[ => Original lesen: 1890 Nr. 34 Seite 1] Der an der Lübecker Chaussee hieselbst belegene ehemalige Physicatsgarten, spätere Dienstgarten des Hofraths Wohlfahrt soll zu drei Bauplätzen hergerichtet und diese öffentlich meistbietend verkauft werden.
Es steht zu diesem Zwecke ein Termin auf
Montag, den 5. Mai d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
im Sitzungszimmer des Landvogteigebäudes an, wozu Kaufliebhaber hierdurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen im Termin bekannt gemacht werden sollen, auch vorher in der Domainen=Amts=Registratur eingesehen werden können.
Schönberg, den 23. April 1890.
Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.
Antragsmäßig soll über die zu Rabensdorf sub Nr. 1 belegene Vollstelle c. p. des Schulzen Wilhelm Egert daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Mittwoch, den 14. Mai d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 23. Februar 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Auf den Antrag des Kaufmanns Lundwall zu Schönberg und des Hauswirths=Anerben Karsten zu Rupensdorf soll über die zu Rupensdorf sub Nr. 1 belegene Büdnerstelle c. p. ihrer Curanden, der Geschwister Richard, Paul und Alma Lohse daselbst, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 14. Juni 1890,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 27. März 1890.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Antragsmäßig soll über die zu Lübseerhagen sub Nr. III. belegene Vollstelle c. p. des Vollhufners Heinrich Lenschow daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Montag, den 16. Juni 1890,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 27. März 1890.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Amtsgericht Hamburg.
Das Erbschaftsamt in Verwaltung der nachstehenden Verlassenschaften, vertreten durch den Rechtsanwalt Dr. Otto Meier, beantragt den Erlaß eines Collectiv=Aufgebots:
1. - 10. - - - - - - - - -
11. Am 13. Januar 1890 verstarb hier der aus Ziethen gebürtige, hieselbst wohnhaft gewesene Johann Heinrich Joachim Roggenbaum.
Als gesetzliche Erben nehmen drei Halbbrüder, deren Namen dem Amtsgericht aufgegeben sind, den Nachlaß in Anspruch.
12. - 21. -- - - - - -
Es wird das beantragte Aufgebot dahin erlassen:
daß Alle, welche an die vorgenannten Verlassenschaften und sonstigen Gegenstände Erb= oder sonstige Ansprüche zu haben vermeinen, oder der beigebrachten letzten Willensordnung, oder der Umschreibungsbefugniß des Erbschaftsamts, widersprechen wollen
[ => Original lesen: 1890 Nr. 34 Seite 2]hiemit aufgefordert werden, solche An= und Widersprüche spätestens in dem auf
Donnerstag, 26. Juni 1890,
2 Uhr Nachmittags,
anberaumten Aufgebotstermin im unterzeichneten Amtsgericht, Dammthorstraße 10, Zimmer Nr. 56, anzumelden - und zwar Auswärtige unter Feststellung eines hiesigen Zustellungsbevollmächtigten - bei Strafe des Ausschlusses und ad passus 9 und 13 unter dem Rechtsnachtheil, daß die nicht angemeldeten Ansprüche gegen die Beneficialerben nicht geltend gemacht werden können.
Hamburg, den 27. März 1890.
Das Amtsgericht Hamburg.
Civil=Abtheilung VIII.
Zur Beglaubigung:
Romberg Dr.,
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Kartoffel
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Drevs-Schönbeck.
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General-Vertreter f. Mecklenburg: |
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Herr Joh. Witt,
Schwerin. |
[ => Original lesen: 1890 Nr. 34 Seite 3]Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft.
Geschäfts=Umfang 1889: 63 292 Policen mit 508 054 124 M. Versicherungssumme
Zunahme 1889: 5793 Policen mit 57 872 651 M. Versicherungssumme
Die Norddeutsche hat während ihres 21jährigen Bestehens 694 685 Policen mit 5553 Millionen Mark Versicherungssumme abgeschlossen und für Schäden ca. 43 300 000 Mark Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem 9. Jahre die weitaus größte aller bestehenden Hagel=Versicherungs=Gesellschaften und bietet sowohl durch die Zahl und Versicherungssumme ihrer Mitglieder als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland die größte Sicherheit selbst in den hagelreichsten Jahren, zugleich aber eine Garantie für mäßige Durchschnitts=Beiträge.
Reserven: 813 296 Mk. 48 Pfg.
Entschädigung von 6% ab, bei Verzicht auf die Schäden unter 12% Ermäßigung der Prämie um 20%. Gewährung eines bis 50% steigenden Rabatts für Schadenfreiheit, desgl. von 5% bei 5jähriger Versicherung.
Abschätzung der Schäden unter Mitwirkung der von den Mitgliedern in den Bezirks=Versammlungen gewählten Taxatoren.
