[ => Original lesen: 1889 Nr. 40 Seite 1] Bekanntmachung.
Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgericht zu Güstrow für das II. Quartal dieses Jahren wird am
Donnerstage den 13. Juni d. J.
eröffnet.
Rostock, den 16. Mai 1889.
Der Präsident des Großherzoglichen Oberlandesgerichts.
Dr. Budde.
S. M. der Kaiser hat am Donnerstag nun auch die Deputation der Arbeitgeber aus dem westfälischen Kohlenrevier empfangen und diesen Herren gegenüber der ernsten Zuversicht Ausdruck gegeben, daß auch sie dazu beitragen würden, den Strike zu beendigen. Dieselbe Hoffnung hegt man in ganz Deutschland, denn man sagt sich, daß an dem Ausbruch des Strikes die Zechen doch mindestens eben so viel Schuld tragen, wie die Arbeiter selbst, die, wie der Kaiser offen und rückhaltlos es ausgesprochen hat, doch nur ein menschenwürdiges Dasein verlangen. Vorher waren die Herren beim Minister Herrfurt und beim Reichskanzler, und von diesen beiden ist ihnen warm zugeredet worden, die von Dr. Hammacher mit der Arbeiter=Deputation vereinbarten Punkte als Grundlage für eine Verständigung anzunehmen.
Die besondere türkische Gesandtschaft, die in Berlin eingetroffen ist, hat am Donnerstag Nachmittag eine Audienz beim Kaiser gehabt und ist dann zur Tafel gezogen worden. Die türkische Gesandtschaft hat dem Kaiser als Ausdruck der freundschaftlichen Beziehungen, die zwischen Reich und der Pforte bestehen, den Imtiaz=Orden, den höchsten, welchen der Sultan zu vergeben hat, überbracht. Doch ist auch die Kaiserin nicht vergessen. Für sie hat der Sultan den Schefakat=Orden, den "Orden der Barmherzigkeit" übersandt, und außerdem hat Ali Nizami Pascha, der Abgesandte des Sultans, ein Schreiben seines Herrn überbracht, das in sehr warmen Ausdrücken abgefaßt sein soll. Kaiser Wilhelm I. ist der erste Monarch gewesen, dem der Sultan den Imtiaz=Orden verliehen hatte.
Die deutsche Kaiserin hat in Kissingen die ganze obere Saline für den Sommer gemiethet und wird Ende Mai zum Kurgebrauch dort eintreffen. Unter den Kurgästen und der Einwohnerschaft herrscht natürlich große und berechtigte Freude.
Die Leiche der Königin=Mutter von Bayern wird in der Nacht zum Sonnabend von Hohenschwangau nach München gebracht. Die öffentliche Ausstellung findet in der Allerheiligen=Hofkirche am Sonntag, die Beisetzung am Dienstag unter feierlichem Gepränge statt. Der Leichenkondukt geht durch die Maximilian= und Dienerstraße über den Marienplatz zur Theatinerkirche. Die Exequien dauern vom Mittwoch bis Freitag einschließlich der Militärtrauer, wie bei Königs Ludwigs II. Tod.
Zur Besprechung des Alters= und Invaliditätsgesetz=Entwurfs hat sich im Reichstag eine freie Vereinigung gebildet, welche aus Mitgliedern der dem Entwurf freundlichen Parteien besteht und in Fühlung mit den verbündeten Regierungen ein Kompromiß anstrebt, welches das Zustandekommen der Vorlage ermöglicht. Diese freie Commission hat bereits mehrere Besprechungen gehalten, in welchen als Hauptgrundsatz der Gedanke zum Ausdruck gelangt ist, die in der zweiten Lesung eingebrachten Amendements nach Möglichkeit zu berücksichtigen. Auch die Wünsche der Conservativen, die unter Führung des Grafen Mirbach gegen den Entwurf sind, sollen dabei berücksichtigt werden.
Die Zahl der Abänderungsanträge, welche zur dritte Beratung der Altersversicherungs=Vorlage im Reichstage eingebracht werden, ist ziemlich erheblich. Es soll vor allem versucht werden, die Fassung der Vorlage etwa handlicher zu gestalten und den in zweiter Lesung aufgerichteten "Rohbau" gehörig auszuputzen. Von seiten der Reichsregierung sollen ziemlich weitgehende Zugeständnisse gemacht worden sein. Die "Nat.=Lib. Corr.," das Parteiorgan, bestätigt, daß nur wenige Nationalliberale nicht für das Gesetz stimmen werden. Die Zahl der konservativen Gegner ist etwas größer, doch steht die Annahme des Entwurfs in keiner Weise in Zweifel.
Für den früheren Reichstagsabgeordneten Antonie muß in der ersten Hälfte des Juni im Wahlkreis Metz ein Nachfolger gewählt werden. Bisher hat man dort nur von der Kandidatur des Weinhändlers Lanique gehört, der Mitglied des Gemeinderathes und des Bezirkstags ist. Lanique ist ein geborener Metzer, steht aber auf dem Boden des Frankfurter Friedens, er ist der erste Metzer gewesen, dessen Sohn als Freiwilliger gedient hat und deutscher Reserveoffizier geworden ist.
