No. 50
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. Juli
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1890 Nr. 50 Seite 1]

Der Kaiser hat dem Reichskommissar Major v. Wißmann drei der in Ostafrika vorzüglich bewährten Maxime=Geschütze und eine Feldbatterie für die deutsche Schutztruppe zum Geschenk gemacht. Herr v. Wißmann bat aber den Kaiser, ihm nur zwei Geschütze zu belassen und ihm für die anderen ebenfalls Schnellfeuerkanonen zu geben. Vom König der Belgier ist an Major v. Wißmann die Einladung zu einem Besuch ergangen, welcher dieser von Köln aus Folge zu leisten gedenkt. Der Reichskommissar wird der Kaiserin einen in Kilwa erbeuteten prachtvollen Goldschmuck von hohem Werth überreichen und für den Kaiser sind mit der französischen Post zwei seltene schöne Elephantenzähne abgegangen.
Der Kaiser hat vor Kurzem in Betreff der Erziehung seiner Söhne seine Willensmeinung dahin ausgesprochen, daß die Prinzen insonderheit der Kronprinz sowie Prinz Eitel Fritz im Cadettencorps erzogen werden; es sollen, der Post zufolge bereits Anweisungen hierüber ergangen sein.
Der soeben fertiggestellte günstige Abschluß der Reichshauptkasse hat für die Finanzen der Bundesstaaten eine doppelte Bedeutung. Die Mehrüberweisungen aus Reichssteuern und Zöllen im Betrage von 73 Mill. Mark kommen einer entsprechenden Verbesserung der Finanzen der Einzelstaaten gleich. Wie hoch diese Verbesserung zu veranschlagen ist, erhellt aus dem Umstande, daß von jenen Mehrüberweisen etwa 44 Mill. Mark auf Preußen entfallen. Daß ferner die Verwaltung des Reiches mit einem Ueberschuß von 1 bis 2 Mill. Mark statt eines Fehlbetrages von rund 20 Mill. im Vorjahr abschließt, stellt einen Minderbedarf an Matrikularumlagen von 21 bis 22 Mill. Mark in Aussicht. Aber auch über die Finanzen der Bundesstaaten hinaus wirkt der Abschluß der Reichshauptkasse. Die Ueberweisungen des Vorjahrs beliefen sich auf 29,5 Mill. Mark und erreichten damit den höchsten bis dahin verzeichneten Betrag. Dieser wird also pro 1889/90 noch mehr als 50% überschreiten. Die Ueberweisungssumme von 1889/90 wird damit das Zehnfache des im ersten Jahre Erreichten und mehr als das Doppelte derjenigen Summe betragen, welche bei Berathung des Gesetzes vom 14. Mai 1885 als Normalbetrag angenommen wurde.
Mit einer stattlichen Majorität, 211 gegen 128 Stimmen, hat der Reichstag am Donnerstag die Verstärkung des deutschen Heeres im Frieden um rund 18 000 Mann, insbesondere behufs der Aufstellung von 70 neuen Batterien angenommen. Die Majorität bestand aus den Nationalliberalen, den beiden conservativen Fraktionen, den Polen und dem Centrum, mit Ausnahme von 18 Mitgliedern des Letzteren; die Minderheit aus diesen, den Deutschfreisinnigen, der Volkspartei und den Sozialdemokraten. Dieses Ergebniß ist um so bemerkenswerther, als im Wahlkampf die Agitation gegen die Militärlasten neben der Frage der Lebensmittel=Vertheuerung die Hauptrolle gespielt hat. Wenn der Anti=Kartell=Reichstag trotzdem neue militärische Forderungen bewilligt, so muß dies doch wohl durch die Thatsache begründet sein, daß die große Mehrheit des deutschen Volkes an ihrem festen Willen, in der Kriegsrüstung des Reiches mit den Nachbarstaaten gleichen Schritt zu halten und damit die Friedensbürgschaften zu erhöhen, nichts geändert hat. Der Beschluß des Reichstags wird auch das Gute haben, die im Ausland an die Wahlen vom 20. Februar geknüpfte Hoffnung, daß die Reichsregierung auf militärischem Gebiet nicht mehr die erwünschte Unterstützung bei der Volksvertretung finden werde, gründlich zu zerstören.
Man weiß nunmehr genau, daß die Helgoländer nur mit Widerstreben Deutsche, d. h. dem politischen Begriff nach, werden und man könnte sich eigentlich nur wundern, wenn das Gegentheil der Fall wäre. Nichts ist natürlicher, als daß die Helgoländer die ihnen durch die Gleichgültigkeit der Engländer gewährte Freiheit und Selbständigkeit behalten wollen. Besonders aber widerstrebt den wackeren Inselbewohnern der Gedanke, Preußen werden zu müssen, da sie von dieser Seite die wenigste Schonung ihrer bisherigen Freiheiten erwarten. Sie meinen, die Preußen würden gleich mit allen Steuerauflagen kommen und durch allerlei Einrichtungen zur Erleichterung des Verkehrs den Verdienst, den sie als Seeleute haben, schmälern. Dazu befürchten sie noch, unter deutscher Herrschaft im Fall eines Krieges der Zankapfel und Spielball der sich bekämpfenden Mächte zu werden. Sind sie hierüber erst beruhigt, so werden sie sich vielleicht eher in die neue Staatsangehörigkeit schicken.
Fürst Bismarck empfing am Dienstag in Friedrichsruh eine Deputation der Deutschen Antwerpens, welche eine prachtvolle Adresse überreichten. Der Fürst behielt die Herren als Gäste bei Sich.
Der preußische Finanzminister v. Scholz, der jetzt aus seinem Amte scheidet, ist genau acht Jahre Minister gewesen, nachdem er vorher Schatzsecretär im Reiche gewesen war. Sein Vorgänger als Finanzminister war Bitter, von Scholz ist ebenso wie im preußischen Abgeordnetenhause auch im Reichstage sehr häufig als Redner aufgetreten und hat die gesammte Steuergesetzgebung der letzten acht Jahre vertreten.
Es steht fest, daß Major v. Wißmann nicht wieder nach Afrika zurückkehrt, sondern nach Ablauf seines Urlaubes einen geeigneten Posten in der Colonialabtheilung des Auswärtigen Amtes erhalten wird.
Ein in Begleitung des Majors Wißmann befindlicher Araber überbringt, wie gemeldet wird, dem Kaiser Wilhelm ein großes, goldenes, arabisches Schwert.
Von Dr. Peters sind Briefe in Sansibar eingetroffen, daß er sowohl wie Lieutenant v. Tiedemann gesund sind und voraussichtlich Ende d. M. dort eintreffen werden. Ihr Rückweg geht durch das deutsche Schutzgebiet auf Bagamoyo zu.
Die Gerüchte über eine neuentdeckte, höchst gefährliche Verschwörung gegen das Leben des Kaisers von Rußland erhalten sich mit großer Hartnäckigkeit, sodaß es schwer hält, sich dem Glauben zu verschließen, daß denselben Thatsachen zu Grunde liegen

