[ => Original lesen: 1888 Nr. 20 Seite 1] Der Kaiser ist wieder ernstlich an seinem alten Blasenleiden erkrankt, so daß er wegen der Heftigkeit des Auftretens dieser höchst schmerzhaften Krankheit gezwungen ist, das Bett zu hüten. Um den Kaiser so viel als möglich von Schmerzen zu befreien, müssen stets Morphiumeinspritzungen angewendet werden, die regelmäßig Verdauungsstörungen im Gefolge haben.
Die Nachrichten aus Berlin vom 8. d. Abends 11 1/2 Uhr besagen, daß eine Nachmittags in dem Befinden des Kaisers eingetretene kleine Besserung andauere und die Unterleibsbeschwerden erheblich nachgelassen haben. Der Schwächezustand hat sich ein wenig gehoben und die Aerzte erhoffen eine weitere Besserung durch die Nachtruhe, auf welche sie rechnen.
Wahrscheinlich durch die Krankheit des Kaisers veranlaßt, beabsichtigt der Kronprinz San Remo in wenigen Tagen zu verlassen und nach Wiesbaden überzusiedeln. Man wünscht aber in deutschen einflußreichen Kreisen, daß der Kronprinz sobald als möglich in Deutschland eintreffe. Da die Aerzte diesem Verlangen keine unüberwindlichen Schwierigkeiten entgegenstellten, so wurde die Abreise beschlossen. Man entschied sich für Wiesbaden wegen seines wärmeren Klimas, und weil die Reise dahin weniger aufregend für den Kronprinzen erscheinen dürfte, als die direkte Rückkehr nach Berlin. Mit Bestimmtheit wird versichert, daß durchaus keine in dem Gesundheitszustande des Kronprinzen liegenden Gründe zur Abreise desselben drängten.
Der Kaiser wird noch in diesem Monat, und zwar an Charfreitag, das 70jährige Jubiläum als preußischer General feiern können. Am 30. März 1818 ist die Beförderung des damaligen Prinzen von Preußen zum General erfolgt, als welcher er dann, während einer Reise des Königs, vom 21. Mai bis 30. Juni die oberste Leitung sämmtlicher Militär=Angelegenheiten führte.
Der "Reichs=Anzeiger" veröffentlicht folgendes Bulletin aus San Remo: San Remo, 6. März, 11 Uhr Vormittags. Gegenüber den in der Presse verbreiteten Gerüchten von Meinungsverschiedenheiten unter den behandelnden Aerzten Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preußen erklären die Unterzeichneten, daß hinsichtlich der Natur und Beurtheilung der Krankheit eine solche unter ihnen nicht besteht. Ebenso wenig ist von ihnen die Nähe einer gefährlichen Wendung des Leidens behauptet worden. Die einheitliche, verantwortliche Leitung der Behandlung befindet sich wie vor der Operation in den Händen des mitunterzeichneten Sir Morell Mackenzie. An die Zeitungen des In= und Auslandes richten die Aerzte noch einmal im Interesse des Hohen Kranken und der Völker, die ihn hochachten, lieben und verehren, die Bitte, sich jeder Discussion über die Krankheit Höchstdesselben oder über die bei der Behandlung angewandten Methoden und Instrumente zu enthalten. Die örtlichen Störungen im und am Kehlkopfe Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit haben sich wesentlich nicht verändert, die Wunde ist geheilt, die Canülen liegen gut, die Lungen sind gesund, Husten und Auswurf wurden geringer. Der Kräftezustand ist ein befriedigender, der Appetit im Zunehmen begriffen, Verdauungsstörungen sind nicht vorhanden, ebenso wenig Schmerzen beim Schlucken oder Kopfweh. Der Schlaf hält ununterbrochen Stunden lang an. Da die Mission des Geheimen Raths von Bergmann beendet ist, wird er demnächst abreisen. Mackenzie. Schrader. Krause. Hovell. v. Bergmann. Bramann.
Dem Prinzen Wilhelm ist für die militärischen Vorträge auf kaiserliche Verfügung ein General beigegeben worden, für die staatsrechtlichen Vorträge ist Professor Gneist ernannt. Ferner ist die Ernennung des Regierungsraths von Brandenstein in Magdeburg zu einer Cabinetsstelle beim Prinzen Wilhelm erfolgt. Was Herrn Professor Gneist anbetrifft, so sagt man, daß derselbe bei dem Prinzen Wilhelm die nämliche Stellung einnehmen soll, welche der jetzige Justizminister Dr. Friedberg bei dem Kronprinzen seiner Zeit eingenommen hat.
Der Kaiser Franz Joseph ernannte den Prinzen von Wales zum Oberstinhaber des zwölften österreichischen Husaren=Regiments.
Der Reichstag hat am 5. d. den Antrag Ampach und Genossen, die Aufhebung des Indentitäts=Nachweises betreffend, nach zweitägiger Debatte durch Annahme einer motivirten Tagesordnung beseitigt. Die Annahme erfolgte mit 178 gegen 101 Stimmen. Die motivirte Tagesordnung war von Herrn von Bennigsen eingebracht. Sie erklärt die Frage der Aufhebung des Identitätsnachweises für noch nicht spruchreif und spricht die Erwartung aus, daß die verbündeten Regierungen der Angelegenheit fortgesetzt Aufmerksamkeit schenken, eine Enquête veranstalten und von deren Ergebnissen dem Reichstage in der nächsten Session Mittheilung machen werden. Nachdem bekannt geworden war, daß Fürst Bismarck zu dem Antrage Ampach und Genossen non liquet gesagt, war es kaum mehr einem Zweifel unterworfen, daß der Antrag aussichtslos sei. Selbst wenn er im Reichstage eine Mehrheit fand, hatten doch die verbündeten Regierungen ihm nicht zugestimmt.
Der Reichsanzeiger veröffentlicht das Gesetz, betreffend die Unterstützung von Familien in den Dienst eingetretener Mannschaften.
Der Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs für das deutsche Reich, welcher einem Beschlusse des Bundesraths zufolge zunächst der öffentlichen Beurtheilung unterbreitet werden soll, wird sicherem Vernehmen nach dem Reichstage schon in der Session 1889/90 zugehen.
Die gegenseitigen Chikanen zwischen Frankreich und Italien nehmen einen garstigen Charakter an. So haben auf der Grenzstation Modane französische Soldaten die italienischen Steuer= und Bahnbeamten angegriffen und geprügelt. Der französische Ministerrath aber hat sogar beschlossen, der Kammer ein Gesetz vorzulegen, durch das den italienischen Packet=
[ => Original lesen: 1888 Nr. 20 Seite 2]booten das Einlaufen in die französischen Häfen verwehrt werden soll, da das Ablaufen des Handelsvertrages auch den Schiffahrtsvertrag ungültig gemacht habe.
