[ => Original lesen: 1888 Nr. 21 Seite 1] San Remo den 10. März 10 Uhr Vorm. Kaiser Friedrich sah wohl aus, als er den Salonwagen bestieg. Ein unbeschreiblicher Jubel herrschte unter den Tausenden, welche trotz aller Verbote den Bahnhof beinahe stürmten. Kaiser Friedrich grüßte aufs Freundlichste und zu wiederholten Malen, ebenso Kaiserin Viktoria. Noch im letzten Augenblicke versicherte mir einer der Aerzte des Kaisers, daß das heutige Befinden und die ausnahmsweise gut verlaufene Nacht ihm das vollste Vertrauen einflößen, daß die Reise keinen schädlichen Einfluß ausüben werde.
Aus den letzten Lebensstunden Sr. Majestät des Kaisers erfahren wir noch Folgendes: In den ersten Morgenstunden des Todestages hat der Kaiser ungefähr eine Stunde lang geschlafen; dann aber kamen Fieber=Phantasien bei lichten Augenblicken. Er sprach von militärischen Dingen, er sah Truppen anrücken, er nannte einzelne Truppentheile, namentlich Ulanen; es kamen über ihn Erinnerungen aus dem deutsch=französischen Kriege, er nannte die Namen einzelner französischer Heerführer, denen die deutschen Truppen gegenübergestanden haben. Auf die herzliche Mahnung der Frau Großherzogin von Baden, daß er doch ruhig werden möchte, antwortete er: "Ich habe keine Zeit mehr; ich habe noch viel zu sagen."
Gegen Morgen trank er ein Glas Rothwein und strich sch dann mit der Hand den Schnurrbart, wie er im Leben gewohnt. Kurze Zeit vor seinem Hinscheiden fragte er die Großherzogin von Baden: "Wo ist die Kaiserin?" Die Großherzogin erwiderte: "Mama sitzt ja bei Dir". Er machte mit dem Haupte ein Zeichen, daß er die Tochter verstanden habe, und neigte mit einer Miene der Zufriedenheit sein Haupt und sagte: Zu Bette gehen. Die Aussagen der Personen, welche das Sterbebett umstanden, lauten übereinstimmend dahin, daß dem Kaiser das Nahen des Todes nicht bewußt ward.
Kaiser Wilhelm ist am 32 225 Tage seines an guten und schlimmen Stunden gleich reichen Lebens gestorben. Im Lauf des Tages ist vom Reichskanzler Fürsten Bismarck und vom Justizminister Friedberg der Staats=Act über das Ableben des Kaisers Wilhelm aufgenommen worden. Wie man hört, war es der Wille des dahingeschiedenen Kaisers, im Mausoleum=Charlottenburg an der Seite seiner Eltern beigesetzt zu werden.
Der große Trauergottesdienst für Kaiser Wilhelm wurde Mittags 11 1/2 Uhr in seinem Palais abgehalten. Der Domchor führte hierbei die liturgischen Gesänge aus. Zahlreiche Einladungen an hochgestellte Persönlichkeiten waren zu demselben ergangen; auch Fürst Bismarck wohnte demselben bei. Nach Beendigung des Gottesdienstes werden ununterbrochen distinguirte Persönlichkeiten zur Besichtigung der irdischen Hülle Kaiser Wilhelms zugelassen.
Die Aufbahrung der Leiche Kaiser Wilhelms wird, endgiltiger Bestimmung gemäß nicht in der Schloßkapelle, sondern im Dom stattfinden, der für diese Trauer=Ceremonie der leichten Zugänglichkeit wegen weit geeigneter ist, als die erst nach Ueberwindung vieler Treppen erreichbare Kapelle im Schloß. Da aus Anlaß der Aufbahrung die Entfernung des Gestühls aus dem Dom bewirkt werden muß, so wird in demselben kein Gottesdienst stattfinden.