Wohlfeile und bequeme Versicherung der kleinen Ackerwirthe durch die Gemeinde=Versicherungen.
Die große Zunahme der Gesellschaft ist der beste Beweis, daß die Einrichtungen und Erfolge der Norddeutschen mehr als die jeder anderen Gesellschaft den Beifall des versichernden Publikums gefunden haben.
Zu jeder näheren Auskunft, sowie Uebersendung von Antragsformularen sind jederzeit bereit der Unterzeichnete, wie die bekannten Vertreter der Gesellschaft.
Güstrow. Franz Heidborn, General=Agent.
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Alte, gut erhaltene
Bienenwohnungen
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Auf dem Hofe Wahrsow bei Lüdersdorf stehen mehrere
Zuchtsauen
zum Verkauf darunter einige schwertragende.
Plätterinnen
finden bei gutem Lohn dauernde Beschäftigung in der Wäschefabrik von
Werner Brandes & Co., Lübeck.
Anleitung zum Plätten wird in der Fabrik gegeben.
Zu Hof Menzendorf werden zum 24. October
2 verheirathete Pferdeknechte
sowie
ein tüchtiger verheiratheter Kuhfütterer
bei hohem Deputat in Wohnung gesucht.
Gesucht sofort oder 1. Mai ein
tüchtiges gesetztes Mädchen
für Küche und Hausarbeit. Näheres
Lübeck, Mauer 84. Frau Johs. Boy.
Ein junges Mädchen
suche ich zur Erlernung der Wirthschaft gegen etwas Lehrgeld.
Redewisch bei Klütz, April 1890.
L. Wolter, Wirthschafterin.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 34 Seite 4]Aachener & Münchener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft.
Der Geschäftsstand der Gesellschaft ergibt sich aus dem nachstehenden Auszug aus dem Rechnungsabschluß für das Jahr 1889:
Grundkapital M. 9,000,000.-
Prämien=Einnahme für 1889 M. 8,226,138.70
Zinsen=Einnahme für 1889 M. 617,957.50
Prämien=Ueberträge M. 5,650,122.30
Uebertrag zur Deckung außergewöhnlicher Bedürfnisse einschließlich des gesetzlichen
Reservefonds von M. 900,000 M. 4,900,00.-
---------------------------------
M. 28,394,218.50
Versicherungen in Kraft am Schlusse des Jahres 1889 M. 5,316,879.-
Schönberg, den 1. Mai 1890.
Aug. Spehr, Agent der Gesellschaft.
15. Grosse Stettiner Pferdelotterie. Ziehung unwiderruflich am 20. Mai d. J. |
10 |
hochelegante Equipagen darunter eine Vierspännige und |
| | | |
|
Loose à 1 Mark (11 für 10 Mark) empfiehlt und versendet auch gegen Coupons und Briefmarken das General-Debit |
100 |
hochedle Reit= und Wagenpferde. |
| | | |
|
Rob. Th. Schröder,
Bankgeschäft, Stettin.
Für Gewinnliste und Porto sind 30 Pf. beizufügen. |
Während der Markttage:
musikalische & humoristische
Vorträge
der Kamm'schen Singspielgesellschaft aus Altona.
Um zahlreichen Besuch bittet
Johs. Krüger.
Am Sonntag:
Tanzmusik
bei J. Boye.
Am Montag, den 12. und Dienstag, den 13. Mai findet bei mir ein
Scheibenschiessen
nach guten Gewinnen statt, wozu ich ergebenst einlade.
Menzendorf. J. P. Kohs.
Der Ball findet am 12. d. M. statt.
Zum bevorstehenden
Schönberger Frühjahrsmarkte
empfehle:
ff. rohe & gebr. Caffee's.
Stücken= und gemahlenen Zucker,
im ganzen Hut billigst.
Hellen, süßen Ess-Syrup à 20 .
schönen ganzen Reis à 15 u. 20 .
alten Holsteiner Käse à 20 .
Prima Essig-Sprit.
Prima Seifen und Soda billigst.
Prima Flohmen Schmalz à 48 & 55 .
Prima schwedische Zündhölzer Packet 15 .
Prima Messina Apfelsinen & Citronen billigst.
Exquisit feinen Hering, Stück 5 Pfg.
Alle Sorten Gewürze, äusserst billig.
Kräftigen reinen Branntwein,
Liter 40 und 60 Pfg.
Sämmtliche auch nicht aufgeführte Artikel liefere ebenfalls in nur guter Waare zu den billigsten Preisen und lade ich zum Besuche ganz ergebenst ein.
Schönberg, den 1. Mai 1890.
Max C. Sass.
Zwei Häuser von Gastwirth Boye ab.
Feinster Rigaer Kron-Leinsaat
empfiehlt billigstens Aug. Spehr.
