No. 27
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. April
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 27 Seite 1]

Kaiser Friedrich hat am Mittwoch Mittag zum erstenmal seit seiner Ankunft in Charlottenburg am 11. März das Schloß verlassen und zwischen 12 und 1 Uhr einen Spaziergang im Charlottenburger Schloßpark gemacht. Die Nacht verlief befriedigend. Der Auswurf war zum erstenmal seit der Operation frei von blutigen Beimengungen und rein eitrig. Der Appetit ist fortgesetzt ein recht reger und die Ernährung, auf welche die behandelnden Aerzte großen Werth legen, zufriedenstellend. Der Kaiser genießt feste Speien, allerdings in kleine Stückchen zerschnitten, und die für ihn bestimmte Speisekarte ist eine sehr reichhaltige. Natürlich nehmen die Aerzte bei der Auswahl der Speisen für den Kaiser besondere Rücksicht auf den Nährwerth derselben.
Mit Rücksicht auf die Promenaden im Schloßpark sind übrigens die Wege daselbst mit Holzkohlen beschüttet worden, auf welche erst die Bohlen gelegt werden, welche dem Monarchen zur Wandelbahn bei schönem Wetter dienen sollen.
Als Ersatz für die mangelnde Bewegung wird, wie einige Berliner Zeitungen mittheilen, beim Kaiser die Massagekur angewendet durch den auf diesem Gebiet renommierten Dr. Zabludowsky.
Der Stellvertretungs=Erlaß, durch welchen Kronprinz Wilhelm zur unmittelbaren Betheiligung an den Staatsgeschäften herangezogen wird, ist durchaus nicht lediglich auf den Gesundheitszustand des Kaisers, als auf eine augenblickliche Zwangslage zurückzuführen. Vielmehr ist dem Kaiser, wie der Erlaß ausdrücklich erklärt, darum zu thun, daß der Kronprinz in die Regierungsgeschäfte eingeführt und zugleich die Krone von gewissen, weniger wichtigen Formalitäten entlastet werde. Die letzteren sollen, offiziösen Andeutungen zufolge, später in genauerer Begrenzung und in bestimmter, verfassungsmäßiger Weise endgiltig dem Kronprinzen übertragen werden. Der Kaiser hat damit eine Vereinfachung der Geschäfte an der obersten Spitze in ähnlicher Weise im Sinne, wie er sie für den gesammten Beamtenapparat in seinem Erlaß an den Reichskanzler in Aussicht genommen hat.
"Schloß Friedrichs Kron", wie das Neue Palais zu Potsdam auf Befehl des Kaisers jetzt genannt wird, trägt seine neue Bezeichnung nach seinem königlichen Erbauer Friedrich dem Großen, der, wie es heißt, nach dem siebenjährigen Kriege seinen Gegnern damit zeigen wollte, daß ihm das Geld noch nicht ausgegangen war. Die drei Grazien auf der Kuppel wurden auf die drei Frauen gedeutet, gegen welche er gekämpft hatte, Maria Theresia, Elisabeth von Rußland und die Marquise de Pompadour, die einflußreiche Geliebte Ludwige XIV.
Dem preußischen Landtage wird eine Nothstandsvorlage zugehen, welche der Regierung nach ungefährer Schätzung des Bedarfs Credite zur Verfügung stellt.
Der Reichskanzler hat bei dem Bundesrath die Einziehung von silbernen Zwanzigpfennigstücken im Betrage von fünf Millionen Mark und ihre Umprägung in Fünf= und Zweimarkstücke beantragt.
In bestem Wohlsein konnte Fürst Bismarck am ersten Osterfeiertage seinen 73sten Geburtstag begehen. Möge es dem Fürsten beschieden sein, noch lange Jahre unter dem neuen Herrscher seinen so vielfachen Pflichten als erster Rath der Krone in alter Kraft nachzukommen. - Ueber die Feier des Geburtstage des Fürsten selbst wird noch gemeldet: Zu dem heutigen Geburtstage des Reichskanzlers Fürsten Bismarck hatte das Erste Magdeburgische Infanterie=Regiment Nr. 26 sein Musikkorps hierher entsandt, welche die Feier mit Choralmusik einleitete. Vom frühen Morgen an gingen ununterbrochen äußerst zahlreiche Blumenspenden und Glückwünsche ein. Die Zahl der eingelaufenen Glückwunschtelegramme war in den ersten Nachmittagsstunden auf über 500 gestiegen. Im Namen des Kaisers erschien der Flügel=Adjutant Oberst v. Brösigke und brachte die Glückwünsche. Im Auftrage des Kaisers und der Kaiserin überbrachte der Oberhofmeister Graf Seckendorff deren gemeinsame Glückwünsche. Der Kronprinz erschien persönlich. An dem Essen, das Nachmittags beim Reichskanzler stattfand, nahmen sämmtliche Familienmitglieder theil, außerdem eine Abordnung des Magdeburgischen Kürassierregiments Nr. 7, bei welchem der Reichskanzler a la suite steht, und eine andere der Landwehr=Bataillone Stendel und Burg, aus denen das 26. Landwehr=Regiment besteht, deren Chef der Reichskanzler ist. Der Fürst Bismarck brachte im Laufe des Mahles ein Hoch auf Kaiser Friedrich aus, das der Kronprinz in längerer warmer Rede mit einem Hoch auf den Fürsten Bismarck beantwortete. Kaiser Friedrich und Kaiserin Victoria haben aus Anlaß der Geburtstagsfeier der Frau Fürstin Bismarck als Ehrengeschenk ein prachtvolles Armband überreichen lassen, das in einem Medaillon das Bild des Herrscherpaares enthält und den Namenszug des Kaisers und der Kaiserin in Brillanten zeigt.
Bei seiner Geburtstagsfeier am Sonntag hat Fürst Bismarck, nachdem er des Kaiser Wilhelm gedacht, die Tischgenossen "in gleicher Einmüthigkeit, gleichem Treue und gleicher Liebe" in ein Hoch auf Kaiser Friedrich einzustimmen. Nachdem das begeisterte Hoch verklungen, erhob sich der Kronprinz und bat um die Gewährung, ein Bild vorzuführen, wie er sich das Reich in seiner politischen und socialen Lage, in seinen inneren und äußeren Beziehungen im gegenwärtigen Augenblicke vorstelle. Er vergleiche dasselbe einem Armeecorps, welches im Feldzuge seinen Höchstcommandirenden verloren und dessen erster Offizier schwer verwundet darniederliegt. In diesem kritischen Augenblick richten sich 46 Millionen echter deutscher Herzen in Angst und Hoffnung nach der Fahne und deren Träger, von dem alles erwartet wird. Der Träger dieser Fahne ist aber unser erlauchter Fürst, unser großer Kanzler: er gehe uns voran, ihm folgen wir, er lebe hoch!
Graf Moltke soll, wie es heißt, den Fürstentitel erhalten.
Zum Privatsekretär des Kaisers Friedrich ist der Premier=Lieutnant a. D. Schulz ernannt worden, der bereits in San Remo eine ähnliche Stellung eingenommen hat. Es ist das eine sehr wichtige Vertrauensstellung.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 27 Seite 2]