Das Testament des Kaiser Wilhelms wurde am 10. März morgens im Ministerium des Königlichen Hauses eröffnet. In demselben bestimmt Kaiser Wilhelm seine Beisetzung im Mausoleum zu Charlottenburg zur Seite seiner Eltern.
Kaiser Wilhelm hat Bestimmungen bezüglich seiner Bestattung getroffen, die erst jetzt bekannt geworden sind. Kaiser Wilhelm hat angeordnet, daß er im grauen Militärmantel und mit Feldmütze, feldmäßig ausgerüstet, bestattet wird und daß von allen Orden und Ehrenzeichen, die er besitzt, nur die folgenden ihm angelegt werden sollen:
Eisernes Kreuz II. Klasse,
Russisches Georgen=Kreuz,
Kriegs=Medaille von 1814,
Kriegs=Medaille von 1864,
Kriegs=Medaille von 1866,
Kriegs=Medaille von 1870/71,
Hohenzollern=Medaille von 1849,
Russische Medaille,
Badische Medaille.
Außerdem ist, den Anordnungen des Kaisers gemäß, ein neuer Stern des Schwarzen Adlerordens angefertigt worden, welcher ebenfalls die Brust des entschlummerten Herrschers im Sarge schmücken wird. Die Einsargung des Kaisers ist Sonntag Abend in der neunten Stunde in Gegenwart des anwesenden Mitglieder des königlichen Hauses erfolgt. Gegen Mitternacht, vielleicht auch erst in späterer Stunde, wird von sämmtlichen Beamten des kaiserlichen Leibdienstes der Sarg mit der sterblichen Hülle bis zur Rampe des königlichen Palais getragen, wo ihn Mannschaften der Garde=Regimenter in Empfang nehmen und nach dem Dom überführen. Das Ceremoniell dieser Ueberführung ist bisher nicht bekannt gegeben.
Gegen 10 Uhr am Freitag Vormittag wurde vom Professor Reinhold Begas die Todtenmaske abgenommen. Anton von Werner fertigte eine Farbenskizze an und auch eine Photographie wurde aufgenommen. Der Kaiser blieb in der Lage, wie er gestorben war, halb aufrecht sitzend in den weißen Kissen, mit weißer Nachtkleidung unter der ein dunkelrothes Tuch zum Vorschein kommt. Bis zur Brust ist der Leichnam mit einer weißseidenen Steppdecke bekleidet, Blumen sind über dieselbe gestreut. Die Großherzogin von Baden hat dem ge=
[ => Original lesen: 1888 Nr. 21 Seite 2]liebten Vater diese letzten Zeichen der Liebe mit in den Tod gegeben. Der Ausdruck des Dahingeschiedenen ist der eines Schlafenden; mild und freundlich schauen diese Züge, noch im Tode kein Ausdruck des Schmerzes oder Leidens. Die linke Hand ruht fast auf dem Rande des Bettes, die rechte ist auf die Decke herabgesunken, und eine lichte Klarheit umgiebt des todten Kaisers Haupt. Es ist, als sehe der Kaiser nach einer gegenüber befindlichen Büste der Königin Luise. Am Nachmittag wurde die Leiche auf dem Paradebette in großer Generalsuniform aufgebahrt. Sechs Gardeunteroffiziere halten die Leichenwache. Um 7 Uhr Abends fand im Palais Gottesdienst statt. Vormittags wurden die Siegel an die Zimmer des Kaisers gelegt, nachmittags das Testament geöffnet. Der Kaiser soll darin auch befohlen haben, daß seine Leiche in der Schloßkapelle ausgestellt und dann im Charlottenburger Mausoleum beigesetzt werde, wo seine Eltern, König Friedrich Wilhelm III. und die Königin Luise, ruhen. Die Ueberführung der Leiche in die Schloßkapelle wird wohl Sonnabend erfolgen. Das Trauercermoniell bestimmt der Kaiser.
