No. 66
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. August
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 66 Seite 1]

      Nr. 15 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1890 enthält in der
        II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betr. die Errichtung der gemeinsamen Landesversicherungs=Anstalt für die Invaliditäts= und Altersversicherung in den Großherzogthümern Mecklenburg.
(2.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Juli 1890.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Zahlung der Marschgebührnisse bei Einberufungen zum Dienst im Kriege.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Hoheitsrechte an der Trave.
(5.) Bekanntmachung, betr. die Aufstellung von Urlisten für die Schöffen für das Jahr 1891.
(6.) Bekanntmachung, betr. den Post= und Telegraphenverkehr zwischen Helgoland und Deutschland.
(7.) Bekanntmachung, betr. die an Bord des auf Raza Island gestrandeten Dampfers "Buenos Aires" gewesene Post.


Generalfeldmarschall Graf Moltke ist vom Kaiser zur Theilnahme an den diesjährigen großen Manövern eingeladen worden und wird auch zu denselben erscheinen. Allerdings muß der greise fast 90jährige Feldherr einen Wagen benutzen.
Die Zollerträge der Hauptartikel im Jahr 1889 sind jetzt amtlich bekannt gegeben worden. Danach hat der Gesammtertrag der Zölle im Kalenderjahr 1889 360 Millionen Mark gegen 290 Millionen im Jahr 1888 betragen. Nicht weniger als 101 Mill. entfallen auf die Getreidezölle, 45 auf den Kornzoll, 42 1/2 auf Petroleum, 40 1/2 auf Tabak, 19 auf Wein, 16 auf Holz und Holzwaaren.
Eine Abänderung des Militärpensions=Gesetzes soll dem Reichstage in nächster Session unterbreitet werden. Der bezügliche Gesetzentwurf ist im preußischen Kriegsministerium bereits ausgearbeitet. Durch denselben soll die Bestimmung des Pensionsgesetzes abgeändert werden, daß die Militärpension inaktiver Offiziere in dem Maße sich verkürzt, wie bei einer Civilanstellung Pension und Gehalt zusammen das letzte Diensteinkommen des Offiziers überschreiten. In Zukunft soll ein Abzug von der Pension nur dann eintreten, wenn der betreffende inaktive und wiederangestellte Offizier ein Gesammteinkommen aus seiner Pension und seiner neuen Stelle von mehr als 6000 Mark jährlich bezieht.
Durch kaiserliche Kabinettsordre wird genehmigt, daß die Feldwebel, Wachtmeister und Vizefeldwebel der Marine, ausgenommen diejenigen der Marine=Infanterie, nach einer aktiven Dienstzeit von 25 Jahren die Uniform der Deckoffiziere anlegen dürfen, daß aber der Rock in diesen Fällen ohne Achselklappen mit den bisher auf der Jacke getragenen Aermelzeichen zu tragen ist.
Der bereits formulirte Entwurf der neuen preußischen Landgemeinde=Ordnung umfaßt 140 Paragraphen. Derselbe ist von einer ausführlichen Denkschrift und zahlreichen statistischen Anlagen begleitet. Die Landgemeinde=Ordnung bringt u. a. auch eine erhebliche Verringerung der selbständigen Gutsbezirke in Vorschlag.
