[ => Original lesen: 1890 Nr. 51 Seite 1] Nr. 11 des Offic. Anzeige für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1890 enthält in der
II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betr. Abänderung der Postordnung.
(2.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Mai 1890.
(3.) Bekanntmachung, betr. den Herbergsverein des Fürstenthums Ratzeburg.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.
Der Kaiser hat am Montag Vormittag Schloß Fredensborg wieder verlassen und nach einem herzlichen Abschied von der dänischen Königsfamilie, die ihm bis Helsingör das Geleit gegeben hatte, die Reise nach Christiania fortgesetzt. Am Sonntag hatte eine große Deputation von Arbeitern aus den Fabriken in Helsingör den Versuch gemacht, eine Audienz beim Kaiser zu erlangen, war aber nicht eingelassen worden.
Der Kaiser ist am 2. Juli, Nachmittags, in der norwegischen Hauptstadt Christiania, die im reichen Schmucke prangte, angekommen. Der König von Schweden begrüßte ihn an Bord der "Hohenzollern" und geleitete ihn dann unter enthusiastischen Zurufen der Bevölkerung nach dem Königsschlosse. Im sechsspännigen Wagen wurde die Fahrt nach dem Schlosse zurückgelegt. Abends war Familientafel. Mittwoch wurde ein Ausflug nach Frognersätter unternommen, abends war Galatafel. - Die Deutschen in Christiania werden dem Kaiser außer einem kostbaren Blumenstrauß ein werthvolles Album mit photographischen Ansichten von Christiania überreichen. Das Album ist mit Filigranbeschlägen von norwegischem Silber geziert und weist die Wappen Norwegens, Christianias und den kaiserlichen Namenszug auf.
Feldjäger finden auch während der diesjährigen Reise des Kaisers in Norwegen Verwendung. Es geht täglich sowohl von Berlin wie von Norwegen je ein Feldjäger ab. Um die Leute nicht durch zu lange Reisen zu ermüden, und um an Personal zu sparen, wird in Altona stets ein Zusammentreffen stattfinden, wo der von Norwegen kommende Feldjäger von dem von Berlin kommenden Kameraden die für den Kaiser bestimmten Depeschen empfängt und dafür die für Berlin bestimmten Briefschaften abgiebt.
Der Reichskanzler General v. Caprivi hat, wie die "Kölnische Zeitung" mittheilt, bei seinem parlamentarischen Fest am vergangenen Donnerstag eine Aeußerung gethan, die manchem Kolonialfreund nach der Prüfungszeit des deutsch=englischen Vertrags einigen Trost spenden wird: "Sie wissen, ich bin kein Kolonialfreund, aber ich habe mein jetziges Amt übernommen in der vollen Ueberzeugung, daß wir auf dem betretenen Wege nicht mehr zurück können, sondern vorwärts müssen. Ostafrika ist selbstverständlich der Schwerpunkt unserer Kolonialpolitik, und jetzt, nachdem ich das Abkommen mit England getroffen habe, wird es geradezu mein Ehrgeiz sein, daß aus Ostafrika etwas wird, das können Sie allen Ihren Freunden sagen."
Dem Major v. Wißmann hat der Reichstag ein großes Festessen gegeben. Neuerdings äußerte sich der Major auch über den deutsch=englischen Vertrag und bestätigte, daß Rücksichten der europäischen Politik (d. h. unsere Stellung zu Frankreich und Rußland, welche planmäßig den Krieg gegen uns vorbereiten) das eilige und nicht sehr günstige Abkommen nöthig machten. Es gelte jetzt nicht zu klagen, daß wir etwas Land in Ostafrika eingebüßt, sondern man müsse suchen, aus dem ungeheueren Gebiet das zu machen, was irgend daraus zu machen sei.