Der neueste Streik ist ein diplomatischer. Die ganze russische Gesandtschaft in Madrid hat sich geweigert, unter ihrem Chef weiter zu dienen. Dieser Chef ist der Fürst Gortschakoff, ein talentloser, ungeschickter, roher und würdeloser Sohn des verstorbenen russischen Staatskanzlers Gortschakoff, der Spott aller Diplomaten.
Die Schweizer haben es in Berlin verdorben. Und ihre Unverschämtheiten gehen auch unbedingt zu weit. Die "Post" und die "Nordd. Allgem." haben in den letzten Tagen besonders vom Karneval in Basel Proben von Spottgedichten auf uns Deutsche gebracht, die alles Erlaubte weit übersteigen. Abgesehen von dem Anstandsgefühl, sagt das offiziöse Blatt mit Recht, welches allein schon die öffentliche Verbreitung derartiger Infamien hindern sollte, seien aber auch noch andere Betrachtungen anzustellen, um dem blödsinnigen Jubel Einhalt zu gebieten. Die von Deutschland gern anerkannte Neutralität der Schweiz lege dieser die Verpflichtung auf, alle Herausforderungen gegen das Ausland zu vermeiden. Leider hätten die Ereignisse der letzten Zeit bewiesen, daß sich gewisse Schweizer Kreise dieser Verpflichtung nicht bewußt sind. Hoffentlich werde die Schweizer Regierung gegen diejenigen einschreiten, welche die Beziehungen zu Deutschland stören möchten.
Krupp und Mauser haben beide dem Sultan, dem Kranken Mann, das Leben gefristet, der eine durch Lieferung vortrefflicher Kanonen, der andere durch vortreffliche Gewehre. Kürzlich aber schrieben sie ihm, sie könnten keinen Kredit mehr geben, wenn er nicht die alte Rechnung bezahle. Da kam eine Gesellschaft, die reiche Kupferbergwerke in Kleinasien gepachtet hatte, dem leeren Schatz des Sultans zu Hülfe; sie zahlte die Kaution von 120 000 Pfund St. ein, und der Sultan tilgte mit dem Geld seine Schuld von 20 000 Pfund bei Krupp und von 100 000 Pfund bei Mauser.
- Schönberg. In der Sitzung des Schöffengerichts beim hiesigen Amtsgericht von voriger Woche hatte sich der Tischlerlehrling G. wegen Bedrohung und Körperverletzung seines Lehrherrn zu verantworten. Letzterer hatte dem Lehrling wegen schlechter Arbeit eine Rüge ertheilt und dieser hierauf den Meister mit einem Stuhlbein bedroht, ihm auch einen Topf mit heißem Leim an den Kopf geworfen, so daß der Meister nicht unerhebliche Brandwunden davontrug. Der Lehrling wurde wegen dieser Handlungsweise zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt. - Derselbe Lehrling gehört auch der Diebesbande an, die unsere Stadt seit einem Jahre unsicher machte. Wie es heißt, hat die gerichtliche Untersuchung eine fast endlose Zahl von Diebstählen dieser Bande zu Tage gefördert, wegen welcher sich die Theilnehmer in der nächsten Strafkammersitzung beim hiesigen Amtsgerichte zu verantworten haben werden.
- Schönberg. Bei der hier in der Mädchenschule bestehenden Schulsparkasse, die ein Kapital von über 7000 M. aufzuweisen hat, kamen in diesem Jahre rund 1400 M. an die Konfirmandinnen zur Vertheilung. Diese wirklich nützliche Einrichtung, die den Eltern manche Sorge erspart, verdient Nachahmung in den weitesten Kreisen.
- Schönberg. Zur Aufnahme in die Genossenschaftsmeierei hieselbst hatten sich der Schulze Burmeister Kleinfeld, der Hauswirth Krellenberg daselbst, der Schulze Lenschow=Blüßen, sowie der Ackerbürger P. Burmeister hier angemeldet und wurden in der am 5. d. M. abgehaltenen Generalversammlung mit allen Stimmen als Mitglieder aufgenommen. Somit zählt die Genossenschaft jetzt 15 Mitglieder. Im Hinblick nun darauf, daß der Betrieb durch das zur Einlieferung und Verarbeitung kommende größere Quantum Milch wesentlich erweitert werden muß, hat die Versammlung die Erbauung eines 2. größeren Schweinestalles beschlossen und die Ausführung für die allernächste Zeit festgesetzt. Die Betriebsresultate sind fortgesetzt sehr günstige gewesen, indem für das Liter Milch an die Genossenschafter für den Monat December v. J. 8 1/2 Pf., für Januar d. J. 8 1/2 Pf. und für Februar 8 Pf. bezahlt werden konnten, während die Lieferanten für December 8 11/18 Pf., Januar 7 12/18 Pf., Februar 7 2/3 Pf. erhielten. Bei der großen Beliebtheit, die sich die Produkte der Meierei in der kurzen Zeit ihres Bestehens erworben hat, kann man derselben bei fernerem Innehalten des eingeschlagenen guten Weges ein gedeihliches Emporblühen sicher voraussagen und auch wünschen.
- Schönberg. Wie wir Vor einiger Zeit berichteten, steht die Errichtung einer Meierei=Genossenschaft in Rieps bevor. Die Angelegenheit ist jetzt soweit gediehen, daß 14 Hauswirthe der dortigen Gegend sich zur Einrichtung einer solchen Genossenschaft zusammen gethan haben. Ein aus ihrer Mitte gewählter Vorstand ist mit den nöthigen Vorarbeiten beauftragt.
- Schönberg. Das 3. und letzte Abonnements=Conzert, welches das Waldhornisten=Corps des Schweriner Jägerbataillons hier am 7. in dem Saale des Gastwirths Freitag gab, war trotz des schlechten Wetters auch vom Lande recht zahlreich besucht und ernteten die Musiker bei einzelnen Piecen des Programms reichen Applaus.
- Graf Bernstorff=Wedendorf schenkte der benachbarten Stadt Rehna 12 Fuder trockenes Eichen= und Birkenhholz zur Vertheilung an die Armen derselben. Es ward damit gegen 100 Personen eine Freude bereitet.
