[ => Original lesen: 1890 Nr. 65 Seite 1] Vom Kornzoll.
In keinem Lande kann man sich mehr für die Wirkung des Kornzolls interessiren, als in unserem Mecklenburg, wo die Landwirthschaft alles Interesse beherrscht, nicht nur das ländliche, sondern, in hohem Maße auch das städtische. - Bei den letzten Wahlen ist viel darüber gestritten worden, ob die Zölle nützen oder schaden, aber oft in parteilicher Weise. Um so höheren Werth kann ein Urtheil beanspruchen, welches wohl als unparteiisch gelten kann, da es nicht von interessirten Landleuten herrührt, wir meinen den von der Dortmunder Handelskammer für 1889 erstatteten Jahresbericht. - "Anfangs Februar" - so sagt dieser Bericht - "sind in der "Kölnischen Zeitung" die Preise von 32 Verkaufsartikeln eines Consumvereins unseres Bezirkes veröffentlicht worden, zu denen die Arbeiter ihren Bedarf von 1870-1889, also zehn Jahre vor und zehn Jahre nach der Einführung der Nahrungsmittelzölle und speciell der Getreidezölle, bezogen haben. Danach stellten sich die Preise für das Kilo Brot im Durchschnitt
im zollfreien Jahrzehnt |
im Jahrzehnt der Zölle |
1870-1879 v. J. |
1880-89 |
bei Sauerbrot auf 26 Pf. |
24,1 Pf. |
bei Weißbrot auf 34 Pf. |
27,1 Pf. |
Gegen diese Zahlen, die für sich selbst reden, ist ein Gegenbeweis gar nicht zu führen, sie liegen buchmäßig belegt vor, und damit ist für unsere localen Verhältnisse der Beweis der Unbegründetheit jener Hetzerei unwiderleglich erbracht." - Dann wird im Allgemeinen ausgeführt: "Die Socialdemokraten und Radicalen wollen bei uns das Publikum zu dem Anspruch erziehen, Fleisch, Brot und Weißbrot etc. zu Preisen zu essen, bei denen kein ausreichender Lohn für den Bauern, der Vieh züchtet, Korn und Weizen baut, mehr übrig bleibt, da er mit den halbwilden Bewohnern der ungarischen und russischen Pußten und Steppen, den bedürfnislosen Hindus im Arbeitslohn concurriren muß. Das ist unmöglich; kein großes Culturvolk hat ein Recht darauf, sich billiger zu nähren, billiger zu kleiden, überhaupt seine nothwendigen Bedürfnisse billiger zu beziehen, als sie in dem Land, in dem es wohnt, herzustellen sind, das alle großen Verbrauchsgegenstände so weit wie irgend möglich im Lande selbst hergestellt werden müssen, um Grund und Boden auszunutzen, das Arbeitsbedürfniß und die Gewerbsamkeit der Bevölkerung zu befriedigen. Das ist namentlich bezüglich der Getreideproduction und der Fleischerzeugung ganz unzweifelhaft bei uns Bedürfniß. Wem das deutsche Korn, der deutsche Weizen, das deutsche Rind= und Schweinefleisch nicht gut oder nicht ausreichend genug ist, der muß für das, was er vom Auslande an mehrerem oder besserem bezieht, so viel bezahlen, daß der einheimische Bauer und Viehzüchter durch die Importpreise nicht zu Hungerlöhnen zu arbeiten gezwungen wird. Das ist ein Tribut, den wir unserem Vaterlande nicht minder schulden, als Steuer und Heerdienst. Zumal es in der Welt kein Land giebt, welches besser, gerechter und zur Zeit auch noch billiger regiert und verwaltet wird, als unser Vaterland."
