No. 70
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. September
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 70 Seite 1]

              Die Bäcker und Verkäufer von Backwaaren zu Schönberg werden hiermit auf Grund von § 73 der Gewerbeordnung für das deutsche Reich angewiesen vom 10. September cr. einschließlich an die Preise und das Gewicht ihrer verschiedenen Backwaaren, jedoch mit Ausschluß der sog. Zuckerbackwaaren, für die Zeit vom 10. September an bis auf Weiteres oder bis zu einem bestimmten Termine durch einen von außen sichtbaren Anschlag am Verkaufslocal zur Kenntniß des Publikums zu bringen. Der Anschlag ist vorher hier zur Abstempelung vorzulegen und täglich während der Verkaufszeit auszuhängen.
            Zugleich werden die Bäcker und Verkäufer von Backwaaren auf Grund von § 74 der Gewerbeordnung für das deutsche Reich hierdurch angewiesen, ebenfalls vom 10. September cr. ab im Verkaufslocale eine Waage mit den erforderlichen geaichten Gewichten aufzustellen und die Benutzung derselben zum Nachwiegen der verkauften Backwaren zu gestatten.
            Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 100 Mark oder 4 Wochen Haft für jeden einzelnen Verkaufsfall bestraft.
            Schönberg, den 30. August 1890.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
                                                    Koeppen.


Bekanntmachung
wegen Ausreichung neuer Zinsscheine zu den Schuldverschreibungen der Reichsanleihen vom Jahre 1882 und 1886.

Die Zinsscheine Reihe III Nr. 1 bis 8 zu den Schuldverschreibungen der deutschen 4prozentigen Reichsanleihe von 1882 und Reihe II Nr. 1 bis 8 zu den Schuldverschreibungen der deutschen 3 1/2prozentigen Reichsanleihe von 1886 über die Zinsen für die vier Jahre vom 1. Oktober 1890 bis 30. September 1894 nebst den Anweisungen zur Abhebung der folgenden Reihe werden von der Königlich Preußischen Controlle der Staatspapiere hierselbst, Oranienstraße 92/94 unten links, vom 15. September d. J. ab Vormittags von 9 bis 1 Uhr, mit Ausnahme der Sonn= und Festtage und der letzten drei Geschäftstage jedes Monats, ausgereicht werden.
Die Zinsscheine können bei der Controlle selbst in Empfang genommen oder durch die Reichsbankhauptstellen, die Reichsbankstellen und die mit Casseneinrichtung versehenen Reichsbanknebenstellen, sowie durch diejenigen Kaiserlichen Oberpostkassen, an deren Sitz sich eine der vorgedachten Bankanstalten nicht befindet, bezogen werden.
Wer die Empfangnahme bei der Controlle selbst wünscht, hat derselben persönlich oder durch einen Beauftragten die zur Abhebung der neuen Reihe berechtigenden Zinsscheinanweisungen für jede Anleihe mit einem besonderen Verzeichniß zu übergeben, zu welchem Formulare ebenda unentgeltlich zu haben sind. Genügt dem Einreicher der Zinsscheinanweisungen eine numerirte Marke als Empfangsbescheinigung, so ist das Verzeichniß einfach, wünscht er eine ausdrückliche Bescheinigung, so ist es doppelt vorzulegen. In letzterem Falle erhält der Einreicher das eine Exemplar, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sofort zurück. Die Marke oder Empfangsbescheinigung ist bei der Ausreichung der neuen Zinsscheine zurückzugeben.
In Schriftwechsel kann die Controlle der Staatspapiere sich mit den Inhabern der Zinsscheinanweisungen nicht einlassen. Wer die Zinsscheine durch eine der obengenannten Bankanstalten oder Oberpostkassen beziehen will, hat derselben die Anweisungen für jede Anleihe mit einem doppelten Verzeichniß einzureichen. Das eine Verzeichniß wird, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sogleich zurückgegeben und ist bei Aushändigung der Zinsscheine wieder abzuliefern. Formulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den gedachten Ausreichungsstellen unentgeltlich zu haben.
Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die Zinsscheinanweisungen abhanden gekommen sind; in diesem Falle sind die Schuldverschreibungen an die Controlle der Staatspapiere oder an eine der genannten Bankanstalten und Oberpostkassen mittels besonderer Eingabe einzureichen.
Schließlich wird darauf aufmerksam gemacht, daß die nächsten Zinsscheinreihen zu den

[ => Original lesen: 1890 Nr. 70 Seite 2]

Schuldverschreibungen der deutschen Reichsanleihen von 1882 und 1886 die Zinsscheine für die zehn Jahre vom 1. Oktober 1894 bis 30. September 1904 umfassen werden und daß die mit den Zinsscheinreihen III bezw. II ausgegebenen Anweisungen eine dementsprechende Fassung erhalten haben.
Berlin, den 27. August 1890.

