[ => Original lesen: 1889 Nr. 39 Seite 1] Ueber den Empfang der Deputation der Bergleute durch den Kaiser wird aus Berlin vom 14. Mai geschrieben:
Heute Nachmittag 3 Uhr 10 Min. wurde die Deputation der Delegirten der Knappenvereine im Ruhr=Kohlen=Reviere, die Bergleute Schröder, Siegel und Bunte, im Fahnensaale, des Königlichen Schlosses von dem Kaiser empfangen. Nachdem zunächst der Bergmann Schröder als Sprecher der Deputation Sr. Majestät Dank für die Gewährung der Audienz ausgesprochen, die Grüße der Knappenvereine überbracht und das Wohlwollen des Kaiser für die Wünsche der Arbeiter erbeten hatte, erklärte derselbe auf die Frage Sr. Majestät, was für Forderungen von den Arbeitern erhoben würden: "Wir fordern, was wir von unseren Vätern ererbt haben, nämlich die achtstündige Schicht. Auf die Lohnerhöhung legen wir nicht den Werth. Die Arbeitgeber müßten mit uns in Unterhandlung treten; wir sind nicht starrköpfig. Sprechen Ew. Majestät nur ein Wort, so würde es sich gleich ändern, und manche Thräne würde getrocknet sein." Hierauf erwiderte der Kaiser ungefähr Folgendes:
"Jeder Unterthan, wenn er einen Wunsch oder Bitte vorträgt, hat selbstverständlich das Ohr seines Kaisers. Das habe Ich dadurch gezeigt, daß ich der Deputation gestattet habe, hierher zu kommen und ihre Wünsche persönlich vorzutragen. Ihr habt Euch aber ins Unrecht gesetzt, denn die Bewegung ist eine ungesetzliche, schon deshalb, weil die 14tägige Kündigungsfrist nicht innegehalten ist, nach deren Ablauf die Arbeiter gesetzlich berechtigt gewesen sein würden, die Arbeit einzustellen. In Folge dessen seid Ihr kontraktbrüchig. Es ist selbstverständlich, daß dieser Kontraktbruch die Arbeitgeber gereizt hat und sie schädigt. Ferner sind Arbeiter, welche nicht streiken wollten, mit Gewalt oder durch Drohungen verhindert worden, ihre Arbeit fortzusetzen. Sodann haben sich einzelne Arbeiter an obrigkeitlichen Organen und fremdem Eigenthume vergriffen und sogar der zu deren Sicherheit herbeigerufenen militärischen Macht in einzelnen Fällen thätlichen Widerstand entgegengesetzt. Endlich wollt Ihr, daß die Arbeit erst dann gleichmäßig wieder aufgenommen werde, wenn auf allen Gruben Eure sämmtlichen Forderungen erfüllt sind. Was die Forderungen selbst betrifft, so werde ich diese durch Meine Regierung genau prüfen und Euch das Ergebniß der Untersuchung durch die dazu bestimmten Behörden zugehen lassen. Sollten aber Ausschreitungen gegen die öffentliche Ordnung und Ruhe vorkommen, sollte sich der Zusammenhang der Bewegung mit sozialdemokratischen Kreisen herausstellen, so würde ich nicht im Stande sein, Eure Wünsche mit Meinem Königlichen Wohlwollen zu erwägen. Denn für mich ist jeder Sozialdemokrat gleichbedeutend mit Reichs= und Vaterlandsfeind. Merke Ich daher, daß sich sozialdemokratische Tendenzen in die Bewegung mischen und zu ungesetzlichem Widerstande anreizen, so würde Ich mit unnachsichtlicher Strenge einschreiten und die volle Gewalt, die Mir zusteht - und dieselbe ist eine große - zur Anwendung bringen.
Fahrt nun nach Hause, überlegt, was Ich gesagt, und sucht auf Eure Kameraden einzuwirken, daß dieselben zur Ueberlegung zurückkehren Vor Allem aber dürft Ihr unter keinen Umständen solche von Euren Kameraden, welche die Arbeit wieder aufnehmen wollen, daran hindern."
Der Bergmann Schröder sprach hierauf nochmals den Dank für die gewährte Audienz aus.
Der Kaiser erhielt das Telegramm von dem Siege des Reichskommissars Hauptmann Wißmann über Buschiri, während er den Truppenübungen auf dem Tempelhofer Felde beiwohnte und sprach sich höchst erfreut darüber aus. Der Kaiser sandte sofort an Hauptmann Wißmann ein Glückwunsch=Telegramm und soll ihm auch den rothen Adlerorden dritter Klasse verliehen haben.
Für den Aufenthalt des Königs Humbert von Italien in Berlin ist folgendes vorläufige Programm entworfen worden: "21. Mai: Ankunft auf dem Bahnhofe, Empfang durch die Kaiserin im Schlosse, Familientafel, Gala=Abendtafel. 22. Mai: Große Parade auf dem Tempelhofer Felde, Spazierfahrt nach Charlottenburg, Besuch der Oper, Abendtafel. 23. Mai: Parade im Lustgarten zu Potsdam, Mittagstafel im Stadtschloß, Wasserfahrt nach der Pfaueninsel, Abendtafel beim italienischen Botschafter. 24. Mai: Exerzieren bei Berlin, Frühstück beim Offiziercorps des 2. Garde=Regiments, Besuch der Ruhmeshalle, Familientafel beim Prinzen Albrecht, Fahrt durch die Stadt, Conzert im Weißen Saal. 25. Mai: Besuch der Unfallversicherungs=Ausstellung. Abschiedstafel." - Die Berliner Studentenschaft hat beschlossen, dem Könige Humbert bei seiner Anwesenheit in Berlin eine besondere Huldigung in Form eines Wagenzuges mit Chargierten zu Pferde darzubringen.
