No. 33
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. April
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1890 Nr. 33 Seite 1]

              Die Auszüge aus der Hebungsrolle für das Rechnungsjahr 1889 der Meckenburg=Strelitz'schen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft zu Neubrandenburg umfassend die von den Unternehmern der land= und forstwirthschaftlichen Betriebe des hiesigen Fürstenthums zu erhebenden Genossenschaftsbeiträge, ist vom 23. d. Mts. ab auf zwei Wochen zur Einsicht der Betheiligten auf der Landvogtei=Registratur ausgelegt, auch sind daselbst die Beiträge binnen gleicher Frist, bei Vermeidung der Beitreibung, zu bezahlen.
              Schönberg, den 21. April 1890.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
                                                    H. Spieckermann.


Der an der Lübecker Chaussee hieselbst belegene ehemalige Physicatsgarten, spätere Dienstgarten des Hofraths Wohlfahrt soll zu drei Bauplätzen hergerichtet und diese öffentlich meistbietend verkauft werden.
Es steht zu diesem Zwecke ein Termin auf

Montag, den 5. Mai d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

im Sitzungszimmer des Landvogteigebäudes an, wozu Kaufliebhaber hierdurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen im Termin bekannt gemacht werden sollen, auch vorher in der Domainen=Amts=Registratur eingesehen werden können.
Schönberg, den 23. April 1890.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.



Antragsmäßig soll über die zu Selmsdorf sub Nr. 11 belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 12. Mai 1890,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 20. Februar 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg sub Nr. 41 belegene Büdnerstelle c. p. des Handelsmanns daselbst ein niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 1890,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigem Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 1890.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zur Baeck sub Nr. 10 belegene Büdnerei c. p. des Tischlers Wilhelm Schwarz daselbst ein niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 12. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 26. April 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Ich bin beauftragt, eine kleine Landstelle, bestehend aus Wohnhaus, Scheune, Stall und Backofen mit ca. 125-130 Schffl. Aussaat Acker zu

[ => Original lesen: 1890 Nr. 33 Seite 2]

verkaufen. Die Gebäude befinden sich in gutem baulichen Zustande und ist der Boden von vorzüglicher Beschaffenheit.
Kaufliebhaber bitte ich mit mir in Unterhandlung zu treten.
Schönberg i. Meckl., den 18. April 1890.

                                                    H. Spieckermann.
                                                    Amtsverwalter.


Gr. Tapeten=Auction.
Am Mittwoch, den 30. April,
Morgens 9 1/2 Uhr und Nachmittags 3 Uhr
verkaufe ich im Locale                                                    
Odeum, Dankwärtsgrube,
einen großen Posten                                                    
Tapeten und Borden

von den einfachsten bis zu den elegantesten gerippten Ton= und Goldtapeten in bequemen Cavelingen öffentlich meistbietend.

                                                    H. J. Frankenthal,
                                                    Auctionator und Taxator.

Auf diese Auction mache besonders Bauherrn und Hauseigenthümer aufmerksam, da so leicht wohl keine Gelegenheit wiederkommt, solch elegante Tapeten in Auction kaufen zu können.
Proben liegen am Dienstag Nachmittag von 4-6 Uhr zur gefl. Ansicht.


Mache hierdurch die Anzeige, daß ich von jetzt an
kräftige Blumenkohl-, Rothkohl-, Sommer- und Winterkohlpflanzen nebst verschiedenen Blumenpflanzen

sowie später
Sellerie, Porre, Wirsig-, Rosen-, und grünen Kohl, Oberkohlrabi, Steckrüben, rothe Beet, und Runkelrüben

empfehle.

                                                    H. Brüchmann.


Prima Flohmen=Schmalz
Pfund 55 Pfg.
empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


      Naphtalin,
      Naphtalinpapier,
      Campher,
      Mottenspiritus,
      Insectenpulver,
      Carboldesinfectionspulver,
      Ozalin, (geruchloses Desinfectionspulver) in Blechdosen und ausgewogen.
empfiehlt

                                                    die Apotheke zu Schönberg.


Das Putzgeschäft von                                                    
H. Bohnhoff's Ww.

empfiehlt sich dem Wohlwollen eines hochgeehrten Publikums aufs angelegentlichste, und offerirt gute und dauerhafte Waare zu den billigsten Preisen.

                                                    Achtungsvoll
                                                    H. Bohnhoffs Ww.


Zum bevorstehenden Markt empfiehlt sich mit
Herren=Damen= & Kinderfußzeug
                                                    Johannes Rohwedder
                                                    aus Preetz.


Lager von Tapeten u. Borden
in den neuesten Mustern empfiehlt                          
                                                    H. E. Peters, Glasermeister.


Feinste böhmische Salon-Kohlen
und deutsche Steinkohlen

sowie Braunkohlenbriquettes der Zeche "Ver. Eintracht" empfiehlt für den Winterbedarf zu den billigsten Preisen

                                                    Aug. Spehr.


