[ => Original lesen: 1890 Nr. 72 Seite 1] Nach Schluß der Manöver in Schleswig=Holstein verlieh der Kaiser zahlreichen betheiligten Offizieren Auszeichnungen. Der commandierende General von Leszynski erhielt das Großkreuz des Rothen Adlerordens.
Nach einer Meldung aus Liegnitz wird Graf Moltke die Ausstellungen in Bremen und Köln besuchen und dann direkt zum Empfang des Kaisers nach Kreisau reisen, ohne den schlesischen Manövern beizuwohnen.
Seitens der Sozialdemokratie wird jetzt, namentlich in der Umgegend Berlins, eifrig für den Massenaustritt aus der Landeskirche agitiert. Es sollen zu diesem Zwecke nächster Tage mehrere Volksversammlungen abgehalten werden, obgleich der Vorstand der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion sich mit Entschiedenheit dagegen ausgesprochen hat.
Der Kaiser von Oesterreich ist am Dienstag Abend von Wien nach den Manövern zu Großwardein abgereist, wohin sich am folgenden Tag auch die eingeladenen fremdherrlichen Offiziere begeben haben.
In Frankreich wird mit dem Erlöschen der französischen Handelsverträge, das nahe bevorsteht, ein vollkommen neues, auf energische Bekämpfung der fremdländischen Konkurrenz gerichtetes Zollsystem Platz greifen. Wie aus Paris gemeldet wird, wird der darauf bezügliche Gesetzentwurf dem Parlament bei seinem Wiederzusammentritt vorgelegt werden. Der Handelsminister beabsichtigt einen einfachen Generalzolltarif einzuführen, welcher der Regierung das Recht giebt, die Zölle den Mächten gegenüber, welche Frankreich keine wirthschaftlichen Vortheile zugestehen würden, zu erhöhen. Der vorläufige Entwurf dieses General=Zolltarifs ist nach den Berathungen des höheren Handelsraths nahezu fertig und wird demnächst dem Ministerrath unterbreitet werden.
Der französische Kriegsminister beschloß, daß an dem im nächsten Jahre stattfindenden großen Manöver statt zwei, vier Armeekorps theilnehmen sollen. Diese Entscheidung bedingt eine Mehrausgabe von 1 302 755 Frcs.
Sämmtliche Mitglieder des höheren Kriegsraths sind, wie das "Echo de Paris" meldet, beauftragt, den Manövern derjenigen einzelnen Truppentheile beizuwohnen, die sie im Ernstfall zu befehligen haben werden.
Aus Paris wird berichtet, daß der Schriftsteller Drummond öffentlich behauptet habe, der Graf von Paris besitzt ein Schreiben Boulangers, in welchem dieser sich zur Wiederherstellung der Monarchie gegen eine Jahresdotation von 200 000 Franken, die Verleihung des Herzogstitels und des Marschallsstabes verpflichtete.
Bei jeder Gelegenheit zeigt es sich, daß Frankreich und Rußland bei ihren Kriegsrüstungen Hand in Hand gehen. Rußland hat einen großen Theil der für seine Armee bestimmten neuen Gewehre in Frankreich in Auftrag gegeben und das dazu gehörige rauchlose Pulver hat es, wenigstens im Rohstoff, ebenfalls der Zuvorkommenheit der französischen Regierung zu verdanken. In letzter Zeit sind wiederholt größere Transporte von Schießbaumwolle, die das Rohmaterial zur Anfertigung von rauchlosem Pulver bildet, von Paris in Hamburg eingetroffen und per Schiff nach St. Petersburg weiter befördert worden. Diese Sendungen kamen, wie man hört, aus französischen militärischen Depots und waren für die russische Regierung bestimmt.
Der Namenstag des Kaisers von Rußland wurde am Donnerstag in Rowno durch einen Gottesdienst in der Kapelle, in welchem die kaiserliche Familie wohnt, festlich begangen. Das Kaiserpaar empfing eine Deputation des Wolhynischen Adels und der Bauernschaft. Später fand Diner statt. Der Kaiser von Oesterreich gab aus Anlaß des Namensfestes ein Prunkessen, bei welchem er einen Trinkspruch auf das Wohl des Kaisers Alexander ausbrachte. Auch in Rumänien, Serbien und Montenegro wurde der Namenstag besonders lebhaft gefeierte überall fand Empfang bei den russischen Geschäftsträgern statt.
