No. 48
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. Juni
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 48 Seite 1]

Kaiser Wilhelm soll beabsichtigen, vor seiner Reise nach England einen mehrwöchentlichen Aufenthalt an der norwegischen Küste zu nehmen. Hierzu haben ganz besonders seine Leibärzte gerathen, auch hätte Dr. Güßfeld, der die Küste ganz genau kennt, schon Vorschläge über die Wahl des Aufenthaltsortes gemacht.
Es wird amtlich bestätigt, daß Verhandlungen zwischen der deutschen Reichsregierung in Berlin und dem Bundesrathe der Schweiz in Bern zu einem Resultate nicht geführt haben, welches den Fall Wohlgemuth als abgethan hinstellt. Das deutsche Reich verlangt eine besondere Genugthuung für die Verhaftung des Polizeiinspektors Wohlgemuth, der s. Z. des Spionierens angeklagt worden war. Die Schweiz lehnte dieselbe hingegen ab und damit ist der Streit offenkundig geworden. Verschärft ist der Zwist noch dadurch, daß die Reichsregierung von der Schweiz auf Grund des Artikels 2 des Vertrages vom 27. April 1876 verlangt hat, daß keine deutschen Reichsangehörigen in der Eidgenossenschaft geduldet werden, welche keinen Heimathschein und keine Legitimation über ihren guten Leumund vorweisen können. Der Bundesrath in Bern ist auch in dieser Beziehung anderer Ansicht, da er durch die deutsche Forderung das Asylrecht in der Schweiz als gefährdet betrachtet. Welche Maßnahmen von deutscher Seite gegen die Schweiz nunmehr ergriffen werden sollen, ist noch nicht bekannt gegeben.
Der Besuch des Kaisers von Oesterreich in Berlin soll vom 13. bis 16. August dauern.
Fast alle Wiener Blätter besprechen die auswärtige Lage, deren Trübung bestätigend, aber auch betonend, daß noch kein Anlaß zu übertriebenen Besorgnissen vorliege. Besonders scharf werden die serbischen Vorgänge besprochen: die "Neue Fr. Pr." wirft dem Regenten Nistitsch Falschheit vor, kein Diplomat werde mehr diesem Manne glauben. Das offiziöse Wiener "Fremdenblatt" führt aus, Oesterreich respektire Serbiens Selbständigkeit; solle jedoch das auf dem jüngsten liberalen Parteitag proklamirte großserbische Programm auszuführen versucht werden, so würden weder Oesterreich, noch die übrigen Großmächte ruhige unbetheiligte Zuschauer bleiben.
Das russische Kriegsministerium beabsichtigt, das Verdangewehr in ein Gewehr kleinern Kalibers mit größerer Schußweite umzuwandeln. Auf Befehl des Kriegsminister muß jede Schützenkompagnie bis zu den nächsten Herbstmanövern von 90 auf 130 Mann komplettirt sein. Dies bleibt der permanente Friedensstand, für den Kriegsfall dagegen wird jede Schützenkompagnie 230 Mann zählen. Das diesjährige Rekrutenkontingent der Armee und Marine ist auf 255 000 Mann festgesetzt neben 2400 Mann in Terek, Kuban und Transkaukasien für die Ergänzung der spezialkaukasischen Truppen.
