[ => Original lesen: 1889 Nr. 42 Seite 1] Kaiser Wilhelm soll, wie der "Brünner Tagesbote" meldet, vom Kaiser Franz Josef von Oesterreich zu den diesjährigen in Böhmen und Mähren stattfindenden Herbstmanövern der österreichischen Armee eine Einladung erhalten und sein Erscheinen bereits zugesagt haben.
Dem Reichstag wird noch ein Nachtragsetat zugehen betr. die Kosten für den Ersatzbau der bei Samoa verloren gegangenen Schiffe der deutschen Marine.
Der Reichstag hat die Invaliditäts= und Alters=Versicherung nunmehr angenommen und seine Sitzungen nach dieser guten That geschlossen. Für heute müssen wir von einer Besprechung des Entwurfes, wie derselbe nun Gesetz werden wird, absehen und uns damit begnügen, die Abstimmung, wie sie erfolgt ist, mitzutheilen. Die Abstimmung war eine namentliche; mit ja haben 185, mit nein 165 Mitglieder gestimmt, 4 Mitglieder haben sich der Stimmabgabe enthalten. Das Ergebniß der Abstimmung wurde mit lauten Bravorufen der Mehrheit aufgenommen, während die Opposition zischte. Der Staatssekretär v. Bötticher wurde lebhaft beglückwünscht.
Für die Verkündigung des Invaliditäts= und Alters=Versicherungs=Gesetzes soll, wie man aus Berlin hört, eine besonders feierliche Form gewählt werden. Der Schluß der Sozialreform würde also ihrem Anfang entsprechen. Die Absicht der Regierung, nicht bei den Repressivmaßregeln stehen zu bleiben, die in dem Sozialistengesetz gegen die Sozialdemokratie getroffen sind, sondern auch zu positiven Maßnahmen zur Verbesserung der Lage der Arbeiter überzugehen, ist bekanntlich in feierlicher Weise in der kaiserlichen Botschaft vom 17. November 1881 kundgegeben worden.
Die Mittwochssitzung der Samoa=Conferenz ist nur von kurzer Dauer gewesen. Es sollen in derselben alle streitigen Punkte erledigt worden und nur noch eine Sitzung in Aussicht genommen sein, sodaß der Schluß der Conferenz bald erfolgen können werde.
In Rom und ganz Italien ist die Befriedigung und die Freude über die glänzende Aufnahme, die der König Humbert, sein Sohn, der Kronprinz, und der Minister Crispi in Berlin finden, groß. Der Deputierte Cavaletto hat in der Kammer den Dolmetsch der Empfindungen des italienischen Volkes gemacht. Es wurde dann auf den Vorschlag des Präsidenten ein Telegramm nach Berlin an den König abgesandt, in dem der Dank des italienischen Volkes für die Aufnahme des Königs an den Kaiser, das deutsche Volk, die Regierung und die Stadt Berlin Ausdruck findet. Ebenso ist an die Schweizer Regierung ein Danktelegramm abgesandt worden. Die italienischen Zeitungen sprechen sich einstimmig hochbefriedigt über die Aufnahme des Königs aus, sogar die franzosenfreundlichen Radikalen sind des Lobes voll. Die Königin Margherita ist am Dienstag nach Neapel abgereist und hat sich von dort nach Capodimonte begeben. Sie hat ihrem Gemahl Blumen und werthvolle Geschenke für die Kaiserin Viktoria mitgegeben, die dieser in Berlin bereits überreicht hat.
Ueber die russischen Rüstungen wird der Kreuz=Zeitung aus St. Petersburg geschrieben: Das Ziel, die Vorbereitung für den Angriffskrieg, wird alsbald erreicht sein. Neuerdings werden die Trains organisirt. Die Kavallerie Divisionen und Schützenbrigaden, die die Grenze eventuell sofort überschreiten sollen, haben sämmtlich leichte Trains erhalten Die Reichskommission, die über die Frage der Verantwortlichkeit der Eisenbahnbeamten für die Katastrophe bei Borki zu verhandeln gehabt hat, hat ihre Thätigkeit eingestellt. Da der oberste Beamte bereits abgesetzt ist, hat die Kommission Straflosigkeit der übrigen Beamten beantragt.
- Schönberg. Die am Sonnabend im Boyeschen Locale stattgefundene Versammlung in Sachen der Privat=Mädchenschule war bei weitem zahlreicher besucht, wie die beiden vorigen. Die anwesenden Herren einigten sich darüber, daß nunmehr definitiv mit Gründung der Schule vorgegangen werden solle. Eine Missive mit den vereinbarten Punkten, unterschrieben von 12 Vätern von Töchtern circulirt augenblicklich in der Stadt. Für auswärtige und solche, die noch eine Bedenkzeit wünschen, liegt dieselbe bis zum 15. n. M. beim Herrn Actuar Dufft hieselbst aus. Die vereinbarten Punkte sind selbstverständlich nur vorläufige und für die Unterschreibenden erst bindend, wenn sie in der nach dem 15. Juni einzuberufenden General=Versammlung bestätigt resp. abgeändert werden. Es ist deswegen namentlich für diejenigen, die Abänderungen wünschen, dringend nöthig, daß sie in diese Versammlung entweder selbst kommen, oder Bevollmächtigte schicken. Sollten sich zunächst nur genügende Unterschriften für eine einklassige Schule finden, so wird mit dieser der Anfang gemacht.
- Schönberg. Zur Aushülfe bei der hiesigen Real= und Bürgerknabenschule an Stelle des verstorbenen Lehrers W. ist der Hülfslehrer Kley aus Usadel berufen.