Ueber den Empfang Kaiser Wilhelms in Narwa ist folgendes nähere zu berichten: Die Ankunft des kaiserl. Sonderzuges erfolgte Sonntag abends 8 1/2 Uhr. Auf dem Bahnhofe, auf welchem eine Ehrenwache des Preobraschenski=Regiments aufgestellt war, wurde der Kaiser vom Zaren Alexander und dem Großfürsten=Thronfolger Nikolaus auf das herzlichste begrüßt. Kaiser Wilhelm trug die Uniform seines russischen Wyborgschen Regimentes, der Zar die Uniform des Berliner Alexander=Regiments. Nach der Vorstellung des Gefolges fuhren die beiden Kaiser zu Wagen nach der Polawzewschen Villa, wo die Kaiserin ihren hohen Gast bewillkommnete. Auf dem ganzen Wege wurden die kaiserl. Majestäten, sowie der Reichskanzler von Caprivi von der Bevölkerung auf das lebhafteste begrüßt. Gleich nach der Ankunft war großes Diner, worauf Feuerwerk und Illumination stattfand. Das russische Regiment Wyborg hat dem Kaiser bei seiner Ankunft auf einer geschnitzten Holzschüssel Salz und Brod, auf einer anderen einen Krug mit Soldatenquas (Kohl) überreicht. Der Kaiser dankte und erklärte, er werde die Gaben der Kaiserin schicken. Sehr bemerkt ist die besondere Auszeichnung, welche Kaiser Alexander dem Reichskanzler v. Caprivi bei jeder Gelegenheit zu Theil werden ließ. Wiederholt hatte er mit demselben lange Unterredungen. Am Montag Vormittag unternahm der Kaiser einen längeren Spazierritt, besichtigte dabei einige Truppentheile und das Manöverterrain. Später wohnten beide Kaiser dem Regimentsfest der Preobraschenski=Garde, die von Peter dem Großen errichtet ist, mit dem gesamten Hofe bei. Es fand zuerst Gottesdienst und dann Parade statt, Kaiser Alexander führte die Truppen selbst seinem Gaste vor. Bei dem folgenden Festmahle tranken die beiden Kaiser einander zu. Dann wurde noch das Lager der russischen Truppen bei Narwa besucht, auf Schritt und Tritt wurden die Majestäten mit Jubel= und Hurrahrufen begrüßt. Montag begannen die Manöver. Der Fremdenandrang in Narwa ist sehr groß, auch viele Reichsdeutschen sind dorthin gekommen. Die russische Polizei ist in großer Menge aufgeboten. - Bei der Soiree, womit der Abend am Sonntag abschloß, sangen die Revaler und Newaer Sänger elf Lieder. Kaiser Wilhelm und die russische Kaiserin sprachen huldvoll mit Allen, namentlich ersterer mit dem Pastor und Dirigenten Tannenberg. Se. Majestät äußerte sein besonderes Gefallen an Zoellners "Das Wandern ist des Müllers Lust." Erst um 1 Uhr trennte sich die hohe Gesellschaft.
Kaiser Wilhelm sandte am Montag anläßlich des Geburtstages des Kaisers Franz Joseph telegraphische Glückwünsche nach Wien.
Eine Denkschrift über das Erlöschen des Sozialistengesetzes hat der preußische Minister des Innern, Herrfurth, dem Kaiser auf dessen Verlangen vorgelegt. In der Denkschrift wird, wie es heißt, ausgeführt, man könne deshalb
[ => Original lesen: 1890 Nr. 65 Seite 2]auf das Sozialistengesetz verzichten, weil weit mehr Machtmittel, als anfänglich angenommen wurde, zur Bekämpfung der Sozialdemokratie durch das gemeine Recht gegeben sind und weil die darüber hinausgehenden besonderen Befugnisse sich in elfjähriger Anwendung als wirkungslos erwiesen haben.
Das Wiener "Neue Tageblatt" meldet, daß in Ischl zwischen dem Kaiser Franz Josef und dem König von Rumänien wichtige militärische Abmachungen getroffen worden seien und hebt hervor, daß der Generalstabschef Beckh in wiederholten langen Audienzen vom König Carol empfangen wurde. König Carol sei vom Ergebnis des Ischler Aufenthalts hochbefriedigt.
Drei russische Soldalten wurden bei Ueberschreitung der österreichischen Grenze in Rengarce verhaftet und dem Strafgerichte in Krakau eingeliefert, da sie den Beamten Widerstand leisteten.