Aus St. Petersburg meldet das "Wiener Tageblatt", in dortigen diplomatischen Kreisen gehe das Gerüchte der Zar habe kürzlich geäußert, er werde nicht dulden, daß noch einmal deutsche Truppen in Paris einmarschieren. Man darf bei dieser Meldung nicht vergessen, daß das genannte Blatt in sehr engen, sogar "verwandtschaftlichen" Beziehungen zu Paris steht. Weit schlimmer ist, daß in den amtlichen Berichten aus Budapest gemeldet wird, die Saaten hätten sehr gelitten, Rost und Brand hätten im Getreide vielfach begonnen.
Die neuesten Nachrichten aus Bern besagen, daß Rußland sich der deutschen Regierung behufs Einführung strenger Maßregeln gegen die Fremden in der Schweiz angeschlossen habe. Der Bundesrath gedenke, die Bundesversammlung nächster Tage durch eine Botschaft über den Fall Wohlgemuth aufzuklären. Von der Note wird behauptet, sie sei in einem gemäßigten Ton gehalten und lasse keine sofortigen Maßregeln erwarten, wie man denn weniger die deutschschweizerischen als die europäischen Beziehungen für gefährdet hält. Von einer Abberufung des deutschen Gesandten von Bülow aus Bern, von der einige Blätter gemeldet hatten, daß sie bevorstehe, ist weder in Bern noch in Berlin etwas bekannt.
Auch England hat dem Schweizer Bundesrath jetzt amtlich seine Theilnahme an der internationalen Conferenz über Arbeiterschutz angezeigt; bis jetzt sind folgende Staaten amtlich angemeldet: Niederlande, Belgien, Oesterreich, Ungarn, Frankreich, Luxemburg, Italien, Portugal und Großbritannien. Eine Antwort steht noch aus von Deutschland, Spanien, Rußland, Schweden, Norwegen und Dänemark.
Der Schah von Persien hat sich von Cassel, wo ihm im Schlosse alle königliche Ehren erwiesen und die Ausstellung mit lebhaftestem Interesse von ihm besichtigt wurde, zum Besuche der Kruppwerke nach Essen begeben, von wo Holland und Belgien besucht werden. Da der König von Holland immer noch krank ist, am belgischen Hofe aber tiefe Trauer herrscht, wird der Aufenthalt in beiden Ländern ein sehr geräuschloser sein. Der Schah versicherte unaufhörlich, wie ausgezeichnet es ihm in Deutschland gefallen hat.
Die feierliche Königskrönung des jungen Königs Alexander von Serbien soll am 20. Juni stattfinden. Am selben Tage soll der Metropolit Michael zum Patriarchen von Serbien proklamirt werden.
Am Sonntag hat König Karl von Rumänien mit Gemahlin und Kronprinz eine längere Reise ins Ausland angetreten.
Auf der Insel Kreta haben sich die Verhältnisse so ungünstig gestaltet, daß die Türkei die Absendung von 6 Battaillonen Infanterie dorthin beschlossen hat.
Von den drei amerikanischen Abgesandten zur Samoa=Conferenz wird der eine, Mr. Phelps, zur Berichterstattung nach Amerika zurückreisen. Die Behauptungen mehrerer Blätter, es hätten sich neue Schwierigkeiten ergeben und würden die Verhandlungen noch lange Zeit dauern, werden der Post direkt als Unsinn bezeichnet. Das Ende der Conferenz steht unmittelbar bevor.
Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht die Verleihung des Sternes und des Kreuzes der Groß=Komthure des Königlichen Hausordens der Hohen=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 48 Seite 2]

