[ => Original lesen: 1888 Nr. 19 Seite 1] Das schwierigste und traurigste Kapitel für deutsche Zeitungen ist das über den Kronprinzen. Die kurzen offiziellen und die Privat= und vertraulichen Berichte und Briefe sind so widersprechend, daß ein sicheres Bild von der Lage nicht zu gewinnen ist. Dem Kopenhagener Blatt "Politiken", von dem die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ausdrücklich bemerkt, daß es von seinem Berliner Berichterstatter über die Krankheit des Kronprinzen bisher in der Regel gut unterrichtet worden sei, druckt das offiziöse Blatt folgenden traurigen Bericht wörtlich nach:
"Augenzeugen aus San Remo berichten, daß die beiden der letzten Wochen dem Kronprinzen ein um viele Jahre älteres Aussehen gegeben haben: der Bart ist ganz weiß, und er ist gleichfalls sehr mager geworden. Der einst so kräftige Mann wiegt jetzt kaum 70 Kilo. Seine Handschrift ist dagegen ebenso fest und klar als früher, wovon ich mich neulich aus einem eigenhändigen Schreiben des Kronprinzen überzeugt habe. Im Anschluß hieran muß hervorgehoben werden, daß der Kronprinz selbst so stark mit jeder Möglichkeit rechnet, daß er in diesen Tagen seinen letzten Willen niedergeschrieben hat in Verbindung mit einem politischen Testament an seinen Sohn, den Prinzen Wilhelm."
Andere Berliner Zeitungen theilen nur mit Widerstreben die Gerüchte mit, welche in Berlin von Mund zu Mund laufen, Professor v. Bergmann habe den Leibarzt Dr. v. Lauer ersucht, den Kaiser Wilhelm auf die nahe Auflösung des Kronprinzen vorzubereiten, und hinzugefügt, er unterzeichne die ärztlichen Berichte nicht mehr, weil er den Inhalt derselben nicht verantworten könne. Die offiziellen Berichte im "Reichsanzeiger" melden dagegen vom 2. März vormittags: "Nach einer guten Nacht ist auch heute das Befinden des Kronprinzen besser und die Stimmung gehoben; der Appetit hat in den letzten Tagen zugenommen, Husten und Auswurf wie bisher." Prinz Wilhelm ist in San Remo angekommen, Prinz Heinrich war dem Bruder bis Genua entgegen gefahren. Am Mittwoch Abend oder in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag soll der Kronprinz in großer Gefahr zu ersticken geschwebt haben, weil, wie es heißt, bei einem starken Hustenanfall die Kanüle aus der Luftröhre ausgestoßen worden sein soll. Am Freitag Nachmittag ist der hohe Kranke bei schönem Wetter wieder auf dem Balkon erschienen, um dort in einem Lehnstuhl Zeitungen zu lesen. Er wurde vom Publikum lebhaft begrüßt und dankte dafür freundlich. Widerlich und geradezu niederträchtig ist das Verfahren einzelner englischer Zeitungen, die den Zustand des Kronprinzen als völlig hoffnungslos darstellen, und zwar deshalb, weil man Dr. Mackenzie nicht ausschließlich gefolgt, sondern deutsche Aerzte beigezogen habe. Und dabei hat sich doch in der That über die Krankheit des Kronprinzen von vornherein nur einer geirrt und das ist Mackenzie gewesen.
In konservativen Kreisen des Reichstags, so berichtet die Berliner "Börsenzeitung", plane man einen Antrag des Inhalts einzubringen, der Reichstag wolle beschließen, dem Kaiser das Gesuch zu unterbreiten, daß die Kosten, welche die langwierige Krankheit des Kronprinzen verursache, aus Reichsmitteln bestritten werden mögen. Eine Bestätigung dieser Nachricht liegt bis jetzt noch von keiner Seite vor.
Dem Reichstag soll, wie es heißt, noch eine Vorlage betr. den weiteren Ausbau der strategischen Bahnen zugehen. Es dürfte sich dabei hauptsächlich um die Legung zweiter Geleise auf den schon bestehenden Linien nach der Ostgrenze hin handeln.