Stanley ist in Zürich angekommen und im "Hotel Baur am See" abgestiegen. Sein Haar ist stark ergraut, im übrigen sieht er wohl aus. Seine Frau ist eine schlanke hochgewachsene Dame mit feinen, geistreichen Gesichtszügen und einer gesunden, frischroten Hautfarbe. Stanley hat in Zürich den Versuchen, sich intervieven zu lassen, bis jetzt mit Hartnäckigkeit widerstanden.
- Schönberg. Ein lang anhaltendes Gewitter entlud sich hier am Montag Abend, von dem die nähere und weitere Umgegend stark betroffen wurde, indem nicht allein schwere Regengüsse niedergingen, stellenweise mit Hagel untermischt, sondern der Blitz hat auch mehrfach in Gebäude geschlagen und diese eingeäschert. So brannte eine Scheune des Hauswirths Creutzfeldt zu Kuhlrade nieder, in welcher nur etwas Stroh lagerte, ferner brannte die Scheune des Schulzen Ollmann zu Schlagsdorf ab und damit mehrere Schafe und einiges Federvieh. Ein Blitzstrahl traf hier in der Stadt das in der Sabowerstraße belegene Hinterhaus des Arbeiters Wigger. Die elektrische Spannung dauerte während der ganzen Nacht und steigerte sich am Dienstag Morgen zu neuer Heftigkeit, um welche Zeit ein Blitz das Haus des Zimmermeisters Egert in der Siemzerstraße traf und einen Dachsparren zersplittere, ohne zu zünden. - Aehnliche Berichte kommen aus dem Lauenburgischen und Holstein. In den bei Mölln belegenen Dörfern hat der Hagel auf dem Felde viel Korn zerschlagen und Fensterscheiben zertrümmert.
- Am Sonntag Mittag stattete Fürst Bismarck dem in Kissingen anwesenden Herzog von Edinburgh, zweitältesten Sohne der Königin Victoria, einen Besuch ab.
- Die Stadt Kissingen brachte am Sonntag Abend ihrem Ehrenbürger, dem Fürsten Bismarck, einen großen Fackelzug.
- Fürst Bismarck wird auf seinem Rückwege von Kissingen nach Varzin Berlin berühren. Oesterreichischen Blättern zufolge hat der Fürst die Bahnverwaltung schon jetzt um Vorsorge ersucht, daß er alsdann, ohne die Stadt selbst bezw. die Straßen passiren zu müssen, auf der Verbindungsbahn um die Stadt herum von einem Bahnhof zum andern fahren könne.
- Professor Dr. Schwenninger, Bismarcks Leibarzt, war in voriger Woche sehr bedenklich an einer Blinddarmentzündung erkrankt, ist aber jetzt wieder außer Gefahr. Im Hinblick auf seine Gesundheit will er die Leitung des bekannten Schwenninger=Sanatoriums aufgeben.
- Auf dem 10. internationalen medizinischen Congreß in Berlin sprach Prof. Stockvis=Amsterdam auch über die Widerstandsfähigkeit der Europäer in den Tropen. Hitze, Luft und Regen kann der Europäer durch Gewöhnung leicht überwinden. Er kann sogar in den Tropen weit eher eine plötzliche Abkühlung der Haut ertragen als der Eingeborene. Die schlimmsten Gefahren drohen durch verschiedene Infectionen, Krankheiten des Magens und namentlich der Leber. Der größte Fehler, den die meisten machen, ist die Unmäßigkeit im Essen und Trinken. Nur eine strenge Diät erhält den Weißen, der auch weise sein muß, gesund. Die Sterblichkeit der Europäer in den Tropen ist von 180 im Anfang dieses Jahrhunderts auf 30 pro Tausend zurückgegangen.
- Die am Grafen v. Monts am jüngsten Dienstag vollzogene Operation hat in der Ueberpflanzung eines großen aus dem Oberschenkel abgelösten Hautstückes auf die schwerverletzte Schienbeinstelle bestanden, welche letztere bisher auf andere Weise nicht zur Heilung gebracht werden konnte. Der Patient dürfte nun zur häuslichen Pflege nach der von seiner Mutter, der verwittweten Frau Admiralin Gräfin v. Monts, bewohnten Villa in Charlottenburg gebracht werden, wo er hoffentlich bald der Genesung entgegengehen wird.