- Schönberg. Am Freitag Mittag wurde die Stadt durch Feuerlärm erschreckt und schnell verbreitete sich die Kunde, daß das Egert'sche Holzschneidewerk vor dem Siemzerthore in Flammen stehe, dicke Rauchwolken sah man in dieser Richtung aufsteigen. Die Städtischen Spritzen eilten rasch zur Brandstelle und fanden volle Arbeit, denn das ganze aus Holz hergestellte Gebäude mit seinem reichen Inhalt an Brettern, Balken, Spähnen etc. stand in voller Glut; die durch den heftigen Ostwind auf's Höchste angefacht wurde. Die alsbald in Thätigkeit tretenden Spritzen konnten nicht verhindern, daß das benachbarte Schmied Hund'sche Gehöft ebenfalls in Brand gerieth, und konnten nur mit größter Anstrengung die benachbarten Gebäude vor dem Feuer schützen. Die dichten Alleebäume der Chaussee trugen viel zum Schutze der gegenüberliegenden Häuser bei, die sonst jedenfalls auch vom Feuer ergriffen worden wären. Die am Petersberger Wege unter Wind belegte mit Strohdach gedeckte Ackerbürger Boyesche Scheune wurde vom Flugfeuer ergriffen und lag ebenfalls bald in Asche. In kurzer Zeit war das ganze Etablissement zerstört und Nach=
[ => Original lesen: 1889 Nr. 42 Seite 2]mittags 2 Uhr war die größte Gefahr vorüber, doch hatten die Spritzen noch bis Abends und theilweise auch die folgende Nacht hindurch volle Arbeit, die immer wieder durch den Wind angefachte Glut zu dämpfen. Gerettet konnte aus dem Egert'schen Gehöft bei dem schnellen Umsichgreifen des Feuers gar nichts werden, während aus dem Hund'schen Gehöfte nur etwas geborgen wurde. Ueber die Entstehung des Feuers ist bis jetzt nichts ermittelt. Den Gesammtschaden trägt die hiesige Vaterländische Feuer=Versicherungs=Gesellschaft.
- Schönberg. Am Sonnabend Nachmittag gegen 1/2 4 Uhr wurde der dem Halbhufner Wittfoth in Schlagbrügge gehörige Kathen aus Fachwerk mit Strohdach ein Raub der Flammen. Anscheinend ist das Feuer durch Funken, die vom Feuerherd gekommen sind, entstanden. Da der Kathen entfernt vom Dorfe isolirt lag, so war glücklicher Weise eine Gefahr für letzteres nicht zu befürchten. Von den Mobilien der beiden Einwohner ist nur Weniges gerettet, den Schaden hat der Möbelversicherungsverein für das Fürstenthum Ratzeburg zu tragen.
- Schönberg. Am Sonntag Nachmittag fand in der neuen Kirche zu Carlow das Concert zum Besten des Orgelbaufonds statt, zu welchem sich von Nah und Fern Zuhörer in einer so großen Anzahl eingefunden hatten, daß die Kirche fast bis auf den letzten Platz gefüllt war. Die Einnahme entspricht denn auch dem zahlreichen Besuch indem ein Betrag von 163 M. an Eintrittsgeldern eingekommen ist. Ueber die Ausführung der einzelnen Nummern des Programms läßt sich nur sagen, daß durchweg die gehegten Erwartungen übertroffen worden sind.
- Schönberg. Der Kutscher Ruge zu Hof Zarnewenz hatte sich am 22. ds. Mts. aus seiner Wohnung entfernt und war bisher nichts über seinen Verbleib bekannt geworden. Am 25. ds. Mts. hat man nun seine Leiche in einem auf der Zarnewenzer Feldmark befindlichen Moorgraben gefunden und läßt sich vermuthen, daß er seinem Leben selbst ein Ende gemacht hat.
- Schönberg. An Beiträgen für das Denkmal der ehemaligen deutschen Soldaten für Kaiser Wilhelm I. auf dem Kyffhäuser sind bisher eingegangen:
Sammelstelle Schönberg:
Oberlanddrost Graf Eyben Exc. 5 Mk., Medicinalrath Dr. Marung 5 Mk., Pastor prim. Kaempffer 5 Mk, Bürgermeister Bicker 5 Mk., Oberförster Hottelet 3 Mk. , Schulze Burmeister=Gr. Siemz 3 Mk., Schulze Lenschow=Gr. Bünsdorf 3 Mk., Cantor Hempel 3 Mk., Domainenpächter Diercking=Lockwisch 3 Mk. (Ehrenmitglieder des Kampfgenossen=Vereins) Frau Pastor Kaempffer 3 Mk., Steuerrath Grapow 3 Mk, Förster v. Linstow=Carlow 5 Mk, N N. 10 Mk., Hauswirth Oldenburg=Niendorf 5 Mk., Domainenpächter Hörcher=Wahrsow 3 Mk., Domainenpächter Kaiser=Stove 6 Mk., Apotheker Montag 3 Mk., Hauswirth Wigger=Törpt 3 Mk., Hauswirth Burmeister=Rodenberg 1 Mk., Hauswirth Kröplin=Falkenhagen 2 Mk., Kutscher Maaß 0,50 Mk., Retelsdorf=Boitin=Resdorf 0,50 Mk., Steinmetz Busch 0,50 Mk., Gefangenwärter Schmöcker 1 Mk., Rechtsanwalt Fölsch 3 Mk. Summa 84,50 Mk.
- Lübeck. Am Sonntag, den 26. ds. Mts., Nachmittags um 3 Uhr entstand in Lübeck am Hafen in einem Lagerschuppen ein großes Feuer. Es verbrannten ca. 2-3000 Ballen Baumwolle, 300 Ballen Flachs, 6 Eisenbahn=Waggons Apfelsinen und Citronen, mehrere Hundert Säcke Getreide und Talcum, 100 Colli Nähmaschinen, viele Ballen feiner Lumpen (Sammetabfälle etc.), ein für St. Petersburg bestimmter Lustkutter, sowie eine große Menge Stückgüter.
- Der Andrang zu der Gala=Opernvorstellung im königlichen Opernhause war ein ganz kolossaler und wurden Parquetplätze der rechten Seite, - von welcher aus die hohen und höchsten Herrschaften am besten zu sehen sind, - mit 30 Mark das Stück ausgeboten und reißend abgenommen.
- Für ein Fenster Unter den Linden wurden am Tage der Vorbeifahrt des Kaisers und des Königs von Italien am Sonntag 160 Mark und später sogar 600 Mark bezahlt. Ein Platz im Parterre des Café Bauer war dem Publikum mit 16 Mark und Später sogar mit 28 Mark nicht zu theuer.