[ => Original lesen: 1890 Nr. 50 Seite 2]

müssen. Immer wieder wird von verschiedenen Seiten mit Entschiedenheit behaupte, daß der eilige Umzug des russischen Hofes von Gatschina nach Peterhof eine Folge davon war, daß in einem Keller des Schlosses von Gatschina, gerade unter den kaiserlichen Gemächern geheimnißvolle Ausgrabungen entdeckt wurden. Der Kaiser ist jetzt so furchtsam, daß er nur solche Speisen zu sich nimmt, die in einer Küche zubereitet worden sind, welche an seine Bibliothek stößt. Der Koch ist ein Franzose und arbeitet unter direkter Aufsicht der Kaiserin, welche viel Zeit täglich mit der Zubereitung der Speisen für ihren Gemahl zubringt. Jede erdenkliche Vorsichtsmaßregel ist getroffen worden, um den Kaiser vor Vergiftung zu schützen. Seit einiger Zeit ißt er auch keine Eier mehr, da jemand entdeckt hat, daß sich auch diese vergiften lassen, indem man mittels einer Nähnadel ein Loch bohrt, ohne die Eierschale zu zerbrechen.
Von Seiten Italiens, Deutschlands und Englands wird die Errichtung eines internationalen Gerichtshofes in Sansibar beabsichtigt.