Die Zankereien unter den Sozialdemokraten nehmen einen immer gehässigeren Charakter an. Die von Bebel an die Luft gesetzten Redakteure der Magdeburger "Volksstimme" behaupten jetzt, der Abg. Auer habe einen "verdienten Genossen" wegen Majestätsbeleidigung im "Berliner Volksblatt" denunziert und die Aufnahme von Berichtigungen verweigert. Wenn das wahr ist, so ließe es allerdings tief blicken, wie Herr Sabor im Reichstage sagte.
Aus Wien und zwar aus der nächsten Umgebung des Kaisers Franz Joseph erfährt man jetzt, wie der "Post" mitgetheilt wird, daß Kaiser Wilhelm an seinen Verbündeten nach dem Rücktritt des Fürsten Bismarck einen Brief von 36 Seiten gerichtet hat mit eingehender Schilderung der politischen Lage, mit genauer Darlegung der Motive, die den Kaiser veranlaßt haben, auf die Dienste des Fürsten Reichskanzlers zu verzichten, und mit der Zusicherung, daß der Wechsel in den führenden Persönlichkeiten des Deutschen Reiches das Fortbestehen des Allianzverhältnisses in keiner Weise beeinträchtige.
Die Kaisermanöver in Rußland, welchen der deutsche Kaiser beiwohnt, verlaufen ohne Störung. Mittwoch erfolgte die Fortsetzung der Uebungen. Unter gewaltigem Geschützfeuer wurde das Ostkorps in der Richtung auf Petersburg zu zurückgeschlagen. Es machte einen großartigen, mächtigen Eindruck, als bei einer Brückensprengung die schweren Balken hunderte von Fuß in die Höhe gesprengt wurden. Minen, die im Wasser spragen, schleuderten das Wasser gleich hohen Fontänen auf. Die Sprengung und die Wasserminen wurden durch Pyroxilin herbeigeführt. Das Manöver wurde um 2 1/2 Uhr durch Uebersetzen des Westkorps auf Pontons und Sturm auf Yamburg beendet. Beide Kaiser und die Kaiserin von Rußland wohnten mit allen anwesenden Fürstlichkeiten dem an spannenden Momenten reichen Manöver bei.
Präsident Carnot hielt in La Rochelle, wohin er zur Einweihung der neuen Hafenanlagen sich begeben hatte, auf einem ihm zu Ehren gegebenen Bankett eine Rede, in welcher er sagte, Frankreich wende sich mit jedem Tage mehr der Beilegung seiner inneren Parteistreitigkeiten zu. Der offenkundige Wille der Nation lege allen Franzosen die Pflicht auf, sich in ihren Anstrengungen zu vereinigen, um der Welt ein großes, ruhiges, durch seine Kraft Sympathie und Achtung erweckendes Frankreich zu zeigen.
Die französischen Torpedoboote haben während einer Ueberfahrt von Cherbourg nach Toulon zahlreiche Unfälle gehabt. Die Maschinen versagten den Dienst, und die Fahrzeuge mußten schließlich von den Panzerschiffen geschleppt werden. Es scheint viel altes Eisen unter den Booten zu sein.
Die englischen Flottenmanöver, von denen man bisher recht wenig gehört hat, sollten nicht ohne eine große Ueberraschung endigen, die Alles, was Eng=