- Ein bis jetzt einzig dastehendes Einjährig=Freiwilligen=Examen dürfte wohl das jüngste in Münster abgehaltene sein. Zweiundzwanzig junge Mönche, Novizen des Franziskanerordens, erschienen im Regierungsgebäude, um sich der schriftlichen und mündlichen Prüfung zu unterziehen. Alle ohne Ausnahme bestanden.
- Von schweren Wetterschäden wird heute wieder aus Sachsen gemeldet. Ein Wolkenbruch hat am Montag Abend die Bahnstrecke Glauchau=Zwickau zerstört. Beim Darüberfahren eines Zuges ist eine Brücke, die unterspült war, eingebrochen, sodaß die Maschine den Damm hinabgestürzt und der Führer derselben, sowie der Heizer, umgekommen ist. Die Ortschaften in der Umgegend von Krimitschau und Werdau sind fast sämmtlich überschwemmt, viele Häuser sind eingestürzt, auch der östliche Stadttheil von Krimitschau steht unter Wasser.
- Einen guten Fang haben mehrere Einbrecher in Königsberg gemacht. Sie stahlen nämlich 10 000 Stück Briefmarken à 5 Pfg., 40 000 Stück à 10 Pfg. und 19 000 à 20 Pfg. Auf die Herbeischaffung des gestohlenen Gutes ist eine Belohnung von 300 Mark ausgesetzt.
- Die Reihe russischer Gewaltthaten in den Ostseeprovinzen scheint so bald kein Ende nehmen zu wollen. Eine neue Leistung brutaler Willkür wird durch ein "Eingesandt" der "Revaler Zeitung" enthüllt, das in seiner trockenen Kürze mehr als Bände spricht:
"Nachdem den Vertretern der evangelisch=lutherischen Gemeinden der Stadt Reval, welche bisher die Zentralkasse der kirchlichen Armenpflege verwaltet haben, am gestrigen Tage durch höhere Gewalt die Fortsetzung ihrer Thätigkeit verboten und der Bestand der Kasse im Betrag von 837 Rbl. 77 Kop., sowie alle dazu gehörigen Bücher und sonstigen Gegenstände genommen worden ist, hat somit die Vereinigung gegen Verarmung und Bettelei, sowie die Armenstube aufgehört zu existieren.
Reval, den 21. April 1889. Superintendent Haller"
- Vor einigen Tagen entlud sich ein schweres Gewitter über dem Dorfe Olesna (Oesterreich.) 13 Dorfbewohner, die bei der Feldarbeit vom Gewitter überrascht worden waren, flüchteten sich, Schutz suchend, unter einen Baum. Wenige Minuten hierauf schlug der Blitz ein, von dem sämtliche Arbeiter getroffen wurden. 8 Personen blieben auf der Stelle tot, die übrigen sind schwer verletzt.
- Pariser Moden. Kaum ist das Frühjahr gekommen, so zeigt sich die Mode in ihren neuesten Blüthen. Letzteres Wort kann sogar buchstäblich genommen werden, Blumen sind weniger Mode als Blüthen. Letztere sind überwiegend heller Farbe, weiß, weißgelb, weiß= und gelbgrün, blaßroth, um nicht mit dem herrschenden Grün in allzugrellen Gegensatz zu treten. Grün ist nun einmal die Modefarbe, soweit es die Ausschmückung, besonders der Hüte betrifft. Diese sind ganz mit Gezweig und Blätterschmuck bedeckt, aus denen die kleinen Blüthen hervorgucken. Bei der Kleidung selbst ist grün weniger im Gebrauch. Besonders bei jungen Mädchen fängt dagegen roth, besonders purpurroth an, auf die Tagesordnung zu kommen.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Cronscamp sub Nr. IV belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Asmus Beckmann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden. Es werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Dienstag, den 6. August d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. Mai 1889.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
E. Breuel, Act.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 42 Seite 3]Harbker Salon-Brikets
der Harbker Kohlenwerke zu Harbke (Post= und Telegraphenstation).
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allseits als ganz vorzüglich anerkannt, besser, angenehmer und billiger als jedes andere Heizmaterial, in allen Oefen und Hausfeuerungen verwendbar und der unsauberen Heizung mit Steinkohlen, Böhmischen Braunkohlen, Torf pp. weitaus überlegen und vorzuziehen, werden den verehrlichen Consumenten bestens empfohlen.
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Dresden, Schnorrstraße 14,p. Die Direction.
Als Vormünder der minderjährigen Kinder des verstorbenen Halbhufner Ollmann zu Schlagsdorf fordern wir alle diejenigen hierdurch auf, die noch Ansprüche an seinen Nachlaß zu haben glauben, dieselben innerhalb vier Wochen bei einem der Unterzeichneten anzumelden; spätere Anmeldungen können nicht berücksichtigt werden.
Schlagsdorf, den 22. Mai 1889.
Büdner Oldenburg.
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Schönberg i. M., den 15. April 1889.
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Für die große Opferwilligkeit, die uns von allen Seiten bewiesen, sagen wie unseren tiefgefühlten Dank.
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Die Vor= und Nachmatt von 6 Scheffel Wiesen ist zu verpachten für dieses Jahr.
Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.
Wegen gänzlicher Aufgabe steht eine große kräftige Ziege nebst einem fast neuen Butterfass sofort billig zum Verkauf. Wo? sagt die Expedit. ds. Blattes.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 42 Seite 4]Hiermit zur allgemeinen Nachricht, daß unser diesjähriger
König-Schuß
am Montag, den 8. und Dienstag, den 9. Juli stattfindet.
Loose à 30 Pfg. zur Tombola am zweiten Königschußtage sind schon jetzt bei uns zu haben.
Schönberg, den 27. Mai 1889.
Der Vorstand der Schützenzunft.
Vaterländische Feuer-Versicherungs-Actien-Gesellschaft in Elberfeld.
Gegründet 1821.
Der Geschäftsstand war am 1. Januar 1889 folgender:
Die laufende Versicherungssumme 3 285 942 398 M. - .
Die Prämien= und Zinsen=Einnahme 5 825 590 M. 98 .