- Neustrelitz, 25. Juni. Auf der deutschen Pferde=Ausstellung in Berlin ist die Firma Claus Olde in Hamburg, welche 10 der vorzüglichsten Reitpferde ausgestellt hatte, mit drei ersten Preisen ausgezeichnet worden. Die 3 Pferde sind verkauft an Se. Maj. den Kaiser, Se. Königl. Hoh. unsern Großherzog, welcher eins dieser Pferde durch den Oberstallmeister v. Steuber für den hiesigen Marstall hat ankaufen lassen, und an den Großherzog von Hessen.
- Schönberg. Das in der Siemzerstraße unweit des Boye'schen Gasthauses belegene Wohnhaus der Ehefrau des kürzlich verstorbenen Pferdehändlers Wigger hieselbst wurde am Sonnabend öffentlich meistbietend verkauft und erzielte einen Kaufpreis von 16 500 Mark. Am Meistgebot blieb der Hauswirth Siebenmark in Falkenhagen innerhalb seines Pfandpostens des mit 24 000 Mk. beschwerten Grundstücks.
- Schönberg. Am Freitag Nachmittag entlud sich ein Gewitter über unserer Gegend, begleitet von heftigem Regen. In unserer Nachbarstadt Rehna traf ein Blitzstrahl den Kirchthurm an der Nordseite des Daches, riß eine Menge Ziegeln herab, aus einem Sparren lange Splitter und zerschlug ein kleines Fenster, ohne zu zünden und größeren Schaden anzurichten.
- Neubrandenburg. Am 18. d. Mts. wurde hier die Jahresversammlung der meckl.=strelitzschen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft, in welcher das Großh. Landesversicherungsamt durch seinen Vorsitzenden Landgerichtsdirector v. d. Decken vertreten war, unter Leitung des Vorsitzenden des Genossenschaftsvorstandes, Grafen v. Bernstorff=Beseritz, abgehalten. In derselben wurde der Ausgabeetat für 1891, ausschließlich der zur vorschüssigen Auszahlung auf die Post anzuweisenden Unfallentschädigungsbeträge auf 9959 Mark festgesetzt. Einige vom Vorstande beantragte auf Erleichterung des Geschäftsverfahrens und Entlastung der Vertrauensmänner gehende Statutenänderungen erhielten die Zustimmung der Versammlung, dagegen zeigte sich die Stimmung gegen weitergehende, eine theilweise Vereinfachung des Verwaltungsapparates, insbesondere die Beseitigung der Nothwendigen des jährlichen Zusammentretens der Delegirten bezielende Anregungen hauptsächlich aus dem Grunde ablehnend, weil bei practischer Durchführung derselben der jetzt bestehende engere Connex zwischen Verwaltung und Vertretung der Genossenschaft seines wesentlichsten Stützpunktes, der jährl. Genossenschaftsversammlung, beraubt würde, die zu erwartende, verhältnißmäßig geringe Kostenersparniß aber diesem Uebelstande gegenüber nicht ins Gewicht fallen könne. Ebensowenig wurde ein Bedürfniß, die nach den jetzigen Bestimmungen befreiten kleineren Unternehmer zu Beiträgen heranzuziehen und den Versicherungszwang auf solche Genossenschaftsmitglieder auszudehnen, welche selbst im Betriebe mitzuarbeiten pflegen und dadurch die Gefahren desselben in gleichem Maße mit den gesetzlich versicherten Arbeitern theilen, als vorliegend anerkannt; das letztere namentlich deshalb nicht, weil von der Einsicht dieser Klasse von Betriebsunternehmern erwartet wird, daß sie in Zukunft mehr als bisher von dem ihnen zustehenden Rechte der freiwilligen Versicherung Gebrauch machen und damit für den Schadensfall sich und ihren Hinterbliebenen eine angemessene Entschädigung sichern werden.
- Das Handwerk bei den Hohenzollern. Wie alle Prinzen des Hohenzollernhauses, so erlernen auch die Söhne des zur Zeit in Kamenz (Schlesien) weilenden Prinzen Albrecht, Regenten von Braunschweig, ein Handwerk, und zwar die beiden ältesten das Maurerhandwerk und der jüngste Prinz das Tischlerhandwerk. Man kann, so schreibt man der "Magdeburger Zeitung" aus Kamenz, die drei Prinzen, welche von dortigen Meistern unterrichtet werden, täglich dabei beschäftigt sehen, wie sie mit Kelle, Ziegel und Mörtel hantiren, beziehungsweise an der Hobelbank thätig sind. Unter der Leitung ihrer Handwerksmeister sind sie eben dabei, ein kleines Häuschen aufzubauen. Der Prinz=Regent hat das fortschreitende Werk wiederholt in Augenschein genommen.
- An Beiträgen zum National=Denkmal für den Fürsten Bismarck sind bis jetzt eingegangen 448,298 M. 23 Pf.