Deutschland wird in Ostafrika auch die nahe unserem Schutzgebiet belegene Insel Mafia erhalten. Alle übrigen, bisher zum Sultanat Sansibar gehörigen Inseln sollen aber dem englischen Protektorat unterstellt werden. Was die Abtretung von Helgoland betrifft, so hat England für dieselbe thatsächlich nur die einzige Bedingung aufgestellt, daß die jetzt lebenden Helgoländer von der Militärpflicht befreit bleiben sollen. Dem deutschen Reiche bleibt aber gänzlich überlassen, ob es die Insel befestigen will oder nicht. Es soll auch geplant sein, die Gesetze und Sitten der Einwohner nach Möglichkeit zu schonen. Darunter soll nach der "Nationalztg." auch verstanden sein, daß nur Eingeborene Grund und Boden auf Helgoland erwerben können.
"Deutschland wach auf!" Unter dieser Ueberschrift wird in süddeutschen Zeitungen zur Einreichung eines Massen=Protestes an den Reichstag gegen die deutsch=englische Kolonial=Vereinbarung aufgefordert. Daß ein solcher Protest nichts an dem bereits fest abgeschlossenen Vertrage ändern wird, ist selbstverständlich.
Wißmann wird, einer Einladung des Königs von Belgien entsprechend, am Mittwoch nach Brüssel reisen und im königlichen Palaste absteigen. - Der in Hamburg angekommene Ostafrika=Dampfer "Sansibar" bringt Geschenke des Sultans von Sansibar, darunter einen goldenen Tafelaufsatz für den deutschen Kaiser, mit. Derselbe soll ein wahres Kabinettsstück afrikanischer Kunstfertigkeit sein.
Bei der soeben stattgefundenen Volksabstimmung im Kanton Zürich wurde eine Gesetzvorlage, nach welcher die Kosten der Leichenbestattungen vom Staate bestritten werden sollen, mit 34 699 gegen 16 484 Stimmen angenommen.
Das Schweineeinfuhrverbot gegen Dänemark wird jetzt unter Wegfall aller Beschränkungen aufgehoben.
Der englische Minister Balfour erklärte in einer politischen Versammlung in London, durch das Abkommen mit Deutschland sei jede Möglichkeit beseitigt, daß zwischen England und Deutschland jemals Differenzen entstehen könnten.
Der "Times" zufolge beschloß die "Congo=Commercial=Company" eine neue aus 7 Europäern bestehende Expedition zur Erforschung der Congoquellen zu entsenden.
In Bulgarien hat der Fürst Ferdinand
[ => Original lesen: 1890 Nr. 51 Seite 2]einen Major Panitza erschießen lassen, der in Verbindung mit russischen Agenten Verschwörungen im bulgarischen Heere angezettelt hatte. Die Sache ist deshalb von Bedeutung, weil ohne Zustimmung Deutschlands und Oesterreichs die Hinrichtung gewiß nicht erfolgt wäre. Sie beweist, daß unsere Beziehungen zu Rußland sich sehr verschlechtert haben.
Anläßlich des an dem Major Panitza in Sofia vollzogenen Todesurtheils hielt der Lagerkommandant an die Truppen eine Ansprache, in welcher er das Verhalten Panitzas, der eine Verschwörung zum Umsturze der gegenwärtigen Regierung angezettelt habe, auseinandersetzte und auf die im Falle des Gelingens für das Vaterland hervorgehenden Gefahren hinwies. Panitza habe die Strafe verdient und man könne das Urtheil nur billigen. Ein solches Ende erwarte alle Vaterlandsverräther.
Gegen die Zollschraubereien in Nordamerika gehen alle europäischen Staaten vor. Staatssekretär Blaine in Washington theilte mit, er sei von den fremden Gesandten verständigt, die europäischen Staaten würden die Annahme der geplanten enormen Zollerhöhung als wirthschaftliche Kriegserklärung betrachten. Unter der Führung Deutschlands hatten Frankreich, Oesterreich, Italien und Spanien bereits geheime Abmachungen getroffen, eventuell alle amerikanischen Produkte mit Repressivzöllen zu belegen. Blaine hofft, die Annahme der Zollerhöhungen verhindern zu können.