- Die Mannschaften der Reserve, bezw. Landwehr 1. Aufgebots, welche im Jahre 1883 resp. 1878 in der Zeit vom 1. April bis Ende September eingetreten sind und diesen Herbst zur Landwehr 1., bezw. 2. Aufgebots übertreten, sowie diejenigen Ersatzreservisten, welche im Jahre 1885 zur Reserve bestätigt worden sind und eine Uebung nicht abgeleistet haben, haben ihre Militärpässe bis spätestens 15. September d. Js. bei dem Bezirksfeldwebel abzugeben.
- Die Magdeburger Staatsanwaltschaft hat gegen 50 Vorstandsmitglieder von 15 Fachvereinen wegen Vergehens gegen das Vereinsgesetz Anklage erhoben. In Arbeiterkreisen wird diese Maßregel auf die bekannte Ministerialverfügung zurückgeführt, welche eine strengere Handhabung der bestehenden Gesetze in Betreff der Sozialdemokratie anordnet. Die Fachvereine werden als politische Vereine aufgefaßt.
- Die Glasergesellen in Magdeburg haben sich von den Sozialdemokraten losgesagt. Sie werden einen Verein gründen, der im guten Einvernehmen mit den Meistern eine Besserung der materiellen Lage anstrebt. Politik und Religion soll nicht erörtert werden. Ein widersprechender Agitator wurde von der betreffenden Versammlung einfach kalt gestellt.
- Am Sonnabend wurde dem Schornsteinfegermeister Dörffel in Dresden eine am 18. August in St. Privat erhaltene Chassepotkugel herausgeschnitten. Es fehlten an den zwanzig Jahren, während welcher Dörffel die Kugel mit sich herumgetragen hat, also nur noch zwei Tage.
- Der deutsche Reichscommissar in Helgoland macht bekannt, in welcher Weise fortan die Erledigung der Lokalgeschäfte vor sich gehen wird. Zweimal wöchentlich sind Sprechstunden. Die erste Gerichtssitzung hat schon am 12. d. M. stattgefunden, auch die erste Klage wurde eingereicht. Alle Böte und Schaluppen auf der Insel sind schwarweißroth angestrichen, auch einen deutschen Briefkasten hat man angebracht. Unter den Tausenden, welche am letzten Sonntag das Felseneiland besuchten, befand sich auch ein verhältnißmäßig noch sehr rüstiger und äußerst frisch aussehender neunzigjähriger Herr, welcher in Bremerhaven, wo er früher Bäckermeister war, jetzt als Rentner lebt. Dieser alte Mann war wohl der einzige, welcher zum zweiten Male einem Besitzwechsel der Insel beiwohnte, denn als geborener Helgoländer hatte er es miterlebt, wie dieselbe im Jahre 1807 von den Engländern besetzt worden war. Der Greis erinnerte sich noch sehr wohl vieler Einzelheiten aus jener Zeit.
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 65 Seite 3]Cadaro & Hansen, Lübeck
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Den Kameraden theilen wir hierdurch mit, daß unser Verein auch in diesem Jahre von dem Krieger=Verein zur Theilnahme an der Sedanfeier eingeladen ist und uns dieselben Entree=Ermäßigungen wie den Mitgliedern des Krieger=Vereins gewährt worden sind. Die Kameraden werden zu zahlreicher Betheiligung aufgefordert. Angetreten wird vor dem Vereinslocal.
1. zum Fackelzuge den 1. Sept. 7 Uhr Abends,
2. zum Festzuge den 2. Sept. 12 1/4 Uhr Mittags.
Der Vorstand.
Danksagung.
Allen denen, die unsern lieben Mann, Vater, Schwiegervater und Großvater, den Hauswirth H. Wigger zu seiner letzten Ruhestätte geleiteten, sowie für die vielen Kranzspenden sagen herzlichsten Dank
Grieben, den 10. August 1890.
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 65 Seite 4]Programm
zur Sedanfeier in Schönberg 1890.
1. Montag, den 1. September:
Abends 6 1/2-7 1/2 Uhr: Unterhaltungsmusik vor dem Vereinslocal.
