No. 28
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. April
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 28 Seite 1]

Bekanntmachung.

            Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boyeschen Gasthofe

abgehalten werden:

1. Montag, den 16. April,
Morgens präcise 9 Uhr.

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Bäck, Bardowiek, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow mit Hoheleuchte, Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeld, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch(Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Mahlzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf mit Wietingsbäck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow mit Maurin=Mühle, Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Dienstag, den 17. April,
Morgens präcise 9 Uhr

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin), Schbrg.=Sülsdorf, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torisdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Mittwoch, den 18. April,
von Morgens 9 Uhr an,

Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1868.
            Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge, für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatzkommission geloost.
            Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im § 24. 7, der Ersatzordnung angedroheten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1868, sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind:
            Sämmtliche Militärpflichtige haben ihre Geburtsscheine, sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungsscheine mitzubringen.
            Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militairpflichtigen ihres Geburtsortes zu stellen.
            Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliches Attest einzureichen.
            Reklamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienst wegen häuslicher Verhältnisse etc. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civilvorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermin bestätigt werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatzcommission verpflichtet.
            Etwaige zur seemännischen Bevölkerung gehörende Militairpflichtige (§. 21 der Ersatz=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 28 Seite 2]

Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.
            Die Beorderung der Militairpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutenstammrollen betrauten Personen haben zum Musterungsgeschäft mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermin zur Vorlage gebracht werden.
            Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen, die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden fremden, sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.
            Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Dienstag, den 17. April wird die Classificirung der für einen Mobilmachungsfall auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Landwehr, Seewehr und Ersatzreserve I. Classe stattfinden, die gemäß §. 18 der Control=Ordnung ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht haben müssen. Dieselben haben zu dem bezeichneten Termin zu erscheinen.
            Schönberg, den 23. Februar 1888.

Der Civilvorsitzende der Ersatzcommission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
U. Frhr. v. Maltzan.


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Anzeigen.

Holz=Auction
im Vitenser Forste,
Revier: Cerdshäger Holz
am Donnerstag, den 12. April 1888

unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

Eichhester zu Nutz= und Pfahlholz,
Eichen Kluftholz,
Eichen Knüppelholz,
Eichen Zweigholz,
Buchen Knüppelholz,
Buchen Zweigholz,
Fichten Knüppelholz,
Fichten Stangenholz,
allerlei Buschholz auch zu Zaunholz tauglich.
Versammlung Morgens 9 Uhr auf der großen Kreuzschneiße im Hau.
Rehna, den 4. April 1888.

Großherzogliche Forstinspection.


Die von mir beabsichtigte Verloosung findet erst am 6. Mai d. J. statt.

J. Hagen, Schlossermeister.        


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[ => Original lesen: 1888 Nr. 28 Seite 3]

Vom 1. Januar d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
  1. Vom Hauswirth H. Oldenburg=Kl. Mist 1 Pferd 500 Mark.
  2. Vom Hauswirth Hecht=Schlagsdorf 1 Kuh 120 Mark.
  3. Vom Schulzen Bollow=Campow 1 Pferd 550 Mark.
  4. Vom Hauswirth J. Voß=Wahlsdorf 1 Pferd 500 Mark.
  5. Vom Hufschmied Dräger=hieselbst 1 Kuh 135 Mark.
  6. Vom Thierarzt Reimer=hieselbst 1 Pferd 300 Mark.
  7. Vom Hauswirth Krickhuhn=Selmsdorf 1 Pferd 200 Mark.
  8. Vom Pächter Pumplün=Carlow 1 Kuh 135 Mark.
  9. Vom Hauswirth Gerds=Selmsdorf 1 Pferd 125 Mark.
10. Vom Schulzen Faasch=Selmsdorf 1 Kuh 135 Mark.
11. Vom Kaufmann Heitmann=hieselbst 1 Pferd 300 Mark.
12. Vom Arbeitsmann Dunkelmaun=Löwitz 1 Kuh 135 Mark.
13. Vom Büdner Wittfoth=Schattin 1 Kuh 135 Mark.
14. Vom Pächter Pumplün=Carlow 1 Pferd 500 Mark.
15. Vom Hauswirth Roxcien=Grieben 1 Pferd 100 Mark.
16. Vom Hofschmied Dräger=hieselbst noch 1Kuh 135 Mark.
17. Vom Hauswirth Voß=Teschow 1 Pferd 250 Mark.
18. Vom Hauswirth Heiden=Schlagsdorf 1 Kuh 120 Mark.
19. Vom Schulzen Kohlhase=Wahrsow 1 Pferd 100 Mark.
20. Vom Pächter Pumplün=Carlow noch 1 Pferd 100 Mark.
21. Vom Hauswirth J. Voß=Wahlsdorf noch 1 Pferd 600 Mark.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 1 Mark pro 100 Mk. Versicherungssumme, welcher am

Freitag, den 13. April, Morgens 10 Uhr,

im Boye'schen Gasthaufe hieselbst einzuzahlen ist.
Schönberg, den 4. April 1888.