Mache hierdurch die Anzeige, daß ich von jetzt an
kräftige Blumenkohl-, Rothkohl-, Sommer- und Winterkohlpflanzen nebst verschiedenen Blumenpflanzen
sowie später
Sellerie, Porre, Wirsig-, Rosen-, und grünen Kohl, Oberkohlrabi, Steckrüben, rothe Beet, und Runkelrüben
empfehle.
H. Brüchmann.
Prima Flohmen=Schmalz
Pfund 55 Pfg.
empfiehlt
H. Brüchmann.
Frischen
Seifenstein und Chlorkalk
empfing und empfiehlt
J. F. Eckmann.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 4. Mai.
Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche Pastor Langbein.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect des Bankhauses
Gerhd. R. Hegerfeldt
in Lübeck bei, worauf wir unsere vereehrlichen Leser besonders aufmerksam machen.
Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 18.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 34 Seite 5]Beilage
zu Nr. 34 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. Mai 1890.
Nach einer Meldung des "Rheinischen Kurier" wird die Kaiserin Anfang Juni zu längerem Kuraufenthalt in Ems eintreffen.
Prinz Heinrich von Preußen ist an Bord der "Korvette" am Sonntag Mittag im Kieler Hafen eingetroffen.
Was schon vor acht Tagen mitgetheilt werden konnte, Fürst Bismarck werde vorläufig nicht zu den Parlamentsverhandlungen nach Berlin kommen, wird nun auch von den Hamburger Nachrichten selbst, die den ganzen Klatsch angerührt hatten, bestätigt. In Berliner unterrichteten Kreisen hat man für die ganze Geschichte nur ein Lächeln gehabt. Es ist durchaus zutreffend, daß Fürst Bismarck geäußert hat: "Es ist nicht so eilig für mich, wieder in ein Parlament hineinzukommen."
Jetzt liegt die erste amtliche Nennung Fürst Bismarcks nach seinem Rücktritt vor und zwar in der amtlichen Rangliste der preußischen Armee. Der Fürst ist darin unter den Generalfeldmarschällen als Otto Fürst von Bismarck, Herzog von Lauenburg, Generaloberst der Kavallerie (mit dem Range eines General=Feldmarschalls) aufgeführt.
Fürst Bismarck und Graf Waldersee sind von einem Mitarbeiter des "New=York Herald" interviewt worden; wo und wann wird nicht gesagt. Die Londoner Ausgabe des amerikanischen Blattes aber berichtet, daß sich die beiden Herren über "die Feier des 1. Mai," wie folgt, geäußert hätten: Beide sollen angeblich dafür sein, die Abhaltung des Maitages ohne alle Einmischung zu gestatten, im Fall einer Ruhestörung aber mit größter Strenge vorzugehen. Fürst Bismarck sagte: Der Sozialismus wird noch viel zu schaffen geben. Den Regierungen ist oft zu große Strenge vorgeworfen worden, es ist aber manchmal eine wahre Milde, Blut zu vergießen, das Blut derjenigen, die sich gegen den Frieden der Gesellschaft auflehnen. Das erste Erforderniß einer Regierung ist Energie, nicht der Diener der Zeitströmung zu sein, nicht dem Augenblick zuliebe die Zukunft zu opfern. Man wird die Wahrheit dieser Angaben übrigens vor der Hand noch bezweifeln dürfen!
Viele Zeitungen theilten nach dem "New=York=Herald" lange Aeußerungen des Fürsten Bismarck mit, die einem Vertreter dieses amerikanischen Blattes gemacht sein sollten. Die angebliche Unterredung hat aber, wie die "K. Z." meldet, gar nicht stattgefunden.
Den "Berliner Politischen Nachrichten" zu Folge ergeben die Reichseinnahmen des Etatsjahres 1890/91 gegen den Voranschlag folgende Mehreintrage, und zwar: Zölle 78 239 381 Mk., Tabackssteuer 296 579 Mk., Zuckersteuer 786 950 Mk., Salzsteuer 118 048 Mk., Brausteuer 3 791497 Mk., Börsensteuer 11 951 707 Mk., Reichsstempelabgaben 13 299 558 Mk., Privatlotteriestempel 1 908 829 Mk. Mindereinträge sind zu verzeichnen bei der Branntweinmaterialsteuer mit 7 685 219 Mk. und bei der Branntweinverbrauchsabgabe mit 18 734 825 Mk.
Der Reichsanzeiger veröffentlicht jetzt die schon bekannte Errichtung des "Allgemeinen Ehrenzeichens in Gold," und theilt ferner mit, daß seit dem Jahre 1880 in Preußen für neue Bahnen, zweite Geleise, Bahnhofsumbauten, Vermehrung der Betriebsmittel, Verbesserung zur Erhöhung der Sicherheit des Betriebes, Beihilfen zum Bau neuer Eisenbahnen aus Staatsmitteln nicht weniger als zwölfhundert Millionen Mark bewilligt sind. Das sei das beste Zeichen, sagt das amtliche Blatt, wie sehr man in Preußen sich für eine Verbesserung des Verkehrs bemüht habe.