Offerire Chilisalpeter,

Mais |
|
mixed
Laplata
|
|
prima Qualität,
billigste Preisnotirung

                                                    J. H. Freitag.


Ein junges Mädchen
suche ich zur Erlernung der Wirthschaft gegen etwas Lehrgeld.                          
Redewisch bei Klütz, April 1890.
                                                    L. Wolter, Wirthschafterin.


Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft.
Geschäfts=Umfang 1889: 63 292 Policen mit 508 054 124 M. Versicherungssumme
Zunahme 1889: 5793 Policen mit 57 872 651 M. Versicherungssumme

Die Norddeutsche hat während ihres 21jährigen Bestehens 694 685 Policen mit 5553 Millionen Mark Versicherungssumme abgeschlossen und für Schäden ca. 43 300 000 Mark Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem 9. Jahre die weitaus größte aller bestehenden Hagel=Versicherungs=Gesellschaften und bietet sowohl durch die Zahl und Versicherungssumme ihrer Mitglieder als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland die größte Sicherheit selbst in den hagelreichsten Jahren, zugleich aber eine Garantie für mäßige Durchschnitts=Beiträge.
Reserven: 813 296 Mk. 48 Pfg.
Entschädigung von 6% ab, bei Verzicht auf die Schäden unter 12% Ermäßigung der Prämie um 20%. Gewährung eines bis 50% steigenden Rabatts für Schadenfreiheit, desgl. von 5% bei 5jähriger Versicherung.
Abschätzung der Schäden unter Mitwirkung der von den Mitgliedern in den Bezirks=Versammlungen gewählten Taxatoren.
Wohlfeile und bequeme Versicherung der kleinen Ackerwirthe durch die Gemeinde=Versicherungen.
Die große Zunahme der Gesellschaft ist der beste Beweis, daß die Einrichtungen und Erfolge der Norddeutschen mehr als die jeder anderen Gesellschaft den Beifall des versichernden Publikums gefunden haben.
Zu jeder näheren Auskunft, sowie Uebersendung von Antragsformularen sind jederzeit bereit der Unterzeichnete, wie die bekannten Vertreter der Gesellschaft.

Güstrow.                                                     Franz Heidborn, General=Agent.


Neu!    Rother Dach-Theer!    Neu!
Neu!    (Rubrinit.)    Neu!

Bester, dauerhaftester, billigster und schönster Dachanstrich für Pappdächer, beseitigt gründlich alle vorhandenen Leckstellen durch einmaligen Anstrich, giebt den Pappdächern ein schönes rothes Aussehen und unbegrenzte Haltbarkeit.
Jedes Quantum zu haben bei

Ratzeburg i. L.                                                     Chr. Vollmar.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 33 Seite 3]

Mecklenburgische
Hagel- und Feuer-Versicherungs-Gesellschaft
zu Neubrandenburg
--------------
Wir bringen hiemit zur öffentlichen Kenntniß, daß wir den Herrn                                                    
Max Reichwald in Schwerin Pfaffenstraße Nr. 5,

zum General-Agenten unserer Gesellschaft für den Theil von Mecklenburg=Schwerin bestellt haben, welcher westlich der Chaussee

von Wismar über Warin und Brüel nach Sternberg, sowie westlich der Linie Sternberg=Parchim=Landesgrenze liegt.
Neubrandenburg, den 29. März 1890.

Das Directorium der Mecklenburgischen Hagel- und Feuer-Versicherungs-Gesellschaft.
------------------------------------------------------------------------

Bezugnehmend auf vorstehende Bekanntmachung empfehle ich mich zum Abschluß von

Hagel= und Feuer=Versicherungen

bei obengenannter Gesellschaft und stehe mit jeder gewünschten Auskunft gern zu Diensten.
Bewerbungen um Agenturen werden freundlichst erbeten.
Schwerin, den 29. März 1890.

                                                    M. Reichwald.


15. Grosse Stettiner Pferdelotterie.
Ziehung unwiderruflich am 20. Mai d. J.
10 hochelegante Equipagen
darunter
eine Vierspännige
und
|
|
|
|
Loose à 1 Mark (11 für 10 Mark)
empfiehlt und versendet auch gegen Coupons und Briefmarken
das General-Debit
100 hochedle Reit=
und
Wagenpferde.
|
|
|
|
Rob. Th. Schröder,
Bankgeschäft, Stettin.
Für Gewinnliste und Porto sind 30 Pf. beizufügen.


Den Schleichsteig vom Grevesmühlschen Kathen nach der Lübecker Chaussee über unsere dort belegen Ackerstücken verbieten wir hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.

Selmsdorf.

Bäcker Lenschow,        
Hausw. Klüssmann,        
Sattler Mönkemeier.        


Einem geehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich den Schönberger Markt mit einer sehr großen Auswahl

Schuhwaaren
für Herren, Damen und Kinder
besuchen werde.                                                    
Mein Stand ist vor der Apotheke.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                    J. Schleuß, Lübeck.


Eiserne Stall=, Keller= und Dachfenster
empfiehlt                                                    W. Maaß.