- Carlow. Unsere stattliche Kirche geht ihrer Vollendung entgegen. Bedauert wird lebhaft, daß s. Z. bei dem Abbruch der Kirche leicht zu restaurirende alte gute Bilder und Figuren als altes Holz verauktionirt wurden. Der 38 m hohe Thurm ist, wie wir schon früher mittheilten, verbaut. Der Raum oben bei den Glocken ist so beschränkt, daß er das Ausschwingen der Glocken hindert. Selbst für die Glockenläuter ist kein Stehplatz zum Ziehen oder Treten vorhanden, sie laufen Gefahr beim Läuten von den Glocken erfaßt und zerquetscht zu werden. Bei Feierlichkeiten wird jetzt nicht geläutet, sondern nur mit einem Klöppel angeschlagen. Der erste Anschlag und die Zeichnung des Thurmes soll 1 m in jeder Breite größer gewesen sein. (E. Z.)
- Wie die Neustr. Ztg. erfährt, soll die durch das Ableben des Oberforstmeisters und Kammerherrn Bernh. v. Kamptz erledigte dortige Oberförsterei Wildpark erst zu Johannis d. J., als dem für die wirthschaftliche Auseinandersetzung geeignetsten Zeitpunkte, neu besetzt werden, und der Oberförster Rud. Hahn, welcher seit 16 Jahren die Oberförsterei Langhagen verwaltet, hierfür in Aussicht genommen sein. Als Nachfolger desselben in Langhagen wird der seit ungefähr 2 Jahren als Förster zu Carlow im Fürstenthum Ratzeburg fungirende Forstpraktikant und Jagdjunker Friedrich v. Wenckstern bezeichnet, der wieder in seinem Dienst durch den nächstfolgenden Forstpraktikanten v. Linstow, z. Z. in Strelitz, ersetzt werden würde.
- In Lübeck wurde ein Müller, der schlechtes Getreide in das ihm gelieferte Korn gethan hatte, zu 2 Jahren Gefängniß verurtheilt.
- Die Rostocker Polizei hat in der vorigen Woche bei ihren Revisionen der Gasthäuser sechs von auswärts steckbrieflich verfolgte Personen (unter welchen einige schwere Verbrecher) verhaftet.
Anzeigen.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuches über die vor Schönberg an der Rottensdorfer Chaussee belegene Mälzerei c. p. des Kaufmanns Carl Schwedt von hier wird hiedurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidationsprotocoll sofort im Termin der Präclusivbescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 3. März 1888.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Am 28. Februar d. J. ist dem Büdner Holz in Herrnburg ein schwarzer Winterrock von wollenem Zeuge mit blau und weiß gestreiftem Futter gestohlen worden. Der That verdächtig ist ein unbekannter Bettler, der sich am gedachten Tage
[ => Original lesen: 1888 Nr. 20 Seite 3]um ca. 7 Uhr Abends in Herrnburg umhergetrieben hat. Derselbe ist ziemlich groß, schlank, mit vollem runden Gesicht und trägt einen schwarzen Schnurrbart, er war bekleidet mit grauer Hose und grau gestreiftem Rock.
Ich bitte alle Behörden um Vigilanz und Benachrichtigung.
Schönberg, den 2. März 1888.
Der Amtsanwalt.
U. Freiherr von Maltzan.
Holz=Auction Nr. 27.
Am Montag, den 12. März Morgens 9 Uhr sollen beim Gastwirth Freitag zu Schönberg nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.
Rupensdorfer Holz
beginnt mit Nr. 606.
ca. 20 Rmet buchen Kluft u. Knüppel,
ca. 20 Fuder buchen Durchforstholz u. Reiser,
ca. 24 Fuder eschen u. ellern Wadelholz I., II. und III. Cl.,
ca. 3 Rmet. aspen Kluft u. Knüppel.
Niendorfer Holz:
2 Rmet. eichen Knüppel,
10 Rmet. fichten Kluft,
90 Rmet. Nadelholzknüppel.
Schönberg, den 5. März 1888.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 28.
Am Donnerstag, den 15. März, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:
a. Aus den Lenschower Tannen:
46 Rmet. tannen Kluft I. Cl.,
11 Rmet. tannen Knüppel.
b. Aus den Wahrsower Tannen:
3 Rmet. tannen Knüppel.
c. Aus den Herrenburger Tannen:
46 Rmet. tannen Kluft,
32 Rmet. tannen Knüppel,
30 Rmet. tannen Rodestämme,
20 Fuder tannen Durchforstholz von Hopfenstangen und Bohnenstangenstärke.
Schönberg, den 7. März 1888.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 29.
Am Montag, den 19. März, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus den Hohenmeiler Tannen meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:
15 Rmet. eichen und birken Knüppel,
350 Rmet. tannen Kluft,
500 Rmet. tannen Knüppel,
52 Fuder tannen Durchforstholz von Schleet=, Hopfenstangen= und Bohnenstangenstärke.
180 Rmet. tannen Rodestämme.
Der Verkauf beginnt mit No. 145.
Schönberg, den 7. März 1888.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Hierdurch mache ich öffentlich bekannt, daß der Ziegler F. Stargardt zu Lütgenhöfer=Ziegelei nur mein Lohnziegler ist und daher der Verkauf der Steine nur für meine und nicht für seine Rechnung geschieht. Ich übernehme daher auch durchaus keine Garantie für die Schulden desselben und sind Aufrechnungen von Forderungen, welche Jemand gegen den Ziegler F. Stargardt persönlich hat, mit Summen, welche derselbe für Steine, Drains etc. an die Ziegelei zu zahlen hat, in keiner Weise gestattet und werden unter keinen Umständen geduldet.
Auch ist demselben die Einziehung und Erhebung von Geldern gänzlich untersagt und geschehen Zahlungen für die Ziegelei gültig, nur an den Herrn Schwarz im Comtoir des Herrn Chr. Callies zu Dassow.
Grevesmühlen, den 5. März 1888.
A. Ihlefeld,
Rechtsanwalt.
Meinen herzlichen Dank denen, welche mir ihr Beileid bezeugten über den schmerzlichen Verlust meines treuen Mannes Heinrich Grevsmühl insbesondere Herrn Pastor Langmann für die trostreichen, erbauenden Worte bei der Bestattung.
Wittwe Grevsmühl.
Große Auswahl
von
fertigen Herrengarderoben,
als:
Kinderanzügen, Knabenanzügen u. s. w.,
zu den billigsten Preisen.
Die Stoffe von der Frankfurter Messe sind jetzt angekommene ich habe die Gelegenheit benutzt und äußerst billige Einkäufe gemacht, also bin ich jetzt im Stande, die Sachen enorm billig zu liefern wie noch nie dagewesen ist.
H. J. Lange,
Schneidermeister, Schönberg.
großes
Schuhwaaren=Lager
in anerkannt sauberer Ausführung bei billiger Preisnotirung empfehle unter andern:
Damenlackstiefeletten von an M. 7, -.
Damenpromenaden mit Lackblatt an M. 6, -.
Damenlederpantoffel M. 2,75.
Damenkordpantoffel mit starker Sohle M. 1,50.
Knabenstulpenstiefel von an M. 5, -.
Kinderschuhzeug über 300 Paar in verschiedenen hübschen Mustern von an M. -, 60.
Ballschuhe in bronce und schwarz.
Hochachtungsvoll
J. W. Hundt,
Schuhmachermeister.
Aug. Stapelfeldt's
Warm-Bade-Anstalt,
Wannen=, Sitz=, Douche= und medizinische Bäder,
ist vom 1. März ab geöffnet.
An Werktagen: von 7 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends.
An Sonn= u. Festtagen: von 6 bis 10 Uhr Morgens.
Ratzeburg, gr. Wallstr. 215a.
Das
Caffee-Versand-Geschäft
von
Ludw. Hartwig, Lübeck
Obertrave 8, 2 Minuten vom Bahnhof,
empfiehlt
Rohen Caffee
schon von M. 1,00 pr. Pfd. an bis 1,40 pr. Pfd.
Gebrannter Caffee
schon von M. 1,10 pr. Pfd. an bis 1,50 pr. Pfd.
sämmtliche Sorten kräftig und reinschmeckend. -
Wiederverkäufern entsprechender Rabatt.
Vaselin-Theerseife.
von Carl John u. Co. Köln a. Rh.
erweicht durch ihre Milde alle unter der Haut entstehenden Ablagerungen, entfernt Hautausschläge und selbst veraltete Gesichtsflecken, à Stück 50 Pfg.
Emil Hempel.
Am Mittwoch, den 14. d. Mts., fahre ich mit meinem Omnibus nach dem
Ratzeburger Viehmarkt.
Abfahrt von Gastwirth Boye 5 1/2 Uhr.
Abfahrt von Neue Welt 7 Uhr.
L. Schütt.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 20 Seite 4]Brillen
aus einer bedeutenden Brillen- und Optischen-Waaren-Fabrik halte in einer Auswahl von weit über 500 Stück vorräthig bestehend aus: Pincenez, Herren-, Damen-, Reit- und blaue Schutzbrillen von 50 Pfg. an bis zu den hochfeinsten Sorten Drathschutzbrillen für Industrie=Zwecke 30 Pfg. empfiehlt
H. Brüchmann.
Schönberg.
Freitag, den 9. März 1888,
im Saale des Herrn J. H. Freitag findet ein
einmaliges
Grosses Concert
der auf der Durchreise nach Berlin begriffenen
berühmten Sänger & Jodler=Gesellschaft
"Isarthaler"
in ihrer Nationaltracht
unter Direction von J. Kammermeyer,
amtlich geprüften Zither=Virtuos und Inhaber des Künstler=Zeugnisses, statt.
Programm:
Ausgewähltes, reichhaltiges.
Kassenöffnung 7 1/2, Anfang 8 Uhr.
Entree 60 Pfg.
Billets im Vorverkauf à 50. bei Herrn Kaufm.
Wieschendorf.
7te Generalversammlung
des landwirthschaftlichen Vereins kleinerer Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg
am Montag, den 26. März 1888.
Vormittags 9 Uhr beginnend,
im Locale des Herrn J. Boye in Schönberg.
Der Vorstand.
Zum Einsetzen künstlicher Zähne
und ganzer Gebisse unter Garantie, sowie auch zum Plombieren und fast schmerzlosem Zahnziehen mit Zahnfleischbetäubung empfiehlt sich ganz ergebenst
W. Maack,
Zahntechniker.
NB. Reparaturen werden prompt ausgeführt. D. O.
5 bis 6 Wochen alte Ferkel
sind zu verkaufen auf
Hof Wahrsow b. Lüdersdorf i. M.
Zu vermiethen.
Zu Michaelis d. J. steht mein Haus ganz oder getheilt zu vermiethen und wollen sich Pachtliebhaber bei meinem Sohn melden.
Johanna Creutzfeldt.
Suche sogleich oder zu Ostern einen
ledigen Knecht.
C. Egert.
Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg. (Nachdruck verboten).
a. Geboren.
D. 27. Jan. ein unehel. Sohn zu Petersherg.
D. 29. dem Arbeiter J. Burmeister zu Schönberg ein Sohn.
D. 29. dem Arbeiter J. P. Boye zu Schönberg eine Tochter.
D. 1. Febr. dem Schlachtermeister J. Ohls zu Schönberg eine T.
D. 2. dem Arbeiter Reimers zu Sabow eine Tochter.
D. 4. dem Arbeiter Moll zu Schönberg ein Sohn.
D. 7 dem Hülfsbahnwärter Schmöcker zu Rupensdorf ein S.
D. 7. dem Schmiedegesellen Beckmann zu Schönberg eine T.
D. 8. dem Arbeiter Lenschow zu Schönberg eine Tochter.
D. 11. dem Hülfsbahnwärter Oldörp zu Wahlsdorf eine T.
D. 19. eine unehel. Tochter zu Schönberg.
D. 22. dem Zimmermann Creutzfeldt zu Retelsdorf ein S.
D. 25. dem Hauswirth Freitag zu Gr. Siemz ein Sohn.
D. 26. dem Arbeiter Hagen zu Torisdorf ein Sohn.
D. 28. dem Arbeiter Schnoor zu Torisdorf eine Tochter.
D. 29. dem Maschinisten Geertz zu Schönberg eine Tochter.
b. Gestorben.