Die Einbalsamirung der Leiche Kaiser Wilhelms wurde am 10. d. früh vorgenommen. Wie es heißt, soll die Leiche mehrere Tage im Dom aufgebahrt bleiben.
Das Militär=Wochenblatt kündet das Dahinscheiden des erlauchten Monarchen in folgenden Worten an:
"Die Armee hat ihren Kriegsherrn, ihren Feldherrn, ihr Vorbild, ihren besten Freund verloren! Die Herzen sind von Trauer, die Augen von Thränen erfüllt! Gott möge die Wünsche des großen Kaisers für sein Land und Volk erhören!"
Der Trauerflor wird diesmal von den Offizieren um den linken Oberarm getragen. Diese Abweichung von der bisher üblichen Ordnung machte viele eilige Korrekturen nöthig.
Zur Beerdigung Kaiser Wilhelms werden im Auftrage des Zaren der Großfürst Thronfolger, Großfürst Wladimir und Großfürst Michael sich nach Berlin begeben und gegen Mitte dieser Woche dort eintreffen.
Es erregte allgemeines Befremden, daß auf dem russischen Botschafts=Hotel unter den Linden am 9. kein Zeichen der Trauer um das Ableben des Kaisers angebracht, während alle anderen Mächte auf ihren Hotels Trauerflaggen gehißt hatten. Die äußere Bekundung der Trauer unterblieb zunächst in Hinblick auf den bevorstehenden Geburtstag des russischen Kaisers; am 10. war der Balkon des Hotels schwarz drapirt. Außerdem wehte auf der Zinne des Hauses die Flagge halbmast.
St. Petersburg, 11. März. Ein Allerhöchster Befehl ordnet wegen des Ableben des Kaisers Wilhelm für die gesammte russische Armee auf vier Wochen Trauerzeichen am linken Arm an, für das Kaluga=Regiment auf fünf Wochen. Am Beisetzungstage trägt die gesammte Armee volle Trauer. Das Kaluga=Regiment behält für immer den Namen "Wilhelm der Erste." Kaiser Friedrich ist zum Chef des Petersburger Grenadier= und des Kaluga=Regiments ernannt. Der "Regierungsbote" enthält einen trauergeränderten überaus sympathischen Nachruf, worin der Verewigte während seiner ganzen Regierungszeit als treuer Freund Rußlands und dessen Kaiserhauses, für welches er bis zum letzten Athemzuge unerschütterliche Anhänglichkeit und Liebe bewahrte, gepriesen wird.
St. Petersburg, 11. März. Das "Journal de St. Petersbourg" meldet: In Telegrammen zwischen San Remo und St. Petersburg wurde beiderseitiges festes Vertrauen auf die Fortdauer der traditionellen Freundschaft beider Länder und die liebevolle Zuneigung beider Familien ausgesprochen. Das "Journal de St. Petersbourg" hofft, das Andenken an den Dahingeschiedenen werde dauernd über beide Dynastien und Reiche schweben zu deren eigenem Heile, wie zum größten Vortheile der sozialen Ordnung und des Friedens der ganzen Welt.
Die Kirche in Berlin waren am Sonntag ohne Ausnahme überfüllt, noch nie, selbst an keinem Charfreitag, zeigte sich solcher Andrang in den Gotteshäusern. Viele der Letzteren mußten noch vor Beginn des Gottesdienstes geschlossen werden; in andern standen die Andächtigen dichtgedrängt auf den Treppen und den Vorräumen. Die Altar= und Kanzelbekleidung war überall tiefschwarz, auch Taufbecken und Kronleuchter waren umflort. Nicht nur in den vorgeschriebenen Gebeten, sondern auch in ihren Predigten gedachten die Geistlichen der ernsten Bedeutung des Tages, und feierliche Trauergesänge erhöhten die Weihe der gottesdienstlichen Handlung.