Besondere Aufmerksamkeit widmet die russische Polizei während des Aufenthaltes des Zaren in Sasno den dortigen Gasthäusern. Alle Wirthe mußten die schriftliche Verpflichtung eingehen, keine Zimmer während der Anwesenheit des Kaisers an Privatpersonen zu vermiethen.
Die "Köln. Ztg." bestätigt, daß außerordentlich scharfe Ausnahmemaßregeln gegen die Juden in Rußland vorbereitet werden. Etwa eine Million Israeliten werden Haus und Hof, wahrscheinlich auch ganz Rußland verlassen müssen, da ein Unterkommen im Zarenreiche sich nicht leicht finden dürfte. Der Ursprung der Maßnahme ist übrigens nicht Judenhaß, sondern der Zar und seine Rathgeber wollen nur orthodoxe Russen im Lande haben, und da die Juden sich nicht in solche umwandeln lassen, sollen sie fort aus Rußland. Alle Versuche, die Maßregeln zu verhindern, sind erfolglos geblieben, auch die Drohung, auf dem Geldmarkte Schwierigkeiten zu bereiten, hat nichts genützt. Der Czar winkt einfach nach Paris, und die Franzosen schaffen für Rußland stets Geld. So wird den russischen Juden wohl nichts übrig bleiben, als in den sauren Apfel zu beißen.
Ein überaus peinlicher Zwischenfall wird aus Gibraltar gemeldet: Drei englische Offiziere, welche am Montag von einem Picknick zurückkehrten, wurden von Spaniern, mit denen sie in Streit gerathen waren, mißhandelt und durch Dolchstiche verwundet. Die englische Militärbehörde hat eine Untersuchung eingeleitet.
Die Resultate der Wahlen zur bulgarischen Sobranje sind jetzt sämmtlich bekannt. Prinz Ferdinand kann zufrieden sein, denn es sind 260 regierungsfreundliche und nur 35 oppositionelle Deputierte gewählt.
Reichskommissar v. Wißmann kehrt am 22. d. Mts. nach Ostafrika zurück, ob unter seinem bisherigen Titel oder als Gouverneur, steht noch nicht fest. Die Anwesenheit des Majors v. Wißmann in Ostafrika ist nämlich aus mehrfachen Gründen nothwendig. Zunächst darf man nach den viel längeren Erfahrungen anderer Colonialstaaten nicht annehmen,
[ => Original lesen: 1890 Nr. 72 Seite 2]daß mit der Niederwerfung des Küstenaufstandes für alle Zeiten Unruhen und Auflehnungen einzelner Stämme beseitigt wären. Auf dem umfangreichen Gebiete werden sich noch oft solche zeigen und ist es nothwendig, noch längere Zeit mit einer geordneten Macht dort zu erscheinen. Dann hat sich Major v. Wißmann als ein tüchtiger Organisator erwiesen, auch über die militärische Seite hinaus; seine Thätigkeit umfaßte alle Seiten einer in ihren Anfängen befindlichen Colonialverwaltung. Endlich hat der Reichscommissar noch verschiedene Pläne in Bezug auf das Hinterland, welche er kurz in seinen, durch die Weißbücher bekannten Berichten dargelegt hat. Vor allem hat er die "westliche Küste", wie er sie nennt, d. h. die drei großen Seen: Victoria, Tanganika, Nyassa im Auge. Major von Wißmann möchte auf jeden dieser drei Seen je einen deutschen Dampfer bringen. Für die Erbauung des Dampfers auf dem Victoria=Nyanza=See sind bereits 70 000 Mark gezeichnet.