zollern an den Staatssecretär von Bötticher. Weiter veröffentlicht der "Reichsanzeiger" einen Bericht des Korvettenkapitäns Hirschberg über die Erstürmung des Lagers des Araberhäuptlings Buschiri. In dem Bericht heißt es zum Schluß: "Das Verhalten der Offiziere und Mannschaften war tadellos. Der Marsch in dem ungünstigen Terrain und in der tropischen Hitze war im hohen Grade anstrengend; sowie es jedoch zum Angriff ging, war jede Müdigkeit besiegt und wurde der Sturm mit großer Bravour von allen Mannschaften ausgeführt. Dem rücksichtslos schnellen Vorgehen der Offiziere und Mannschaften sind die an Zahl verhältnißmäßig geringen Verluste zu verdanken.


- Schönberg. Die Thierschau des Vereins für kleinere Landwirthe, die hier am Freitag abgehalten wurde, war recht gut mit Thieren beschickt und war auch von Seiten des Publikums zahlreich besucht. Die Thierschauen sind hier von jeher sehr beliebt gewesen, sie bilden ein Fest, an dem Stadt und Land gleichen Antheil nimmt, zumal in unserm Fürstenthum Ratzeburg, wo die Beziehungen der Landbewohner mit denen der Bewohner der Stadt so zahlreiche und so eng mit einander verknüpfte sind. Der Verein für kleinere Landwirthe, der in diesem Jahre seit seinem Bestehen die erste Thierschau abhielt, kann mit dem Erfolge wohl zufrieden sein. Es waren manche Prachtexemplare sowohl an Pferden wie auch an Kühen zur Ausstellung gebracht, die den Beweis lieferten, daß unser Hauswirth es wohl versteht, ebenso wie im Ackerbau, auch in der Viehzucht von anderen Gegenden Mecklenburgs sich den Rang nicht streitig machen zu lassen. Der Stolz des Ratzeburger Hauswirths ist von jeher sein Pferdestand gewesen. Wohl nirgends im Mecklenburger Lande finden sich unter den kleinen Grundbesitzern so vorzügliche Pferde wie im Fürstenthum Ratzeburg und deshalb war dieser Theil der Ausstellung auch besonders zahlreich vertreten. Mit der Thierschau verbunden war eine Geflügelausstellung und eine Gewerbeausstellung, welche leider nur schwach beschickt waren. Aus der Letzteren wurden zahlreiche Gegenstände zu einer mit der Ausstellung verbundenen Verloosung angekauft. Um 1 Uhr Nachmittags hatten die Preisrichter ihr schweres Amt beendet, und es konnte mit der Vertheilung der Geld= und Ehrenpreise begonnen werden. Es erhielten:
1. Für Pferde, und zwar a. für die besten Deckhengste erhielten Hauswirth Hecht=Schlagresdorf 50 Mk., Hauswirth Seeler=Samkow 30 Mk., Hauswirth Hecht=Schlagresdorf Ehrenpreis. b. für die besten Mutterstuten: Schulze Kreutzfeldt=Kuhlrade 50 Mk., Schulze Lenschow=Gr. Bünsdorf 40 Mk., Hauswirth Robrahn=Pogetz 30 Mk., Frau Sterly=Kl. Bünsdorf 20 Mk., Hauswirth Oldörp=Petersberg 10 Mk., Ackerbürger Boye=Schönberg und Hauswirth Bohnhoff=Gr. Siemz Ehrenpreise. c. für die besten 3jährigen Stuten: Schulze Lenschow=Gr. Bünsdorf 30 Mk., Hauswirth Freitag=Gr. Siemz 20 Mk., Hauswirth Maack=Lockwisch 10 Mk., Hauswirth Redelsdorf=Rieps Ehrenpreis. d. für die besten Wagenpferde: Hauswirth Bruhn=Grieben 30 Mk., Hauswirth Koltz=Grieben 15 Mk., Hauswirth Hecht=Schlagresdorf Ehrenpreis. e. für die besten Ackerpferde: Hauswirth Wigger=Gr. Bünsdorf 40 Mk., Hauswirth Siebenmarck=Blüssen 30 Mk., Hauswirth Boye=Retelsdorf 20 Mk., Hauswirth Koltz=Grieben 15 Mk., Frau Sterly=Kl. Bünsdorf 10 Mk., Hauswirth Arndt=Gr. Siemz 2 Ehrenpreise. f. für die besten 2jährigen Füllen: Ackerbürger Böckmann=Schönberg 30 Mk., Hauswirth Kempke=Campow 25 Mk., Hauswirth Maaß=Kl. Siemz 20 Mk., Hauswirth Freitag=Lindow 15 Mk., Ackerbürger Boye=Schönberg 10 Mk., Hauswirth Möller=Sülsdorf und Hauswirth Tews=Gr. Siemz Ehrenpreise. g. für die besten 1jährigen Füllen Hauswirth Hecht=Schlagresdorf 30 Mk., Hauswirth Retelsdorf=Gr. Mist 25 Mk., Hecht=Schlagresdorf 20 Mk., Hauswirth Tews=Bechelsdorf 15 Mk., Schulze Lenschow=Petersberg 10 Mk., Hauswirth Robrahn=Pogetz und Schulze Egert=Hagen Ehrenpreise.