Wie die "Kreuz=Zeitung" meldet, soll die Samoa=Conferenz binnen Kurzem geschlossen werden. Einzelne Fragen sollen gar nicht, diejenige über die Landansprüche nicht endgiltig geregelt, sondern über dieselben nur bestimmte Grundsätze aufgestellt werden. Eine an Ort und Stelle arbeitende Commission soll dann erst später endgiltige Beschlüsse fassen.
Hauptmann Wißmann soll, wie es heißt, zum
[ => Original lesen: 1889 Nr. 40 Seite 2]Major befördert werden. Ein gutes Avancement! Der Kaiser, so liest man, habe dem Hauptmann Wißmann bei der Abschiedsaudienz den Major schon in Aussicht gestellt, sobald die militärischen Streitkräfte in Ostafrika organisirt und aufgestellt sein würden.
In Paris ist man sehr neugierig, wie viele Deutsche sich durch ihre Schaulust verführen lassen werden, die dortige Ausstellung zu besuchen. Zur Beherzigung möchte denselben mitgetheilt werden, daß nicht nur eine Anzahl Zeitungen ihrem Hasse gegen die Deutschen vollen Lauf lassen, sondern daß die Gendarmerie dienstlich angewiesen ist, das Spionengesetz in voller Ausdehnung zu beachten. Die Deutschen können sich daher nicht wundern, wenn sie aus irgend einem Grund arretiert, peinlich verhört und mit schweren Geld= und Gefängnißbußen bestraft werden, denn das Netz jenes Gesetzes ist so groß, daß es kaum Mittel geben möchte, es ganz zu umgehen!
In St. Petersburg wird flott verhaftet. Bei dem Leichenbegräbniß des Grafen Tolstoi soll wiederum ein Attentat auf den Zaren geplant gewesen sein. Die Polizei, heißt es, habe dabei zwei Bomben, ähnlich den in Zürich entdeckten, gefunden. Unter den Verhafteten sollen sich wieder mehrere Offiziere befinden.
Der jugendliche König von Serbien wird sich, wie jetzt feststeht, in Begleitung des Regenten Ristic Anfang Juni nach Schloß Ivanka in Ungarn begeben, um dort bei der Fürstin Arenberg mit seiner Mutter zusammenzutreffen. Dann reist König Alexander nach Paris, wo er eine Begegnung mit seinem Vater haben wird.
Die Suwarow =Inseln, die vor Kurzem von England annektirt worden sind, sind weiter nichts als unbewohnte Felsenriffe, obwohl eine Firma von Auckland vor einiger Zeit auf der Hauptinsel eine Werfte gebaut hat. Die Gruppe besteht aus drei schwach bewaldeten Inseln, welche durch ein Riff mit einander verbunden sind; ihre Länge beträgt 12 und ihre Breite 9 englische Meilen. Auf der östlichen Insel wachsen Cocosnußbäume. Trinkwasser giebt es nicht. Die Suwarow=Inseln liegen 450 englische Meilen nordwestlich von den jüngst annektirten Cook oder Hervy=Inseln und ebenso weit entfernt von Samoa. Vielleicht sind sie zur Legung eines Kabels zu benutzen.
Der Mahdi hat einen Brief an die Königin Viktoria gerichtet, in welchem er die Niederlage und den Tod des Negus Johannes von Abessynien verkündigt.
Aus Bulgarien liegt eine wichtige Nachricht vor, die auf eine zwar langsame, aber doch stetige Befestigung der inneren Lage schließen läßt. Die russenfreundliche Partei hat sich von Zankoff losgesagt und steht auf dem Punkt mit dem Prinzen Ferdinand Frieden zu schließen. Die Wandlung hängt zweifellos mit dem Mißerfolgen zusammen, die Zankoff in Belgrad gehabt hat. Als die bulgarischen Russenfreunde sahen, daß derselbe gezwungen wurde nach Rumänien zurückzukehren und daß die russischen Geldzuschüsse sich verringerten, beschloß die Partei, die Politik der passiven Opposition gegen den Prinzen Ferdinand aufzugeben und sich den andern Parteien anzuschließen, deren Ziel zu stürzen. Es ist noch fraglich, ob die Konservativen diesen Beistand annehmen werden, aber auf alle Fälle wird Prinz Ferdinand aus der Empörung der Partei gegen Zankoff Nutzen ziehen.
Anzeigen.
Gegen einen Uhrmacher=Gehülfen, der unter dem Namen "Peter Andersen aus Melsfeld" zuletzt hieselbst beim Uhrmacher Heincke in Arbeit stand, ist wegen Verdachts des Betrugs der Haftbefehl erlassen.
Besagte Person ist klein von Statur, blond, hat einen Stelzfuß, er war bekleidet mit grauer Hose, dunkelgrauer Joppe und einem braunen Filzhut.
Ich bitte alle Behörden, auf die beschriebene Person zu achten, sie im Betretungsfalle zu verhaften und mich hiervon zu benachrichtigen.
Schönberg i. Meckl., den 13. Mai 1889.
Der Amtsanwalt.
U. Frhr. v. Maltzan.
Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 13. Juni 1889 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden außerordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf
Donnerstag, den 23. Mai 1889,
Mittags 12 Uhr,
eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Strafkammer I anberaumt.
Güstrow, den 17. Mai 1889.
Der Präsident des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
(gez.) Bölckow.
Holz=Auction Nr. 35.