Im deutschen Reichstag wurde am Freitag der Rest des Gesetzentwurfes betr. die unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfindenden Gerichtsverhandlungen unverändert nach den Kommissionsbeschlüssen angenommen.
Das neue Weingesetz lautet nach den definitiven Beschlüssen der Reichstagskommission in seinen ersten beiden Paragraphen: § 1 die nachbezeichneten Stoffe, nämlich: lösliche Aluminiumsalze (Alaun etc.), Baryumverbindungen, metallisches Blei oder Bleiverbindungen, Glycerin, Kermesbeeren, Magnesiumverbindungen, Salicylsäure, unreiner (freien Amylalkohol enthaltender) Sprit, nichtkrystallinischer Stärkezucker, Theerfarbstoffe oder Gemische, welche einen dieser Stoffe enthalten, dürfen Wein, weinhaltigen oder weinähnlichen Getränken, welche bestimmt sind, anderen als Nahrungs= oder Genußmittel zu dienen, bei oder nach der Herstellung nicht zugesetzt werden. § 2 lautet: Wein, weinhaltige oder weinähnliche Getränke, welchen den Vorschriften des § 1 zuwider einer der dort bezeichneten Stoffe zugesetzt ist, sowie Rothwein, dessen Gehalt an Schwefelsäure in einem Liter Flüssigkeit mehr beträgt, als sich in zwei Gramm neutralen schwefelsauren Kaliums vorfindet, dürfen gewerbsmäßig weder feilgehalten noch verkauft werden. § 3 bestimmt den Deklarationszwang.
Ueber Wien werden die Gerüchte einer ernstlichen Erkrankung des kleinen Königs von Spanien für unbegründet erklärt. Das Kind ist ganz munter. Da die Mutter des Königs eine österreichische Prinzessin ist, kann man das aus Wien stammende Dimenti wohl als wahr betrachten.
Es ist gut, daß die russischen Rubel=Kourse keinen Hals haben, sie hätten ihn sonst in voriger Woche alle gebrochen. Es war eine wahre Panik, wie die Börsenherren sagen. "Fort mit Schaden!" hieß es mit allen russischen Papieren. Eine holländisch=französisch=belgische Finanzgesellschaft soll übrigens Rußland doch 150 Millionen Rubel (statt 700) vorgeschossen, aber vorsichtig dazu erklärt haben, der Rest werde nach Lösung der bulgarischen Frage, das heißt nach der Sündfluth folgen. (?) Die "St. Petersburger Zeitung" mißt für den Koursrückgang dafür dem "Prozeß Vittoria" die meiste Schuld bei, in dem, wie üblich schon berichtet worden ist, russische Postbeamte, welche unter erschwerenden Umständen ein Postpacket mit 120 000 Rubel gestohlen hatten, trotz ihres Geständnisses freigesprochen worden sind, weil die Spitzbuben Russen waren, die Geschädigte aber eine DeutscheVersicherungs=Gesellschaft gewesen ist. Darin hat das Petersburger Blatt jedenfalls recht, daß durch solche Rechtsverletzungen das Vertrauen nothwendig untergraben
[ => Original lesen: 1888 Nr. 19 Seite 2]werden muß, aber der Rückgang des Rubelkourses hat doch nicht in einem derartigen Vorkommniß allein seinen Grund, er vollzieht sich bereits seit langer Zeit, und die treibende Kraft dabei ist die Einsicht, daß die russischen Verhältnisse unhaltbare sind und es bleiben, so lange die Ausgaben des Staates mit den Einnahmen in einem dauernden Mißverhältniß stehen, und die russische Finanzverwaltung nicht mit der Genauigkeit und Sorgfalt geführt wird, wie sie in anderen europäischen Staaten üblich ist. Diese Einsicht, welche in immer weitere Kreise des deutschen Publikums eindringt, bewirkt es, daß man allen Glauben an russische Werthe verliert und sich ihrer zu jedem Preis zu entledigen sucht.
