in diesem fremdenreichen Sommer waren ganz enorme.
- Auf Helgoland wurde in der bekannten Weise ohne vorherige Aufgebot zum ersten Male unter deutscher Hoheit die Trauung eines ausländischen Paares vollzogen. Der Bräutigam war der chinesische Marineoffizier Plambeck, der sich mit einer Kieler Dame vermählte. Plambeck, ein geborener Holsteiner, trat vor mehreren Jahren in den Dienst der chinesischen Marine.
- Ueber die Ursache des Unfalls, welcher die Kaiser von Deutschland und Oesterreich bei ihrer Abfahrt von Mürzsteg in Gefahr gebracht hatte, ist eine Untersuchung eingeleitet worden, doch hat dieselbe bislang kein Ergebniß gehabt. Als die Pferde gegen den Gartenzaun, an dem die Wagenstange zerbrach, mit aller Kraft anrannten, sprang Kaiser Wilhelm behend aus dem Fuhrwerk und rief dem österreichischen Kaiser zu, gleichfalls hinauszuspringen. Franz Josef aber blieb im Wagen und sagte lächelnd: "Das ist ein interessantes Intermezzo!" Die Pferde wurden alsbald von einem Arbeitsmann festgehalten.
- Auf dem Schlosse Gmünd, dem Erzherzoge Sigismund von Oesterreich gehörig, wurde ein Küchenjunge unter der Anschuldigung verhaftet, den Speisen Arsenik beigemischt zu haben, um den Mundkoch unmöglich zu machen. Das Schloßpersonal verspürte nach den Mahlzeiten Uebelkeiten und hatte heftiges Erbrechen. Besonders stark war dies bei einem Kammerherrn der Fall, während der Erzherzog, dessen Konstitution eine vorzügliche ist, nur wenig Schmerzen hatte.
- Aus den russischen Ostseeprovinzen verlautet, daß zahlreiche dortige deutsche Familien nach Südsteiermark auszuwandern beabsichtigen. Der deutsche Verein "Südmark" hat den baltischen Auswanderern seine Unterstützung angeboten.
- Aus Petersburg wird gemeldet, daß im Uralgebiet mächtige Platinlager entdeckt worden sein. Das Platin steht bekanntlich dem Golde an Werth gleich.
- In Schottland steht es schlimm. Unter den ausständischen Hochofenarbeitern, denen sich neuerdings 6000 Bergarbeiter in Fifeshire zugesellt haben, herrscht große Erregung. Die Leute sind zum größten Theil mittellos, sodaß sie nicht wissen, wie sie sich und ihre Familien ernähren sollen. Trotzdem wollen sie den Arbeitgebern gegenüber nicht nachgeben. Auch aus Melbourne wird gemeldet, daß ein allgemeiner Betriebsstillstand auf den Hüttenwerken zu gewärtigen ist.
- Im Ostende Londons herrscht seit einigen Tagen eine unbeschreibliche Aufregung, da das Aufgebot einer ungewöhnlich starken Polizeimacht die Menge in dem Glauben bestärkt, das die Behörden Anhaltepunkte für geplante neuerliche Unthaten Jacks des Aufschlitzers haben. Sämtliche Straßen sind Abends mit erregten Menschenmassen angefüllt, und alle irgendwie verdächtig aussehenden Individuen schweben in größter Gefahr, der Lynchjustiz anheimzufallen. Die Polizei hat verschiedene Frauenzimmer derjenigen Kategorie, aus welcher sich Jack seine Opfer auszuwählen pflegt, angeworben, um Detektivdienste zu verrichten.
- Warmes Futter für Hühner. Erfahrene Hühnerzüchter wissen allerdings, wie wichtig es ist, den Hühnern während des kalten Wetters warmes Futter zu geben, doch scheint dies vielen Landwirthinnen unbekannt geblieben zu sein. Alles Futter, mag es gemischt oder rein, gequetscht oder ganz sein, sollte erwärmt werden. Wenn man Mais, der ein gutes und billiges Hühnerfutter ist, verfüttert, muß er im Ofen so weit erhitzt werden, daß er beinahe geröstet ist, dann läßt man ihn etwas abkühlen und giebt ihn den Hühnern. - Gekochtes Futter, das von Zeit zu Zeit gegeben wird, sollte stets warm verfüttert werden und wenn nöthig, sollte man es im Ofen aufwärmen. Es ist überraschend, welchen Unterschied warmes Futter während der kalten Tage auf die Eierproduktion ausübt, namentlich wenn für geeignetes Obdach und für Pflege des Viehes gesorgt ist. Eine der besten Futtermischungen ist übrigens ein warmes Gemenge von zerquetschten, gekochten Kartoffeln mit Weizenkleie und etwas Oelkuchenpulver.
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