D. 4. Febr. Cath. Marie Soogmann geb. Stricker, Produktenhändlersfrau zu Schönberg, 61 J. alt.
D. 5. Anna Lise Boye geb. Clasen, Schneidermeisterfrau zu Schönberg, 68 J. 2 M. alt.
D. 6. Steuerräthin Marie Elisabetha Auguste Caroline Grapow geb. Bickel, zu Schönberg, 69 J. 3 M. alt.
D. 15. Christine Elisabeth Louise Emilie Schacht geb. Hahn, Bankbeamtenfrau zu Schönberg, 45 J. 1 M. alt.
D. 17. Arbeiter Jochen Peter (Ollrog genannt) Maaß, zu Gr. Bünsdorf, 65 J. 5 M. alt.
D. 21. Catharina Marie Kramp zu Rabensdorf, 41 J. 9 M. alt.
D. 21. Marie Dor. Ernest Fick geb. Lüer, Tischlermeisterwittwe zu Schönberg, 56 J. 1 M. alt.
D. 22. Arbeiter Carl Christ. Heinr. Hartwigs zu Raddingsdorf, 44 J. 5 M. alt.
D. 24. Anna Lise Pöhls geb. Stelly, Brodträgerfrau zu Ollndorf, 69 J. 5 M. alt.
D. 26. Joh. Aug. Christ. Roggenkamp, Arbeitersohn zu Boitin=Resdorf, 4 J. 2 M. alt.
D. 29. Cath. Marie Lüth geb. Rentzow, Schuhmachermeisterfrau zu Schönberg, 74 J. 6 M. alt.
D. 1. März Johanna Doris Line Dettmann zu Schönberg, 9 M. alt.
D. 2. Marie Cath. Elise Maaß, Arbeitertochter zu Ollndorf, 1 J. alt.
D. 3. Asmus Burmeister, Schneidermeister zu Schönberg, 76 J. 7 M. alt.
D. 3. Asmus Georg Joachim August Soltmann, Barbierlehrling zu Schönberg, 18 J. 6 M. alt.
D. 6. Cath. Magdalene Dorothea Rocksien zu Niendorf, 58 J. 8 M. alt.
D. 7. Marie Cath. Magdalene Reimers, Arbeitertochter zu Sadow, 1 M. alt.
Eheschließungen:
D. 17. Febr. Schuhmacher und Wittwer Heinrich Christoph Friedrich Voß zu Schönberg und Marie Dorothea Christine Ruge zu Lübsee.
D. 2. März Knecht Joachim Heinrich Fischer zu Bechelsdorf und Schuhmacherwittwe Anna Marie Elisabeth Möller geb. Bade zu Schönberg.
Nachrichten des Standesamts= Bezirks Carlow vom 1. Februar bis zum 1. März 1888.
a. Geburten.
Dem Briefträger Heinrich Specht zu Carlow eine Tochter.
Dem Maurergesellen Heinrich Hamann zu Cronscamp eine T.
b. Eheschließungen.
Keine.
c. Sterbefälle:
Der Büdner Joachim Hinrich Krellenberg zu Carlow, 72 J. 2 1/2 M. alt
Das Mädchen Catharina Elisabeth Lüth zu Hof=Stove 18 J. alt.
Der Arbeitsmann Jochim Heinrich Meyborg zu Carlow 68 J. 6 M. alt.
Der Schullehrer Jochim Heinrich Grevsmühl zu Klocksdorf 31 J. alt.
Dem Arbeitsmann Johann Kock zu Klocksdorf eine todtgeb. Tochter.
Des Schlossermeisters Peter Bruhn zu Carlow Tochter Anna Marie 1 J. 11 M. alt.
Des Zimmergesellen Jochim Holst zu Sahmkow Sohn Franz Ludwig 9 M. alt.
Kirchliche Nachrichten.
Freitag, den 9. März.
Vormittags (10 Uhr) Passionspredigt: Pastor Kämpffer.
Sonntag, den 11. März.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr) Passionspredigt: Rector Kort.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage und Illustrirtes Beiblatt Nr. 10.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 20 Seite 5]Beilage
zu Nr. 20 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. März 1888.
- Durch die Blume sprechen die Berliner und Petersburger sehr freundlich mit einander. Zu jedem russischen Hofball müssen die Berliner Blumengeschäfte die auserlesensten Sträuße schicken, weiße Marschall Niel=Rosen, Reseda und Alpenveilchen. Das Geschäft geht sehr flott. Als der jüngste Hofball plötzlich abgesagt werden mußte, schickte die Kaiserin von den bereits angekommenen Blumen jeder Dame einen Strauß mittelst Schlitten zu, die Speisen aber wurden an die Armen geschickt.
- Dr. Döllinger in München, der den Anstoß zum Deutschkatholizismus gab, ohne selbst einzutreten, hat dieser Tage frisch und gesund seinen 90. Geburtstag gefeiert. Prinzregent Luitpold hat ihm zur Feier einen prächtigen Blumenstrauß geschickt. Besucht wird er oft von zwei kirchlichen Gegenfüßlern, dem Erzbischof v. Steichele, seinem einstigen Schüler, und dem deutschkatholischen Bischof Reinkens, der beinahe schon ein Bischof in partibus geworden ist.
- Um Witz und Humor ist es doch ein schönes Ding. Im Reichstag stand Meyer=Halle auf und sprach: Der Abg. v. Kardorff hat sich so eben einer Unliebenswürdigkeit gegen mich schuldig gemacht; er hat mich ein Irrlicht genannt. Ich muß mich dagegen verwahren. Wenn der Herr Abg. v. Kardorff in den Sumpf gerathen ist, bin ich nicht daran schuld. Allgemeine Heiterkeit und Herr v. Kardorff lachte selber herzlich mit.
- Eine eigenthümliche Sitte, das nöthige Geld zu einem Tanzvergnügen zu beschaffen, herrscht in der Gegend von Peine. Am Sonntag Nachmittag nach dem üblichen Fastnachtsball versammeln sich die junger Burschen des Ortes in der Gastwirthschaft und veranstalten hier eine "Auktion der ledigen Mädchen" des Ortes. Sämmtliche Unverheirathete kommen einzeln unter den Hammer, und es wird für Manche von Liebhabern ein recht ansehnlicher Preis geboten. Diejenigen älteren Mädchen, für die kein Gebot abgegeben ist, werden nachher insgesammt noch einmal zum Verkauf ausgeboten. Der "Kauf" gilt immer nur auf ein Jahr, und es hat der Käufer in diesem Jahr das Recht, die von ihm erstandene Dame zu jedem stattfindendem Tanzvergnügen zu führen. Weigert sie sich, ihm Folge zu leisten, so kann er das verausgabte Geld von ihr zurückverlangen. Das bei der "Auktion" erzielte Geld wird zu einem an dem Abend des Auktionstages stattfindenden Ball verwandt. Auf demselben wird dann das Resultat der stattgehabten Auktion den anwesenden Damen mitgetheilt. Es gewährt einen seltsamen Anblick, wie sich oft Rivalen überbieten; jedoch kommen üble Ausschreitungen nicht vor.
- Die Glocke für Kamerun, welche an den Lehrer Chistaller dort abgeschickt wurde, hat nach einem Schreiben desselben merkwürdige Schicksale gehabt: Der Dampfer Professor Woermann hatte alles untereinander geladen, weshalb die Leute bei der Ankunft die Glocke nicht fanden; sie machte nebst vielen anderen Gütern für Kamerun die Reise nach dem Süden. In Eioby kam sie ans Tageslicht, wurde auf den heimkehrenden Dampfer "Lulu" verladen und gelangte Ende November hierher; der Klöppel, in besonderer Kiste begab sich weiter auf Reisen jenseits des Aequators und kam endlich heute (13. Dezember) in meinen Besitz. Unter diesen Umständen war es mir unmöglich, sie aufzuhängen, und steht sie einstweilen vor meinem Zimmer, wohin die Kameruner in ganzen Trupps gewallfahrtet kommen: Di ma-pula omawa rigen (Wir wollen die Glocke sehen.)