Verfälschte schwarze Seide.

Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, erlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen ächten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto= und zollfrei in's Haus.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Lankow sub Nr. 4 belegene Büdnerei c. p. des Schneiders Wilhelm Faasch daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 8. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. April 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Zum öffentlich meistbietenden Verkauf des zum Nachlasse des wail. Kürschnermeisters Wilh. Gartz hieselbst gehörigen, an der Siemzerstraße sub Nr. 92 allhier belegenen, aus Steinfachwerk unter Ziegeldach erbauten und von dem jetzt geisteskranken Kürschnermeister Bernhard Gartz hieselbst bisher bewohnten Hauses c. p. ist, nachdem bereits ein Gebot von 8000 M. für dasselbe abgegeben worden, ein Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 22. Juli d. Js.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte angesetzt, zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken hiermit geladen werden, daß die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Termine auf der Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Kaufliebhaber bereit liegen.
Schönberg, den 22. Juni 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    E. Breuel, Act.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 50 Seite 3]

Zur Aussteuer.

Bettfedern von 50 Pf. an, weiße reine Gänsefedern (Landfedern) Mk. 2,50. Daunen, feine Auslese Mk. 3. Dieselben sind dreifach gereinigt entstaubt, gewaschen, getrocknet, nochmals entstaubt und mit der Hand sortirt. Bettinlets, Bettbezüge, Bettdecken, Bettvorläger, Teppiche, Tischdecken, Gardinen, Stors, Portierenstoffe, Möbelstoffe in 160 verschiedenen Mustern von 35 Pf. bis Mk. 20, Läuferstoffe, Linoleum zu Läufern und zum Auslegen von ganzen Stuben, Tisch- u. Theegedecke, Handtücher, Küchenhandtücher, Negligé-Stoffe, leinen, Halbleinen u. Hemdentuche, ferner

Brautkleider in Seide, Crep und Cachmir.
                                                    Heinrich Meyer.
NB. Auf Wunsch werden die Betten auch fertig geliefert. D. O.


Die "Nachrichten" erscheinen täglich mit Ausnahme der Sonn= und Festtage.
Die "Nachrichten" bringen täglich als Gratis=Beiblatt die Amtlichen Mecklenb. Anzeigen, welche das officielle Publicationsorgan der Mecklenb. Behörden sind und in welchen auch alle Bekanntmachungen über Holz=Auctionen zum Abdruck gelangen.
Die "Nachrichten" können bezüglich der Reichhaltigkeit an politischen und Tagesnachrichten sich getrost jedem andern Blatte zur Seite stellen.
Ein umfangreiches Depeschenmaterial, durch die günstige Versendungszeit unterstützt, setzt die Zeitung in den Stand, hinsichtlich Schnelligkeit der Mittheilungen der täglichen Ereignisse an ihre Leser sogar mit den Berliner Zeitungen concurriren zu können.