Reichsschuldenverwaltung.
Sydow.


Kaiser Wilhelm sprach am Donnerstag nach Schluß der Parade dem commandirenden General des IX. Armeecorps, v. Leszczynski, seine besondere Anerkennung für die Leistungen des Armeecorps aus. Auch bei dem Paradeessen, das Donnerstag Abend in Schloß Gravenstein stattfand, gab er dieser Anerkennung durch einen Toast auf das IX. Armeecorps Ausdruck, wobei er sagte: "Er freue sich, auf dem Boden von Schleswig=Holstein zu weilen und das IX. Armeecorps zu begrüßen. Er wisse sehr wohl, daß eine Zeit, wie die jetzige, viel Arbeit, Mühe und Vorbereitung erfordere, ebenso aber auch, daß dem Soldaten das Lob seiner Vorgesetzten zur höchsten Genugthuung gereiche. Er werde nie die hohe Freude vergessen, die er empfunden, als er als junger Soldat zum erstenmale von seinem Hauptmann belobt worden sei." General v. Leszczynski antwortete mit einem Hoch auf den Kaiser. Nach dem Toast des Kaisers auf das Armeecorps und der Antwort des commandirenden Generals ertönte der Düppelmarsch, der so zu sagen an diesem Orte, einst dem Hauptquartier des Prinzen Karl, entstanden ist. Freitag früh begab sich der Kaiser an Bord der Yacht "Hohenzollern" bis in die Nähe von Wassersleben und nach erfolgter Landung daselbst mit sämtlichen Herren seiner militärischen Umgebungen in das Manöverterrain, um dem Corpsmanöver des IX. Armeecorps im Gelände bei Bau beizuwohnen.
Die Flottenschau, welche Kaiser Wilhelm am Mittwoch im Kieler Hafen über die vereinigten deutschen Uebungsgeschwader und das zur Beiwohnung der deutschen Manöver erschienene österreichische Kreuzungsgeschwader abgehalten hat, ist ohne ähnlichen Vorgang. Wohl hat der Kaiser schon mehrfach in Kiel und Wilhelmshafen Besichtigungen vorgenommen, aber noch nie war eine solche Macht vereint, noch nie auch ein so starkes Geschwader eines befreundeten Staates mit bei der Flottenschau anwesend. Es war nicht blos ein imposantes Bild, sondern auch ein bedeutsames Ereigniß, welches die Wichtigkeit der deutschen Seemacht in helles Licht stellte. Das empfanden auch die Tausende von Zuschauern und in die Hurrahrufe der Schiffsbesatzungen, welche dem Monarchen bei seiner Umfahrt der Panzercolosse entgegentönten, stimmten sie begeistert ein. An der Spitze der gewaltigen Flotte ist Kaiser Wilhelm II. gen Norden gefahren, nach Flensburg; mag der Tag fern sein, an welchem solche Fahrt nicht blos der kriegerischen Ausbildung gilt, sondern der Bethätigung des Gelernten.
Der Kaiser soll zu den Offizieren der Infanterie=Brigade, die jetzt nach Berlin gezogen worden ist, bei Gelegenheit der Besichtigung auf dem Tempelhofer Feld gesagt haben: "Sie sind von mir hierher berufen worden zum Schutz der Bewohner und zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung. Ich glaube zwar nicht, daß Sie irgendwo in Thätigkeit treten werden, aber ich habe diese Vorsicht für geboten gehalten."
Vor seiner Abreise aus Kissingen empfing Fürst Bismarck daselbst noch eine Deputation des dortigen Kriegervereins. In dem interessanten Gespräch erzählt der Fürst besonders viel von Sedan, und welchen körperlichen und geistigen Anstrengungen er dort ausgesetzt gewesen sei. Einmal habe er 40 Stunden nichts gegessen, bis ihm schließlich ein Reitknecht ein Stück Brod und eine Flasche Moselwein gegeben habe. Dann sei er mit dem Könige auf dem Schlachtfelde umher geritten, als ihm ein so angenehmer Bratengeruch in die Nase gekommen sei, daß ihm der Mund ganz wässerig wurde. Als man aber näher kam, seien es geschmorte Leichen gewesen, und da sei ihm aller