An die Mitglieder des Reichstages hat der Präsident von Levetzow folgende Mittheilung erlassen:
"Die in letzter Zeit wiederholt vorgekommene Beschlußunfähigkeit veranlaßt mich, zur Förderung der Geschäfte des Reichstags die Herren Collegen dringend zu bitten, in den weiteren Sitzungen des Reichstags pünktlich zu erscheinen und während der Sitzungen nach Möglichkeit im Reistag anwesend bleiben zu wollen, da nur durch einen beschlußfähigen Reichstag unsere nothwendigen Arbeiten zu dem allseitig gewünschten Ende geführt werden können." Das Schreiben scheint gewirkt zu haben, denn am Sonnabend war der Reichstag beschlußfähig.
Das neue Genossenschaftsgesetz ist im "Reichsanzeiger" veröffentlicht worden.
Die dritte Lesung der Alters= und Invaliditäts=Versicherung soll im Reichstag am Donnerstag beginnen. Man glaubt allgemein, daß nach Beendi=
[ => Original lesen: 1889 Nr. 39 Seite 2]gung desselben der Schluß der Session erfolgen wird, was etwa am 23. oder 24. Mai geschehen könnte.
In Cuxhaven sollen zwei neue große Seeforts mit Panzerthürmen angelegt und ein Minendepot errichtet werden. Zur Auswahl der geeigneten Plätze werden Generalstabschef Graf Waldersee und mehrere Marine= und Ingenieuroffiziere in Cuxhaven erwartet.
Dem Staatsminister v. Bötticher soll, wie gerüchtweise verlautet, wenn das Alters= und Invaliditäts=Versicherungsgesetz erst zum glücklichen Abschluß gelangt, als Belohnung für seine parlamentarischen Mühen der Grafentitel winken.
Der Prinzregent von Bayern hat den neuernannten päpstlichen Nuntius in München am Sonnabend in Audienz empfangen. Obschon die Audienz nur 10 Minuten gedauert hat, soll Msgr. Agliardi, wie versichert wird, doch einen sehr guten Eindruck auf den Prinzregenten gemacht haben.
Die französische Regierung hat die Ein= und Durchfuhr von lebendem Vieh, insbesondere von Rindern, Schafen und Schweinen, bei einer Anzahl Zollämter bis auf weiteres untersagt.
Die große englische Flottenschau bei Spithead ist auf Sonnabend, den 26. Juli, festgesetzt. Die Königin von England wird derselben an Bord der "Victoria and Albert," der Kaiser Wilhelm und der Prinz Heinrich von der kaiserlichen Yacht "Hohenzollern" und der Prinz und die Prinzessin von Wales von der königlichen Yacht "Osborn" zuschauen. Den Befehl über sämtliche an der Flottenschau theilnehmenden Schiffe wird Admiral Sir Edmund Commerel führen.
Aus Sansibar wird telegraphirt, daß der Sieg Wißmanns im deutsch=afrikanischen Schutzgebiet und auch in Sansibar selbst großen Eindruck gemacht hat. Buschiris Lager war sehr fest, der Kampf ein äußerst hartnäckiger. Die Schlappe des Araberführers wird die Ruhe im deutschen Schutzgebiet sichern, so daß allenthalben wieder eine geordnete Verwaltung eingerichtet werden kann und die Eingeborenen sich an die Deutschen zu gewöhnen vermögen. Daß Buschiri allen ferneren Widerstand aufgibt, ist freilich nicht anzunehmen. So schnell werden die arabischen Sclavenhändler, die hinter ihm stehen, sich nicht fügen und das deutsche Gebiet wird durch eine Postenkette vor räuberischen Ueberfällen geschützt werden müssen. Gewonnen ist nicht alles mit diesem ersten Erfolge, aber der erste Erfolg ist im Kriege stets eine schätzenswerthe Sache und auch in Ostafrika wird sich das voraussichtlich bewähren.
Anzeigen.
Auf den Antrag des Bauunternehmers Carl Kroeger zu Lüdersdorf soll über die daselbst sub Nr. 25 belegene Büdnerei c. p. seines noch minorennen Sohnes Carl Kroeger ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Dienstag, den 30. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 10. Mai 1889.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuches über das zu Schönberg an der Schlauentrift sub Nr. 20 A belegene Wohnhaus c. p. des Rademachers Peter Ehmke wird hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 11. Mai 1889.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Gegen einen Uhrmacher=Gehülfen, der unter dem Namen "Peter Andersen aus Melsfeld" zuletzt hieselbst beim Uhrmacher Heincke in Arbeit stand, ist wegen Verdachts des Betrugs der Haftbefehl erlassen.
Besagte Person ist klein von Statur, blond, hat einen Stelzfuß, er war bekleidet mit grauer Hose, dunkelgrauer Joppe und einem braunen Filzhut.
Ich bitte alle Behörden, auf die beschriebene Person zu achten, sie im Betretungsfalle zu verhaften und mich hiervon zu benachrichtigen.
Schönberg i. Meckl., den 13. Mai 1889.
Der Amtsanwalt.
U. Frhr. v. Maltzan.
Holz=Auction Nr. 35.
Am Donnerstag, den 23. Mai, Morg. 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus den Hohemeiler Tannen meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
159 Rmet. kiefern Kluft,
310 Rmet. kiefern Knüppel.
Herr Förster Polle zu Hohemeile weist auf Wunsch das Holz nach.
Schönberg, den 3. Mai 1889.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Die Kaufmannsfrau Maria Klatt, geb. Schulz von hier will ihr am kalten Damm hieselbst belegenes Wohnhaus meistbietend öffentlich verkaufen. Ich setze deshalb den Verkaufstermin auf
Mittwoch, den 22. Mai 1889,
Vormittags 10 Uhr,
im Hause des Herrn Gastwirths J. Boye hieselbst an.
Schönberg, den 6. Mai 1889.
Chr. Buschow.
Privatcopiist.
Unsere Sammlung für das Denkmal der ehemaligen deutschen Soldaten für Kaiser Wilhelm I. auf dem Kyffhäuser werden wir mit dem 20. d. Mts. abschließen. Wir erbitten nach diesem Tage die Ablieferung der eingegangenen Gelder und der Sammellisten. Quittung wird in dieser Zeitung ertheilt werden.
Schönberg, den 13. Mai 1889.
Dr. M. Marung. H. Fölsch.
Stabsarzt a. D. Rechtsanwalt.
Achtung für Tischlergesellen!
In letzter Zeit ist in verschiedenen auswärtigen Blättern von den Lübecker Meistern der Streick als beendet erklärt und werden von denselben Gesellen für hier gesucht, wir bitten Euch, hierauf nicht einzugehen, denn der Streick dauert unverändert fort.
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 39 Seite 3]Vaterländische Vieh=Versicherungs=Gesellschaft zu Dresden,
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 39 Seite 4]Vom 17. Januar d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. Vom Hauswirth Boye in Campow 1 Pferd 450 M.
2. Vom Hauswirth Schütt in Selmsdorf 1 Kuh 100 M.
3. Vom Hauswirth Hecht in Schlagsdorf 1 Kuh 120 M.
4. Vom Kaufmann Brüchmann hier 1 Starke 100 M.
5. Vom Hauswirth Kröger in Lockwisch 1 Pferd 400 M.
6. Vom Hauswirth J. Lühr in Lüdersdorf 1 Pferd 150 M.
7. Vom Mühlenpächter Frank hier 1 Kuh 135 M.
8. Vom Hauswirth Schmidt in Lankow 1 Pferd 300 M.
9. Vom Hauswirth Ebell in Gr. Mist 1 Kuh 135 M.
10. Vom Hauswirth Klatt in Sülsdorf 1 Pferd 300 M.
11. Vom Mühlenpächter Wieschendorf, Maurienmühle 1 Pferd 250 M.
12. Vom Schulzen Sterley in Zarnewenz 1 Füllen 200 M.
13. Vom Hauswirth Oldenburg in Utecht 1 Füllen 150 M.
14. Vom Hauswirth Hecht in Schlagsdorf (II.) 1 Kuh 120 M.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 80 Pfg. pro 100 Mk Versicherungssumme und werden unsere Mitglieder ersucht, diesen Beitrag am
Dienstag, den 28. Mai, Morgens 10 Uhr,
im Boye'schen Gasthause hieselbst zu entrichten.
Schönberg, den 12. Mai 1889.
Direction des Viehversicherungs-Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As Ahrend. Wilh. Heincke.
Harbker Salon-Brikets
der Harbker Kohlenwerke zu Harbke (Post= und Telegraphenstation).
(feste Pressung! gerichtlich geschützt! unübertroffen!)
allseits als ganz vorzüglich anerkannt, besser, angenehmer und billiger als jedes andere Heizmaterial, in allen Oefen und Hausfeuerungen verwendbar und der unsauberen Heizung mit Steinkohlen, Böhmischen Braunkohlen, Torf pp. weitaus überlegen und vorzuziehen, werden den verehrlichen Consumenten bestens empfohlen.
Die Vertretungen für
Harbker Salon-Brikets.
Sonntag, den 18. Mai d. J.
Nachmittags 3 Uhr:
Luther-Festspiel
Ein kirchliches Festspiel von Hans Herrig.
1. Rang, Balkon und Logen M. 3,50, Parquet M. 2.50, Num. Parterre M. 1.50, 2. Rang Loge M. 1.25, Steh=Parterre M. 1, 3. Rang 75 .,
Gallerie 60 .
Billetbestellungen beliebe man an das Bureau des Stadttheaters zu richten.
Lübeck, den 14. Mai 1889.
Der Ausschuß für die Aufführung der Lutherfestspiele.
Kirchen=Concert
in der neuen Kirche zu Carlow
am Sonntag, den 26. Mai,
Nachmittags 4 Uhr,
zum Besten unseres Orgelfonds.
Es ladet hierzu von nah und fern freundlichst ein
im Namen der Orgelbaucommitte
E. Langmann, Pastor.
Am Sonntag u. während der Marttage große
musik. Unterhaltung
der beliebten Sängergesellschaft Kamm aus Altona.
Um zahlreichen Besuch bittet ganz ergebenst
Joh. Krüger.
Scheiben=Schießen.
Am Sonntag, den 26. und Montag, den 27. Mai cr. findet bei mir ein Scheibenschießen nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Gönner und Freunde hierdurch freundlichst einlade. Auf drei Schuß ein Gewinn. - Schießbedarf wird gehalten.
Am Sonntag: Tanz-Musik.
Wittwe Grevsmühl, Zarnewenz.
Suche zum 1. Juni einen Knecht.
Thomas Westphal, Fischräucherei.
Schlutup.
Am ersten Markttage, Dienstag, den 21. Mai, fahre ich mit meinem Omnibus von der Neuen Welt Morgens 10 Uhr, Abfahrt von Boye 12 Uhr Nachts.
L. Schütt.
In guter Lage sind einige freundliche
Zimmer
an einen einzelnen Herrn zu vermiethen.
Nähere Auskunft ertheilt die Expedition d. Bl. Schönberg, den 13. Mai 1889.
Antonie Bröcker
Wilhelm Stein
Verlobte.
Schönberg. Bardowick.
Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 19. Mai
Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect des bekannten
Bankhauses Mindus & Marienthal
in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen.
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 20.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 39 Seite 5]Beilage
zu Nr. 39 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. Mai 1889.
- Schönberg. Mannigfache Mängel unseres Mädchenschulhauses und dadurch hervorgerufene Unzuträglichkeiten haben betheiligte Einwohner hiesiger Stadt dazu angeregt, den Versuch zur Aufrichtung einer Privattöchterschule zu machen. Die dieserhalb vor einiger Zeit bereits stattgehabte Berathung führte wegen zu geringer Betheiligung zu keinem Ziel, in der gestern abgehaltenen Versammlung dagegen, welche sich auch zwar nur geringer Betheiligung erfreute, rückte man dem Ziele um einen kleinen Schritt näher, indem der Plan zu dem beabsichtigten Unternehmen in allgemeinen Umrissen festgestellt wurde. Sobald zur Teilnahme 12 Kinder angemeldet sind, soll die Schule errichtet und zunächst eine geprüfte Lehrerin angenommen werden; beim Anwachsen der Schülerinnenzahl sollen je nach den vorhandenen Geldmitteln eine zweite geprüfte Lehrerin und event. weitere Lehrkräfte herangezogen werden. Die Höhe des jährlichen Schulgeldes soll einen Betrag von 100-150 M. nicht überschreiten.
- Schönberg. Das diesjährige Oberersatzgeschäft der Militairpflichtigen hiesigen Fürstenthums findet in diesem Jahre am 15. Juni zu Schönberg statt.
- Schönberg. Der hiesige Kampfgenossenverein bewilligte für das Kaiserdenkmal auf dem Kyffhäuser aus seinen Mitteln 100 Mk. - Auch will sich der Verein durch Entsendung einer Deputation aus seinen Mitgliedern an dem am 1. und 2. Juli d. J. in Neustrelitz stattfindende Landeskriegerfeste betheiligen.
- Schönberg. Der Sommerfahrplan der Mecklenb. Friedrich=Franz=Bahn, welcher mit dem 1. Juni in Kraft tritt, zeigt einige wesentliche Aenderungen gegen den zur Zeit gültigen auf. Zwischen Rostock und Lübeck wird ein Expreßzug eingelegt, welcher nur in Bützow und Kleinen anhalten wird. Abfahrt von Rostock 4 Uhr 50 Min. Nachm., in Bützow 5 Uhr 22 Min., in Kleinen 6 Uhr 6 Min., in Lübeck 7 Uhr 10 Min. Die Früh= und Spätzüge auf der Linie Lübeck=Strasburg werden zur Zeit in beiden Richtungen zwischen Lübeck und Neubrandenburg durchgeführt. Hierin tritt die Aenderung ein, daß der Frühzug in der Richtung Lübeck=Straßburg erst von Kleinen um 5 Uhr 45 Min. Vorm. seinen Ausgang nimmt und der Abendzug in der umgekehrten Richtung um 9 Uhr 1 Min. Nachm. in Kleinen seinen Endpunkt erreicht. Zwei Personenzüge werden auf der Strecke Lübeck=Güstrow eingelegt, von denen der eine Lübeck um 7 Uhr Vorm. verläßt, um 8 Uhr 27 Min. Kleinen berührt und um 10 Uhr 11 Min. Vorm. in Güstrow anlangt, während der andere Zug in entgegengesetzter Richtung Güstrow um 7 Uhr 10 Min. Nachm. verläßt, Kleinen um 9 Uhr 1 Min. berührt und um 11 Uhr 34 Min. Nachm. in Lübeck eintrifft. Die übrigen Personenzüge auf der Strecke Lübeck=Strasburg bleiben in ihren Fahrzeiten fast unverändert.
- Schönberg. Am 13. d. Mts. ertrank der 6jährige Sohn des Arbeitsmannes Bussow zu Hammer in der Stecknitz bei der Oberschleuse und wurde die Leiche erst am nächsten Tage aufgefunden.
- Schönberg. Die von den Gerichten ganz verschieden beurtheilte Frage, ob der Besitzer eines Hundes, welcher durch Heulen oder anhaltendes Bellen die Bewohner der Nachbarschaft belästigt bezw. in ihrer Ruhe stört, wegen ruhestörenden Lärms oder groben Unfugs bestraft werden kann, ist nunmehr in Berlin, nach völliger Erschöpfung des Instanzenweges, dahin entschieden, daß der Besitzer eines derartigen Hundes wegen "groben Unfugs" zu bestrafe ist. Es dürfte diese Entscheidung weite Kreise interessiren.
- Schönberg. Läßt sich heute auch noch nicht mit aller Bestimmtheit behaupten, daß die Lebensversicherung bereits das Gemeingut Aller geworden ist, so ist doch die große Verbreitung derselben nicht zu leugnen, wie denn auch im Interesse Aller nur gewünscht werden kann, daß sich die Anschauung über die Nützlichkeit der Lebensversicherung mehr und mehr befestige. Liegt es auch für diejenigen, deren Existenz lediglich auf dem unmittelbaren Ertrage ihrer Thätigkeit beruhet, am nächsten, sich der Lebensversicherung zur Sicherstellung ihrer Angehörigen zu bedienen, so ist doch längst schon die Ansicht hinfällig geworden, daß eine solche Vorsicht für den bemittelten Kaufmann, den Gewerbetreibenden, den Grundbesitzer etc. überflüssig sei. Jedem lassen die Zeiten, in denen der Werth des Geldes, sowie die Wandelbarkeit aller Verhältnisse so häufig vor Augen treten, die eindringlichste Mahnung zu kommen, daß auch für ihn die Versicherung seines Lebens Zweck und Nutzen habe. - Unter den vielen Gesellschaften, die der Lebensversicherung gewidmet sind, möchten wir heute nur eine nennen, die sich besten Rufes wegen der Billigkeit ihrer Verwaltung, des bedeutenden Geschäftsumfanges, der günstigen Versicherungsbedingungen u. s. w. erfreuet, es ist dies die Lebensversicherungsgesellschaft zu Leipzig. Sie gehört zu den ältesten und, wie bereits gesagt, auch zu den größesten Gesellschaften dieser Art, sie zahlt deshalb auch fortgesetzt hohe Dividenden an die Versicherer und zählt zu den sichersten und billigstem Gesellschaften Deutschlands und steht seit Einführung der Unanfechtbarkeit ihrer fünfjährigen Policen unübertroffen da. Darum haben auch bereits zahlreiche Behörden und Vereine Verträge mit der genannten Gesellschaft abgeschlossen, um den Beamten und Mitgliedern den Eintritt in dieselbe zu erleichtern, wie das Kaiserliche Generalpostamt in Berlin, die Kaiserliche Regierung in Elsaß=Lothringen, die Kaiserliche Generaldirection der Reichseisenbahnen in Straßburg, verschiedene sächsische Staatsbehörden, Magistrate, Vereine, 28 sächsische Schulinspektoren, die Firma Krupp in Essen u. s. w. - Die vorstehend ausgesprochene Ansicht, daß die Leipziger Lebensversicherungsgesellschaft dem Versicherer die größten Vortheile bietet, wird durch den 1888. Rechnungsabschluß abermals bestätiget und lassen wir aus demselben zur eigenen Prüfung hier die wichtigsten Einzelheiten folgen. Es sind 4068 Versicherungen mit 27 753 300 Mk. Versicherungssumme abgeschlossen worden, d. h. mehr als in irgend einem der Vorjahre und nur 658 Todesfälle über 3 565 750 Mk. Versicherungssumme eingetreten, während die zu deren Bezahlung verfügbaren Mittel mehr als 4 1/2 Millionen Mark betragen haben. Zu dem Gewinn aus dem günstigen Verlauf der Sterblichkeit in Höhe von Mk. 963 394 traten als weitere Gewinnfactoren die Ersparniß an den Verwaltungskosten (dieselben stellten sich auf nur 6,3 %, der Prämien= und Zinseneinnahme) und die überrechnungsmäßige Verzinsung der Gesellschaftsgelder (1,37 % über den angenommenen Zinsfuß) hinzu, sodaß sich der Jahresüberschuß auf 3 167 856 Mk. stellte. Dieser Ueberschuß gestattet für 1890 die Gewährung einer Dividende von wiederum 42 % der ordentlichen Jahresprämien an die mindestens 5 Jahre versicherten Gesellschaftsmitglieder. Die Gesammteinnahme der Gesellschaft an Versicherungsbeiträgen, Zinsen u. s. w. betrug 1888 13 904 592 Mk., die Gesammtausgabe an Todesfällen, Dividenden an die Versicherten, Rückkaufsentschädigungen dagegen nur 7 200 332 Mk., sodaß sich eine Vermehrung der Gesellschaftsfonds um 6,7 Millionen Mk. ergeben hat. Die letzteren sind dadurch Ende 1888 auf 71 134 010 ge=
[ => Original lesen: 1889 Nr. 39 Seite 6]stiegen. Hiervon entfallen 58 946 807 Mk. auf die verschiedenen Reservefonds, während die weiteren 12 187 202 Mk. den Gesammtüberschuß darstellen, welcher Ende 1888 über die Verbindlichkeiten der Gesellschaft hinaus vorhanden war und zur Vertheilung unter die Versicherten innerhalb der nächsten 5 Jahre bestimmt ist. Der Versicherungsbestand beläuft sich zur Zeit auf 48 000 Personen, die mit mehr als 300 000 000 Mk. versichert sind.
- In Hamburg ist am Sonnabend mit dem Dampfer "Schwan" in Begleitung des Lieutenants Ehlers, des Besteigers des Kilimandjaro, eine aus 4 Kriegern bestehende Gesandtschaft des Sultans der Maudara=Neger eingetroffen. Dieselbe ist beauftragt, dem Kaiser Wilhelm Geschenke des dortigen Stammes zu überbringen. Die fremden Gäste, deren Erscheinen in dem seltsamen Kostüm des Landes allgemeines Aufsehen erregt, führen noch eine reiche ethnologische Sammlung, Waffen, ostafrikanische Produkte, Schmetterlingssammlungen etc. mit sich, die geeignet sind, das Interesse weiterer Kreise in Anspruch zu nehmen. Die Gesellschaft hat am Montag die Reise nach Berlin fortgesetzt.
- Der Hamburger Dampfer "Rugia", der am Sonntag mit 168 Passagieren in Plymonth eingetroffen ist, ist unterwegs in großer Gefahr gewesen. Am 8. Mai gerieth nämlich die Ladung Baumwolle in Brand. Der Kapitän ließ alle Luken schließen und die Pumpen arbeiten, um die Kajüten und Waarenräume unter Wasser zu setzen, allein umsonst, das Feuer nahm zu und die Hitze wurde ungeheuer. Im Augenblick der höchsten Gefahr ließ er dann die Waarenräume mit Dampf anfüllen, wodurch das Feuer auch schließlich bewältigt wurde. 150 Ballen Baumwolle mußten in das Meer geworfen werden, auch ist der größte Theil des Gepäcks verbrannt.
- Die Kaiserin Augusta empfing, den preußischen Hofbankier, Baron Cohn aus Dessau, in besonderer Audienz und sprach ihm ihren Dank für die Kaiser Wilhelm I. geleisteten Diente aus. Die Kaiserin schenkte dem Baron Cohn ein Bild des verstorbenen Kaisers als Erinnerungszeichen.
- Die Berliner Studentenschaft wird dem König von Italien bei seiner Anwesenheit in der Reichshauptstadt ihre Huldigung durch einen Aufzug darbringen.
- Die 19. Generalversammlung des Verbandes deutscher Müller findet vom 26.-29. Mai in Berlin statt.
- Für viele unserer Leser wird es von Interesse sein, über die in diesem Jahre bevorstehenden militärischen Uebungen Zuverlässiges zu erfahren. Es üben die Lehrer aus den Jahrgängen 1883 bis 1885 zur Zeit der Herbstferien vom 23. September ah, alle früheren Einjährigen=Freiwilligen der Infanterie vom Jahre 1882 ab vom 27. Mai bis 30. Juli und bezw. vom 29. Juli bis 22. September. Die Gardejäger vom 20. Mai ab 56 Tage, die Provinzial=Jäger vom 27. Mai bis 20. Juli, die Geistlichen behufs Ausbildung zum Sanitätsdienst vom 1. bis 28. Juni, und sämmtliche früheren Einjährig=Freiwilligen von der Artillerie vom 6. Juni bis 31. Juli.
- Die Getreidehändler Gebrüder Heller in Dresden haben die ihnen in dem bekannten Getreidezolldefraudationsprozeß zuerkannte Strafe von 560 000 Mark baar und richtig auf Heller und Pfennig erlegt.
- Der Strike im rheinisch=westfälischen Kohlengebiet nimmt leider einen immer größeren Umfang an; es haben jetzt mehr als 100 000 Bergleute die Arbeit eingestellt, so daß ein täglicher Förderungsausfall von etwa 110 000 Tonnen Kohlen die Folge ist. Es ist natürlich nicht möglich, jede einzelne Zeche, die in den Strike hineingezogen wird, namhaft zu machen, ebensowenig kann jede Fabrik aufgeführt werden, die in Folge des Kohlenmangels die Arbeit hat einstellen müssen. Thatsache ist, daß in der betroffenen Gegend fast alle Werke stillstehen oder wenigstes den Betrieb eingeschränkt haben, denn der Ersatz durch englische, belgische und schlesische Kohlen reicht bei weitem nicht aus.
- Aus Oberschlesien wird geschrieben : "Was dem Einein sein Leid, ist dem Andern sein' Freud'", läßt sich auch mit Bezug auf die gewaltige Arbeitseinstellung der westfälischen Bergleute anwenden. Der bei den rheinischen und westfälischen Industrieellen allenthalben sich einstellende Kohlenmangel hat bereits zur Folge gehabt, daß mehreren oberschlesischen Gruben Bestellungen auf Kohlenlieferungen nach Westfalen zu gegangen sind. Schon in den nächsten Tagen wird sich ein vermehrter Transportverkehr auf den betr. Bahnen bemerklich machen. Die englische Kohle ist zu Folge ihres neuerdings bewirkten Preisaufschlags außer Stande, mit der oberschlesischen concurriren zu können.
- In Guben versuchte am 9. d. M. Nachts ein Verbrecher, der von der Strafkammer zu 15 Jahre Zuchthausstrafe verurtheilt worden war, aus dem Gefängniß auszubrechen, wurde aber von dem wachthabenden Aufseher dabei betroffen und im Ringen erstochen.
- Die überseeische Auswanderung aus dem Deutschen Reich über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam hat sich nach Ausweis der deutschen Reichsstatistik im März d. Js. auf 10,457 Köpfe belaufen, zeigt also gegen den März des Vorjahres eine Zunahme um 119 Personen. In der Zeit von Anfang Januar bis Ende März d. J. hat diese Auswanderung 16,692 Personen, oder 606 weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres betragen.
- Ein Bergsturz fand in Attinghausen (Kanton Uri) am Sonntag, abends 7 Uhr statt. Hoch im Berge droben löste sich eine gewaltige Masse Schutt und Steine los und die losgebrochene Masse stürzte in den wilden Bergbach Kummet. Schrecklich donnerte die Lawine daher. Es wogte und tobte und brüllte, als müsse der ganze Berg herunter. Die Sturmglocken heulten, die Männer eilten entsetzt nach der Unglücksstätte. Im Nu waren vier schöne Heimwesen hoch überschüttet, mehrere arg beschädigt.
- Der Czar hat den Direktor der Kanzlei für die unter seiner Leitung stehenden Wohlthätigkeitsanstalten, Geheimen Rath Durnowo, zum Minister des Innern ernannt. Der neue Minister ist ein eifriger Nationalrusse und sehr geschmeidiger Hofmann.
- Der Schah von Persien hat am Sonnabend die russische Grenze bei Dshulsa überschritten. Er ist von den Behörden und einer Ehrenwache von 150 Kosaken empfangen worden.
- Am Montag trafen die ersten ausländischen Dampfer in Petersburg ein. Die Schiffahrt ist mithin eröffnet.
- Im östlichen Theil der Vereinigten Staaten, von Maryland bis Connectikut, hat am Freitag ein verheerender Zyklon gewüthet, dem auch mehrere Menschen zum Opfer gefallen sind.
- Das Kriegsgericht in Sofia hat am Donnerstag endlich sein Urtheil über die Räuber gefällt, die in der Nähe von Bellowa ihr Unwesen getrieben haben. 5 sind zum Tod, einer zu lebenslänglicher und einer zu 10jähriger Festungsarbeit verurtheilt worden. Die Hehler sind mit 3 bis 10 Jahren Zuchthaus davongekommen.
- Ueber den Einfluß des Turnens auf die körperliche Entwicklung haben zwei französische Aerzte, Dally und Chassagno, auf Grund zahlreicher Beobachtungen eine interessante Statistik aufgestellt. Wir entnehmen derselben u. a.: In 5 Monaten hat der Umfang des Brustkastens bei 76 von 100 Turnern um 2 1/2 cm zugenommen. Bei 32 von 100 Turnern hat, immer in demselben Zeitraume, der Umfang des Aermels (also Muskelentwicklung) um 1,28 cm zugenommen, derjenige des Vorderarmes bei 62 von 100 um 0,57 cm, derjenige des Schenkels bei 63 von 100 um 1,38 cm, derjenige der Wade bei 36 von 100 um 0,82 ein. Als nothwendige Folge der Muskelentwicklung erscheint nun auch die Zunahme der Kräfte. Die allgemeine Hebekraft vermehrte sich bei 86 von 100 Turnern um 56 Pfund, die Greifkraft der Hände (Zusammenziehen oder Ballen) bei 81 von 100 um 19 1/2 Pfund. Wenn aber der Muskel sich entwickelt und damit auch dessen Arbeit,
[ => Original lesen: 1889 Nr. 39 Seite 7]so nimmt dagegen das Fett und zugleich auch das Totalgewicht des Körpers ab. In 5 Monaten hat das Gewicht des Körpers bei 63 von 100 um 11,7 Pfund abgenommen.
- Kräheneier sollen, wie der Gothaischen Zeitung von glaubwürdiger Seite mitgetheilt wird, denen der Kibitze im Geschmack vollständig gleichen, und es würde daher das Ausnehmen der Krähennester, außer daß es der Jagd bedeutenden Nutzen bringt, auch noch einen Handelsartikel liefern, für den die Feinschmecker gern bedeutende Preise zahlen würden. Dabei wollen wir unserseits darauf hinweisen, daß man von jungen Krähen eine sehr gute Bouillon kochen kann.
- Ueber den Insektenfang. Eine wichtige Erfindung ist von einem Landwirth in Aargau gemacht worden. Schon längst ist dem Manne aufgefallen, wie die Insekten, wenn er nachts in den Stall ging, gegen das Licht der Laterne heranflogen und sich den Kopf einrannten. Auf diese Beobachtungen hin konstruirte er eine Falle. Der Apparat besteht aus einer großen Laterne, welche eine Starke, durch Glasscheiben geschützte Lampe zwischen Blechreflektoren enthält. Am Fuße des Glases befindet sich eine trichterförmige Oeffnung, unterhalb deren ein Mehlsack angebracht ist. Die Laterne ist auf einem beweglichen Gestell, welches nach Belieben aufgestellt werden kann, angebracht. Man stellt den Apparat nun zum Gebrauche abends in der Nähe der von den Maikäfern bevölkerten Bäume; angelockt durch das Licht, kommen die Insekten in Schaaren aufgeflogen, stürzen auf die Lampe los, stoßen sich aber an dem Glase, werden durch den Anprall in den Trichter gestoßen und fallen durch diesen in den Sack, aus welchem sie nie wieder entwischen können. Der Apparat hat sich beim letzten Maikäferflug glänzend bewährt. Der Sack war jeden Morgen voll angefüllt. Ein besonderer Verzug dieser Maikäferfalle besteht in ihrer leichten Aufstellbarkeit in Gehölzen oder Anpflanzungen, kurz an solchen Stellen, welche von den Maikäfern als Schlupfwinkel benutzt werden und für Anwendung anderer Mittel unzugänglich sind.
- Die namentlich für Hausfrauen wichtige Frage, ob zum Kaffeekochen, weiches Wasserleitungs =aber hartes Brunnenwasser geeigneter sei, wurde von der Berliner Polotechnischen Gesellschaft eingehender behandelt. Es ist bekannt, daß in Karlsbad der Kaffee vorzüglich in Geschmack und Aroma ist. Es liegt dies nicht so sehr an der Verwendung von Kaffeebohnen, als vielmehr an dem Karlsbader Wasser, welches reich an doppelkohlensaurem Kalk. Es ist ferner bekannt, daß die Russen ihrem Theewasser Bicarbonat, die Kirgisen Holzasche (kohlensaures Kali) zusetzen, während man in Glasgow das Wasser welches fast chemisch rein ist, über Kalkstein filtrirt. Alle diese Erfahrungen sprechen dafür, daß das weiche Wasserleitungswasser wenig geeignet zum Kaffekochen erscheint und daß es sich daher empfiehlt, dem Wasser einen Zusatz zu geben, und zwar eine Messerspitze voll Soda, welches die Extraktivstoffe, die in gutem Kaffe 31 Prozent ausmachen, ergiebiger löst und auch das Aroma günstig beeinflußt. Aehnlich empfiehlt es sich für Theewasser, wo man auf drei Gläser 2 Löffel Thee und eine Messerspitze Bicarbonicum rechnen kann. Natürlich muß man sich vor einem Zuviel hüten, weil sonst das Getränk einen laugenhaften Geschmack annimmt.
- Behandlung frisch okulirter Rosenstämmchen. Das folgende Verfahren soll von äußerst günstigem Einfluß auf die okulirten Rosenstämmchen sein und da dasselbe sehr einfach und leicht ausführbar ist, so glauben wir unseren Lesern einen Dienst zu erweisen, indem wir es mittheilen. Die ganze Arbeit besteht darin, daß man die Rosenstämmchen nach stattgefundener Okulation bei heißer trockener Witterung nicht aufrecht stehen läßt, sondern zur Erde biegt, damit die Veredelungsstellen sich nicht in trockener Luft, sondern mehr in der Kühlung ausströmenden Erde befinden. Die so behandelten Veredelungen sollen weit besser gerathen und ist deshalb ein Versuch damit im Interesse der Gartenfreunde zu empfehlen.