Der Kronprinz von Griechenland wird, wie es heißt, in Berlin bei einem Garderegiment als Offizier eintreten, und den praktischen Dienst der preußischen Armee kennen zu lernen.
Aus St. Petersburg wird telegraphiert, daß zwei Infanterie=Divisionen, welche gerade jetzt gegen die deutsch=österreichische Grenze vorgeschoben werden sollten, Gegenbefehl erhalten haben und bis zum Herbst in ihren bisherigen Stellungen bleiben sollen. Es wäre allerdings auffallend gewesen, wenn diese Regimenter unter den Händedrücken von Berlin und Petersburg drohend vormarschiert wären.
General Boulanger ist militärisch abgethan. Er ist auf Vorschlag des Untersuchungsrathes durch Dekret des Präsidenten Carnot in den Ruhestand (retraite d'office) versetzt worden. Er erhält Pension; das Urtheil des Untersuchungsrathes ist einstimmig gefaßt worden. Was Boulanger nun beginnen wird, das werden wir ja bald hören.
Die Cortes in Spanien nahmen mit großer Majorität den Gesetzentwurf, betreffend die Einführung der Schwurgerichte an.


Schwarze Seidenstoffe v. Mk. 1,25 bis 18,05 p. Met. (ca. 150 versch. Qual.) - Atlasse, Faille Française, Moscovite, Moirée, Sicilienne, Ottoman, "Monopol", Rhadamés, Grenadines, Surah, Satin merveilleux, Satin Luxor, Damaste, Ripse, Taffétte etc. - vers. roben= und stückweise zolllfrei in's Haus das Seidenfabrik=Depôt G. Henneberg (K. u K. Hoflief.) Zürich Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Zur Deckung der Wegebesserungskosten in den letzten beiden Jahren vernothwendigt sich ein Beitrag von 30 Pfennig für 100 []Ruthen Ackerland. Wir ersuchen unsere Acker besitzenden Mitbürger solchen Beitrag am

Montag, den 9. April,
Nachmittags 4 Uhr,

im Boye'schen Gasthofe zu berichtigen. Die noch rückständigen Beiträge der letzten Hebung müssen gleichfalls an diesem Tage bezahlt werden, anderenfalls werden dieselben durch einen Boten gegen 15 Pfg. Gebühr abgeholt.

Die Städtische-Wege-Kommission.        


Mädchenschule in Schönberg.

Aufnahme neuer Schülerinnen: Montag, den 9. April, morgens 10 Uhr im Mädchenschulhause.
Anfang des neuen Schuljahrs: Dienstag, den 10. April, morgens 8 Uhr.
Bei der Aufnahme ist ein Impf= bez. Wiederimpfschein vorzulegen, von auswärtigen Schülerinnen außerdem ein Taufschein.

H. Kort, Rektor.        


Holz-Auction
im Vitenser Forste,
Revier: Strohkircher Holz
am Dienstag, den 10. April 1888

unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:
              Buchen Kluftholz,
              Buchen Knüppelholz,
              Buchen Stangenholz,
              Buchen Zweigholz,
Versammlung Morgens 9 Uhr im Hau.
Rehna, den 4. April 1888.

Großherzogliche Forstinspection.


Zu verkaufen fünf Wochen alte Ferkel auf der Meierei

                                                    Bauhof-Schönberg.


Komme Ausgang Mai mit                                                    
Wollenwaaren
nach Schönberg.                                                    
Schwerin.                                                     Frau Degenhardt.


Allen denen, die unsere liebe Mutter, die Ackerwittwe Grevsmühl zur letzten Ruhestätte geleitet haben, sagen wir hiermit unseren innigsten Dank.

Die Familie.        


Für die
Ueberschwemmten

wird der Gesangverein Teutonia am Sonntag, den 8. Abends im neuen Saale des Herrn Boye

ein Concert

geben, zu welchem die Bewohner von Stadt und Land freundlichst eingeladen werden.

Entree nach Belieben - Anfang 7 1/2 Uhr.
Schönberg, den 29. März 1888. 
                                                    Der Vorstand.


Empfehle meine neue                          
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unter Controle der landwirthschaftlichen Versuchsstation in Rostock empfiehlt

Aug. Spehr.        


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für meine Colonialwaaren-Handlung.
                                                    F. W. Schopen,
                                                    Lübeck, Schulstraße.


Gesucht zum 1. Mai ein

zuverlässiger Knecht,

nur solche wollen sich melden, die gute Zeugniße aufweisen können.

                                                    Joh. Boy, Fischräucherer,
                                                    Lübeck, Mauer b. d. Krähenstr. 84.


Gesucht zum 1. Mai:
Ein tüchtiges Mädchen
oder eine Mamsell in Hausarbeit erfahren.                          
                                                    Frau C. Hoch, Lübeck,
                                                    Friedrich=Wilhelmstraße 19.


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                                                    Glasermeister.


Sarg-Magazin

eichen=, tannen= und Kinder=Särge, hält stets vorräthig und empfiehlt solche zu den billigsten Preisen.

C. Stemmann, Tischlermeister,
Wilh. Stüve Nachfl.


Wohnungsveränderung.

Von Ostern an wohne ich nicht mehr am kalten Damm, sodern am Markt beim Bäckermeister Bumann.