Am Donnerstag, den 23. Mai, Morg. 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus den Hohemeiler Tannen meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
159 Rmet. kiefern Kluft,
310 Rmet. kiefern Knüppel.
Herr Förster Polle zu Hohemeile weist auf Wunsch das Holz nach.
Schönberg, den 3. Mai 1889.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Die Kaufmannsfrau Maria Klatt, geb. Schulz von hier will ihr am kalten Damm hieselbst belegenes Wohnhaus meistbietend öffentlich verkaufen. Ich setze deshalb den Verkaufstermin auf
Mittwoch, den 22. Mai 1889,
Vormittags 10 Uhr,
im Hause des Herrn Gastwirths J. Boye hieselbst an.
Schönberg, den 6. Mai 1889.
Chr. Buschow.
Privatcopiist.
Unterzeichneter beabsichtigt, in nächster Zeit im Locale des Herrn Boye einen
Tanz=Cursus,
verbunden mit Anstandslehre zu eröffnen und bittet, sein Unternehmen durch recht rege Betheiligung zu unterstützen. Die Missive zu gefl. Anmeldungen befindet sich in Händen des Lohndieners Ratzeburg.
Schönberg, im Mai 1889.
Hochachtungsvoll
W. Lorenz,
Tanz= und Anstandslehrer aus Wismar.
Eingesandt.
Auf gegebene Veranlassung beantworten wir die an uns gerichtete desfallsige Frage hiermit öffentlich dahin, daß der Vormund minorenner Erben einer Hauswirthsstelle hiesigen Landes verpflichtet ist, die Feldfrüchte der betreffenden Stelle gegen Hagelschaden zu versichern. H.
Achtung für Tischlergesellen!
In letzter Zeit ist in verschiedenen auswärtigen Blättern von den Lübecker Meistern der Streick als beendet erklärt und werden von denselben Gesellen für hier gesucht, wir bitten Euch, hierauf nicht einzugehen, denn der Streick dauert unverändert fort.
Die Lohncommission
der Lübecker Tischler-Gesellen.
Von der Brauerei Marienthal ist mir die Vertretung für Schönberg und Umgegend übertragen worden, und empfehle
"Marienthaler Bier"
auf Flaschen und Gebinden in stets schönster Qualität.
W. Wieschendorf.
In guter Lage sind einige freundliche
Zimmer
an einen einzelnen Herrn zu vermiethen.
Nähere Auskunft ertheilt die Expedition d. Bl. Schönberg, den 13. Mai 1889.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 40 Seite 3]Vom 17. Januar d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. Vom Hauswirth Boye in Campow 1 Pferd 450 M.
2. Vom Hauswirth Schütt in Selmsdorf 1 Kuh 100 M.
3. Vom Hauswirth Hecht in Schlagsdorf 1 Kuh 120 M.
4. Vom Kaufmann Brüchmann hier 1 Starke 100 M.
5. Vom Hauswirth Kröger in Lockwisch 1 Pferd 400 M.
6. Vom Hauswirth J. Lühr in Lüdersdorf 1 Pferd 150 M.
7. Vom Mühlenpächter Frank hier 1 Kuh 135 M.
8. Vom Hauswirth Schmidt in Lankow 1 Pferd 300 M.
9. Vom Hauswirth Ebell in Gr. Mist 1 Kuh 135 M.
10. Vom Hauswirth Klatt in Sülsdorf 1 Pferd 300 M.
11. Vom Mühlenpächter Wieschendorf, Maurienmühle 1 Pferd 250 M.
12. Vom Schulzen Sterley in Zarnewenz 1 Füllen 200 M.
13. Vom Hauswirth Oldenburg in Utecht 1 Füllen 150 M.
14. Vom Hauswirth Hecht in Schlagsdorf (II.) 1 Kuh 120 M.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 80 Pfg. pro 100 Mk Versicherungssumme und werden unsere Mitglieder ersucht, diesen Beitrag am
Dienstag, den 28. Mai, Morgens 10 Uhr,
im Boye'schen Gasthause hieselbst zu entrichten.
Schönberg, den 12. Mai 1889.
Direction des Viehversicherungs-Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As Ahrend. Wilh. Heincke.
Harbker Salon-Brikets
der Harbker Kohlenwerke zu Harbke (Post= und Telegraphenstation).
(feste Pressung! gerichtlich geschützt! unübertroffen!)
allseits als ganz vorzüglich anerkannt, besser, angenehmer und billiger als jedes andere Heizmaterial, in allen Oefen und Hausfeuerungen verwendbar und der unsauberen Heizung mit Steinkohlen, Böhmischen Braunkohlen, Torf pp. weitaus überlegen und vorzuziehen, werden den verehrlichen Consumenten bestens empfohlen.
Die Vertretungen für
Harbker Salon-Brikets.
Vaterländische Vieh=Versicherungs=Gesellschaft zu Dresden,
(nicht zu verwechseln mit der Sächsischen Vieh=Versicherungs=Bank) feste und billige Prämien ohne Nachschußpflicht, günstigste Versicherungs=Bedingungen, Vertrag mit über 500 landwirthschaftlichen Vereinen, sucht aller Orten tüchtige und zuverlässige
Vertreter
Dresden, Schnorrstraße 14,p. Die Direction.
Am Sonntag und an den beiden Markttagen
Pschorr vom Faß
bei J. Boye.
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empfiehlt C. Schwedt.
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von F und G auf Holzhaspeln à 25 Kilo = 250 m.
Drathgeflecht und Stacheldrath in
ganzen Rollen zu Fabrikpreisen.
Flaschenzüge zur Befestigung leihweise.
Schönberg i. M., den 15. April 1889.
C. Schwedt.
Carbolineum
zur Erhaltung des Holzes und bestes Mittel gegen Hausschwamm à Pfd. 18 Pfg. bei 20 Pfd. à Pfd. 16 Pfg. sowie sämmliche Maler=Farben empfiehlt
H. Brüchmann.
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Herrn J. Borchert, Carlow.
Einem geehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich den Schönberger Markt mit einer sehr großen Auswahl
Schuhwaaren
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besuchen werde.
Mein Stand ist vor der Apotheke.
Hochachtungsvoll
J. Schleuß, Lübeck.
Dem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die Anzeige, daß ich zum Markt wieder mit einer großen Auswahl Schuhwaaren eintreffen werde. Stand vor der Thür des Herrn Wieschendorf.
Achtungsvoll
Johannes Rohwedder.
Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für
Schönberg bei Emil Jannicke, Bandagist.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 40 Seite 4]Rheinländischer Circus
bei den Scheunen.
Einem hochgeehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die regebene Anzeige, daß ich mit meiner rühmlichst bekannten
Kunstreiter-Gesellschaft,
bestehend aus nur Specialitäten ersten Ranges, sowie aus 23 der bestdressirten Schul= und Freiheits=Pferden, hier eingetroffen bin, und
Donnerstag, den 23. Mai cr. die erste
Eröffnungs=Vorstellung
geben werde, bestehend in der höheren Reitkunst, Pferdedressur, Luft= und Parterre=Gymnastik, herkulische Kraftproduktionen, Seil= und Ballet=Tanz und
Pantomime.
Preise der Plätze: Sperrsitz 1,50 Mk. - I. Platz 1 Mk. - II. Platz 60 Pfg. - Gallerie 40 Pfg. - Kinder unter 10 Jahren zahlen die Hälfte
Billete im Vorverkauf sind von Morgens 10 Uhr bis Nachmittags 4 Uhr an der Circuskasse zu haben. Sperrsitz 1,20 Mk. - I. Platz 80 Pfg. - II. Platz 50 Pfg. - Gallerie 30 Pfg.
Kassenöffnung 7 Uhr.
Alles Nähere durch Plakate und Tageszettel.
Um gütigen Zuspruch bittet
Die Direktion
Braun & Röber.
Kirchen=Concert
in der neuen Kirche zu Carlow
am Sonntag, den 26. Mai.
Nachmittags 4 Uhr,
zum Besten unseres Orgelbaufonds.
Es ladet hierzu von nah und fern freundlichst ein
im Namen der Orgelbaucommitte
E. Langmann, Pastor.
Programm.
1. Praeludium in Gdur v. Bach, (Orgel).
2. Gott grüße dich v. Stein, (Männerchor).
3. Ich bete an die Macht der Liebe v. Bortuiansky, (Gem. Chor).
4. Ave verum v. Mozart, (Violine u. Orgel).
5. Harre meine Seele v. Malan, (Kinderchor).
6. Ps. 23 v. Stadler, (Bariton=Solo)
7. Adagio aus Sonata I v. Mendelssohn (Orgel).
8. Sonntagsmorgen v. Mendelssohn, (Sopran und Bariton).
9. Geistliches Lied v. Weinlig, (Violine u. Orgel).
10. Arie aus Paulus v. Mendelssohn, (Sopran=Solo.)
11. Ueber den Sternen v. Abt, (Männerchor).
12. Festspiel v. Volkmar, (Orgel).
13. Wanderers Nachtlied v. Rubinstein, (Sopran und Alt).
14. Ps. 8 v. Schnabel, (Männerchor m. Baß=Solo).
15. Praeludium u. Choral Nun danket alle Gott,
Am Sonntag u. während der Marttage große
musik. Unterhaltung
der beliebten Sängergesellschaft Kamm aus Altona.
Um zahlreichen Besuch bittet ganz ergebenst
Joh. Krüger.
Stadt Lübeck.
Am Markttage
Große Tanzmusik
ausgeführt von der Capelle des 14. Jäger=Bataillons zu Schwerin, à Tanz 10 Pfg. Ausschank von Marienthaler Bier und Münchener Bürgerbräu.
Restauration à la carte.
H. Leppin, Geschäftsführer.
Einladung
zu dem am 26. und 27. Mai 1889 stattfindenden
Scheibenschiessen.
Einsatz 1 Mark, wofür 3 Schüsse, auf welche nur ein Gewinn fallen kann. Am Montag, den 27.
Ball
Hierzu ladet ergebenst ein
C. Fahrenkrug. B. Ihlenfeldt.
Lüdersdorf.
Scheiben=Schießen.
Am Sonntag, den 26. und Montag, den 27. Mai cr. findet bei mir ein Scheibenschießen nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Gönner und Freunde hierdurch freundlichst einlade. Auf drei Schuß ein Gewinn. - Schießbedarf wird gehalten.
Am Sonntag: Tanz-Musik.
Wittwe Grevsmühl, Zarnewenz.
Gewerbe-Verein.
Haupt=Versammlung
am Donnerstag, den 23. ds. Mts.
Abends 8 Uhr.
Ein Vortrag wird gehalten.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 40 Seite 5]Beilage
zu Nr. 40 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. Mai 1889.
- Schönberg. Wie aus dem Inseratentheil ersichtlich, beabsichtigt der Rheinländische Circus Braun hier am nächsten Donnerstag eine Reihe von Vorstellungen zu eröffnen. Die Gesellschaft verfügt über sehr tüchtige Kräfte, auch ist das Programm sehr reichhaltig. Die "W. Z." schreibt unterm 2. d. Mts.: "Seit vorgestern Abend giebt der Circus Braun u. Röber auf unserem Marktplatze Vorstellungen in der höheren Reitkunst, Pferde=Dressur, Equilibristik u. s. w. Die beiden ersten Vorstellungen, welche wir nunmehr hinter uns haben, waren recht gut besucht. Die einzelnen Programmnummern wurden sehr präcise und elegant ausgeführt. Der Circus verfügt über ein ausgezeichnetes Material von Pferden, und lohnt es schon der Mühe, sich die Leistungen anzusehen, welche geeignet sind, auch verwöhnteren Ansprüchen zu genügen. Wir wollen die Leistungen der einzelnen Künstlerinnen und Künstler heute nicht speziell hervorheben: es genüge wenn wir von Allen sagen, sie sind wirkliche Künstler und leisten Gutes, sei es in welchem Genre es sei. - Der Circus ist bequem eingerichtet, er besitzt eine eigene böhmische Kapelle, welche die einzelnen Programmnummern mit gefälligen und ansprechenden Weisen begleitet, und die Kostüme der Künstler sind elegant. Wünschen wir der Direktion für ihre Anstrengungen stets ein volles Haus, denn der Apparat, welcher sich Circus nennt, kostet viel Geld."
- Wie hamburger Blätter melden, hat Fräulein Bertha Rother ihr am Schweriner See bei Kleinen belegenes Allodial Rittergut Flessenow an Herrn Paasch zu Buntekuh bei Lübeck verkauft. Flessenow ist ca. 240,000 Ruthen groß, hat bedeutende Wiesen, Holz und ausgezeichnete Jagd. Alle diese Annehmlichkeiten aber und die Standesvorrechte, welche der Besitz eines Rittergutes in Mecklenburg gewährt, haben Fräulein Rother nicht ans Landleben fesseln können. Sie sehnte sich nach einem umfassenderen Wirkungskreis, nach der Großstadt zurück.
- Um dem Könige von Italien bei seinem demnächstigen Besuche eine besondere Aufmerksamkeit zu erweisen, hat der Kaiser angeordnet, daß dem König Humbert das Garde=Füsilier=Regiment im Bersaglieri=Schritt vorgeführt werde, welches Tempo im genannten Regiment in letzter Zeit mit großem Eifer eingeübt worden ist. - Bei seinem Einzuge am Dienstag wird dem königlichen Gaste am Brandenburger Thor eine große musikalische Ovation dargebracht werden; an dieser Musikaufführung werden die Studirenden der Hochschule für Musik, der Sternsche Gesangverein und der Sängerbund des Berliner Lehrer=Vereins mitwirken.
- Hinsichtlich der Ovation für König Humbert von Italien, die die Berliner Studentenschaft in Form eines glänzenden Wagenzuges darzubringen gedenkt, hat der Vorsitzende des Ausschusses am Mittwoch eine Audienz beim italienischen Botschafter Grafen de Launay gehabt. Dieser hat sich bereit erklärt, dem König den Wunsch der Studentenschaft kund zu geben.
- Der berliner Magistrat hat der Stadtverordneten=Versammlung eine bereits genehmigte Vorlage über die Ausschmückung der Feststraßen für den Empfang des Königs von Italien zugehen lassen. Gefordert werden 150 000 Mark für diesen Zweck.
- Zu einer Stempelstrafe von 11 160 Mark wurde am Dienstag der Kaufmann Louis Liebling in Berlin verurtheilt. Derselbe hatte ein Grundstücksgeschäft abgeschlossen und es war übersehen worden, den vorläufigen Vertrag stempeln zu lassen.
- Aus Wiesbaden wird von einem bedauerlichen Unglücksfall berichtet, der dort die Hirsch'sche Realschule aus Frankfurt am Dienstag bei einem Ausflug betroffen hat. Beim Ueberschreiten einer Straße in Wiesbaden fuhr ein mit Brettern beladener Wagen in die paarweise einhermarschierenden Schüler hinein, sodaß 5 von ihnen zu Boden geworfen wurden. Zwei der Knaben sind schwer verletzt worden. Der eine hat einen doppelten Armbruch, der andere eine Verwundung am Ohr erlitten, die 3 anderen sind mit leichten Verletzungen an den Füßen davongekommen.
- Auf dem Fischmarkt in Frankfurt a. M. fiel ein Käufer, der sich die Fische genauer ansehen wollte, sich bückte und das Gleichgewicht verlor, in einen großen Wasserzuber. Der sonderbare Fisch wurde unter großer Heiterkeit der Umstehenden von dem Händler mit einem großen Netz herausgeholt.
- Durch Versendung einer Zirkularnote haben die westfälischen Zechenverwaltungen die Frage angeregt, ob der eingetretene Arbeitszustand zu Gunsten der Unternehmer als "höhere Gewalt" (vis major) betrachtet werden könne und sie von ihren Verpflichtungen zur Kohlenlieferung an ihre Kunden entbinde. Die Frage wird in der Presse bereits lebhaft besprochen, die Beantwortung fällt für die Zechenverwaltungen aber zumeist ungünstig aus, da keiner der hervorragenden Rechtsgelehrten, die sich mit dieser Frage beschäftigt haben, einen Strike als vis major gelten läßt. In etwaigen aus diesem Strike sich ergebenden Prozessen wird die Berufung auf den Strike sie also schwerlich vor Verurtheilung schützen.
- Im rheinischen Strikerevier ist es stiller geworden. Aus Bochum, Essen, Gelsenkirchen und Dortmund wird gemeldet, daß die Belegschaften wenigstens theilweise wieder angefahren sind, da die Bergarbeiter in Folge der Verhandlungen in Berlin der frohen Hoffnung leben, daß ein Vergleich mit den Zechenverwaltungen zu Stande kommen werde. Die Truppen sollen am Montag zum Theil zurückgezogen werden, ein anderen Theil soll vor der Hand noch in den Strikebezirken verbleiben.
- Auf der Festung Königstein schlug in der Donnerstag=Nacht der Blitz in ein Pulvermagazin, welches in die Luft flog. Der Posten wurde leicht verletzt, die Wachtmannschaft blieb unversehrt. In der Umgebung zersprangen alle Fensterscheiben.
- Der von Falb als ein kritischer Tag erster Ordnung bezeichnete 15. Mai ist in der That für viele Gegenden ein Tag des Schreckens gewesen und die am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag tobenden und von schweren Hagelschäden begleiteten Gewitter haben vielfache Schaden angerichtet.
- Der Stand der Saaten in der österreichisch=ungarischen Monarchie eröffnet, laut einem offiziellen Bericht, für dieses Jahr die besten Ernteaussichten. Die Wintersaaten, sowie die frühzeitig gebauten Sommersaaten stehen zumeist ausgezeichnet, aus vielen Gegenden wird sogar berichtet, daß ein so günstiger Stand seit vielen Jahren nicht dagewesen sei. Nur in Galizien ist der Stand mittelgut zu nennen.
- Der in Wien verstorbene Graf Heinrich Hardegg vermachte 680 000 fl. zu Stipendien für Juristen, die jedoch erst nach hundert Jahren, am 12. Mai 1989, verliehen werden sollen.
- In Eisenheim in Ungarn ist dieser Tage eine Bauern=Revolte dadurch entstanden, daß die Einwohner des Dorfes die vom Fiskus im Ablösungsweg mehrere Grundstücke erworben hatten, dem derzeitigen Pächter die Bebauung desselben mit Gewalt verwehren wollten. Dieser rief den Schutz der Behörden an, die acht Gendarmen sandte, die indes sofort von den Bauern angegriffen und verwundet wurden. Die gereizten Gendarmen gaben Feuer, töteten 4 und verwundeten weitere 7 Bauern, von welch' letzeren 3 gestorben sind.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 40 Seite 6]- Ein ungarischer Gutsbesitzer entließ kürzlich einen Pferdehirten, der sich grober Vergehen schuldig gemacht hatte. Aus Rache schlich sich nun der Entlassene in einen Pferdestall, wo sich verschiedene werthvolle Thiere befanden und schnitt sechs Pferden die Kehle durch. Nach der That entfloh der Uebelthäter.
- Von einem furchtbaren Unglück wird aus der russischen Festung Nowogeorgiewsk bei Modlin gemeldet. Bei einer Uebung ist ein Weichsel=Kahn umgestürzt, wobei 61 Pioniere in den Fluß gefallen sind. 45 Mann, darunter mehrere Offiziere, sind ertrunken.
- Der Schah von Persien rückt näher. Er ist am Mittwoch Nachmittag in Tiflis eingetroffen und dort festlich empfangen worden. Die Königin Victoria soll, wie aus London gemeldet wird, über seinen bevorstehenden Besuch gar nicht entzückt sein. Sein letzter Besuch hat der Königin 12,000 Pfund Sterling gekostet.
- Die Fahrten über den atlantlischen Ocean nehmen immer weniger Zeit in Anspruch, trotzdem man schon vor Jahren die größte Geschwindigkeit erreicht zu haben glaubte. Der am 8. d. M. in Newyork angekommene Dampfer der Inman=Linie "City of Paris" hat die Reise von Queenstown nach Sandy Hook in 5 Tagen 23 Stunden 7 Min. zurückgelegt, d. h. um 2 Stunden 48 Minuten weniger als die "Etruria" auf ihrer bis dahin bekannten schnellsten Reise gebraucht hatte. Am 7. Mai hat die "City of Paris" die schnellste Tagereise mit 511 Meilen gemacht.
- Das werthvollste "Katzenauge", daß auf der Welt existirt, ist kürzlich in London angekommen. Es stammt von Ceylon, welches nebst Madras der einzige Ort ist, wo diese Edelsteine gefunden werden. Der Finder, ein Arbeiter, welcher Erde auf seinen Wagen lud, verkaufte den 475 Karat schweren Stein für 30 Rupien. Derselbe wechselte darauf mehrmals den Besitzer, bis ihn ein indischer Reiskaufmann für 9000 Rupien erstand und ihn schleifen ließ. Jetzt wiegt er 170 Karat und ist für 30 000 Rupien versichert. Der Stein wirft vier Lichtstrahlen aus, die sich zu einem einzigen Strahlenbündel vereinigen.
- Eine steinreiche junge Amerikanerin, die Tochter des verstorbenen Newyorker Millionärs F. A. Drexel, hat sich plötzlich entschlossen, der Welt mit ihren Genüssen zu entsagen und in den Orden der barmherzigen Schwestern von Pittsburg einzutreten. Dieser unerwartete Entschluß der jungen Dame, die über ein Vermögen von 900 000 Pfund Sterling = 18 Millionen Mark verfügt, hat natürlicherweise in der heirathsfähigen Newyorker Männerwelt große Bestürzung hervorgerufen.
Ueber die Mandara=Neger, die als Gesandtschaft ihres Sultans in Berlin weilen, wird des Näheren wie folgt berichtet. Die Gesandtschaft besteht aus vier Personen, dem Minister Ndarascha ("Elfenbein") und dessen Begleiter Ndëura ("Das angebetete Kind"), Ndegarischa ("Krieger") und Ravirra ("Der nach der Heimkehr vom Kriege Geborene"). Die Genannten sind von Herrn Otto E. Ehlers, der ihnen von Aden ab Vorausgereist war, aus Hamburg abgeholt worden, wo sie sich vier Tage hindurch von den Anstrengungen der Seereise erholten. Ihre Kleidung, weiße oder rothe Mäntel, weiße Kopftücher u. s. w., darf natürlich nicht etwa als "Nationaltracht" angesehen werden, da letztere nur aus Lendentüchern besteht, sondern ist für sie von Herrn Ehlers allmählig, je nach den Anforderungen des Klimas und der Zivilisation, in Sansibar, Bombay, Aden und Hamburg beschafft worden. "Echt" in unserem Sinne ist nur die eigenthümliche Frisur; das Haar ist ganz kurz geschoren und mit schwarzen, netzartigen Schnüren durchflochten. Als weiterer Schmuck dienen Elfenbeinringe an den Armen und Schnüre von bunten Perlen um den Hals, sowie Holzpflöcke u. dgl. m. in den Ohrläppchen, in welchen auch Streichholzschachteln oder ähnliche Gegenstände aufbewahrt werden. Der Minister, der gleich einem seiner Gefährten sich hellbrauner Farbe erfreut, während die anderen beiden schwarz sind, hatte sich am Donnerstag außerdem eine sehr zierlich aus Büffelhorn gearbeitete und mit Perlen geschmückte Schnupftabaksdose sowie eine Signalpfeife umgehängt. Die Gesichtszüge sind bei Allen dieselben, und zwar von dem gewöhnlichen Negertypus sehr abweichende, kluge und durchaus nicht häßliche, so daß die Verschiedenheit der Farbe wohl auf Blutmischung, herbeigeführt durch Frauenraub beruhen dürfte. Im Allgemeinen hält Sultan Mandara übrigens sehr auf Reinheit des Blutes, und verbietet deshalb auch die Mischehen. Interessant ist es, wie schnell diese Neger sich an die ihnen bisher ganz unbekannt gebliebenen europäischen Sitten gewöhnt haben. Nachdem sie auf dem Dampfer sich noch ihrer Hände zum Verzehren von Reis u. s. w. bedienten, haben sie sich in Hamburg sofort den Gebrauch von Messer und Gabeln, Servietten u. dgl. m. angeeignet. Ueberhaupt besitzen sie eine natürliche Höflichkeit des Herzens und ein angeborenes Taktgefühl, welches sie vor jedem Verstoße schützt und ihnen, im Verein mit kindlicher Gutmüthigkeit, die Herzen der Hamburger im Sturme erobert hat. Die vornehmsten Familien der Hansestadt luden die fremden Gäste zu Tisch ein, stellten ihnen ihre Wagen zur Verfügung und sprachen sich sehr befriedigt über dieselben aus. Interessant sind die Aeußerungen der Neger über das von ihnen Gesehene. Bei einem Besuche der Hamburger Börse zeigten sie sich überrascht davon, daß überhaupt so viele Weiße vorhanden seien. Außerordentliches Vergnügen machte ihnen ein Besuch einer Gummiwaaren=Fabrik, sowie ferner ein solcher des Hagenbeck'schen Thierparkes, in welchem sie mit Interesse die Löwen und Elephanten beobachteten. Die Krokodile dagegen, denen in Moschi öfters Menschen zum Opfer fallen, wurden mit Unbehagen betrachtet. Als zuletzt Herr Hagenbeck den Minister fragte, ob er ihm einen der soeben gefütterten Löwen schenken solle, lehnte jener dankend ab mit der Bemerkung, Fleisch verzehre er lieber selbst. Im Cirkus Renz mißfielen ihm die Clowns, die "keine Menschen, sondern Teufel" seien, während die Pferde lebhaft bewundert wurden. Ueberhaupt zeigen diese Neger große Freude an Thieren, und von einigen ihnen geschenkten hölzernen Thieren - Kinderspielzeug, aus einem Pferde, einer Ziege und einem Schafe bestand - wollen sie sich gar nicht mehr trennen. An europäische Genußmittel, wie Bier, Champagner und Cigarren, haben sie sich sehr rasch gewöhnt, und in gewöhnlichen Droschken wollen sie jetzt gar nicht mehr fahren. Ihre bisherigen Eindrücke über Deutschland faßten sie, unserem Gewährsmanne gegenüber, in folgendem Urtheil zusammen, das ihnen hoffentlich ungetrübt erhalten bleiben wird : "Wir müssen hier recht schnell Alles sehen und dann zurrückkehren, denn sonst reicht unser ganzes Leben nicht mehr aus, um unserem Fürsten zu erzählen, wie gut und wie klug die Deutschen sind." - Hier in Berlin besuchten dieselben heut Nachmittag in Begleitung des Herrn Ehlers das Passage=Panoptikum, wo sie von den Direktoren Fiebelkorn und Neumann geführt wurden. In der Japanischen Halle kauften sie verschiedene Gegenstände, die ihr Gefallen erregten, ein; insbesondere verschiedene Brochen und Filigran=Armbänder, welche letztere sie sofort auf ihre Arme streiften.