- Schönberg, 15. Sept. Heute fand unter dem Vorsitze des Herrn Consistorialraths Präfcke aus Neustrelitz die mündliche Abgangsprüfung an unserer Realschule statt. Sämtliche drei Abiturienten, Lüth und Heincke von hier, Ollrogge aus Niendorf, bestanden das Examen. Die beiden ersteren wollen Kaufmann werden, Ollrogge Landmann.
- Schönberg. Vom 1. October d. Js. an werden die Eisenbahnzüge von hier wie folgt abgelassen werden: Nach Lübeck Vorm. 9,49; Nachm. 12,02, 3,15, 7,19 und 11,22. Nach Kleinen Vorm. 7,36, 10,13, Nachm. 12,51, 5,29, 9,02.
- Der Generalpostmeister Dr. v. Stephan soll die Absicht haben, eine Studienreise nach Amerika zu unternehmen.
- Das Comite zur Feier des 90jährigen Geburtstages des Feldmarschalls Grafen von Moltke an der Berliner Universität hat beschlossen, für das Festlied auf dem abzuhaltenden Kommers einen Wettbewerb zu veranstalten, an welchem sämtliche Studirende aller Universitäten Deutschland theilnehmen können. Die betreffenden Lieder müssen bis zum 23. Oktober d. J. in den Händen des Comités sein. Als Preis ist eine würdige Dedikation und öffentliche Namensnennung des Dichters in Aussicht genommen. Zusendungen sind an den stud. jur. Wilke, Planufer 8 in Berlin zu richten.
- In Berlin hatten die Fleischpreise in der letzten Woche eine Höhe erreicht, daß die Sache wirklich recht unbehaglich wurde. Die Staatsregierung hat das eingesehen, denn es wurde jetzt die Erlaubniß zur Einfuhr ungarischer Schweine nach dem Berliner Viehhof gegeben, allerdings unter strengen veterinär=polizeilichen Vorschriften. Durch das Entgegenkommen der Regierung wird wenigstens den übertriebenen hohen Preisen ein Ende gemacht werden.
- Herr Professor Dr. Koch in Berlin wird, wie die "National=Zeitung" mittheilt, nach Ablauf seines Ferienurlaubs in einem dortigen Krankenhaus sein auf dem Aerztekongreß verkündetes Mittel gegen Tuberkulose versuchen. Bisher haben die Versuche sich auf Thiere beschränkt.
- In Hamburg wurde am Freitag Vormittag 9 Uhr der deutsche Anwaltstag durch den Vorsitzenden, Geh. Justitzrath Dr. v. Wilmowski (Berlin) eröffnet. Senator Dr. Hertz begrüßte die Versammlung namens der Stadt Hamburg.
- In der Nähe von Bergisch=Gladbach stürzte auf einem Spazierritt ein junger Mann vom Pferde und blieb unglücklicherweise mit dem einen Fuß im Steigbügel hängen; das durch den Vorfall aufgeregt gewordene Pferd lief weiter und der Unglückliche wurde mit dem Kopfe über Stock und Stein dahingeschleift. Dabei erhielt er so schwere Verletzungen, daß der Tod ihn nach kurzer Zeit von seinen Qualen erlöste.
- Im Elbgebiet erscheint augenblicklich jede Wassersgefahr als beseitigt. Der Staatsminister v. Nostiz=Wallnitz ist nach Riesa abgereist, um die Durchbrüche der Elbdämme bei Bromnitz, Lorenzkirchen und Nünchritz zu besichtigen. Bei Nünchritz ist der Damm auf 80 bis 100 Meter Länge weggerissen. In Dresden sind große Waarenvorräthe vernichtet, weil das Wasser auch in die Keller weitentfernter Straßen gedrungen ist, an deren Räumung Niemand gedacht hat. Zahlreiche Großbetriebe und viele hundert Handwerker haben die Arbeit einstellen müssen.
Anzeigen.
Torf=Auction
im Vitenser Forste
auf dem Woitendorfer Moore
am Donnerstag, den 18. September 1890 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufs=Bedingungen, über
600 Ruthen Baggertorf.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr.
Vitense, den 8. September 1890.
L. Wiegandt,
Großherzoglicher Revierförster.
Torf-Auction.