                                                    W. Heitmann,
                                                    Buchbinder.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 27 Seite 3]

Vom 1. Januar d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
  1. Vom Hauswirth H. Oldenburg=Kl. Mist 1 Pferd 500 Mark.
  2. Vom Hauswirth Hecht=Schlagsdorf 1 Kuh 120 Mark.
  3. Vom Schulzen Bollow=Campow 1 Pferd 550 Mark.
  4. Vom Hauswirth J. Voß=Wahlsdorf 1 Pferd 500 Mark.
  5. Vom Hufschmied Dräger=hieselbst 1 Kuh 135 Mark.
  6. Vom Thierarzt Reimer=hieselbst 1 Pferd 300 Mark.
  7. Vom Hauswirth Krickhuhn=Selmsdorf 1 Pferd 200 Mark.
  8. Vom Pächter Pumplün=Carlow 1 Kuh 135 Mark.
  9. Vom Hauswirth Gerds=Selmsdorf 1 Pferd 125 Mark.
10. Vom Schulzen Faasch=Selmsdorf 1 Kuh 135 Mark.
11. Vom Kaufmann Heitmann=hieselbst 1 Pferd 300 Mark.
12. Vom Arbeitsmann Dunkelmaun=Löwitz 1 Kuh 135 Mark.
13. Vom Büdner Wittfoth=Schattin 1 Kuh 135 Mark.
14. Vom Pächter Pumplün=Carlow 1 Pferd 500 Mark.
15. Vom Hauswirth Roxcien=Grieben 1 Pferd 100 Mark.
16. Vom Hofschmied Dräger=hieselbst noch 1Kuh 135 Mark.
17. Vom Hauswirth Voß=Teschow 1 Pferd 250 Mark.
18. Vom Hauswirth Heiden=Schlagsdorf 1 Kuh 120 Mark.
19. Vom Schulzen Kohlhase=Wahrsow 1 Pferd 100 Mark.
20. Vom Pächter Pumplün=Carlow noch 1 Pferd 100 Mark.
21. Vom Hauswirth J. Voß=Wahlsdorf noch 1 Pferd 600 Mark.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 1 Mark pro 100 Mk. Versicherungssumme, welcher am

Freitag, den 13. April, Morgens 10 Uhr,

im Boye'schen Gasthaufe hieselbst einzuzahlen ist.
Schönberg, den 4. April 1888.

Direction des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenth. Ratzeburg.
As. Ahrendt.                           Wilh. Heincke.


Warner & Bierstedt Lübeck
Leinen-, Bettenhandlung & Wäsche-Fabrik
Ausstattungs-Magazin für Bräute, Kinder, Hotels, Anstalten etc.
empfehlen in bester Waare bei billigen Preisen
Gebleichte u. ungebleichte Leinen, Tischtuch- u. Handtuch-Drelle, Damast, Piqués, Satin u. Hemdentuche, Bettdrelle, Züchen, Waffel- u. Piqué-Decken, wollene Schlaf-Steppdecken etc.
Bettfedern, u. Dunen.
Fertige ein- u. zweischläfrige Betten
von den billigsten Preisen an,
Grosse u. Kinderbettstellen, Kinderwiegen, Wagen etc.,
Greise Leinen, Persinnige, Rapplaken u. Kornsäcke
Patentfeudel u. Feudelleinen.
Specialität: Herren-, Damen u. Kinderwäsche, Tricotagen vorzüglich gut sitzende Oberhemden.
Ganz besonders empfehlen wir noch unser Geschäft zum Ankauf         
Ganzer Aussteuern
bei welchen ebenso wie bei Abnahme ganzer Stücke wesentliche Preisermässigungen eintreten.


Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Fünfte Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung II
am Freitag, den 6. April 1888:
Lohengrin, romant.Oper in 3 Akten von R. Wagner.
Anfang 5 1/2 Uhr - Ende 9 1/2 Uhr.


Der Stellmacher Ehmke ist von heute an nicht mehr für mich thätig.
Da ich das Geschäft jedoch unter Leitung eines mir als tüchtig empfohlenen Gehülfen fortführe, bitte ich meine geehrte Kundschaft, Bestellungen nur an mich selbst oder den jetzigen Werkführer Wirsig machen zu wollen.
Schönberg, den 3. April 1888.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Badstein, Ww.


Zu vermiethen
zu Michaelis d. J. eine geräumige Wohnung                          
                                                    Marienstrasse 49.


Das Wunder-Buch.

(6. und 7. Buch Mosis.) Enth.: die Geheimnisse früherer Zeiten, sowie das vollst. siebenmal versiegelte Buch, versendet für 5 M.

R. Jacob's Buchhandlung, Magdeburg.


Runkelsaamen!
kurze, gelbe Oberndorfer= und lange rothe Riesen=
hat billig abzugeben                                                    
                                                    H. Ratzeburg, Lohndiener,
                                                    Hinterstraße 76.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 27 Seite 4]

Aufruf!

Der Centralverein erneuert die Bitte um weitere milde Gaben zur Milderung des vorhandenen Nothstandes. Insbesondere sind Geldbeiträge dringend erforderlich. An Naturalien sind sehr erwünscht: Heu, Stroh, Korn, Kartoffeln, geräucherte Fleischwaaren, gebrannter und gemahlener Kaffee, Reis etc., dagegen liegt für Kleidungsstücke augenblicklich kein erhebliches, für Spirituosen keinerlei Bedürfniß vor.
Einer vorherigen Meldung der Liebesgaben bei dem Centralverein vor Absendung derselben bedarf es mit Rücksicht auf die nachstehende Bekanntmachung künftig nicht mehr.
Schwerin, den 3. April 1888.

Centralverein zur Unterstützung der Nothleidenden in der Elb=Niederung.


Bekanntmachung.

