[ => Original lesen: 1889 Nr. 47 Seite 1] Kaiser Wilhelm ist am Morgen des ersten Pfingstfeiertages von seinem Jagdausflug nach Ostpreußen, der ihm vorzüglich bekommen ist, nach Potsdam zurückgekehrt. Am Nachmittage fuhr der Kaiser zur Begrüßung des Schah Nasr=ed=din von Persien nach Berlin. Der Extrazug, welcher den asiatischen Gast und sein Gefolge, sehr zahlreiche Personen, brachte, lief um 6 Uhr von Frankfurt a. d. Oder, wo ebenfalls ein feierlicher Empfang stattgefunden hatte, auf Bahnhof Friedrichstraße ein. Der Kaiser, der von der gesammten Generalität, den in Berlin und Potsdam anwesenden Fürstlichkeiten, den Spitzen der Reichs= und Staatsbehörden umgeben war, begrüßte den mit glänzendem Ordensschmuck bedeckten Schah durch wiederholten Händedruck. Der Schah und sein ganzes Gefolge trugen die persische spitze Lammfellmütze. Der Schah sieht im ganzen nicht sehr verändert, nur etwas älter aus, er bewegt sich würdevoll und ziemlich sicher. Auch das Gefolge machte einen nicht unbefriedigenden Eindruck. Nach der Abschreitung der von den Gardefüsilieren gestellten Ehrenkompanie, währenddessen die Regimentsmusik die persische Nationalhymne spielte, begaben sich die beiden Herrscher zu dem vierspännigen Wagen, der von einer Schwadron Ulanen eskortiert wurde. In einer größeren Zahl von zweispännigen Wagen folgten die Herren der Begleitung der beiden Fürsten. Das Wetter war schön, und unter den Linden begrüßte ein zahlreiches Publikum den Kaiser und seinen Gast, die zum Brandenburger Thor hinaus und unter dem Donner von 72 Kanonenschüssen nach Schloß Bellevue fuhren. Auf dem Dache des Schlosses wehte die persische Reichsstandarte mit dem Drachen. Nach der Besichtigung einer im Schloßhofe aufgestellten zweiten Ehrenkompanie wurden die beiden Fürsten von den obersten Hofstaaten begrüßt und durch die Reihen der Schloßgarde nach dem Empfangssaale geführt, wo die Vorstellung der Umgebung stattfand. Später stattete der Schah dem Kaiser im Schlosse und den in Berlin anwesenden Prinzen und Prinzessinnen Besuche ab. Am Morgen des zweiten Feiertages begab sich der Schah mit seinem Gefolge bei herrlichem Wetter nach Potsdam, wo das alljährlich am zweiten Pfingstfeiertage stattfindende sogenannte Schrippenfest für das Lehrinfanterie=Bataillon in Gegenwart der gesammten fürstlichen Herrschaften stattfand. Das Fest wurde eröffnet durch einen Festgottesdienst unter freiem Himmel, welchem die Parade des Bataillons vor dem Kaiser und dem Schah folgte. Den Schluß bildete die Speisung des ganzen Bataillons; der Kaiser durchritt mit seinem Gast die langen Tafeln, auf welchen bei jedem einzelne Couvert die Schrippe lag, das Backwerk, welchem die militärische Feier ihren populären Namen verdankt. Nach einem Besuch des Grabes Kaiser Friedrichs und einer Umfahrt durch Potsdam, zuerst hatte der Schah der Kaiserin seine Aufwartung gemacht, fuhr die kaiserliche Familie Nachmittags, nachdem im Schlosse ein Frühstück eingenommen war, auf der Havel und Spree mit dem Dampfer "Alexandra" nach Charlottenburg.
Auch während dieser Fahrt wurden den fürstlichen Herrschaften lebhafte Huldigungen dargebracht. In Bellevue nahm der Schah das Diner ein. Abends war die Galavorstellung im Opernhause besucht worden. Am Dienstag fand bei Tegel eine militärische Uebung statt, am Abend war Galatafel im Schlosse.