Die von allen militärischen Fachmännern längst für notwendig erachtete Umgestaltung der Artillerie wird nun bald aus dem Stadium der Vorbereitung in die Wirkliche Erscheinung treten. Die gesammte deutsche Feldartillerie wird neue Geschütze und zwar solche aus Bronze erhalten, die zur Zeit in der königlichen Geschützgießerei zu Spandau aus den Rohren der seiner Zeit eroberten zahlreichen französischen Vorderlader=Kanonen gegossen werden. Diese neuen Geschütze sind 64 Pfund (32 Kilo) leichter wie die Kruppschen Gußstahlkanonen der Feldartillerie, sind sonst aber gleich diesen construirt. Die bisherigen Kruppgeschütze sollen nach und nach durch die neuen Bronzekanonen ersetzt werden und erstere für die Ersatzartillerie im Kriege dienen. Vorerst wird jedes Feld=Artillerie=Regiment je eine solche Batterie erhalten. Das Schleswig=Holsteinische Feldartillerie=Regiment erhält die neuen Geschütze zuerst und werden dieselben bereits bei dem großen Kaisermanöver in diesem Herbst in Thätigkeit treten.
Das seit einigen Jahren in der Armee eingeführte kleine Seitengewehr soll einer Verfügung des Kriegsministeriums gemäß für die Zukunft nicht mehr getragen, sondern nur bei eintretender Mobilmachung zur Ausgabe gelangen. Grund zu dieser Maßnahme sind die bei Zwistigkeiten, die zwischen den Soldaten unter einander und zwischen diesen und Civilpersonen vielfach vorgekommen sind. Infolge der dolchähnlichen Form der Waffe sind nicht selten gefährliche Verwundungen vorgekommen, die bei dem als Hiebwaffe zu gebrauchenden alten Seitengewehr vermieden werden.
Stanley ist am Sonnabend Abend kurz vor 6 Uhr von Brüssel in London eingetroffen und am Bahnhof enthusiastisch begrüßt worden. Die Generale Lord Wolsely und Brackenburg, Sir Francis de Wiuton, mehrere Vertreter des Auswärtigen Amtes und viele Parlamentsmitglieder hatten sich mit einem Sonderzug zum Empfang des großen Reisenden nach Dover begeben. Stanley ist noch an demselben Abend mit einigen Herrn zum Besuch des Prinzen von Wales nach Sandringham gereist, wo er bis zum Montag zu bleiben gedenkt. Sämtliche Londoner Blätter haben Stanley warme Begrüßungsartikel gewidmet, die sich besonders mit der Zukunft beschäftigen. Praktisch, wie die Engländer einmal sind, haben sie ihrem Gast zu verstehen gegeben, daß sie auch fernerhin große Thaten, aber im Dienste Englands von ihm erwarten. Die "Daily News" eilen den Ereignissen weit voraus, indem sie Stanley schon als den Eroberer der von Emin aufgegebenen Provinz sehen. Glücklicherweise ist Emin schon unterwegs und gewöhnlich heißt es: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst."
Emin Pascha hat jetzt seinen Zug ins Innere von Afrika von Bagamoyo aus angetreten. Seine Begleitung bilden 5 deutsche Offiziere, eine große Anzahl nubischer Soldaten und 600 Lastträger. Emin wird wahrscheinlich nach der Nordküste des Tanganika=Sees gehen. Sein Befinden ist, wie er an Verwandte in Deutschland schreibt, gut, von seinem Augenleiden erwähnt er nichts, es kann also damit nicht so arg sein. - Der Tanganika=See beschließt das Hinterland des deutschen Schutzgebietes in Ostafrika gegen das Gebiet des Congostaates. Der Weg von Bagamoyo zum Nordgestade des Sees führt, nachdem das Schutzgebiet von Usegua und Usegara durchschritten ist, durch die Landschaften Unjoro, Unganda, Unyannoesi u. s. w. Etwa auf der Mitte des Weges liegt Tabora, der Hauptmarkt und Mittelpunkt des Araberthums. Die letzte deutsche Station in dieser Richtung ist Mpuapua an der Westgrenze Usagaras. Jenseits derselben müßte die Anlage anderweitiger Stationen beginnen, wenn der ganze Weg vom Tanganika=See zur deutschen Küste für deutsche Interessen gesichert werden soll.
- Neustrelitz, 27. April. Se. Kgl. Hoh. der
[ => Original lesen: 1890 Nr. 34 Seite 6]Erbgroßherzog und I. K. H. die Erbgroßherzogin, höchstwelche sich am 17. April von hier nach Berlin etc. begeben hatten, sind nach der "N. Z." vorgestern mit dem Abendzuge der Nordbahn hier wieder eingetroffen.