Direction des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenth. Ratzeburg.
As. Ahrendt.                           Wilh. Heincke.


Am reellsten, besten und vortheilhaftesten käuft man:

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J. Ludw. D. Petersen.


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Deutschen Cognac Köln a. Rh.,
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Directer Verkauf nur mit Wiederverkäufern.


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Aug. Spehr.        


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Das Wunder-Buch.

(6. und 7. Buch Mosis.) Enth.: die Geheimnisse früherer Zeiten, sowie das vollst. siebenmal versiegelte Buch, versendet für 5 M.

R. Jacob's Buchhandlung, Magdeburg.


Runkelsaamen!
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                                                    H. Ratzeburg, Lohndiener,
                                                    Hinterstraße 76.


Dem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mich hieselbst als Schuhmacher niedergelassen habe und bitte das geehrte Publikum mir ihr geneigtes Wohlwollen zu schenken; denn da ich mein Geschäft in Berlin vollständig vervollkommt habe, so verspreche ich alle Bestellungen nach Maaß und Reparaturen gut, schnell und billig auszuführen.

                                                    Ergebenst
                                                    C. Schultze.
                                                    Schuhmacher.
                                                    Schönberg, Siemzerstr. Nr. 108.


Gesucht zum 1. Mai ein

zuverlässiger Knecht,

nur solche wollen sich melden, die gute Zeugniße aufweisen können.

                                                    Joh. Boy, Fischräucherer,
                                                    Lübeck, Mauer b. d. Krähenstr. 84.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 28 Seite 4]

Warner & Bierstedt Lübeck
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Gebleichte u. ungebleichte Leinen, Tischtuch- u. Handtuch-Drelle, Damast, Piqués, Satin u. Hemdentuche, Bettdrelle, Züchen, Waffel- u. Piqué-Decken, wollene Schlaf-Steppdecken etc.
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Ganzer Aussteuern
bei welchen ebenso wie bei Abnahme ganzer Stücke wesentliche Preisermässigungen eintreten.


Gewerbe=Verein.

Haupt=Versammlung: Sonntag, den 15. ds. M., Abends 7 Uhr.
Vortrag des Herrn Dr. Pohlmeier, Berlin, "Das neuzeitliche Handwerk".
NB. Nichtmitglieder haben freien Zutritt und werden höflichst eingeladen.


Die Sammlung für die Lehrerwittwe Wiegert=Koldenhof hat hier im Fürstenthum 61 Mk. ergeben. Allen Gebern herzlichen Dank.

                                                    W. Schär.


Durchgewinterte                                                    
Sommerkohlpflanzen
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Blumen- und Gemüse-Sämereien
empfiehlt                                                    
                                                    H. Upahl. Handelsgärtner.


Bezugnehmend auf die Annonce der Stellmacherwittwe M. Badstein bestätige ich hierdurch, daß ich seit Ostern aus ihrem Geschäfte ausgetreten bin; erlaube mir jedoch gleichzeitig ergebenst anzuzeigen, daß ich innerhalb 8 Tagen selbst eine Werkstatt in der Schlauentrifft auf eigene Rechnung eröffnen werde, und bitte meine werthen Freunde und Gönner das mir in meiner früheren Stellung als Werkführer geschenkte Vertrauen auch ferner bewahren zu wollen, indem ich ortsübliche Preise und reelle und prompte Bedienung verspreche. Schönberg, den 8. April 1888.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    P. Ehmke. Stellmacher.


Ich beabsichtige, von jetzt an Mädchen Unterricht in Handarbeit zu geben. Die geehrten Eltern, welche mir ihre Kinder anvertrauen wollen, mögen sich bei mir melden.

                                                    Frau C. Maass,
                                                    Marienstraße 46.


Komme Ausgang Mai mit                                                    
Wollenwaaren
nach Schönberg.                                                    
Schwerin.                                                     Frau Degenhardt.


Lilienmilch-Seife.

von Carl John u. Co., Köln a. Rh. ist vermöge ihres hohen Gehaltes an Iris=Wurzel=Extrakt die einzige Seife, welche zur Pflege und Erhaltung eines schönen Teints unerläßlich ist; à Stück 50 Pfg.

Emil Hempel.        


Von Mittwoch den 11. an steht ein großer Transport Ferkel von 5 bis 8 Wochen alt bei mir zum Verkauf.
Schönberg, den 9. April 1888.

                                                    J. Siebenmark.


Gesucht wird zu Ostern oder zum 1. Mai ein
junges Mädchen,
welches Lust hat die Meierei zu erlernen.                          
                                                                            H. Husen,
Menzendorf.                                                    Holländer=Pächter.