Hunger vergangen. Dann kam der Fürst auf die jetzige Kriegsführung zu sprechen, die durch die neuen Erfindungen immer mörderischer werde und meinte, wenn man jetzt wieder Krieg führe und auch noch so viel Entschädigung bekomme, der Jammer und das Elend könnten gar nicht bezahlt werden; zum Glück sei die Kriegsführung so kostspielig geworden, daß es sich jeder wohl überlege, ob er anfangen könne. Der Fürst schenkte seinen Nachbarn immer fleißig Champagner ein, indem er sagte, sie sollten nur trinken, denn der eine oder der andere müsse doch noch eine Rede halten und da mache der Champagner Courage. "Mir ist es immer so gegangen, sagte der Fürst, wenn ich eine Flasche Moselwein und eine halbe Champagner im Leibe hatte, habe ich im Reichstage immer viel leichter gesprochen."
Der Ausschuß von Fachmännern zur Beratung der Unterrichts=Reform wird in der zweiten Hälfte des Oktober in Berlin zusammentreten. Es sind zu Mitgliedern des Ausschusses von Seiten des preußischen Kultusministeriums etwa 70 namhafte Fachmänner berufen worden.
Nachstehendes militärisches Urtheil über die russischen Manöver kommt jetzt aus Berlin: "Die jüngsten Manöver bei Narwa waren nichts als ein glänzend ausgestattetes militärisches Spectakelstück. Es konnte mit seinen Knalleffecten wohl das große Publikum blenden und zur Bewunderung hinreißen, hat aber bei Fachleuten nur ein Achselzucken erregt. Auch Kaiser Wilhelm mag sich unausgesprochen das Seine gedacht haben. An Bravourleistungen der Truppen fehlte es nicht. Die Manöver bewiesen von Neuem, daß die russische Armee ein Menschen= und Pferdematerial besitzt, daß jeder Strapaze und allen Anforderungen gewachsen ist, die man überhaupt von Mensch und Thier im Felde verlangen kann. Eine Reihe harter Tage voller Mühen und Beschwerden lagen bereits hinter den mitwirkenden Regimentern, als die Truppen selbst in ihren Bivaks nicht zur Ruhe kommen lassen, aber von alledem merkte man ihnen auf dem Manöverfelde nichts an. Es ist selbstverständlich, daß sich die fremden militärischen Gäste für die in mancher Beziehung eigenthümliche Kampfesweise der Russen sehr interessirten. Bei der Infanterie fiel es besonders auf, daß sie hauptsächlich mit Salven auf verhältnismäßig nahe Entfernungen, arbeitete; auch die Artillerie gab vielfach Salven ab. Merkwürdig sah es aus, wenn einzelne Artilleristen sich vor jedem Schuß vorsorglich die Ohren zuhielten. Sonst aber war die Bedienung vortrefflich eingeübt, beim Abprotzen und Aufprotzen, beim Laden und Richten schnell bei der Hand und gewandt in der Ueberwindung von schwierigen Terrainverhältnissen. Die Attacken der Kavallerie wurden schneidig geritten, wären im Ernstfalle aber meist undurchführbar gewesen. So machten die Gardehusaren eine Attacke mehrere hundert Schritt weit, während sie in Front und Flanke vom schärfsten Artillerie und Infanteriefeuer mitgenommen wurden. Im Ernstfalle wären keine hundert Mann an den Feind gekommen.
Der König von Belgien ist am Donnerstag extra von Ostende nach Brüssel gekommen, um den Reichskommissar Major v. Wißmann zu begrüßen und denselben zu einem mehrtägigen Aufenthalt nach Ostende zu geleiten. Major v. Wißmann hat am Freitag sein 37. Lebensjahr vollendet; derselbe dürfte also wohl zu den jüngsten Offizieren seines Grades in der preußischen Armee gehören.
Der Paul Deroulede, der still gewordene Sänger der Revanche, läßt jetzt erklären, daß er der Politik müde sei und sich vom Schauplatz der Oeffentlichkeit zurückziehen wolle. Hoffentlich fängt er nun nicht wieder an zu dichten!