- Die Blätter der schwarzen Johannisbeere haben eine vielleicht nicht allgemein bekannte heilende Wirkung, denn auf eine frische Wunde gelegt, zerstören sie sogleich die Eiterbildung und geben dem Fleische jenes rosenfarbene Kolorit, welcher eine nahe Heilung verkündet. Die frischen Blätter werden, wie Petersilie zerhackt, aufgelegt; getrocknet kocht man sie in Wasser etwas auf und benutzt sie, wenn sie weich geworden, ebenso. - Jedenfalls empfiehlt sich, im Sommer Blätter zu sammeln und sie (im Schatten) für den Bedarf zu trocknen.
- Wider den Stich milzbrandiger Insekten. Der Stich hinterläßt Schmerz und schnelle Entzündung. Gegen das schnelle Eindringen in das Blut hilft nichts sicherer als starke Einreibung mit Salmiakspiritus. Ein jeder sollte deshalb davon ein gut verschlossenes Fläschchen bei sich führen.
- Ueber die beste Art zur Aufbewahrung von Pelzsachen, eine Frage, die gerade jetzt zeitgemäß erscheint, wurde jüngst in der Polytechnischen Gesellschaft zu Berlin verhandelt. Die Verwendung von Naphtalin oder Naphtalinpapier bietet, wie konstatirt wurde, keinen genügenden Schutz. Dagegen hat es sich bewährt, die Pelzsachen nach tüchtigem Ausklopfen in luftdicht verklebte Kartons aufzubewahren, in die man außerdem Kamphersäcke legt. Es genügt dabei für einen Pelz 1/4 Pfund Kampher.
- Um Glasgefäße von Fett zu reinigen, bedient man sich gewöhnlich der Asche oder Pottasche. Buchweizen oder dessen Spreu sind aber zu diesem Zweck am vortheilhaftesten, besonders für Gläser mit engen Mündungen; dieselben entfernen alle Arten von Fett sehr schnell und so gut, daß die Gefäße in einigen Minuten völlig rein werden, und allen üblen Geruch verlieren. Bei Gefäßen, worin dicke Fettigkeiten, aufgelöste Harze und Firnisse bewahrt waren, ist es gut, das an den Wänden Klebende zuerst durch warmes Wasser zu erweichen.
- Ein Trinkgeld. Aus dem Leben des kürzlich verstorbenen russischen Krösus J. theilt eine Petersburger Zeitung Folgendes mit: J. reiste im Ausland umher, nur von einem Diener begleitet. Neugier bewog ihn, eines Tages aus Monaco zu besuchen, um sich anzusehen, wie die Spieler aller möglichen Nationalitäten im Roulettespiel ihr Geld loswerden. Unter den Spielern befand sich auch ein englischer Lord, der jedesmal äußerst phlegmatisch einen Louisdor setzte. Verspielte er, so schob er seinen Louisdor ruhig dem Croupier zu; gewann er, so wandte er sich mit noch mehr Ruhe an seinen, hinter ihm stehenden Diener mit den Worten: "Nimm's Dir als Trinkgeld!" J. war erstaunt ob solcher Kaltblütigkeit, zumal der Lord durch seine Freigebigkeit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Ohne sich lange zu besinnen, begab sich J. zum Croupier und rief zum allgemeinsten Erstaunen: "Va banque!" Die Aufregung war großartig, da derartige große Sätze nur sehr selten vorkommen. Der Croupier entfernte sich, um sich mit der Verwaltung des Kasino zu berathen, und kehrte schließlich mit dem Bescheid zurück das Angebot sei angenommen. Das Glück lächelte J. und er sprengte die Bank. Kreidebleich holte der Croupier die mit Gold gefüllten Säcke herbei, als J. sich plötzlich an seinen Kammerdiener wandte und, auf die vor ihm liegenden Schätze weisend, kaltblütig sagte: "Nimm's Dir als Trinkgeld!" Man kann sich die verblüfften Gesichter der Spieler vorstellen. Natürlich hielten Alle den "russischen Bären" für verrückt.
- Eine "praktische" Reklame macht eine in Berlin ansässige Firma mit fremdem Namen jetzt dadurch, daß sie Kleiderbürsten mit Angabe ihres Verkaufslokals öffentlich auf den Straßen ohne Entgelt vertheilen läßt. Der Andrang nach den Bürsten war am Sonntag so groß, daß Schutzleute die Massen auseinander bringen mußten.
- Ein tiefsinniger Fluch. Der Reisende Speeke erzählt in einer seiner Beschreibungen, daß unter den Beduinen Ober=Egyptens ein Fluch gebräuchlich sei, welcher der übertünchten Höflichkeit Europas wohl zu denken geben könne. Ist ein Beduine recht zornig auf den andern, so wünscht er ihm: "Möge
[ => Original lesen: 1889 Nr. 39 Seite 8]Deine Seele so wenig Ruhe haben, als der Hut des Franken auf dessen Kopf."
- Ein Trauriger. Schaubudenbesitzer: "Bitte, mein Herr, wollen Sie nicht in das berühmte Lachkabinet treten?" - Herr: "Danke, gehe lieber in die Weinstube."
Ehrentraut & Co.
Eine Kriminalgeschichte von A. Oskar Klaußmann.
(Nachdruck verboten.)
(Schluß.)
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