Standesamts=Nachrichten des Bezirks Carlow vom 1. März bis zum 1. April 1888.

a. Geburten.

Dem Arbeitsmann Heinrich Hundt zu Pogez 1 Tochter.
Dem Halbhufner Peter Bruhn zu Carlow 1 Tochter.
Dem Arbeitsmann Johann Wiegmann zu Carow 1 Tochter.

b. Eheschließungen:

Der Knecht Johann Joachim Heinrich Grewe zu Carlow mit Dorothea Maria Catharina Gefke zu Carlow.

c. Sterbefälle:

Caroline Maria Bruhn, Schlossermeisterstochter zu Carlow 3 M.
Caroline Catharine Soltmann zu Carlow 7 Monate alt.
Der Arbeitesm. Joachim Heinrich Meyborg zu Carlow 78 J. 3 M.
Heinrich Joachim Möller, Bäckerstochter zu Carlow 1 J. 1 M.
Der Arbeitsm. Joachim Heinr. Jacobs zu Carlow 70 J. 9 M.
Emma Maria Törper, Schustertochter zu Carlow 6 J. 10 M.
Die Krügerwittwe Cath. Ahrendt zu Neschow 72 J. 11 M.
Emma Helene Bollow, Webertochter zu Kuhlrade 3 Monate.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 28 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 28 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. April 1888.


        Nr. 8 des Offic. Anzeige für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1888 enthält in der

II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. das Verzeichniß der Schweizerischen Gerichtsbehörden.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Beförderung von Leichen auf Eisenbahnen.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.

        Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben geruht den bisher als Hülfsarbeiter beim Großherzoglichen Landgerichte hieselbst beschäftigten Gerichts=Assessor Dr. Selmer bis auf Weiteres als Hülfsarbeiter in die Großherzogliche Landesregierung zu berufen, unter gleichzeitiger Verleihung des Titels eines Landgerichts=Assessors.
        Neustrelitz, den 20. März 1888.