------------------------------------------------------------------
Einladung zum Abonnement auf die
Mecklenburger Nachrichten
mit den "Amtl. Meckl. Anzeigen" u. in eigener Officin hergestelltem "Illustrirt. Sonntagsblatt."
------------------------------------------------------------------

Die "Nachrichten" haben Correspondenten in allen Städten und größeren Orten Mecklenburgs.
Die "Nachrichten" bringen umfassende zum Theil telegraphische Nachrichten über Börse, Handel u. Schifffahrt, sorgfältigste Notiz aller Preisbewegungen landwirtschaftl. Producte u. Bedürfnisse.
Die "Nachrichten" wenden dem unterhaltenden Theil, den Fortschr. in Literatur, Kunst und Wissenschaft besondere Aufmerksamkeit zu.
Die "Nachrichten" sind die billigste der in gleichem Umfange erscheinenden Mecklenb. Zeitungen; sie kosten

vierteljährlich Mk. 3.75 incl. Postaufschlag.

Inserate in den "Nachrichten", deren Auflage fortwährend im Steigen begriffen ist, finden weiteste Verbreitung.

Redaction u. Verlag der Mecklenburger Nachrichten"
,
Schwerin i/M., Klosterstraße 8 und 6.


Blendend weissen Teint
erhält man schnell und sicher,                                                    
Sommersprossen
verschwinden unbedingt durch den Gebrauch von
Bergmann's Lilienmilch-Seife
allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden.
Verkauf à Stück 50 Pfennig (Mecklenburg). bei Apotheker Montag.


Schmiede=Sensen
à 3 und 4 Mk., in bester Qualität, empfiehlt
                                                    H. Brüchmann.


Frische Kartoffeln

verkauft Küster Schulze. Bestellungen werden am Tage vorher erbeten.


Ausverkauf!
Wegen Aufgabe des Geschäfts verkaufe ich:
Filz- u. Strohhüte, Mützen, Pelz- u. Filzsachen und gegerbte Felle  zu und unter Einkaufspreisen.
                                                    Chr. Gartz.


Großer Ausverkauf.

Wegen Veränderung meines Lagers beabsichtige ich den ganzen Vorrath von fertigen

Herrengarderoben

schleunigst zu jedem, nur irgend annehmbarem Preise zu verkaufen, nur um damit noch vor der Frankfurter Messe zu räumen.
Auch jede Bestellung nach Maß wird prompt innerhalb 24 Stunden ausgeführt.

Schönberg.                                                     Achtungsvoll
                                                                         H. J. Lange, Wwe.


Feinsten Matjes-Hering
empfiehlt                                                    
                                                    A. Wigger Nachf.


Zahlungsfähige Abnehmer
für Wald= und Gartenfrüchte
werden gesucht von                                                    
Fürstenberg i. M.                                                     Herm. Schultz.


Am habe ich mein Local einer geschlossenen Gesellschaft überlassen.

Menzendorf, den 23. Juni 1890.                                                    
                                                    J. P. Kohs.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 50 Seite 4]

Zu dem am Montag, den 7. und Dienstag, den 8. Juli stattfindenden

Königschuß

laden wir die geehrten Bewohner von Stadt und Land so höflichst als ergebenst ein.
Schönberg, den 24. Juni 1890.

Kapitain und Schaffner der Schützenzunft
C. Schultze.     J. Baer.     F. Greiff.

Fest-Programm.

Zur Vorfeier am Sonntag Nachmittag die üblichen Ständchen. - Nachmittags von 1/2 7 bis 10 Uhr: Harmonie=Musik im Schützenhause, ausgeführt von der Gadebuscher Stadtcapelle, unter persönlicher Leitung des Herrn Musikdirector Törber - 10 Uhr. Zapfenstreich.