Die Kapital= und Prämien=Reserve für eigene Rechnung 6 678 490 M. - .
Das Grundkapital der Gesellschaft 6 000 000 M. - .
Die Gesellschaft gewährt nach ihren allgemeinen Versicherungs=Bedingungen den Hypothekar=Forderungen Schutz. Das Statut derselben die Bedingungen, die Jahresabschlüsse, überhaupt Alles, was Verfassung und Geschäftsführung betrifft, liegt bei dem unterzeichnen General=Agenten zur Einsicht offen, auch ist derselbe sowie die sämmtlichen Agenten in den Städten und auf dem Lande in ganz Mecklenburg=Schwerin und = Strelitz zu jeder gewünschten Auskunft und zur Aufnahme von Versicherungs=Anträgen gerne bereit.
In Dassow: Herr Cantor Mehlgarten.
In Grevesmühlen: Herr C. C. Brockmüller.
In Grevesmühlen: Herr C.
In Gadebusch: Herr G. Quaalmann.
In Rehna: Herr Joh. Warner.
In Schönberg: Wilh. Boye.
Schwerin i. M., im Mai 1889.
E. Mohl. General=Agent.
Zum
Scheibenschiessen
am 2. und 3. Pfingsttage, nach guten Gewinnen, ladet freundlichst ein
J. Michaelsen,
Selmsdorf. Gastwirth.
Scheibenschießen.
. findet bei mir ein Scheibenschießen nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner ergebenst einlade.
Carlow. J. Krellenberg.
Scheiben=Schießen
Am Sonntag, den 2. und Montag, den 3. Juni cr. findet bei mir ein Scheibenschießen nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Freunde ergebenst einlade
H. Voss, Rabensdorf.
Tanz=Cursus.
Der Unterricht beginnt am
Mittwoch, den 29. Mai cr.
für sämmtliche Eleven.
W. Lorenz.
Tanz= und Anstandslehrer.
Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist zur
Zinszahlung
von
Dienstag, den 4. Juni d. J.
bis
Sonnabend, den 8. Juni d. J.
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
geöffnet.
Schönberg, den 25. Mai 1889.
Das Directorium.
Echt englischen Chlorkalk
empfiehlt H. Brüchmann.
Wichtig
für Inhaber alter Briefe!
Alte Briefmarken und Couverte mit eingeprägten Marken der alten deutschen Bundesstaaten, wie z. B. Mecklenburg, Lübeck, Braunschweig, Hannover, Oldenburg etc. kauft stets zu den höchsten Preisen
Schwerin i. M. Ed. Lüllemann.
Am Sonnabend den 25. Mai, Morgens 2 Uhr starb nach langen schweren Leiden der
Hauswirth Peter Kleinfeldt
zu Malzow im fast vollendeten 66. Lebensjahre.
Tief betrauert von den Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 29. Mai, vom Gastwirth Holldorf aus statt.
Kirchliche Nachrichten
Himmelfahrtsfest, den 30. Mai.
Frühkirche: Lehrer Steinführer
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect des bekannten
Bankhauses Philipp Fürst
in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen.
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 42 Seite 5]Beilage
zu Nr. 42 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 28. Mai 1889.
König Humbert von Italien in Berlin.
Vom Einzug des Königs von Italien in unsere Reichshauptstadt berichten die großen Blätter ganze Spalten. Hier einige Einzelheiten:
Prunkvoller und weit mehr als sonst auf eine glanzvolle Wirkung berechnet war der feierliche Einzug in die Stadt; an Pracht der Wagen und Geschirre war das Möglichste geleistet und die lange Reihe offener Wagen, die sich im Schritt den mit Kies und Tannenreisern bestreuten Weg entlang bewegte, verrieth eine uns sonst ungewohnte Berechnung auf äußere prächtige Wirkung. Eine halbe Schwadron Kürassiere ritt dem kaiserlichen Wagen voraus, eine zweite halbe Schwadron schloß sich an; die Truppen präsentierten, alle Kapellen spielten den italienischen Königsmarsch, in die Hochrufe der Menge tönte der Donner der Kanonen. Man hatte den Eindruck, daß Wilhelm II. den Glanz der deutschen Kaiserkrone durch Entfaltung einer geschmackvollen Pracht bei festlichen Anlässen zu bethätigen liebt. Der Platz zwischen Opernhaus und Universität war für den Akt der Begrüßung durch die Akademie, die Künstler und die Stadt bestimmt; ein glänzender Zeltpavillon erhob sich dort. Vor der Universität hatten die Studentenschaft und die Professoren Aufstellung genommen, gegenüber zwischen Palais und Opernhaus stimmten unter Joachims Leitung 500 Sänger und Sängerinnen eine Begrüßungshymne an; auf der südlichen Seite des Pavillons schaarten sich 24 junge Männer in der Tracht der jungen Venezianer in rothen Wämsern und Trikots, rothe Kegelmützen um die Locken, vergoldete Palmzweige tragend. Ihnen gegenüber reihten sich 20 meist blondhaarige, junge Fräulein in Gretchentracht, kremeweißen Kleidern mit Schulter= und Ellenbogen=Puffärmeln, Brustausschnitt und Aermelaufschlägen aus stahlblauem Sammt, die Besätze der faltigen aufgenommenen Röcke und Taschen aus mattlichtblauem Stoff und goldstoffenem Vorstoß oberhalb des Miedersaums; in den Haaren trugen sie Eichenkränze mit weißen Sternblumen darin, in den Händen Lorbeerkränze mit grün=weiß=rothen Bändern umwunden. Vor dem Pavillon, an dessen Westseite, gruppierten sich die Chargierten der Studierenden der Akademie und der technischen Hochschulen mit ihren mannigfach gestalteten, prächtigen, vielfarbigen Bannern zu beiden Seiten des Weges. Jener festlich geschmückten jungen Schaar im Zeltpavillon gesellten sich die Professoren des Senats, der Akademie, die Baumeister, die an der Herstellung der Feststraße mitgewirkt haben, und Deputationen gewerblicher Vereine zu. Hinter den venezianischen Jünglingen ordneten sich die Mitglieder des Künstlervereins unter dessen Banner; in den Zeltpavillon traten vom Opernhaus her drei weibliche Idealgestalten ein. In antike weichfließende, langschleppende, goldgesäumte Gewande gekleidet, die schönen Arme und Nacken unverhüllt, das blonde gelockte Haar vom goldenen Eichenkranz umwunden, die Eine von rothem, die Andere von lichtgrünem, die Dritte von weißem Mantel umwallt, der mit goldenen Spangen auf den Schultern befestigt war, so erschienen die Damen Fräulein Leisinger und Hiedler von der kgl. Oper, Frau v. Hogenburger vom kgl. Schauspielhaus als die Musen der Künste; Landsknechte in vielfarbigen geschlitzten Trachten und breiten flachen Federhüten, die Partisanen in der Faust, säumten den Mittelweg. Der Wagen mit dem Kaiser und König hielt in der Mitte des Zeltes; Frau v. Hochenburger trat vor und deklamierte ein italienisches Gedicht. "Evviva Italia, evviva il re" ertönte der hundertstimmige Ruf, die venetianischen Jünglinge schwenkten ihre Palmenzweige, die Damen die Lorbeerkränze, es war eine künstlerisch gelungene Ovation. König Humbert sprach zur schönen Sprecherin italienische Worte des Dankes und lachte heiter, als er merkte, daß sie, die eben die edle Sprache so klangvoll vorgetragen, außer einem schüchternen: "Non capisco" weder italienisch verstand, noch sprach. Kein Mißton hat den festlichen Einzug gestört, nur die malerisch vor der Tribüne aufgestellte Studentenschaft war mit ihren Fahnen vorher abgezogen, weil durch ein bedauerliches Versehen einige Schwadronen Ulanen vor sie aufgestellt worden waren. Das Publikum hatte außer dem Wagen des Kaisers am lebhaftesten den begrüßt, in welchem Crispi neben dem Reichskanzler fuhr.
Beim Erdröhnen des ersten Kanonenschusses hatte sich die Kaiserin Victoria mit den beiden jüngsten Prinzen und ihrem gesammten Hofstaat aus ihren Gemächern in den prächtigen Garde du Corps=Saal begeben und harrte dort des hohen Gastes. Die Fürstin trug ein hohes Kleid von lichtgrauem Damast mit Besatz in derselben Farbe. Um die Schultern legte sich das Orangeband des Schwarzen Adlerordens mit dem Stern. Die Erbprinzessin von Meiningen und andere fürstliche Damen befanden sich zur Seite der Kaiserin. Als beide Monarchen vor dem Schloßportal II eingetroffen waren, schritten sie die dort stehende Ehrenkompagnie ab und ließen dieselbe an sich vorüberziehen. Unter Vortritt aller Hofstaaten stiegen der König und der Kaiser dann zum Garde du Corps=Saal empor. König Humbert eilte auf die Kaiserin zu, neigte sich tief vor ihr und führte ihre Hand an seine Lippen. Nach kurzer Unterredung in französischer Sprache, der König spricht zu wenig deutsch, um sich fließend unterhalten zu können, begrüßte der Kronprinz von Italien die Kaiserin, der König die kleinen Prinzen. Inzwischen erschienen auch die übrigen Fürstlichkeiten und das Gefolge, und es fand noch ein halbstündiger Cercle statt. Die kleinen Prinzen hatten sich an ein Fenster gedrängt und schauten den abziehenden Truppen nach, während der Kronprinz mit ihnen scherzte. Die fürstlichen Gäste zogen sich dann in ihre Gemächer zurück. Um zwei Uhr versammelten sich alle Fürstlichkeiten zum Frühstück im Speisesaal der kaiserlichen Wohnung. Die Kaiserin saß zwischen dem König Humbert und dem Kronprinzen, der geläufig deutsch von seiner Mutter gelernt hat. Gegen 1/2 4 Uhr unternahmen das Kaiserpaar und seine Gäste eine Ausfahrt nach dem Thiergarten und dem Charlottenburger Schlosse, von der immer noch in der Feststraße auf= und abwogenden dichten Menschenmasse mit donnernden Jubelrufen begrüßt. Vor der Rückkehr ins Schloß stattete der König noch den Fürstlichkeiten in Berlin, sowie auch dem Reichskanzler und dem Grafen Moltke einen Besuch ab. Abends 7 Uhr fand in der Bildergallerie des Schlosses eine Galatafel statt, zu welcher über 100 Einladungen ergangen waren. Anwesend waren Fürst Bismarck, Crispi, das Gefolge, Graf Moltke, Generaloberst v. Pape, alle Minister, der italienische Botschafter, Graf Waldersee u. a. Der König saß zwischen dem Kaiser und der Kaiserin, der Kronprinz rechts von der Kaiserin, Fürst Bismarck und Crispi, deren vergnügtes Aussehen und herzlicher Verehr sehr beachtet wurde, ihnen gegenüber. Der Kaiser trank auf das Wohl seines hohen Gastes und treuen Verbündeten, ihm zugleich seinen Dank für den Besuch ausdrückend; König Humbert sprach warme Dankesworte für den herzlichen Empfang, den er in dem befreundeten Lande gefunden und nie vergessen werde. Bei der Anfahrt zur Tafel wurden der Reichskanzler und Graf Moltke lebhaft begrüßt. Ein prachtvolles Bild boten die Feststraßen am Abend bei der elektrischen Beleuchtung. Eine ungeheure Menschenmenge strömte die Linden entlang. Der Tag war von früh bis spät vom denkbar herrlichsten Wetter begünstigt. Am abend erglänzte die Festbeleuchtung und das Bild, welches
[ => Original lesen: 1889 Nr. 42 Seite 6]die Linden boten war in der That sehenswerth. Das Licht der großen elektrischen Lampen am Mittelgange strahlte durch riesige bunte Blumensträuße. von der Friedrichsstraße nach dem Brandenburger Thor zu hatte man zwischen den Laternen gegen zweitausend bunte Lampions aufgehängt, die allerdings mit dem elektrischen Licht nicht wetteifern konnten, aber in seiner Bestrahlung sich doch eigenartig genug ausnahmen, etwa wie mattglühende Früchte eines paradisischen Fantasie=Gartens. Das anziehendste und beliebteste Bild bot wiederum die Schloßbrücke mit ihren beiden Springbrunnen. In der Form mächtiger Bouketts sprudelten ihre Wasserstrahlen, die Milliarden Tropfen zerstäubt, hoch empor, und leuchteten, von farbenspendenden Reflektoren bestrahlt, gleich wechselnden bunten Flammensäulen blendend in die Nacht hinaus - ein wirklich bezauberndes Bild.
König Humbert verehrte der Kaiserin Victoria einen diademartigen Kranz mit Blättern aus massivem Golde, eine Nachahmung von antiker Goldschmiedearbeit. Die Kaiserin trug diesen Kopfschmuck bereits bei dem Galadiner im Schlosse.
Die Parade der Berliner Garde vor König Humbert, die am Mittwoch morgen auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin stattfand, hatte Tausende von Menschen nach den zum Kreuzberg hinausführenden Straßen gelockt. Kein Fenster war unbesetzt, auf dem Trottoir konnte kaum ein Apfel zur Erde fallen, alle Häuser waren mit deutschen und italienischen Fahnen geschmückt. Schon um 7 Uhr wurden Fahnen und Standarten aus dem Schlosse abgeholt und eilten Equipagen in zahlloser Menge zum Paradeplatze hinaus; in vierspänniger Equipage fuhren Kronprinz Wilhelm und Prinz Eitel Friedrich, beide in blauen Marine=Anzügen mit gleichen Hüten, mit Handanlegen an die Hüte dankten sie ununterbrochen für die Grüße. Auf dem Kasernenhofe des 1. Garde=Dragonerregiments standen die Pferde für die Allerhöchsten Herrschaften bereit. Hier stiegen auch die Prinzen und Prinzessinnen zu Pferde. Auch der Kaiser war mit dem König Humbert dort eingefahren und sprengte gleich darauf unter donnernden Jubelrufen zum Kreuzberge hinaus. Der Jubelsturm erhöhte sich aber noch, als an der Seite König Humberts die Kaiserin erschien, beide hoch zu Roß. Die Kaiserin trug über einem Reitkleid die Uniform des Kürassier=Regimentes Königin. Prachtvoll markierte sich auf dem schneeigen Weiß das breite Orangeband des Schwarzen Adlerordens. Das Haupt der Kaiserin bedeckte ein weißer Filzhut mit nach der Seite herabfallender weißer Feder nach Art der Bersaglieri, eine Aufmerksamkeit gegen König Humbert. Letzterer trug die blaue Husaren=Uniform. Ununterbrochen dankten die Kaiserin und der König für die ihnen dargebrachten Huldigungen. Ihnen folgten der italienische Kronprinz und Prinz Heinrich von Preußen, sowie zahlreiche fremde Offiziere.
Hinter dem Steuerhause erwartete der Kaiser mit einer glänzenden Suite die Ankommenden, und nach erfolgter Begrüßung sprengten die Herrschaften auf die Paradeaufstellung zu. Die Tambours schlugen an und auf der ganzen Linie ertönte die Nationalhymne als Präsentiermarsch. Allen Bataillonen und Schwadronen entbot der Kaiser seinen guten Morgen und überall ertönte ein begeistertes "Guten Morgen, Majestät!" zur Antwort, während sich die Feldzeichen senkten. Es fanden zwei Vorbeimärsche statt. Beim ersten setzte sich der Kaiser selbst an die Spitze der Regimenter und führte dieselben seinem Gaste vor. Der Kaiser ritt nach Abschluß der Parade mit dem Prinzen an der Spitze des 2. Garderegimentes zur Stadt zurück, auf dem ganzen Wege von betäubenden Hochs begrüßt. Die Kaiserin fuhr direkt ins Schloß. Der König Humbert und Kronprinz Viktor Emanuel begaben sich in die Ludwig Löwe'sche Waffenfabrik, die sich zu ihrem Empfange besonders geschmückt hatte und besichtigten dieselbe eingehend. Nach der Heimkehr ins Schloß war Mittagstafel, zu welche nur die Angehörigen der kaiserlichen Familie geladen waren. Am Nachmittage unternahm der König eine Ausfahrt. Am Abend war das übliche Parade=Diner im Weißen Saal des Königlichen Schlosses, zu welchem über 400 Einladungen ergangen waren. König Humbert nahm Gelegenheit, seine Freude über die Berliner Garden und seinen Dank für die Parade auszusprechen. Um 8 Uhr begann im Opernhause die Galavorstellung, bestehend aus einem Act der Oper "Das Feldlager in Schlesien" und Ballett. Schon bei der Fahrt dorthin wurden den höchsten Herrschaften enthusiastische Huldigungen dargebracht die im Innern des Hauses eine erhebende Fortsetzung fanden. Bei dem dauernd prachtvollen Wetter waren die Linden bis zum späten Abend von großen Menschenmengen bevölkert. Am Donnerstag fand Parade in Potsdam statt, Besuch des Sarges Kaiser Friedrichs und Havelfahrt; Freitag Gefechtsexerzieren und Huldigung der Studenten. Der König hat wiederholt ausgesprochen, daß er tief gerührt sei von allen Beweisen der Sympathie, die ihm dargebracht worden sind.
Der Besuch von Potsdam und die Havelfahrt von dort über Spandau nach Charlottenburg ist ohne Störung verlaufen. Der Kranz, welchen der König auf Kaiser Friedrichs Sarg niederlegte trug die Widmung : "In Ricordanza e Pianto Umberto, Ré d' Italia!" (In Erinnerung und Trauer, Humbert, König von Italien.) Zu dem am Abend bei dem italienischen Botschafter Grafen Launay stattfindenden Festessen erschien der Kaiser ohne jede Anmeldung, nahm aber am Mahle selbst nicht theil, sondern plauderte bei einer Cigarre und einem Glase Bier, mit den anwesenden Herren. Freitag vormittag fand auf dem Tempelhofer Felde eine Gefechtsübung statt. Der Kaiser, der König und Kronprinz von Italien werden bei ihrem Erscheinen von den abermals bei dem herrlichen Wetter dicht versammelten Menschenmassen mit begeisterten Hochrufen empfangen. An dem Gefecht nahmen ein Nord= und Südcorps aus allen Waffengattungen bestehend, theil. 5 Minuten vor 1/2 9 Uhr gab die Avantgarde=Batterie des Nordcorps den ersten Schuß ab und gleich darauf versuchten di Cavallerie=Brigaden beider Parteien den Vormarsch der Infanterie zu verschleiern. Es kam zu einem mächtigen Anprall der Reitermassen, vorauf die Kavallerie der Nordpartei auf das Dorf Tempelhof zurückwich. Hier griff die Infanterie in das Gefecht ein und die Kolonnen gingen unter Magazinfeuer in dichten Schwärmen vor. Wiederholte Kavallerieattacken wurden vereitelt und endlich die Südpartei zum Rückzuge genöthigt. Nach der Kritik fand ein zweimaliger Vorbeimarsch der am Gefecht betheiligten Truppen statt, worauf die Monarchen in die Stadt zurückkehrten und sich zum Offizierkasino des zweiten Garde=Regiments begaben, woselbst das Frühstück eingenommen wurde. Nachmittags besuchten der Kaiser und König die Ruhmeshalle und unternahmen eine Rundfahrt, nach deren Rückkehr ins Schloß die feierliche Huldigungsfahrt der Berliner Studentenschaft stattfand. Die Monarchen wurden mit betäubendem Jubel begrüßt. 130 vierspännige Wagen hatten an der Huldigung theilgenommen. Der König sprach einer Deputation der Studenten seinen herzlichen Dank aus. Abends begaben sich die Majestäten mit allen Prinzen und Prinzessinnen nach dem Palais des Prinzen Albrecht in der Wilhelmstraße, wo Familientafel stattfand. Der ganze Weg vom Schlosse bis zum Palais des Prinzen Albrecht war dicht mit Menschenmassen besetzt. Abends 3 1/2 Uhr fand im Weißen Saale des Schlosses ein glänzendes Gala=Conzert statt. Zur Betrachtung der Auffahrt waren wieder Tausende um das Schloß versammelt. Unter Vortritt der obersten Hofstaaten erschienen die fürstlichen Herrschaften, an der Spitze die Kaiserin und König Humbert. In den Concertpausen unterhielten sich die Majestäten mit zahlreichen Anwesenden. Außer der Hofgesellschaft, den Spitzen der Behörden etc. waren auch das Reichstags=Präsidium und die Vertreter Berlins anwesend. Der Schluß der Festlichkeit wurde erst nach 12 Uhr erwartet. Auch dieser König=Humbert=Tag war wie alle früheren, vom herrlichsten Wetter begünstigt. - Der König hat allen höheren Offizieren des Gardecorps italienische Orden verliehen. - Der auf Kaiser Friedrichs Sarg niedergelegte Kranz war
[ => Original lesen: 1889 Nr. 42 Seite 7]in Schloß Monza gewunden und so groß, daß zum Tragen zwei Diener nöthig waren. Er bestand aus frischem Lorbeer Malmaison=Rosen und duftenden weißen Lilien.
Am großen Zapfenstreich, der Sonnabend Abend 8 Uhr im Lustgarten zu Berlin abgehalten wurde, nahmen die Musik= und Trommler=Corps der drei Garnisonen Berlin, Potsdam und Spandau unter dem Armee=Musik=Inspicienten Voigt theil. Angetreten wurde auf dem Opernplatz etwa um 7 1/2 Uhr.
Die italienische Colonie überreichte am Freitag Nachmittag dem König Humbert eine Huldigungs=Adresse. Besonders hervorgehoben ist auf dem Pergamentblatt das Wort Victor Emanuels: "In Rom sind wir und werden wir bleiben," und König Humberts : "Rom ist unantastbar."
Die Königin von Italien wird ein besonderes Zeichen an den Aufenthalt ihres Gemahls in Berlin erhalten. Es wird für sie eine goldene Broche in altdeutschem Renaissancestil gearbeitet, welche drei Zwanzigmarkstücke von 1888 mit den Bildern der drei Kaiser dieses Jahres zeigt. Ueber dem mittleren prangt die Kaiserkrone in Brillanten. - Der Humpen, welchen König Humbert dem Grafen Bismarck verehrte, ist ein Meisterstück italienischer Goldschmiedekunst und mit kunstvollen Figuren geziert. Fürst Bismarck erhielt bekanntlich ein lebensgroßes Bild des Königs.
Auf Bitten des Kaisers entschloß sich König Humbert, seinen Aufenthalt in Berlin zu verlängern und erst am Sonntag Nachmittag die Rückreise anzutreten.
Die Pulver=Explosion auf dem Königstein in der sächsischen Schweiz am 16. Mai.
In dem Magazin A, welches vom Blitze getroffen worden war, befanden Sich Tausende von Granaten, Kartätschen, Shrapnelles und Manöver=Cartoucher, während in dem andern Magazin B wohl über 15000 Centner Pulver lagern. Beide Magazine stehen ca. 300 Meter von einander; zwischen ihnen liegt ein Wachthaus, in welchem sich in der Gewitternacht, wie immer, ein Wachkommando in der Stärke von neun Mann Infanterie befand. Die Magazine selbst sind aus starkem Balkenwerk gebaut, mit einem Gitter umgeben und haben je drei Blitzableiter welche erst vor 14 Tagen auf das genaueste geprüft worden waren. An jedem Magazin steht ein Militärposten. Mit dem Einschlagen des Blitzes waren in einem Moment Tausende der obengenannten Geschosse zur Explosion gekommen und das Magazin bildete einen mächtigen, die Nacht hell erleuchtenden Feuerherd. Die Wirkung der Explosion war eine furchtbare. Nicht nur, daß in dem am nächsten gelegenen Wachthause, in den Gebäuden der "Neuen Schenke" und in den nach dieser Seite zu gelegenen Bauwerken der Festung in Folge des mächtigen Luftdrucks Fenster und Thüren eingedrückt worden waren, es schwirrten auch in einem Umkreise von 500 Metern Tausende von Geschoßtheilen durch die Luft; sie flogen bis hinauf über die Festungswälle und richteten an den Gebäuden der Festung noch Schaden an. Ganze Balken wurden bis zu 200 Meter weit geschleudert. Unausgesetzt tönte es wie lebhaftes Gewehrfeuer durch die Nacht und blendende Feuergarben stiegen zum Himmel. Ein schauerlicher Anblick! Am schlimmsten sind natürlich das am nächsten gelegene Wachthaus und die Gebäude der "Neuen Schänke" zugerichtet, in welchen an den der Brandstätte zu gelegenen Seiten keine Thür und kein Fenster ganz geblieben ist; die Dächer sind theilweise abgedeckt oder von Geschossen durchschlagen. Auf den umliegenden Feldern, sowie im Hofe der "Neuen Schänke" liegen unzählige Theile von Geschossen und Balken zerstreut umher. Einer wunderbaren Schickung verdanken die Bewohner dieser Gebäude, sowie das Wachkommando, daß sie sämmtlich ohne Schaden davongekommen sind. Eine besondere schützende Hand der Vorsehung hat aber über dem Infanteriesoldaten gewaltet, der vor dem betroffenen Magazin A Posten stand; abgesehen von einer Verletzung an der linken Hand ist auch er heil davongekommen. In dem Momente, wo der Blitz eingeschlagen hat, ist der Soldat, im Begriffe, nach seinem Schilderhaus zu gehen, von der Elektricität nach dem Luftdruck betäubt, ohnmächtig zusammengebrochen, hat sich jedoch nach wenigen Minuten erholt und ist an dem brennenden Magazin vorbei nach dem Wachthause auf Händen und Füßen gekrochen, während wenige Schritt von ihm hundert von Geschossen explodierten. In dem Wachthause hatte der Wache habende Gefreite eben seine Instruktion über das Verhalten bei Gewittern aufgeschlagen, als der furchtbare Krach ertönte und sämmtliche Fenstern und die Thür des Gebäudes eingedrückt wurden. Die ganze Wachmannschaft ist alsdann durch ein an der andern Seite gelegenes Fenster ins Freie gestiegen und hat, hinter einem Erdhügel postiert, ruhig und pflichtgetreu gewartet, bis von der Festung Instruction eintraf; dabei pfiffen fortgesetzt hunderte von Geschoßtheilen über ihre Häupter hinweg. Auf der Festung war inzwischen auf Befehl des Major von Egidy Feueralarm geblasen worden und die ganze Garnison war binnen 5 Minuten auf den Beinen. Der Festungskommandant Oberst v. Lossow gab die nöthigen Verhaltungsbefehle, aber mit den Löschgeräthschaften konnte bei der ununterbrochenen Explosion von Geschossen selbstverständlich nicht ausgerückt werden. Indes ein Unteroffizier überbrachte der unten befindlichen Wachmannschaft doch alsbald den Befehl, einzurücken, was denn auch unter Beobachtung der erforderlichen Vorsichtsmaßregeln geschah. Zu Schaden gekommen ist Niemand. Von welcher Gewalt der Luftdruck gewesen ist, davon zeugt u. a. der Umstand, daß derselbe das untere mächtige Eingangsthor zu den Festungswerken ausgehoben hat. Die fast ununterbrochene Explosion von Geschossen hat bis 4 Uhr Morgens angedauert; aber auch noch im Laufe des folgenden Vormittags ertönten vielfach Schüsse, welche von Geschossen herrührten, zu denen das noch glimmende Feuer vorgedrungen war. In dem Magazin hatte sich auch, in Tonnen verpackt, ein großes Lager von (aus Seide gefertigten) Cartouche=Säcken befunden; dieselben sind in der weitesten Umgebung der Festung zerstreut. Als ein besonders glücklicher Umstand ist es zu verzeichnen, daß keine Feuerkörper in das Magazin B eingedrungen sind, in welchem so bedeutende Pulvermassen lagern.
Das ganze in die Luft gegangene Quantum Munition des Pulverschuppens A beziffert sich auf 15 000 Bomben, Granaten und Shrapnells, 200 000 Infanterie=Patronen und 100 00 Kilo loses Pulver.
- "Geh' zahl' a Maß." Kürzlich hat das Schöffengericht Deggendorf zwei Individuen wegen Uebertretung des Bettelns bestraft, weil sie in den Wirthshäusern von verschiedenen Personen ein Freimaß Bier gefordert hatten. Die Verurtheilten legten Berufung beim Landgericht Deggendorf ein, welche beide Berufungen als unbegründet verwarf, und bestätigte das schöffengerichtliche Urtheil, welches je eine Haftstrafe von 2 Tagen erkannt hatte. Es ist also rechtskräftig entschieden, daß die Aufforderung: "Geh' zahl' a Maß" unter Umständen als Bettel strafbar ist.
- Ein echter Sportsman. In einem Café der Praterstraße zu Wien sitzt alle Tage eine Gesellschaft von Sportsleuten beisammen, darunter auch ein Vollblut=Engländer, der an den Töchtern des Reiches so großes Gefallen gefunden hat, daß er sich jüngst mit einer Originalmaid aus dem Lande der Ueberproduktion verheirathete. Die Gesellschaft ist kürzlich wieder beisammen und in Folge einer seltsamen Verkettung der Umstände geht das Gespräch auf Shakespeare über. Die vorerwähnte Dame hat diesen Namen noch nie nennen gehört, und sie richtet daher an ihren Gatten die naheliegende Frage, ob Shakespeare vielleicht ein berühmtes Pferd sei. "No," entgegnete dieser, "ist schon lang todt - war großer Bookmaker!"
- Niederträchtig. Richter: "Also, Angeklagter, Sie sollen von der hier anwesenden Klägerin behauptet haben, dieselbe sei ein Scheusal, ein alter Drache, ein Brechmittel". Angeklagter (einfallend): "Det mag Alles stimmen, Herr Richter, aber jesagt habe ick et nicht!"
[ => Original lesen: 1889 Nr. 42 Seite 8]Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
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