Am Sonnabend, den 20. September, Morgens 9 Uhr, lasse ich
100 Mille Formtorf
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen.
Roduchelstorf, den 11. September 1890.
P. Bockholdt Wwe.
Kampf= genossen= |
|
Verein 1870/71. |
Den Kameraden theilen wir hierdurch mit, daß der Verein sich zu der am 26. September d. Js. stattfindenden Enthüllungsfeier des Kaiserdenkmals in Ratzeburg betheiligt; Kameraden, welche gewillt sind an der Feier Theil zu nehmen, wollen sich bis zum Sonntag, den 21. d. Mts. beim Schriftführer Kamerad Maack melden.
Der Vorstand.
Vorbereitungs-Anstalt
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Postgehilfen=Prüfung,
Kiel, Ringstraße Nr. 55.
Junge Leute werden für obige Prüfung sicher vorbereitet. Falls das Ziel nicht erreicht wird, zahle ich den vollen Pensions=und Unterrichtspreis zurück. Bisher bestanden 605 meiner Schüler die Prüfung. Die Anstalt hat 9 Klassen mit 42 Lehrern. Das Pensions= und Unterrichtsgeld kann auch erst nach bestandener Prüfung gezahlt werden. Es ist die älteste, billigste und größte Anstalt in Deutschland. Am 10. October beginnt ein neuer Kursus. Genaues Alter ist bei der Anmeldung anzugeben. Jetzt 25 Schüler aus Mecklenburg hier.
J. H. F. Tiedemann,
Anstaltsdirektor.
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Schönberg, den 13. September 1890.
Drost von Oertzen.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 72 Seite 3]Concentrirter Rinderdünger
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Schönberg, den 16. September 1890.
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 72 Seite 4]Ausstellung
von
Geflügel und Erzeugnissen des Garten= und Obstbaues
zu
Schönberg im Kösterschen Gasthofe
am 21. und 22. September 1890.
Eröffnung am 21. September, Mittage 1 Uhr.
Anmeldungen der auszustellenden Gegenstände sind bis zum 18. September zu beschaffen und zwar:
1. von Hühnern, Enten, Gänsen
beim Herrn Kaufmann W. Maaß hier,
2. von Tauben
beim Herrn Bäckermeister Miltzow hier,
3. von Zier= und Singvögeln
beim Bankbeamten Richter hier.
Einer vorherigen Anmeldung von Erzeugnissen des Garten= und Obstbaues bedarf es nicht.
Die Annahme der auszustellenden Gegenstände im Ausstellungslocale geschieht am Sonnabend, den 20. September von 2 Uhr Nachmittags ab; auch ist es gestattet, noch am 21. September, Morgens zwischen 7 und 8 Uhr solche einzuliefern.
Die Verloosung der auf der Ausstellung angekauften Gewinne findet am 22. September, Nachmittage von 4 Uhr ab im Ausstellungslocale statt.
Eintrittsgeld für Erwachsene 20 ., für Kinder 10 .
Eine recht rege Betheiligung an der Ausstellung ist sehr erwünscht und wird dazu hierdurch ergebenst eingeladen.
Schönberg den 1. September 1890.
Der Vorstand des Geflügelzucht=Vereins.
Zu dem am Sonntag, den 21. und Montag, den 22. September bei mir stattfindenden
Scheiben-Schiessen
nach folgenden Gewinnen lade ich meine Freunde und Gönner hierdurch ganz ergebenst ein.
1. Ein Kasten mit Krainer Bienen.
2. Ein Bogenstülper mit Krainer Bienen.
3. Ein Korb mit Krainer Bienen.
4. Ein Korb mit Krainer Bienen.
5. Ein Korb mit Krainer Bienen.
6. Ein Korb mit Krainer Bienen.
7. 8 Pfund Honig.
8. 6 Pfund Honig.
9. 4 Pfund Honig.
10. 4 Pfund Honig.
11. 3 Pfund Honig.
12. Meth.
NB. Sämtliche Bienen haben einen Honig=Vorrath von 18 bis 20 Pfund.
Am Sonntag, den 21. d.:
Tanz-Musik.
Selmsdorf. Gastwirth Sterly.