Montag, den 7. Juli: Morgens 5 Uhr: Reveille durch die Stadt. - Um 1/2 7 Uhr: Antreten der Schützen in "Spehrs Hotel". - Ausmarsch - Nach Ankunft im Schützenhause: Beginn des Schießens nach der Königsscheibe und den beiden Gewinnscheiben. - Frühstück bei Tafelmusik. - Von 4 Uhr Nachmittags bis zum Einmarsch: Harmonie=Musik im Schützenhause.
Dienstag, den 8. Juli: Ausmarsch, Schießen, Harmonie=Musik wie am Montag, Nachmittags 4 Uhr:

Ziehung der Tombola

Abends: Grosser Ball im Schützenhause gegen Entree für Herren M. 1,50 und für Damen M. 0,50. Dienstboten ist der Zutritt nicht gestattet.
Mittwoch, den 9. Juli: Abends 1/2 8 Uhr: Festball im Schützenhause, nur für Ehren= und Zunftmitglieder, welche als Legitimation die betreffende Medaille mit Schleife zu tragen haben.


Agentur der Mecklenburgischen Bank in Schwerin
für Schönberg und Umgegend. Spar= und Capital-Einlagen werden z. Zt. verzinst:

1. gegen Sparbücher der Bank mit dreieinhalb pro Cent;
2. gegen Schuldverschreibungen der Bank je nach der Kündigungsfrist mit dreieinhalb, zweieinhalb und zwei pro Cent;
3. im Baar=Conto=Corrent mit zwei pro Cent.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Baukcommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.

Schönberg i. M.                                                     Wilh. Schrep.


Sonntag, den 6. d. Mts. Nachmittags von 4-6 Uhr werden im Fahrenkrug'schen Gasthause zu Lüdersdorf Vorträge über eine in Schönberg zu gründende Herberge zur Heimat und Verpflegungsstation gehalten, wozu hierdurch ganz ergebenst eingeladen wird.


Frische Holländerbutter
à Pfund 85 Pfg.
empfiehlt                                                    J. Scharnweber.


Geschmiedete und gußeiserne
Grabgitter,
Grabkreuze in großer Auswahl
empfiehlt billigst                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Geschmiedete und gußeiserne
Grabgitter,
Grabkreuze in großer Auswahl
empfiehlt billigst                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Neuen Matjeshering
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Geldgesuch.

2 Posten Geld in Höhe von 3000 M. in hiesige Landstellen.
1 Posten Geld in Höhe von 2400 M. in hiesige Landstellen.

sowie verschiedene kleinere Posten werden noch zum Johannis=Termin gesucht gegen Hypothekenschein oder sonstige Sicherheit durch

                                                    J. P. Maass, Marienstraße 46.


Außerhalb Lübecks wohnende
Schüler,

welche hiesige Schulen besuchen, können in meinem Hause, Schloß Rantzau, Parade 1,
Pension,  sowie Nachhülfestunden und Privatunterricht erhalten.

Lübeck.                                                     Frau Dr. Riege.


Allen denen, welche unsere Tochter zur letzten Ruhe begleitet und ihren Sarg mit Kränzen geschmückt haben, sagen wir hierdurch unsern herzlichen Dank.

                                                    H. Vitense und Frau.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 50 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 50 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. Juli 1890.