Der Schah interessirt sich in Berlin sehr lebhaft für Artillerie und ganz vorzugsweise für die Bewaffnung der deutschen Infanterie. Er ließ sich zum Beispiel das neue Gewehr vorzeigen und genau erklären. Ein Sergeant mußte ihm dasselbe genau auseinander nehmen. Die Möglichkeit, hinter einander, ohne zu leeren, mehrere Schüsse abgeben zu können, gefiel ihm sehr gut. Der Schah gedenkt einer Aeußerung zu Folge in seinem Lande Versuche machen zu lassen; auch äußerte er den Wunsch, mehrere preußische Militärs zu besitzen, die eine Abtheilung seiner Truppen mit diesen Waffen einschulen sollen. Als man dem Schah Krupp'sche Kanonen zeigte, sagte er, dieses Fabrikat sei für ihn bereits ein alter Bekannter, denn er besitze von derartigen Geschossen mehrere. Ihre Wirkungen habe er vielfach erproben lassen und ziehe sie dem ihm seiner Zeit angebotenen englischen Fabrikat vor. - Auch über modernen Festungsbau ließ sich der Schah unterrichten. Weiter wird uns mitgetheilt, daß er großes Interesse für Militärlazarethe an den Tag legte und sich verschiedene Modelle von Tragbahren, Zelten, Ambulancen etc. vorzeigen ließ. Auch verschiedene Einkäufe und Bestellungen hat der Perserfürst in Berlin machen lassen und unter anderem erwarb er sich eine Anzahl höchst werthvoller optischer Instrumente.
Daß der Schah ein großer Freund nächtlicher Spaziergänge ist, dürfte wohl schon bekannt sein, einigen wenigen Berlinern war es sogar vergönnt, dies persönlich beobachten zu können. In vorvergangener Nacht, kurz nach 2 Uhr verließ der Schah in Begleitung seiner Umgebung seine Gemächer im Schloß Bellevue und machte einen etwa einstündigen Spaziergang durch den Park jenes Schlosses. Während dieser Zeit mußte die ganze Umgebung des Fürsten auf den Beinen sein und seiner Befehle harren. Ein Glück war es, daß er keine Wünsche hatte, denn sonst wäre es einigen seiner Getreuen, die anstatt im Schloß zu verweilen, die Vergnügungs=Etablissements der Weltstadt besichtigten, schlecht ergangen. Ihr Fehlen wurde nicht entdeckt. - Als man ihnen Morgens erzählte, daß der Schah eine nächtliche Promenade gemacht habe, wurden sie sehr bestürzt und sie nahmen sich deshalb vor, nicht mehr den nächtlichen Vergnügungen Berlins nachzugehen. - Auch ein wohlthätiges Herz scheint der Schah zu haben. So z. B. erblickte er am Dienstag in frühster Morgenstunde ein altes Weib, das damit beschäftigt war, die Fußtritte aus den Wegen des Parks vermittelst eines Rechens zu entfernen. Das gefiel ihm ganz besonders und schickte der Alten durch seinen Diener ein Zwanzigfrankenstück, damit sie, wie er sagen ließ, "gut frühstücken könne." - Für die deutschen Hofbediensteten, welche
[ => Original lesen: 1889 Nr. 47 Seite 2]in Schloß Bellevue thätig sind, hat der Schah reiche Geschenke bestimmt.