- Schönberg. Die vom landwirthschaftlichen Verein kleinerer Landwirthe in seiner Frühjahrs=Versammlung beschlossene Bildung eines Vereins gegen Hausbettelei macht erfreulicherweise immer weitere Fortschritte. Aus Bewohnern aller Theile des Fürstenthums hat sich ein ziemlich umfängliches Comite unter der Aegide des Pastors Langbein hieselbst, der sich die Forderung der Sache ganz besonders angelegen sein läßt, gebildet. Zur Berathung der Statuten, welche dem Verein zu Grunde zu legen, hatte man sich vor acht Tagen im Boyeschen Saale hier zusammengefunden. Bei der Umfänglichkeit des zur Besprechung gelangenden Materials war eine definitive Erledigung der Angelegenheit aber nicht thunlich, weshalb auf den 29. April wiederum eine Versammlung einberufen war, in welcher das Statut endgültig festgestellt und die Berathung der weiteren Schritte vorgenommen wurde.
-Neuere Untersuchungen preußischer und lübeckischer Baubeamten sollen der Ausführbarkeit des Elb=Travekanal=Projektes auch ohne eine Speisung aus den mecklenburgischen, sondern nur aus den lauenburgischen Seen ergeben haben. Der endgiltige Abschluß mit Preußen wird, wie der "Frankfurter Zeitung" aus Lübeck gemeldet wird, nunmehr baldigst erwartet.
- Gelegentlich des am Mittwoch voriger Woche über die Lauenburger Gegend hinweggezogenen Gewitters schlug der Blitz in eine Beamtenwohnung zu Bahnhof Büchen und richtete mehrfache Zerstörungen an, ohne jedoch zu zünden. Die Decke eines Zimmers war wie von Kugeln durchlöchert und merkwürdig war die Wirkung des elektrischen Funkens insofern, als ein in einem Kinderwagen in weichen Kissen liegendes kleines Kind unversehrt blieb, während die über den Wagen ausgebreitete wollene Decke in Fetzen zerrissen wurde.
- Folgende hübsche Scene ereignete sich in Neudorf bei Straßburg gelegentlich der jüngsten Anwesenheit des Kaisers im Elsaß. Ein Trupp 6= bis 8jähriger Knaben drängte sich, als der Kaiser von der Parade bei Hausbergen kam und vom Pferde gestiegen war, durch die vorderen Reihen der Erwachsenen hindurch und streckten dem Kaiser ihre kleinen Hände entgegen. Der Kaiser lachte herzlich (er mochte wohl an seine kleinen Söhnchen denken) und gab einem jeden von ihnen die Hand.
- Der fürstlich Bismarcksche Eisenbahn=Salonwagen steht, wie die Hamburger Nachrichten mittheilen, zur jederzeitigen Benutzung für den Fürsten in Friedrichsruh bereit und wird auch dort verbleiben. Der Wagen ist s. Z. dem Fürsten von dem Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen geschenkt mit der Bestimmung, daß derselbe auf allen Vereinsbahnen frei befördert wird. Diese Eigenschaft wird dem Wagen auch fernerhin verbleiben, wie dem Fürsten sicherem Vernehmen nach besonders mitgetheilt ist. - Herr von Maybach hat also, wie es scheint, die von den Privatbahnen dem Fürsten gewährte, den Staatsbahnen überkommene Vergünstigung, als eine private, nicht mit der Stellung verknüpfte aufgefaßt und deshalb neu bekräftigt.
- Im Jahre 1889 waren im Reichs=Postdienst: Beamte 34 526, Unterbeamte 22 490, Posthalter 994, Postillone 5278. Es betrug die Gesamtzahl der Postanstalten 18 508, der Reichs=Telegraphenanstalten 10 016, der Postbriefkasten 66 360, der Verkaufsstellen von Postwerthzeichen 13 525, der durch die Post beförderten Brief=Sendungen 2 123 458 345, der durch die Rost beförderten Personen 2 036 538, der Gesamtwert der durch die Post vermittelten Geld=Sendungen 17 088 962 416 Mk.
- In Berliner polizeilichen Kreisen erwartet man zum 1. Mai in Berlin selbst keine größeren Unruhen. Die feiernden Arbeiter wissen recht gut, daß die Sache ein recht böses Nachspiel haben würde.