Kaiser Friedrich gedenkt am 18. April von Charlottenburg nach dem Neuen Palais in Potsdam übersiedeln, das bekanntlich durch ihn den Namen "Schloß Friedrichskron" erhalte hat. Im Schloß werden alle Vorbereitungen zur Aufnahme der kaiserlichen Familie getroffen.
Officiöse Blätter in Wien vom 7. April erhalten von bestunterrichteter Berliner Seite folgende Mittheilung: Am 31. März erfuhr Fürst Bismarck vom Kaiser, daß demnächst die Verlobung der Prinzessin Viktoria mit dem Prinzen Alexander von Battenberg stattfinden solle. Der Fürst erhob sofort politische Bedenken, worauf der Kaiser ihm eröffnete, daß diese Verlobung ein Herzenswunsch der Kaiserin sei. Fürst Bismarck bat, von der Kaiserin empfangen zu werden, was sofort geschah. Der Fürst entwickelte der Monarchin in Gegenwart des Kaisers die gegen die Verlobung sprechenden politischen Gründe; die Kaiserin gewann indeß nicht die Ueberzeugung der Unausführbarkeit. Hierauf hat der Fürst die Erklärung abgegeben, daß, wenn die Kaiserin auf der Verlobung bestünde, er zur Einreichung seiner Demission genöthigt sei. Am 4. April erfuhr Fürst Bismarck die bevorstehende Ankunft des Prinzen Alexander. Er eröffnete dem Kaiser, daß er an dem Tage, an welchem des Prinzen Reise beschlossen werde, demissioniren müsse. Die Verhandlungen mit der Kaiserin dauern fort, doch scheint bisher auf keiner Seite Neigung zur Nachgiebigkeit. Der Kaiser seinerseits will dem Glücke der Prinzessin nicht entgegentreten, aber auch um keinen Preis die politischen Gesinnungen des Fürsten Bismarck verletzen. Er überläßt die betreffenden Verhandlungen der Kaiserin.
Auf die von Militärgerichten erkannten Strafen bezieht sich der königliche Gnadenerlaß bekanntlich nicht. In dem Erlaß des Königs Wilhelm vom 12. Januar 1861 hieß es, daß der König hinsichtlich der durch den Erlaß betroffenen Vergehen, sofern über solche von Militärgerichten abgeurtheilt worden sei, auf den vom Militär=Justizdepartement zu erstattenden Bericht weitere Entschließung treffen werde, wenn die Verurtheilten die Gnade des Königs anrufen. Eine ähnliche Bestimmung wird wohl auch jetzt getroffen worden sein. Hinsichtlich der Militärgerichte liegt die Sache gegenwärtig nicht so einfach, weil das Reichsheer in der Hauptsache ein einheitliches ist, aber dem Kaiser überhaupt kein Begnadigungsrecht und dem Könige von Preußen ein solches in Bezug auf die bayerischen, württembergischen und sächsischen Armeecorps überhaupt nicht zusteht.
Dem deutschen Militärbevollmächtigten in St. Petersburg, v. Villaume, ist vom Zaren in Gestalt des Sterns zum Stanislausorden eine besondere Auszeichnung widerfahren. Der päpstliche Nuntius Galimberti hat von Kaiser Friedlich das Großkreuz des rothen Adlerordens in Brillanten erhalten. Auch der türkische Botschafter in Wien, Sadullah Pascha und der General Graf Pejacsewich, haben vom deutschen Kaiser Großkreuze des rothen Adlerordens mit Brillanten, Neriman Khan, der persische Gesandte, das Großkreuz des Kronenordens erhalten.
Aus Bad Hall in Oesterreich gehen täglich Sendungen von Jodwasser nach Berlin zum Bade und zum Trinkgebrauche für den deutschen Kaiser. Diese Kurmethode soll dem Kaiser überraschend gut bekommen.
Der preußische Minister des Innern v. Puttkamer hat sich in Folge der Hochwassergefahr in die Provinz Hannover begeben und wird auch das von der Elbe in der Provinz Sachsen überschwemmte Gebiet besuchen.
Die Gewehrfabrik Amberg in Bayern ist beauftragt worden, vom 1. November d. J. an mit einer Anzahl Arbeiter die Fabrikation des Gewehres mit 8 Millimeter=Kaliber zu beginnen, womit sämtliche erste Bataillone der bayerischen Armee nach und nach ausgerüstet werden sollen, während das jetzige Gewehr für die Ersatz=Bataillone bereit gehalten werden soll.
Die Königin Victoria von England wird am 16. April von Florenz nach Potsdam reisen und drei Tage dort bleiben; am 21. April will sie wieder in Windsor sein. So meldet das Londoner Journal "Truth". Die Königin war bis jetzt ein einziges Mal in Preußen zum Besuch, und zwar in den 40 er Jahren auf Stolzenfels in der Rheinprovinz.
Die Königin Victoria soll beabsichtigen, auf ihrer Rückreise dem Deutschen Kaiserpaare in Charlottenburg einen Besuch abzustatten?
Die sehr angesehene Schweizerische Militär=Zeitung schildert den Kaiser Wilhelm als ersten militärischen Organisator unseres Jahrhunderts. "Nicht ein Schlachtenlenker wie Napoleon I. und Friedrich der Große war Kaiser Wilhelm, nicht Pläne für Feldzüge wie Napoleon, Friedrich und Moltke entwarf er, aber als Organisator für den Krieg war er unerreicht. Nicht nur in der Neubewaffnung, sondern namentlich in der Benutzung der Eisenbahnen und Telegraphen, dieses neuen Elements der modernen Kriegsführung, und in der Reorganisation des Heerwesens und der Ausbildung der Generalstabsthätigkeit leistete er Großes." Wenn man diesen Fach=Urtheilen gegenüber an die Laien=Urtheile in den Jahren 1848 und 49 zurückdenkt, welcher Riesenunterschied?
Der französische Kriegsminister in Civil, Herr de Freycinet hat an die Korpskommandanten ein Rundschreiben gerichtet, in dem er es als seine feste Absicht bezeichnet, in der Armee den unbedingten Respekt vor der Disciplin in allen Graden aufrecht zu erhalten. Er scheint schon jetzt zu spüren, daß man ihm nicht gehorchen wird.
König Humbert von Italien hat dem Minister Crispi 40 000 Franks aus seiner Schatulle für die Ueberschwemmten in Deutschland überwiesen und hinzugefügt, er wolle auch dadurch Deutschland seinen Dank ausdrücken für die vielen Beweise der Sympathien, welche die deutsche Nation bei den verschiedensten Gelegenheiten für Italien bekundet habe. Crispi hat das Geld sofort dem deutschen Botschafter behändigt.
Die neue bulgarische Eisenbahn, welche in einigen Tagen eröffnet werden wird, stellt endlich, nach zehn Jahren der Arbeit, die direkte Verbindung zwischen Wien und Konstantinopel her. - Auf derselben werden die sogenannten "Orient=Expreßzüge" laufen und von Wien an in gerader Linie über Belgrad Sofia=Philippopel nach Konstantinopel fahren. Für die ganze Fahrzeit von Paris bis Konstantinopel sind ca. 72 Stunden in Aussicht genommen, wovon 26 Stunden auf die Fahrt Paris=Wien, 14 Stunden Wien=Belgrad und ca. 32-33 Stunden auf die 1060 Kilometer lange Strecke Belgrad=Nisch=Sofia=Philippopel=Adrianopel=Konstantinopel entfallen. Die Hauptstadt Sofia, ohnehin im raschen Aufblühen