[ => Original lesen: 1890 Nr. 66 Seite 2]

lands Heer und Marine in der letzten Zeit der erstaunten Welt geboten haben, noch weit übertrifft. Der Urheber derselben ist kein Geringerer als der Admiral Seymour, der am Schluß der Manöver mit seiner Flotte spurlos verschwunden und bisher noch nicht wieder aufgetaucht ist. Daß Seymour mit seiner Flotte verunglückt sei, kann Niemand glauben, man erklärt sich die Sache vielmehr so, daß der Admiral eine Demonstration gegen den Manöverplan, der von unfähigen Zollbeamten der Admiralität entworfen sei, beabsichtige!
Die russischen Kaisermanöver sind am Freitag in der Richtung nach Krasnoje=Selo beendet worden. Das Hauptquartier befindet sich gegenwärtig in Gomontowo, von wo sich die Herrschaften direct nach Peterhof begeben. Vor der Abreise nach Narwa hatten die beiden Kaiser noch die großartigen Fabrikanlagen des Staatssekretärs a. D. Polewzeff und die Kraenholmer Manufaktur eingehend in Augenschein genommen. Auf der Rückreise von Rußland wird Kaiser Wilhelm in Memel landen und an den Manövern des ersten Armeecorps theilnehmen. Am 28. d. M. wird er dann nach Kiel zurückkehren und am Abend dieses Tages die Reise nach Potsdam fortsetzen. Aus Anlaß der Anwesenheit der österreichischen Flotte wird der Kaiser am 2. September wieder in Kiel eintreffen, wo am folgenden Tag eine große Parade der deutschen und österreichischen Flotte stattfinden soll. Die Nachricht, daß der Kaiser Ende September nach Wien kommen werde, wird von der "Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" als unbegründet bezeichnet.
Auch die "Post" bringt eine Art von Allarmartikel, in dem von Rußland die Zurückziehung seiner Truppen von der deutschen und österreichischen Grenze gefordert wird. Darin heißt es: Will und kann die Diplomatie die Sicherung einer längeren Frist für den europäischen Frieden gewinnen, so giebt es nur ein fruchtbares Ziel, auf welches sie ihre Anstrengungen richten muß. Rußland muß den Aufmarsch seiner Heere an der deutschen und österreichischen Grenze, den zu vollenden es unablässig die größten Anstrengungen aufbietet, rückgängig machen, dann können auch die deutschen und österreichischen Gegenmaßregeln aufhören und rückgängig gemacht werden, und überzeugt man sich von dem beiderseitigen ernsten Willen zu einem solchen Schritt, so können die Maßregeln gleichzeitig und in gleichem Schritt erfolgen. Wir wollen der russischen Regierung nicht im mindesten ihre freie Hand bei kommenden französisch deutschen Conflikten verschränken. Daß sie aber ungeheure Heeresmassen um unsere Grenzen lagert, um für den Fall eines solchen Conflicts, den Deutschland niemals herbeiführen wird, auf dem Sprunge zu stehen, das können wir nicht ertragen. Rußland kann den Ernst seiner Friedensliebe nur zeigen, wenn es auf eine beiderseitige Entwaffnung eingeht.
Der mächtige Kaiser Alexander von Rußland, Selbstherrscher aller Reußen, besitzt 44 verschiedene Uniformen. Darunter befindet sich blos eine einzige, die er noch nie getragen hat: die russische Feldmarschalls=Uniform. Obwohl Alexander III. der Chef seiner Armee ist, hegt er doch den Wunsch, die Insignien des obersten militärischen Ranges erst dann anzulegen, wenn die übrigen Feldmarschälle ihm dieselben nach einem siegreichen Kriege zuerkannt haben würden. - Wenn wir Alexander III. rathen dürften, so äußert sich bei dieser Mittheilung die "Fkf. Ztg.", würden wir ihm vorschlagen, sich unter allen Umständen mit seinen übrigen 43 Uniformen zu begnügen. Es giebt zahlreiche Leute, die weit weniger anzuziehen haben als er, und überdies ist's etwas viel verlangt, wenn man den Völkern Rußlands zumuthet, sie sollten freudig in den Tod gehen, blos damit ihr Herr und Gebieter das Recht habe, einen Rock zu tragen, der mit etwas mehr Goldborde als sonst benäht ist.
Im Laufe der letzten Woche haben 344 Choleraerkrankungen in Spanien stattgefunden, von welchen 198 tödtlich verliefen.
In Wildbad in Württemberg konsultirte Dr. Peters ebenso wie Borchert den dortigen Badearzt Dr. de Ponte und drückten ihre Absicht aus, nach einem Besuch in Nürnberg und Berlin, wo sie am Sonnabend einzutreffen gedenken, baldmöglichst wieder nach Wildbad zurückzukehren. Dr. Peters sieht gut aus, Borchert dagegen scheint von den Strapazen stärker mitgenommen zu sein Bei Erwähnung der unendlichen Entbehrungen, welche er ausgestanden haben mußte, meinte Peters, daß die stärkste Fantasie sich keine Vorstellung davon machen könne. Besonders erquickend sei ihm der Luxus der nächtlichen Beleuchtung, welche er 1 1/2 Jahre entbehren mußte. Die beiden Herren waren in Wildbad die Gäste des Barons v. d. Heydt, des Vorsitzenden der deutsch=ostafrikanischen Gesellschaft.