Der russische Rubelkours wird in der "Post" schon wieder einer Besprechung unterzogen. Diesmal mißt das vielfach aus den besten Quellen schöpfende Blatt den Hauptgrund des Fallens des Rubelkourses dem Umstand bei, daß Rußland über die Verhältnisse lebe und die Bevölkerung über die Leistungsfähigkeit hinaus belaste; Handel, Industrie und Ackerbau gingen zurück, die Steuerquellen versiegten. Trotzdem nehme das Mißverhältniß zwischen den Einnahmen und Ausgaben stetig zu, namentlich neuerdings, so daß die Gläubiger Rußlands von ernstlichen Besorgnissen erfüllt seien. Das Blatt erinnert an die enormen Summen für die Flotte im Schwarzen Meer und für die Erhaltung der 300 000 Mann an der Westgrenze. Das "Reutersche Bureau" läßt sich aus St. Petersburg melden, daß Rußland recht gern mit Gold bezahlen würde, zur Verbesserung der Lage würden 200 Millionen Goldrubel genügen, aber es sei eben kein Gold vorhanden, nicht einmal in dem "Reservefonds für Kriegszwecke."
Die russische Polizei scheint für den am 13. März dem Jahrestage der Ermordung des Kaisers Alexander neue nihilistische Kundgebungen zu befürchten und trifft daher außerordentliche Vorsichtsmaßregeln. Hunderte von Geheimpolizisten bewachen bereits nicht nur den Newski Prospekt, sondern alle in denselben ausmündenden Querstraßen.
Der Finanzminister unterbreitete dem Czaren ein Projekt, nach welchem von jetzt ab Aktienunternehmungen nur unter der Bedingung konzessioniert wenden sollen, daß die Aktien im Besitze russischer Unterthanen verbleiben. Aktien, welche in die Hände fremder Unterthanen übergehen, verfallen zugunsten des Fiskus, und erhält der betreffende Anzeiger eine hohe Prämie.
Endlich! Der Marquis de Breteuil, dieser Stern der monarchistischen Rechten in der französischen Kammer, hat am Mittwoch seine langangekündigte, von tiefer Weisheit triefende Rede über die auswärtige Politik vom Stapel gelassen und ungeheueren Beifall geerntet. Das ist kein Wunder, denn er hat Bismarck dargestellt in tausend Aengsten. Das mitteleuropäische Bündniß werde nicht lang halten, Italien werde abfallen und zu Frankreich übergehen, dann werde Italien gegen Oesterreich sein und Rußland mit Italien und Frankreich gegen Oesterreich Hand in Hand gehen und dann sei Deutschland vereinsamt und stehe Frankreich verlassen gegenüber. Frankreich müsse durch feste stabile Verhältnisse Rußland imponieren, und dann sei die Zeit für ein Bündniß gekommen. Vor allem aber müsse Frankreich Zeit gewinnen, denn große Staatsmänner und Feldherren hätten selten Nachfolger.
Die Verhandlungen zwischen Frankreich und Italien über einen Handelsvertrag sind nunmehr endgültig abgebrochen, und man erwartet jetzt die Eröffnung eines Zollkrieges zwischen beiden Staaten. Besonders erregt zeigt man sich auf italienischer Seite, wo die Blätter die Regierung auffordern, sofort Kampfzölle von möglichster Härte anzuwenden.
Von England kann kein Politiker sagen, ob Morgen oder Uebermorgen nicht das Ministerium Salisbury einem Ministerium Gladstone weichen muß, wenn ein rusisch=österreichischer=Krieg ausbricht. Wir haben Lord Churchill nach Petersburg, Baron Worms nach Berlin und Gladstone nach Paris und Rom gehen sehen, alle drei sind "Pferde aus einem Stall" d. h. Politiker, die der stärksten Selbstsucht zum Nutzen ihres Landes huldigen, alle drei bemüht, das Festland zum Nutzen ihres Insellandes einzuseifen. Schlagen die festländischen Mächte große Schlachten, so macht England dabei große Geschäfte. Die englischen Diplomaten bewundern an Bismarck vielleicht nichts so sehr, als seine zähe Kaltblütigkeit, mit welcher er den Grundsatz verficht, will England etwas auf dem Festland, so soll es sich dies auch Blut und Geld kosten lassen.