Nachdem die betheiligten Eisenbahn=Verwaltungen die frachtfreie Beförderung der für die Ueberschwemmten der Elb=Niederung eingehenden Liebesgaben in dankenswerther Bereitwilligkeit zugestanden haben, sind sämmtliche einheimische Eisenbahnstationen angewiesen, bezügliche Sendungen in Empfang zu nehmen. Solche Sendungen, welche auf Stationen der Königl. preußischen Staatsbahnen aufgegeben werden, sind an Herrn Bürgermeister Brandenburg zu Ludwigslust oder an Herrn Bürgermeister Dr. Burmeister zu Boizenburg zu adressiren. Auf allen übrigen Eisenbahnstationen genügt zur richtigen Transportleitung die Bezeichnung als Liebesgaben.
Es ist erwünscht, daß Sendungen von Heu und Stroh nur in ganzen Eisenbahn=Wagenladungen zur Absendung kommen. Spender kleinerer Mengen wollen sich daher thunlichst wegen gemeinsamer Sendungen vereinigen.
Der Bedarf an Eisenbahn=Wagen für ganze Wagenladungen ist seitens der Versender in sonst üblicher Weise den betreffenden Stationen vorher anzuzeigen.
Verpackte Sendungen wolle man äußerlich mit einer Bezeichnung des Inhalts versehen.
Schwerin, den 3. April 1888.

Centralverein zur Unterstützung der Nothleidenden in der Elb=Niederung.
E. von Koppelow. Vorsitzender.


Zweite Sammelliste über die für die Nothleidenden den Elbniederungen eingegangenen Liebesgaben und zwar von:
Senator Stüve 10 M. Pächter Dittmann=Kleinfeld 1 M. Gastwirth Böckmann 3 M. Hauswirth P. Meyer=Mahlzow 3 M. Frau Pächter Hagen=Rupensdorf 3 M. Statthalter Holst das. 1 M. W. 2 M. K. K. 3 M. A. W. 2 M. Insp. Harder=Bauhof 3 M. Bahnhofsrestaurateur Kieselbach 10 M. Landreiter Kutzbach 2 M. Rentier Hein 3 M. Hauswirth Oldenburg=Blüßen 6 M. Kammerexecutor Studier 1 M. Hausw. Maaß=Sabow 2 M. Töpfer Sievers 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg) Domainenp. Kaiser Stove 20 M. Holländer Krull das. 2 M. E. 5 M. Schulze Lenschow=Gr. Bünsdorf 3 M. Hausw. J. Lenschow=Sabow 3 M. Gastw. Wiencke=Sülsdorf 3 M. Kfl. Sommer und Dierßen 5 M. Lehrer Schaer 2 M. Lehrer Schriever=Gr. Siemz 1 M. Maurermstr J. H. L. Burmeister 3 M. W. W. 1 M. Bahnwärter Scharnhorst 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg) O. in N. 5 M. Schmied Drager=Petersberg 1 M. Maurermstr. J. Schleuß 2 M. Schulze Maaß=Mahlzow 3 M. Färber Strecker 1 M. Fuhrm. Ch. Schütt 1 M. Böttcher Möller 1 M. Kfm. Kummerow 2 M. P. P. 2 M. Frau H. 2 M. Aug. Groth 1 M. J. Siebenmark 1 M. Oldörp 1 M. Hausw. Oldörp=Ollndorf 3 M. Frohnereibesitzer Witting 2 M. Hausw. Krellenberg=Kleinfeld 3 M. Pastor Kaempffer und Frau 15 M. Privatier J. Eckmann 2 M. Landreiter Struck=Carlow 2 M. Pastor Langbein 5 M. Frl. Fölsch 3 M. Kfm. Bruhn=Menzendorf 3 M. J. Böckmann 2 M. Dr. Max Marung 10 M. Schulze Lenschow=Blüßen 5 M. Schulze Wigger=Rüschenbeck 3 M. Schneider Meier 1 M. Lehrer a. D. Grevsmühl 1 M. Kfm. Eckmann 2 M. Ackerbürger M. Fick 2 M. Ackerbürger R. Burmeister 3 M. J. Burmeister und Frau 3 M. Maschinenbauer Bockholdt 2 M. Kfm. Heitmann 10 M. Sattler Bockwoldt 1 M. Schmied Bockwoldt 1 M. Heinr. Ladendorf 2 M. Kfm. Planthaber 2 M. G. B. 1 M. Domainenp. Hildedrandt=Menzendorf 2 M. Hausw. Grevsmühl Sabow 3 M. Kfm. Otto 1 Mk. 50 Pfennig (Mecklenburg) Maurermstr. H. Burmeister 3 Mk. Bäcker Miltzow 2 Mk. Kfm. Brüchmann 3 Mk. Ziegler Leumann 1 Mk. Kornh. Maack 1 Mk. Frl. Schlebusch 1 Mk. Pferdeh. Heinr. Ladendorf 1 Mk. Kfm. Maaß 3 Mk. Maschinenb. Oldenburg 50 Pfennig (Mecklenburg) Chausseegeldeinnehmer Schwie 1 Mk. Bäcker Wolgast 1 Mk. Schulze Burmeister=Kleinfeld 3 Mk. Gastw J. Boy 3 Mk. Kornh. Kindt 1 Mk. Schlächter Witting 1 Mk. Schulze Burmeister=Gr. Siemz 3 Mk. Kfm. Vock 2 Mk.

Mark 255,-        
hierzu Verzeich. 1 Mark 96,50        
------------------        
Summa Mark 351,50        

Außerdem empfing diverse Kleidungsstücke von L. V. und von Frau Brincker=Petersberg; von N. N. 100 Pfund Mehl.
Zur Empfangnahme und Beförderung weiterer Gaben empfiehlt sich

J. H. Böckmann.        


Durchgewinterte                                                    
Sommerkohlpflanzen
empfiehlt                                                    H. Upahl. Handelsgärtner.


Blumen- und Gemüse-Sämereien
empfiehlt                                                    
                                                    H. Upahl. Handelsgärtner.


Runkelrübensaamen,
Oberdorfer, Eckendorfer und große, rothe Riesen
empfiehlt                                                    H. Upahl. Handelsgärtner.


Ein verheir. Tagelöhner

findet Wohnung und Arbeit in Hof=Menzendorf; auch kann daselbst ein Pferdeknecht Unterkommen finden.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlend. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei

                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Bei meiner Möbeln-Verloosung
wurden folgende Nummern gezogen:                          
463. 109. 379. 128. 472. 474. 54. 518. 268.
Schönberg, 1. April 1888.                          
                                                    W. Nothdurft.


Viehkartoffel

werden zu kaufen gesucht. Näheres in der Expedition dieses Blattes.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 8. April.