- Am Mittwoch Morgen fand in Schlutup Frau Bäckermeister Schwedt in ihrer Scheune den Kuhknecht Oldenburg an der Leiter erhängt vor. Derselbe, 65 Jahre alt, war dem Trunke stark ergeben.
- Krupp in Essen schenkte sowohl dem Kaiser als auch dem Kronprinzen ein Geschütz. Der Kaiser erhielt ein Strandgeschütz, wie solches in den Strandbefestigungen aufgestellt ist, mit allen Vorrichtungen Zum Gebrauch desselben und der nöthigen Munition. Obwohl das Geschütz nur eine Nachahmung in verkleinertem Maßstabe ist, wiegt es doch an 40 Zentner. Es ist an Feinheit und Eleganz der Arbeit, an Anwendung des Materials geradezu ein Kunstwerk. Wesentlich einfacher und kleiner ist die für den Kronprinzen hergestellte Kanone, darauf berechnet, daß der junge Prinz diese in einigen Jahren selbst bedienen kann.
- Eine große Brieftauben=Ausstellung ist für Ende Oktober in Berlin geplant. Dieselbe wird nur von erprobten Brieftauben und Geräthen für Taubenzucht, sowie mit Artikeln aus dem Betriebe von Taubenposten beschickt werden. Die Ausstellung soll zum erstenmal vollständig den Stand des Brieftaubenwesens in Deutschland veranschaulichen. Auch die Heeresverwaltung wird in der Ausstellung vertreten sein.
- Gegenwärtig sind alle militärisch wichtigen Plätze unter sich und mit Berlin durch elektrische Leitungen verbunden.
- Helgoländer Briefmarken wurden in den letzten Tagen bis zur Uebergabe der Insel von den dort anwesenden Fremden im Werth von vielen Tausenden von Mark gekaut. Gleichwohl war nach dem Uebergang der Insel in deutschen Besitz doch noch ein Bestand von Postwerthzeichen im Nominalwerth von 84 000 Mark übrig geblieben. Für diese hat ein Berliner Händler den vollen Preis geboten, doch hat sich die Behörde über die Offerte noch nicht schlüssig gemacht, obwohl der Händler sich bereit erklärt hatte, sofort 20 000 Mark in Baar und den Rest des Kaufpreises in Werthpapieren zu deponiren.
- Fast in der nämlichen Stunde, in welcher sich die Einverleibung Helgolands amtlich vollzog, genas dort die Frau eines armen Schuhmachers eines Knäbleins. Damit war der erste helgoländische Rekrut dem deutschen Wehrstande gewonnen. Anwesende Berliner Kurgäste veranstalteten sofort eine Sammlung für den neuen Helgoländer Reichsbürger, deren Ertrag dem überraschten Elternpaar Abends feierlich überreicht wurde.
- In der Nacht zum Donnerstag ist in Kopenhagen ein großer Zollspeicher abgebrannt. Der Schaden soll sich auf 2 Millionen Kronen belaufen.


Anzeigen.

Eine größere Sendung zwei= und dreischaariger

Pflüge

aus der Pflugfabrik von Ed. Schwartz & Sohn Berlinchen ist für meine Commissionslager eingetroffen und empfehle dieselbe zu Fabrikpreisen.
Schönberg, den 18. August 1890.

                                                    Joh. Bockwoldt,
                                                    Schmiedemeister.


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Wilh. Schultz, Altona b. Hamburg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 66 Seite 3]

Ratzeburger Sedanfeier

Der Festzug bewegt sich am 2. September Vormittags 9 Uhr vom Palmberge aus in die Kirche. 1 Uhr Nachmittags Festessen auf dem Schützenhofe. - Am 3. September Nachmittags 4 Uhr Tombola-Verloosung daselbst. - Alles Weiter aus dem Festprogramme, welche in allen Wirthschaften und Kaufläden der Stadt und Umgegend ausgehängt, zu ersehen.

                                                    Das Festcomité.


J. W. Hundt, Schumachermstr., Schönberg i. M.

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[ => Original lesen: 1890 Nr. 66 Seite 4]

Programm
zur Sedanfeier in Schönberg 1890.
1. Montag, den 1. September:

Abends 6 1/2-7 1/2 Uhr: Unterhaltungsmusik vor dem Vereinslocal.
Abends 7 1/2 Uhr: Beginn des Fackelzuges vom Siemzerthore aus.
Abends 8 Uhr: Bekränzung des Kriegerdenkmals.
Abends 8 1/2 Uhr: Festrede, patriotische Gesänge.
Abends 9 Uhr: Commers und Concert im Schützenhause. - Eintrittsgeld 20 Pf.

2. Dienstag, den 2. September:

Morgens 6 Uhr: Weckruf durch die Stadt.
Morgens 9 1/2-11 Uhr: Concert auf dem Markte.
Nachmittags 1 Uhr: Festzug durch die Stadt vom Siemzer Thore bis zum Schützenhause.
Nachmittags 2 Uhr: Beginn des Schießens nach Silber= und Alfenidegewinnen, sowie der Kinderbelustigungen auf dem Baubrink.
Nachmittags 2 Uhr: Concert im Schützenhause. (Eintrittsgeld 20 Pf.)
Abends 7 Uhr: Einmarsch.
Abends 8 Uhr: Beginn der Festbälle im Schützenhause und im neuen Boye'schen Saale
Eintrittsgeld für Herren à 1 M. 50 Pf.
Eintrittsgeld für Damen à 50 Pf.

Um recht rege Betheiligung an dieser nationalen Feier bittet                          
Das Sedan=Comité
des Kriegervereins f. d. Fürstenthum Ratzeburg.


Kriegerverein f. d. Fürstenthum Ratzeburg.

Mit Bezugnahme auf obiges Programm für die diesjährige Sedanfeier theilen wir den Kameraden Folgendes mit:

1. Zum Commers am 1. September und zum Concert am 2. September ist der Eintritt für die Kameraden frei. Zu den Festbällen am 2. September zahlen dieselben für ihre Person ein Eintrittsgeld von 50 Pf. und für eine Dame 25 Pf. Für weiter einzuführende Damen ist das volle Eintrittsgeld mit 50 Pf. à Person zu entrichten.
2. Angetreten wird vor dem Vereinslocale:
a. am 1. September zum Fackelzug 7 Uhr Abends;
b. am 2. September zum Festzuge um 1/2 1 Uhr Nachmittags.

                                                    Der Vorstand.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Den Kameraden theilen wir hierdurch mit, daß unser Verein auch in diesem Jahre von dem Krieger=Verein zur Theilnahme an der Sedanfeier eingeladen ist und uns dieselben Entree=Ermäßigungen wie den Mitgliedern des Krieger=Vereins gewährt worden sind. Die Kameraden werden zu zahlreicher Betheiligung aufgefordert. Angetreten wird vor dem Vereinslocal.
    1. zum Fackelzuge den 1. Sept. 7 Uhr Abends,
    2. zum Festzuge den 2. Sept. 12 1/4 Uhr Mittags.

                                                    Der Vorstand.


Großes Scheibenschießen

in Selmsdorf nach guten Mobilien am 31. August und 1. September 1890 beim Gastwirth Michaelsen.
Ein Satz von 3 Schüssen, worauf nur ein Gewinn fallen kann, kostet 1 Mark.

Hierzu ladet ergebenst ein                                                    
                                                    G. Berger, Tischlermeister.
Sonntag, am 31. August:
grosse Tanzmusik.


Mittheilung.

Die Anweisung der Budenplätze auf dem Baubrink findet am Mittwoch, den 27. August cr., Abends 7 Uhr, an Ort und Stelle statt.

                                                    Das Sedan-Comité.


Heute Morgen 4 1/2 Uhr endete der allmächtige Gott die langen Leiden unseres lieben, ältesten Sohnes

Ludwig

in seinem 22. Lebensjahre.
Diesen für uns so überaus schmerzlichen Verlust erlauben wir uns, zugleich im Namen seiner Geschwister und Schwäger, hiermit ganz ergebenst anzuzeigen.
Schönberg, den 22. August 1890.

                                                    Bürgermeister Bicker u. Frau,
                                                    Sophie geb. Hamann.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 66 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 66 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 26. August 1890.


- Ein kaiserlicher Hofzug, der von Potsdam kam und zum Einfahren der Wagen eine größere Strecke zurücklegen soll, passirte am Dienstag den Bahnhof in Magdeburg. Der Zug bestand außer der Lokomotive, dem Tender und einem Gepäckwagen, dem Salonwagen des Kaisers und dem neuen Küchen= und Speisewagen. Der Küchenwagen führte schon die vollständige Einrichtung, sodaß er jeden Augenblick in Gebrauch genommen werden kann. Er ist vollständig mit Kacheln ausgelegt. Der Speisewagen, der kürzlich erst fertig gestellt worden ist, hat eine Länge von 17 Metern und ruht auf vier verstellbaren, resp. beweglichen Achsen, durch welch letztere bewirkt wird, daß der Wagen auch bei Ueberschreitung der Kurven nicht aus der geraden Linie geht. An den beiden Langseiten befinden sich Zugänge, durch welche man zunächst in kleine Vorräume gelangt, welche zum Aufenthalte für Hofbeamte oder zur Absetzung von Speisen dienen. Aus den beiden Vorräumen tritt man in den eigentlichen Speisesalon, in welchem an zusammenschiebbaren Tischen 20 Personen tafeln können. Durch schwerseidene Vorhänge läßt sich der Salonraum in drei kleinere Räume abtheilen. Die Ausstattung des Raumes macht einen vornehmen, gediegenen Eindruck. Für Bequemlichkeit und Behaglichkeit ist alles geschehen, dagegen ist auf besonderen Wunsch des Kaisers übertriebener Luxus vermieden. In den Ecken sind äußerst geschmackvoll gearbeitete Schränkchen aufgestellt, welche wahrscheinlich zur Aufbewahrung von Speisen oder Wein bestimmt sind und den inneren Raum des Speisesalons nicht verengen. Die Wände sind in eingelegter Holzarbeit kunstvoll ausgeführt. Die Erwärmung des Raumes erfolgt durch längst des Fußbodens sich hinziehende Röhren, die mit einem im Vorraum aufgestellten Ofen in Verbindung stehen. Die Erleuchtung ist durch mehrere an der Decke angebrachte Gaslampen hergestellt und für Ventilation ist ausgiebig gesorgt. Der Speisewagen kann durch einen verdeckten Gang in Verbindung mit dem ihm folgenden Küchenwagen gebracht werden, dessen innere Einrichtung (Kochmaschine, Spülraum, Anrichtezimmer, Geschirr= und Tischwäschekammer, Vorrathsbehälter etc.) das Herz jeder Hausfrau erfreuen würde.
- Eine ungeheuerliche Geschichte hat am Mittwoch sich in der 137. Berliner Gemeindeschule zugetragen. Unter den dortigen Kindern herrschte seit kurzem der Glaube, daß es im Hause "spuke". Mittwoch Vormittag nun unterrichtete in der zweiten Mädchenklasse ein Lehrer, als plötzlich ein gellender Schrei ertönte. Ein am Fenster sitzendes 12jähriges Mädchen sprang mit dem Rufe: "Hilfe, Hilfe, die Todtenhand würgt mich", auf, und nun folgte eine Scene beispielloser Verwirrung. Ohne auf die Rufe des Lehrers zu achten, stürzten die erschrockenen Mädchen hinaus und ihr Geschrei hallte gellend durch das ganze Haus. Nun gab es auch in den übrigen Klassen kein Halten, in wildem Durcheinander stürzten die Kinder die Treppen hinab, und erst im Hausflur gelang es die Weinenden zu beruhigen. Die am Platze erschienene Polizei durchforschte sofort die Räume und stelle fest, daß der Spuck dadurch entstanden ist, daß die Kleine, welche zuerst um Hülfe gerufen, von der durch ein heftigen Luftzug bewegten Fenstergardine ins Gesicht geschlagen worden ist. Das durch die Spuckerzählungen aufgeregte Kind hatte den Schlag der Gardine als "das Würgen der Todtenhand" betrachtet und hierdurch die Panik verursacht.