- Neustrelitz, 29. Juni. Das hiesige 2. Bataillon Großherzogl. Mecklenb. Grenadier=Regiments Nr. 89 hatte heute Mittag Parade vor Sr. K. H. dem Großherzoge. Derselben wohnten auch I. K. H. die Frau Großherzogin, der Erbgroßherzog in der Uniform eines Generalmajors und die hochfürstlichen Kinder bei. Nach der Parade concertirte das Großherzogliche Hautboistencorps. Während des Concerts ließ Se. K. H. der Großherzog sich die Einjährig=Freiwilligen des Bataillons vorstellen. Bald nach der Vorstellung fand im Schloßgarten Cercle statt.
- Neustrelitz, 30. Juni. Heute Nachmittag 2 Uhr 35 Min. traf Ihre Königl. Hoheit die Großherzogin von Mecklenburg=Schwerin hier ein. Die hohe Frau ward auf dem Bahnhofe von den Großherzoglichen und Erbgroßherzoglichen Herrschaften empfangen und begrüßt. Das Wartezimmer war festlich mit Blumen geschmückt.
- Schönberg. Der Privatschreiber W. Harms von Neustrelitz ist dem hiesigen Amtsgericht als Diätar überwiesen worden; derselbe tritt an die Stelle des Protocollführers Wetzel, welcher nach Lübeck geht.
- Das Zweig=Komitee zu Schwerin i. Mekl. überwies dem Central=Komitee zur Errichtung eines Nationaldenkmals für den Fürsten v. Bismarck in der Reichshauptstadt als erste Rate 5000 Mk.
- Die deutschen Juristen, die sich sonst nicht gern etwas nehmen lassen, haben heuer einen Tag weniger. Ihr gemeinsamer Juristentag fällt nämlich nach Beschluß ihres Ausschusses diesmal aus.
- Aus Colmar. Am 28. v. M. wurde unser Jäger=Bataillon mit den früheren Hirschfängern wieder ausgerüstet, desgleichen die beiden anderen hier garnisonirenden Jäger Bataillone. Sicherem Vernehmen nach rückt das Bataillon Nr. 14 am 19. Juli zu einer 14tägigen Gebirgs=Uebung in den Vogesen aus und am 30. August begiebt es sich zu Corpsmanövern am Bodensee.
- Am Sonntag ist für Leipzig und Umgebung der sogenannte kleine Belagerungszustand, unter dem die dortigen Sozialdemokraten seit dem Jahr 1881 geschmachtet haben, zu Ende gegangen, da die sächsische Regierung im Hinblick auf den am 30. September bevorstehenden Ablauf des Sozialistengesetzes die Verlängerung des Ausnahmezustandes nicht beantragt hat. Man ist gespannt darauf, welchen Gebrauch nun die Herren von der goldenen Freiheit machen werden.
- Begriffsstutzigkeit. Ein Kreisarzt wollte eine statistische Tabelle über die Sterblichkeit in den einzelnen Ortschaften aufstellen und wandte sich deshalb an alle Ortsvorsteher seines Bezirkes mit der Bitte, sie sollten ihm doch gefälligst mittheilen "wie viele Personen wohl jährlich in ihrer Gemeinde sterben möchten." Ein Ortsvorstand, welcher die Frage mißverstand, schrieb kurz zurück: "In unserer Gemeinde mag gar niemand sterben." Der Arzt fragte darauf zum zweitenmal an: "wie viele denn durchschnittlich im Jahr sterben könnten und erhielt alsbald zur Antwort: "Hierorts können alle sterben." Noch einmal setzte der Doktor an und bat, ihm mitzutheilen: "wie viele Personen etwa in einem Jahr in jener Gemeinde sterben dürften." Hierauf kam als Antwort der Bescheid: "Sterben darf hier, wer will und muß, denn der unterfertigte Ortsvorstand kann es niemand verbieten." Daraufhin hat der Doktor es entgiltig aufgegeben, nochmals anzufragen.
Anzeigen.