- Zum Kapitel des verderblichen Luxus gehören u. a. auch die Abiturienten=Abschiedsmahle. Es ist ja den Abiturienten zu gönnen, wenn sie den ersten wichtigen Schritt ins öffentliche Leben im frohen Kreise feiern; es ist auch sehr hübsch, wenn sie ihre Lehrer und sonstigen Gönner dazu einladen. Aber wenn dazu lithographische Einladungs=Karten versendet werden, die allein über 100 Mark kosten, wenn der Saal prachtvoll dekoriert wird, wenn die Zahl der Geladenen über 100 steigt, und das theuerste Bier getrunken wird, sodaß den Betreffenden dieser erste Kommers 30, 40, ja selbst 50 Mark und darüber kostet, wie dies kürzlich in Berlin vorgekommen ist, so muß ein jeder sagen, das geht zu weit, und es ist bedauerlich, wenn ein falsches Ehrgefühl die weniger Bemittelten abhält, dieser Ausdehnung des Abiturientenfestes entgegenzutreten; geradezu aber unbegreiflich ist es, wenn die Eltern nicht entschieden dagegen Einsprache erheben; es kommt hierbei der wirthschaftlich Schwächere wie überall schlecht fort. Die Söhne wohlhabender Eltern nehmen meist das Arrangement in die Hand und können dann oft nicht hoch genug hinaus; die weniger gut Situierten sind zu bescheiden und wollen sich "nicht lumpen" lassen, und müssen die Eltern vieler armer Schüler sich nachher die bedeutende Ausgabe womöglich am Munde abdarben. - Wenn der Abgang von der Schule gleich mit solchen Anforderungen beginnt, bemerkt die "Post", so ist es wahrlich kein Wunder, wenn in einzelnen Korps, wie jüngst durch alle Zeitungen ging, ein Wechsel von jährlich 1500 Thlr. = 4500 Mk. verlangt wird.
- In Berlin ist ein Bierkrieg in hellem Gange, alle Brauereien gehen geschlossen vor und haben sich verpflichtet, keinem Wirthe, welcher den Verkehr mit einer von den Sozialdemokraten in die Acht erklärten Brauerei abbricht, Bier zu liefern. Ebenso soll kein einziger strikender Brauergeselle in Berlin wieder Arbeit erhalten. Die strikenden Brauergehilfen ihrerseits verzichten nun auf den Genuß von Bier. In einer großen Versammlung wurde kein Tropfen Bier, sondern nur Selterwasser getrunken.
- Zu dem Besitzer eines großen Berliner Vergnügungslokals kamen Arbeiter, um das Lokal zu einer am 1. Mai abzuhaltenden Arbeiterversammlung zu miethen. Der Wirth meinte aber: "Meine Herren, am 1. Mai soll ja, wie ich gehört habe, gefeiert werden; es thut mir leid, Ihnen mein Lokal nicht geben zu können, denn mein gesammtes Personal will an diesem Tage auch feiern!"
- In der Elmsbütteler Lindenallee bei Hamburg spielten vor einigen Tagen der 12jährige Sohn des Gastwirths Lund sowie die beiden etwas älteren Söhne des Tischlers Lindenberg Soldat mit einem alten Bürgergewehr. Otto Lindenberg kommandierte: "Gebt Feuer!" und kaum war das Kommandowort verklungen, als ein Schuß erdröhnte und Otto Lindenberg todt zusammenbrach; eine Kugel, die in dem Gewehr des einen Knaben, ohne daß dieser es gewußt, enthalten gewesen war, hatte seinem Leben ein Ende gemacht.
- Die Maul= und Klauenseuche ist nunmehr in ganz Schleswig=Holstein vollständig erloschen.
- Eine junge Schauspielerin, die im verflossenen Winter am Stadttheater zu Münster kleine Rollen spielte, stürzte sich aus Nahrungssorgen, in selbstmörderischer Absicht in den hoch mit Wasser angefüllten sog. Kanonengraben. Die Unglückliche war ohne Stellung, ohne Geld, ohne Brot. Sie wurde - gerettet.
- Die Schwiegermutter des Minister Lucius ist kürzlich mit Hinterlassung von 56 Millionen Mark gestorben. Dieselbe wohnte in Mainz und war nur auf ein Vermögen von 80 000 Mark besteuert worden, so daß die Steuer wohl wird nachgezahlt werden müssen.
- Getödtet durch den Blitz wurde der Lehrer Günzel zu Lorzendorf in Schlesien. Der Erschlagene hatte sich ans Fenster gestellt, um das Naturschauspiel besser beobachten zu können.
- Aus Oberschlesien. Der neue Reichskanzler hat die Grenzsperre gegen die Schweineeinfuhr zu Gunsten der wirthschaftlich schwachen Bevölkerung des oberschlesischen Industriebezirks dadurch gemildert, daß er den vier oberschlesischen Städten Ratibor,
[ => Original lesen: 1890 Nr. 34 Seite 7]Gleiwitz, Beuthen und Myslowitz die Einfuhr ungarischer Fettschweine gestattete.
- In Folge der Erhöhung der Hundesteuer von 12 auf 20 Mk. mit dem ersten April hat in Stuttgart in den letzten Wochen ein großartiger Hundemassenmord stattgefunden, wodurch eine Abnahme der Hunde um 1120 Stück festgestellt worden ist.