- Raubmord. Gegen den Schlachter Maddäus aus Ludwigslust ist nun doch das Hauptverfahren vor den Geschworenen wegen Mordes, in idealer Concurrenz mit Raub, eröffnet worden. Die schnell

[ => Original lesen: 1890 Nr. 70 Seite 3]

geförderte Untersuchung hat in ihrem Verlaufe Umstände ergeben, welche stark indiciren, daß der Angeklagte mit Überlegung gehandelt hat. Namentlich ist es wahrscheinlich, daß das Opfer desselben, der Viehhändler Baetke, im Schlafe den tödtlichen Streich mit der Axt auf die Stirn empfangen hat. Der Angeklagte wird an einem der nächsten Tage aus dem Schweriner Landgerichtsgefängnisse nach Güstrow abgeführt werden. Vielleicht kommt seine Sache schon in der bevorstehenden Session des Schwurgerichts zur Aburtheilung.
- Bei dem Comite für die Errichtung eines Bismarck=Denkmals in Berlin sind jetzt etwa die Gelder eingegangen, welche die Herstellung eines Monuments beanspruchen wird. Die überschießenden Beträge sollen dem Fürsten für eine Stiftung übergeben werden.
- Als Gehalt für Emin Pascha wurden vom deutschen Reiche 20 000 Mark pro Jahr angewiesen. Die Summe entspricht Emins Rang als Generalmajor, den derselbe in der egyptischen Armee inne hatte.
- Ein allgemeiner Studentencommers wird in Berlin zu Ehren des 90. Geburtstages des Grafen Moltke geplant. An einem kräftigen Salamander wird's dabei dann wohl auch nicht fehlen.
- Die Bildung eines Arbeitgeberbundes im Baugewerbe wird für ganz Deutschland angestrebt. Zweck dieses Bundes soll sein, eine Capitalmacht zu schaffen, um den in den letzten Jahren überhand nehmenden Strikes einen Damm entgegenzusetzen und zu Verhindern, daß durch dieselben die Industrie und das Baugewerbe noch mehr geschädigt werden, als das bisher schon geschehen ist.
- Der sozialistische Gewerkschaftskongreß, welcher ursprünglich in Halle stattfinden sollte, wird in Braunschweig abgehalten werden.
- In Bremen ist in der Nacht zum Mittwoch das Tivolitheater, in welchem sich auch Kastars Panoptikum befand, gänzlich niedergebrannt. Die Ursache des Feuers, welches nach der Vorstellung auf der Bühne entstand, ist bis jetzt noch nicht ermittelt worden.
- Ueber den Stand der Trauben an der Mosel sind vielfach irrige Meinungen verbreitet. In den guten Lagen ist derselbe ein durchaus befriedigender. Die Trauben sind schon vielfach in Wein übergegangen und versprechen, wenn der September seine Schuldigkeit thut, in Bezug auf Quantum und Güte eine vortreffliche, den Durchschnitt überschreitende Ernte. Die Aussichten am Rhein sind minder gut. Auch dort giebt es viele Trauben, dieselben sind aber viel weiter zurück, sodaß es fraglich ist ob sie, von ganz frühen Sorten und den besten Lagen abgesehen, werden reif werden.
- Bei Gießen sind in der Nacht zum Mittwoch die Bohnen und Gurken erfroren.
- Die Leichen des am Montblanc verunglückten Grafen Villanova und seiner verunglückten sechs Genossen wurden in einem Gletscher aufgefunden. Der verunglückte Führer Maquinaz war der Vertrauensmann der tüchtigsten italienischen Alpinisten, führte letztes Jahr u. a. die Königin von Italien auf das Breithorn und gewann den von Sella ausgesetzten Preis von 1000 Lire für den besten italienischen Führer. Der andere verunglückte Führer Castagneri hat die meisten Gipfel der grajischen Alpen bestiegen.
- Ein Wirbelwind zerstöre die Weinberge in der Umgegend von Dijon auf eine Strecke von 12 Kilometern. Der Schaden wird auf mehrere Millionen geschätzt.