Zum öffentlich meistbietenden Verkauf des zum Nachlasse des wail. Kürschnermeisters Wilh. Gartz hieselbst gehörigen, an der Siemzerstraße sub Nr. 92 allhier belegenen, aus Steinfachwerk unter Ziegeldach erbauten und von dem jetzt geisteskranken Kürschnermeister Bernhard Gartz hieselbst bisher bewohnten Hauses c. p. ist, nachdem bereits ein Gebot von 8000 M. für dasselbe abgegeben worden, ein Ueberbotstermin auf
Dienstag, den 22. Juli d. Js.,
Vormittags 11 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gerichte angesetzt, zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken hiermit geladen werden, daß die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Termine auf der Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Kaufliebhaber bereit liegen.
Schönberg, den 22. Juni 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
E. Breuel, Act.
Auf Antrag der Erben des Müllers Jochen Hinrich Krickhuhn zu Selmsdorf werden alle diejenigen, welche noch Ansprüche oder Forderungen an dem Nachlaß des Verstorbenen zu haben glauben, hiermit aufgefordert, solche in dem auf
Sonnabend, den 26. Juli d. Js.,
Vormittage 10 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gerichte angesetzten Liquidationstermine anzumelden und zu bescheinigen, widrigenfalls dieselben mit ihren Ansprüchen und Forderungen an den Nachlaß ein für alle Mal abgewiesen werden.
Schönberg, den 24. April 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
E. Breuel, Act.
Auf Antrag des Viceschulzen Ehlers zu Panten soll über die daselbst sub Nr. IX belegene Viertelstelle c. p. seiner Curandin Bertha Hillers ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Montag, den 4. August d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 17. Mai 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Dr. med. Dotzauer,
Spezialarzt für Hautkrankheiten.
Sprechstunden: 8 1/2-9 1/2 und 3-5 Uhr,
an Sonn= und Festtagen 8 1/2-9 1/2 Uhr.
Lübeck, Beckergrube 89.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 51 Seite 3]Schlossfreiheit-(Geld)-Lotterie.
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Stettin.
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Am 27. Juni, Nachmittags ist am südlichen Eingang der Kirche ein schwarzseidener Regenschirm mit gelber Krücke versehentlich fortgenommen worden. Der jetzige Inhaber wird ersucht, ihn in der Exp. d. Bl. umgehend abzugeben.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 51 Seite 4]Zu dem am Montag, den 7. und Dienstag, den 8. Juli stattfindenden
Königschuß
laden wir die geehrten Bewohner von Stadt und Land so höflichst als ergebenst ein.
Schönberg, den 24. Juni 1890.
Kapitain und Schaffner der Schützenzunft
C. Schultze. J. Baer. F. Greiff.
Fest-Programm.
Zur Vorfeier am Sonntag Nachmittag die üblichen Ständchen. - Nachmittags von 1/2 7 bis 10 Uhr: Harmonie=Musik im Schützenhause, ausgeführt von der Gadebuscher Stadtcapelle, unter persönlicher Leitung des Herrn Musikdirector Törber - 10 Uhr. Zapfenstreich.
Montag, den 7. Juli: Morgens 5 Uhr: Reveille durch die Stadt. - Um 1/2 7 Uhr: Antreten der Schützen in "Spehrs Hotel". - Ausmarsch - Nach Ankunft im Schützenhause: Beginn des Schießens nach der Königsscheibe und den beiden Gewinnscheiben. - Frühstück bei Tafelmusik. - Von 4 Uhr Nachmittags bis zum Einmarsch: Harmonie=Musik im Schützenhause.
Dienstag, den 8. Juli: Ausmarsch, Schießen, Harmonie=Musik wie am Montag, Nachmittags 4 Uhr:
Ziehung der Tombola
Abends: Grosser Ball im Schützenhause gegen Entree für Herren M. 1,50 und für Damen M. 0,50. Dienstboten ist der Zutritt nicht gestattet.
Mittwoch, den 9. Juli: Abends 1/2 8 Uhr: Festball im Schützenhause, nur für Ehren= und Zunftmitglieder, welche als Legitimation die betreffende Medaille mit Schleife zu tragen haben.
Travemünder Rennen
den 1. und 3. August 1890.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.