Zum drittenmal schenkt Nasr=ed=din, der Schah von Persien, der Reichshauptstadt seine Gegenwart. Als der Schah zum erstenmal in Berlin erschien, da gingen in der Volksmeinung seinem Besuche verworrene Vorstellungen von fabelhaften Reichthümern voran, die über die Stadt ausgeschüttet werden sollten. Die Hoffnung auf den reichen Segen blinkender Edelsteine ließ manches Auge heller blitzen, und mancher Gebildete konnte sich der Negier nicht entschlagen, von Angesicht zu Angesicht einen Perserkönig zu sehen. Welche schlimme Enttäuschung erlebten aber viele! Zwar alle Hochachtung vor dem erhabenen Schah selbst, aber freigebig zeigte er sich nicht, feine Leute entweihten die Räume des Hohenzollernschlosses durch schnödes Hammelschlachten, nur wenige von ihnen kannten den Gebrauch des Taschentuches, einige blieben sogar die Rechnungen schuldig, und was ihnen beim Abschied auf den Weg gestreut wurde, waren nicht Rosen, sondern persisches Insektenpulver. Viel besser gefielen die Söhne des Perserlandes bei ihrem zweiten Besuche; allerdings hielten sie den Koffer mit Diamanten und Perlen noch immer unter Verschluß, aber den Sitten des Abendlandes hatten sie sich soweit anbequemt, daß sie keinen Anstoß mehr erregten, und so ist bei dem schnellen Fortschreiten der Kultur zu erwarten, daß sie jetzt wie Gleiche unter Gleichen sich bewegen werden.
Der Kaiser hat den Wunsch nach einer Aenderung des allgemeinen Kirchengebets in Bezug auf die Fürbitte für die kaiserliche Marine kundgegeben und dafür folgende Fassung in Aussicht genommen: "Beschütze das königliche Kriegsheer und die gesammte deutsche Kriegsmacht zu Lande und zu Wasser, insonderheit die Schiffe, welche sich auf der Fahrt befinden. Zu einer allgemeinen Einführung dieser Abänderung des allgemeinen Kirchengebets dürfte nach den Bestimmungen der Generalsynodal=Ordnung ein Beschluß der Generalsynode erforderlich sein; dagegen wird die von dem Kaiser in Aussicht genommene Fassung in den Militärgemeinden schon jetzt zur Anwendung gebracht.
Die deutsche Marine=Verwaltung hat bei der Firma Schichau in Elbing 2 neue Torpedo=Divisionsboote in Bestellung gegeben. Die Bauzeit ist auf 2 Jahre bemessen, als Preis sind im Etat 1,200,000 Mk. ausgeworfen. Die beiden Fahrzeuge werden eine größere Geschwindigkeit erhalten, als die der bisherigen Schiffe derselben Classe. Jedes Fahrzeug erhält 2 Doppel=Expansionsmaschinen von 4000 indizirten Pferdekräften, welche demselben eine Fahrgeschwindigkeit von 23 Seemeilen in der Stunde verleihen sollen. Diese Geschwindigkeit ist von der Werft contractlich garantirt.
Dem Reichstag wird für die Herbstsaison der Reichshaushaltsetat für 1890/91, der Ersatz des Sozialistengesetzes, das Warantgesetz, und ein die Bankfrage betreffendes Gesetz zugehen, letzteres wegen Ablauf des Privatprivilegiums. Der Kaiser hat aus Anlaß des Zustandekommens des Altersversicherungsgesetzes dem Staatsminister v. Bötticher die Kette zum Hohenzollernschen Hausorden, dem Ministerialdirektor Bosse das Komthurkreuz und dem Geheimen Rath v. Woedke das Ritterkreuz desselben Ordens verliehen.
Hauptmann Wißmann hat in Afrika einen neuen Sieg errungen. Mit Hilfe der Schiffsgeschütze nahm und verbrannte der Reichskommissar die Orte Saadani und Wrindji. Bei Saadani stieß die deutsche Truppe zuerst auf ernsteren Widerstand, die Eingeboren flohen aber bald. Auf deutscher Seite ist der Verlust: ein Mann tot, ein Offizier, ein Unteroffizier und 6 Schwarze leicht, Unteroffizier Wilke und ein Zulu schwer verwundet. Die Araber haben 83 Mann verloren. Folgen dürfte nunmehr die Besetzung von Pangani, dessen Bewohner sich freiwillig unterwerfen wollen.
Im Prozeß gegen Boulanger ist eine unerwartete Wendung eingetreten, nachdem bei seinem Geheimsekretär die Kisten mit Actenstücken beschlagnahmt worden sind. Dieselben enthielten 30 000 Militär und Civilpersonen kompromittirenden Schriftstücke.