Wie ein Reichstags=Abgeordneter versichert, der seit vielen Jahren dem kronprinzlichen Hause nahe stand, und dessen Beziehungen zum Kaiser Friedrich wie zur Kaiserin Victoria bis zu dieser Stunde nicht aufgehört haben, werden alle Kundgebungen des neuen Herrschers vom Geist des Friedens und der Liebe zum deutschen Volke durchweht sein. Unser neuer Kaiser hat kein höheres Ideal, als unter Wahrung der Ehre des Reiches eine Aera der Verständigung unter den europäischen Nationen herbeizuführen. Nicht, daß der Sieger in großen Schlachten den Krieg fürchtet, aber er verabscheut ihn, und alle Fasern seines Herzens laufen in die große Idee aus, es müsse möglich sein, Europa vor gewaltsamen Erschütterungen zu bewahren, um dem ungestörten Wetteifer der Nationen auf dem Gebiete der Arbeit, der Kunst, der Wissenschaft weiten Spielraum zu schaffen und zu sichern. Kaiser Friedrich hat den preußischen Thron mit vorher erworbenem weltgeschichtlichen Ruhm bestiegen, und sicherlich wird er von dem Ehrgeiz nicht beschlichen, durch kriegerische Thaten seinem Ruhmeskranz ein neues Blatt einzufügen: er kann nur zu erhalten trachten, was das Reich besitzt, so gewiß neue Erwerbungen dem harmonisch gegliederten Leibe des Vaterlandes nicht frommen könnten. So läuft Alles darauf aus, unter den Staaten des Continents Verhältnisse zu schaffen, die einem langen, gesicherten Frieden zu Statten kommen.
Die hochbetagte Großherzogin Mutter von Mecklenburg=Schwerin, die einzige Schwester unseres verschiedenen Kaisers, ist in Folge der Todesnachricht schwer erkrankt.
Reichskanzler Fürst Bismarck traf mit dem gesamten Staatsministerium am 11. um 5 Uhr 55 Min. nachmittags in Leipzig ein. Der Kanzler hielt sich bis zur Ankunft des Kaisers im Wartesaal auf. Der Kaiser kam um 6 Uhr 33 Minuten an. Er stand aufrecht im Koupee und sah über alle Erwartung frisch aus. Die Begrüßung mit Fürst Bismarck war sehr herzlich. Der Kaiser unterzeichnete mehrere Schriftstücke, welche ihm Fürst Bismarck vorlegte.
Se. Majestät der Kaiser und König Friedrich und Ihre Majestät die Kaiserin=Königin Viktoria sind 11 Uhr 15 Minuten Abends auf dem Bahnhof Charlottenburg eingetroffen. Zur Ankunft Sr. Majestät des Kaisers und Königs Friedrich III. war der Bahnhof in Westend von einer gewaltigen Menschenmenge schon lange Zeit vor der festgesetzten Ankunft=Stunde besetzt. Trotz des von der achten Stunde an heftigen Schneetreibens blieb das Publikum ohne Wanken auf dem Platze. Für die Einfahrt des Sonderzuges Sr. Majestät blieb das Ring=Geleise frei. Ein Zeltdach, mit Blumen und Leuchtständern geschmückt, war für den Empfang bereit. Der Jubel war gewaltig.
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Anzeigen.
Bekanntmachung.
Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 12. März 1888.
Die Armenbehörde.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 21 Seite 3]Holz=Auction Nr. 28.
Am Donnerstag, den 15. März, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:
a. Aus den Lenschower Tannen:
46 Rmet. tannen Kluft I. Cl.,
11 Rmet. tannen Knüppel.
b. Aus den Wahrsower Tannen:
3 Rmet. tannen Knüppel.
c. Aus den Herrenburger Tannen:
46 Rmet. tannen Kluft,
32 Rmet. tannen Knüppel,
30 Rmet. tannen Rodestämme,
20 Fuder tannen Durchforstholz von Hopfenstangen und Bohnenstangenstärke.
Schönberg, den 7. März 1888.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 29.