Anzeigen.

Steckbrief.

Gegen den Arbeiter (Knecht) Fritz Hansen, geb. am 23. September 1863 zu Dassow, welcher sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das amtsgerichtliche Gefängniß zu Schönberg i. Meckl. abzuliefern.
Neustrelitz, den 28. August 1890.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.


Am Sonnabend, den 13. September d. J., Nachmittags 5 Uhr, soll der in 23 Parcelen getheilte Acker auf dem Rübenkamp öffentlich meistbietend auf 10 auf einander folgende Jahre verpachtet werden.
Pachtliebhaber wollen sich am genannten Tage zur festgesetzten Stunde an Ort und Stelle einfinden.
Schönberg, den 8. September 1890.

Der Magistrat.


Torf=Auction

Am Montag, den 15. d. Mts., werde ich auf meinem am Lübseer=Wege belegenen Moore,

ca. 128 Mille Preßtorf,

bei gleich baarer Bezahlung, unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen verkaufen lassen. Beginn der Auction Morgens 9 1/2 Uhr.
Roduchelstorf, im September 1890.

                                                    P. Grevsmühl.


Bekanntmachung.

Zur Deckung der Brandschäden, zur Unterhaltung der Spritzen und zur Bestreitung der Verwaltungskosten ist für das laufende Jahr ein Beitrag von Cl. Ia 15 Pf., Cl. Ib 18 Pf., Cl. II 24 Pf., Cl. III 30 Pf. für je 100 M. der Versicherungssumme erforderlich.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften noch besonders bekannt gemacht.
Schönberg, den 2. September 1890.

Die Direction der Feuerversicherungs-Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.


Vorbereitungs-Anstalt
für die
Postgehilfen=Prüfung,
Kiel, Ringstraße Nr. 55.

Junge Leute werden für obige Prüfung sicher vorbereitet. Falls das Ziel nicht erreicht wird, zahle ich den vollen Pensions=und Unterrichtspreis zurück. Bisher bestanden 605 meiner Schüler die Prüfung. Die Anstalt hat 9 Klassen mit 42 Lehrern. Das Pensions= und Unterrichtsgeld kann auch erst nach bestandener Prüfung gezahlt werden. Es ist die älteste, billigste und größte Anstalt in Deutschland. Am 10. October beginnt ein neuer Kursus. Genaues Alter ist bei der Anmeldung anzugeben. Jetzt 25 Schüler aus Mecklenburg hier.

                                                    J. H. F. Tiedemann,
                                                    Anstaltsdirektor.


Dem Landwirthschaft treibenden Publikum Schönberg's und Umgegend mache hierdurch die ergebene Mittheilung, daß ich einen Trieur bester Sorte angeschafft, welcher allen Unrath aus dem Korn ausscheidet, und ein ganz vorzügliches Saatkorn liefert. Nehme nun Korn an zum Reinigen und bitte diese günstige Gelegenheit zu benutzen.

Mühle=Schönberg.                                                     O. Franck.


Blendend weissen Teint
erhält man schnell und sicher,                                                    
Sommersprossen
verschwinden unbedingt durch den Gebrauch von
Bergmann's Lilienmilch-Seife
allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden.
Verkauf à Stück 50 Pfennig (Mecklenburg). bei Apotheker Montag.


Särge
aus Eichen= und Tannenholz empfiehlt                                                    
Schönberg.                                                     W. Nothdurft,
                                                                        Tischlermeister.


Steinkohlen, Braunkohlen
Braunkohlenbrikettes, Antracitkohlen
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    F. Heitmann.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 70 Seite 4]

Cadaro & Hansen, Lübeck
Fabrik von Asphaltwaaren
empfehlen ihre neu erfundenen                                                    
Antiseptischen Futterkrippen- und Tröge
aus Asphaltmasse.

Dieselben sind unzerstörbar durch Säure, inwendig spiegelblank, bequem rein zu halten, wirken gegen das leichte Sauerwerden des Futters, sind besonders vortheilhaft für das Vieh, weil sie keine Ansteckungsstoffe in sich behalten und deshalb einen gewissen Schutz gegen bösartige Krankheiten bieten.
Zu haben bei

                          A. Wigger Nachfl.
                          Alleinverkäufer für Schönberg und Umgegend.


Am Sonntag, den 14. und Montag, den 15. September findet bei mir ein

Scheiben-Schiessen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner ergebenst einlade.