- Das große Bundesschießen in Berlin wird stattfinden, ohne daß ein engeres Mitglied der Kaiserfamilie zugegen ist. Der Kaiser befindet sich bekanntlich mit dem Prinzen Heinrich auf der Fahrt nach dem Norden, die Kaiserin wird mit ihren Söhnen auf Rügen sein, und die Kaiserin Friedrich reist mit ihren Töchtern nach England. Höchstens würde Prinz Leopold, Vetter des Kaisers, anwesend sein. Bei dem großen Festzug werden Innungen, Vereine und Korporationen Spalier bilden. Ziemlich 15 000 Menschen haben sich schon für diesen Zweck gemeldet.
Der Brauerei zum "Münchener Kindl" ist der alleinige Ausschank von Münchener Bier für den Festplatz des 10. deutschen Bundesschießens übertragen worden.
- In zahlreichen sozialdemokratischen Versammlungen der letzten Zeit, in welchen Reichstagsabgeordnete der Partei als Redner auftraten, wurden übereinstimmend die Arbeiter vor unüberlegten Strikes und vor Ausschreitungen gewarnt. Man sagte, die Arbeiter dürften nach Aufhebung des Sozialistengesetzes keinen Anlaß geben, neue Ausnahmemaßregeln herbeizuführen. Die Kampfesmethode müsse eine andere werden. Unüberlegte Streiche könnten der Partei unberechenbaren Schaden bringen.
- Am Sonntag kamen in Hamburg mit der Eisenbahn drei Waggons an, die unter Aufsicht mehrerer Privatpersonen am Brookthor auf dem dortigen Geleise der Bahn standen. Diese drei Waggons enthielten drei Millionen Franken in Silbergeld, welches von dem Wiener Bankhause M. Thorsch Söhne für Rechnung der rumänischen Regierung durch das Hamburger Speditionshaus Scheuker u. Co. nach London versendet wird. In der allernächsten Zeit sollen nach den "Hamburger Nachr." noch weitere 15 Wagen mit Silbergeld von Wien nach Hamburg folgen. Die Silberversendung aus Rumänien soll mit der Einführung der Goldwährung dort zusammenhängen und sind diese Silbermünzen zum Verkauf in England bestimmt.
- Einen gesegneten Appetit entwickelte eine Riesenschlange von etwa 18 Fuß Länge in Carl Hagenbecks Thierpark, welche im Laufe weniger Stunden vier Haideschafe mit Haut und Wolle verzehrte. Einen eigenartigen Anblick gewährte dieses unheimlich geschwollene Reptil, welches nun von den Strapazen seiner Mahlzeit ausruhte und an dessen Körper sich die Umrisse seiner Opfer abzeichneten. In einem anderen Käfig, worin etwa 100 kleinere Riesenschlangen sind, wurden 28 ausgewachsene Tauben hineingesetzt und in derselben Zeit von den Schlangen verzehrt.
- Wie aus Eutin gemeldet wird, ist der Mörder der Tochter des Oekonomieraths Petersen noch nicht ermittelt, jedoch hat man soeben einen des Lustmordes verdächtigen jungen Mann aus den besten Gesellschaftskreisen verhaftet.
- An der Mariengartengasse zu Cöln wurde in der Dienstags=Nacht ein Arbeiter von einem Klempner, der Vater von neun Kindern ist, wegen eines geringfügigen Streites beim Kartenspiel durch einen Stich ins Herz getödtet. Nach der That versuchte sich der Mörder zu entleiben, indem er sich mit einem Hammer vor den Kopf schlug. Er verletzte sich nicht schwer und wurde nach erfolgter Verbandanlegung dem Gefängniß übergeben.
- In Tillendorf bei Bunzlau wurden 1017 Silbermünzen, von denen viele das Bild Kaiser Ferdinands II. und die Jahreszahl 1635 zeigen, gefunden.
- Ein seltsames Testament hinterließ der kürzlich in Beuthen (Oberschles.) verstorbene Wurstfabrikant M. Da er mit seiner Frau in Ehescheidung lebte, so hat er noch bei Lebzeiten den größten Theil seines Vermögens seinen Kunden vermacht.
- Eine seltsame Erfindung ist Herrn Mosterts in Straßburg patentirt worden. Es handelt sich um eine Vorrichtung zur Verhütung des Schnarchens!