        Vormittagskirche: Pastor Langbein.
        Abendkirche: fällt aus.
        Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 1.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 27 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 27 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 6. April 1888.


                          Drei Sterne.
    Drei Sterne funkeln in einsamer Nacht,
Sie übertreffen alles mit ihrer Pracht;
Und diese drei Sterne im hehren Lauf
Im Geist ziehen uns zu Gott hinauf.
    O Vater im Himmel wir beten Dich an,
Lehre uns wandeln die richtige Bahn.
Gieb uns ein Herz mit frommem Glauben,
Den uns kann auch die Welt nicht rauben.
    Lehre uns glauben au Jesum Christ,
Der für uns am Kreuz gestorben ist.
Der uns durch sein Blut und Tod
Erlösen will aus aller Noth.
    Lehre uns glauben an den heiligen Geist,
Der uns stets Trost und Beistand leist',
Der mit seiner allmächtigen Kraft
Nur stets das Gute in uns schafft.
    Der Glaube ist unsere Zuversicht,
Gott hält gewiß, was er verspricht,
Drum glauben wir mit frohem Muth,
Was Gott uns schickt, ist für uns gut.
    Solches saget der erste der Sterne dort oben,
Drum wollen den Vater im Himmel wir loben,
Daß stets des Glaubens Allgewalt
Von unseren Lippen froh erschallt.
    Der zweite der Sterne im schimmernden Licht
Von Gottes barmherziger Liebe spricht.
Aus Liebe Gott seinen Sohn uns gab,
Er kam zu uns ohn' alle Hab.
    Als armer schwacher Mensch geboren
Er für die Menschheit ward erkoren,
Dieselbe zu retten von Sünd und Tod,
Erlitt er selbst die Todesnoth.
    Ja, Liebe das göttliche Wort auf Erden
Ohn Lieb kann niemand glücklich werden;
Drum Liebe, du herrlich schönes Wort,
Umschwebe uns glücklich an jedem Ort.
    Der dritte Stern mit Hoffnungsstrahl
Er leuchtet so lieblich vom Sternensaal;
Er saget uns freundlich mit hellem Licht:
An Gottes Hülfe verzage nicht.
    O Hoffnung, du schönes herrliches Wort,
Führst uns dereinst zum Ziele dort,
Wo alle Gläubigen werden schauen
Den allmächtigen Gott auf goldenen Auen.
    Wie auf dunklen Wegen im Erdenleben
Viel Sorge, Müh und Schreck uns umgeben;
Zu Gott im Himmel den Blick wir richten,
Herr, unsere Hoffnung laß nicht vernichten.
    Ja Gott der Herr, er hilft so gern
Sagt uns der dritte Hoffnungsstern;
Unser ganzes irdisches Erdenleben
Mit steter Hoffnung sei es umgeben.
    Sehn wir die drei Sterne in dunkler Nacht,
Der Gedanke in uns hell erwacht:
"In jenen drei Sternen, da stehet offen,
Der Mensch soll glauben, lieben, hoffen."


Das Hochwasser der Elbe, Oder u. Weichsel.

Allüberall regt sich die Mildthätigkeit, um die entsetzliche Noth zu lindern, welche das Hochwasser namentlich in dem Elbe= und dem Nogatgebiet angerichtet. Zu hoffen ist es, daß diesmal auch der Staat, bezw. Provinz und Kreis sich beeilen werden, den Nothleidenden thatkräftig beizuspringen. Zunächst wird freilich die private Mildthätigkeit die Aufgabe haben, helfend einzugreifen, um die ersten Bedürfnisse der Aermsten zu decken. Wir wiederholen daher auch nochmals an dieser Stelle die Bitte an unsern Leser, schnell ihr Scherflein auf dem Altar der Menschenliebe zu opfern.
Die Nachrichten aus den deutschen Ueberschwemmungsgebieten lauten fortgesetzt betrübend. So berichtet man aus Lüneburg vom 26. März über die Verhältnisse an der Unterelbe: In den überflutheten Ortschaften des Kreises Dannenberg (18 Ortschaften mit etwa 7000 Seelen) herrscht die größte Noth. Der Bahnverkehr zwischen Hitzacker und Dannenberg ist seit den 29. unterbrochen, da der Mittelpfeiler der dreijährigen Jeetzelbrücke unterspült ist. Minister v. Puttkamer und Oberpräsident v. Leipziger fuhren am 30. nach Hitzacker per Extrazug. Aus Provinzialfonds sollen vorläufig 150 000 Mark zur Disposition gestellt werden. Vom Weinberge bei Hitzacker aus gesehen ist die ganze Gegend eine einzige graue Fläche Die Dörfer Wußegel, Niendorf, Grabow, in kaum halbstündiger Entfernung von Hitzacker, sind des Schlickeises wegen nicht zu erreichen, es fehlte daher jede Nachricht aus diesen Dörfern.
Aus der Dömitzer Gegend wird gemeldet: Vorläufig ist noch nicht abzusehen, wie lange die Fluth noch anhalten wird, ob tage= oder wochenlang, aber eine augenblickliche Gefahr ist nicht mehr vorhanden. Ueberall sind die Verbindungen hergestellt, überall ist die Hungersnoth gestillt, dank dem raschen, energischen und opferfreudigen Eingreifen der Pioniere, welches ein rühmliches Licht auf die Tüchtigkeit unseres Heeres wirft. Betrübender lauten im allgemeinen Nachrichten aus dem preußischen Ueberschwemmungsgebiet. Hier ist es, wie nahezu mit Sicherheit angenommen werden kann, nicht ohne erheblichen Menschenverlust abgegangen. Auch Vieh, namentlich Kühe sollen zu Hunderten umgekommen sein. Die überschwemmten Landortschaften auf der rechten Seite sind theilweise von Malliß aus schon zu Fuß durch Schneeschlamm zu erreichen. Trotz alledem ist noch nicht abzusehen, wie weit der Nothstand sich räumlich noch ausdehnt. Nach den neuesten Nachrichten aus der Elbniederung ist die Möglichkeit einer weiteren Ausdehnung leider nicht ausgeschlossen. Zu dem Elend, in welches die Bevölkerung der überschwemmten Gegenden durch den Verlust von Hab und Gut versetzt ist, gesellt sich die bange Ungewißheit über die Frage, ob und wie viele Menschenleben bei den traurigen Katastrophen verloren gegangen sind. - Der arme Telegraphenbeamte in Dömitz! Wie der Kommandeur eines Kriegsschiffes war er der letzte, der von der Stätte seiner Berufsthätigkeit wich, nachdem er stundenlang, im Wasser watend, den Telegraphendienst versehen hatte. Dann mußte er endlich mit seinen Apparaten in ein höher gelegenes Zimmer flüchten.
Ueber das Hochwasser der Weichsel meldet ein Telegramm aus Elbing: Die Ueberschwemmung infolge des Nogat=Dammbruches hat bedeutende Dimensionen angenommen. Fast 8 Quadratmeilen mit vielen Dorfschaften, sowie der westliche Theil von Elbing mit den Fabriken sind überschwemmt. Von Danzig, Königsberg und Thorn sind Pioniere mit 100 Pontons zuhilfe gerufen, welche mit Extrazügen dorthin befördert werden. Da die Bahn zwischen Marienburg und Elbing unter Wasser steht, so gehen die Transporte von Danzig und Thorn über Allenstein und Güldenboden. Das Wasser steigt noch fortdauernd. - Aus Elbing wird vom 27. berichtet: Das Wasser steht hier schon höher als bei den Ueberschwemmungen von 1855 und 1876, und noch immer steigt dasselbe. Die Wassersnoth ist unbeschreiblich. Jetzt, Mittags, geht dasselbe schon über die Monath'sche Ofenfabrik (in der Kalkscheunstraße am Elbingfluß) hinweg. 77 Ortschaften, zehn Quadratmeilen mit 30 000 Einwohnern, sind unter Wasser. Der Schaden beträgt 30 Millionen. Es ist beschlossen, den Pieckeler Kanal zuzumachen und dann den Bruch bei Jonasdorf abzufangen, der 1500 Fuß lang ist.
In Marienburg hielt gerade die Konfirmanden=Einsegnung zahlreiche Familien in der Kirche versammelt, als das Wasser in die Stadt einbrach. Die heilige Handlung ging nur unter größter Unruhe der klagenden und weinenden Frauen, die zum