- Auch in Polen hat dieser Winter Schneemassen gebracht, wie man sie seit Menschengedenken nicht mehr gesehen hat, und viele Menschen sind bereits erfroren, deren Leichen erst im Frühling, wenn der Schnee schmilzt, gefunden werden können. Der Verkehr ist überall vollständig unterbrochen und die russischen Truppen in Polen werden alle zum Schneeschaufeln benutzt.
- Einen Beitrag zum Kapitel von der Höhe der Tenoristen=Gagen liefert der Kontrakt, welchen soeben der Tenor Tamagno, der Abgott des Mailänder Publikums, mit einem Theater=Agenten abgeschlossen hat. Der Sänger soll danach in Süd=Amerika singen und erhält für 50maliges Auftreten ein Honorar von 700 000 Franken, also 14 000 Franken für jeden Abend.
- Aus Konstantinopel wird einem italienischen Blatte berichtet: Infolge des plötzlichen Todes eines der Großwürdenträger am türkischen Hofe, Handi Pascha, wurde eine strenge Untersuchung angestellt, die schließlich zur Verhaftung eines aus Malta stammenden Apothekers führte. Derselbe unterhielt nämlich schon seit geraumer Zeit mit einer Odaliske des Harems zärtliche Beziehungen, und von wahnsinniger Eifersucht gegen den Pascha gequält, wußte er seine Geliebte zu bestimmen, diesem ein Pülverchen in den Morgentrunk zu schütten. Durch einen Haremswächter, der die heimlichen Zusammenkünfte des Paares begünstigte, kam das Verbrechen ans Tageslicht und der Apotheker wurde verhaftet. Mit der Odaliske verfuhr man nach türkischen Brauch: Sie wurde in einen Sack genäht und ins Wasser geworfen.
- Ueber eine wunderbare Fügung des Schicksals beichtet ein polnisches Blatt Folgendes: "An einem sehr frostigen Abend kehrte der katholische Propst des Fleckens Winna, Kreis Biala, Gouvernement Grodno, von einem Kranken zurück und bemerkte unterwegs einen im Graben am Weg schlafenden Menschen. Dieses war der "Urjadnik" (Landgendarm) des Fleckens, welcher im Zustand völliger Trunkenheit besinnungslos hingefallen und eingeschlafen war. Von Mitleid erfaßt und wohl wissend, wie gefährlich der Schlaf während eines starken Frostes ist, hob der Priester unter Beihilfe seines Kutschers mit vieler Mühe den Besinnungslosen auf, setzte ihn in seinen Schlitten und brachte ihn nach seiner Pfarre, wo der noch immer Trunken=Leblose in einem an das Schlafzimmer des Predigern angrenzenden Zimmer untergebracht wurde. Es war schon stark nach Mitternacht, als der zum Theil nüchtern gewordene Urjadnik von einem aus dem Nebenzimmer kommenden eigenthümlichen Geräusch, verbunden mit gedämpften Hilferufen, erwachte. Er sprang schnell vom Bett auf, zum Glück hatte er vollständig angekleidet geschlafen, stürzte auf den Hof hinaus, und da er im Schlafzimmer des Propsten Licht erblickte, schaute er durchs Fenster hinein. Es bot sich ihm ein schreckliches Bild dar. Der Priester hing an einem Haken an der Oberlage, und im Zimmer waren drei maskierte Gestalten damit beschäftigt, die Kommoden etc. aufzubrechen. Diese Scene entnüchterte den Urjadnik vollständig. Schnell entschlossen zieht er aus seiner Seitentasche den Revolver und feuert durchs Fenster auf einen der Bösewichte. Der Getroffene stürzt zu Boden, während seine beiden Gesellen durch das andere Fenster in den Garten entweichen. Da die Thür zum Zimmer des Priesters verschlossen war, klettert der Urjadnik durch das Fenster in das Schlafgemach; ein Säbelhieb genügt, den Strick zu durchhauen, an welchem derjenige aufgehängt war, welcher vor einigen Stunden ihn vor dem Erfrierungstod gerettet hatte. Zum Glück war es nicht zu spät, dann nach kurzer Zeit kam der Priester wieder zur Besinnung. Am folgenden Tag wurden die Bösewichte gefangen genommen und der Gerechtigkeit überliefert.
Originalroman von Marie Romany.
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1888 Nr. 20 Seite 6]Marion.
Originalroman von Marie Romany.
[Fortsetzung.]
[ => Original lesen: 1888 Nr. 20 Seite 7]Extra-Blatt
Wöchentlichen Anzeigen
für das
Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. März 1888.
Kaiser Wilhelm ist todt!
Eine besondere Ausgabe des Königlich Preußischenen "Reichs= und Staats=Anzeigers" veröffentlicht folgende Bekanntmachung:
Bekanntmachung.
Es hat Gott gefallen, Se. Majestät den Kaiser und König, unseren Allergnädigsten Herrn, nach kurzem Krankenlager heute 8 1/2 Uhr Morgens im achtundzwanzigsten Jahre Seiner reich gesegneten Regierung aus dieser Zeitlichkeit abzurufen.
Mit dem Königlichen Hause betrauert unser gesammtes Volk den Hintritt des allgeliebten ehrwürdigen Herrschers, dessen Weisheit so lange über seinen Geschicken in Krieg und Frieden ruhmreich gewaltet hat.
Berlin, den 9. März 1888.
Das Staats=Ministerium.
Satt an Tagen ist der Kaiser Wilhelm um 8 Uhr 35 Minuten aus dem Leben geschieden. Ein kurzes Leiden besiegte den Rest der Kraft, welche in rastloser Arbeit drei Menschenalter hindurch sich aufgebraucht hatte. Schweres Leid war über den greisen Mann gekommen, großes persönliches Unglück hatte er in seinen späten Tagen zu erdulden, und sein kaiserliches Leben, das köstlich gewesen, weil es Mühe und Arbeit gewesen, schloß unter Bitternissen. Aber selbst diese Bitternisse waren nicht im Stande gewesen, ihn von der pflichtmäßigen Erfüllung seiner Aufgabe auch nur einen Augenblick abzulenken. Als die Bürde des Greisenthums schon so schwer war, daß sie ihn niederbeugte, und er voraussehen mußte, es könnte die körperliche Kraft ihm zeitweilig versagen, bestellte er seinen Enkel zum Vertreter; aber erst am Tage seines Verscheidens, wenige Stunden vor seinem Ende, fühlte er sich wirklich schwach, so daß er jene Stellvertretungs=Anordnung bekannt werden ließ. Es war beinahe, als sei er unlöslich verknüpft mit der Kaiserwürde, mit allen Attributen derselben, so daß er auch nur den theilweisen Verzicht nicht überdauern konnte.