2. für Kühe, und zwar a. für Starken: Ackerbürger Boye=Schönberg 30 Mk., Hauswirth Oldörp=Petersberg 25 Mk., Hauswirth Klatt=Sülsdorf 20 Mk., Hauswirth Blomberg=Sülsdorf 15 Mk., Hauswirth Arndt=Sabow Ehrenpreis. b. für die besten Milchkühe schweren Schlages: Pächter Dittmann=Kleinfeldt 40 Mk., Müller Frank=Schönberg 35 Mk., derselbe 30 Mk., Ackerbürger Böckmann=Schönberg 20 Mk., Schulze Siebenmark=Falkenhagen 10 Mk., Schulze Lenschow=Gr. Bünsdorf und Pächter Dittmann=Kleinfeldt Ehrenpreise. c. für die besten Milchkühe leichten Schlages: Hauswirth Arndt=Gr. Siemz 40 Mk., Ackerbürger Böckmann=Schönberg 35 Mk., Schulze Lenschow=Gr. Bünsdorf 30 Mk., Hauswirth J. Wigger=Gr. Bünsdorf 20 Mk., Ackerbürger Boye=Schönberg 10 Mk., Ackerbürger Böckmann=Schönberg und Schulze Kähler=Kl. Siemz Ehrenpreise. - Für Schafe, Scheine und Ziegen kamen mehrere kleinere Geldpreise zur Vertheilung. - Nach der Prämirung begann der Festzug der prämirten Thiere zur Stadt, zum Boye'schen Gasthofe, wo ein gemeinschaftliches Mittagessen stattfand und abends ein Ball das schöne Fest beschloß.
- Schönberg. Die hieselbst in der Wallstraße wohnhafte Wittwe R. hat am 13. d. M. ihrem Leben durch Erhängen ein Ende gemacht.
- Schönberg. Die Unsitte, zur Anfachung des Feuers Petroleum in dasselbe zu gießen, verursachte dieser Tage wieder einen Unfall, der leicht hatte sehr üble Folgen nach sich ziehen können. Ein hier beim Kaufmann G. dienendes Mädchen bediente sich zu oben angegebenem Zweck dieser Tage des Petroleums, als plötzlich die Flamme ihr mit großer Gewalt entgegenschlug und sie derartig im Gesicht verletzte, daß sie schleunigst ärztliche Hülfe in Anspruch nehmen mußte. Außer einigen Brandwunden im Gesichte soll die Verletzte auch eine Beschädigung des einen Auges erlitten haben.
- Schönberg. Der Hauswirth Peters in Niendorf hat die zu Selmsdorf sub Nr. III belegene ca. 3 1/2 Last große Vollstelle des Hauswirths Boye daselbst am 13. d. M. gekauft und dafür einschließlich des Inventariums einen Kaufpreis von 36 000 Mk. gezahlt. Von dem Kaufpreise für die Stelle von 26 500 Mk. hat der Käufer nach Genehmigung des Großherzoglichen Kammer= und Forst=Collegiums in Neustrelitz den 16 1/4 % betragenden Zehnten und Zahlschilling zu erlegen.
- Die Verhandlungen wegen Ankaufs der mecklenburgischen Privatbahnen werden fortgeführt. Neuerdings sind der Rostock=Wismarer, Güstrow=Plauer und Wismar=Karower Bahn, welche sämmtlich auf eine Reihe von Jahren von dem Herrn Lenz in Stettin gepachtet sind, Angebote gegangen.
- Die Bürgerschaft von Hamburg hat die vom Senat geforderten 8 1/2 Millionen Mark für die Erweiterung der Hafenanlagen ohne Widerspruch bewilligt.
- Im Kunstgewerbe=Museum in Berlin ist vom Freitag ab für drei Tage, bis einschließlich Sonntag, die Brautschleppe zur Ausstellung gelangt, die ein Geschenk der Kaiserin an ihre Schwester, die Prinzessin Louise Sophie von Schleswig=Holstein, künftige Prinzessin Leopold von Preußen bildet. Aus Silbermoiree bestehend, ist sie von einer breiten, in silberner Reliefstickerei ausgeführten Bordüre eingefaßt, die nach Innen immer leichter werdend, ein gefällig bewegtes, von Rosenranken, Myrthenzweigen und Orangenblüten durchzogenes Rococo=Rahmenwerk zeigt. Die Länge des ganzen Stückes beträgt etwa vier, die Breite etwa zwei Meter. Die technisch vortreffliche Stickerei rührt von Frau Dr. von Wedell her, die Zeichnung von Timmler, der Entwurf der Komposition, die sich an die von Rococodecken her bekannten Motive anlehnt, von Ernst Ewald, dem Direktor der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbe=Museums.
- Die persische Nationalhymne, deren Klänge den Schah in Berlin begrüßten, ist kein Werk eines morgenländischen Tondichters, sondern eine abendländische Schöpfung. Der Meister ist nicht bekannt, wenigstens macht der Klavierauszug, den Major v. Brandis aus Teheran mitgebracht hat, und den der Kapellmeister des Garde=Füsilier=Regiments für das Orchester eingerichtet hat, einen solchem nicht namhaft. Die Melodie erinnert an ungarische Zigeunerweisen.
- Einen schwarzen Kellner besitzt Berlin seit einigen Tagen. Ein neues Restaurant in der Nähe des Dönhoffsplatzes, die "Dönhoffshallen", hat sich die Curiosität zugelegt. Der Mohr spricht das Deutsche ziemlich geläufig und schwingt die Serviette mit vieler Grazie."