Am Montag, den 19. März, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus den Hohenmeiler Tannen meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:
15 Rmet. eichen und birken Knüppel,
350 Rmet. tannen Kluft,
500 Rmet. tannen Knüppel,
52 Fuder tannen Durchforstholz von Schleet=, Hopfenstangen= und Bohnenstangenstärke.
180 Rmet. tannen Rodestämme.
Der Verkauf beginnt mit No. 145.
Schönberg, den 7. März 1888.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 30.
Am Mittwoch, den 21. März. Morgens 11 Uhr, sollen im Kruge zu Mannhagen nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz aus dem Mannhäger Zuschlage verkauft werden:
252 Rmet. buchen Kluft I. Cl.
48 Rmet. buchen Knüppel.
Schönberg, den 11. März 1888.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holzauction
im Vitenser=Forste, Revier:Woitendorfer Holz,
am Donnerstag, den 15. März 1888, unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über:
Eichhester zu Nutz= und Pfahlholz,
Buchen Kluftholz,
Buchen Knüppelholz,
Buchen Stangenholz,
Buchen Zweigholz,
geringe Fichten Bauholz=Drümme,
Fichten Leiterbäume,
Fichten Schleete,
Fichten Hopfenstangen,
Fichten Stangenholz.
Versammlung Morgens 9 Uhr beim Holzwärterhause zu Woitendorf.
Rehna, den 10. März 1888.
Großherzogliche Forstinspection.
Wegen des Gründonnerstages wird der auf diesen Tag fallende Schweinemarkt nicht abgehalten.
Ratzeburg, d. 8. März 1888.
Hornbostel.
Nach kurzer Krankheit entschlief sanft Maria Wienck geb. Brockmüller in ihrem 68. Lebensjahre und bitten um stille Theilnahme
Die Hinterbliebenen.
Schönberg, den 11. März 1888.
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 15. März, 3 Uhr vom Trauerhause aus statt.
Am 11. d. Mts. entschlief nach längeren Leiden in dem Herrn meine geliebte Mutter, die Schuhmacherwittwe Claasen Marie geb. Schultz.
Die Beerdigung findet Sonnabend, den 17. d. Nachmittags 3 Uhr statt.
Johanna Oesen geb. Claasen.
Heute Morgen 5 1/2 Uhr entschlief sanft zum ewigen Frieden der Maurermeister J. Spolert im fast vollendeten 84. Lebensjahre, tief betrauert von den
Hinterbliebenen.
Domhof, den 11. März 1888.
Die Beerdigung findet am Freitag, den 16. d. M., Nachmittags 3 Uhr statt.
Danksagung.
Allen lieben Verwandten, Freunden und Bekannten, welche unserer lieben Schwester und Schwägerin Catharine Rocksien, die letzte Ehre erwiesen und sie zur letzten Ruhestätte begleiteten, sagen wir unsern herzlichsten Dank.
Fried. Rocksien u. Frau. Lübeck.
Carl Rocksien u. Frau. Hamburg.
Für die theilnehmenden Beweise auf dem langen langen schweren Krankenlager unseres einzigsten geliebten Sohnes August und Denjenigen, welche ihn zu seiner Ruhestätte begleiteten und seinen Sarg so reich mit Kränzen schmückten, sagen wir unsern tief gefühlten Dank.
H. Maass und Frau
geb. Soltmann nebst Schwester.
Hierdurch mache ich öffentlich bekannt, daß der Ziegler F. Stargardt zu Lütgenhöfer=Ziegelei nur mein Lohnziegler ist und daher der Verkauf der Steine nur für meine und nicht für seine Rechnung geschieht. Ich übernehme daher auch durchaus keine Garantie für die Schulden desselben und sind Aufrechnungen von Forderungen, welche Jemand gegen den Ziegler F. Stargardt persönlich hat, mit Summen, welche derselbe für Steine, Drains etc. an die Ziegelei zu zahlen hat, in keiner Weise gestattet und werden unter keinen Umständen geduldet.