Meine Wiese, in der Moorstraße belegen, 7 Scheffel Aussaat groß, habe ich zu verpachten, auch habe ich Platz in meiner Scheune abzugeben.
Schönberg, den 21. April 1890.

                                                    J. Licht, Bürstenmacher.


Alte, gut erhaltene                          
Bienenwohnungen
à 1 M. und 1,50 M. verkauft                                                    
                                                    J. Wegner.


Auf dem Hofe Wahrsow bei Lüdersdorf stehen mehrere                                                    
Zuchtsauen

zum Verkauf darunter einige schwertragende.                                                    


Amerikanische selbstthätige
Rouleaux-Stangen das Beste, Billigste u. Bequemste, in seiner Art empfiehlt                          
H. E. Peters, Glasermeister.


Pantoffel Cordpantoffel Frauengrösse à Dutz Paar m. gesteppt. Filzsohl. M. 3.90, m. imit. Lederaufl. M. 4.75 m. Rinderspaltleder M. 5, mit holzgenagelten Tuchsohlen M. 6.50 bis M.10, Tuchschuhe, Cordschuhe m. holzgenagelten Tuchsohlen M. 11 Holzsohlenschuhe liefert

                                                    G. Engelhardt, Zeitz.


Tüchtige Vertreter

allerorten von der Vaterländischen Vieh-Versicherungs-Gesellschaft in Dresden gesucht. Offerten an die Sub=Direction Rostock i/M.

                                                    Eugen Lamp, Neuer Markt 25.


Plätterinnen
finden bei gutem Lohn dauernde Beschäftigung in der Wäschefabrik von                          
Werner Brandes & Co., Lübeck.
Anleitung zum Plätten wird in der Fabrik gegeben.


Zu Hof Menzendorf werden zum 24. October
2 verheirathete Pferdeknechte
sowie
ein tüchtiger verheiratheter Kuhfütterer
bei hohem Deputat in Wohnung gesucht.                          


Gesucht sofort oder 1. Mai ein                          
tüchtiges gesetztes Mädchen
für Küche und Hausarbeit. Näheres                          
Lübeck, Mauer 84.                                                    Frau Johs. Boy.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 33 Seite 4]

Mein bekanntes Geschäftsprinzip:
Sehr coulante Bedienung!
Grosser Umsatz mit geringem Nutzen!
Verwendung nur bester Materialien!

Carl Meyer'sAusstattungsmagazin.
Lübeck, Fleischhauerstr. 40/42. Breitestr. No. 51 (Filiale). Lübeck,
Größtes Lager in fertigen Mobilien jed. Art!
Aufstellung von ca. 24 kompl. Musterzimmern!
Läßt nur gute und geschmackvolle Mobilien in seinen eigenen Werkstätten anfertigen.
Anerkannt billigste Bezugsquelle
bei Bar-Einkäufen,
speziell für Braut-Ausstattungen!
----------------------
Versand für Lübeck u. Umgegend mit eigenem Möbel=Transportwagen!
Versand nach auswärts kostenfrei ab Bahnhof Lübeck.


Logo der Hagelassekuranz

Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg.

gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847, gewährt ihren Mitgliedern unzweifelhafteste Sicherheit. - Trotz der geringen Beiträge der letzten Jahre haben wir einen Sicherheitsfonds von

27,000 Mark,

ansammeln können, welcher bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt ist und an welchem neu eintretende Mitglieder sofort participieren. Wir laden zum Beitritt ein.

Schönberg im April 1890.

Die Direction
J. Kröger-Lockwisch.                 Wilh. Heincke.


A. & G. Dreyer,
Hannover. Dreyerstrasse,
Hof-Schönfärberei
und chemische Waschanstalt
für Herren- und Damen-Garderobe, Möbel-Stoffe, Sammet, Seide, Spitzen, Gardinen, Federn, Handschuhe u. s. w.
Annahmestelle in Schönberg:
H. Bohnhoff Ww.


Arthur Friedländer
Inh.: Otto Oehlrich,
Breitestrasse, Lübeck, Breitestrasse. Spezial=Geschäft für
Strumpf-Waaren
Handschuhe, Unterzeuge.
Specialität: diamantschwarze
Damen- & garant. waschech. Kinderstrümpfe.
Billige Preise!          Gute Waare!
Auswahlsendungen franko.


Gut gedüngt. Kartoffelland
hat noch abzugeben.                                                    
                                                    F. Griem.


Ich bin von meiner Krankheit genesen und habe meine Praxis wieder aufgenommen.
Schönberg, den 29. April 1890.

                                                    Schrakamp, Arzt.


Todesanzeige.

Am Sonntag, den 27. d. Mts., Mittags 12 Uhr 10 Minuten entschlief nach einem achttägigen aber schweren Krankenlager mein lieber unvergeßlicher Mann, Vater, Schwiegervater und Großvater, der

Schneidermeister H. L. Lange

im Alter von 55 Jahren und 5 Monaten.

Tief betrauert von den Hinterbliebenen
Frau Ww. Lange, Kinder nebst Schwiegersohn.

Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 1. Mai, Nachmittags 3 Uhr, statt.
Schönberg, den 29. April 1890.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 33 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 33 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. April 1890.


Der Kaiser ist in der Nacht zum Donnerstag um 1 Uhr in Hagenau angekommen und auf dem Bahnhof von dem Statthalter Fürsten von Hohenlohe, welcher aus Straßburg herüber gekommen war, begrüßt worden. Der Kaiser fuhr gleich darauf zur Auerhahnbalz in den Hagenauer Wald, kam aber wegen der stürmischen Witterung leider nicht zum Schuß. Bei der Rückkehr von der Jagd fuhr der Kaiser durch die festlich geschmückte Stadt, in der er trotz der frühen Stunde von einer zahlreichen Menschenmenge enthusiastisch begrüßt wurde. Um 1/2 8 Uhr morgens, eine Stunde eher, als es angesagt war, erfolgte die Ankunft des Kaisers in Straßburg, wo kein amtlicher Empfang stattfand. Der Monarch fuhr sofort in offenem Wagen durch die reichbeflaggten Straßen der Stadt nach dem Kaiserpalast und begrüßte alsbald die dort versammelten Generale. Nachmittags sollte ein größeres Manöver stattfinden, zu welchem die Garnisonen Zabern, Pfalzburg und Saarburg in die Nähe von Straßburg gerückt waren.
In den Reden, die S. M. der Kaiser bei den Festlichkeiten in Bremen gehalten hat, findet sich, man möchte fast sagen, mit auffälliger Absichtlichkeit betont, daß er zur Erhaltung des Friedens alles thun werde, was in seinen Kräften stehe. In politischen Kreisen nimmt man an, daß der Kaiser so gesprochen habe, um alle etwaigen noch bestehenden Befürchtungen, die an den Abgang des Fürsten Bismarck geknüpft worden sind, besonders im Ausland, zu beseitigen. Die Rede, die der Kaiser bei dem Mahl auf der "Fulda" gehalten hat, findet überdies noch eine besondere Deutung. Das in demselben gebrauchte Bild von dem Geschwader, das, nachdem der Nebel sich zerstreut hat, tadellos den neuen Kurs steuert, wird auf die neue Politik seit dem Rücktritt des Fürsten Bismarck bezogen.
Ueber die Begegnung Kaiser Wilhelms und der Königin Viktoria in Darmstadt kommt aus London folgende hochbedeutsame Meldung: "Die britische Admiralität hat die Mittheilung ergehen lassen, daß den im September stattfindenden deutschen Flottenmanövern das britische Geschwader, bestehend aus vier Schlachtschiffen und zwei erstklassigen Kreuzern, als Vertreter der großbritannischen Marine beiwohnen soll." - Die Beziehungen der beiden Länder erscheinen danach im erfreulichen Lichte. Das friedliche Zusammenwirken der deutschen und englischen Marine bei den deutschen Manövern in der Nordsee kann als abermalige Verstärkung der Friedensgarantien gelten.
Im Spätsommer wird der deutsche Kaiser abermals mit unserer Flotte in England erwartet, und zwar soll sein Besuch diesmal der Hauptstadt London selbst gelten.
Der Kaiser soll, wie ein Berliner Blatt mittheilt, dem Major Wißmann eine Batterie von 8 leichten Feldgeschützen zum Geschenk gemacht haben.
Die "Hamburger Nachrichten" bestätigen, daß ihnen Fürst Bismarck den Wunsch ausdrückte, v. Caprivi, den er wegen seiner persönlichen Eigenschaften hoch schätze, möge, seinem Charakter und der Schwierigkeit seiner Aufgabe entsprechend, mit Rücksicht behandelt werden. Er (Bismarck) sei mit v. Caprivi befreundet und wünsche es zu bleiben. Diese Mittheilung steht an der Spitze des Blattes und richtet sich gegen die Versuche der freisinnigen Presse, den Anschein zu erwecken, als wolle Bismarck dem neuen Reichskanzler Schwierigkeiten breiten.