Die Stellvertretung, welche Kaiser Wilhelm vorsorglich angeordnet hatte für den Fall, daß ihn körperliche Schwäche an der Ausübung seines Berufs verhindern möchte, während der Kronprinz noch ferne weilt, diese Stellvertretungs=Vollmacht ist hinfällig geworden, noch ehe sie in Kraft getreten. Kaiser Wilhelm ist gestorben, Kaiser Friedrich III. hat keinen Stellvertreter. Sollte die Nothwendigkeit irgend wann sich zeigen, dem jetzigen Kaiser Friedrich III. die Last des Amtes zu erleichtern, so wird Kronprinz Wilhelm der natürliche Stellvertreter sein.
Das letzte Wort, welche Seine Majestät sprach, war eine Antwort auf eine Frage I. K. H. der Frau Großherzogin von Baden. Der Kaiser wäre nun wohl müde, so fragte Ihn die Großherzogin in vorgerückter Stunde, und wolle nun ruhen? "Ich habe jetzt keine Zeit müde zu sein!" erwiderte da der Kaiser und König.
Während der Nacht steigerte die Kräfteabnahme des Kaisers sich so, daß der Reichskanzler Fürst Bismarck und der Feldmarschall Graf Moltke in der vierten Morgenstunde wieder ins Palais gerufen wurden, nachdem Sie dasselbe wenig über eine Stunde vorher verlassen hatten. Fürst Bismarck war eben erst zur Ruhe gegangen. Der General=Stabsarzt der Armee Prof. Dr. v. Lauer hielt die Hand Sr. Majestät in der seinen. Ober=Hofprediger Dr. Kögel war während der Nacht im Palais anwesend. Gegen 5 Uhr sprach derselbe die Worte aus dem Evangelium Johannis: "In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden." Der Kaiser sagte nichts mehr darauf.
Der Sterbestunde Seiner Majestät wohnten sämmtliche in Berlin anwesenden Mitglieder des Königlichen Hauses bei. Auch der um 7 Uhr von Breslau dort eingetroffene Herzog von Ratibor war ins Palais geeilt. - Fürst Bismarck und Graf Moltke hatten bald nach 6 Uhr das Palais verlassen und waren beim Heimgange des Kaisers nicht zugegen. - Vor dem Tode hat der erhabene Kranke ganz ruhig geathmet und ist dann mit einem tiefen Athemzug zur Seligkeit entschlafen.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 20 Seite 8]Als Seine Majestät aus dieser Zeitlichkeit geschieden, küßten ihm die erlauchten Familien=Mitglieder und die übrigen Anwesenden in tiefstem Schmerze die Hand. Ober=Hofprediger Kögel sprach alsdann ein Trostgebet.
Der Ausdruck der Gesichtszüge des verewigten Kaisers und Königs ist ein überaus sanfter und friedlicher.
Während der Fürst Bismarck gestern bei Sr. Majestät war, hat Allerhöchstderselbe, wohl in der Meinung, daß Prinz Wilhelm bei Ihm weile, wiederholt das Wort an ihn gerichtet. Unter anderem sagte Er: "Den Kaiser von Rußland mußt Du nur recht rücksichtsvoll behandeln, das wird nur gut für Uns sein." - Später dem Fürsten Bismarck die Hand auf die Schulter legend, sagte der Kaiser noch: "Das hast Du gut gemacht."
Der Kaiser hat dem Vernehmen nach befohlen, daß Seine Leiche in der Schloßkapelle ausgestellt und dann im Mausoleum von Charlottenburg beigesetzt werden soll.
Am Sterbebett des Kaisers. Als der Kaiser die Augen, ohne Kampf sanft hinüberschlummernd, geschlossen hatte, öffneten sich die Thüren zu seinem Schlaf= und Sterbezimmer, und hinein trat die Generalität von Berlin, hinter ihr die Dienerschaft, an das Todtenbett des ersten deutschen Kaisers. In halb sitzender Stellung lag er da, die milden Züge unverändert, wie im Leben, kein Todeskampf war ihnen aufgeprägt. Mit rothgeweinten Augen sah man seine alten Kriegshelden das Sterbezimmer verlassen.
Kaiser Wilhelm ruht jetzt in seinem Sterbebette mit weißer Decke belegt, umgeben von Lichten. Sein Gesichtsausdruck hat die überaus milde Freundlichkeit beibehalten.
Seit 9 Uhr Vormittags halten Unteroffiziere der Kavallerie und Infanterie=Regimenter an der Leiche des obersten Kriegsherren mit stündlicher Ablösung die Todtenwache.
Die nähere Anordnung über die Beisetzung und die Trauerfeier werden aus San Remo im Laufe des heutigen Tages im Ober=Zeremonienamt hierselbst erwartet.
San Remo, 9. März, 11 Uhr 50 Min. Vorm. Kaiser Friedrich war bei dem Empfang der Todesnachricht tief erschüttert, seine Aufregung war groß, allein die Aerzte beruhigten ihn und versichern, daß die erschütternde Botschaft keine bleibenden üblen Folgen haben werden.
Im Reichstage waren die Tribünen überfüllt Bald nach 12 Uhr erschienen die Mitglieder des Hauses sehr zahlreich im Saale und verehrten in einzelnen Gruppen in ernstem Gespräche mit einander.
Um 12 1/2 Uhr erschienen unter lautloser Stille des Hauses die Mitglieder des Bundesraths, einige Minuten später Fürst Bismarck.
Die Mitglieder des Hauses erheben sich von ihren Plätzen.
Fürst Bismarck richtete, tief ergriffen, folgende, oft von Rührung unterbrochene Worte an das Haus.
Mir liegt die traurige Pflicht ob, Ihnen Mittheilung von dem zu machen, was Sie ja thatsächlich bereits wissen werden, daß Se. Majestät Kaiser Wilhelm heute Vormittag halb neun zu seinen Vätern entschlafen ist. In Folge dieses Ereignisses ist die preußische Krone und damit nach Art. 11 der Reichsverfassung die deutsche Kaiserwürde auf Se. Majestät Friedrich III. König von Preußen übergegangen. Nach den mir zugegangenen telegraphischen Nachrichten darf ich annehmen, daß Se. Majestät der regierende Kaiser und König morgen von San Remo abreisen und in der gegebenen Zeit hier in Berlin eintreffen wird. Ich hatte von dem hochseligen Herrn in den letzten Tagen vermöge der Bethätigung seiner Arbeitskraft, die nun mit dem Leben ihn verlassen hat, noch die Unterschrift erhalten, welche vor mir liegt, und mich ermächtigt, den Reichstag in der üblichen Zeit nach Abmachung seiner Geschäfte, das heißt also etwa heute oder morgen, zu schließen. Ich hatte die Bitte an Se. Majestät gerichtet, nur den Anfangsbuchstaben des Namens noch zu unterzeichnen - es ist mir aber darauf erwiedert, daß Se. Majestät glaubte, den vollen Namen noch unterschreiben zu können. In Folge dessen lege ich dieses historische Actenstück der letzten Unterschrift hier vor Ihnen nieder. Unter den obwaltenden Umständen nehme ich an, daß es den Wünschen der Mitglieder des Reichstages ebenso wie denen der verbündeten Regierungen entsprechen wird, daß der Reichstag noch nicht auseinandergeht, sondern zusammenbleibt, bis nach Eintreffen Sr. Majestät des Kaisers, und ich mache deshalb von dieser Allerhöchsten Ermächtigung weiter keinen Gebrauch, als daß ich dieselbe als historisches Document zu den Acten gebe und den Herrn Präsidenten bitte, die Entschlüsse, welche den Stimmungen und Ueberzeugungen des Reichstags entsprechen, in dieser Richtung herbeizuführen.
Es steht mir nicht zu, von dieser amtlichen Stelle aus den persönlichen Gefühlen Ausdruck zu geben, mit welchen mich das Hinscheiden meines Herrn erfüllt, das Ausscheiden des ersten deutschen Kaisers aus unserer Mitte. Es ist auch kein Bedürfniß, denn die Gefühle, die mich bewegen, sie leben im Herzen eines jeden Deutschen. Aber Eins glaube ich Ihnen nicht vorenthalten zu dürfen, nicht von meinen Empfindungen, sondern von meinen Erlebnissen: die Thatsache, daß inmitten der schweren Schickungen, welche der von uns geschiedene Herr in seinem Hause noch erlebt hat, es zwei Thatsachen waren, welche ihn mit Befriedigung und Trost erfüllten. Die eine war diejenige, daß die Leiden seines einzigen Sohnes und Nachfolgers, unseres jetzigen regierenden Herrn, in der ganzen Welt nicht nur in Deutschland, sondern über alle Welttheile hinaus kann man sagen, mit empfunden worden. Ich habe noch heute eine Telegramm aus New=York erhalten, mit Theilnahme erfüllt; das beweist, welches Vertrauen sich die Dynastie des deutschen Kaiserhauses bei allen Nationen erworben hat. Es ist dies ein Erbtheil, kann ich wohl sagen, das des Kaisers lange Regierung dem deutschen Volke hinterläßt. Das Vertrauen, das sich die Dynastie erworben hat, wird sich auch auf die Nation übertragen. Die zweite Richtung, in der Sr. Majestät einen Trost in manchen schweren Schickungen empfand, war diejenige, daß der Kaiser auf die Entwickelung seiner Hauptlebensaufgabe, der Herstellung und Konsolidirung der Nationalität des Volkes, dem er als deutscher Fürst angehört hat, daß der Kaiser auf diese Entwickelung, welche die Lösung dieser Aufgabe inzwischen genommen hatte, mit einer Befriedigung zurückblickte, die den Abend seines Lebens verschönt und erleuchtet hat. Es trug dazu namentlich in den letzten Wochen die Thatsache bei daß mit einer seltenen Einstimmigkeit aller Dynastien, aller verbündeten Regierungen, aller Stämme in Deutschland aller Abtheilungen des Reichstages dasjenige beschlossen wurde, was für die Sicherstellung der Zukunft des deutschen Reiches gegen diejenigen Gefahren, die uns drohen konnten, als Bedürfniß von den verbündeten Regierungen empfunden wurde. Diese Wahrnehmung hat Se. Majestät mit großem Trost erfüllt und noch in den Besprechungen, die ich mit meinem dahingeschiedenen Herrn gehabt - es war gestern - da hat er Bezug darauf genommen, wie ihn dieser Beweis der Einheit der gesammten deutschen Nation, wie er durch die Volksvertretung hier verkündet worden, gestärkt und gefreut habe. Ich glaube, es wird für Sie Alle erwünscht sein, dieses Zeugniß, das ich aus eigener Wahrnehmung über die letzten Stimmungen unseres dahingeschiedenen Kaisers belegen kann, mit in Ihre Heimath zu nehmen, weil jeder Einzelne von Ihnen einen Antheil an dem Verdienste hat, das dies begründet. Die heldenmüdige Ausdauer, der nationale Hochgedanke und vor allen Dingen die Treue, allbekannte Pflichterfüllung im Dienste des Vaterlandes und die Liebe zum Vaterlande, die in unserem dahingeschiedenen Herrn verkörpert war, möge sie ein unzerstörbares Erbtheil unserer Nation sein, das uns unser dahingeschiedener Kaiser hinterlassen hat. Das hoffe ich zu Gott, daß dieses Erbtheil von Allen, die wir an den Geschäften unseres Vaterlandes mitzuwirken haben, in Krieg und Frieden in Heldenmuth, in Hingebung, in Arbeitsamkeit, in Pflichttreue treu bewahrt wird!
Präsident von Wedell: M. H., der große Kaiser, der die deutsche Reichseinheit gegründet hat, ist todt. Kaiser Wilhelm, den das deutsche Volk wie einen Vater liebte und verehrte, ist nicht mehr unter uns. Keines Menschen Mund kann dem Schmerze Ausdruck geben, der ganz Deutschland erfüllt. Wir beugen uns in Demuth unter Gottes Hand. Nur Eines glaube ich heute noch aussprechen zu dürfen: in diesen schweren Tagen steht das deutsche Volk in unverbrüchlicher Treue und Ergebenheit zu seinem neuen Kaiser und zu seinem Hause. Möge Gott unser Vaterland beschützen. Möge er insbesondere unserem schwergeprüften Kaiser Friedrich seinen gnädigen Beistand gewähren!
M. H.! Es ist unmöglich, heute Geschäfte zu erledigen. Ich bitte Sie deshalb, die heutige Sitzung aufzuheben und mich zu ermächtigen, die nächste Sitzung seiner Zeit anzuberaumen und die Tagesordnung festzusetzen. - Ich schließe die Sitzung.
|