[ => Original lesen: 1888 Nr. 28 Seite 6]

begriffen, wird von der neuen Bahnlinie den nächsten Vortheil haben. Vor allem aber hat Oesterreich=Ungarn, nicht bloß in kommerzieller, sondern auch in strategischer Hinsicht von dem baldigen Betrieb dieser Strecke unverkennbaren Nutzen. Es hat mit seinen Schützlingen auf der Balkanhalbinsel direkte Bahnverbindung, Rußland dagegen nicht. In wenigen Tagen ist die neue Bahn auf der ganzen Strecke fahrbar und steht für Truppenbeförderungen zur Verfügung.
In Brüssel weilte während kurzer Zeit bei ihrem Bruder, dem Herzog von Aumale, die Prinzessin Clementine von Coburg. Aumale soll absolut dazu gerathen haben, das Bulgarische Abenteuer mit allen Mitteln weiterzuführen, und soll sich zur Herbeischaffung starker Geldmittel bereit erklärt haben.
In Folge eines Protestes des Staatsanwaltes des moskauer Bezirksgerichtes cassirte der Senat das Urtheil jenes Gerichtes, durch welches der Postbeamte freigesprochen wurde, der den bekannten bei der Gesellschaft Victoria auf 120,000 Rubel versicherten eingeschriebenen Brief unterschlagen hatte. Eine nochmalige Vornahme des Processes wurde angeordnet und dem Gerichtspersonale, welches bei dem ersten Processe assistirt hatte, eine Rüge ertheilt.
Von der russischen Regierung sollen Eisenfabriken in Warschau neuerdings umfangreiche Aufträge auf Lieferungen von Kriegsmaterial, insbesondere Munitionswagen, erhalten haben.
Etwas ganz Neues unter dem Halbmond und sogar unter der Sonne ist es, daß in Konstantinopel und in der Türkei Sammlungen für die Ueberschwemmten in Deutschland stattfinden. Der Sultan persönlich hat sie angeregt und die betr. Kommission bestellt, um, wie er erklärt hat, einen Beweis seiner Sympathie für das deutsche Volk zu geben.
Der Sultan von Zanzibar ist gestorben. Er war immer offen und heimlich ein Gegner Deutschlands und in den Händen der Engländer. Vor einigen Jahren mußte ihn ein deutsches Kriegsgeschwader Mores lehren.
- Schönberg. Am Sonntag gab der Gesangverein Teutonia hieselbst ein Concert, dessen Ertrag für die Ueberschwemmten bestimmt ist. Obwohl der Besuch nicht gar sehr zahlreich war. So beläuft sich die Einnahme doch auf mehr als 140 Mk., gewiß ein erhebliches Resultat, welches im Interesse der armen Nothleidenden sehr erfreulich ist.
- Schönberg. Die gemeinsame Gemeindekrankenversicherungskasse für das Fürstenthum Ratzeburg zählte am Schlusse des Jahres 1886 288 Mitglieder, hierzu traten im Lauf des Jahres 1887 460 ein, während (incl. eines Sterbefalles) 417 ausgeschieden, so daß am Schlusse des Jahres 331 Mitglieder vorhanden waren. Von diesen waren 285 versicherungspflichtig und 46 freiwillig der Kasse beigetreten. Erkrankungsfälle kamen 87 vor, darunter zwei in Folge von Betriebsunfällen. Die Zahl der Krankheitstage bezifferte sich auf 1664, von denen 15 durch Betriebsunfälle verursacht waren. Der Kassenbestand betrug beim Jahresbeginn 841,48 Mk., an Zinsen konnte im Rechnungsjahre 8,74 Mk. vereinnahmt werden und an Beiträgen 1975,97 Mk. Die Ausgaben erreichten eine Höhe von 2768,96 Mk., so daß beim Jahresabschluß der Kasse ein Baarbestand von 57,23 Mk. verblieb.