- Ueber Professor v. Nußbaum in München, der neuerdings auf seine anstrengende Thätigkeit theilweise Verzicht leisten mußte, sind viele Geschichten im Schwung, die seine humorvolle Art bekunden. Ein bayrischer Bierbrauereibesitzer litt, wie so manche Bierbeflissene in höheren Semestern, an Gicht. Er fuhr nach München und ging zu Nußbaum, der ihn aus seiner Militärzeit her kannte. "Na, lieber Krott," sagte der Professor, "wo fehlt's denn?" "Herr Geheimrat, ich hab's in den Beinen." "So, so, in den Beinen haben Sie's! Na schaun's wenn Sie's oben im Knie haben, nacha is die Gicht; wenn Sie's aber unten in den Zehen haben, nacha is das Zipperle." "Herr Geheimrat, ich habs in den Knieen. "So, dann zeigen's mal her! Richtig, das is die Gicht." "Nun, und was hilft denn dagegen, Herr Geheimrat?" "Ja schauen's, lieber Krott, da denken's jetzt mal drüber nach, und wenn Sie a richtiges Mittel wissen, nacha sagen's mir's, dann sind ma alle zwoa in einem Jahr Millionär." "Nun und sonst?" "So trinken's halt möglichst wenig und halten's den Fuß warm und gestreckt!" "Danke schön, Herr Geheimrat, was bin ich schuldig?" "Das kost nix, lieber Krott, aber das nutzt auch nix."
- Versuche mit dem Telephon zwischen Paris=Calais auf eine Entfernung von 290 km gelangen glänzend; man wird die Linie deshalb nunmehr mit dem Kabel Calais=Dover verbinden, um direct von London nach Paris telephoniren zu können.
- Der Untersuchungsrichter in Paris erließ eine Verfügung, die nicht zu Gunsten der russischen Nihilisten lautet; 10 Angeklagte werden dem Zuchtpolizeigericht überwiesen.
- Nachrichten aus verschiedenen Quellen behaupten das Auftreten der Cholera in Neapel, ebenso wie in Messina und angeblich auch in Venedig.
- Aus New=York wird vom 19. ds. gemeldet: Theodor Reichmann, der ausgezeichnete deutsche Barytonist, ist dieser Tage mit knapper Noth einer Revolverkugel entgangen, die der wüthende Vater einer hübschen Tochter, Namens De Lacey, die in den Künstler sterblich verliebt ist, ihm in den Leib zu jagen beabsichtigte. Von dem Zornigen zur Rede gestellt, antwortete Reichmann, er könne nichts dafür, "daß er gut singe und ein hübscher Kerl sei," und er habe sich mit dem Mädchen nicht eingelassen. Der Vater gab sich mit dieser Erklärung zufrieden und sperrte das Mädchen ein.
- Aus New=York wird gemeldet, daß eine ungeheuere Hitzwoge von dem Gebiete jenseits des Mississippi ausgegangen, der Küste des Atlantischen Ozeans zutreibt und sich von dort langsam nach Osten bewegt. Ihr östlicher Saum beginnt New=York zu berühren, und da es vermuthlich mehrere Tage dauern wird, ehe sie den Ozean erreicht, stehen dort arge Hitzen bevor. Aus Missouri werden bereits Fälle von Sonnenstichen gemeldet. Die Bevölkerung flieht aus den Städten, um der tropischen Hitze zu entgehen. Der Atlantische Ozean, soweit er von den europäischen Dampferlinien berührt wird, hat schönes, zumeist windfreies Wetter.
- Reichhaltigen Goldsand hat man bei Ashurton in West=Australien im Alluvium entdeckt und gewannen Goldgräber in den letzten Wochen schon an 1000 Unzen reines Gold. Das betr. Bett soll 25 englische Meilen lang und 20 Meilen breit sein.
- Frech. Bettler: "Ein armer Reisender! Ich bitte um ein Almosen." - Herr: Bedaure, kann Ihnen nichts geben, - bin Mitglied des Vereins gegen Bettelei. - Bettler: "In diesem Falle muß ich Sie bitten, mir Ihre Mitgliedskarte vorzulegen.


Schwer gebüßt.
Eine Erzählung von Filipp Moreno.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 50 Seite 6]

Schwer gebüßt.
Eine Erzählung von Filipp Moreno.
[Fortsetzung.]


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD