No. 49
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. Juni
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 49 Seite 1]

Die Durchführung der Alters= und Invaliden=Versicherungs=Gesetzes
wird sich in der gewerblichen Praxis in folgender Weise gestalten. Bei der Lohnzahlung werden auf eine vom Arbeiter zu führende Karte Marken aufgeklebt. Für jede Woche kommt eine Marke zur Verwendung. Aus diesen Marken ist zu erkennen: a) Die Versicherungsanstalt, in deren Bezirk der Arbeiter gearbeitet hat, b) die Lohnklasse, welcher er angehört hat. Die Karte enthält Platz für 47 Wochen=Marken. 47 Beitrags=Wochen werden als ein Beitragsjahr gerechnet. Wenn die Karte mit 47 Marken beklebt ist, oder wenn drei Jahre seit Lösung der Karte verflossen sind, ist eine neue Karte zu lösen. Die abgelaufen Karten werden von den Stellen, welche die Bundes=Centralbehörde hierzu bestimmt, umgetauscht und zugleich über die zur Ablieferung gelangte Karte eine Bescheinigung ertheilt. Die Lohnklassen werden nach dem Jahres=Arbeitsverdienst des Arbeiters festgesetzt. Erste Klasse bis zu 350 Mark einschließlich, zweite Klasse 350 bis 550 Mark, dritte Klasse 550 bis 850 Mk., vierte Klasse von mehr als 850 Mark. Die Wochenmarken kosten für die erste Lohnklasse 14 Pfennige, für die zweite 20 Pfennige, für die dritte 24 Pfennige und für die vierte Klasse 30 Pfennige. Das Einkleben der Marken hat der Arbeitgeber zu bethätigen und er ist berechtigt, dem Arbeiter die Hälfte des Preises der Marke, also für die erste Klasse 7 Pfg., für die zweite 10 Pfg , für die dritte 12 Pfg. und für die vierte Klasse 15 Pfg. bei der Lohnzahlung abzuziehen. Wenn ein Arbeiter im Laufe der Woche bei verschiedenen Arbeitgebern arbeitet, so hat der Erste die Marke einzukleben. Gegen diese Leistungen erhält der Arbeiter eine Jahres=Rente, wenn er dauernd erwerbsunfähig wird und mindestens fünf Beitragsjahre zu 47 Wochen, oder wenn er 70 Jahre alt wird und mindestens 30 solche Beitragsjahre hinter sich hat. Diese wird im ersten Falle Invaliden=Rente, im zweiten Falle Alters=Rente genannt. Für jene Versicherten, welche in den ersten fünf Jahren nach dem Inslebentreten des Gesetzes invalide werden, oder, bevor dreißig Jahre abgelaufen sind, das 70. Lebensjahr vollenden, enthält das Gesetz Uebergangsbestimmungen, welche für diese Fälle den Bezug der Invaliden= oder Alters=Rente zusichern, falls die Versicherten für eine bestimmte Zeitdauer vor dem Inslebentreten des Gesetzt in einem Arbeits= oder Dienstverhältniß gestanden haben. Die Invaliden=Rente ist verschieden, je nachdem der Arbeiter vor Eintritt der Erwerbs Unfähigkeit längere oder kürzere Zeit in einem Arbeitsverhältniß gestanden und daher Wochenbeiträge entrichtet hat. Die Art und Weise der Berechnung ist im Paragraph 26 des Gesetzes festgestellt. Hiernach ergiebt sich als Betrag der Invalidenrente: für die erste Lohnklasse als Mindestbetrag 114 Mark 14 Pfennige, als Höchstbetrag 157 Mk., als Durchschnittsbetrag 135 Mk. 85 Pfg.; für die zweite Lohnklasse als Mindestbetrag 124 Mk. 10 Pfg., als Höchstbetrag 251 Mk., als Durchschnittsbetrag 187 Mk. 55 Pfg.; für die dritte Lohnklasse als Mindestbetrag 131 Mk. 15 Pfg., als Höchstbetrag 321 Mk. 50 Pfg., als Durchschnittsbetrag 226 Mk. 33 Pfg.; für die vierte Lohnklasse als Mindestbetrag 140 Mk. 55 Pfg., als Höchstbetrag 415 Mk. 50 Pfg., als Durchschnittsbetrag 278 Mk. 3 Pfg. Der Reichszuschuß mit 50 Mark ist überall mit eingerechnet. Die Altersrente beträgt in ihren Maximalbeträgen für die erste Klasse 106 Mk. 40 Pfg., für die zweite Klasse 134 Mk. 60 Pfg., für die dritte Klasse 162 Mk. 80 Pfg., für die vierte Klaffe 191 Mk. Der Reichszuschuß mit 50 Mark ist auch hier eingerechnet. Der Genuß der Invalidenrente schließt den Bezug einer Altersrente aus. Die Auszahlung der Renten an den Bezugsberechtigten erfolgt durch die zuständige Postanstalt.


In den ersten Tagen des Juli wird Kaiser Wilhelm am Bord der Yacht "Hohenzollern" eine Erholungsreise nach den Lofoden=Inseln an der Westküste von Norwegen unternehmen. Auf dieser Fahrt wird der Kaiser nur von wenigen Herren seiner nächsten Umgebung, einigen vortragenden Räten, dem Reisenden Dr. Güßfeldt und dem Marinemaler Salzmann begleitet sein. Nach der Rückkehr von dieser etwa dreiwöchigen Fahrt wird alsdann die Reise nach London angetreten.
Der Kaiser hat seine Reise nach Straßburg und Metz vorläufig aufgegeben und wird der Monarch die Städte vielleicht anläßlich der Herbstmanöver besuchen.
Der Kaiser hat die höchsten Würdenträger aus der Umgebung des Schahs durch die Verleihung von Orden ausgezeichnet. Die anderen Personen des Gefolges sind von ihm mit Ringen, Busennadeln und Goldsachen beschenkt worden.
Die "Kölnische Ztg." verzeichnet das Gerücht aus Petersburger Hofkreisen, daß das russische Kaiserpaar und der Thronfolger Mitte August den deutschen Kaiser in Berlin, und später in Kiel, besuchen werden.
Die ungarische Regierung wird eine großartige Reform im Eisenbahnbilletwesen einführen und künftig einfache Kilometermarken ausgeben, so daß die Billets nach bestimmten Stationen fortfallen. Man kauft sich dann einfach für so und so viel Kilometer Marken und reist wohin man Lust hat.
Die Antwort des Schweizer Bundesrathes auf die Vorstellungen der Drei=Kaisermächte in Sachen der Fremdenpolizei ist sehr höflich gehalten. Es wird in der Note gesagt, die Schweiz sei sich ihrer internationalen Pflichten wohl bewußt und stets bereit, dieselben streng zu erfüllen. Der Bundesrath habe sich schon seit längerer Zeit mit einer besseren Organisation der Fremdenpolizei beschäftigt und soeben den eidgenössischen Räthen eine entsprechende Gesetzesvorlage unterbreitet.
Der schweizer Nationalrath bat einstimmig und ohne Erörterungen 3 350 000 Franks für Kriegs=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 49 Seite 2]

material und 600 000 für Weiterführung der Gotthardbefestigungen bewilligt und damit seine Geneigtheit bekundet, weitere 6 Millionen für die Gotthardarbeiten zu bewilligen. Auch soll der Bundesrath am Sonnabend die Antwort auf die Note der deutschen Regierung festgesetzt haben. Dieselbe soll besagen, daß, da Deutschland bei dem Fall Wohlgemuth nicht verharre, auf die Auslegung des Artikels 2 des Niederlassungsvertrages verzichte und die Frage auf den Allgemeinboden der politischen Polizei stelle, der Bundesrath bereit sei, über die letztere in Verhandlungen einzutreten. Er gebe zu, daß bei der Entwicklung der Verkehrsverhältnisse die Staatseinrichtungen der Schweiz einer guten Fremdenpolizei hinderlich seien. In Folge dessen hat der Bundesrath bei den eidgenössischen Räthen beantragt, das Amt eines eidgenössischen Generalstaatsanwalts wiederherzustellen, der dem Justiz= und Polizeidepartement zugetheilt werden soll.
Das könnte den Franzosen passen! Der "National" verkündet, Deutschland habe der Schweiz ein Ultimatum gestellt. Soweit sind wir Gottlob noch nicht. Am 13. Juni haben aber, wie die offiziöse "Nordd. Allg. Ztg." mittheilt, der deutsche und russische Vertreter dem Vorstand des schweizerischen auswärtigen Departements eine Eröffnung gemacht, in der sie ihre Beschwerden über den Mißbrauch des der Schweiz zugestandenen Rechts auf Neutralität und über Nichterfüllung der damit verbundenen Pflichten seitens der Schweizer Behörden ausgedrückt haben. Der Schweizer Bundesrath hat, dem "Berner Intelligenzblatt" zu Folge, in seiner Antwortnote an die drei Kaisermächte auf die Vorstellungen in Sachen der Fremdenpolizei erklärt, die Schweiz sei sich ihrer internationalen Pflichten wohl bewußt und sei bereit dieselben streng zu erfüllen. Der Bundesrath beschäftigte sich schon seit längerer Zeit mit einer besseren Organisation der Fremdenpolizei und habe soeben den eidgenössischen Räthen eine bezügliche Gesetzvorlage unterbreitet. Das sind die thatsächlichen Vorgängen zwischen den betheiligten Mächten, denen noch hinzu gefügt werden kann, daß der deutsche Consul Beuteführ und mehrere andere Mitglieder wegen des Protestes des Reichsvereins in Zürich gegen die deutschen offiziösen Blätter aus dem Verein ausgeschieden sind.


- Berlin wird den Titel einer Anderthalbmillionenstadt binnen kurzem, vielleicht schon in den nächsten Wochen zu führen berechtigt sein. An der imposanten Ziffer von anderthalb Millionen Einwohnern fehlen noch sechs= bis siebentausend. Bei dem starken stetigen Zuzug wird mithin obiger bedeutsamer Abschnitt in der Entwicklung der Reichshauptstadt bald erreicht sein.
- 112 Pferde wurden im Monat Mai nach der Mittheilung eines Berichterstatters in Berlin vom Hitzschlag betroffen.
- Die Eiertransporte von Rußland sind in Lübeck so bedeutend geworden, daß eine Lübecker Firma einen großen Dampfer gechartert hat, um mit diesem die Eierverfrachtungen von Riga auf Lübeck zu bewältigen. Jüngst kamen an einem Tage 2 Millionen Stück Eier hier an. Die Eier gehen von hier zum großen Theil nach England, aber auch in Paris soll momentan der Eierverbrauch der Ausstellung wegen sehr groß sein. Jene an einem Tage in Lübeck angekommenen 2 Millionen Eier repräsentiren einen Werth von 60 000 Mk., das Ei nur mit 3 Pfg. berechnet.
- Der Schah von Persien hat der deutschen Kaiserin eine kostbare Agraffe, bestehend aus einem Smaragd von seltener Größe, umgeben von großen Diamanten zum Geschenk verehrt.
-In Wildbad Gastein hat am Sonntag die Enthüllung eines dem Kaiser Wilhelm I. gewidmeten Denkmals stattgefunden. Der Platz, auf welchem das Denkmal errichtet, schien dem hohen Kurgast seit 15 Jahren lieb und werth geworden. Vor einem hügeligen Gelände stand eine unscheinbare Bank, auf der der kaiserliche Spaziergänger bei seiner täglichen Promenade sich auszuruhen pflegte und von wo er die entzückende Aussicht auf ein großartiges Panorama zu genießen Gelegenheit hatte. Das Denkmal besteht aus einem giebelgekrönten Aufbau, welcher in einer Bogennische die bronzene Kolossalbüste des Kaisers in Zivil aufnimmt und auf seiner Spitze die deutsche Kaiserkrone trägt. Die Vorderseite des Giebels zieren das deutsche und das österreichische Wappen, eine Andeutung auf den Freundschaftsbund der beiden Völker.
- Dem Schah von Persien wurde, wie nachträglich bekannt wird, bei seiner Anwesenheit in Thorn ein großer Thorner Pfefferkuchen ins Coupee gereicht. Er schien hierüber sehr erfreut und ließ dem Spender durch seinen Dolmetscher seinen Dank sagen; es wäre ihm wohl bekannt, daß Thorn der Geburtsort dieser ausgezeichneten Pfefferkuchen sei.
- Die Wettiner Jubelfeier hat die Dresdener Gastwirthe zur Forderung ungeheurer Zimmerpreise begeistert. So verlangt der Inhaber eines Gasthofes zweiten Ranges, wie in seinem Schreiben schwarz auf weiß zu lesen steht, für eine Stube mit einem Bett im zweiten Stock 50 Mk., für eine solche im dritten Stock 40 Mk. täglich.
- Das Braunschweigische Ministerium zahlte Windthorst, welcher Bevollmächtigter des Herzogs von Cumberland ist, sämmtliche Kapitalien aus dem Nachlaß des Herzogs von Braunschweig aus.
- Der in Würzburg im Duell erschossene stud. med. Plankemann ist nicht Mitglied der dortigen Burschenschaft "Arminia" gewesen. Ueber die Ursache des verhängnißvollen Zweikampfes wird noch gemeldet, daß derselbe durch einen Streit beim Kartenspiel wegen 10 Pfennigen entstanden ist. Die Kugel hat auf das Portemonnaie geschlagen und das Schloß gelöst, dessen Theile in die Weiche gedrungen sind und die todbringenden Verletzungen verursacht haben. Am Montag Vormittag soll zwischen 2 Studenten im Guttenberger Wald bei Würzburg wiederum ein Pistolen=Duell stattgefunden haben. Einer der Duellanten soll nicht unerheblich verwundet sein.
- Die Einnahme an Wechselstempelsteuer im deutschen Reiche hat in den Monaten April und Mai rund 1 260 000 Mk. betragen, oder 150 000 Mk. mehr als im vorigen Jahre.
- Der Bart des Königs Humbert. Ein drolliges Abenteuer ist dem König von Italien gelegentlich seiner Reise nach Berlin begegnet. Der König Umberto, der bekanntlich einen sehr starken Bartwuchs besitzt, hatte das schwierige Geschäft des Rasierens auf den Tag der Abreise verschoben. Der Leibbarbier stand bereit, allein Se. Majestät war so von Staatsgeschäften und Verfügungen, ferner von dem Empfang von politischen Persönlichkeiten und Würdenträgern in Anspruch genommen, daß er keine Minute Zeit fand. Die wichtige Handlung ward darum verschoben, in der Hoffnung, daß man auf irgend einer Haltestation dazu kommen würde. Allein überall waren Behörden zu empfangen und Reden anzuhören, so daß der König wiederum keinen Augenblick für seinen Barbar erübrigen konnte. Auch in Luino und Göschenen schlug jede Hoffnung fehl, und so wurde denn auf Befehl des Königs in einem abgeschiedenen Waldthal der Gotthardbahn Halt gemacht, und der König ließ sich rasiren, überragt von Bergriesen, die sich früher nie gedacht hatten, Zeugen eines so wichtigen Aktes zu werden.
- Bei dem großen Turnfest in Vincennes marschirten die Elsässer mit umflorter Fahne vorüber. Nach diesen wurden die Czechen am lautesten begrüßt. Ihr Sprecher überreichte dem französischen Turnerbund einen silbernen Lorbeerkranz mit den Worten: "Diesen Kranz winden wir Euch, weil Ihr Sieger seid durch Geist und Gesinnung."
- Zur Ernte in Rußland. Im Gouvernement Tambow (eins der größten in Rußland) ist die Landschaftsversammlung zusammenberufen, um über Maßnahmen gegen die drohende Noth in Folge der diesjährigen Mißernte zu berathen.
- Ein Ueberfall durch die Chippewa=Indianer wird in Folgendem aus Philadelphia unterm 14. Juni gemeldet: Die Chippewa=Indianer auf der Mille=Lacs=Reservation befinden sich auf dem Kriegspfade. Einige Bauunternehmer, welche Bewässerungsanlagen bauen wollten, begannen ihre Arbeiten trotz der Warnungen der Indianer auf der Reservestation und ließen 300 Arbeiter, meistens Schweden, gestern einen Graben ziehen. Die Indianer fürch=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 49 Seite 3]

teten, daß ihre Seen, in welchen sie fischen, trocken gelegt werden würden. Unter Führung der "Weißen Schlange" und des "Großen Bären" griffen daher 400 Indianer, kriegerisch bemalt und mit Tomahawks und Gewehren bewaffnet, die Schweden an. Die Arbeiter ließen ihre Spaten im Stich und ergriffen die Flucht. Die Indianer schossen und tödteten und verwundeten mehrere von ihnen. Zwei der Unglücklichen wurden skalpirt und furchtbar verstümmelt. Drei Compagnien Militär sind auf dem Marsche, um die Ordnung wiederherzustellen.


Anzeigen.

Unter dem heutigen Datum ist ins hiesige Handelsregister sub Nr. 65 Fol. LII eingetragen:

Firma: Hugo Heincke.
Ort der Niederlassung: Schönberg.
Name und Wohnort des Inhabers : Lorenz Christian Friedrich Wilhelm Hugo Heincke in Schönberg.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,          
den 19. Juni 1889.          
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.       


Wider den flüchtig gewordenen Schmiedegesellen Adolf Busch aus Oldenburg, welcher dringend verdächtig ist, am 31. Mai d. J. in Schönberg sich eines Diebstahls schuldig gemacht zu haben, ist der richterliche Haftbefehl erlassen. Ich bitte um Vigilanz event. Festnahme und Benachrichtigung. p. Busch ist ca. 35 Jahre alt, groß und schlank, hat blonde Haare und einen blonden Schnurrbart. Bekleidet war derselbe bei seiner Entweichung mit einem dunkelgrauen Jacket und einer grauen Mütze mit großem Schirm.
Schönberg i/M., den 18. Juni 1889.

Der Amtsanwalt.


Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß das Verzeichniß der in der Stadt Schönberg wohnenden, zur Berufsgenossenschaft für die Unfallversicherung der land= und forstwirthschaftlichen Arbeiter des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz gehörigen beitragspflichtigen land= und forstwirthschaftlichen Betriebe gemäß § 38 Abs. 1 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 während zweier Wochen, vom 12. Juni cr. angerechnet, zur Einsicht der Betheiligten bei uns ausliegt und daß in Gemäßheit des § 38, Abs. 2 des erwähnten Reichsgesetzes binnen einer weiteren Frist von vier Wochen die Betriebsunternehmer wegen der Aufnahme oder Nichtaufnahme ihrer Betriebe in das Verzeichniß, sowie gegen die Veranlegung und Abschätzung ihrer Betriebe bei dem Genossenschafts=Vorstand für die Unfallversicherung der land= und forstwirthschaftlichen Arbeiter des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz zu Neubrandenburg Einspruch erheben können.
Schönberg, den 8. Juni 1889.

Der Magistrat.


Holz=Auction Nr. 36.

Am Montag, den 24. Juni morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Scharenberg zu Demern nachstehende Loheichenholz=Sortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

a. Von der Gr. Rüntzer Feldmark.

29 Stück Loheichen=Stämme = 38,84 Festmt.
34 Rmet. Loheichen=Kluft II. Cl. u. Olm.
  4 Rmet. Loheichen=Knüppel I. Cl.
50 Rmet. Loheichen=Knüppel II. Cl.

b. Aus der Brandkuhle.

16 Stück Loheichen=Stämme = 26,46 Festmt.
12 Rmet. Loheichen=Kluft II. Cl. u. Olm.
  2 Rmet. Loheichen=Knüppel I. Cl.
28 Rmet. Loheichen=Knüppel II. Cl.
Schönberg, den 13. Juni 1889.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Ich habe meine Praxis nach außerhalb wieder aufgenommen.
Ratzeburg, den 1. Juni.

                                                    C. Deupser.
                                                    pract. Thierarzt.


Alle diejenigen, welche Forderungen an den Landwirthschaftlichen Verein kleinerer Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg haben, werden gebeten, ihre Rechnungen im Laufe dieser Woche bei mir einzureichen; auch sind die am Thierschautage zur Verloosung gekommenen Gewinne bei mir abzufordern.
Schönberg, den 17. Juni 1889.

                                                    J. H. Böckmann.


Samos
(griechischer Wein)
pro Flasche 1 Mk. incl. Flasche,
bei Abnahme von 12 Fl. pro Fl. 90 Pfg.
empfiehlt                                                           
                                                    Aug. Spehr.


Bier-Treber

empfehle ich billigst, jedoch muß Käufer dieselben im eigenen Gefäß abholen.

                                                    C. Schwedt.


Gußstahl-Sensen
empfehle ich billigst                                                    
                                                    C. Schwedt.


Handgeschmiedete Gußstahlsensen
unter Garantie empfiehlt                                                    
                                                    Joh. Bockwoldt,
                                                    Schmiedemeister.


Wichtig für Schweissfuss-Leidende!

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Schönberg.                                                     Siemzerstraße 140.


Honig
das Pfund zu 75 Pfennige hat zu verkaufen            
                                                    Gastwirth Sterly. Selmsdorf.


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[ => Original lesen: 1889 Nr. 49 Seite 4]
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Bin auch gerne bereit die Maschine leihweise abzugeben.


Am Sonntag, den 23. und Montag, den 24. Juni findet bei mir ein

Scheibenschiessen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner freundlichst einlade.

Sülsdorf.                                                     J. Wienck.
Am Montag, den 24. Ball.


Ersparniß- & Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Johannistermines
vom 24. Juni bis 1. Juli d. Js.
an den Werktagen:
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 30. Juni d. Js.:
von 7 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 15. Juni 1889.                          
                                                    Das Directorium.


Die leichten waschechten

Netz-Sommer-Decken

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Für jede Familie

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Feine Schlafdecken dunkelfarbig à 4 1/2 Mark.
Elegante Reisedecken bunt à 9 Mark.
Für Landwirthe ganz besonders aber:
Erntepläne 15 Fuß lang 9 breit à 9 Mark.
2 ctr. Drillichsäcke zu Getreide à 1 Mark.
Wasserdichte Pläne à 24 Mark.

                                                    Hugo Herrmann,
                                                    Fabrikbesitzer, Stettin.


Matjes=Hering
empfiehlt                          
                                                    W. Wieschendorf.


Frische Kartoffel
à Liter 12 Pf. und frische Wurzel
hat zu verkaufen                          

                                                    P. Bohnhoff.


Carbolineum
empfiehlt zu billigen Preisen.                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Feinste Matjes=Heringe
empfiehlt                                                    
                                                    A. Wigger Nachf.


Billig zu verkaufen schöne 5 Wochen alte
Ferkel
in der                                                     Meierei Bauhof=Schönberg.


Verloren am Dienstag Abend drei Erntebinder und einen Strang.
Abzugeben gegen Belohung bei

                                                    Fuhrmann Fanselow.


Matjes=Hering
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Sensen

aus der größten und ältesten Sensenfabrik empfiehlt in nachstehenden Sorten
          Deutsche Reichssensen,
          Phönix-Sensen,
          Gussstahl-Sensen,
          Münzstahl-Sensen,
unter Garantie zu billigen Preisen.

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


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auf dauernde Arbeit sucht                          
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zum 1. November einen verheirath. Kuhfütterer und einen unverheiratheten Pferdeknecht.

                                                    A. Jantzen.
                                                    Brandenbaum b. Lübeck.


Statt besonderer Meldung.

Die heute früh 2 1/2 Uhr erfolgte glückliche Geburt eines gesunden Mädchens beehren wir uns ergebenst anzuzeigen.
Schönberg, den 18. Juni 1889.

                                                    C. Pustir und Frau,
                                                    geb. Schwedt.


Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 23. Juni

        Frühkirche: fällt aus.
        Vormittagskirche: Pastor Langbein.
        Amtswoche: Pastor Langbein


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 25.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 49 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 49 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. Juni 1889.


- Von der Helligkeit eines waschechten Berliner Jungen hat kürzlich ein Fremder die rechte Vorstellung gewonnen, dem, während er das Schaufenster eines Geschäftes betrachtet, sein Pincenez in den mit einem Eisenrost bedeckten Keller gefallen war. Was nun? Lustig pfeifend kommt ein halbwüchsiger Bursche an und sieht, was da geschehen. Die Hände auf dem Rücken schaut er in die Tiefe hinab und überlegt. "Warten Se man Männeken, ick hol' ihr raus," so lautet sein Entschluß. Ein Versuch mit dem Spazierstocke des Herrn mißlingt, "ihr zu angeln." Der Junge sinnt einen Augenblick nach, er hat's! Schnell verschwindet er in dem Hause, um bald darauf mit einem in die Ecke geworfenen, vertrockneten "Maistrauch", von dem er eine lange Ruthe abgebrochen, zurückzukehren. Auch ein Drahtnagel ist schleunigst von ihm beschafft. Die Mairuthe wird mit ihrem eigenen Bast an dem Spazierstock befestigt, der gebogene Nagel gleich einem Angelhaken an das obere Ende gebunden, und nun geht die Pincenez=Angelei vor sich. Lachend umsteht ihn das angesammelte Publikum. Der erste und zweite Versuch mißlingen, aber er meint: "Se muß doch anbeißen." Und richtig, "sie" biß an. Langsam und bedächtig zieht er "ihr" aus der Tiefe empor und überreicht selbstzufrieden dem Herrn sein Pincenez. Zur klingenden Gegenleistung mußte sich der Fremde erst Kleingeld in einem nahen Laden einwechseln. Für alle Fälle behielt der Junge so lange dessen Spazierstock in Verwahrung, bis der halbe Märker in seine Hand geglitten war.
- Zur Bekämpfung der Feldmäuse. Ein eigenartiges, zugleich einfaches und billiges Mittel zur Vertilgung der Feldmäuse, welches man zuweilen mit bestem Erfolg angewendet sieht, ist folgendes: Man setze auf den besonders von Mäusen heimgesuchten Flächen hin und wieder etwa 12 Fuß hohe Stangen, die oben mit einer kurzen Querstange versehen sein müssen. Dadurch werden Krähen und Mäusebussarde, welche gern auf diesen Stangen sitzen, herbeigelockt. Dieses so überaus einfache Mittel soll stets einen durchschlagenden Erfolg erzielt haben.


Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 49 Seite 6]

Angela.
[Fortsetzung.]


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