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Theil ihre Wohnung nicht mehr erreichen konnten, vorüber.
Aus Posen meldet man vom 27. d. Mts: Zwischen Szczonowo und Pogorzelice (an der polnischen Grenze) fand am 26. Abends ein Durchbruch des Wartedammes statt. Der Eisgang ist stark, die Verheerungen sind groß. Hier steigt das Wasser andauernd und steht jetzt auf 5,45 m. Ein großer Theil der Altstadt ist bereits überschwemmt, die Einwohner flüchten, die Libinabrücke ist gefährdet. Das Militär hat Eissprengungen vorgenommen.
- Schönberg. Die diesjährigen Herbstübungen der 17. Division werden in folgender Weise abgehalten werden:

1. Regimentsexerzieren des Inftr.=Regts. Nr. 75, sowie Brigade=Exerzieren der 33. Inftr.=Brigade unmittelbar nordöstlich Ratzeburg. Hierbei werden die in der Nähe belegenen Ortschaften des hiesigen Fürstenthums Einquartierung erhalten.
2. Regiments=Exerzieren des Gren.=Regts. Nr. 89, sowie Brigadeexerzieren der 34. Inftr.=Brigade bei Zirzow nordwestlich Neubrandenburg.
3. Brigade=Manöver der 34. Infantr.=Brigade bei Neubrandenburg und Penzlin.
- Schönberg. Zufolge Kaiserlicher Bestimmung führt das bisherige Königs=Grenadier=Regt. (2. Westpreußisches) Nr. 7 fortan die Bezeichnung "König=Wilhelm=Grenadier=Regt. Nr. 7" und das bisherige Königs=Husaren=Regt. (1=Rheinisches) Nr. 7 die Bezeichnung "Husaren=Regiment König Wilhelm Nr. 7". Beide Regimenter behalten den bisherigen Namenszug bei. Ferner werden Sr. Majestät, der deutsche Kaiser, Chef des Grenadier=Regts. "Kronprinz" (1. Ostpreußisches) Nr. 1, sowie des 2. schlesischen Dragoner=Regiments Nr. 8 bleiben und wird ersteres künftig die Benennung "Kaiser=Grenadier=Regiment Nr. 1" und letzteres "Kaiser=Dragoner=Regiment Nr. 8" erhalten, auch führen beide Regimenter den Kaiserlichen Namenszug. Das 2. Schlesische Grenadier=Regiment Nr. 11 erhält die Benennung "Grenadier=Regiment Kronprinz=Friedrich=Wilhelm Nr. 11" mit unverändert bleibender Nummer und Epaulettes und Schulterklappen das 5. Westphälische Infanterie=Regiment Nr. 53 bei unverändert bleibenden Namen statt der Regiments=Nummer eine Krone in Epaulettes und Schulterklappen und das Kürassier=Regiment Königin (Pommersches) Nr. 2 zum Andenken an die Hochselige Königin Louise ein "L" in Epaulettes und Schulterklappen. Bei den 3 letztgenannten Regimentern wird Sr. Majestät, der deutsche Kaiser, fortan nicht mehr als Chef resp. à la suite geführt. Das 2. Leib=Husaren=Regiment Nr. 2, dessen Chef Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Viktoria bleibt, soll künftig die Benennung "Leib=Husaren=Regiment Kaiserin Nr. 2" führen und auf den Achselstücken Allerhöchstderen Namenszug anlegen. Ihre Majestät werden ferner als Chef und nicht wie bisher als 2. Chef geführt.
- Schönberg. Die Verpflegungszuschüsse für die Garnisonen des 9. Armeekorps differirten im verflossenen Quartal von 11 Pfennig (Mecklenburg). bis 22 Pfennig (Mecklenburg). pro Mann und pro Tag. Diese Zuschüsse werden bekanntlich nach den Marktpreisen in den Garnisonen geregelt, sie gestatten deßwegen einen zuverlässigen Schluß auf die Preise der Lebensmittel in den verschiedenen Städten. Mecklenburg genießt den Vorzug der Billigkeit, fast überall werden nur 11 resp. 12 Pfennig (Mecklenburg). gezahlt, in Hamburg'schen 15 Pfennig (Mecklenburg)., Kiel, Neumünster 16 Pfennig (Mecklenburg)., Altona, Schleswig 17 Pfennig (Mecklenburg)., Bremen, Rendsburg 18 Pfennig (Mecklenburg)., Lübeck 21 Pfennig (Mecklenburg). und Harburg 22 Pfennig (Mecklenburg).
- Schönberg. Einem Sattlergesellen aus Carlow, der vor ca. 3 Wochen bei der damaligen Kälte und dem großen Schneetreiben, die Tour von hier nach seinem 2 Stunden entfernten Dorfe zu Fuß machen wollte, unterwegs aber die Nacht in einem Strohdiemen zubrachte, erfroren beide Füße. Wie wir hören, soll sich nunmehr eine Amputation vernothwendigt haben.