- Prinz Ruprecht von Baiern, der nunmehr in Berlin eingetroffene Enkel des Prinzregenten, wird sich an der Berliner Universität als akademischer Bürger einschreiben lassen. In studentischen Kreisen ist man gespannt darauf, ob der Prinz, wie er es in München gethan hat, zugleich mit den anderen Commilitonen zur Immatrikulation erscheinen wird. Es ist übrigens unseres Wissens das erste Mal, daß ein Mitglied eines regierenden Hauses in Berlin studiert. Die preußischen Prinzen pflegen bekanntlich Bonn zu wählen.
- Die Indianerhäuptlinge sind stolz auf ihre Würde und ihre Abkunft; wenn sie auch statt durch die Prärien durch Europa streifen, sich als Glieder Wild=Amerikas vor den Weißgesichtern gegen Entree sehen lassen, mit dem Feuerwasser in jeder Gestalt liebäugeln und das kleinste Trinkgeld aus schwieliger Handwerkerhand nicht zurückweisen, - im Fürstensaal erinnern sie sich ihres Ranges und stellen demgemäß ihre Ansprüche. In München gaben am Sonnabend die dort gastirenden Rothhäute, mit dem Siouxhäuptling Rockey Bear an der Spitze, im Palais des Herzogs Max in Bayern vor den Prinzessinnen Vorstellungen. Lakaien wollten ihnen hierauf Erfrischungen serviren, Rockey Bear verweigerte aber die Annahme mit den Worten, er nehme nichts aus Bedientenhänden; wenn die weißen Fürstinnen Rockey Bear besuchen, so wird er selbst die Gäste bedienen. Die Prinzessinnen credenzten ihm hierauf eigenhändig Speise und Getränk.
- Ueber ein heiteres Mißverständniß berichtet der "Seegeist" aus Tegernsee: An einem der letzten Sonntage kam ein Bauer aus Irschenberg nach Miesbach zum Bezirksamtmann mit dem Ersuchen einer neuen Jagdkarte. Auf die Frage, ob er "die alt" bei sich habe, erwiderte der Bauer, er habe sie beim Waitzinger gelassen. Es wurde ihm bedeutet, dieselbe zu holen. Bald öffnete sich die Thür wieder, und herein tritt zum Ergötzen des Bezirksamtmannes das Bäuerlein, hinter ihm mit vielen Knixen seine geholte "Alte."
- Die deutsche Seewarte prophezeit für Ende April windiges, kühles Wetter, strichweise Regen, Dienstag und Mittwoch sogar Gewitter und Hagel. Falb dagegen stellt trockene Witterung in Aussicht.
- In dieser Jahreszeit, in welcher der Landwirth vielfach mit künstlichem Dünger umzugehen hat, dürfte eine Mahnung zur Vorsicht beim Gebrauche desselben am Platze sein. Man hüte sich, wenn man eine offene Wunde hat, diese mit jenen Stoffen in Berührung kommen zu lassen, da Blutvergiftung die Folge sein kann. Im vorigen Jahre sind mehrere derartige Fälle bekannt geworden.
- Bei den Exzessen in Biala hat sich die Wirkung des in der österreichischen Armee eingeführten Mannlicher=Gewehrs in furchtbarer Weise erprobt. In zehn obduzierten Leichen wurde keine Kugel gefunden, überall zeigte der Schußkanal, daß die Kugel durch den ganzen Körper hindurchgegangen war, und bei zweien der Gefallenen ist es wahrscheinlich, daß sie durch dieselbe Kugel getödtet worden sind.
- In wohltuendem Gegensatz zu all den Meldungen von stürmischen Lohnbewegungen und ernsten Vorbereitungen auf den 1. Mai erzählt man von einer Munitionsfabrik in Wien, daß deren Inhaber, mit Rücksicht auf die verständige, ruhige Haltung der Arbeiterschaft aus freiem Antrieb dem Fabrikpersonal je nach dem bewiesenen Fleiß den Lohn erhöht habe. Am 1. Mai werden sich überdies der Chef, sowie die Werkführer und alle Arbeiter auf einem großen Platze in der Nähe der Fabrik versammeln, um sich zur Erinnerung an diesen gemüthlichen ersten Mai gemeinsam photographieren zu lassen.
- Die Gemahlin des Schahs von Persien hat sich in Wien am 24. April einer Staroperation unterzogen. Die Operation (es handelte sich um den grünen Star) war in wenigen Minuten glücklich vollzogen und darnach der Schah von Persien telegraphisch in Kenntniß gesetzt. Kostspieliger dürfte übrigens wohl selten eine Kranken=Operation zu stehen gekommen sein, als die an der Gemahlin des Schahs vorgenommene. Nicht daß vielleicht das ärztliche Honorar ein übermäßig hohes ist, sondern der Umstand, daß die Sultanin eigens von der Hauptstadt des Perserreichs mit großer Dienerschaft unter strenger Einhaltung aller orientalischen und religiösen Gebräuche nach Wien gereist ist, hat diese Operation so vertheuert, daß die Gesammtkosten derselben einschließlich der Rückreise nicht weniger als 40 000 Gulden betragen werden.