Abends 7 1/2 Uhr: Beginn des Fackelzuges vom Siemzerthore aus.
Abends 8 Uhr: Bekränzung des Kriegerdenkmals.
Abends 8 1/2 Uhr: Festrede, patriotische Gesänge.
Abends 9 Uhr: Commers und Concert im Schützenhause. - Eintrittsgeld 20 Pf.
2. Dienstag, den 2. September:
Morgens 6 Uhr: Weckruf durch die Stadt.
Morgens 9 1/2-11 Uhr: Concert auf dem Markte.
Nachmittags 1 Uhr: Festzug durch die Stadt vom Siemzer Thore bis zum Schützenhause.
Nachmittags 2 Uhr: Beginn des Schießens nach Silber= und Alfenidegewinnen, sowie der Kinderbelustigungen auf dem Baubrink.
Nachmittags 2 Uhr: Concert im Schützenhause. (Eintrittsgeld 20 Pf.)
Abends 7 Uhr: Einmarsch.
Abends 8 Uhr: Beginn der Festbälle im Schützenhause und im neuen Boye'schen Saale
Eintrittsgeld für Herren à 1 M. 50 Pf.
Eintrittsgeld für Damen à 50 Pf.
Um recht rege Betheiligung an dieser nationalen Feier bittet
Das Sedan=Comité
des Kriegervereins f. d. Fürstenthum Ratzeburg.
Ratzeburger Sedanfeier
Der Festzug bewegt sich am 2. September Vormittags 9 Uhr vom Palmberge aus in die Kirche. 1 Uhr Nachmittags Festessen auf dem Schützenhofe. - Am 3. September Nachmittags 4 Uhr Tombola-Verloosung daselbst. - Alles Weiter aus dem Festprogramme, welche in allen Wirthschaften und Kaufläden der Stadt und Umgegend ausgehängt, zu ersehen.
Das Festcomité.
Am Sonntag, den 24. d. Mts.:
Concert
im Garten des Herrn Gastwirth Boye und laden zu recht zahlreichem Besuche ergebenst ein
die Vereinsmusiker.
Entree à Person 30 Pfennige.
Anfang: Nachmittags 4 Uhr.
Schönberg, den 18. August 1890.
NB. Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt.
Stadt Lübeck.
Am Sonntag, den 24. August
Tanzmusik
über die Polizeistunde hinaus.
Großes Scheibenschießen
in Selmsdorf nach guten Mobilien am 31. August und 1. September 1890 beim Gastwirth Michaelsen.
Ein Satz von 3 Schüssen, worauf nur ein Gewinn fallen kann, kostet 1 Mark.
Hierzu ladet ergebenst ein
G. Berger, Tischlermeister.
Sonntag, am 31. August:
grosse Tanzmusik.
Zur
Tanzmusik
am Sonntag, den 24. d. M., ladet freundlichst ein
Menzendorf H. Rebbin.
Heute Morgen 1/2 1 Uhr verschied nach 5tägiger Krankheit unsere kleine
Gertrud
im Alter von 2 Jahren 5 Monaten.
Schönberg, den 20. August 1890.
W. Planthaber u. Frau,
geb. Kruse.
Die Beerdigung findet am Freitag, Nachmittags 4 Uhr statt.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 24. August.
Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 34.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 65 Seite 5]Beilage
zu Nr. 65 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 22. August 1890.
- Beim Ausladen eines von Bunzlau i. Schl. auf dem Bahnhof in Döbeln angekommenen zweietagigen Gänsewagen wurde ein etwa 15jähriger Junge entdeckt, welcher sich in der zweiten Etage des Wagens unter den Gänsen versteckt gehalten hatte. Der Junge, der anscheinend wegen Arbeitsscheu diesen Schlupfwinkel aufgesucht hatte, machte die 24stündige Reise von Bunzlau bis Döbeln mit, ohne während dieser Zeit eine Nahrung zu sich nehmen zu können.
- Zur Tragfähigkeit der neuen Gewehre wird von Spichern folgendes mitgetheilt: Die Frau eines Hüttenarbeiters dortselbst war in ihrem Garten beim Bohnenpflücken beschäftigt, als ihr plötzlich eine Bohne anderer Art, eine "blaue Bohne" in den linken Oberarm fuhr. Das Dragonerregiment Nr. 7 hielt auf dem Exerzierplatz bei Saarbrücken gegen den rothen Berg hin Schießen ab; allem Anschein nach ist eine Kugel dabei zu hoch gegangen. Daß aber eine solche Kugel über 3000 Meter weit gehen könnte, hätte man nicht geglaubt. Glücklicherweise hat die Frau nur eine Fleischwunde erlitten. Der Commandeur des Regiments ließ, als er von dem Unglücksfall vernommen, das Schießen sogleich einstellen und sandte einen Militärarzt, um der Frau die erste Pflege angedeihen zu lassen.
- Eine nach den Ideen des Kleidungs=Reformators Guttzeit gekleidet Frauensperson erregt seit einigen Tagen in Dresden Aufsehen. Die Frau trägt einen von der Schulter bis an die Füße reichenden blauen Flanell=Rock aus grobem Tuch, das Haar ist in einen griechischen Knoten geschlungen und an den Füßen trägt sie Sandalen. Ein sie begleitender Mann trägt einen feiner modischen Anzug, schwarzen Hut, aber an den Füßen ebenfalls Sandalen.
- In Steglitz, wo er seit Jahren in stiller Zurückgezogenheit lebte, ist dieser Tage der schwäbische Liedercomponist Gustav Pressel nach langen Leiden gestorben. Er war geboren 1827 in Tübingen und ein Schüler Friedrich Silchers. Mit seinem "Mei Mutter mag mi net," ist er so volksthümlich geworden, daß man über dem Werke den Tondichter vergessen hat.
- Unsere "Blaujacken" von der "Hohenzollern" und "Irene" haben mit ihrer musterhaften Haltung, ihrem gewandten Benehmen und ihrer kleidsamen Uniform einen sehr günstigen Eindruck hervorgerufen und manche friedliche Eroberung gemacht. Man sah in Cowes wiederholt, wie Damen Sträußchen an die Brust der deutschen Matrosen hefteten, wie Herren sich mit ihnen ins Gespräch einließen, ihnen Cigarren offerirten und sie zu einem "friendly glass" einluden, und im Volk selbst waren die Demonstrationen noch lauter und in ihrem "gut gemeint sein" oft aufdringlich. Unsere Blaujacken nahmen aber alles mit gutem Humor auf und ließen es sich gefallen, wenn sich ihnen rechts und links die jungen hübschen Mädels an die Arme hängten.
- Die schnellste Fahrt nach Amerika legte soeben der Schnelldampfer "Teutonic" von der White=Star=Linie zurück. Derselbe brauchte von Queenstown nach New=York nur 5 Tage 19 Stunden 5 Minuten.
- Bei dem eidgenössischen Schützenfeste in Frauenfeld mußten 123 400 Flaschen Wein, sowie 10 000 Siphons und Selterskrüge daran glauben. Im Schießstand wurden verkauft 1 205 190 Patronen für Gewehre, 89 220 für Drehpistolen. In jeder Sekunde knallten etwa drei Schüsse.
- In dem Departement der Seealpen in Frankreich beschloß ein ganzes Dorf von 400 Seelen seine Auswanderung nach Amerika. Selbst die Gemeindebehörden gehen mit. Alles wird im Stich gelassen.
- Der Pariser Scharfrichter, der den deutschen Namen Deibler führt, ist in seinen Mußestunden Fabrikant und zwar befaßt er sich, wie dies sehr nahe liegt, mit der Herstellung des zur Ausübung seines Berufes nöthigen Handwerkszeuges: der Guillotine. Dieser Tage hat er 6 Stück auf einmal vollendet, die für verschiedene Städte in der Provinz bestimmt und eigens von einer Commission der Verwaltung geprüft worden sind. Herr Deibler ist aber mit seinen technischen Erfolgen an sich nicht zufrieden, er hat vielmehr den Wunsch geäußert, für seine verdienstvolle Thätigkeit ein Ordenszeichen, die "Akademischen Palmen" zu erhalten. Ein dekorirter Scharfrichter wäre allerdings etwas Neues und Paris hätte wieder einmal den Ruhm, der ganzen Welt "über" zu sein.
- Ein Mord aus Eifersucht, welchen ein 75jähriger Mann an seiner 85 Jahre alten Ehefrau begangen, dürfte einzig in der Mord=Chronik bestehen, und doch wird ein solcher Fall aus Digne in Frankreich berichtet. Der dort wohnende ehemalige Lehrer Arles, welcher vor erst zwölf Jahren seine jetzige Gattin heimführte, traf diese in vertraulichem Gespräch mit einem ebenfalls bereits 70 Jahre alten Freunde und gerieth hierüber so in Wuth, daß er ein Küchenbeil ergriff und seiner Frau mit einem Hiebe den Kopf spaltete. Der Mörder wurde in Haft genommen.
- In der Feldmaus ist in Oberitalien eine furchtbare Landplage entstanden. Unzählige dieser unersättlichen Nager zerstörten bei Ferrara die gesammte Ernte, und der Schaden wird auf eine Million Lire abgeschätzt. Alle Mittel, um die Mäuse auszurotten, erwiesen sich als wirkungslos.
- Die Cholera macht im südlichen Europa langsame Fortschritte. Nach einer Londoner Depesche hat die britische Botschaft in Konstantinopel unterm 7. d. M. Mittheilung gemacht, daß in Nicolajeff 7 Fälle, darunter 5 tödtlich verlaufene, einer verdächtigen Krankheit vorgekommen seien, die man für Cholera halte. Die türkischen Behörden hätten gegen alle aus Häfen des schwarzen Meeres stammenden Ankünfte Ueberwachung angeordnet.
- Die "Times" hat aus Rußland Nachricht von einem Kampf erhalten, der vor einiger Zeit zwischen sibirischen Sträflingen und den sie begleitenden Soldaten stattgefunden hat. Die auf dem Marsch nach Osten befindliche Schaar von 180 Gefangenen machte unweit Tiumen plötzlich Halt und verlangte Wagen. Als die Soldaten sich weigerten, dem Gesuch stattzugeben, griffen die Gefangenen sie mit großem Ungestüm an. In dem Kampf wurden mehreren Soldaten die Gewehre zertrümmert und 10 Gefangene erhielten Verletzungen durch Bayonettstiche. Dann wurde der Marsch fortgesetzt.
- Der Riesenthurm von London, der sogenannte "Ober=Eiffel", wird in kurzem in Angriff genommen werden. Der Thurm soll 365 Meter hoch werden. Der Eiffelthurm maß bis zur Fahnenspitze genau 300 Meter.
- Mittelalterliche Jungfrauen und wieder heirathslustige Wittwen werden es gewiß mit großer Befriedigung und wohl nicht ohne Neid aufnehmen, wenn wir Kunde davon geben, daß der Senat in Caracas, der Bundeshauptstadt von Venezuela, soeben die Einführung einer "Junggesellensteuer" beschlossen hat. Die neue Steuer, durch deren Einführung jeder Finanzminister auch bei uns sich die Herzen des schöneren Geschlechts im Sturm erobern könnte, trifft alle diejenigen Männer, welche über 35 Jahre alt und noch unverheirathet sind. Die Steuer beträgt ein Prozent vom Einkommen bei Renten bis 25 000 Francs, zwei Prozent bei größerem Vermögen. In den Motiven zu dem Gesetzvorschlage heißt es, "daß die Lasten von allen Bürgern gleichmäßig getragen werden sollen, daß aber die Familienväter außer durch die Zahlung ihrer Steuern noch dadurch dem Vaterlande einen ungeheuren Dienst erweisen, daß sie die Zahl der Bevölkerung und zugleich das moralische Niveau der Gesellschaft heben."
- Touristen (in ein Gebirgswirthshaus eintretend): "Was haben Sie zu essen?" - Kellnerin
[ => Original lesen: 1890 Nr. 65 Seite 6]"Nix als an Kas, a Butter und a Brod!" - Wirthin (hereinrufend): "A Hendl is a no da!" - Stimme des Wirths (hinter dem Ofen): "Dös - friß - i!"
Frauenherzen.
Original=Novelle von Carl Cassau.
Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
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