Am Montag, den 15. d., Abends:
Ball
Olldorf.                                                     J. Dechow,
                                                                    Gastwirth.


Braunkohlen, Steinkohlen,
Antracitkohlen und Braunkohlenbriquettes
im Laufe dieses Monats ab Bahnhof zu liefern empfiehlt zu billigsten Preisen                          
                                                    Aug. Spehr.


Lager aller Arten                                                    
Düngermittel
bei                                                    F. Heitmann.


Gelbe Eier=Kartoffel
in den nächsten Tagen ab Bahnhof zu liefern                                                    
empfiehlt                                                    F. Heitmann.


Frischen
Seifenstein und Chlorkalk
empfing und empfiehlt                                                    
                                                    J. F. Eckmann.


Hängelampe      

Zum Einkauf von Lampen empfiehlt sein reichhaltiges Lager von

Hänge-Lampen,
Tafel-Lampen,
Tisch-Lampen,
Wand-Lampen,
Hand-Lampen,
in den verschiedensten Mustern und Größen, sowie
Wagen-Laternen,
Stall-Laternen,
Taschen-Laternen.,
ferner
Glocken, Cylinder u. Docht
in bester Qualität.
Hochachtungsvoll
W. Wieschendorf,
Klempner.


Den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich geneigt bin bei vorkommenden Fällen Todte anzukleiden.
Um das vertrauliche Wohlwollen bittet

                                                    Elisabeth Lohse, Ww.


Für ein Lübecker Schlachtergeschäft wird zu Ostern 1891 ein

Lehrling

gesucht. Reflectanten wollen sich beim Unterzeichneten melden.

                                                    C. Ollrog,
                                                    in Schönberg i/M.


Gesucht auf Hof Rabensdorf zum 24. October d. Js. ein

Stubenmädchen und eine Leuteköchin,
die mit melken muß.                                                                              
                                                    Frau Rieckhoff.


Zum 24. October d. Js. wird in der Mühle zu Schönberg ein tüchtiges

Küchenmädchen

welches gut melken kann, gesucht.


Heute Vormittag 8 Uhr starb nach langem, schwerem Leiden meine innig geliebte Frau und meiner Kinder liebevolle Mutter,

Marie Eckmann, geb. Schlub,

im 47. Lebensjahre, tief betrauert von mir und meinen Kindern.
Schönberg, den 5. September 1890.

                                                    C. Eckmann.

Die Beerdigung findet am Dienstag Nachmittag 3 Uhr statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 70 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 70 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. September 1890.