Der berliner Berichterstatter der "New=York Herald" hat mit dem Fürsten Bismarck eine Unterhaltung über den 1. Mai gehabt, oder berichtet zum Mindesten über eine solche an sein in London erscheinendes Blatt. Nach Auszügen seines Berichts hat er die Auffassungen des Fürsten anscheinend recht gut wiedergegeben, oder doch seinen Ton ausgezeichnet getroffen. Fürst Bismarck erschien dem Correspondenten als ein Bild der Gesundheit; er sprach englisch. Die Kundgebung hielt der Fürst für so ungefährlich wie einen Aufzug der Heilsarmee. Er würde, wenn er Minister wäre, sich jeder Einmischung enthalten damit die Unruhestifter nicht glaubten, die Regierung fürchte sich. Uebrigens werde der Gegensatz zwischen Capital und Arbeit nie aufhören, es sei denn, daß die Menschen Engel würden, dann aber sei jeder Fortschritt unmöglich, wie die Südsee=Inseln zeigten, wo die Menschen Tausende von Jahren wie friedfertige Thiere fortleben. Den vom fortschreitenden Wettbewerb verlangten Kampf gegen den Socialismus sollten alle Parteien kämpfen, denn ein socialistisches Regierungssystem sei eine Art von Sklaverei und Zuchthaus und bedeute die Herrschaft ungebildeter Schwätzer. Nichts sei schlimmer für die Regierung als Nachgiebigkeit; Festigkeit dagegen sei eine Gewähr des inneren und äußeren Friedens, Lassalle würde heute wahrscheinlich ein Conservativer sein.
In der "Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" bittet Fürst Bismarck, man möge den Bittgesuchen, die in letzter Zeit in großer Anzahl an ihn gelangten, keine Dokumente beilegen, da es ihm nicht möglich sei, dieselben alle zurückzusenden.
Der Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für den Fürsten Bismarck hat nach den beim Central=Comite in Berlin eingegangenen Nachrichten in allen Theilen Deutschlands begeisterten Widerhall gefunden. An Hunderten von Orten des In= und Auslandes sind schon Lokal=Comites in der Bildung begriffen und dem Central=Comite strömen die Beiträge in außerordentlicher Anzahl zu. Neben einzelnen Beiträgen bis zu 10 000 Mark befinden sich solche von 10 Pfennigen und namentlich die letzteren sind vielfach von Zustimmungsschreiben begleitet.
Vom Reichstag sollen auch, wie die "Post" behauptet, die Mittel zur Bildung eines neuen Infanterie=Regiments verlangt werden, um in Bayern die Brigaden vermehren zu können. Dazu komme die Vermehrung der Feldartillerie, die Aufstellung von einem Pionier=Bataillon und zwei Train=Bataillonen. Dies sei der Inhalt der nächsten Forderungen.
Während in früheren Jahren bei der Kavallerie nur ausnahmsweise Uebungen für Mannschaften des Beurlaubtenstandes abgehalten wurden, werden in diesem Jahre 6900 Mann aus der Reserve und Landwehr einberufen und zwar anstatt wie üblich auf 12, diesmal auf 28 Tage. Die Maßregel ist eine Folge der Bewaffnung der gesammten Kavallerie mit der Lanze, mit welcher in der angegebenen Zeit die Mannschaften des Beurlaubtenstandes ausgebildet werden sollen. Im übrigen können bei der Kavallerie diejenigen Armeecorps, welche keine Kaisermanöver haben, nach dem Ermessen der Generalcommandos für die Dauer der Herbstübungen bis zu vier Mann bei jeder Schwadron behufs möglichster Erhöhung der Ausrückestärke eingezogen werden. Für die Infanterie und Jäger des Beurlaubtenstandes sind Bestimmungen bisher nicht ergangen; es wird jedoch eine umfangreiche Einziehung solcher Mannschaften erwartet, da es sich bei denselben um die Ausbildung mit dem neuen Gewehr handelt.
Die große Frühjahrsparade des Gardekorps auf dem Tempelhofer Feld in Berlin soll am 23. Mai abgehalten werden. Also nicht, wie das "Berliner Tageblatt" gemeldet hatte, am 1. Mai.
Soeben ist die neue Rang= und Quartierliste der preußischen Armee nach dem Stande vom 1. April d. J. erschienen.
Die Gehaltserhöhungen der unteren und mittleren Reichspost= und Telegraphenbeamten, welche in dem zu erwartenden Nachtragsetat schon für das gegenwärtige Etatsjahr dem Reichstag vorgeschlagen

[ => Original lesen: 1890 Nr. 33 Seite 6]

werden sollen, betragen nach der "Kölnischen Zeitung" annähernd 12 Millionen Mark.
Die Wiedereinbringung eines Gesetzentwurfs über die Errichtung von Postsparkassen soll demnächst im Reichstag bevorstehen. Bekanntlich ist ein gleicher Entwurf vor mehreren Jahren gescheitert, hauptsächlich, weil man davon in mehreren Parteien eine Schädigung der Kommunalsparkassen befürchtete.
Der "Reichsanzeiger" bestätigt jetzt die Meldung, daß die Einfuhr lebender Schweine aus Dänemark auf dem Seeweg mit der Bedingung der Schlachtung in den Ankunftshäfen vom Reichskanzler unter bestimmten Vorsichtsmaßregeln gestattet worden sei.
König Leopold von Belgien hat bisher aus persönlichen Mitteln etwa 15 Millionen Franken für den Congostaat aufgewendet und zudem noch eine ganz erhebliche Schuldenlast übernommen. Nunmehr sieht sich der König aber auch am Ende seiner Mittel, er kann bei seiner geringen und schon sehr schwer belasteten Civilliste nichts mehr thun. Ueber die Zukunft des Congostaates werden nun bald die Würfel geworfen werden. Zunächst soll der Staat Belgien angeboten werden, das natürlich auch die Kosten für die fernere Culturarbeit am Congo zu tragen haben würde. Man hofft, die belgische Regierung wird mit der Kammer diesem Projecte zustimmen.
Die russische Regierung hat das serbische Ministerium benachrichtigt, daß auf Anordnung des Zaren an Serbien 60 000 Berdangewehre mit Munition, sowie fünf Batterien Kruppgeschütze überlassen werden sollen. In Folge dieser Schenkung wird sich in der nächsten Woche eine Kommission unter Führung des Obersten Oreschkovic zur Abnahme der Waffen nach St. Petersburg begeben. Die Regentschaft hat natürlich alsbald telegraphisch dem Zaren im Namen der serbischen Nation ihren Dank ausgesprochen für diese seine Güte und Sorgfalt.
Die französische Regierung wird demnächst ein Gelbbuch über die Berliner Konferenz veröffentlichen, dessen Abfassung Jules Simon übertragen ist.
Der Verkauf des geheimen Vertheidigungsplanes von Kronstadt an einen in St. Petersburg beglaubigten fremdländischen Marinebevollmächtigten für 12 000 Rubel, erregt, wie die "Kölnische Ztg." meldet, in den höchsten militärischen Kreisen Petersburgs großes Aufsehen. Das Geschäft ist durch einen jüdischen Zwischenhändler verrathen worden, der statt der ausbedungenen 300 Rubel nur 200 erhalten hatte. Das ursprünglich auf Zwangsarbeiten in den Bergwerken lautende militärgerichtliche Urtheil gegen den Hauptschuldigen, Oberstlieutenant Schmidt, ist in Todesstrafe durch Erschießung abgeändert worden.
Der russische Reichsrath hat einen Gesetzentwurf angenommen, der die Arbeit von Kindern unter 12 Jahren verbietet und die Frauenarbeit in den Fabriken beschränkt.


- Schönberg. Am Sonntag fand man in dem an die Feldmark Palingen anstoßenden Theil des dem Schneidemühlenbesitzer Boye in Schlutup gehörigen Schwarzmühlenmoors die Leiche einer etwa 40jährigen Frau, welche als diejenige der verehelichten Tagelöhner B. in Bardowiek recognoszirt ist. Dieselbe wurde noch am Sonntag nach Palingen gebracht, woselbst auch die gerichtliche Leichenschau stattfinden wird. Letztere wird feststellen, ob ein Unglücksfall oder Selbstmord vorliegt.
- Bei seinem Besuche im Bremer Rathskeller wurde dem Kaiser ein Pokal mit dem besten Wein, den der Keller besitzt, kredenzt, der dem Monarchen auch vortrefflich mundete. Dann bat er den ihn führenden Herrn, den Pokal noch einmal für den greisen Feldmarschall Moltke füllen zu lassen. Das geschah sofort und Graf Moltke trank lächelnd aus dem Glase. Diese kleine Scene beweist schlagender als viele Worte, wie ungemein der große Heerführer von dem Monarchen geschätzt wird.
- Der Balzplatz im Taubenhügel. Seit der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag bis zum Freitag Nachmittag hat der Kaiser in den Reichslanden geweilt, und zwar hat, wie schon mitgetheilt, dieser Aufenthalt des Kaisers zum Theil dem edlen Waidwerk, der Jagd auf Auerwild gegolten, von dem sowohl in den Vogesenwäldern, wie ganz besonders im "Heiligen Forst" bei Hagenau noch ein für heutige Verhältnisse recht achtbarer Bestand vorhanden ist. Der "Heilige Forst" hält etwa 14 000 Hektar und seit einer Woche waren im sog. "Taubenhügel" von der Jägerei acht balzende Hähne bestätigt worden. Von dem Balzplatz selbst entwirft nun ein Jägersmann in der "Straßburger Post" folgende Schilderung: "Es balzen im Taubenhügel auf einer Fläche von etwa 80 Hektar zur Zeit wohl ein Dutzend Hähne, aber theilweise so nahe beisammen, daß ein erfolgreiches Anspringen faßt unmöglich ist. Der Bestand in den Balzplätzen des Taubenhügels besteht aus alten, durch Windbruch vielfach sehr lichtstehenden, theilweise sehr hohen Kiefern mit einem lückigen Unterholz von Laubholz aller Art. Der Boden ist naß bis feucht und ist mit vielen, nach Regen wohl bis zum Rand gefüllten Gräben durchzogen und mit Beerkraut und Gras bewachsen. Namentlich die Gräben bieten dem Anspringenden manche Schwierigkeiten. Gelingt es ihm in den paar Sekunden, während welcher das Schleifen dauert, den Graben zu überspringen und auf der anderen Seite desselben festen Fuß zu fassen, so muß er manchmal in recht unbequemer Stellung, den einen Fuß im Wasser, aushalten, bis der Hahn wieder regelrecht balzt und schleift. Ist er dabei auf eine Stelle gerathen, an welcher der Boden nachgiebt, oder er steht mit dem Fuß auf einem Stückchen Holz das unter der Last bricht was er bei der Dunkelheit, während er anspringt, nicht immer rechtzeitig entdecken kann, so ist die Jagd auf diesen Hahn für diesen Morgen wohl meist vorüber. Man pflegt deshalb an den Balzplätzen schon vor der Balzzeit schmale Pfade anzulegen, welche von den Schneisen aus in die Nähe der Bäume führen, auf welchen erfahrungsmäßig Hähne zu balzen pflegen, und sie während der Balzzeit von abfallenden dürren Zweigen und allem, was bei der Berührung Lärm macht, freizuhalten. Es versteht sich von selbst, daß diese Vorbereitungen dieses Mal mit besonderer Sorgfalt getroffen und außerdem durch oftmaliges Verhören die Balzplätze jedes einzelnen Hahns möglichst genau ermittelt worden waren, und daß endlich am Abend vor der Jagd darauf geachtet wird, wo sich die Hähne einschwingen. Trotzdem ist es selbst für einen Jäger, wie es der Kaiser anerkannter Weise ist, keineswegs sicher, daß er zum Schuß kommt. Die vor Wochen angelegten Pfade führen nämlich nur ausnahmsweise bis in die schußgerechte Nähe der Bäume, auf welchen in diesem Jahr die Hähne balzen. Zudem wechseln die Hähne dieselben je nach der Witterung und der Windrichtung und balzen auf verschiedenen Bäumen. Die letzten Sprünge, mehr als drei Schritte wird der Jäger nur ausnahmsweise während eines Balzliedes machen können, müssen daher fast immer "über Ruh", d. h. auf ungebahntem Weg gemacht werden, unter Umständen hart an den auf dem Boden befindlichen Hennen vorbei, die dann leicht durch einen Tritt auf ein dürres Reis oder Blatt aufgescheucht werden können und dann natürlich abstreichen und alles verderben. Dazu kommt im Taubenhügel die durch die bedeutende Höhe der Kiefern verdoppelte Schwierigkeit, daß die Hähne sich zum Balzen dort manchmal Bäume in den dicht geschlossenen Bestandtheilen oder die Gipfel dichtbekronter Bäume aussuchen, sodaß man sie im Zwielicht nicht erkennen kann. Es kann deshalb dem gewiegtesten Jäger vorkommen, daß er den Hahn "überspringt", d. h. an dem Baum, auf dem derselbe balzt, vorbeispringt. Es gilt dann wieder, zurückzuspringen und während des Balzens im Springen den Baum zu umkreisen, und wenn auch das nicht hilft, ohne sich zu rühren, abzuwarten, bis es so hell wird, daß man den Hahn erkennen kann. Es gehört deshalb auch im Taubenhügel trotz des ebenen Geländes neben günstigem Wetter (bei Regen und Sturm balzen die Hähne schlecht oder noch öfter gar nicht) kaltes Blut und ruhige Ueberlegung, und auch wo diese in reichem Maß vorhanden sind, entschiedenes Glück dazu, wenn man

[ => Original lesen: 1890 Nr. 33 Seite 7]

dort auf der Auerhahnbalz gleich am ersten Tag zum Schuß kommen soll." Es ist diesmal auch für den Kaiser wohl Jagdtag, aber nicht Fangtag gewesen, der Kaiser ist des Sturmes wegen nicht zum Schuß gekommen.
- Wie in Berlin im Jahre 1872 drei Kaiser versammelt waren, so wird Darmstadt drei Kaiserinnen vereint sehen, und wenn die Kaiserin von Oesterreich aus Wiesbaden noch dazu kommt, so würde der seltene Fall einer Zusammenkunft von 4 Kaiserinnen eintreten.
- Auch ein Zeichen der Zeit. Von dem verstorbenen Professor der Frauenheilkunde, Geh. Medizinalrath Schröder in Berlin, erzählt man sich, daß derselbe, dessen Einkommen seiner Zeit auf 250 000 Mark zur Steuer eingeschätzt war, einst in dem ihm zugestellten Steuerveranlagungsformular sein Jahreseinkommen aus freien Stücken auf 300 000 Mk. angab. Es ist dies wohl das höchste Einkommen, das je ein Arzt in Deutschland zu verzeichnen hatte, und die Steuereinschätzungs=Kommission, der diese freiwillige Steuererhöhung zu Gesicht kam, soll diesen Fall als ein Unikum in ihren Annalen verzeichnet haben.
- Zwei Geheimagenten der Pariser Criminalpolizei weilen seit Sonntag in Berlin. Dieselben fahnden auf den Bankier Siegmund Beranger, welcher in Paris ein Wechselhaus errichtete und mit 500 000 Franks das Weite suchte. Viele kleine Rentiers und Beamte sind durch den frechen Gauner zu Grunde gerichtet worden. Derselbe führt übrigens noch andere Namen, z. B. Neuenburg, Philippsohn und Wenspeare, und bis jetzt hat sich noch nicht ermitteln lassen, wer er eigentlich ist. Vermuthlich handelt es sich um einen flüchtigen Sträfling.
- In Hamburg wurde die dortige Spritfabrik, welche an großen Zollunterschlagungen in Beuten betheiligt ist, zu zweihunderttausend Mark Strafe verurtheilt.
- Bei einem Militärappell in Elberfeld vergaß sich ein Reservist, ein Fabrikarbeiter, nachdem er schon vorher allerlei Unfug getrieben, soweit, vor der Front den Hauptmann zu schlagen. Er wurde sofort festgenommen. Der Mann ist früher schon wegen Insubordination mit zehn Jahren Festung bestraft worden.
- Ueber das ganze deutsche Reich verbreiten sich jetzt die Verbände der Arbeitgeber, die sich für den Fall von Striks zu gegenseitigem Beistande und zum gemeinsamen Vorgehen gegen unberechtigte Forderungen verpflichten. Meistens sind es Großindustrielle, welche so zusammentreten. Hier und da beginnen aber auch schon Handwerker dem so gegebenen Beispiele zu folgen. Was die Maifeier betrifft, so hat die Mehrzahl der Arbeitgeber in den Großstädten und Industriebezirken für den Fall der Arbeitseinstellung am 1. Mai entweder eine längere oder kürzere Schließung ihrer Betriebe oder eine Entlassung der strikenden Arbeiter beschlossen. Im allgemeinen geht die bestimmte Ueberzeugung dahin, daß der Tag wohl allenthalben ruhig verlaufen wird.
- Bei den vielfach unklaren Anschauungen, die im großen Publikum, wie in Arbeiterkreisen über Berechtigung der letzteren herrschen, am 1. Mai willkürlich zu feiern, wird es erwünscht sein, wenn wir in Erinnerung bringen, daß 1) nach der Reichsgewerbeordnung Gesellen und Gehülfen vor Ablauf der vertragsmäßigen Zeit und ohne vorherige Aufkündigung entlassen werden können, wenn sie die Arbeit unbefugt eingestellt haben - und daß 2) nach einer neuerlichen Entscheidung des Reichsgerichts diejenigen, welche durch Wort oder Schrift dazu auffordern, die Arbeit ohne vorherige Aufkündigung zu verlassen, auf Grund des § 110 des D. St.=G.=B., mit Geldstrafe bis zu 600 M. oder mit Gefängniß bis zu 2 Jahren bestraft werden.
- Seitens der französischen Regierung ist nunmehr endgültig beschlossen worden, am 1. Mai in Paris keinerlei Manifestation unter freiem Himmel zu dulden. Diese Anordnung hat in sozialistischen Kreisen große Erregung hervorgerufen; es werden Protestversammlungen vorbereitet.
- Exkönig Milan von Serbien, der zur Zeit in Paris weilt, giebt seiner Umgebung Anlaß zu lebhafter Besorgniß hinsichtlich seines geistigen Zustandes. Die Exzentrizitäten des Exkönigs werden geradezu zum Skandal. Am Dienstag Abend tanzte Milan mit 2 Dämchen auf offene Straße vor dem Duvalschen Restaurant, ein Cankan, so daß sogar die Polizei einschreiten mußte. Nur seinem Range hatte er es zu verdanken, daß er wieder freigelassen wurde.
- Das Tafelgeschirr der Königin von England welches sich im Schloß von Windsor befindet und theils aus Silber, theils aus vergoldetem Silber besteht, hat einen Werth von 2 Millionen Mark. Dasselbe erhält nun eine Bereicherung durch einen eben in Arbeit befindlichen silbernen Tafelaufsatz im Gewicht von 56 kg. In den Privatgemächern der Königin im Schloß zu Windsor befindet sich eine Punschbowle, welche 210 000 M. gekostet hat. Georg IV. hat während seiner Regierung goldenes und silbernes Tafelgeschirr im Werth von 7 1/2 Millionen Mark angekauft.
- Die Aufforderungen zur Abhaltung einer Feier zum 1. Mai greifen auch in London um sich, finden aber im Ganzen trotz aller Bemühungen der Sozialisten wenig Anklang in Arbeiterkreisen.


In eigener Schlinge.
Kriminalnovelle von F. Arnefeldt.
                                                    Schluß.                                                    (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 33 Seite 8]

In eigener Schlinge.
Kriminalnovelle von F. Arnefeldt.
[Schluß.]


Rohseidene Bastkleider Mk. 16.80 pr. Stoff zur kompl. Robe und bessere Qualitäten versendet porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Blendend weissen Teint
erhält man schnell und sicher,                                                    
Sommersprossen
verschwinden unbedingt durch den Gebrauch von
Bergmann's Lilienmilch-Seife
allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden.
Verkauf à Stück 50 Pfennig (Mecklenburg). bei Apotheker Montag.


Dach=Pfannen,
Thon=Röhren,
Dach=Pappen,
Steinkohlen=Theer,
Holz=Theer,
Carbolineum Avenarius,
Mauersteine,
Kalk,
Gyps,
Cement,
Bretter,
Bauholz etc. etc.
empfiehlt in prima Waare

                                                    Chr. Vollmar,
                                                    Ratzeburg i. L.


Flaschenbier
aus der Brauerei von Mahn & Ohlerich, Rostock, empfiehlt                                                    
                                                    W. Maaß.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD