[ => Original lesen: 1889 Nr. 38 Seite 1] Zur Publikation des Testaments der am 26. März 1889 zu Heiligenlande verstorbenen Bäckerwittwe Catharina Maria Sophie Bollow geb. Büsing ist auf
Sonnabend, den 8. Juni 1889
Vormittags 10 1/2 Uhr,
vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Amtsgerichte Termin anberaumt, wozu etwaige Interessenten hiedurch geladen werden.
Schönberg i. Meckl., den 10. Mai 1889.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
E. Breuel, Act.
Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub. Nr. 4 belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Joachim Heinrich Wilhelm Lühr daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 22. Juni 1889,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 9. April 1889.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub. Nr. 2 belegene Büdnerei c. p. des Maurers Heinrich Planthaber und dessen Tochter, Anna Catharina Maria Elisabeth Planthaber daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 22. Juni 1889,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 9. April 1889.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Holz=Auction Nr. 35.
Am Donnerstag, den 23. Mai, Morg. 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus den Hohemeiler Tannen meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
159 Rmet. kiefern Kluft,
310 Rmet. kiefern Knüppel.
Herr Förster Polle zu Hohemeile weist auf Wunsch das Holz nach.
Schönberg, den 3. Mai 1889.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Torf=Auction.
Der auf den Carlower Mooren aus dem vergangenen Jahre überstehende Torf soll öffentlich meistbietend gegen Bezahlung unter die im Termine bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden und zwar:
1. Kuhlrader Moor (Molzahner Seite).
am Donnerstag, den 16. Mai,
Morgens 9 Uhr,
ca. 200 Mille Formtorf.
2. Gr. Rünzer Moor.
am Freitag, den 17. Mai,
Morgens 9 Uhr,
ca. 50 Mille Ruthentorf.
ca. 16 Mille Formtorf.
3. Born=Moor.
am Freitag, den 17. Mai,
Vormittags 11 Uhr,
ca. 50 Mille Formtorf.
Carlow, den 6. Mai 1889.
A. v. Linstow.
Die Kaufmannsfrau Maria Klatt, geb. Schulz von hier will ihr am kalten Damm hieselbst belegenes Wohnhaus meistbietend öffentlich verkaufen. Ich setze deshalb den Verkaufstermin auf
Mittwoch, den 22. Mai 1889,
Vormittags 10 Uhr,
im Hause des Herrn Gastwirths J. Boye hieselbst an.
Schönberg, den 6. Mai 1889.
Chr. Buschow.
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Schönberg i. M., den 15. April 1889.
C. Schwedt.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 38 Seite 2]Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft.
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[ => Original lesen: 1889 Nr. 38 Seite 3]Harbker Salon-Brikets
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Nähere Auskunft ertheilt die Expedition d. Bl. Schönberg, den 13. Mai 1889.
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Schlutup.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 38 Seite 4]Thierschau in Schönberg
am Freitag, den 14. Juni 1889.
Programm.
Morg. 8 1/2 Uhr. Versammlung der Mitglieder im Vereinslocale.
Morg. 9 Uhr. Aufmarsch nach dem Ausstellungsplatze.
Morg. 9 1/2 Uhr. Eröffnung der Thierschau und Ausstellungen.
Nchm. 12 1/2 Uhr. Vertheilung der Prämien auf dem Festplatze; darnach Einmarsch in die Stadt bis zum Vereinslocale.
Nchm. 2 Uhr. Allgemeines Festessen im Locale des Herrn J. Boye. Couvert 2 M. à Person.
Nchm. 5 Uhr. Verloosung der aus der Gewerbe=Ausstellung angekauften Gegenstände vor dem Hause des Herrn Kaufmann Franz Lundwall.
Nchm. 7 Uhr. Beginn des Festballes im Boye'schen großen Saale. Nichtmitglieder können eingeführt werden von Mitgliedern gegen 1 M. Entree à Person.
Morgens vor dem Ausmarsche, ferner während der Tafel und Nachmittags bei der Verloosung concertirt vor und im Boye'schen Hause die hiesige Vereinscapelle und desgleichen auf dem Festplatze von Morgens 10 bis Mittags 1 Uhr.
Schönberg, im Mai 1889.
Der Vorstand
des landwirthschaftlichen Vereins kleinerer Landwirthe
für das Fürstenthum Ratzeburg.
I. A. J. H. Böckmann, Vereinssecretair.
Vom 17. Januar d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. Vom Hauswirth Boye in Campow 1 Pferd 450 M.
2. Vom Hauswirth Schütt in Selmsdorf 1 Kuh 100 M.
3. Vom Hauswirth Hecht in Schlagsdorf 1 Kuh 120 M.
4. Vom Kaufmann Brüchmann hier 1 Starke 100 M.
5. Vom Hauswirth Kröger in Lockwisch 1 Pferd 400 M.
6. Vom Hauswirth J. Lühr in Lüdersdorf 1 Pferd 150 M.
7. Vom Mühlenpächter Frank hier 1 Kuh 135 M.
8. Vom Hauswirth Schmidt in Lankow 1 Pferd 300 M.
9. Vom Hauswirth Ebell in Gr. Mist 1 Kuh 135 M.
10. Vom Hauswirth Klatt in Sülsdorf 1 Pferd 300 M.
11. Vom Mühlenpächter Wieschendorf, Maurienmühle 1 Pferd 250 M.
12. Vom Schulzen Sterley in Zarnewenz 1 Füllen 200 M.
13. Vom Hauswirth Oldenburg in Utecht 1 Füllen 150 M.
14. Vom Hauswirth Hecht in Schlagsdorf (II.) 1 Kuh 120 M.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 80 Pfg. pro 100 Mk Versicherungssumme und werden unsere Mitglieder ersucht, diesen Beitrag am
Dienstag, den 28. Mai, Morgens 10 Uhr,
im Boye'schen Gasthause hieselbst zu entrichten.
Schönberg, den 12. Mai 1889.
Direction des Viehversicherungs-Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As Ahrend. Wilh. Heincke.
Unsere Sammlung für das Denkmal der ehemaligen deutschen Soldaten für Kaiser Wilhelm I. auf dem Kyffhäuser werden wir mit dem 20. d. Mts. abschließen. Wir erbitten nach diesem Tage die Ablieferung der eingegangenen Gelder und der Sammellisten. Quittung wird in dieser Zeitung ertheilt werden.
Schönberg, den 13. Mai 1889.
Dr. M. Marung. H. Fölsch.
Stabsarzt a. D. Rechtsanwalt.
Von der Brauerei Marienthal ist mir die Vertretung für Schönberg und Umgegend übertragen worden, und empfehle
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W. Wieschendorf.
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Aug. Spehr.
Anker-Cichorien ist der beste.
Sonnabend Abend 10 1/2 Uhr starb plötzlich und unerwartet unsere kleine Emma im Alter von 22 Wochen. Diese Traueranzeige thun wir allen Verwandten und Bekannten hiermit kund.
Schönberg, den 13. Mai.
H. Freitag und Frau
geb. Wigger.
Die Beerdigung findet am Mittwoch den 15. Mai nachmittags 2 Uhr statt.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,7 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,5 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 38 Seite 5]Beilage
zu Nr. 38 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 14. Mai 1889.
Kaiser Wilhelm ist aus Kiel wieder in Berlin eingetroffen. Der Aufenthalt in unserem ersten Kriegshafen hat dem Monarchen ungemein zugesagt und sowohl über die dort versammelte Flotte, wie über die von ihm besuchten Arbeiten des Nordostseekanals hat sich der Kaiser mit rückhaltlosem Lobe ausgesprochen.
Für Ende Mai oder Anfang Juni steht der Besuch der Kaiserin in Bad Kissingen bevor. Ein höherer Beamter des Berliner Ober=Hofmarschall=Amtes ist bereits in den letzten Tagen in Kissingen gewesen, um mit dem Bade Kommissariat die nöthigen Vorbereitungen zu treffen.
Dem Reichskanzler Fürsten Bismark ist auch in diesem Jahr am Jahrestag des Blind'schen Attentates von der Kapelle des 2. Garderegimentes ein Morgenständchen gebracht worden. Es sind am 7. Mai 1866 Mannschaften des 2. Garderegimentes gewesen, die auf Wache ziehend, den Attentäter Blind festgenommen haben.
Der Statthalter Fürst Hohenlohe ist mit verschiedenen hohen Beamten und den Mitgliedern des Landes=Ausschusses in Metz eingetroffen und dort von den Spitzen der Zivil= und Militärbehörden empfangen worden. Zunächst hat eine Besichtigung der Kathedrale, dann ein Frühstück im Stadthaus stattgefunden.
Dem Staatsminister von Boetticher soll wegen seiner Verdienste um die Ausarbeitung des Gesetzentwurfs über die Alters= und Invalidenversorgung eine ganz besondere Auszeichnung zugedacht sein. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet soll derselbe in den Grafenstand erhoben werden.
Im Reichstagsgebäude in Berlin hat am Donnerstag nachmittag unter dem Vorsitz des Fürsten Bismarck eine Sitzung des preußischen Staatsministeriums stattgefunden, in der, wie man hört, der Kohlen=Arbeiter=Strike eingehend besprochen worden ist. Die Regierung widmet demselben volle Aufmerksamkeit, es haben an dem Ministerrat auch mehrere hohe Bergbeamten Theil genommen.
Aus Anlaß des 800jährigen Wettiner Jubiläums ist der sächsische Landtag für den 12. Juni zu einer außerordentlichen Session einberufen worden.
Aus Hohenschwangau kommen die Nachricht, daß die Königin=Mutter von Bayern im Sterben liege.
Aus Wien wird mitgetheilt, in Bukarest werde das Gerücht verbreitet, daß in dortigen politischen Kreisen die Frage einer Verbindung des rumänischen Thronfolgers mit der Prinzessin Victoria, der Schwester des Kaisers Wilhelm, in Aussicht genommen sei.
Aus Warschau wird gemeldet, daß der dortige kaiserliche Palast zum Empfang des Zaren fertiggestellt werde, da letzterer mehrere Wochen in Warschau zu verweilen gedenke. Alexander III. gedenke sich auch als "König von Polen" krönen zu lassen. Die Nachricht scheint uns kaum glaublich, da der jetzige Zar noch kaum etwas gethan hat, was als Entgegenkommen gegenüber den Polen gedeutet werden könnte.
Die Luxemburger Regentschaft des Herzogs von Nassau scheint noch ein unerwartetes Nachspiel haben zu sollen. Der Staatsminister Dr. Eyschen ist nach dem Haag berufen worden und man spricht in Folge dessen von einer bevorstehende Ministerkrisis in Luxemburg.
Aus Brüssel wird berichtet, König Leopold beabsichtige im September die europäischen Mächte zu einer Conferenz nach der belgischen Hauptstadt einzuladen, um die Bestimmungen des Berliner Congo=Conferenz zu vervollständigen.
In der belgischen Handelspolitik, welche bisher eine ausgesprochene freihändlerische war, steht eine Wandlung bevor. Seitdem das klerikale Regiment eingetreten ist, sind in der Kammer immer mehr schutzzöllnerische Neigungen zu Tage getreten und die bevorstehende Erneuerung der Handelsverträge mit Frankreich und Deutschland giebt jetzt weiten industriellen Kreisen eine willkommene Gelegenheit, hohe Eingangszölle auf die Erzeugnisse dieser Länder zu fordern. Die Regierung wird diesen Bestrebungen um so weniger Widerstand leisten können, als auch England seine freihändlerischen Grundsätze abzuschwächen beginnt, und so ist bereits mit Bestimmtheit anzunehmen, daß die belgische Handelspolitik bei dem Abschluß neuer Verträge eine mehr schutzzöllnerische Richtung einschlagen wird.
Der englische Marine=Minister Hamilton erklärte im Unterhause, die Anarchien und Regierungen Europas seien gegenwärtig bestrebt, den europäischen Frieden zu erhalten und zu verlängern. Sie bewillkommneten daher die Verstärkung der russischen Flotte als Bürgschaft, daß die verstärkte Seemacht Englands zur Aufrechterhaltung des europäischen Friedens verwendet werden dürfte. Darauf wurde die Flottenvorlage mit sehr großer Mehrheit angenommen.
Die englische Flottenparade zu Ehren des deutschen Kaisers in Spithead ist nunmehr auf den 27. Juli angesetzt worden. Kaiser Wilhelm II. wird also um den 20. Juli die Fahrt nach London antreten. Von einer Teilnahme der Kaiserin an der Reise, von welcher britische Blätter sprechen, weiß man in Berlin bisher nichts.
Ueber den Werth der englischen Marine ist in letzter Zeit aus Anlaß der im Unterhaus eingebrachten Flotten=Vermehrungs=Bill viel gestritten worden. Während die einen von den bedenklichsten Mängeln der Organisation und des Materials sprachen, behaupteten Andere, daß die englische Flotte ihres alten Rufes, die erste in der Welt zu sein, noch in jeder Beziehung würdig sei. Angesichts solcher Meinungsverschiedenheiten ist ein Urtheil von Interesse, das kein Geringerer als Loro Beresford in dieser höchst wichtigen Streitfrage gefällt hat. Derselbe hat am Mittwoch in einer konservativen Versammlung in Nottingham den Ausspruch gethan, er sei auf seinen Reisen in Deutschland, Frankreich und Italien zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Marinen dieser Länder die englische überflügelt hätten. Die Vermehrung und Neuorganisation der Flotte sei also nicht aus diesem Grund dringend geboten, sondern noch besonders durch den Umstand, daß bei einer Vergleichung der englischen Marine mit denen anderer Länder auch die letzteren in Betracht gezogen werden müßten. Valören andere Länder ihre Flotte so blieben sie immer noch Mächte ersten Ranges, während England sich gänzlich auf seine Marine verlassen müsse.
Das englische Oberhaus bleibt auf seinem beschränkten Standpunkt stehen. Es hat am Donnerstag wiederum den Antrag, daß die Ehe eines Wittwers mit der Schwester seiner verstorbenen Frau als gültig angesehen werden solle, abgelehnt und zwar in zweiter Lesung mit 147 gegen 120 Stimmen.
Herr Boulanger spielt in London eine ziemlich traurige Rolle; es kümmert sich eigentlich niemand um ihn, die gute Gesellschaft hält ihm ihre Häuser verschlossen und die Presse schweigt sich über ihn aus. Vor einigen Tagen wurde verkündet, er werde am Nachmittag auf dem Zirkusrappen "Tunis" auf der Rotten=Row im Hyde=Park erscheinen und das hatte denn auch eine größere Menge Neugieriger veranlaßt, sich zu Wagen, zu Pferd und zu Fuß dort einzufinden, Herr Boulanger aber blieb aus, was die Engländer natürlich wieder geärgert hat. Auch die in London lebenden Franzosen kümmern sich um den künftigen "Retter Frankreichs" blutwenig.
Aus Sydney wird gemeldet, daß die Engländer ihr Kolonialreich wieder einmal um ein Stück ver=
[ => Original lesen: 1889 Nr. 38 Seite 6]größert haben. Der Kommandeur des britischen Kriegsschiffes "Rapid" hat auf den Sunarow=Inseln im südlichen Stillen Ozean die britische Flagge gehißt.
Eine Meldung des Bureau Reuter aus Sansibar besagt: Hauptmann Wißmann hat am Mittwoch einen Angriff auf das Lager Buschiris bei Bagamoyo unternommen und dasselbe nach scharfem Kampf vollständig zerstört. Der Verlust der Buschiris beträgt 80 Tote und 20 Gefangene. Auf Wißmanns Seite sind 40 Schwarze tot, einige andere haben leichte Verwundungen erhalten, Buschiri selbst aber ist entkommen.
- Schönberg. In der Versammlung der hiesigen Schützenzunft wurde beschlossen, den diesjährigen Königschuß am 9. und 10. Juli abzuhalten.
- Schönberg. Am Sonntag den 12. d. Mts. hielt der Möbel=Versicherungs=Verein seine erste ordentliche General=Versammlung ab. Nachdem die Statuten nochmals berathen und interne Vereinsangelegenheiten erledigt waren, wurden die Herren: Schmied Breede=Gr. Molzahn (Stellvertreter Krämer Buschow=Bäck) und Klempner Schramm=Schönberg (Stellvertreter Lehrer Albrecht=Neschow) zu Revisoren gewählt. Die Versicherungssumme des Vereins beträgt in der kurzen Zeit seines Bestehens ca. 400 000 M. Des regnerischen Wetters wegen war die Versammlung zwar nicht stark besucht, aber nach den Berichten der Kreisvorsteher ist nicht nur das Bestehen des Vereins als gesichert zu betrachten, sondern kann sich derselbe auch den besten Hoffnungen hingeben.
- Schönberg. Die Rieps=Cronscamper Genossenschafts=Meierei verarbeitete im Monat April 31 147 Liter Milch und konnte ihren Interessenten nach Rückgabe der Magermilch und Abzug aller Betriebs= und Amortisationskosten pro Liter 5 4/10 . zahlen.
- Schönberg. Wie verlautet wird am Sonntag den 25. d. Mts. in Carlow das schon längst in Aussicht gestellte Kirchenconzert stattfinden. Da ein recht reichhaltiges Programm vorliegt und sehr tüchtige Kräfte mitwirken, steht Musik= und Gesangsfreunden eine genußreiche Stunde in Aussicht.
- Die Untersuchung wegen des Knabenmords in Horn bei Hamburg wird, da nur noch wenige Zeugen zu vernehmen sind, voraussichtlich in wenigen Tagen geschlossen werden. Fast jeder, der zu der Angelegenheit in Beziehungen steht, ist von der Schuld des Schuhmachergesellen Benthien überzeugt, aber so erdrückend auch die gegen den Angeschuldigten gesammelten Beweise sind, so hat sich derselbe bis jetzt doch noch nicht zu einem Geständniß herbeigelassen.
- Eine Folge der Ausstellung für Unfallverhütung ist der Plan einer großen Huldigung der großen deutschen Brauer für den Kaiser, den Protektor der Ausstellung. Anfang Juni soll die Huldigung in einem Festzug sich verwirklichen. Der Zug wird 31 kostümirte Gruppen umfassen und sich an dem Schloß vorbei die Linden entlang nach dem Zoologischen Garten bewegen. Besondere Sorgfalt will man auf eine Gruppe aus der Hussitenzeit, und eine Scene aus dem Lager Wallensteins verwenden.
- Ueber Kaiser Wilhelm II. als Redner schreibt der Berliner Correspondent der "Neuen Züricher Zeitung" in einem Bericht über die Eröffnung der Ausstellung für Unfallverhütung: Das letzte Mal habe ich ihn sprechen hören nach seiner Thronbesteigung bei der feierlichen Eröffnung der Volksvertretung im Weißen Saal des Königsschlosses. Damals sprach er etwas stockend, unsicher, mit einer halb suchenden Stimme. Man merkte, daß er als öffentlicher Redner noch keine Uebung hatte und stark beklommen war. Sein heutiges Auftreten war fest und sicher. Eine schon früher beobachtete Angewohnheit, mit einem anscheinend starr in's Weite gerichteten Blick und tief ernsten Gesichtszügen an ihn gerichtete Ansprachen entgegenzunehmen, scheint sich noch mehr ausgeprägt zu haben. So lange ein Redner sprach, stand der Kaiser unbeweglich, rührte kein Glied, zuckte nicht mit der Wimper, war anscheinend ganz steinern und fühlte sich nur als Majestät. Er selbst antwortete sodann ziemlich rasch sprechend mit starker heller Stimme, von der wohl zu glaube ist, daß sie ohne Anstrengung ganz deutlich selbst über ein großes Exerzierfeld schallt. Die Stimme ist hell, nicht wohllautend, klingt aber metallhart. Sie entspricht den ungemein energischen Zügen des Gesichts, das in letzter Zeit außerordentlich viel an selbstbewußter Männlichkeit gewonnen hat. Stirn und Kinn zeigen ausgeprägte Entschlossenheit. Als ich eine halbe Stunde später den Kaiser unmittelbar vor mir in einem persönlichen Geplauder mit einigen der Anwesenden sah, war ich überrascht, ungezwungene jugendliche Heiterkeit und einen sehr liebenswürdigen Zug in seinem Gesicht zu sehen. Mein Nachbar, der es wissen kann, meinte lakonisch: "So sieht er im Privatverkehr und in der engeren Häuslichkeit aus, das ist aber nichts für's große Publikum."
- Der Kronprinz des Deutschen Reiches hat zu seinem Geburtstag das erste Pferd, einen Pony, von seiner Urgroßmutter der Kaiserin Augusta als Geschenk erhalten.
- Auf der französischen Botschaft in Berlin wehte am Sonntag zu Ehren der 100jährigen Feier des Beginns der großen Revolution die blau=weiß=rothe Flagge.
- Der Oberkirchenrath in Berlin soll ein neues Disziplinarverfahren gegen Pastor Witte angeordnet haben, weil die Veröffentlichung der gegen Stöcker gerichteten Broschüre gegen den ausgesprochenen Wunsch der vorgesetzten Behörde verstoße.
- Der Centralausschuß für das X. deutsche Bundesschießen, welches 1890 in Berlin stattfinden soll, hat beschlossen, daß das Fest am 6.-13. Juli 1890 abgehalten werden soll, als Platz ist ein großes Terrain an der Schönhauser Allee in's Auge gefaßt und als Garantiefonds sind bereits 100 000 Mark gezeichnet worden.
- Ueber den Umfang des theilweisen Berliner Maurerstriks sind sehr übertriebene Nachrichten verbreitet worden. Thatsächlich hatten nur etwa 400 Mann die Arbeit eingestellt und von diesen ist der größte Theil schon wieder in Thätigkeit.
- Im Nordosten von Berlin ist vor kurzem der Typhus ausgebrochen. Zahlreiche Kranke sind täglich nach dem Städtischen Krankenhause am Friedrichshain gebracht worden, an einem Tage sogar nicht weniger als 114, sämmtlich aus der Blumenstraße.
- Der Fallschirm=Luftballon in Berlin ist in der Luftschiffer=Abtheilung ein Raub der Flammen geworden. Es verlautet, daß Proben mit einem besonders tragkräftigen Füllgase gemacht werden sollten, daß der Ballon dabei einer herausschlagenden Stichflamme zu nahe kam und so in wenigen Minuten ehe an eine Ablöschung zu denken war, gänzlich verbrannte.
- Ein trauriges Beispiel zu der Wahrheit des alten Wortes "Keine Rose ohne Dornen" bietet in der Berliner Charité der Zustand eines achtzehnjährigen Mädchens, eines Fräuleins Helene B. Zu der Hochzeit einer ihrer Freundinnen wollte. Fräulein B. es sich nicht nehmen lassen, der Jugendgespielin einen selbst gewundenen, duftigen Gruß darzubringen. Als sie nun die Blumen zum Strauß fügte, ritzte sie sich an einem Rosendorn den Zeigefinger der linken Hand, so daß dieser heftig zu bluten begann. Anfangs hatte sie der unbedeutenden Wunde gar keine Beachtung geschenkt, aber in der Nacht schwoll die Hand und bald der Arm unter den heftigsten Schmerzen so an, daß der am Morgen zu Rath gezogene Arzt nur in der schleunigsten Amputation des Armes eine noch mögliche Rettung erkannte. Fräulein B. wurde nach der Charite gebracht und dort ist ihr wenige Stunden nach ihrer Einlieferung der linke Arm abgenommen worden. Eine bittere Ironie des Schicksals hatte es dabei gefügt, daß der entsetzliche Act fast zu der nämlichen Zeit vollführt wurde, in der die Freundin, welcher der Blumenstrauß bestimmt war, vor den Altar trat. Trotz der Operation ist der Zustand des jungen Mädchens ein derartiger, daß die Aerzte an dem Aufkommen zweifeln.
- Der Sand, welcher die Mark Brandenburg in so üble Nachrede gebracht hat, ist jetzt baares
[ => Original lesen: 1889 Nr. 38 Seite 7]Geld; ja, er wird knapp. Die Mörtelwerke consumiren nämlich ganze Berge und sind nach neuen Lagern beständig auf der Suche. Müggelheim war bis vor kurzem ein dürftiges Nest, aber der Sand hat es wohlhabend gemacht.
- Bei den diesjährigen Kaisermanövern werden die neuen Feldbäckerein in ausgedehntem Maße zur Anwendung kommen. Dieselben folgen den einzelnen Truppentheilen in deren Uebungsgelände und versehen die Mannschaften unmittelbar mit dreipfündigen Roggenbroten. Das Mehl wird aus den Proviantmagazinen nachgeführt. Bei solchen Massenansammlungen ist der Bedarf an Lebensmitteln für die Mannschaften und an Futter für die Pferde gewaltig, indessen wird Sorge getragen, daß nichts mangelt.
- Auf dem Markte zu Frankfurt a. M. kosten die ersten Kirschen (aus Südfrankreich) 1 Mk. 50 Pfg. das Pfund.
- In Wickrath bei Neuß am Rhein richtete ein Gewitter, welches am Sonntag über die Stadt hinzog, ein gräßliches Unglück an. Gegen 3 Uhr 20 Min. schlug der Blitz nämlich in die Kirche ein, welche, da gerade Andacht für die Erstcommunikanten abgehalten wurde, fast bis auf den letzten Platz gefüllt war. Eine Frau wurde getödtet, acht Personen wurden schwer, viele andere leichter verwundet. Der Strahl, welcher auch in das Orgelwerk gefahren war, schleuderte die Pfeifen der Orgel durch die Kirche. Die Verwirrung und Aufregung unter den Andächtige spottete jeder Beschreibung.
- Im zoologischen Garten in Breslau verendete am 26. v. M. das vor einigen Monaten für 10 000 Mk. angekaufte weibliche Nilpferd. Es liegt der Verdacht einer Vergiftung vor. Das männliche Nilpferd verweigerte nun wegen des Verlustes der Gefährtin die Nahrung und man fürchtet auch für jenes.
- Wohl der älteste noch lebende Veteran aus den Freiheitskriegen dürfte der Militärarzt a. D. Dr. Küchler sein, der in Berggießhübel bei Freiberg in S. wohnt und am 2. Mai sein 99. Lebensjahr vollendet hat. Er erfreut sich trotz seines außergewöhnlich hohen Alters noch großer körperlicher und geistige Frische.
- Die Münchener Biertrinker sind in großer Trauer: Der Hofbräuhausbock ging zu früh zu Ende, da etwa 5000 Hektoliter Bock diesmal in nicht ganz sieben Tagen weggetrunken wurden.
- Die Lage im Dortmunder Kohlen= und Industrie=Bezirk ist überaus ernst geworden. Seit vorigem Mittwoch hat sich die Strikebewegung fortwährend ausgedehnt, sodaß gegenwärtig im Dortmunder, Bochumer und Wittener Revier die Arbeit vielfach ruht. Die Zahl der strikenden Bergleute hat in Folge dessen von Tag zu Tag zugenommen und man schätzt dieselbe auf 70 000 oder 70 % der gesammten Bergarbeiter des Oberbergamtsbezirks Dortmund mit einer Tagesproduktion von 71 000 Tonnen. Dazu kommt, daß die Bewegung unter einem Theil der Strickenden einen geradezu revolutionären, gewaltthätigen Charakter angenommen hat, was natürlich, wie es bereits mehrfach geschehen ist, zu Zusammenstößen mit den zur Aufrechterhaltung der Ordnung herbeigerufen Truppenabtheilungen hat Veranlassung geben müssen.
Da kommt es auch nicht selten vor, daß die strikenden Arbeiter unter einander in blutigen Streit gerathen, wie es bei Battrop auf der Zeche "Prosper" geschehen ist, wo sich deutsche und polnische Arbeiter die Köpfe blutig geschlagen haben. Es ist am Donnerstag Abend wiederum zu einem Zusammenstoß gekommen, wobei 3 Tote und 4 Verwundete auf dem Platze geblieben sind. Aus Dortmund wird vom Freitag gemeldet, daß der Minister Herrfurt dort eingetroffen ist. Von Oberhausen erfährt man, daß dort ein Kohlenausfuhr=Verbot erlassen worden und ferner die Meldung eingetroffen ist, daß aus England, Belgien und Schlesien größere Mengen von Kohlen unterwegs seien, sodaß wenigstens die Industrie fortarbeiten kann. Die Krupp'sche Gußstahlfabrik ist noch auf 2 Monate hinaus mit Kohlen versehen, auch hat sie in Oberschlesien und England auf lange hinaus feste Verträge abgeschlossen. Die Versammlungen, welche die Strikenden in Bochum, Castrop, Gelsenkirchen u. a. Orten in den letzten Tagen abgehalten haben, sind ruhig verlaufen, sie verlangen eigentlich nur eine Abkürzung der Arbeitszeit, und wollen die Regelung der Lohnerhöhung den Belegschaften überlassen. Es heißt fast allgemein, daß die Zechen die Forderungen der Arbeiter befriedigen könnten, da die Kohlen=Industrie einen kräftigen Aufschwung genommen habe.