- Schönberg. Dem Vorgange der Mädchenschule hieselbst folgend wurde auch bei der hiesigen Real und Bürgerschule im November 1879 eine Schulsparkasse ins Leben gerufen, deren Leitung der Lehrer Warnke hieselbst übernahm und seit der Zeit auch fortgeführt hat. Betheiligt haben sich bisher im Ganzen an der Schulsparkasse 427 Knaben mit 13 656,44 Mk. Einlagen, zurückgezahlt sind an 233 abgehende Schüler seit Bestehen der Casse 8192,70 Mk. (incl. Zinsen), so daß zu Ostern 1888 noch 194 Sparer mit einein Gesammtguthaben von 6518,40 der Casse verblieben. In dem abgeflossenen Cassenjahre Ostern 1887-88 gehörten der Kasse 229 Sparer an, welche Einlagen in Höhe von 2183,61 Mk. machten, während hiervon 35 Sparer mit Rückzahlungen in Höhe von 1757,91 Mk. abgingen. Die Verwaltungskosten betrugen bis Ostern 1887 nur 15,81 Mk. (Auslage für Schreibmaterialien), für das Rechnungsjahr 1887-88 betragen dieselben 32,17 Mk. (1/2 % von dem Ostern 1887 vorhanden gewesenen Kapitalbestande als Honorar für den Berechner und Auslagen für Schreibmaterialien.) Im Rechnungsjahre 1887/88 waren in der Bürgerschule 172 Schüler, von denen sich 137, also fast 80 pCt. bei der Sparkasse betheiligten, während von 143 Schülern der Realschule 92 Schüler, also 64,3 pCt. Einlage machten. - Obige Zahlen lassen erkennen, daß von den vorhandenen Schülern die Gelegenheit zum Sparen recht fleißig benutzt worden ist, und von vielen mit recht gutem Erfolg. Ob wenige oder viele Einlagen oder nur eine einzige während eines Jahres von den einzelnen Sparern gemacht wurden, nie hat der Berechner der Kasse hieraus Veranlassung gekommen, auf die betreffenden Schüler eine Einwirkung dieserhalb auszuüben, die Einlagen sind vielmehr aus freiester Entschließung von den Betreffenden gemacht, was jedenfalls ein sehr günstiges Licht auf die gute Leitung und die gesunde Entwickelung des jetzt so groß angewachsenen und reichlich Segen bringenden Instituts zu werfen geeignet ist.
- Schönberg. Am 5. dies. Mts. Mittags erschien bei einem Arbeitsmann in Torisdorf ein fremder Mensch, der um Arbeit ansprach, auch sofort als Hofgänger angenommen wurde. Nachdem sich der Arbeitsmann wieder an seine Arbeit begeben, verließ die Frau desselben ebenfalls auf kurze Zeit das Zimmer, in welchem der neuangenommene Hofgänger allein zurückblieb, fand aber letzteren bei ihrer Zurückkunft nicht mehr vor. Dies wäre am Ende auch weiter kein Unglück gewesen, der Strolch hatte aber leider seine Zeit für sich gut ausgenutzt, indem er die im Zimmer stehende Kommode erbrochen und daraus sich einen Betrag von 40 Mk. entlehnt hat, deren Erstattung wohl nicht in seiner Absicht liegt. Ueber seinen Verbleib ist bisher nichts ermittelt.
- Die Stadt Grevesmühlen hat beschlossen ein Krankenhaus zu bauen und mit 40 Betten auszustatten. Das Gebäude wird zweistöckige Schieferdach und ganz kellerhohl ausgeführt.
- In dem Nachlaß des Kaisers Wilhelm hat sich eine Niederschrift in Briefform gefunden, die an den Kaiser Friedrich gerichtet war. Es sind nicht politische Gedanken, die der kaiserliche Vater aufgesetzt hat, sondern Aeußerungen der Liebe und Sorge für den in der Fremde weilenden Sohn, Niederschriften, wie das bekümmerte Herz sie eingiebt, das sich, Trost spendend, selber zu trösten trachtet. In solchen Stimmungen gab sich das ungemein kindliche Gemüt des verstorbenen Kaisers zu erkennen, das trotz aller Fährlichkeiten des Lebens immer das Beste hofft. Er kannte doch nichts Erhebenderes, als Liebe zu seinem Sohn; der war sein ganzer Stolz, seine herrlichste Hoffnung; die Gewißheit hatte etwas Beseligendes für ihn, sein Nachfolger auf dem Thron wäre in Allem dazu geschaffen, Preußen und das Reich glücklich zu machen. Der verstorbene Kaiser hat nie im Ernst angenommen, es könnte seinen Sohn eine unheilbare Krankheit ergriffen haben, sondern er lebte der absoluten Zuversicht, Alles würde sich noch zum Guten wenden. Wie glücklich war er, als hoffnungsreiche Telegramme aus San Remo an den deutschen Reichstag und an die Häuser des preußischen Landtags einliefen! Diese Stimmung wurde durch die Operation kaum unterbrochen, denn bald nach ihr erholte sich der Kaiser.
- Kaiser Friedrich und Kaiserin Viktoria haben der Fürstin Bismarck zu ihrem Geburtstag als Ehrengeschenk ein Armband überreichen lassen, das in einem Medaillon das Bild des Herrscherpaares enthält und den Namenszug des Kaisers und der Kaiserin in Brillanten trägt.
- Vor einigen Tagen ließ sich Kaiser Friedrich sein 25jähriges Schlachtroß, einen Fuchswallach, wieder vorführen; er hat es bei Wörth, Sedan, Paris und bei dem Einzug in Berlin geritten. Das Thier ist noch wohlerhalten.
- Prf. Angeli aus Wien, der bekannte Por=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 28 Seite 7]

