No. 32
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. April
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 32 Seite 1]

              Die Auszüge aus der Hebungsrolle für das Rechnungsjahr 1889 der Meckenburg=Strelitz'schen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft zu Neubrandenburg umfassend die von den Unternehmern der land= und forstwirthschaftlichen Betriebe des hiesigen Fürstenthums zu erhebenden Genossenschaftsbeiträge, ist vom 23. d. Mts. ab auf zwei Wochen zur Einsicht der Betheiligten auf der Landvogtei=Registratur ausgelegt, auch sind daselbst die Beiträge binnen gleicher Frist, bei Vermeidung der Beitreibung, zu bezahlen.
              Schönberg, den 21. April 1890.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
                                                    H. Spieckermann.


Antragsmäßig soll über die zu Rieps sub Nr. VIII belegene Vollstelle c. p. des Hauswirt Jochen Heinrich Oldenburg daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 5. Mai 1890,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 13. Februar 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Rabensdorf sub Nr. 1 belegene Vollstelle c. p. des Schulzen Wilhelm Egert daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Mittwoch, den 14. Mai d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 23. Februar 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Lankow sub Nr. 4 belegene Büdnerei c. p. des Schneiders Wilhelm Faasch daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 8. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. April 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Niendorf sub Nr. IV belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Heinrich Wilhelm Peters daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 22. April 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 32 Seite 2]

Ich bin beauftragt, eine kleine Landstelle, bestehend aus Wohnhaus, Scheune, Stall und Backofen mit ca. 125-130 Schffl. Aussaat Acker zu verkaufen. Die Gebäude befinden sich in gutem baulichen Zustande und ist der Boden von vorzüglicher Beschaffenheit.
Kaufliebhaber bitte ich mit mir in Unterhandlung zu treten.
Schönberg i. Meckl., den 18. April 1890.

                                                    H. Spieckermann.
                                                    Amtsverwalter.


Holz=Auction.

Am Dienstag, den 29. April cr., Vormittags 10 1/2 Uhr, sollen durch den Unterzeichneten in der Wirthschaft

"Dammann's Thurm"
ca. 2400 Dutz.                                                    
ebenkantige und Wahlbretter

in öffentlicher Auction meist bietend verkauft werden. Verzeichnisse sind beim Unterzeichneten kostenfrei zu erhalten.
Lübeck, den 21. April 1890.

                                                    G. Olrogge,

                                                    beeid. Auctionator.


Die Schulgelderhebung

findet vom 28. April bis 10. Mai statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.

                                                    J. Wegner. Schulgelderheber.


Hausverkauf.

Mein an der Siemzerstraße belegenes Wohnhaus c. p. will ich unter der Hand verkaufen. Kaufliebhaber bitte ich, bald mit mir in Verhandlung zu treten.

                                                    Frau Wigger,
                                                    geb. Bohnhoff.


Mein einspänner Fuhrwerk,

bestehend aus einer braunen Stute, flotten Gänger, einen leichten, noch guten Stuhlwagen und ein gutes Sielengeschirr, beabsichtige ich baldigst, einzeln oder zusammen, zu verkaufen. Kaufliebhaber ersuche ich mit mir in Verhandlung zu treten.
Schönberg, den 21. April 1890.

                                                    Kutzbach,
                                                    Landreiter a. D.


Meine Wiese, in der Moorstraße belegen, 7 Scheffel Aussaat groß, habe ich zu verpachten, auch habe ich Platz in meiner Scheune abzugeben.
Schönberg, den 21. April 1890.

                                                    J. Licht, Bürstenmacher.


Gut gedüngt. Kartoffelland
hat noch abzugeben.                                                    
                                                    F. Griem.


Im Laufe dieses Sommers empfange ich mehrere Ladungen

Harbker-
Salon-Brikets

welche ich als ein ganz vorzügliches, reinliches und billiges Feurungsmaterial bestens empfehle.

                                                    A. Zander.


Auf im Mai, Juni und Juli eintreffende
Böhmische Braunkohlen

erbittet geschätzte Aufträge unter Zusicherung billigster Preise.

                                                    A. Zander.


A. & G. Dreyer,
Hannover. Dreyerstrasse,
Hof-Schönfärberei
und chemische Waschanstalt
für Herren- und Damen-Garderobe, Möbel-Stoffe, Sammet, Seide, Spitzen, Gardinen, Federn, Handschuhe u. s. w.
Annahmestelle in Schönberg:
H. Bohnhoff Ww.


Da ich von meiner langen Krankheit jetzt so weit hergestellt bin, daß ich die Schuhmacherei wieder betreiben kann, so ersuche ich meine werthen Freunde und Gönner mich mit ihrer Kundschaft beehren zu wollen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Wilh. Schabacker.


Universal Säemaschinen,
Ringelwalzen, Zickzackeggen, Kornrummel, Häckselmaschinen, eiserne Pflüge in 8 verschied. Sorten
empfiehlt unter Garantie                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Garantirt hochfeines                                                    
hiesiges Flohm-Schmalz à Pfund nur 55 Pf.
ff. hiesiges Schmalz, à Pfund 48 Pf., sowie
frisch gebr. Caffee, à Pfund 1,40 u. 1,50
besonders reinschmeckend und kräftig empfiehlt
                                                    Max C. Sass.


Eiserne Stall=, Keller= und Dachfenster
empfiehlt                                                    W. Maaß.


Produkte der Maschinenfabrik Lehnigk      

A. Lehnigk
Vetschau-Weissagker landw. Maschinenfabriken, Eisengiesserei, Pflugbauanstalt, Dampfhammer und Sägewerk
Vetschau N.- L., Berlin-Görlitzer Eisenbahn
empfiehlt zu zivilen Preisen und günstigen Bedingungen:
Patentirte Häckselmaschinen
verschiedener Construction auf Holz= u. Eisengestell v. M. 39-400.

Patentirte Drillmaschinen mit weitgehenden Verbesserungen.
Göpel=Dreschmaschinen, Schlagleisten und Stiften=System.
Patentirte zwei-, drei- u. vierschaarige Pflüge.

Rübenschneider, Schrotmühlen u. s. w.
Ausführliche Kataloge gratis und franco.
General-Vertreter f. Mecklenburg:        Herr Joh. Witt,
Schwerin.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 32 Seite 3]

Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und Strelitz.

Nach Vorschrift des § 11 der Statuten wird hiedurch bekannt gemacht, daß der Herr von Leers auf Mühlen=Eixen in der letzten Generalversammlung wieder zum Direktor des Vereins auf die nächsten vier Jahre erwählt worden und derselbe zu seinem Substituten den Herrn Gutspächter Ehlers zu Kalkhorst ernannt hat.
Nach den in der letzten General=Versammlung stattgefundenen Wahlen werden die Distrikte des Vereins von den nachstehenden Herren vertreten:
                                                    I. District: Grevesmühlen=Ratzeburg.
                                                              Vorsteher: Herr Ehlers=Kalkhorst.
                                                              Substitut: Herr Revierförster Wiegandt=Vitense.
                                                    II. District: Gadebusch=Hagenow.
                                                              Vorsteher: Herr Drenckhan=Bakendorf.
                                                              Substitut: Herr Beckmann=Gammelin.
                                                    III. District: Parchim=Malchow.
                                                              Vorsteher: Herr Baumann=Dütschow.
                                                              Substitut: Herr Wachenhusen=Bauhof Lübz.
                                                    IV. District: Güstrow=Sternberg.
                                                              Vorsteher: Herr Lübbe=Thurow.
                                                              Substitut: Herr Fratzscher=Witzin.
                                                    V. District: Neubuckow=Bützow.
                                                              Vorsteher: Herr Uhthoff=Kl. Warin.
                                                              Substitut: Herr Koester=Kleekamp.
                                                    VI. District: Rostock=Tessin.
                                                              Vorsteher: Herr Hencke=Cammin.
                                                              Substitut: Herr Bruhn=Bookhorst.
                                                    VII. District: Malchin=Laage.
                                                              Vorsteher: Herr Kirchner=Gülitz.
                                                              Substitut: Herr von Pentz=Gremmelin.
                                                    VIII. District: Waren=Strelitz.
                                                              Vorsteher: Herr Martens=Christinenhof.
                                                              Substitut: Herr von Hobe=Lansen.
Die Formulare zu den Antragslisten sind den sämmtlichen Mitgliedern bereits unter Kreuzband zugesandt, sind auch von dem Unterschriebenen zu beziehen.
Die neu revidirten Statuten werden demnächst den sämmtlichen Mitgliedern unter Kreuzband zugehen.
Für neu eintretende Mitglieder, deren Früchte in den letzten Jahren nicht von taxfähigem Hagelschaden betroffen sind, wird bemerkt, daß dieselben je nach der Zahl der Jahre auf ihren Beitrag den statutenmäßigen Rabatt bis zu 50 % erhalten.

Grevesmühlen, den 29. März 1890.                          Der Secretair des Vereins.
                                                                     Ed. Freytag.


Den geehrten Herren Landleuten Schönbergs und Umgegend erlaube ich mir anzuzeigen, daß ich zur Bequemlichkeit des interessirten Publikums eine Niederlage landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe dem Herrn

J. Ludw. D. Petersen in Schönberg i. M.

übergeben habe. Ich empfehle dies Lager auf das angelegentlichste, da sämmtliche Maschinen und Geräthe allen Anforderungen entsprechen und unter jeder Garantie abgegeben werden.

Schwerin i. M.                 Hochachtungsvoll
Joh. Witt, Maschinenfabrik.
Lieferung sämmtl. landw. Maschinen u. Geräthe.


Arthur Friedländer
Inh.: Otto Oehlrich,
Breitestrasse, Lübeck, Breitestrasse. Spezial=Geschäft für
Strumpf-Waaren
Handschuhe, Unterzeuge.
Specialität: diamantschwarze
Damen- & garant. waschech. Kinderstrümpfe.
Billige Preise!          Gute Waare!
Auswahlsendungen franko.


Feinste böhmische Salon-Kohlen
und deutsche Steinkohlen

sowie Braunkohlenbriquettes der Zeche "Ver. Eintracht" empfiehlt für den Winterbedarf zu den billigsten Preisen

                                                    Aug. Spehr.


Offerire Chilisalpeter,

Mais |
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prima Qualität,
billigste Preisnotirung

                                                    J. H. Freitag.


Mache hierdurch die Anzeige, daß ich von jetzt an
kräftige Blumenkohl-, Rothkohl-, Sommer- und Winterkohlpflanzen nebst verschiedenen Blumenpflanzen

sowie später
Sellerie, Porre, Wirsig-, Rosen-, und grünen Kohl, Oberkohlrabi, Steckrüben, rothe Beet, und Runkelrüben

empfehle.

                                                    H. Brüchmann.


Prima Flohmen=Schmalz
Pfund 55 Pfg.
empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Zu Hof Menzendorf werden zum 24. October
2 verheirathete Pferdeknechte
sowie
ein tüchtiger verheiratheter Kuhfütterer
bei hohem Deputat in Wohnung gesucht.                          


Gesucht sofort oder 1. Mai ein                          
tüchtiges gesetztes Mädchen
für Küche und Hausarbeit. Näheres                          
Lübeck, Mauer 84.                                                    Frau Johs. Boy.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 32 Seite 4]

Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft.
Geschäfts=Umfang 1889: 63 292 Policen mit 508 054 124 M. Versicherungssumme
Zunahme 1889: 5793 Policen mit 57 872 651 M. Versicherungssumme

Die Norddeutsche hat während ihres 21jährigen Bestehens 694 685 Policen mit 5553 Millionen Mark Versicherungssumme abgeschlossen und für Schäden ca. 43 300 000 Mark Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem 9. Jahre die weitaus größte aller bestehenden Hagel=Versicherungs=Gesellschaften und bietet sowohl durch die Zahl und Versicherungssumme ihrer Mitglieder als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland die größte Sicherheit selbst in den hagelreichsten Jahren, zugleich aber eine Garantie für mäßige Durchschnitts=Beiträge.
Reserven: 813 296 Mk. 48 Pfg.
Entschädigung von 6% ab, bei Verzicht auf die Schäden unter 12% Ermäßigung der Prämie um 20%. Gewährung eines bis 50% steigenden Rabatts für Schadenfreiheit, desgl. von 5% bei 5jähriger Versicherung.
Abschätzung der Schäden unter Mitwirkung der von den Mitgliedern in den Bezirks=Versammlungen gewählten Taxatoren.
Wohlfeile und bequeme Versicherung der kleinen Ackerwirthe durch die Gemeinde=Versicherungen.
Die große Zunahme der Gesellschaft ist der beste Beweis, daß die Einrichtungen und Erfolge der Norddeutschen mehr als die jeder anderen Gesellschaft den Beifall des versichernden Publikums gefunden haben.
Zu jeder näheren Auskunft, sowie Uebersendung von Antragsformularen sind jederzeit bereit der Unterzeichnete, wie die bekannten Vertreter der Gesellschaft.

Güstrow.                                                     Franz Heidborn, General=Agent.


15. Grosse Stettiner Pferdelotterie.
Ziehung unwiderruflich am 20. Mai d. J.
10 hochelegante Equipagen
darunter
eine Vierspännige
und
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Loose à 1 Mark (11 für 10 Mark)
empfiehlt und versendet auch gegen Coupons und Briefmarken
das General-Debit
100 hochedle Reit=
und
Wagenpferde.
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Rob. Th. Schröder,
Bankgeschäft, Stettin.
Für Gewinnliste und Porto sind 30 Pf. beizufügen.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung

am Sonntag, den 27. April d. J., Nachmittags 4 Uhr im Vereinslocal.
            Tagesordnung:
      1. Beschlußfassung über die Beschickung des Delegirtentages in Plau.
      2. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Gewerbe-Verein.
Hauptversammlun
g
den 28. April, Abends 8 Uhr.

Vortrag des Vorsitzenden Herrn Pastor Langbein über die Nothwendigkeit, geeignete Schritte zu thun zur Abstellung der Hausbettelei und des Vagabondenthums.
Gäste aus Stadt und Land willkommen.


Das Putzgeschäft von                                                    
H. Bohnhoff's Ww.

empfiehlt sich dem Wohlwollen eines hochgeehrten Publikums aufs angelegentlichste, und offerirt gute und dauerhafte Waare zu den billigsten Preisen.

                                                    Achtungsvoll
                                                    H. Bohnhoffs Ww.


Tischmesser, Forken,
Löffeln,
Rasiermesser,
Taschenmesser,
Scheeren,
Barometer und Thermometer
empfiehlt in reichster Auswahl, vorzüglichster Güte und wohlfeilen Preisen

                          Diedrich Tesschau, Lübeck,
                          Messerfabrikant, Breitestraße 24.
                          Reparatur und Hohlschleiferei.


Plätterinnen
finden bei gutem Lohn dauernde Beschäftigung in der Wäschefabrik von                          
Werner Brandes & Co., Lübeck.
Anleitung zum Plätten wird in der Fabrik gegeben.


Lager von Tapeten u. Borden
in den neuesten Mustern empfiehlt                          
                                                    H. E. Peters, Glasermeister.


Den Schleichsteig vom Grevesmühlschen Kathen nach der Lübecker Chaussee über unsere dort belegen Ackerstücken verbieten wir hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.

Selmsdorf.

Bäcker Lenschow,        
Hausw. Klüssmann,        
Sattler Mönkemeier.        


Die von mir auf den 28. April angesetzte Auction über Milchgeschirre u. s. w. findet nicht statt.

                                                    Holländer C. Wede in Bechelsdorf.


Heute Morgen wurde meine liebe Frau Marie geb. Glaevecke von einem gesunden Töchterchen mit Gottes Hülfe glücklich entbunden.
Schönberg, den 18. April 1890.

                                                    Direktor W. Ringeling.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 27. April.

Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
    Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und ein Illustrirtes Beiblatt Nr. 17.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 32 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 32 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. April 1890.


Mehr als 800 Jahre waren verflossen, seit Bremen durch Kaiser Heinrich III. seinen letzten, seinen einzigen Kaiserbesuch erhalten hatte. Kein Wunder, daß die alte, mit den reichsten Mitteln ausgestattete Hansestadt es sich zur Aufgabe gemacht hatte, ihrem zweiten kaiserlichen Gast einen nach jeder Richtung würdigen und großartigen Empfang zu bereiten. Der Kaiser traf am Montag Morgen um 9 Uhr, umgeben von dem Generalfeldmarschall Grafen Moltke, sowie einem zahlreichen Gefolge, auf dem Zentralbahnhof in Bremen ein, wo er von dem Präsidenten des Senats, Bürgermeister Buff, mit einer Ansprache begrüßt wurde. Der Kaiser bestieg alsbald den vor dem Bahnhof bereitstehenden Wagen und fuhr in Begleitung des Bürgermeisters Buff unter dem Geläute sämmtlicher Glocken und dem unbeschreiblichen Jubel der Bevölkerung durch die festlich geschmückten Straßen nach dem Haus des Senators Dr. Luermann. Um 10 Uhr verließ der Kaiser sein Absteigequartier und trat mit seinem Gefolge eine Rundfahrt durch die Feststraßen an, in welchen die Kriegervereine, die Gewerkschaften und Schulen Spalier gebildet hatten. Ueberall wurde der Kaiser von der dichtgedrängten Menge enthusiastisch begrüßt. Bei der Ankunft im Freihafen begab sich der Kaiser an Bord des Lloyddampfers "Lahn" und machte in Begleitung einer Dampferflottille eine Fahrt durch den Hafen. Nach Beendigung derselben kehrte der Kaiser über die Promenaden nach der Stadt zurück und fuhr nach der Börse, wo ihn der Präsident der Handelskammer, Dr. H. H. Meier, mit einer Ansprache willkommen hieß. Die Kaufmannschaft brachte ein tausendstimmiges begeistertes Hoch auf den Kaiser aus, worauf Musik und Gesang folgte. Von der Börse begab sich der Kaiser zu Fuß nach dem alten Börsenplatz zur Grundsteinlegung des Denkmals für Kaiser Wilhelm I. Die Feierlichkeit wurde durch eine Rede des Präsidenten der Bürgerschaft, Heinrich Claußen, eröffnet, worauf der Kaiser die üblichen drei Hammerschläge that und mit den Worten begleitete: "Dem Heimgegangenen zum Gedächtniß, den Lebenden zur Erinnerung, und den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung." Es folgte eine Ansprache des Bürgermeisters Dr. Pauli, in welcher dieser Namens des Senats das Versprechen gab, den Grundstein in seine Obhut zu nehmen. Die Rede schloß mit einem Hoch auf den Kaiser, welches von der Menge begeistert aufgenommen und wiederholt wurde. Nun begab sich der Kaiser auf kurze Zeit in den weltberühmten Rathskeller; Konsul Segnitz reichte ihm im alten Krystallpokal den Ehrentrunk, worauf die Keller der 12 Apostel, sowie der Keller der Rose besichtigt und verschiedene Sorten geprobt wurden. Kurz nach 2 Uhr fuhr der Kaiser mit dem Senator Luermann nach dem Rathhaus, in dessen großem Saal das Festmahl stattfand. Die Tafel zeigte große Blumenpracht und bog sich förmlich unter der Masse des herrlichen alten Silbergeräths. Den Glanzpunkt der Dekoration bildeten im Rücken des Kaisers 3 Kaiserbüsten von Bronze inmitten einer herrlichen Gruppierung von Blattpflanzen. Die Festräume waren elektrisch beleuchtet.
Der Besuch des Kaisers in Wilhelmshaven und der Empfang des aus dem Mittelmeer heimkehrenden Geschwaders durch den obersten Kriegsherrn ist von hoher Bedeutung. Zum ersten Male seit dem Bestehen der deutschen Marine hat ein nur aus Panzerschiffen zusammengesetztes Uebungsgeschwader in fremden Gewässern gekreuzt und dies Geschwader enthielt das tüchtigste Material, das wir in unserer Marine besitzen, und es verdient wohl beachtet zu werden, daß der voraussichtliche Höchstkommandirende der deutschen Marine, Kapitän zur See Prinz Heinrich von Preußen, gerade diesem Geschwader attachirt wurde. Das Geschwader setzte sich zusammen aus den beiden Kasemattschiffen "Kaiser" "Deutschland", ferner den Thurmschiffen "Preußen" und "Friedrich der Große", der gepanzerten Kreuzerkorvette "Irene", Kommandant Kapitän zur See Prinz Heinrich von Preußen und Aviso "Wache". Das Geschwader begann seine Fahrt mit der Begleitung der kaiserlichen Majestäten nach Athen zu den Hochzeitsfestlichkeiten, blieb dann im Gefolge des Kaisers auf der Fahrt nach Konstantinopel und geleitete ihn zum Theil zurück nach Italien. Das Geschwader zählt 6 Schiffe mit 61 Geschützen, 34 674 Tonnen Deplacement, 36 000 Pferdekräften und 2867 Mann Besatzung.
Bei dem Diner an Bord der "Fulda" hob der Kaiser hervor, man solle ihm vertrauen, daß er den Frieden schützen werde. Wenn in der Presse mitunter seine Worte anders gedeutet würden, so möge man des alten Kaiserwortes gedenken, daß man des Kaisers Wort nicht drehen noch deuten solle. Sein Streben sei auf Erhaltung des Friedens gerichtet, denn Handel und Wandel könnten nur blühen und gedeihen, wenn sie durch den Frieden verbürgt seien.
S. M. der Kaiser soll sofort bei seinem Regierungsantritt eine nach der "Dresd. Ztg." nicht veröffentlichte Verordnung erlassen haben, durch welche es den Officieren in der Armee verboten wird, Civilkleidung zu tragen. Diese Verordnung sei von Bedeutung. In ihrer Begründung stehe ausdrücklich, daß die Officiere solche Locale, in welchen sie nicht in Uniform erscheinen dürfen, überhaupt zu meiden haben.
Der "Hamburger Korrespondent" meldet von neuem, daß der Kaiser den Fürsten Bismarck in nächster Zeit in Friedrichsruh besuchen werde.
Fürst Bismarck wird, wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, schon Ende dieser oder Anfang nächster Woche im Herrenhause, welches seine Sitzungen am Freitag wieder aufnimmt, erscheinen.
Von gutunterrichteter Seite wird eine lebhaftere Betheiligung des Fürsten Bismarck an den Verhandlungen des Herrenhauses, dessen Mitglied er ist, sowie die Annahme eines Reichstagsmandats durch denselben in Aussicht gestellt.
In den berufenen Ressorts wird gegenwärtig das Diplom eines Generaloberst von der Kavallerie für den Fürsten Otto von Bismarck, Herzog von Lauenburg, ausgefertigt, so meldet wörtlich die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung."
Das gesammte Material für den Reichstag ist jetzt s weit gefördert, daß es bei dem Zusammentritt des Reichstags vorgelegt werden kann.
Bekanntlich ist seit fünf Jahren im Deutschen Reich die Einfuhr und Durchfuhr lebender Schafe aus Rußland und Oesterreich=Ungarn verboten. Wie die "Magdeburger Zeitung" meldet, sollen in Zukunft von diesem Verbot in einzelnen Fällen im Interesse der inländischen Schafzucht Ausnahmen durch den Bundesrath bewilligt werden.
Die Frühjahrsparade auf der Schmelz, eines der beliebtesten militärischen Schauspiele der österreichischen Kaiserstadt hat am vergangenen Sonnabend bei gutem Wetter unter großer Theilnahme des Publikums stattgefunden. Es ist die Wiener Garnison, die an diesem Tage in Parade steht. Wie alljährlich, so haben auch diesmal sämmtliche in Wien anwesende Erzherzöge und Erzherzoginnen, die Minister, alle fremden Gesandten, die Militärattachés und viele andere hochgestellte Persönlichkeiten diesem glänzenden Schauspiel beigewohnt. Auch der Herzog von Cumberland war erschienen und der Kaiser, der seit dem Tod des Kronprinzen zum ersten Male wieder bei einer Parade erschienen war, wurde vom Publikum überall stürmisch begrüßt.
Der politisch bedeutsamste Moment der Rundreise des Präsidenten Carnot war jedenfalls der Empfang des italienischen Admirals Lovera, der

[ => Original lesen: 1890 Nr. 32 Seite 6]

am Sonnabend im Namen seines Königs den Präsidenten in Toulon begrüßt hat. Carnot zeigte sich sehr erfreut über diesen Höflichkeitsakt des Königs Humbert und gab seiner Genugthuung über die Anwesenheit des italienischen Geschwaders, in welcher er ein Zeugniß der freundschaftlichen Gefühle Italiens gegenüber Frankreich erblicke, den wärmsten Ausdruck. Bei der glänzenden Audienz erwies ein Bataillon Infanterie die militärischen Ehren. Der Admiral Lovera nahm dann an der Seite Carnots an dem auf der Seepräfektur veranstalteten Frühstück Theil und war auch Abends bei einem zu Ehren des Präsidenten veranstalteten Festmahl zugegen. Der Enthusiasmus der Südfranzosen ist in Toulon während der Anwesenheit Carnots voll zum Ausbruch gekommen und ihm Ovationen bereitet, die selbst dem verwöhntesten Kind Frankreichs, Gambetta, in jenen Regionen nicht zu Theil geworden sind. Als Carnot am Freitag aus dem Präfekturgebäude heraustrat, um einen Gang um den Platz vor demselben zu machen, hoben ihn Männer aus dem Volk empor und trugen ihn im Triumph um den Platz. Dabei erzitterte die Luft von den Rufen: "Es lebe Carnot! Es lebe die Republik!" Herr, wie langer?


- Neustrelitz, 22. April, Gestern Nachmittag ist es dem hiesigen Polizeikommissar Michael, der noch im vorigen Jahre Berliner Kriminalpolizist war, gelungen, den Brandstifter zu entdecken, der das Feuer auf dem Hofe der Großherzogl. Schneidemühle angelegt hat. Derselbe, ein früherer Angestellter, hat nach vierstündigem Verhör eingestanden, nicht nur das Holz auf dem genannten Holzhofe, sondern auch die Schneidemühle vor zwei Jahren, im vorigen Jahre die Badeanstalt und in diesem Jahre zweimal mehrere Schock Rohr und einen Kahn in Brand gesteckt zu haben. Der Thäter hatte seit längerer Zeit keine Beschäftigung, sondern fiel seiner Frau zur Last, die ihren Lebensunterhalt sich mühsam erwerben mußte.
- Am 19. April rückte das Dragonerregiment in Ludwigslust zum ersten Male mit Lanzen zur Uebung aus.
- Im Auftrage des Senats von Lübeck hat das dortige Polizeipräsidium nunmehr bekannt gemacht, daß der Reichskanzler die Schweine=Einfuhr aus Dänemark auf dem Seewege bedingungsweise freigegeben habe. Eine thierärztliche Untersuchung der Transporte ist angeordnet, auch müssen die Schweine im Ankunfthafen alsbald geschlachtet werden.
- Der 14. Deutsche Fleischer=Verbandstag (Vorsitzender Schlachtermeister Stein=Lübeck) wird, wie man aus Lübeck meldet, am 1. und 2. Juli in Schwerin abgehalten werden.
- In Hamburg sollen auf Grund eines Senatsbeschlusses bei sämmtlichen dortigen Staatsbetrieben die Arbeiter, welche am 1. Mai feiern, wegen Kontraktbruchs entlassen werden.
- Der Preis, den Kaiser Wilhelm für das Bundesschießen gestiftet, ist ein Meisterwerk der Silberschmiedekunst, eine hohe Kanne mit der Diana und dem Hirsche. Außer den in kostbarem Silbergeräth eingegangenen Ehrengaben sind dem Comite bisher bereits 67 070 Mark zur Beschaffung von Ehrengaben zur Verfügung gestellt; außer den 40 000 Mark der Stadt Berlin haben die Berliner Schützengilde 5000 Mark, der Berliner Zweigverein des deutschen Schützenbundes 1000 Mark, der Berliner Schützenbund 500 Mark, die übrigen Berliner Vereine insgesammt 1750 Mark gestiftet, allein aus Berlin sind somit 48 250 Mark für Ehrengaben eingegangen.
- Der Prinzessin Margarethe von Preußen, jüngsten Schwester des Kaisers, welche ihren 18. Geburtstag in Homburg feierte, übersandte das Offiziercorps des Regimentes der Garde du Corps als Geburtstagsangebinde ein riesengroßes Bouquet in den Regimentsfarben. Die Füllung besteht aus Hunderten der herrlichsten Gardenien, um die sich als Rand ein breiter Kranz rother Nelken schlingt. Mächtige Atlasschleifen in den Farben roth und weiß umschließen den Stiel und fallen von diesem herab.
- Es verlautet, daß dem Reichstage noch in dieser Sitzungsdauer eine Vorlage zugehen wird, durch welche das Porto für Kreuzbänder im Gewicht von 50 bis 100 Gramm auf 5 Pfg. festgesetzt wird. Bisher kosteten Kreuzbänder im Gewicht von 50 bis 250 Gramm bekanntlich 10 Pfennige.
- Es verdient bemerkt zu werden, daß zum 1. Mai die große Frühjahrsparade der Garde angesagt ist.
- Von den aus sämmtlichen 19 Armeecorps der deutschen Armee nach Berlin zu einem Preisschießen befohlenen Offiziere haben die bayerischen Offiziere sich die Lorbeeren des Tages geholt, indem ihnen die sämmtlichen ersten Preise zufielen.
- Erhebungen über die Lebensweise der Einjährig=Freiwilligen der deutschen Armee sollen mit der Absicht stattfinden, auch hier dem Luxus künftig nachdrücklichst entgegenzutreten.
- Generaloberst v. Pape, der soeben sein 60jähriges Militärjubiläum feiern konnte, erstreckt in seinem Haushalte die militärische Disziplin auch auf seine Tafel. Teller und Gläser mußten in Front gerichtet sein. Vor Beginn der Tafel sah er die Front ab und kommandirte: "Teller Nr. 7 etwas vor; Glas Nr. 8 ein Haar zurück!"
- Das Mannesmannsche Walzverfahren. Die Minister v. Boetticher, v. Maybach, v. Berlepsch und Admiral Köster mit zahlreichen Räthen, auch zahlreiche Offiziere des Kriegsministeriums, des Generalstabs und des Geniewesens, sowie viele Großindustrielle waren am Abend des 15. April der Einladung des Berliner Bezirksvereins deutscher Ingenieure zu einer außerordentlichen Sitzung im Architektenhaus gefolgt, um einen Vortrag des Professors Reuleaux über das Mannesmannsche Walzverfahren zu hören, über jene epochemachende Erfindung, die geeignet und bestimmt ist, in weiten Gebieten der Industrie gewaltige Umwälzungen hervorzurufen. Auch der Vater der Erfinder, der Feilenhauereibesitzer Mannesmann aus Remscheid, war mit seinen Söhnen Reinhard und Max zur Stelle. Die Mannesmannsche Erfindung betrifft ein neues, ganz eigenartiges Verfahren der Herstellung von offenen oder geschlossenen Röhren aus schmiedbarem Material aus dem vollen Block durch Walzen, während bisher derartige Röhren nur durch Rollen und unzuverlässiges Zusammennieten oder Schweißen der Nähte, oder durch beschwerliches Bohren oder auf dem teuren galvanischen Wege hergestellt wurden. Das Mannesmannsche Verfahren beruht auf einem Reibräderwerk mit schräg gestellten und darum schraubenartig wirkenden Walzen. Die Mannesmannschen Röhren lassen sich in alle möglichen Formen bringen und dies, sowie der Umstand, daß in Folge der eigenartigen Stofflagerung die Festigkeit fünf= bis sechsmal größer ist als die geschweißten Röhren, giebt der Verwendbarkeit eine fast unabsehbare Ausdehnung. Als Wasserleitungs= und Gasröhren haben sie den Vorzug absoluter Dichtigkeit, als Eisenbahnachsen, Eisenbahnschienen, Deichselstangen und dergleichen den Vortheil der Festigkeit in Verbindung mit großer Leichtigkeit. Mannesmannsche Deichselstangen sind selbst kartätschensicher. Daher hat man denn auch bereits die Mannesmannschen Röhren, für deren Fabrikation zur Zeit vier Fabriken bestehen, eine davon in England, als Lanzen in unserer Armee probeweise eingeführt, sie eignen sich ferner zu Gewehrmänteln, Gewehrläufen, Seelen von Geschützen, Bremscylindern für Geschütze und sogar für Granaten. Als Träger, im Brückenbau und, schwimmbar gemacht, als Ersatz für Pontons sind sie nicht minder brauchbar, kurz, sie sind berufen, den Ausgangspunkt für eine ganz neue Epoche der Metallbearbeitung zu bilden, eine Epoche, die sich auf deutsche Erfindung und deutsche Kapitalkraft stützt.
- In Berlin haben zahlreiche Industrielle sich dahin geeinigt, diejenigen Arbeiter, welche am 1. Mai feiern, auch am 2. und 3. Mai von der Arbeit auszuschließen. Eine Anilinfabrik, welche mit ihren 400 Arbeitern wegen der Maifeier und wegen Lohnerhöhungen in Streit gerieth, hat alle 400 Mann entlassen und die Fabrik vorläufig ganz geschlossen.
- Ein Droschkenkutscher in Berlin, ein Pole,

[ => Original lesen: 1890 Nr. 32 Seite 7]

fand am Sonnabend zwischen Sitz und Verdeck seiner Droschke eine Brieftasche mit 20 000 Mark. Vor kurzem fuhr derselbe Kutscher dem Kaiser gerade in die Pferde. Er sprang vom Bock, nahm den Hut in die Hand und sagte treuherzig: "Majestät, habe ich gedient bei siebente Compagnie Alexander, habe ich gehabt Kandare und alles, hab ich doch Pferd nicht halten können." - Es ist nichts darnach erfolgt.
- Die tätowierteste Dame ihres Jahrhunderts. Im Berliner Passage Panoptikum ist gegenwärtig ein junges Mädchen, Irene Woodward, zu sehen. Dasselbe stammt aus Texas und soll als geraubtes Kind unter den Indianern aufgewachsen sein. Ihre Haut ist ganz tätowiert und mit mehr als vierhundert Bildern und Symbolen bedeckt. Engel und Vögel, Namen und Blumen, Schmetterlinge, Personengruppen und andere Figuren sind auf den Armen, dem Rücken und den Schultern zu sehen. Irene soll vom eigenen Vater tätowirt worden sein, in der Absicht, sie vor den Indianern zu schützen. Die Arbeit soll acht Jahre in Anspruch genommen haben. Miß Irene zählt gegenwärtig zwanzig Jahre und gehört jedenfalls zu den "ausgezeichnetsten" Persönlichkeiten der Gegenwart. Natürlich war Barnum der Entdecker und erster Aussteller der tätowirten Dame; nach Berlin hat sie der Pariser Agent Rudolf Rosinsky gebracht.
- Verurtheilte Mörder. Das Schwurgericht zu Köln verurtheilte den Brudermörder Fußbender aus Gleuel zu 12jähriger Zuchthausstrafe. Die Geschworenen nahmen an, daß er die That ohne Ueberlegung ausgeführt habe. Von dem Berliner Schwurgericht wurde der Knecht Kunisch, welcher in Tempelhof den Milchfuhrmann Lust im Schlafe überfallen, getödtet und beraubt hatte, am Montag zum Tode verurtheilt.
- Auf dem Gebiete der Bergwerks=Industrie gehen augenblicklich Bewegungen vor sich, welche Beachtung verdienen. Die Preise auf dem Kohlen= und Eisenmarkt beginnen nämlich zu weichen, doch hält sich der Preisrückgang in bescheidenen Grenzen.
- In Düsseldorf wurde der Handelsmann Frisch Schmidt, welcher den Handelsmann Althoff am 15. März beraubte und ermordete, hingerichtet.
- Um sich auszuruhen, legte sich der Geschirrführer Reck in Pirna zu den Pferden auf die Streu. Während der Nacht wälzte sich ein Pferd auf ihn und erdrückte ihn.
- Die Entscheidung der österreichischen Regierung, wonach der 1. Mai in den Staatsbetrieben als Arbeiterfeiertag nicht anerkannt wird, wird jetzt amtlich kundgemacht.
- In Paris fand im Kapuzienersaal eine stürmische judenfeindliche Versammlung statt, zu welcher auch zahlreiche Juden erschienen waren. Das Ende des Abends bildete eine allgemeine Schlägerei.
- Papst Leo XIII. empfing am Sonntag 6000 italienische Pilger in Audienz und erklärte denselben, ihr Erscheinen sei eine besondere Freude für ihn angesichts des großen Krieges der Sekten in Italien gegen die Kirche, Italien könne nur zwei Lager haben: zum Papst und seinen Bischöfen haltende Katholiken und anderseits Feinde; diejenigen, welche neutral sein wollten, seien auch Feinde des päpstlichen Stuhles. Alsdann beglückwünschte der Papst die Pilger, welche durch ihr Erscheinen die wahre Liebe zum Vaterlande bewiesen und ertheilte schließlich ganz Italien den Segen.
- Eiffel bewirbt sich um den Bau des amerikanischen Eisenthurms, den er 500 Meter hoch plant. Der Pariser Eiffelthurm war nur 300 Meter, gleich 1000 Fuß hoch.
- Die Nothlage der nordamerikanischen Landwirthe hat eine solche Höhe erreicht, daß zum ersten Male, seit die Union besteht, der Kongreß Anstalten macht, helfend einzuschreiten. Die Bundesregierung soll den Farmern gegen hypothekarische Sicherheit zu einer Zinsrathe von 1-2 Prozent Fonds vorstrecken, damit die heruntergekommenen Bauern sich wieder aufhelfen können.
Die provisorische Regierung von Brasilien hob in ihrem Gebiete den Adel und sämtliche Orden auf. Bestehen bleiben nur die unter dem Kaiserreiche verliehenen Ehrentitel und Ordensauszeichnungen.
- Ein deutscher Missionar schreibt von der Insel Sansibar: "Am besten von allen Deutschen befindet sich in dem ostafrikanischen Klima Major Wißmann. Er nimmt auf die tropischen Verhältnisse keinerlei Rücksicht, lebt ganz wie in Berlin, bleibt aber trotzdem vom Fieber verschont. In letzter Zeit hält er sich mehr in Sansibar wie auf dem Festlande auf, ein Zeichen, daß die Beruhigung fortschreitet. Die deutsche Tabacksplantage Lewa entwickelt sich prächtig.


In eigener Schlinge.
Kriminalnovelle von F. Arnefeldt.
                                                    Fortsetzung.                                                    (Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1890 Nr. 32 Seite 8]

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[Fortsetzung.]


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