Ueber die vom Präsidenten Cleveland in seiner Botschaft zur Eröffnung des Kongresses angekündigte Vorlage betreffend Ermäßigung der nordamerikanischen Schutzzölle ist jetzt eine Einigung herbeigeführt. Die Ermäßigung der Zölle pro Jahr wird 55 Millionen Dollars betragen und Eisen, Zucker, Stahl, Holz, Leinen, Salz, Flaschen, Papier, Bücher in fremden Sprachen, Textilwaaren, Gläser, Handschuhe, Töpferwaaren, Kleider etc. betreffen.
- Schönberg. Auf der vom 3. - 7. Febr. d. J. in Berlin abgehaltenen 16. allgemeinen Geflügel=Ausstellung des Vereins Cypria erhielt der Kaufmann W. Maaß hieselbst die broncene Vereinsmedaille.
- Schönberg. Unter der Ungunst der gegenwärtigen Witterung leiden nicht allein Menschen, sondern auch Thiere, namentlich ist es schlecht bestellt für die Thiere des Waldes. Der bereits früher gefallene Schnee ist durch die Einwirkung der Sonne gethauet, ehe das dadurch entstandene Wasser aber in die Erde eindringen oder verdunsten konnte, trat starker Frost ein, wodurch die Erdoberfläche nun mit einer starken Eiskruste überzogen ist. Hierauf ist sodann wiederum starker Schnee gefallen, der an manchen Stellen sich zu ansehnlichen Höhen gethürmt hat. Würde nun auch das Wild durch Scharren mit den Läufen das spärlich vorhandene Moos und Gras von Schnee freimachen können, so ist es doch nicht im Stande, die Eisrinde zerbrechen zu können. Hierdurch ist das arme Gethier auch noch der im Winter ja nur immer kärglich vorhandenen Nahrung beraubt und wird durch den Hunger in die Nähe der menschlichen Wohnung getrieben. Hier sucht es die Gärten ab und findet manchmal hin und wieder noch zurückgebliebenes Gemüse, als Kohlstauden etc. und fristet damit kümmerlich sein Dasein. So wurde auch heute Morgen gegen 7 Uhr etwa ein Rehbock in den Stacketen des Zauns zwischen dem Garten des Amtsverwalters und dem Turnplatze hinter dem Schulhause festgeklemmt gefunden, der wahrscheinlich von den Gärten hinter dem Turnplatze kommend in den Amtsverwaltergarten hatte wechseln wollen und hierbei in dem Stacketzaun hängen geblieben war. Mehrere in der Nähe arbeitende Leute befreiten ihn aus seiner Zwangslage und brachten ihn auf die Hofstelle des Herrn Oberlanddrosten, woselbst er einstweilen mit Aesung versehen wird, um nach Wiedererlangung seiner Kräfte der Freiheit zurückgegeben zu werden. Das Thier ist ganz entkräftet. Das Wild soll übrigens massenhaft eingehen und zwar vorzugsweise dort, wo demselben kein Futter gereicht werden kann.
- Ein bischen Französisch. In einer Landgemeinde in Rheinhessen wurde jüngst ein Arzt in den Zeitungen gesucht und ihm 1000 Mark Gehalt und mancherlei Nebeneinkommen zugesichert. Es meldete sich ein ganzes Schock zu der Stelle, auch einer aus Hamburg, der besonders hervorhob, er könne Französisch mit den Bauern sprechen. Er schien nämlich anzunehmen auf dem linken Rheinufer werde nur Französisch gesprochen.
