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[ => Original lesen: 1890 Nr. 64 Seite 5]Beilage
zu Nr. 64 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 19. August 1890.
- Adieu Sommer! Aus Spandau kommt die Kunde, daß am Mittwoch Nachmittag eine Schaar von mehreren Hundert Störchen über die Stadt gezogen sei. Der Abzug der Störche, der sonst gegen den 24. August zu geschehen pflegt, kündet das Ende des Sommers, von dem wir in diesem Jahre leider noch blutwenig gehabt haben.
- In Mindelheim (Württemberg) entdeckte man durch einen Zufall, daß ein Mädchen, welches seit 10 Jahren als stumm galt und infolge dessen reichliche Unterstützung fand, das Stummsein simulirt hat. Man muß die Energie der Frauensperson bewundern, die es verstand, 10 Jahre lang Aerzte, Beichtväter und Bevölkerung zu täuschen.
- Ein außergewöhnliches Vergnügen wollten sich in Freiburg i. Br. bei dem letzten schweren Gewitter einige Herren und Damen machen, indem sie den Thurm des altehrwürdigen Münsters bestiegen, um von da aus das Naturschauspiel genauer zu betrachten. Jedoch wurde dies für sie zu einem Trauerspiel, bei dem ihnen glücklicherweise der schlimmste Schlußakt erspart blieb. Kaum waren sie nämlich oben angelangt, als ein Blitz den Blitzableiter entlang fuhr. Sofort lagen die meisten der Gesellschaft wie todt da und waren fürs Erste auch nicht wieder zum Bewußtsein zu bringen. Zum Glück stellte es sich heraus, daß nur eine Ohnmacht sie befallen hatte, und daß sie nicht vom Blitz getroffen waren. Nach einer zweiten Münsterbesteigung bei Gewitter dürften sie wohl kein Verlangen haben.
- Wozu ein Glas Cognac gut ist. Bei der Eisenbahnkatastrophe bei Blowic ist, wie dem "Prager Tagebl." aus Kolin geschrieben wird, der dortige Fabrikant Herr Ernst Tumlirz durch einen seltsamen Zufall dem Tod oder einer schweren Verletzung entgangen. Herr Tumlirz, welcher sich in dem verunglückten Zug befand, stieg in der letzten Station vor der Unglücksstätte aus, um in der Bahnhofsrestauration ein Glas Cognac zu trinken. Als er wieder einsteigen wollte, setzte sich der Zug bereits langsam in Bewegung und Herr Tumlirz, welcher sein Coupee in der Eile nicht finden konnte, sprang in den letzten Waggon. Dieser entgleiste nicht, während jener, in welchem sich Herr Tumlirz früher befand, vollständig zertrümmert wurde.
- In Wien nahm am Donnerstag, das große Gesangsfest seinen Anfang, zu dem zahlreiche Sänger, darunter an 4000 Deutsche, eintrafen. Die Reichsdeutschen wurden mit großem Jubel empfangen. Die Straßen sind reich beflaggt, die Bevölkerung bot den Gästen den herzlichsten Willkomm'.
- Eine gepfefferte Schneider=Rechnung. Man schreibt dem "Neuen Wiener Tageblatt" aus Ischl: Im "Hotel Bauer" stieg kürzlich der Londoner Bankier G. sammt Frau und Schwägerin ab. Die beiden Damen führten 16 Koffer Toiletten mit sich. Der sechszehnte Koffer, welcher die Reisekostüme enthielt war in Verlust gerathen und so mußten sich die Engländerinnen bei einer hiesigen Schneiderin Loden=Anzüge bestellen. Die Rechnung, in deren Original ich Einblick nahm, lautete folgendermaßen:
10 |
Kostüme (Unterkleider) a 340 fl. (!) |
3400 |
fl. |
2 |
Loden=Corsages à 120 fl. (!) |
240 |
fl. |
8 |
Blousen à 60 fl. (!) |
480 |
fl. |
2 |
Blousen mit Broderie à 100 fl. |
200 |
fl. |
4 |
Gürtel à 8 fl. |
32 |
fl. |
12 |
Hüte à 35 fl. (!) |
420 |
fl. |
1 |
Hut ohne Aufputz |
10 |
fl. |
3 |
Flanellhemden à 40 fl. (!) |
120 |
fl. |
-------------------- |
Summa |
4902 |
fl. |
Zehn Lodenunterröcke à 340 fl.! Man begreift, daß der Engländer ein etwas erstauntes Gesicht machte. Aber er bezahlte, und das war für die Kleiderkünstlerin die Hauptsache. Ob man aber durch solche Rechnungen den Fremdenverkehr in Ischl heben wird, das ist wohl zu bezweifeln!