- Die Troika, welche der Kaiser vom Zaren zum Geschenk erhalten hat und mit der der Monarch am Sonntag die erste Ausfahrt gemacht hat, ist mit drei prachtvollen Füchsen bespannt, von denen das in der Mitte, unter dem Bogen gehende Pferd größer ist, als die beiden Seitenpferde. Die Pferde sind mit Schellen behangen und haben am Halse eine Glocke hängen. Ein russischer Kutscher in seiner Nationaltracht, mit Sammetbarett und Blouse angethan, lenkte das Gespann, als der Kaiser ausfuhr. Der Mann wird wahrscheinlich in kaiserliche Dienste treten, ebenso wie der österreichische Kutscher, der seiner Zeit den vom Kaiser von Oesterreich dem Kaiser geschenkten Schimmelzug hierher gebracht hat, in den Dienst des Kaisers getreten ist. Derselbe bezieht, wie das "Berliner Tageblatt" mittheilt, ein Jahresgehalt von 3600 Mark und freie Wohnung.
- Auf dem Bahnhofe in Schneidemühl wurde ein Zigeunermädchen von 15 Jahren festgenommen, welches in Schönlanke einen kleinen Knaben an sich gelockt, für denselben eine Fahrkarte gekauft und ihn mitgenommen hatte. Eine zufällig in demselben Eisenbahnwagen anwesende Frau erkannte den Jungen und veranlaßte die Festnahme der Entführerin und Rückkehr des Entführten zu seinen Eltern.
- Aus dem Reichslande berichtet man, daß seit der Milderung des Paßzwanges an der französischen Grenze auch die französischen Wühlereien im Reichslande wieder stark zugenommen haben. Fast täglich langten Franzosen an, welche nur ihren Deutschenhaß hervorkehrten und die Bewohner aufzureizen versuchten. In elsaß=lothringischen Zeitungen hat davon allerdings noch nichts gestanden.
- Im bayrischen Hochgebirge hat es in den letzten Tagen stark geschneit. Vom Breitenstein wird gemeldet, daß das von den Almen ziehende Vieh bis an den Bauch in Schnee waten mußte. Seit etwa 16 Jahren ist um diese Zeit ein derartiges Ereigniß nicht mehr beobachtet worden.
- Ueber die verheerenden Rhein=Ueberschwemmungen in der Schweiz liegen folgende weitere Meldungen vor. Der abermalige, wahrscheinlich die ganze Schweiz überfluthende Regen hat ein neues Steigen des Rheins verursacht. Die nächsten Zuflüsse aus dem Jura sind ebenfalls hoch angeschwollen. Aus der Süd= und Ostschweiz kommen traurige Botschaften. Totes Vieh und selbst menschliche Leichname treiben die Wildwasser hinunter. In Graubünden sind Brücken und Häuser eingerissen, der Verkehr auf den Alpenpässen ist wegen Erdrutschen eingestellt. Die Sturmglocken lassen sich landauf und =ab vernehmen, um die arbeitsfähige Mannschaft aufzubieten. Die Vorarlberger und Rheinthalbahn mußten theilweise den Verkehr einstellen. Am ärgsten sieht es wieder bei der Mündung des Rheins in den Bodensee aus, wo die seit Jahrzehnten von Oesterreich versäumte Stromcorrection namenloses Elend über die Anwohner bringt. St. Gallen, Glarus und Tessin bringen eine Hiobspost nach der andern, wahrscheinlich wird aber auch die Westschweiz noch nachfolgen, da Sonntag und Montag abermals ein dreißigstündiger Regen niedergegangen ist. Der Bodensee hatte am Dienstag bei Rohrschach den höchsten Stand seit dem Jahr 1870 erreicht. Aus Ragaz kommt die Unglücksbotschaft, daß die dortigen Quellen aufgehört haben zu fließen. Aus den Stromgebieten der Elbe und der Donau kommen ebenfalls zahlreiche Nachrichten über Wassersnoth. Die Moldau und deren Nebenflüsse sind im raschen Steigen begriffen. Seit Mittwoch früh stehen die niedrig gelegenen Vororte, sowie die unteren Stadttheile von Prag unter Wasser. Die Pioniere halfen den Einwohnern bei den Rettungsarbeiten, wobei ein Ponton kenterte; 19 Pioniere ertranken. Aus Augsburg, wird gemeldet: Eine große Ueberschwemmung im Donauthal verursachte unberechenbaren Schaden. In Folge eines Dammbruchs ist auf der Eisenbahnlinie Landsberg=Schongau der Betrieb eingestellt. Die Isar hat in München bereits die Straßen der Vorstadt Au überschwemmt. Bei Walterhofen und Stetten haben die Regengüsse Dammrutschungen verursacht. Auf der Partenkirchener Strecke giebt es ebenfalls Unterbrechungen, so daß bei den Passionsspielzügen der Verkehr durch Umsteigen aufrecht erhalten werden muß. Wegen des anhaltenden Regens mußten auch in Vöklabruck die Manöver und die große Revue abgesagt werden, die in Gegenwart des Kaisers von Oesterreich stattfinden sollten.