Zu dem am Sonntag, den 21. und Montag, den 22. September, bei mir stattfindenden
Scheiben-Schiessen
nach guten Gewinnen, lade ich meine Freunde und Gönner hierdurch ganz ergebenst ein.
Auf drei Schüsse 1 Gewinn.
Lockwisch. G. Oldenburg.
Taragona (Portwein)
à Flasche 1 Mark incl. Flasche empfiehlt
Aug. Spehr.
Gelbe Eier=Kartoffel
in den nächsten Tagen ab Bahnhof zu liefern
empfiehlt F. Heitmann.
Am 4. d. Mts. ist ein Reisewagenreif von Schönberg über Torriesdorf nach Demern verloren. Der Finder wird gebeten, mich zu benachrichtigen.
Amtsrath Wicke, Demern.
Heute früh 3 Uhr wurde uns ein munteres Töchterchen geboren.
Wilhelm Tretow und Frau,
Ida geb. Zeising.
Berlin SW., den 11. September 1890.
Verspätet!
Am 8. d. Mts. endete ein sanfter Tod die langen Leiden meines lieben Mannes und unseres guten Vaters, des Großherzoglichen
Landrentmeisters Carl Oldörp,
im 66. Lebensjahre. Tiefbetrauert von
den Hinterbliebenen.
Neustrelitz, den 13. September 1890.
Allen denen, die unsere beiden lieben Kinder, Anna und Helene, zu ihrer Ruhestätte geleiteten und ihren Sarg so reich mit Kränzen schmückten, sowie dem Herrn Pastor Langbein für seine trostreiche Grabrede unsern besten Dank.
J. Koopmann und Frau.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 72 Seite 5]Beilage
zu Nr. 72 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 16. September 1890.
- Wirkliche echte Amazonen aus dem weiblichen Kriegercorps von Dahomé werden für die nächste Zeit in Castan's Panoptikum zu Berlin erwartet. Eine große Anzahl dieser weiblichen Krieger soll vor einiger Zeit unter ganz seltsamen Umständen durch einen eingeborenen afrikanischen Unternehmer aus Dahomé entführt worden sein. Ueber dreißig Personen stark werden nun diese sonderbaren Gardisten mit ihren Waffenspielen und wilden militärischen Exercitien in Castans Panoptikum sich dem Publikum zeigen.
- Wohl an tausend Zigeuner, Männer, Weiber und Kinder, mit zahlreichen Pferden und Wagen hatten sich am Dienstag Nachmittag in Halensee bei Berlin eingefunden, um dortselbst ein eigenartiges Fest zu begehen. Sie feierten den Abschluß ihrer nomadischen Streifzüge im Norden und mittleren Deutschland. Die meisten von ihnen stammten aus dem Elsaß und begeben sich wieder dorthin, andere wieder ziehen nach dem Süden. Gleichwie die Zugvögel bei Beginn des Winters wärmere Gegenden aufsuchen, so scheint es auch bei den Zigeunern zu sein, denen der nordische Winter das Nomadenleben arg verbittert und sie zwingt, sich in seßhafte Wohnorte zurückzuziehen. Bei der, Feier, an welcher die Mitglieder nur eines bestimmten großen Stammes theilnahmen, ging es großartig her. Es wurde tüchtig gegessen und getrunken. Dann sind dieselben Leute wieder fürbaß gezogen, der eine dahin, der andere dorthin, aber doch mit dem inneren Bewußtsein, einer großen Familie anzugehören.
- Kapitän Bussins, Führer des Norddeutschen Lloyddampfers "Trave" beendete am letzten Freitag seine 150. Reise nach Newyork als Kapitän des Norddeutschen Lloyd. Auf diesen 150 Reisen hat er 1 068 000 Seemeilen zurückgelegt, was dem 50fachen Umfang der Erde gleichkommt.
- Die Schutzleute von Mainz erhielten einen sonderbaren Auftrag; sie müssen nämlich, wie der "Voss. Ztg." geschrieben wird, auf barfuß umherlaufende Kinder fahnden und dann deren Eltern ermitteln. Sind es unbemittelte Leute, so wird ihnen aus - dem städtischen Armenfonds das erforderliche Schuhwerk verabfolgt.
- Infolge des schlechten Geschäftsganges mußten in den Tuchfabriken zu Forst (Nieder=Lausitz) ca. 900 Arbeiter entlassen werden. Fast Woche für Woche wandern junge Leute und auch ganze Familien nach Amerika aus.
- Dem letzten Passionsspiel in Oberammergau wohnten die Exkaiserin Eugenie und die Exkönigin Isabella bei. Das Wetter war an diesem Tage so kalt und regnerisch, daß man vor dem Festspielhause bunte wollene Pferdedecken zum Schutz gegen die Kälte verkaufte. Auch die ehemalige Kaiserin von Frankreich und die ehemalige Beherrscherin Spaniens hüllten sich bis zum Knie in die wärmenden Pferdedecken und boten einige Zeit dem abscheulichen Wetter Trotz. Die Straßen Oberammergaus waren durch den Regen in Sümpfe verwandelt worden. Bei der Rückfahrt hatten die Besucher des Festspiels auch noch in Murnau längeren Aufenthalt, denn der Zug blieb aus.
- Ein "Harikiri" - so benennt der Japaner die Prozedur des Bauchaufschlitzens - verübte am Donnerstag in Wien der im 7. Bezirk, Hermanngasse Nr. 16, wohnhafte Schuhmacher Josef Wallisch an sich selbst. Derselbe schlitzte sich mittels eines Schusterkneipes den er vorher geschärft hatte, den Bauch vollständig auf. In gänzlich bewußtlosem Zustande ins allgemeine Krankenhaus gebracht. An Rettung ist natürlich nicht zu denken.
- Etwa 20 000 Körbe Ungarnweintrauben, deren jeder mindestens 10 Pfund enthält, kommen jetzt Tag für Tag nach Berlin. Außerdem gehen noch an 5000 Körbe in die nächsten Vororte.
- In Paris strömten vor einigen Tagen aus einer elektrischen Leitung unter dem Trottoir des "Boulevards des Italiens" Elektricität aus, schmolz an einigen Stellen den Asphalt und ertheilte den Vorübergehenden elektrische Schläge. Das Publikum sammelte sich an der Stelle an und freute sich über das Erstaunen der Vorübergehenden, die elektrisirt wurden.
- Gelegentlich der Kaisertage in Narva soll dort ein russischer Schiller entdeckt worden sein. Während des dortigen Aufenthalts nahm die Kaiserin von Rußland Gelegenheit, die Schulen zu besuchen. So kam sie mit ihrer Tochter, der Großfürstin Xenia, auch nach dem Gymnasium der Stadt. Dort wurde ihr ein Schüler vorgestellt, der durch die Proben seiner dichterischen Begabung bereits ernsthafte Beachtung erregt hat. Auf die Aufforderung der Kaiserin, ihr gleichfalls einen Beweis seines Talentes zu geben, trug der Schüler sein letztverfaßtes Gedicht ohne Zeichen irgendwelcher Befangenheit vor. Der Stoff war einer finländischen Sage entnommen, und so meisterhaft trug der junge Dichter seine formvollendete Schöpfung vor, daß die Kaiserin ganz ergriffen war. Die Fürstin hob hervor, daß sie, die eben aus der Wirklichkeit des militärischen Lebens gekommen, besonders von der Schilderung eines Reiterangriffs gepackt worden sei. Sie fragte den kleinen Poeten, ob er denn nicht sämmtliche von ihm verfaßte Gedichte ihr überreichen wolle, und er mußte der Kaiserin das äußerlich unscheinbare Heft übergeben. Das Gymnasium blickt mit Stolz auf diesen Schüler, von dem selbst Fachleute glauben, daß er einst ein Stern am Himmel der russischen Literatur sein werde. Den Namen des Knaben verschweigen merkwürdiger Weise die russischen Blätter.
- Die Ausrottung der Seehunde in den dänischen Gewässern wird, wie aus Kopenhagen gemeldet wird, jetzt überall mit Eifer betrieben, da der dänische Fischereiverein seit vergangenem Jahr für jeden erlegten Seehund eine Prämie von drei Kronen bezahlt. In einer von dem Sekretair des Vereins, Dr. Arthur Feddersen, ausgearbeiteten Karte, in welcher die Küsten angegeben sind, wo bisher am meisten Seehunde erlegt worden sind, wird ersichtlich gemacht, daß auf den Stellen, wo die Fischerei am schlechtesten betrieben wird und den geringsten Ertrag giebt, die Seehunde am zahlreichsten sind. Im Kleinen Belt, in der Gegend von Middelfart, wird selten ein Seehund gesehen, da die Fischer dort als solche und als Jäger sehr thätig sind. Dagegen hat ein Mann auf der kleinen Insel Hesselü (nördlich von Seeland) während der letzten 10 Monate 120 Seehundsköpfe und ein anderer Seehundsjäger 40 Köpfe eingesandt. Auf einzelnen Stellen will man jetzt Reusen zum Seehundsfang verwenden. Im Lauf der letzten zehn Monate, während welcher die Prämie ausgezahlt wird, sind 810 Seehunde erlegt worden.
- Die "Daily=News" bringt eine Depesche aus Helssingfors, wonach vier russische Offiziere, darunter ein Major, angeklagt waren, bedeutende Diebstähle zum Schaden des Staates in Sveaborg verübt zu haben. Dieselben seien vom Kriegsgericht als schuldig befunden und nach Sibirien verbannt worden. Man glaubt, daß noch weitere Verhaftungen stattfinden werden.
- Frau Jones, eine Insassin des Armenhauses Swansea (Wales) erreichte am vorigen Donnerstag ihr 110. Lebensjahr. Die Greisin ist ungeachtet ihres patriarchialischen Alters völlig rüstig und gesund und im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten.
- Ein gewisser Dixon überschritt den Niagara unterhalb des Wasserfalles auf einem über den Fluß gespannten Drahtseil. Die beiden Ufer waren mit tausenden von Zuschauern besetzt, welche Dixons Leistung stürmischen Beifall zollten.
- Flaschenpost. Am 8. April d. J. war auf der Höhe der Insel Fernando der italienische Passagierdampfer "Aquila" leck geworden, so daß die Passagiere bereits ihren Untergang gekommen glaubten.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 72 Seite 6]Um noch ein letztes Lebenszeichen von dem Schiff zu geben, warf der Kapitän eine Flasche ins Meer, nachdem er in dieselbe einen Brief gethan, der kurz seine Situation schilderte. Die "Aquila" überstand jedoch die Gefahr und jetzt ist dem Kapitän aus Venezuela der Brief zugegangen, den er in jenem kritischen Augenblick in der Flasche dem Meer anvertraut hatte. In dem Begleitschreiben wurde dem Kapitän mitgetheilt, daß die Flasche am 16. Juli bei der Insel Tobago angespült worden ist. Das Meer hatte die Botschaft der Bedrängten mithin 3600 Meilen von dem Punkt hinweggetragen, an welchem sie den Wellen anvertraut worden war.
- Eine englisch=amerikanische Gesellschaft hat in Tanger mit Genehmigung des Sultans Roulette=Tische eröffnet. Der Sultan erhält einen Prozentsatz des Gewinnes. Erst drang der Herrscher Marokkos auf den Ausschluß aller Damen, später aber ließ er sich erweichen, daß Christinnen die Spielhölle besuchen dürfen.
- In Summerland, drei Meilen von Santa Barbara, Kalifornien, wurde eine "Naturgasquelle" die täglich 3 Millionen Kubikfuß Gas liefert.
- Die Zeit, wo in Australien Goldklumpen gefunden werden, ist noch nicht vorüber. In Perth kamen vor einiger Zeit fünf Leute von den bei den Shaw=Fällen belegenen Nullagine=Goldfeldern an, welche 460 Unzen Goldstaub und einen 353 Unzen wiegenden massiven Goldklumpen mitbrachten.
Frauenherzen.
Original=Novelle von Carl Cassau.
Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
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