- Ueber das jüngste Unglück in den Alpen wird aus Meran geschrieben: Am Eingange des Passeirerthales ragen die schroffen Wände des großen und kleinen Ifinger gegen den Himmel. Es sind zwei Granitstöcke, welche von der Ostseite leicht zu besteigen sind und von Sonntagsausflüglern viel besucht werden. Von der Westseite aber ist der Aufstieg ungemein gefährlich und nur ganz waghalsige Bursche klettern da hinauf, um Edelweiß zu suchen und mit ihren langen Peitschen zu knallen. Der jüngste Sohn des Reichsritters von Leon, auf dem Schlosse Trauttmannsdorff, weilte nun schon einige Tage auf der Maisealpe, auf welcher auch ein Theil des Viehes vom herrschaftlichen Gute aufgetrieben war. Als gewandter Bergsteiger machte er von der Alpe aus nähere und weitere Ausflüge. So auch am 7. d. M. Als er am Abend nicht zur Sennhütte zurückkam, wurde der Senner besorgt und machte sich auf die Suche. Nach langem und gefährlichem Herumklettern im Gewände sah er endlich seinen jungen Herren tief unten in einer Schlucht auf einem Vorsprung liegen. Mit Lebensgefahr stieg er nun hinunter, aber er fand nur mehr eine Leiche. Vorsorglich umgab er den Kopf des Verunglückten mit einem Kranz von Steinen und deckte das Gesicht mit einer großen Platte zu, um Verstümmelungen durch Raubvögel zu verhindern. Dann machte er sich auf, um der Familie die Trauerbotschaft zu überbringen. Die Leiche konnte erst nach einigen Tagen mit Hilfe von 4 tüchtigen Bergsteigern herabgeholt werden.
- Weshalb zählt der Monat August wie der Monat Juli 31 Tage? Diese Frage wird sich wohl mancher der Leser nicht beantworten können; wir lassen deshalb den Sachverhalt hier folgen: Der Monat August, welcher nach der jetzigen Zeitrechnung der achte Monat im Jahre ist, war bei den alten Römern, bei denen das Jahr mit dem März anfing, der sechste Monat, er hieß daher Sextilis. Diese Bezeichnung behielt der Monat indes so lange, bis der Kaiser Augustus zum Andenken mehrerer glücklicher Ereignisse, die ihm in diesem Monat wiederfahren waren, demselben seinen eigenen Namen beilegte oder vielmehr vom Senat beilegen ließ. Die Schmeichelei begann bereits mit Julius Cäsar, dem zu Ehren der Monat Quintilius Julius genannt war. Da aber der Sextilis, unser August nur 30, der Julius aber 31 Tage zählte, so verordnete der Senat ferner, um Augustus nicht zurückstehen zu lassen, daß auch sein Monat 31 Tage haben sollte, wofür man einen Tag aus dem Februar wegnahm. Diese Anordnung hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten.
- Auch der Handel mit wilden Thieren hat seinen Preiskurant. Löwen und Tiger kommen durchschnittlich auf 1500 Mark per Stück zu stehen. Ein gefleckter Panther auf 500 Mark, ein Leopard auf 350 Mark. Dagegen wird für den schwarzen Panther ein Preis von 2800 Mk. bis 3000 Mk. und für den gefleckten Tiger sogar zuweilen 5000 Mk. gezahlt. Der Preis eines Rinozerus hält sich zwischen 7000 und 18 000 Mk. Ein afrikanischer Elefant ist durchschnittlich 1000 Mk. werth, der indische dagegen kann bis 5000 Mk. kosten. Sehr verschiedenartig ist der Preis der Affen, von kleinen Aeffchen zu 15 Mark an bis zum Schimpansen oder Orang=Utang, der kaum unter 2000 Mark zu haben ist.
Frauenherzen.
Original=Novelle von Carl Cassau.
Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
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Original=Novelle von Carl Cassau.
[Fortsetzung.]
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