- Aus den für den Monat März und für die Zeit vom 1. Januar bis Ende März laufenden Jahres im Märzheft der Statistik des Deutschen Reichs veröffentlichten Uebersichten über die Ein= und Ausfuhr der wichtigeren Waarenartikel im deutschen Zollgebiet ergiebt sich bezüglich der Einfuhr von Getreide, Hülsenfrüchten und Malz, daß dieselbe vom 1. Januar bis Ende März d. J. erheblich größer als im correspondirenden Zeitraum des Vorjahres gewesen ist. Dieser Umstand erklärt sich zum großen Theil dadurch, daß die Einfuhr von Getreide etc. in dem ersten Viertel des Jahres 1888 unter der Einwirkung der im November 1887 beschlossenen Zollerhöhungen und der denselben voraufgegangenen Steigerung der Einfuhr eine sehr geringe war. Eingeführt wurden im ersten Quartal des gegenwärtigen Jahres (alles in D. Z.=Doppelcentnern zu 100 Kg.) an Weizen 1,294,958 (+ 795,038); Roggen 1,985,425 (+ 1,756,553); Hafer 437,363 (+ 147,313); Buchweizen 74,375 (+ 36,414); Gerste 1,549,955 (+ 885,089); Mais und Dari 609,287 (+ 504,551); Malz 187,584 (+ 16,183); Hülsenfrüchte 247,656 (+149,534). Darunter waren russischen Ursprungs: Weizen 708,853, Roggen 1,712,540, Hafer 353,550, Buchweizen 38,383, Gerste 528,204 und Mais 131,586 Doppelzentner. Die Ausfuhr von Weizen, Roggen, Hafer und Buchweizen belief sich in demselben Zeitraum nur auf 4375 Doppelcentner gegen 14,807 Doppelcentner im gleichen Zeitraum des Vorjahres, ist demnach merklich zurückgegangen. Auch die Ausfuhr von Hülsenfrüchten fiel von 42,741 Doppelcentner auf 10,904 Doppelcentner. Dagegen hob sich die Ausfuhr von Gerste von 23,948 Doppelcentner auf 54,874 Doppelcentner: In der Einfuhr von Mehl zeigt sich aus denselben Gründen wie beim Getreide eine Steigerung von 9895 auf 21,007 Doppelcentner; aber auch die Ausfuhr von Mehl hat eine Zunahme um 111,814 Doppelcentner (291,644 gegen 179,830 Doppelcentner) erfahren. Auf die Zufuhr aus Mühlenlagern treffen von dieser Ausfuhr 278,644 Doppelcentner. Von Kartoffeln werden 113,178 Doppelcentner ein= und 346,199 Doppelcentner ausgeführt gegen den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres 53,988 bezw. 374,367 Doppelcentner mehr. Eine Zunahme der Einfuhr von Kartoffeln zeigt sich namentlich im Verkehr mit Rußland, von woher 87,584 Doppelcentner zur Einfuhr kamen.
- In Petersburg ist der Minister des Innern, Graf Tolstoi, Dienstag Nachmittag 4 1/2 Uhr gestorben. Wenige Minuten vor seinem Tode unterhielt er sich noch bei vollem Bewußtsein mit seiner Gemahlin und den um sein Lager versammelten Aerzten. Plötzlich seufzte er tief auf und - war todt. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. - Alle Petersburger Zeitungen widmen ihm umfangreiche, sehr lobende Nachrufe. Der Czar telegraphirte der Gräfin Tolstoi, ihr Gemahl, dessen Tod ein schwerer Verlust für Rußland sei, habe nicht umsonst gelebt, seine Sache werde fortbestehen. Die Altrussen würden darnach also erst recht zur Herrschaft gelangen. - Die Leiche des Verstorbenen wird im Alexander=Newski=Kloster beigesetzt werden.
- Mit der Brücke über den Canal zwischen Calais und Dover soll es nun Ernst werden. Die Entwürfe dazu sind, wie englische Blätter melden, nunmehr fertiggestellt und durch die internationale englische und französische Commission gutgeheißen worden. Diese Brücke, die mächtigste der Welt, wird eine Länge von 37 Kilometer erreichen, die Spannungen werden 550 und 600 Kilometer betragen, die Fahrbahn sich 50 Meter über den Meeresspiegel erheben. Auf jedem aus Mauerwerk und Eisen bestehende Pfeiler wird sich ein elektrischer Leuchtthurm befinden.
[ => Original lesen: 1889 Nr. 38 Seite 8]Ehrentraut & Co.
Eine Kriminalgeschichte von A. Oskar Klaußmann.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
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