- Auf der Eisenbahnlinie Paris=Rouen wurde ein großer Postdiebstahl verübt und sind Geldsendungen im Werthe von 300 000 Francs verschwunden.
- Wohin geräth das Gold? Ein französischer Gelehrter, so erzählt der Gil Blas, der sich seit längerer Zeit mit der Frage beschäftigt, wohin die Edelmetalle der Erde gerathen, hat auf Grund einer statistischen Berechnung herausgefunden, daß die amerikanischen Zahnärzte zum Plombieren der notorisch schlechten Zahne ihrer Mitbürger und Mitbürgerinnen allein jährlich gegen 800 Kilogramm Gold verbrauchen. Dieses Gewicht repräsentiert einen Geldwerth von 2 1/2 Millionen Franks, der beim Ableben seiner Inhaber zumeist mit in das Grab genommen wird. Wenn das nun, so rechnet der französische Statistiker, in dieser Weise noch drei Jahrhunderte fortgeht, so liegt auf den Kirchhöfen Nordamerikas die respektable Summe von 750 Millionen Franks in Gold, d. h. annähernd dieselbe Summe, die gegenwärtig in Gold geprägt in den Vereinigten Staaten zirkuliert.
- Alle Raucher werden die längste Zeit gezwungen gewesen sein, die Streichholzschachtel mit herumzuführen, um das nöthige Feuer zu haben. In Petersburg ist der Erlöser von diesem Zwange erstanden. In der russischen Hauptstadt nämlich hat ein Apotheker die Erfindung gemacht, mit einer schwefelartigen Masse das breite Ende der Cigarre zu versehen, so daß man dieselbe nur an einem harten Gegenstand zu reiben braucht, um sie in Brand zu setzen. Nachdem die medizinischen Autoritäten solche Cigarren für nicht schädlich erklärt haben, hat der Apotheker ein Patent auf seine Erfindung erhalten. Er hat das Patent der großen Cigarrenfabrik von Asmoloff für 60 000 Rubel verkauft und wird letztere binnen Kurzem diese sich selbst entzündende Cigarre auf den Markt bringen.
- Der Vesuv hat von Neuem zu speien begonnen. Seit Kurzem sieht man Abends einen Lavastrom sich den Berg langsam herunterwälzen. Er entströmt der linken Seite des Auswurfkegels und fließt gen Südost nach der Gegend von Pompeji. Der gefährliche Strom ist nicht mehr weit entfernt von den fruchtbaren Weingärten oberhalb Boscoreale. Vom Posilip aus kann man dieses großartige Schauspiel mit Muße genießen. Der Strom fließt sehr langsam und majestätisch. Das Observatorium von Pompeji ist fast jeden Abend von Fremden, welche oft die ganze Nacht in Betrachtung des großartigen Schauspiels zubringen.
- Ein Eisenbahnunfall kam auf der Linie Dover=London vor. Sechs Pferde, die auf dem Bahnkörper herumliefen, wurden von der Lokomotive erfaßt und zermalmt. Dadurch wäre der Zug, in dem über 200 Personen waren, beinahe entgleist.
- Ueber die Entstehung der jetzt in Mekka und Jeddah herrschenden Cholera giebt folgende Mittheilung aus Kairo einigen Aufschluß: Am Tage des großen Araga=Gebetes regnete es in Mekka in Strömen. In Moussa brachten am folgenden Tage 250 000 Pilger ihr Opfer dar. Vom Erdboden stiegen die Wasserdämpfe empor. Die Mehrzahl der Pilger hatte sich seit mehreren Tagen nicht gewaschen und ihre Kleider waren naß. Dazu kamen noch die Tausende von Kameelen, Eseln u. s. w., die alle auf engem Raum zusammengepfercht waren. Es ist daher nicht verwunderlich, daß die von den

[ => Original lesen: 1890 Nr. 70 Seite 6]

indischen Pilgern mitgebrachten Mikroben ein ausgezeichnetes Feld zur Weiterverbreitung fanden. Niemals wird die genaue Anzahl derjenigen festzustellen sein, welche seit jenem Tag an der Cholera gestorben sind. Die Aerzte sind schweigsam. Sie sagen, daß jeden Tag in Mekka 150 Leute sterben, mehrere Male sind aber schon 500 der Seuche in 24 Stunden erlegen. Jetzt lagern (18. August) 17 500 Pilger vor den Thoren Jeddahs. Es giebt keine Stadt, wo die Cholera mehr zu fürchten ist, als dort: Abgelegen, ohne genügende Vorräthe an Lebensmitteln, ohne Arzneien und Desinfectionsmittel. Der Sultan hat telegraphiert: "Thut alles, um die Krankheit zu bekämpfen, ist es aber Gottes Wille, daß unsere gesegnete Stadt Jeddah durch Krankheit zerstört werde, so laßt es geschehen.


Frauenherzen.
Original=Novelle von Carl Cassau.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)


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