- Mit Schafspelz und Pelzmütze angethan, eine lange Pfeife schmauchend und ein großes Plakat mit der Aufschrift "Mich friert!" auf dem Rücken geheftet, ging in Berlin am Dienstag Mittags bei 24 Grad Reaumur langsamen Schrittes ein Bruder Studio die Sonnenseite der Invalidenstraße entlang. Die liebe Straßenjugend gab dem übermütigen Musensohn, der einer Wette wegen den Spaziergang in dem winterlichen Kostüm zurücklegte, in hellen Haufen das Ehrengeleit, bis am Stettiner Bahnhof ein Schutzmann dem Aufzug ein Ende machte, indem er den seltsamen Wandersmann nach der nächsten Polizeiwache führte.
Im eigenen Weinkeller verbrannte am Mittwoch Abend in Wien der Vater der verstorbenen Hofschauspielerin Wessely sammt seinem Hausmeister. Ein ausgeschwefeltes Faß explodierte beim Spundöffnen und verursachte einen Kellerbrand. Wessely verlor die Geistesgegenwart, stürzte zusammen und wurde lebensgefährlich verletzt aufgefunden. Der Hausmeister hat ebenfalls schwere Brandwunden erlitten. Wessely ist bereits seinen Brandwunden erlegen.
- Nach wochenlanger drückender Hitze und Dürre ging am Donnerstag Nachmittag in Graz ein sich dreimal wiederholendes Hagelwetter nieder, welches namentlich in der Landesausstellung durch Zerstörung mehrerer Pavillons und deren Anbau namhaften Schaden anrichtete. Auch die Obsternte in der Umgebung von Graz wurde total vernichtet.
- Distanzritt. Der Kosakenoffizier Peschkoff, der vor Kurzem auf seinem kleinen kirgisischen Steppenschimmel von Sibirien nach St. Petersburg geritten ist, ist jetzt auf dem Wege nach Berlin und hat wohl bereits die preußische Grenze überschritten. Dort wird Peschkoff mehrere Tage rasten, um seinen Ritt nach Haag fortzusetzen und so die Strecke vom Stillen Ocean zur Nordsee zu beenden. Vom Haag reitet Peschkow nach Paris und von dort fährt er mit der Bahn zurück. Der Prinz von Oldenburg in St. Petersburg hat, wie verlautet, das ausdauernde Kosakenroß um einen hohen Preis erstanden.
- Ein Leutnant des 13. Infanterie=Regiments, Josef Polatschek in Krakau, tödtete dort mit dem Säbel während der Uebung einen Reservisten und erschoß sich nach der That vor der Front.
- Der in St. Gallen tagende Verfassungsrath verwarf am Mittwoch den Antrag auf Abschaffung der Todesstrafe.
- Nach telegraphischen Berichten aus Irland ist dort eine Hungersnoth in Aussicht. Die Sanitätsbehörde des Districts Timoleague (Grafschaft Cork) stellte fest, daß von 8000 Personen 3000 ohne Lebensmittel sein werden, wenn denselben nicht in einem Monat oder früher Hilfe von außen kommt. Viele unter den Bewohnern sind durch den Genuß verdorbener Kartoffeln erkrankt. In der irischen Grafschaft Donegal steht in Folge der Mißernte der Kartoffeln ein Nothstand in Aussicht, wie er seit 1846 nicht vorgekommen ist. Vielfach sind drei Viertel aller Kartoffeln verfault.
- In der Stadt Musch, Bezirk Wan in Türkisch=Armenien, hat ein großes Massacre von Christen stattgefunden. Zwei Bataillone und eine Batterie gingen nach Musch ab. Aller Verkehr zwischen Wan und Bayazid ist unterbrochen. Es verlautet, daß persische Truppen nach der Grenze dirigirt würden.
- Der neuesten Volkszählung zufolge wird die Gesammtbevölkerung der Vereinigten Staaten auf 64 Millionen Seelen geschätzt.


Frauenherzen.
Original=Novelle von Carl Cassau.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 66 Seite 6]

Frauenherzen.
Original=Novelle von Carl Cassau.
[Fortsetzung.]


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