Sonntag, den 6. d. Mts. Nachmittags von 4-6 Uhr werden im Fahrenkrug'schen Gasthause zu Lüdersdorf Vorträge über eine in Schönberg zu gründende Herberge zur Heimat und Verpflegungsstation gehalten, wozu hierdurch ganz ergebenst eingeladen wird.
Es hat dem lieben Gott gefallene meinen mir unvergeßlichen Mann und meiner Kinder liebevollen Vater, den
Hauswirth Gustav Westphal
zu Kl. Bünsdorf, heute morgen 2 1/2 Uhr in seinem 42. Lebensjahre aus diesem Erdenleben zu sich in sein Himmelreich abzurufen. Um stille Theilnahme bitten
Kl. Bünsdorf, den 3. Juli 1890.
Elise Westphal und Kinder.
Beerdigung, am Sonntag, dem 6. d. Mts., Nachmittags 2 Uhr in Schönberg.
Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Carlow
vom 1. Mai bis 1. Juni 1890.
a. Geburten.
Der unverehelichten Luise Ahrendt zu Pogez 1 T.
Dem Hauswirth Asmus Beckmann zu Cronscamp 1 S.
Dem Hauswirth Joachim Harms zu Pogez 1 S.
Dem Hauswirth Joachim Robrahn zu Rogez 1 S.
Dem Zimmergesellen Joachim Strohkirchen zu Cronscamp 1 S.
Dem Zimmergesellen Joachim Holst zu Samkow 1 S.
Dem Arbeitsmann Heinrich Ahrendt zu Neschow 1 T.
Dem Gastwirth Peter Schlatow zu Pogez 1 T.
Der unverehelichten Caroline Holst zu Samkow 1 T.
Dem Arbeitsmann Joachim Kähler zu Carlow 1 S.
Dem Hauswirth Heinrich Heitmann zu Klocksdorf 1 S.
Dem Kirchenjurathen Heinrich Holst zu Cronscamp 1 S.
b. Eheschließungen.
Der Arbeiter Matthias Heinrich Fust zu Lübeck mit Anna Catharina Luise Ahrendt zu Neschow.
c. Sterbefälle.
Carl Wilhelm Hans Holst zu Carlow 9 M. alt.
Engel Maria Holst zu Klocksdorf 30 J. 2 M. alt.
Wilhelm Peter Sefke zu Carlow 3 J. 2 M. 11 T. alt.
Hauswirth Hans Joachim Heitmann zu Klocksdorf, 73 J. 1 M. alt.
Erna Hilda Elsa Wiedow zu Carlow, 2 J. 8 M. alt.
Minna Maria Anna Wiedow zu Carlow, 3 J. 9 M. alt.
Wittwe Catharina Lüth geb. Möller zu Hof Stofe, 81 J. 3 M. alt.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 6. Juli.
Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 27.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 51 Seite 5]Beilage
zu Nr. 51 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 4. Juli 1890.
- Der Begräbniß=Stenograph, das ist gegenwärtig das Neueste in Berlin. Besagter Stenograph gehört zu den Leuten, welche eifrigst die Todesanzeigen in den Blättern lesen, um dadurch zu verdienen; er macht nicht rührende Gedichte auf den Todten, sondern er verfügt sich zu der in der Anzeige vermerkten Zeit auf den Friedhof und schreibt die Grabrede des Geistlichen nach. Gestützt auf die Erfahrung, daß die Geistlichen im Drang ihrer Geschäfte nur selten Zeit finden, der Bitte der Hinterbliebenen um eine Abschrift der Rede zu entsprechen, fertigt der Begräbnißstenograph eine solche an, um sie nach einigen Tagen in Schönschrift den Hinterbliebenen zu überreichen. In den allermeisten Fällen wird die Trauerrede gerne angenommen und der dafür verlangte, übrigens nicht sehr hohe Preis gezahlt. Manche Begräbnißstenographen machen auf diese Weise einen recht einträglichen Gebrauch von ihrer Kunst.
- Stanleys Werk über seinen Zug zu Emin Pascha, welches unter dem Titel "Im dunkelsten Afrika" erscheint, ist am letzten Sonnabend in Leipzig gleichzeitig in zehn Sprachen zur Ausgabe gekommen.