Im Bankowskischen Hause zu Wilna wurden in einer Abortsgrube sechszehn Leichname neugeborener Kinder vorgefunden. Man vermuthet einen ähnlichen Fall von Engelsmacherei, wie er kürzlich in Warschau vorgekommen war. Die Polizei ist in reger Thätigkeit, um die Verbrecherinnen zu ermitteln.
- Belgien scheint ein wahres Eldorado für diplomatische Spitzbuben oder spitzbübische Diplomaten zu sein. Nach der "Etoile belge" beträgt die Zahl der aus Ministerialarchiven in jüngster Zeit entwendeten Schriftstücke neunundfünfzig.
- 450 000 Mark betrug der Preis des amerikanischen Trabers Axtell, die höchste Summe, die wohl je für irgend ein Thier gezahlt worden ist. Besitzer des Pferdes war ein kleiner Telegraphenbeamter zu Iowa, Ver. Staaten von Nordamerika. Ein ausführlicher Bericht über Axtell, der jeden Züchter und Kenner des Pferdes ungemein interessiren wird, findet sich in dem Aprilhefte der Monatshefte des Rennsports (Rocco, Leipzig).
- Stanley im Urwald und bei den Zwergen. Stanley kam in seiner Ansprache, die er im Verein für Erdkunde gehalten, auch auf die Entdeckung des Urwaldes am Aruwimi und das Volk der Zwerge zu reden. Wir geben diese interessante Schilderung hier wörtlich: Emin konnte uns nicht entgegenkommen, wir mußten also zu ihm. So gelangten wir in den tiefen, düstern, unendlichen Urwald. Wir bahnten uns den Weg mit der Axt; Palmbäume, Mahagoni=, Gummibäume, altehrwürdige Vertreter einer Fauna von 40 Jahrhunderten. In diesem Dickicht, wohin die Sonne nimmer dringt, mußten wir von 6 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends die Axt gebrauchen. Drei Monate dauerte die Mühseligkeit, da gelangten wir zu den Zwergen. War das eine Ueberraschung! Ein kleiner Adam und ein kleines Evchen kamen mir entgegen, niedlich und nett, der Adam mit einem Busch von Papageienfedern auf dem Haupt. Unsere Empfindungen sind unbeschreiblich. Wir traten den kleinen Menschen entgegen. Sie waren überrascht, sie zitterten vor uns Ungeheuern, vor den Zanzibariten und Sudanesen, mehr aber noch vor uns, den weißen Riesen. Wo mochten wir doch herkommen? Ich hätte sie anbeten mögen und rufen: Adam, Evachen, laßt Euch durch mich, den Sohn Japhets anbeten. Ich habe oft von euch gehört, aber nie an euch geglaubt." Waren es doch Zwerge, von denen bereits die Schrift meldet, ehrwürdige Vorfahlren, älter als die Pyramiden des Cheops, 40, vielleicht 50 Jahrhunderte alt. Ich trat ihnen sanft und freundlich entgegen und erkundigte mich bei ihnen selbst, wer sie seien. "Giebt es Bananen bei euch?" Um mich verständlich zu machen, zeigte ich ihnen die Größe. Sie waren entsetzt und deuteten auf einen anschwellenden Bauch. Dort in der Ferne gebe es solche Früchte, bei den "Zwölf," in der Gegend der Manyema, der Sclavenjäger. Unsere Sudanesen und Zanzibariten umringten die Kleinen mit Staunen und freuten sich, zu hören, daß es Bananen geben werde. Als ich nach Kairo zurückkehrte, forschte ich in den Sammlungen nach Angaben über diese Zwerge. Ich erfuhr, daß vor vielen Jahrhunderten ein König von Aegypten von Meroe aus nach den östlichen Bergen gezogen war, und erfuhr, daß, wo die kleinen Menschen, auch die Quellen des Nils zu finden seien. Oben auf den Bergen befänden sich eherne Löwen, welche das Wasser ausspeien.
[ => Original lesen: 1890 Nr. 34 Seite 8]- Pädagogische Variante. A.: "Mein Sohn bringt jetzt immer so schlechte Zeugnisse, und früher war er ein so guter Schüler. Er ist mir wirklich ein unlösbares Räthsel!" B.: "Ah, also ein gordischer Knoten. Da machen Sie es wie Alexander der Große: Hauen Sie ihn durch!"
Schwer gebüßt.
Eine Erzählung von Filipp Moreno.
(Nachdruck verboten.)
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