[ => Original lesen: 1889 Nr. 48 Seite 3]

- Aus Kamerun kommen demnächst eine Anzahl schwarzer Zöglinge in ein Lehr=Institut nach Wiesbaden, in welchem sie auf Kosten des Kolonialvereins untergebracht werden sollen.
- Bei dem großen Leipziger Juwelen=Diebstahl hat auch der Spitzbuben=Humor nicht gefehlt. Die Diebe ließen in der Kasse des geplünderten Geschäfts eine jener Denkmünzen zurück, auf welchen die Worte stehen : "Lerne zu leiden ohne zu klagen."
- Herr Morell Mackenzie, in Deutschland nunmehr so gut wie vergessen, prozessirt in England munter weiter. Er fordert von dem Besitzer der "St. James Gazette", Herrn Steinkopf, 10 000 Pfund Sterling Schadenersatz wegen der gegen ihn als Arzt Kaiser Friedrichs ausgestreuten Verdächtigungen. Die "Times" soll zur Zahlung derselben Summe verurtheilt werden. Immer Geld, nur Geld!
- Auch der rumänische Senat hat nunmehr die Vorlage betr. die Einführung der Goldwährung angenommen.


Anzeigen.

Auf Antrag des Fräulein Ida Gressmann aus Segrahn werden hiermit Alle und Jede, welche an den angeblich verloren gegangenen Hypothekenschein über das ad Fol. III der zweiten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die zu Mannhagen sub Nr. II belegene Vollstelle und die daselbst sub Nr. X belegene Halbstelle der Ada Ida Maria Margaretha Gressmann eingetragene Kapital der 15 000 M. annoch Ansprüche und Forderungen haben möchten, hierdurch aufgefordert, solche spätestens in dem auf

Sonnabend, den 6. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

anberaumten Termin vor unterzeichnen Amtsgerichte, unter Vorlegung der bezüglichen Urkunden, anzumelden unter dem Rechtsnachtheil, daß die Kraftloserklärung des vorstehend bezeichneten Hypothekenscheins erfolgen wird.
Schönberg, den 27. April 1889.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Der gegen den Knecht Carl Neidow aus Gützkow unterm 26. März d. Js. von uns erlassene Steckbrief wird hiemit in Erinnerung gebracht.
Schönberg i. Meckl., den 11. Juni 1889.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß das Verzeichniß der in der Stadt Schönberg wohnenden, zur Berufsgenossenschaft für die Unfallversicherung der land= und forstwirthschaftlichen Arbeiter des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz gehörigen beitragspflichtigen land= und forstwirthschaftlichen Betriebe gemäß § 38 Abs. 1 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 während zweier Wochen, vom 12. Juni cr. angerechnet, zur Einsicht der Betheiligten bei uns ausliegt und daß in Gemäßheit des § 38, Abs. 2 des erwähnten Reichsgesetzes binnen einer weiteren Frist von vier Wochen die Betriebsunternehmer wegen der Aufnahme oder Nichtaufnahme ihrer Betriebe in das Verzeichniß, sowie gegen die Veranlegung und Abschätzung ihrer Betriebe bei dem Genossenschafts=Vorstand für die Unfallversicherung der land= und forstwirthschaftlichen Arbeiter des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz zu Neubrandenburg Einspruch erheben können.
Schönberg, den 8. Juni 1889.

Der Magistrat.


Holz=Auction Nr. 36.

Am Montag, den 24. Juni morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Scharenberg zu Demern nachstehende Loheichenholz=Sortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

a. Von der Gr. Rüntzer Feldmark.

29 Stück Loheichen=Stämme = 38,84 Festmt.
34 Rmet. Loheichen=Kluft II. Cl. u. Olm.
  4 Rmet. Loheichen=Knüppel I. Cl.
50 Rmet. Loheichen=Knüppel II. Cl.

b. Aus der Brandkuhle.

16 Stück Loheichen=Stämme = 26,46 Festmt.
12 Rmet. Loheichen=Kluft II. Cl. u. Olm.
  2 Rmet. Loheichen=Knüppel I. Cl.
28 Rmet. Loheichen=Knüppel II. Cl.
Schönberg, den 13. Juni 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Ich habe meine Praxis nach außerhalb wieder aufgenommen.
Ratzeburg, den 1. Juni.

                                                    C. Deupser.
                                                    pract. Thierarzt.


Anker-Cichorien ist der beste.


Alle diejenigen, welche Forderungen an den Landwirthschaftlichen Verein kleinerer Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg haben, werden gebeten, ihre Rechnungen im Laufe dieser Woche bei mir einzureichen; auch sind die am Thierschautage zur Verloosung gekommenen Gewinne bei mir abzufordern.
Schönberg, den 17. Juni 1889.

                                                    J. H. Böckmann.


Samos
(griechischer Wein)
pro Flasche 1 Mk. incl. Flasche,
bei Abnahme von 12 Fl. pro Fl. 90 Pfg.
empfiehlt                                                           
                                                    Aug. Spehr.