Auch ist demselben die Einziehung und Erhebung von Geldern gänzlich untersagt und geschehen Zahlungen für die Ziegelei gültig, nur an den Herrn Schwarz im Comtoir des Herrn Chr. Callies zu Dassow.
Grevesmühlen, den 5. März 1888.
A. Ihlefeld,
Rechtsanwalt.
Mehrere Haufen
Durchforstungsholz
von Hopfenstangenstärke à Haufen 10 Mk.,
habe abzugeben H. Dräger,
Lauen.
Am Montag, den 19. d. M.,
Nachmittags 3 1/2 Uhr
werde ich im Hause des Gastwirths Fahrenkrug in Lüdersdorf das auf der Lüdersdorfer Feldmark belegene von der Lühr'schen Stelle daselbst abgetrennte Moor öffentlich meistbietend verpachten. Die Bedingungen können am Sonnabend, den 17. d. Mts., beim Gastwirth Fahrenkrug eingesehen werden.
L. Spehr-Schönberg.
Auf der Ziegelei zu Lüdersdorf sollen 1 1/2= bis 2=zöllige
Drainsröhren
am Donnerstag den 15. März, Mittags 1 Uhr, meistbietend verkauft werden.
C. Kröger.
Vertauscht am 7. März bei Herrn Gastwirth Freitag in Schönberg:
eine gelbe Pferdedecke gez. J. L.
den Betreffenden, der dieselbe aus Versehen mitgenommen, ersuche ich, mir dieselbe gegen Empfangnahme der seinigen wieder zukommen zu lassen
Schönberg, den 9. März 1888.
J. Lenschow, Bäckermeister.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 21 Seite 4]Geschäfts-Eröffnung.
Hiermit beehre ich mich anzuzeigen, daß ich am heutigen Tage hieselbst ein
Herren-Garderoben- und Modewaaren-Geschäft
Breitestraße 51 Düffke's Hotel gegenüber
unter der Firma: S. Hasse jr. eröffnet habe.
Alle zu dieser Branche gehörenden Artikel werde ich stets in reichhaltiger Auswahl zu mäßigen Preisen auf Lager führen.
Anfertigungen nach Maaß erfolgt in eigener Werkstatt, unter tüchtiger fachmännischer Leitung.
Hochachtungsvoll
S. Hasse jr.
Lübeck, den 10. März 1888.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Aus Anlaß des tiefschmerzlichen Hinscheidens Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm I. vereinigen wir uns am Sonntag, den 18. d. Mts. zum gemeinsamen Besuche des Vormittagsgottesdienstes.
Die Vereinsabzeichen sind, mit Flor überzogen, anzulegen.
Vollzähliges Erscheinen der Kameraden ist erforderlich.
Versammlung: präcise 10 Uhr vor dem Vereinslokale.
Der Vorstand.
Die diesjährige Frühjahrs=Versammlung des landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg findet am
Freitag, den 16. März 1888
Morgens 11 Uhr
im Boye'schen Gasthofe hieselbst statt, zu welcher Namens des Vorstandes ergebenst einladet
der Secretair des Vereins.
Wilh. Heincke.
Lager in
Bauartikel
blauer engl. Dachschiefer, Dachpappen, Stall- und Kellerfenster,
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C. Schwedt.
Zu Michaelis dieses Jahres, wird ein noch
gutes, mittelgrosses Haus
hier zu miethen oder zu kaufen gesucht. Gute Lage Hauptbedingung, Garten beim Hause nicht nothwendig. Adr. abzugehen in der Expedition dieser Zeitung.
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bestens empfohlen.
Schönberg i/M. J. Oldenburg.
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ganz besonders mache ich aufmerksam auf Frühjahrsartikel als:
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C. Schwedt.
Am Mittwoch, den 14. d. Mts., fahre ich mit meinem Omnibus nach dem
Ratzeburger Viehmarkt.
Abfahrt von Gastwirth Boye 5 1/2 Uhr.
Abfahrt von Neue Welt 7 Uhr.
L. Schütt.
Ein blaugestreiftes Wagenkissen ist am Donnerstag Abend im Freitag'schen Gasthause vertauscht. Es wird gebeten, dasselbe zurückzugeben beim Gastwirth Freitag.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 21 Seite 5]Beilage
zu Nr. 21 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 13. März 1888.
München, 11 März, 10 Uhr 50 Min. Kaiser Friedrich ist heute Morgen 8 Uhr 30 Minuten bei prachtvollem Wetter über Brescia, Verona, Bozen, Innsbruck und Kufstein hier eingetroffen. Der Bahnhof ist für das Publikum gänzlich abgesperrt. Ein offizieller Empfang war ausdrücklich verbeten. Auf dem Bahnhof anwesend war die Königin=Mutter von Bayern, tief verschleiert, das Personal der preußischen und englischen Gesandschaft, sowie die auf der Reise nach San Remo begriffen gewesenen Herren General von Winterfeld und Flügel=Adjutant Rittmeister v. Vietinghoff, welche sich dem Gefolge zur Weiterreise nach Berlin anschlossen. Auch der Maler Lenbach hatte Zutritt erhalten. Das Aussehen des Kaisers, welcher Uniform, mit dem Flor am Arm, den Orden pour le mérite und das eiserne Kreuz trug, war ausgezeichnet, ebenso das der Kaiserin. Nachdem Thee und Backwerk eingenommen worden, begab sich die Königinmutter in den Salonwagen, woselbst sie lange verweilte. Der Kaiser erschien mehrmals in dem offenen Plattformkupee, mehrere bekannte Herren zu sich entbietend, denen er die Hand reichte. Die Kaiserin unterhielt sich mit mehreren Herren. Die Abfahrt erfolgte um 8 Uhr 45 Minuten. Der Kaiser stand am Fenster, freundlich mit der Hand winkend.
Der kaiserliche Salonzug ist Kaiser Friedrich bis zur Landesgrenze entgegengegangen.
In der Reichsdruckerei hatte man bei einigen für alle Fälle gesetzten Sachen eine Korrektur zu machen. Man hatte nämlich den Namen unseres jetzigen Kaisers "Friedrich Wilhelm" gesetzt und mußte ihn nun schleunigst in Friedrich umändern.
Ueberwältigend ist die Theilnahme der fremden Völker an dem Leid, das durch den Tod Kaiser Wilhelms uns Deutschen widerfahren ist. Aus allen Hauptstädten Europas liegen Berichte vor, daß die Nachricht vom Tod des ersten deutschen Kaisers die tiefsten Sympathien geweckt hat. In Wien, London, St. Petersburg, Kopenhagen, Stockholm, Rom, Madrid und andren Städten wurden sofort alle öffentlichen Feste, alle Theater etc. abgesagt und sofort strömten große Volksmengen vor die deutschen Botschaften und Gesandschaften, um Näheres zu erfahren. Aus Wien wird sich Kronprinz Rudolf zur Leichenfeier nach Berlin begeben. Im österreichischen Abgeordnetenhaus verkündete Präsident Dr. Smolka den Tod des Kaisers in warmen, bewegten Worten, ebenso in Pest der Präsident des Abgeordnetenhauses. Sogar in Paris hat die Nachricht tiefe Theilnahme erweckt. Viele Blätter widmen dem "ritterlichen Kaiser" warm empfundene Nachrufe, angesichts des furchtbaren Schicksals, das auf dem deutschen Herrscherhause laste, vergesse Frankreich die erlittenen Leiden, sagt der "Gaulois", dem Unglück gegenüber sei der Haß des französischen Volkes waffenlos. Das gesamte Ministerium hat sich auf der deutschen Botschaft eingeschrieben, die Präsidenten der Kammern verkündigten die Nachricht unter lautloser Stille. Nur die radikalen Blätter können mit ihrem Haß nicht zurückhalten. In Rom ist die Trauer am tiefsten, dort wehen von den Häusern vielfach Trauerflaggen, die Flagge auf dem königlichen Pallast weht auf Halbmast.