traitmaler, wird sich im Mai nach Berlin begeben, um den Kaiser Friedrich zu malen.
- Die Realschulmänner, die in diesen Tagen in Krefeld versammelt waren, wollen wissen, daß sich der deutsche Kronprinz dahin ausgesprochen habe, er werde seine Söhne nicht auf ein Gymnasium schicken. Sie berufen sich gegen das Griechisch in den höheren Schulen auch auf den Herzog von Coburg, der in seinem neuesten Werk erklärt habe, weder er noch sein Bruder der Prinz Albert, hätten Griechisch getrieben und gelernt.
- Postmeister Rieser in Lend=Gastein, welcher seit vielen Jahren als Postillon den Kaiser Wilhelm nach Gastein gefahren hat, ist plötzlich gestorben.
- Es liegt in der Absicht der Reichsregierung, für Rechnung des Reiches von den silbernen 20=Pfennigstücken, Schwimmer genannt, einen Betrag von 5 Millionen Mark einzuziehen und sie je zur Hälfte in 5= und 2=Markstücke umzuprägen.
- Ein Prachtstück der Steinmetzkunst wird in dem bayerischen Granitsteinbruch bei Metten ausgeführt und ist für das Schloß Schönhausen, Bismarcks Stammsitz, bestimmt. Aus dem Riesenblock entsteht ein kolossales Ovalbecken in Kelchform, das als Schale für einen Springbrunnen dient.
- In Mainz wird ein Versuch mit weißerem Kommißbrot auf Verfügung des Generalkommandos des XI. Armeekorps zu Cassel vom 1. April ab, an sämtlichen Truppen der Garnison gemacht.
- Das Ergebniß der Prüfung der Einjährig=Freiwilligen ist ein ziemlich ungünstiges, soweit es sich übersehen läßt. Genügend bestand nach den bis jetzt vorliegenden Mittheilungen nur ein gutes Drittheil der Geprüften. Dennoch werden die Anforderungen wahrscheinlich noch erhöht werden und von Gymnasiasten und Realschulen wird der erfolgreiche Besuch der Prima oder sogar die Abiturientenprüfung verlangt werden.
- Aus Elbing schreibt man: Es treffen so viele traurige Nachrichten aus den überschwemmten Ortschaften ein, daß auch das härteste Herz erweicht wird. Der Besitzer E. in Krebswalde sollte mit einem Rettungsboot mitfahren, was er nicht that, da er sein Vieh aufgesteuert hatte, welches er nicht verlassen wollte. Sein altes Gebäude trug aber die ihm auferlegte Last nicht. Es stürze über Nacht zusammen, am nächsten Morgen war alles todt. Das Vieh fand sich zum Theil an den Ketten aufgehängt vor. Aus dem großen Dorf Stuba, welches vierzehn Tage durch gewaltige Eisschollen von der Außenwelt abgesperrt war, berichtet der dortige Lehrer, daß das Wasser im Schulhaus bis zum Keichelholz stieg. Kein Haus blieb trocken. In sämtlichen Arbeiterhäusern sind die Schornsteine eingefallen, weil sie nur aus ungebrannten Ziegeln erbaut sind. Ställe und Scheunen sind ganz oder theilweise durch die Eisschollen zerstört. Ein Beispiel für die Höhe des Wassers ist auch, daß eine mächtige Scholle zwei Sparren von der Scheune geschoben hat. Ein massives Backhaus wurde wie eine Eischale zusammengedrückt. Ein Glück für das Dorf war es, daß das Eis zum Stehen kam. Eine Vorstellung von dem auf der linken Seite der Nogat lagernden Eisberg bekommt man erst, wenn man bedenkt, daß hier der größte Theil des Eises von der ganzen Weichsel bis Polen lagert. Endlich fängt das Haff an, aufzugehen, und Jedermann hofft auf das Fallen des Wassers. Im Warthe= und Netzebruch stehen 15 Quadratmeilen unter Wasser bei einer Einwohnerzahl von 25 000. In Posen müssen täglich 1350 Menschen auf öffentliche Kosten gespeist werden. In Landsberg ist eine von 10 000 Menschen bewohnte Vorstadt überschwemmt.
- Neue traurige Nachrichten kommen aus Danzig vom Mittwoch Nachmittag. Auch an der unteren Weichsel ist der Damm an einigen Stellen durch die reißende Strömung gefährdet, so bei Heringskrug und bei Plehnendorf. Im Mündungsgebiet ist ein Postgebäude wegen Unterspülung geräumt worden; ein anderes Grundstück ist bis auf das Wohngebäude, welches hart am Uferrand noch steht, aber ebenfalls aufgegeben ist, fortgerissen worden. Im Danziger Werder hat der Ausbruch der Binnengewässer an Land und Staaten eine bedeutende Verheerung angerichtet. In Danzig selbst hat sich ein Central=Hilfs=Komitee für die ganze Provinz unter dem Vorsitz des Oberpräsidenten konstituirt. Der Schaden in der Niederung allein wird auf mindestens 30 Millionen geschätzt. Durch den Bruch des Postumwalles bei Limmeritz sind ferner in der Sonnenburger Neustadt 40 Gehöfte und durch den Dammbruch der Netze die Dörfer Alt= und Neu=Gurkowsch=Bruch, Eichweider, Friedebergschbruch, Gottschimmerbruch und Schöningsbruch unter Wasser gesetzt. Zahlreiche Gebäude sind eingestürzt. Bisher sind acht Menschenleben zu beklagen.
- Unterm 6. April schreibt man aus Breslau Folgendes: "Bereits gegen 30 Stunden hält ein Schneefall an, wie wir ihn kaum jemals in diesem schneereichen Winter gehabt. In den Straßen der Stadt erleidet der Verkehr empfindliche Störungen. Auf dem flachen Lande hat die vorangegangene Durchfeuchtung des Bodens der Massenaufhäufung Ertrag gethan und die Bildung von Flugschnee verhindert. Daher sind, obwohl sich das Gebiet des Schneefalles fast über die ganze Provinz erstreckt, größere Verkehrsstörungen anscheinend noch nicht eingetreten. Nur aus dem Riesengebirge wo seit 40 Stunden gewaltiger Schneesturm wüthet, werden solche gemeldet. Der früh von Breslau in Hirschberg eintreffende Zug blieb bei Dittersbach liegen. Der erste von Hirschberg nach Kohlfurt abgelassene Zug konnte hinten Reibnitz nicht mehr weiter. Leider ist nun ein erneutes Steigen der Wasserläufe zu befürchten.
- Der Kronprinz Rudolf von Oesterreich und die Kronprinzessin Stephanie waren an Bord der Yacht "Greif" unweit Fiume auf eine Sandbank gerathen, werden aber schnell von anderen Dampfern aufgenommen. Gefahr hat nicht vorgelegen.
- Zur evangelischen Kirche übergetreten ist vor einigen Wochen Rudolf Graf Adelmann zu Adelmannsfelden, der Bruder des so früh verstorbenen Grafen Alfred Adelmann.
- Zwei ungarische Magnaten, bekannte Persönlichkeiten und hochangesehene Herren, haben sich in den Osterfeiertagen erschossen. Der eine, Graf Viktor Karolyi, scheint den Selbstmord in einem Zustand großer nervöser Aufregung begangen zu haben, der andere, Baron v. Orczy, soll ebenfalls schon längere Zeit krank gewesen sein. Karolyi war 49, Orczy 36 Jahre alt, beide lebten in glänzenden Vermögensverhältnissen und hinterlassen Frauen und Kinder. Graf Karolyi lebte von seiner Frau getrennt, hatte seine 3 Töchter aber um sich und wohnte mit denselben auf seinem herrlichen Schloß Csurgo.
- Die Vereinigten Staaten von Amerika haben mit China einen Vertrag abgeschlossen, nach welchem die Einwanderung von chinesischen Arbeitern für 20 Jahre unterbleibt.
- Die von einem hervorragenden Chemiker wiederholt angestellten Untersuchungen ergaben, daß das Wasser im Karlsbader Sprudel Gold führt. Die wissenschaftlichen Autoritäten sind der Ansicht, daß der Sprudel sich neuestens mit jener Quelle vereinigte, welche die goldführende Schichte passirt.
- In Leipzig sind für die Errichtung eines Kinder=Krankenhauses, nachdem Magistrat und Stadtverordnete den Bauplatz unentgeltlich dazu hergegeben haben, auf den ersten Aufruf des betreffenden Ausschusses 113 000 Mk. freiwillige Gaben, darunter Einzelbeträge von 8000, 6000, 5000, 3000 Mk. u. s. w. eingegangen.
- In Penting, einem Dorfe in der Oberpfalz, stürzte kürzlich ein Theil des Schiffgewölbes der Kirche ein, die Orgel, einige Beichtstühle u. s. w. wurden unter den Trümmern begraben.
- Ein sorgsamer Trichinenbeschauer in Steigerthal bei Nordhausen hat viele Leute vor Krankheit und Tod bewahrt. Er war nicht daheim, als der Müller zwei fette Schweine schlachtete und verarbeitete. Als er gegen Abend heimkehrte, fand er, daß beide Schweine voller Trichinen waren und ließ sofort den Müller warnen. Die fröhlich beim Schlachtfest versammelten verging beim Anhören der Schreckensbotschaft Lust und Appetit. Das Fleisch wurde sofort beschlagnahmt und vergraben.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 28 Seite 8]

Marion.
Originalroman von Marie Romany.
(Fortsetzung.)


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