Bier-Treber

empfehle ich billigst, jedoch muß Käufer dieselben im eigenen Gefäß abholen.

                                                    C. Schwedt.


Klöppel-Unterricht
ertheilt                                                                         Emma Schriever.
Schönberg.                                                    geb. Kreutzfeldt.


Unter den großen politischen Zeitungen Deutschlands

nimmt das ca. 70 Tausend Abonnenten besitzende Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung unstreitig einen der ersten Plätze ein.
Die hervorragenden Leistungen des "Berliner Tageblatt" in Bezug auf rasche und zuverlässige Nachrichten über alle wichtigen Ereignisse, durch umfassende besondere Drahtberichte seiner an allen Weltplätzen angestellten eigenen Korrespondenten werden allgemein gebührend anerkannt. In einer besonderen vollständigen Handels=Zeitung wahrt das "Berliner Tageblatt" die Interessen des Publikums, wie diejenigen des Handels und der Industrie durch unparteiische und unbefangene Beurtheilung. In den Theaterfeuilletons von Dr. Paul Lindau werden die Aufführungen der bedeutenden Berliner Theater einer eingehenden Beurtheilung gewürdigt, während in der Montags=Ausgabe des "Berliner Tageblatt": "Zeitgeist" sich die ersten Schriftsteller mit gediegenen und zeitgemäßen Beiträgen ein Stelldichein geben. Das illustrirte Witzblatt "Ulk" erfreut sich wegen seiner zahlreichen vorzüglichen Illustrationen, sowie seines treffend witzigen und humorvollen Inhalts, längst der ungetheilten Gunst der deutschen Lesewelt. Die "Deutsche Lesehalle" bringt als "illustr. Familienblatt" unter sorgfältigster Auswahl des Stoffes kleine, Herz und Gemüth anregende Erzählungen, sowie Aufsätze belehrenden Inhalts. Für Zerstreuung und Unterhaltung sorgen Rebuse, Räthsel, Skataufgaben etc. Die Mittheilungen über Landwirthschaft, Gartenbau und Hauswirthschaft, bringen neben selbstständigen Fachartikeln, zahlreiche Rathschläge für Haus und Hof, so daß jeder Jahrgang durch ein Sachregister vervollständigt, gleichsam ein werthvolles Recept= und Nachschlagewerk bildet. Im täglichen Roman=Feuilleton des nächsten Quartals erscheint ein neuer spannender Roman der beliebten Schriftstellerin E. Vely, unter dem Titel: "Malaria". Unter Mitarbeiterschaft gediegener Fachautoritäten auf allen Hauptgebieten, als Litteratur, Kunst, Astronomie, Chemie, Technologie und Medizin erscheinen im "Berliner Tageblatt" regelmäßig werthvolle Original=Feuilletons, welche vom gebildeten Publikum besonders geschätzt werden. Das B. T. bringt ausführliche Parlamentsberichte, bei wichtigen Sitzungen in einer Extra=Ausgabe, welche noch mit den Nachtzügen versandt wird. Ziehungslisten der Preußischen Lotterie, sowie Effecten=Verloosungen. Militärische und Sport=Nachrichten. Personal=Veränderungen der Civil= und Militär=Beamten. Orders=Verleihungen. Reichhaltige und wohlgesichtete Tages=Neuigkeiten aus der Reichshauptstadt und den Provinzen. Interessante Gerichtsverhandlungen. - Man abonnirt auf das täglich 2 mal in einer Abend= und Morgenausgabe erscheinende "Berliner Tageblatt und Handels=Zeitung" bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches für alle 5 Blätter zusammen für 5 Mk. 25 Pf. vierteljährlich.

Probenummern gratis und franco.


Anker-Cichorien ist der beste.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 48 Seite 4]

Hiermit zur allgemeinen Nachricht, daß unser diesjähriger
König-Schuß
am Montag, den 8. und Dienstag, den 9. Juli stattfindet.

Loose à 30 Pfg. zur Tombola am zweiten Königschußtage sind schon jetzt bei uns zu haben.
        Schönberg, den 27. Mai 1889.

                                                    Der Vorstand der Schützenzunft.


Am Sonntag, den 23. und Montag, den 24. Juni findet bei mir ein

Scheibenschiessen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner freundlichst einlade.

Sülsdorf.                                                     J. Wienck.
Am Montag, den 24. Ball.