- Der Lieutenant mit dem Tintenfaß. Bei dem Fest auf der Pfaueninsel, zu welchem der Kaiser Mitglieder des Bundesraths und des Reichstags eingeladen hatte, und das Sich durch zwanglose Geselligkeit von anderen Hoffesten unterschied, haben ein vielgenannter freisinniger Abgeordneter und der Reichskanzler von Caprivi eine alte Bekanntschaft erneuert. Dieser Abgeordnete stand, wie die Frankf. Ztg. erzählt, vor einigen dreißig Jahren als Einjähriger unter dem Kommando des Einjährigen=Instruktors Lieutenant v. Caprivi, und der damalige Lieutenant und jetzige Reichskanzler erinnerte sich nicht nur des damaligen Einjährigen und jetzigen Abgeordneten, sondern auch noch dessen Kameraden. Im Lauf des Gesprächs, das diese Erinnerungen zeitigten, erwähnte der Freisinnige, daß schon damals die Einjährigen ihrem verehrten directen Vorgesetzten eine glänzende Zukunft prophezeit hätten, wenn sie auch nicht an den Posten eines Reichskanzlers, der damals noch unbekannt war, gedacht hätten, und erzählte dem jetzigen Reichskanzler eine für den Lieutenant v. Caprivi charakteristische, wahre Geschichte. Eines Tages waren die Einjährigen, unter ihnen der Erzähler, in einer Untersuchung gegen einen Feldwebel zur Zeugenvernehmung vorgeladen. Die Drei, stolz auf ihre Theilnahme an der militärischen Gerichtsbarkeit, erschienen in der Kaserne und fragten den Unteroffizier du jour nach der Stätte, wo der wichtige Gerichtsact vor sich gehen sollte. "Natürlich beim Lieutenant Caprivi." "Warum natürlich? fragte einer der Freiwilligen. "Nu, der ist doch der einzige Lieutenant in der Kaserne, der auf seinem Zimmer Tinte hat." Der Reichskanzler soll sich nicht wenig über diese ebenso wahre als bezeichnende Anekdote amüsirt haben.
- Winke für die Reise. Bei Beginn des stärkeren Reiseverkehrs sei die Beachtung nachstehender Winke dem die Eisenbahnen benutzenden Publikum, namentlich den die Seebäder benutzenden Familien zur Vermeidung der vielfachen Unannehmlichkeiten, welche aus Verzögerungen in der Gepäckbeförderung entstehen, empfohlen: Jedes Gepäckstück muß sicher und dauerhaft verpackt und von älteren Post= und Eisenbahnzeichen befreit sein. Ist dies nicht der Fall und treten in Folge dessen Verschleppungen des Reisegepäcks ein, so haftet die Eisenbahn nicht für den hieraus erwachsenen Schaden. - Reisekörbe, bei denen man durch Hochheben des Deckels leicht zum Inhalt gelangen kann, sollen durch starke Stricke so umschnürt sein, daß der Verschluß gegen Diebstähle sichert. Es kann nur dringend angerathen werden, die Gepäckstücke, namentlich aber Reisekörbe und Bettsäcke in haltbarer und deutlicher Weise mit dem Namen und dem Wohnort des Eigenthümers, sowie dem Bestimmungsort des Gepäckstückes zu versehen. Bei dem zeitweise so überaus starken Verkehr kann die bahnseitig aufgeklebte Bezettelung leicht abfallen, und tritt dann der Fall ein, daß die Hingehörigkeit nicht ausreichend bezeichneter Gepäckstücke erst nach Verlauf längerer Zeit festgestellt werden kann, während die Zuführung der mit der Adresse des Eigenthümers versehenen Gepäckstücke umgehend mit nächster sich darbietender Gelegenheit erfolgen würde.
- Ein verkehrspolitisches Ereigniß hohen Ranges ist für Oesterreich die Einführung des Zonentarifs, der am 16. Juni in Kraft trat, und durch den - wenigstens auf den Staatsbahnen - die Fahrten bedeutend billiger wurden, so zwar, daß man von Wien nach der nördlichen Reichsgrenze gegen Sachsen zu oder nach Süden gegen Italien zu auf der dritten Klasse um 1/2 des Preises fährt, den man früher bezahlen mußte. In den mittleren Zonen ist die Ersparniß nicht so groß, aber doch immer bedeutend. Ueberwältigend war die Aenderung in der ersten Zone, in der Umgebung Wiens, wo für eine Eisenbahnfahrt bis zu einer Stunde der Einheitspreis von 10 Xr. = 20 Pfg. für alle Stationen zu zahlen ist. Der letzte Sonntag brachte eine wahre Revolution des Lokalverkehrs, die Menschen strömten auf der nach Westen und Nordwesten ins Gebirge führenden Linie zu Zehntausenden auf die Bahnhöfe, und die Bahnen, welche sich wohl auf eine Erhöhung des Verkehrs gefaßt gemacht hatten, waren nicht im Stande, dem ungeheueren Andrang zu genügen. Lebensgefährlich gestaltete sich die Sache des Abends. Ein Gußregen zwang die Ausflügler frühzeitig und zwar insgesammt gegen 7 Uhr zur Rückkehr. Ein wahrer Kampf entspann sich um die Plätze in den Waggons und trotz aller Anstrengungen der Bahnverwaltungen, trotzdem die Menschen wie Heringe zusammengepreßt in den Coupees standen und die Perrons, sowie die Stufen bedeckten, war größte Noth an Beförderungsmitteln vorhanden. Nach Westen gegen Hütteldorf und Purkersdorf zu wurden 80 000, nach Nordwesten gegen Greifenstein 40 000 Menschen befördert, so zwar, daß die Wälder und Hänge des grünen Wiener Waldes an diesem Tage förmlich von Menschen wimmelten. Ohne starke Erhöhung des Wagenmaterials, ohne Legung eines dritten Geleises für den Lokalverkehr und ohne Erweiterung der Bahnhöfe wird die Sache nicht abgehen. Jedenfalls wird aber der herrliche Wiener Wald mit seinen würzigen Tannenwäldern und grünen Matten dadurch der Stadt erst nahe gebracht. Merkwürdiger Weise litt der Verkehr zu den nächsten Stationen ein wenig, während nur die entfernten und doch ebenso billigen Stationen einen solchen Zudrang erfuhren. Die Wirthe vermochten die Hungrigen nicht zu sättigen und zu tränken, da sie, wiewohl beglückt durch solchen Absatz, nicht an eine derartige außerordentliche Zunahme des Verkehrs geglaubt hatten. Es ist nur ein Glück, daß trotz des ungeheueren Andranges Unglücksfälle nicht zu verzeichnen sind.
- Der Rhein, welcher in Folge anhaltenden Regens im Canton St. Gallen noch höher als im Jahre 1888 gestiegen war und mit einer allgemeinen Ueberschwemmung drohte, ist, nachdem plötzlich Schneefall eingetreten, wieder gesunken. In Davos liegt tiefer Schnee, ebenso in anderen Hochthälern. Alle Culturen in denselben sind schwer beschädigt oder ganz vernichtet.
- Es mag wohl öfter vorkommen, daß Offiziere "umsatteln", aber wohl zu den größten Seltenheiten wird ein Schritt gehören, wie ihn der frühere Lieutenant Grzimek in Saarlouis gethan hat. Derselbe ist katholischer Priester geworden und hat am 1. Juli seine erste Messe gelesen.
- Seit Dienstag herrscht in den nördlichen Staaten von Amerika ungemein starke Hitze. Das Thermometer stieg bis auf 96 Grad Fahrenheit. In Chicago steigerte sich die Hitze sogar auf 102
[ => Original lesen: 1890 Nr. 51 Seite 6]Grad. In jener Stadt starben 25 Personen am Sonnenstich und viele wurden ohnmächtig. In St. Louis starben neun Personen.
Schwer gebüßt.
Eine Erzählung von Filipp Moreno.
Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
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