- Schönberg. Auf ihrem Marsche zu den Schießübungen im Lockstedter Lager und zurück in die Garnisonen werden die 1. und 3. Abtheilung des Holsteinischen Feldart. Regiments Nr. 24, von denen erstere in Schwerin garnisonirt, letztere in Güstrow (7. und 8. Batterie) und Neustrelitz (9. Batterie), im hiesigen Fürstenthum Quartier nehmen und zwar der Stab der 1. Abtheilung vom 9./11. August in Schönberg, die 1. Batterie vom 9./11. August in Gr. und Kl. Siemz die 2. Batterie vom 3./5. Juli in Ziethen und vom 9./11. August in Rupensdorf, die 3. Batterie vom 3./5. Juli in Baek und Römnitz und vom 9./11. August in Sabow; der Stab der 3. Abtheilung vom 4./5. Juli in Hof Selmsdorf und vom 9./11. August in Schönberg, die 7. Batterie vom 9./11. August in Schönberg, die 8. Batterie vom 9./11. August in Gr. und Kl. Bünsdorf, die 9. Batterie vom 4./5. Juli in Dorf Zarnewenz. - Den Mannschaften muß das Quartier mit Verpflegung gewährt, für die Pferde muß die erforderliche Fourage geliefert werden.
- Schönberg. Am 1. Pfingstfeiertag Nachmittags fand im Krügerschen Gasthofe hieselbst eine Versammlung von Zimmergesellen hiesiger Stadt und aus der Umgegend statt, in welcher über einen Anschluß an den Verband der Zimmergesellen Deutschlands berathen wurde. Dieser Verband hat es sich zur Aufgabe gestellt, die gemeinsamen Interessen der Fachgenossen, als Lohnfragen, Strikeangelegenheiten etc. zu behandeln resp. zu vertreten, und waren zur Erläuterung der statutarischen Bestimmungen des Verbandes aus Lübeck zwei Verbandsmitglieder anwesend. In mehrstündiger Verhandlung wurde der Gegenstand der Tagesordnung erledigt und traten von 22 anwesenden Zimmergesellen sofort 16 dem Verbande bei. In der Versammlung war als Beauftragter der Polizei der Wachtmeister Renter zugegen.
- Schönberg. An Stelle des zu Johannis d. Js. nach Neubrandenburg als Pastor übersiedelnden Rektors Kort hieselbst wird der cand. theol. Krüger aus Neubrandenburg das Rektorat an der hiesigen Mädchenschule übernehmen.
- Neustrelitz. Es verlautet, daß I. I. K. K. H. H. der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin in Folge einer Einladung des Kaisers sich nach Berlin begeben werden, um der am 24. d. M. im Königlichen Schlosse stattfindenden Vermählungsfeier des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen mit der Prinzessin Louise Sophie zu Schleswig=Holstein und den voraufgehenden Festlichkeiten beizuwohnen.
- Der Schweizer Bundesrath verlangt für die Befestigung des St. Gotthard einen Nachtragscredit von 600 000 Francs. Auch Italien hat jetzt seine Theilnahme an der internationalen Arbeiterschutz=Conferenz in Berlin zugesagt.
- Am Pfingstsonntag fand in Rom die feierliche Enthüllung des Denkmals des 1600 dort verbrannten Dominikaner=Mönches und Philosophen Giordano Bruno auf der Exekutionsstätte statt. Trotz der Erbitterung, mit welcher die päpstliche Partei gegen diese Demonstration auftrat, ist die Festlichkeit doch im wesentlichen ruhig verlaufen. Zahllos Fremde waren in der festlich geschmückten Stadt eingetroffen, darunter Deputationen aus fast aller Herren Länder. Der Festzug war dreiviertel deutsche Meilen lang, an 50 Musikkapellen spielten in demselben. Unter den Klängen der Garibaldihymne fiel die Denkmalshülle, und nach sehr enthusiastisch aufgenommenen Reden wurde das Standbild der Stadt übergeben. Am Abend fand ein großes Bankett und Illumination der Stadt statt. An dieses Fest knüpft sich das Gerücht, der Papst betrachte die Feier als eine ihm persönlich zugefügte Beschimpfung und wolle Rom verlassen.