Ersparniß- & Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Johannistermines
vom 24. Juni bis 1. Juli d. Js.
an den Werktagen:
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 30. Juni d. Js.:
von 7 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 15. Juni 1889.                          
                                                    Das Directorium.


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Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 48 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 48 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 18. Juni 1889.


- Am Dienstag Nachmittag zwischen 5 und 6 Uhr haben der Kaiser und die Kaiserin vom Mittelportal des Schlosses in Berlin aus den Festzug der Brauer als Huldigung und Ausdruck des Dankes für die Uebernahme des Protektorats über die anfangs nur von dem Brauereigewerbe geplante Unfallversicherung entgegengenommen. Der Schah von Persien wohnte mit Gefolge dem Act ebenfalls bei. Während der Zug seine Aufstellung nahm, wurde die Deputation empfangen. Nach ihrer Rückkehr setzte sich der imposante Zug in Bewegung. Es zogen höchst malerische Gruppen vorüber, die anfangs rein historische, später auf die Brauerei bezügliche Bilder darstellten. Dazwischen waren Herolde, Musikkorps und die Fahnen von Brauervereinen aller deutschen Gegenden zerstreut. Es bewegten sich da Egypter, Römer, Phrygier, Hunnen, Germanen, Hussitenlager, Wittenberger Studenten, Bürger der Reformationszeit, Marketender des dreißigjährigen, siebenjährigen und siebziger Krieges, Wagen des obergährigen Bräus in Berlin, Schnitter, Geräthe, Eiswagen, Gambrinuswagen mit Gefolge, Mälzlergruppe, eine Rathsherrensitzung nach altdeutscher Sitte, Braukessel in Betrieb, ferner Ausstellungen des Gersten= und Hopfenbaues, Fuhrfaßwagen, schließlich das Ehrenpräsidium des Ausschusses, die Adreßdeputation, die der Kaiser empfangen hatte, endlich die Vorführung einer in Betrieb befindlichen Böttcherei und ein eigens für den Festzug gestiftetes Hundert=Hektoliter=Faß. Der Kaiser und die Kaiserin nahmen sichtlich erfreut die interessante Huldigung entgegen. Das herrliche, farbenprächtige Bild rollte sich in schönster Ordnung vom Wetter begünstigt ab. Ueber den Empfang der Deputation der Brauergesellen durch den Kaiser wird noch berichtet: Nachdem der Zug der Brauergesellen zu der festgesetzten Zeit im Lustgarten vor Portal IV Aufstellung genommen hatte, begab sich die Deputation, die aus acht Gesellen bestand, ins Schloß. Mit dem Kaiser befand sich in dem Saal die Kaiserin. Der Kaiser ging der Deputation, als die letztere eingetreten war, auf einige Stritte entgegen und hörte die von dem Brauergesellen Merkel verlesene Adresse stehend an. Darauf ließ sich der Kaiser die einzelnen Mitglieder der Deputation vorstellen und sagte, daß das Gewerbe, dem dieselben angehören, schon deshalb ein sympatisches sei, weil das Produkt, welches dieses Gewerbe herstelle, geeignet sei, die Menschen aufzuheitern. Er erinnerte sich der schönen Stunden, die er in Bonn in seiner Studienzeit verlebt habe. Die Frage, wie viel Liter Bier täglich in Berlin getrunken würden, konnte im Moment keiner der Anwesenden beantworten. Der Kaiser meinte, jetzt würde es wohl eine Million sein. Alsdann erkundigte sich der Kaiser über das Verhältniß des Weißbiers zum Lagerbier und fügte hinzu, daß er eigentlich von Zeit zu Zeit eine gute Weiße sehr gern trinke. Auf das Verhältniß zum Münchener Bier übergehend, meinte der Kaiser, daß die Herstellungsart des Bieres in Berlin wohl jetzt dieselbe Sei, wie in München, was von den Mitgliedern der Deputation bestätigt wurde. Auch hob der Kaiser hervor, daß bayerische Offiziere, die er zu sprechen Gelegenheit gehabt habe, sich über das Berliner Bier sehr lobend ausgesprochen hätten. Der Kaiser erwarte auch noch der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung und gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß an der Spitze derselben Vertreter des Braugewerbes ständen. Zum Schluß dankte der Kaiser der Deputation in herzlichen Worten und sagte, es würde ihm diese Stunde, in der ihm die deutschen Brauergesellen eine solche Freude bereitet hätten, eine unvergeßliche bleiben. Nochmals dankend reichte er den Herren die Hand und entließ dann die Deputation.
- Nachstehende hübsche Geschichte des Kaisers wird aus dem Köln benachbarten Herkenrath erzählt: Eine dort wohnende Wittwe mit drei Kindern war durch den vor drei Jahren erfolgten Tod ihres Mannes in eine sehr bedrängte Lage gerathen, zumal da seitdem der Frau die Pension, die dem Mann als Invalide bis zu seinem Tod ausbezahlt worden war, verloren ging. Auf ein Gesuch des ältesten Kindes hin, eines zehnjährigen Knaben, welches dieser an die Regierung richtete, wurde der Mutter eine einmalige Unterstützung zu Theil, welche aber nicht ausreichte, die Familie dauernd vor jeglicher Noth zu schützen. Bald darauf machte der Kleine auch eine Eingabe an den Kaiser und schilderte in dem Schreiben in einfachen kindlichen Worten die traurige Lage der Familie und die Bedrängniß, in welche Mutter und Geschwister durch den Tod des Vaters gerathen wären. Am Schluß bat der Knabe in innigen Worten, S. M. der Kaiser möge ihnen doch aus der Noth helfen. Der Kaiser überwies es dem Ministerium und ließ Erhebungen bezüglich der Wahrheit der Angaben des Knaben anstellen. Nach den Erhebungen stellten sich die Aussagen als richtig heraus und die Steuerkasse zu Herkenrath wurde angewiesen, der Wittwe einen Betrag von 1395 Mk. auszuzahlen als Nachzahlung für die Zeit seit dem Tod ihres Mannes, wo ihr keine Unterstützung zu Theil geworden war; außerdem sollen ihr auf kaiserlichen Befehl monatlich 46,50 Mk ausgehändigt werden und zwar 15 Mk. für ihre Person und je 10,50 Mk. als Erziehungsbeihülfe für jedes Kind. Daß in Folge dieser Entscheidung freudiger Jubel in der nun vor jeder Noth geschützten Familie herrscht, ist selbstverständlich.
- Ein neues Wort hat die bekannte Firma W. Schimmelpfennig in Berlin zur Bezeichnung ihrer Firma "Institut für kaufmännische Information" gewählt. Sie sagt nämlich statt dieses langatmigen Titels in Anklang an Worte wie Amtei, Rentei, Vogtei - "Auskunftei."
- Ein großer Maikäferkrieg, so berichtet man aus Graudenz ist soeben in der Tucheler Haide beendet worden und in Baum und Laub herrscht wieder Friede. Nur die armen, bei den Gefechten geschädigten Birken werden noch lange an ihren Wunden zu heilen haben. Die Tucheker Haide umfaßt 16 Forstreviere. In jedem Revier sind nach angestellten Ermittelungen 30 000 L. Maikäfer gesammelt, also in der ganzen Heide 480 000 L. oder 9600 Neuscheffel. Ein Liter enthält 450, und 480 000 L. enthalten 216 Millionen Käfer. Die Gesamtkosten für die Vertilgung dieser ungeheuren Masse Käfer werden über 70 000 M. betragen, für jeden Käfer 1/20 Pfennig.
- In Dresden begannen am Sonnabend die Festlichkeiten aus Anlaß des 800jährigen Jubiläums des Hauses Wettin. Zunächst werden die am Donnerstag zusammengetretenen beiden Häuser des Landtags dem König Albert ihren Glückwunsch darbringen. Nachmittags ist am Königlichen Hofe Tafel für die Mitglieder der Ständeversammlung, Abends Fackelzug der Studierenden des Polytechnikums in Dresden, der Bergakademie in Freiberg, der Forstakademie in Tharant und der Thierarzneischule zu Dresden.
- Im Dresdener Landtage ist der Antrag eingebracht worden, dem König Albert am Wettiner Jubiläum drei Millionen zum Neubau des Dresdener Schlosses zu bewilligen.
- Der Finanzminister von Könneritz beziffert den Gesammtschaden, den die sächsischen Staats=Eisenbahnen in Folge der Wolkenbrüche in diesem Jahre bereits erlitten haben, auf ca. 9 Millionen Mark.
- An den Pfingsttagen beförderten von Wien aus die Südbahn 201,800, die Westbahn 186,060, die Franz=Josefbahn 173,160 Personen. Es ist dies die höchste Frequenz, welche diese Bahnen seit ihrem Bestande aufzuweisen haben.
- In Ungarn hat der Saatenstand infolge andauernder Trockenheit gelitten. Mehrseitig beginnen Rost und Brand.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 48 Seite 6]

Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.


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