- Von den 111 Gefangenen, welche durch den Gnadenact des Kaisers in Altona auf freien Fuß gesetzt wurden, sind bereits 17 sofort wieder wegen Bettelns, Landstreichens und Unfugs etc. verhaftet worden.
- Ein in Altona verhafteter Socialdemokrat erhängte sich im dortigen Justizgefängniß, nachdem er zuvor eingehende Geständnisse über Versammlungslokale, Druckerwerkstätten und Vertheilung verbotener Schriften gemacht, in Folge dessen neuerdings wieder zahlreiche Verhaftungen vorgenommen wurden.
Wie in San Remo, so gehen auch in Charlottenburg dem Kaiser noch immer allerlei wohlgemeinte, aber wunderliche Heilmittel zu. So z. B. eine von Derwischen eingesegnete Halskette aus frischen Haselnüssen und geweihtes Wunder=Wasser aus dem französischen Wallfahrtsort Lourdes.
- Dem Reichstagsabgeordneten v. Bennigsen, dem Führer der Nationalliberalen, ist vom Kaiser der rothe Adlerorden erster Klasse verliehen worden.
- Die Kaiserin=Königin Augusta hat für die Ueberschwemmten 1000 Mk. gespendet. Alle Berliner Blätter erlassen Aufrufe zu Sammlungen für die Personen und Gemeinden, die im Flußgebiet der Oder, Elbe und Weichsel durch das Hochwasser um ihre gesammte Habe gekommen sind.
- Der Prinz=Regent Luitpold läßt die Büste des Kaisers Wilhelm von dem Bildhauer Knoll anfertigen und unter den großen Männern Deutschlands in der Walhalla bei Regensburg aufstellen.
- An der Berliner Börse war am 27. März von Spekulanten auf das Fallen der Papiere und Kourse das Gerücht in Umlauf gesetzt worden, Bismarck sei vom Schlag gerührt worden und liege hoffnungslos darnieder. Kein Wort davon war wahr; Bismarck ist so wohl auf, wie es nach all den Anstrengungen und Aufregungen der jüngsten Zeit nur irgend möglich ist und man konnte sich leicht davon überzeugen. Spielt die Börse frevelhaft mit diesem fast unersetzlichen Leben! Sie würde es spüren, wenn Bismarck etwas zustieße! Alle die Herren mit ihren papierenen Millionen wiegen federleicht gegen diesen Mann!
- Für das deutsche Reich werden in nächster Zeit für 600 000 Mark Einpfennigstücke geprägt. Sie werden die Inschrift tragen: Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Thalers nicht werth. Die Franzosen nennen die deutschen 20=Markstücke "Guillaume" und haben sie fast eben so lieb, als ihre Napoleons und Louisdor's.
- Das Einkommen des preußischem Königshauses beträgt, abgesehen von den Einkünften aus den überwiesenen Schlössern und Gärten, aus dem K. Haus= und Prinzlichen Familien=Fideikommiß, 4 073 099 2/3 Thaler = 12 219 299 Mark. So nach amtlichen Angaben. Von dieser Summe ist der Unterhalt auch der Prinzlichen Hofhaltungen etc. zu bestreiten; welche Beträge den Mitgliedern der Königlichen Familie von der Kron=Dotation auszusetzen sind, bleibt dem Ermessen des Königs überlassen. Hierdurch unterscheidet sich die preußische Kron=Dotation von der Civilliste in vielen anderen Staaten, wo den Prinzen und Prinzessinnen besondere Apanagen bewilligt werden. Zur Vergleichung fügen wir die in einigen anderen Staaten für den Unterhalt des Herrscherhauses jährlichen Summen bei, nach Angaben, die allerdings schon aus dem Jahr 1868 herrühren. Es betrug damals die Zivilliste inkl. Apanage in Millionen Mark ausgedrückt, in Sachsen 3,26, Württemberg 2,14, Baden 1,78, England 13,1, Italien 11,18, Oesterreich=Ungarn 16,6, Rußland 28,6, Schweden und Norwegen 2, Dänemark 1,4.
- In Breslau ist an dem vormaligen sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Max Kaiser am 20. v. M. eine Kehlkopfoperation vollzogen worden. Es handelte sich um die Entfernung der rechten Hälfte des Kehlkopfes. Die Operation, von fünf Aerzten ausgeführt, darunter dem Bruder des Patienten, Dr. Richard Kayser, nahm drei Stunden in Anspruch. Der Luftröhrenschnitt war schon Anfang Februar in Dresden vorgenommen worden. Acht Tage darauf ist der Patient gestorben.
- Zur Frage der Arbeiterwohnungen ist jetzt in Köln ein werthvoller praktischer Beitrag geliefert worden. Es ist dort eine Wilhelmskolonie gegründet worden, auf deren Grund und Boden zunächst etwa