- Aus dem amerikanischen Ueberschwemmungsgebiet berichten New=Yorker Blätter, daß reichlich noch 14 Tage mit dem Aufräumungsarbeiten vergehen werden, bevor der Wiederaufbau von Johnstown begonnen werden kann. Die Zahl der Todten wird jetzt auf 18 000 angegeben.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 47 Seite 3]Anzeigen.
In der Nacht vom 4/5. Juni sind von der Bleiche in Gr. Rünz 5 Enden flächsene Leinwand, von denen 3 Enden je 20 und 2 Enden je 18 Ellen lang sind, entwendet worden.
Um Vigilanz und Benachrichtigung wird gebeten.
Neustrelitz, den 11. Juni 1889.
Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.
Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß das Verzeichniß der in der Stadt Schönberg wohnenden, zur Berufsgenossenschaft für die Unfallversicherung der land= und forstwirthschaftlichen Arbeiter des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz gehörigen beitragspflichtigen land= und forstwirthschaftlichen Betriebe gemäß § 38 Abs. 1 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 während zweier Wochen, vom 12. Juni cr. angerechnet, zur Einsicht der Betheiligten bei uns ausliegt und daß in Gemäßheit des § 38, Abs. 2 des erwähnten Reichsgesetzes binnen einer weiteren Frist von vier Wochen die Betriebsunternehmer wegen der Aufnahme oder Nichtaufnahme ihrer Betriebe in das Verzeichniß, sowie gegen die Veranlegung und Abschätzung ihrer Betriebe bei dem Genossenschafts=Vorstand für die Unfallversicherung der land= und forstwirthschaftlichen Arbeiter des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz zu Neubrandenburg Einspruch erheben können.
Schönberg, den 8. Juni 1889.
Der Magistrat.
Holz=Auction Nr. 36.
Am Montag, den 24. Juni morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Scharenberg zu Demern nachstehende Loheichenholz=Sortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
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4 Rmet. Loheichen=Knüppel I. Cl.
50 Rmet. Loheichen=Knüppel II. Cl.
b. Aus der Brandkuhle.
16 Stück Loheichen=Stämme = 26,46 Festmt.
12 Rmet. Loheichen=Kluft II. Cl. u. Olm.
2 Rmet. Loheichen=Knüppel I. Cl.
28 Rmet. Loheichen=Knüppel II. Cl.
Schönberg, den 13. Juni 1889.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Ich habe meine Praxis nach außerhalb wieder aufgenommen.
Ratzeburg, den 1. Juni.
C. Deupser.
pract. Thierarzt.
In der Nacht vom 8. bis 9. Juni ist mir ein weisses Kalb mit rothen Ohren, 6 Monate alt, von der Weide gekommen. Sollte es sich angefunden haben, so bitte ich um Nachricht.
Neschow, den 11. Juni 1889.
Schulze Ahrendt.
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Scheibenschiessen
nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner freundlichst einlade.
Sülsdorf. J. Wienck.
Am Montag, den 24. Ball.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 47 Seite 4]Hiermit zur allgemeinen Nachricht, daß unser diesjähriger
König-Schuß
am Montag, den 8. und Dienstag, den 9. Juli stattfindet.
Loose à 30 Pfg. zur Tombola am zweiten Königschußtage sind schon jetzt bei uns zu haben.
Schönberg, den 27. Mai 1889.
Der Vorstand der Schützenzunft.
Bruch=Heilung.
Die Heilanstalt für Bruchleiden hat uns mit unschädlichen Mitteln ohne Berufsstörung von Leisten=, Hodensack= und Wasserhodenbruch durch briefliche Behandlung vollständig geheilt, so daß wir jetzt ohne Bandage arbeiten können. Joh. Breit, Ehrenfeld b. Cöln; P. Gebhard, Schneiderm., Friedersried b. Neukirchen, 54 J.; Jos. Kast, Handlung, Simmerberg b. Lindau; A. Schwarz, Wagenbauer, Langenpfungen b. Rosenheim (für Kind). "Broschüre: "Die Unterleibsbrüche und ihr Heilung gratis. 3000 Bandagen bester Construktion vorräthig; mit einer Mustersammlung ist unser Bandagist in:
Lübeck "Spethmanns Hotel",
am 17. jeden Monats von 8 Uhr Vorm. bis 12 1/2 Uhr Nachm.
zur unentgeltlichen Maßnahme und Besprechung zu treffen. Man adressire: An die Heilanstalt für Bruchleiden in Stuttgart, Allenstraße 11.
Stadt Lübeck.
Am Thierschautage Nachmittags
Garten-Concert
mit nachfolgendem Kränzchen,
ausgeführt von der Rehnaer Stadtkapelle.
Entrée à Person 30 Pfg.
Ausschank von Marienthaler Bier und Münchener Kindl.
Hierzu ladet freundlichst ein
H. Leppin, Geschäftsführer.
Stadt Lübeck.
Am Thierschautage
Gesangsvorträge
von der Gesellschaft Stoll aus Lübeck.
Am Thierschautage
Concert
Im Boye'schen Garten, ausgeführt von der Törberschen Capelle aus Gadebusch.
Hierzu ladet ergebenst ein
J. Boye.
Am Sonntag, den 16. Juni
Tanz=Musik
im großen Saal, wozu freundlichst einladet
J. Boye.
Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg. (Nachdruck verboten.)
a. Geboren.
D. 26. April dem Hauswirthsanerben Heinr. Voß zu Wahlsdorf ein Sohn.
D. 30. April dem Hauswirth H. Voß zu Petersberg eine Tochter.
D. 7. Mai dem Musikus Freitag zu Schönberg eine Tochter.
D. 9. Mai dem Vogt. Wagner zu Hof Rabensdorf eine Tochter.
D. 11. Mai eine unehel. Tochter zu Schönberg.
D. 12. Mai dem Bahnwärter Schmöcker zu Hasenholz bei Schwerin (zu Amt Schönberg) ein Sohn.
D. 12. Mai dem Arbeiter Dunkelmann zu Hof Rabensdorf ein Sohn.
D. 17. Mai dem Arbeiter Joh. Bade zu Sabow ein Sohn.
D. 20. Mai dem Arbeiter H. Bockwoldt zu Schönberg ein Sohn.
D. 20. Mai dem Hausw. H. Wigger zu Kl. Siemz eine Tochter.
D. 17. Mai ein unehel. Sohn zu Schönberg.
D. 19. Mai dem Arbeiter H. Eggert zu Dorf Rabensdorf eine Tochter.
D. 20. Mai ein unehel. Sohn zu Schönberg.
D. 27. Mai dem Hauswirth H. Maaß zu Kl. Siemz ein Sohn.
D. 24. Mai dem Bezirksfeldwebel Jacobs zu Schönberg eine Tochter.
D. 28. Mai dem Arbeiter Kaven zu Schönberg ein Sohn.
D. 29. Mai dem Lohgerber L. Burmeister zu Schönberg Zwillinge, Sohn und Tochter.
D. 30. Mai dem Lehrer Maack zu Lindow eine Tochter.
D. 8. Juni dem Landvogtei=Kopiisten Krüger zu Schönberg ein Sohn.
D. 5. Juni dem Schlächter Johannes Ohls zu Schönderg ein Sohn.
b. Gestorben.
D. 2. Mai Cath. Magdalene Wienck geb. Meyer, Lumpenhändlersfrau zu Schönberg, 56 J. 2 M. alt.
D. 8. Mai Martha Marie Louise Elise Wienck zu Schönberg, 1 Monat alt.
D. 11. Mai Emma Wilhelmine Elisabeth Freitag, Tischlertochter zu Schönberg, 5 Monate alt.
D. 15. Mai Anna Christine Margarethe Wolgast geb. Wulff, Arbeiterwittwe zu Schönberg, 73 J. 11 M. alt.
D. 18. Mai Gustav Georg Christian Wilhelm, Lehrer zu Schönberg, 47 J, 6 M. alt.
D. 22. Mai Franz Carl Wilhelm Heinrich Hamann, Fuhrmannssohn zu Schönbera, 1 J. 1 M. alt.
D. 25. Mai Peter Georg Kleinfeldt, Hauswirth zu Mahlzow, 65 J. 11 M. alt.
D. 29. Mai Hermann Kaven, Arbeitersohn zu Schönberg, 4 Stunden alt.
D. 2. Juni des Arbeiters Facklam zu Bauhof=Schönberg todtgeborener Sohn.
D. 4. Juni Anna Cath. Kühn geb. Warnemünde, Schmiedemeisterfrau zu Schönberg, 75 J. 9 M. alt.
D. 5. Juni Marie Elise Christine Wilhelmine Maack, Ackerbürger=Anerbentochter zu Schönberg, 2 J. 10 M.
D. 10 Juni Richard Franz Theodor Maack, Kornhändlersohn zu Schönberg 2 J. 9 M. alt.
Eheschließungen:
D. 3. Mai Fischer Fritz Heinrich Hans Dierck und Marie Johanna Catharine Brincker zu Schönberg.
D. 10. Mai Maurergeselle und Büdner Joachim Heinrich Maaß und Catharine Marie Elisabeth Boye zu Ollndorf.
D. 10. Juni Wittwer und Kaufmann Friedrich Wilhelm Gustav Kreutzfeldt zu Schlutup und Maria Sophie geschiedene Wilms geb. Gartz zu Schönberg.
D. 17. Juni Kaufmann Johann Heinrich Friedrich Theile zu Altona und Marie Elisabeth Anna Grevsmühl zu Schönberg.
Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 16. Juni
Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 24.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 47 Seite 5]Beilage
zu Nr. 47 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 14. Juni 1889.
- Von dem Jagdausfluge des Kaisers nach Ostpreußen wird noch folgende niedliche Episode berichtet: Bei der Fahrt durch Christburg wurden dem Kaiser mehrere Sträuße zugeworfen, wovon einer an der Schleife einen Zettel mit den Worten: "Viel Pech zur Jagd!" trug. Der Kaiser bemerkte sofort den Zettel, las ihn und winkte sich mehrmals umwendend der jungen Dame, welche den Strauß geworfen hatte, freundlich zu.
- Für die Orient=Expreßzüge Berlin=Konstantinopel, die an jedem Mittwoch von Berlin abgehen, werden zunächst nur Fahrkarten bis Pest ausgegeben, da die Verhandlungen mit den orientalischen Bahnen wegen Einführung directer Fahrkarten von Breslau Berlin und Hamburg nach Belgrad, Nisch, Sofia und Konstantinopel noch nicht abgeschlossen sind.
- Das letzte Streitroß des 1. Garde=Dragonerregiments, welches noch die Schlacht bei Mars la Tour mitgemacht hat, ist kürzlich von Berlin nach Groß=Wudicke zu Herrn v. Rohr=Levetzow verschickt worden, der sich erboten hat, demselben das Gnadenbrot zu geben.
- Lebhafte Besorgnisse wegen des Ausfalles der Getreideernte infolge der andauernden Hitze sind in den letzten Tagen sowohl auf der Fondsbörse, wie auf der Produktenbörse in Berlin zum Ausdruck gekommen. Am Dienstag hatte die "Kreuz=Zeitung" ein Telegramm aus Petersburg folgenden Inhalts gebracht: "Aus dem ganzen Reich gehen hier Nachrichten ein, daß in Folge der anhaltenden Dürre die Saaten fast vollständig ausbrennen und daher eine Mißernte unausbleiblich sein dürfte." An der Produktenbörse sollen in der That am Dienstag Nord= und Südrußland mit starken Kaufordres in den Berliner Markt eingetreten sein, denen sich solche aus den preußischen östlichen Provinzen angeschlossen haben. Auch ein Rückgang der russischen Rubelkurse um ca. 2. M. wird auf die ungünstigen Berichte über den Saatenstand in Rußland zurückgeführt. In Anbetracht der großen Bedeutung der russischen Ernte für die Roggenversorgung Deutschlands sind die Roggenpreise noch mehr als die Weizenpreise, nämlich um 3 Mark, in die Höhe gegangen.
- Im westfälischen Kohlenrevier beginnt nach der allgemeinen Wiederaufnahme der Thätigkeit die Arbeit der Gerichte. Es gelangen die Bergleute zur Abtheilung, welche sich haben dazu hinreißen lassen, ihre Kameraden durch Androhung von Gewalt, durch Beschimpfung u. s. w. zur Niederlegung der Arbeit zu zwingen, bezw. sie an der Wiederaufnahme der Arbeit zu hindern. Die Urtheile fallen je nach den Umständen recht streng aus, Strafen von 6 Wochen bis 2 Monate sind nicht selten. Es stellt sich heraus, daß selbst Vertrauensmänner der Arbeiter unwahre Nachrichten verbreitet haben. So hatte der Delegirte Pottkämpfer von Zeche Dorstfeld seine Kameraden dadurch von der Wiederaufnahme der Arbeit abzuhalten versucht, daß er denselben vorredete, der unverheirathete Bergmann bekomme täglich 1,50, der verheirathete 2 Mark, was absolut falsch war.
- In einem Kornfeld bei Viersen (Rheinprovinz) wurde die Leiche einer angesehenen jungen Dame gefunden; dieselbe war gräßlich zugerichtet, während das Geld und der goldene Schmuck, den die Dame bei sich getragen, unberührt geblieben waren. Ohne Zweifel liegt ein Lustmord vor.
- In Heilbronn erschoß sich vor dem Wachtlokal am Pulvermagazin ein Einjährig=Freiwilliger. Er hatte vorher in das Meldebuch aus der Wache eingetragen: "Der Einjährig=Freiwillige K. hat sich um 1/2 2 Uhr erschossen.
- Zwischen der belgischen und der deutschen Regierung finden Unterhandlungen wegen der Legung einer direkten Kabelverbindung von Ostende nach Amerika mit Umgehung der englischen Linie statt.
- Der Ministerpräsident Graf Taaffe ist am vorigen Sonnabend in Schönbrunn bei Wien, wo er beim Kaiser weilte, plötzlich von einem Ohnmachtsanfall betroffen worden und zu Boden gestürzt, doch hat Graf Taaffe sich bald wieder erholt und mißt dem Vorfall, der wahrscheinlich in Folge der starken Hitze ihn betroffen hat, keine weitere Bedeutung bei.
- Präsident Carnot eröffnete das internationale Turnfest in Vincennes, an welchem 10 000 Turner, darunter auch die Czechen aus Prag theilnahmen.
- Eine Zugverspätung infolge der kannibalischen Hitze ist thatsächlich auf der Strecke Korsör-Kopenhagen eingetreten. Durch die Sonnenglut dehnen sich dieser Tage die Eisenbahnschienen unweit der Station Slagelse derart aus, daß dieselben stark gebogen wurden. Das Geleise konnte von dem Zuge nicht befahren werden; vielmehr mußten schleunigst neue Schienen gelegt werden.
- Wohlgeruch für den Wäscheschrank. Zur Rosenzeit sammle man alle Tage die im Abfallen begriffenen Rosenblätter in ein Körbchen und streue sie in den Wäscheschrank, in Schiebladen und Kästen. Mit Flieder= und Jasminblättchen verfahre man ebenso, dann hat man das ganze Jahr über herrlich duftende Wäsche. Im Winter, auch wohl erst im Frühjahr, entferne man die vertrockneten Blätter und ersetze sie im nächsten Sommer durch frische.
- Konservierung von Blumenbouquets. Hierzu dient folgendes einfache Mittel: Man giebt zu dem in der Vase enthaltenen, täglich zu wechselnden Wasser, jedesmal eine Messerspitze salpetersaures Natron und vermag dadurch die Blumen bis zu 14 Tage lang in ihrer ursprünglichen Frische zu erhalten.
Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 47 Seite 6]Angela.
[Fortsetzung.]
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