- Notizen für Hausfrauen. Gegen rauhe Hände gebrauche man Citronensaft oder Leim oder Kleienteig oder Glizerin. - Mit warmer Milch oder Wasser kann man Wachstuch ohne Seife reinigen. - Streue Sassafrasrinde unter getrocknete Früchte und die Würmer kommen nicht hinein. - Eine Hand von Heu und mit Wasser in einen neuen Eimer gethan, nimmt die Geruch der Farbe fort. - Tintenflecke auf Seiden=, Wollen= und Baumwollenstoffen lassen sich mit Terpentin entfernen. - Mache saure Gurken nie in einen Topf ein, in welchem Schmalz gewesen ist. - Eine Mischung von Bienenwachs und Salz macht alte Bügeleisen so glatt wie Glas. - Fische lassen sich viel leichter abschuppen, wenn man sie vorher einen Augenblick in heißes Wasser hält. - Um das Weiße von den Eiern schnell zu schlagen, thue man eine Messerspitze Salz hinein, je kühler die Eier sind, desto schneller geben sie Schaum.
- Zur Gänsemast. Man bringt die zu mästenden Gänse in Umzäunungen von 100 Schritt
[ => Original lesen: 1889 Nr. 40 Seite 7]Quadratfläche, in welchen ihnen freie Bewegung gestattet ist. In den ersten acht Tagen füttert man die Gänse mit Mohrrüben und mit gekochten, zu einem dicken Brei gestampften Kartoffeln, in die Krippen und auch auf die Erde streut man einige Erbsen. Dann giebt man ihnen ohne Unterbrechung drei bis vier Tage lang gekochte, abgekühlte Gerste in einem Troge; vom elften bis zwölften Tage an Gerstenschrot mit Kartoffelbrei. Nach dieser achttägigen Fütterung mit Gerstenschrot folgen Erbsen, welche den Gänsen in den täglich gereinigten Wassertrog in solcher Menge geschüttet werden, daß sie diese theils gequollen zu sich nehmen. Von noch größerem Erfolge ist die Mast, wenn neben der Fütterung mit Erbsen auch noch die Schrotfütterung beibehalten wird. Nach diesem billigen Verfahren gemästete Gänse liefern besser erhaltene Federn und feineres Fleisch und Schmalz als die mit Hafer gemästeten, ganz abgesehen davon, daß die Mästung mit Hafer ziemlich theuer ist, da nur guter, schwerer Hafer dazu benutzt werden kann.
- Eine echt amerikanische Erfindung. Ein amerikan. Journal schreibt: Die neueste Erfindung in der Papierbranche sind Hemden mit Papiereinsatz in sieben losen Blättern übereinander, von welchen man täglich eins abreißt und so täglich eine reine weiße Brustfläche darbietet. Der Erfinder dieser sehr praktischen Tracht druckt jetzt auf der Rückseite der einzelnen Blätter eine höchst spannende Novelle in Fortsetzungen. Hat nun der Träger eines solchen Hemdes einmal mit dem Lesen der Geschichte begonnen, so kann er oft nicht bis zum nächsten Tage auf die heiß ersehnte Fortsetzung warten, sondern reißt die Blätter herunter, bevor es sonst nöthig sein würde, wodurch sich der Verbrauch dieser Hemdeneinsätze so steigert, daß der Patentinhaber den an ihn gestellten Ansprüchen kaum mehr genügen kann.
- Rekrutenleiden. Sergeant (zu den neu einzustellenden, meist polnischen Rekruten): "Heute nachmittag um 2 Uhr seid Ihr wieder hier, um mir Euren Namen, Stand und Geburtsort anzugeben. - Das sag' ich Euch aber gleich, wenn wieder so Kerls dabei sind, bei denen man erst dreimal niesen und zweimal ausspucken muß, ehe man ihren Namen sprechen kann, die fliegen ohne Gnade und Barmherzigkeit auf drei Tage ins Loch.
Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
(Nachdruck verboten.)
[ => Original lesen: 1889 Nr. 40 Seite 8]Angela.
[Fortsetzung.]
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