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90 billige und gesunde Arbeiterwohnungen Platz finden sollen, inmitten der Kolonie wird eine Badeanstalt, ein Volksgarten, eine Kinderbewahrschule und eine Konsum=Anstalt errichtet. Zu dem Unternehmen hat der Geheime Kommerzienrath vom Rath 450 000 M. gespendet; von dem Betrag der sehr billig angesetzten Mieten soll die Kolonie stetig erweitert werden. Das in Köln gegebene Beispiel sei zur allgemeinen Beachtung und Nachahmung empfohlen.
- Die Kaiserin von Oesterreich hat sich in Begleitung der Erzherzogin Valerie zur Fuchsjagd nach Irland begeben.
- Aus Kopenhagen wird gemeldet: Fischer aus dem benachbarten Dorf Faarbäk gingen über das Eis zu Fuß nach dem 1 1/2 Meilen von der dänischen Küste eingefrorenen Dampfer "Axelthuus" behufs etwaiger Hülfeleistung und trafen dort schwedische Hülfsmannschaften, welche zu Fuß von Landskrona gekommen waren. Es lag also die Möglichkeit vor, zu Fuß über den Sund von Dänemark nach Schweden zu gelangen.
- Der norwegische Athlet Nanson macht mit einer großen Gesellschaft nächstens den Versuch, die riesigen Schneefelder Grönlands auf Schlittschuhen zu durchkreuzen; ein reicher Kaufmann giebt das Geld dazu her.
- Spartau und Athen, die sich einst um den Vorrang stritten und so blutige Kriege mit einander führten, haben sich endlich doch friedlich gefunden. Der Herzog von Sparta ist persönlich nach Spree=Athen gekommen, um von den Atheniensern in litteris und militaribus allerlei zu lernen und vielleicht sogar friedliche Eroberungen zu machen. Herzog von Sparta heißt bekanntlich der Kronprinz von Griechenland.
- Die neuesten Pariser Frühjahrshüte sind Nachahmungen der gewöhnlichen Blumentöpfe. Aus Tüll oder Stroh in der üblichen bräunlichen Farbe wird eine Form gemacht, und in diese eine Blume eingesetzt, die den Hut um ein bedeutendes überragt. Natürlich hat der Blumentopf keinen Boden; er ist innen hohl und wird auf den Kopf gestülpt. Statt der Erde bedeckt man den Ansatz mit Moos. Jetzt ist noch die Zeit der kleinen Blumen, lustiger wirds jedenfalls, wenn die Zeit des Flieders und der Georginen angerückt kommt.
- In London fand am 18. März die Vermählung der reizenden Miß Anna Doulex, einer bekannten Schönheit, mit Lord Peletan statt. Der glückliche Gemahl führte sein Weibchen auf sein nahegelegenes Schloß, dort überließ er die Braut den Händen der Kammerjungfern und zog sich auf einige Minuten in sein Arbeitszimmer zurück. Als er in das Zimmer der jungen Frau trat, fand er diese nicht vor; er durchsuchte alle Gemächer, schließlich entdeckte er die junge Lady im Rauchzimmer! Noch angethan mit dem weißen Spitzenkleid, mit dem Myrtenkranz und dem Schleier, schmauchte sie eine Havannazigarre. Lord Peletan wollte dem zarten Wesen die Zigarre aus der Hand nehmen, diese aber sagte phlegmatisch: "Ich bin den ganzen Tag nicht dazu gekommen und ich kann nicht einschlafen, wenn ich nicht ein paar Zigarren verraucht habe." Dies Geständnis gab Sr. Lordschaft die Idee ein, für die Braut sofort einen Wagen vorfahren zu lassen und sie noch am selben Abend ihren Eltern zuzusenden.
- Dünger aus Thomasschlacke. Ein bis vor wenigen Jahren völlig unbekanntes Düngemittel, das aus den beim Thomasprocesse entfallenden kalk= und phosphorsreichen Schlacken hergestellte Thomasphosphatmehl findet eine immer größere Verwendung. So stellten von diesem Dungstoff in Rheinland=Westfalen 6 große Fabriken im vorigen Jahre rund 3 Mill. Ctr. her: in Mitteldeutschland producirten 5 Fabriken 1 1/4 Mill. Ctr. an der Küste der Ostsee wurden von 3 Firmen im ganzen 1 600 000 Ctr., in der Lausitz, in Schlesien und Posen von 4 Firmen 400 000 Ctr. erzeugt. Auch in Böhmen wurden 250,000 Ctr. Phosphatmehl aus Thomasschlacke hergestellt, von denen mindestens 200,000 Ctr. nach Deutschland importirt sind. Hierzu kommt nun eine vermehrte Produktion dieses Schlackenmehles in England, das dasselbe namentlich in die Ostseeprovinzen unseres Vaterlandes wegen des Wasserweges billig zu liefern im Stande ist.
- Ueber die Herkunft des Borstorfer Apfels giebt es verschiedene Vermuthungen. Nach einigen soll er aus Kloster Pforta (Schulpforta bei Naumburg), nach anderen aus Böhmen oder aus dem sächsischen Ort Borsdorf bei Meißen stammen. In einem unlängst erschienenen Schriftchen weist Paul Böhme nach, daß der polnische Geschichtsschreiber Dlugosch eine Sorte Apfel erwähnt habe, die von Mönchen aus Pforta nach Böhmen mitgebracht worden seien. Unter dem Namen Aepfel von Pforta seien dieselben weit verbreitet worden, auch habe im Kloster zu Leubus die Ueberlieferung bestanden, daß die Cistercienser Mönche in Pforta den Borsdorfer Apfel nach Schlesien verpflanzt hätten. Es erscheint die Annahme richtig, daß Pfortaer Aepfel nur ein anderer Name für Borsdorfer sei und letzterer nicht aus Böhmen, sondern aus Borsdorf, dem heutigen Porstendorf bei Jena, stamme, wo Pforta seit 1470 einen für Obstkultur sehrgünstigen Wirthschaftshof hatte. Dort soll der Apfel von den Mönchen zuerst angepflanzt und gezüchtet worden sein.
- Wie soll man sich erholen? Diese Frage beantwortet Dr. Sonderegger folgendermaßen: "Wer mit allen Muskeln gearbeitet hat, der setze sich ruhig hin und gebe mit angenehmen Lesestoff seinem Gehirn eine milde Bewegung; wer nur mit einzelnen Muskeln arbeitete, übe mit Sorgfalt die müßig gewesenen; wer mit dem Gehirn thätig war, der rege seine Muskeln auf, turne oder marschiere im Freien."



Originalroman von Marie Romany.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1888 Nr. 27 Seite 8]


Originalroman von Marie Romany.
[Fortsetzung.]


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