Mit Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm ist der Senior der europäischen Monarchen aus diesem Leben geschieden. Von den deutschen Fürsten ist jetzt der älteste der 70jährige Fürst Adolf von Schaumburg=Lippe; dann folgt der 69jährige Herzog Ernst von Sachsen=Koburg=Gotha und der ebenfalls 69jährige Großherzog Karl Alexander von Sachsen=Weimar. Diesem steht im Alter am nächsten der 68jährige Großherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg=Strelitz und sodann der 67jährige Prinz=Regent Luitpold von Baiern.
Von den außerdeutschen Souveränen ist der 78jährige Papst Leo XIII. der älteste. Unter den regierenden Fürsten steht der 71 jährige König Wilhelm III. der Niederlande obenan; dann folgt der 69jährige König Christian IX. von Dänemark und die ebenfalls 69jährige Königin Viktoria von Großbritannien. Die nächstältesten Monarchen sind (abgesehen von dem 62jährigen Kaiser Don Pedro II. von Brasilien) der 59jährige König Oskar II. von Schweden und Norwegen und der 57jährige Kaiser Franz Josef I. von Oesterreich. - Den Gegensatz bildet der noch nicht zweijährige König von Spanien.
Der Eindruck, den die Rede des Reichskanzlers (siehe unser Extrablatt vom 10.) im Reichstage auf alle Mitglieder hervorgerufen hat, wird allgemein als ein gewaltiger, überwältigender geschildert. Der Kanzler sprach mit tiefer Ergriffenheit, wiederholt mußte er inne halten und die Thränen niederkämpfen. Den Schluß seiner Rede sprach der Fürst mit dumpfer, thränenerstickter Stimme.
Sämtliche kommandirende Generale der deutschen Armee sind nach Berlin berufen worden. Von München aus, wo bereits Landestrauer angeordnet ist, wird sich entweder Prinzregent Luitpold oder Prinz Ludwig nach Berlin begeben.
- Schönberg. In dem Ueberbotstermin am 9. d. Mts., welchem zum Verkaufe des am Markte sub. No. 221 hieselbst belegenen Grundstückes stattfand, wurde dem Maurermeister H. Burmeister sen. dahier für sein Meistgebot von 18 050 M. der Zuschlag vom Gerichte ertheilt. Dem Vernehmen nach wird das bereits sehr baufällige Haus, sowie die daneben belegene kleine Bude No. 220, deren käufliche Ueberlassung gleichfalls für den Betrag von 6000 M. gesichert ist, abgebrochen werden, die beiden freigelegten Plätze werden sodann vereinigt, nachdem noch von dem angrenzenden Grundstücke der Apotheke ein kleines, käuflich erworbenes Streifchen Land dazu gelegt ist, und wird auf dem so gewonnene Terrain ein Haus aufgeführt, in welchem die hiesige Post Unterkommen finden soll. Die betreffenden Vereinbarungen darüber sind bereits abgeschlossen und wären ja damit die unausgesetzten, leider aber bisher erfolglosen Bemühungen der Postverwaltung um ein geeignetes Haus endlich mit dem wünschenswerthen Erfolge gekrönt.
- Schönberg. Wie in der Mädchenschule existirt auch in unserer Knabenschule eine Sparkasse mit einem Vermögen von ungefähr 7 bis 8000 M. Weit über 1000 M. wurden an die zu Ostern abgehenden Schüler ausbezahlt. Beide von einander getrennt bestehenden Schulsparkassen repräsentiren ein Gesammtvermögen von 14 bis 15000 M.
Marion.>
Originalroman von Marie Romany.
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1888 Nr. 21 Seite 6]Marion.
Originalroman von Marie Romany.
[Fortsetzung.]
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