- Die großen Schneeverwehungen in Jütland haben einen großen Nothstand hervorgerufen, wovon auch die Hamburger Pferdehändler erheblich betroffen worden. Es stehen gegenwärtig in der Umgegend von Aarhuus, Randers und Kolding mehr als 500 Pferde, welche für den Hamburger Pferdemarkt bestimmt, aber dort eingeschneit sind. Da die Pferde fast alle in kleinen Ortschaften untergebracht sind, ist bedeutender Futtermangel eingetreten. Im Westen Jütlands in der Gegend von Ripen, sind mehr als 100 Ochsen eingeschneit.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 19 Seite 3]- Mehr als tausend deutsche Firmen werden an der internationalen Jubiläums=Ausstellung in Melbourne theilnehmen.
- Sonnenbeobachtung. Dem Liebhaber der Astronomie bietet gegenwärtig die Sonnenscheibe Gelegenheit zu einer interessanten Beobachtung. Ziemlich nahe am Centrum, etwas nach Nordosten zu ist ein großer Sonnenfleck und eine zahllose Menge kleinerer wahrnehmbar, der große Fleck schon mit kleineren Instrumenten deutlich zu erkennen, schon eine schwache Vergrößerung genügt, um den dunklen Kern und den grauen Rand desselben, die sogen. "Pernumbra" unterscheiden zu lassen. Zum Beobachten bedient man sich selbstverständlich eines geschwärzten Glases.
- Ein ereignißvoller Tag. Wie das menschliche Leben seine Launen hat! In diesen Tagen wurde ein deutscher Ingenieur in England Morgens 7 Uhr von seiner Gattin mit Zwillingen überrascht. Mittags 1 Uhr heirathete seine 17jährige Tochter, Nachmittags halb 6 Uhr starb seine 78 Jahre alte Mutter in Folge der Aufregungen des Tages, und am Abend um 9 Uhr meldete ihm eine telegraphische Depesche aus London, daß er bei einer der dortigen Eisenbahnen mit 800 Pf. St. jährlichen Gehalts angestellt sei.
- Die Zahl der völlig mittellosen Personen in London, die in Irrenanstalten aufgenommenen und die Vagabunden nicht eingerechnet, beträgt gegenwärtig 110 220. Im vorigen Jahre war die Zahl nur 104 560, 1886 nur 102 050, 1885 nur 97 434.
- Am Donnerstag, so meldet man aus London, wurde bei der auf der Themse von den Ruderklubs der Universität Cambridge abgehaltenen Wettfahrt der Student E. S. Campbell getödtet, indem ein Boot des Trinity Hall Colleges in das des Clare Colleges, in welchem Campbell sich befand, mit voller Gewalt hineinrannte. Der Bug des Bootes fuhr dem unglücklichen Mann in die Brust und schon nach wenigen Minuten gab er den Geist auf.
Ganz seid. bedruckte Foulards Mk. 1,90 bis 6,25 p. Met. - vers. in einzelnen Roben porto= und zollfrei in's Haus das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hofl.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.
Anzeigen.
Holz=Auction Nr. 27.
Am Montag, den 12. März Morgens 9 Uhr sollen beim Gastwirth Freitag zu Schönberg nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.
Rupensdorfer Holz
beginnt mit Nr. 606.
ca. 20 Rmet buchen Kluft u. Knüppel,
ca. 20 Fuder buchen Durchforstholz u. Reiser,
ca. 24 Fuder eschen u. ellern Wadelholz I., II. und III. Cl.,
ca. 3 Rmet. aspen Kluft u. Knüppel.
Niendorfer Holz:
2 Rmet. eichen Knüppel,
10 Rmet. fichten Kluft,
90 Rmet. Nadelholzknüppel.
Schönberg, den 5. März 1888.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Für die uns am Tage unserer goldenen Hochzeit übersandten Glückwünsche, sowie für alle anderen uns an unserem Ehrentage erwiesenen Aufmerksamkeiten sagen hierdurch ihren herzlichsten Dank.
Cordshagen, den 4. März 1888.
Erbpächter H. Cassow
und Frau.
Suche sogleich oder zu Ostern einen
ledigen Knecht.
C. Egert.
großes
Schuhwaaren=Lager
in anerkannt sauberer Ausführung bei billiger Preisnotirung empfehle unter andern:
Damenlackstiefeletten von an M. 7, -.
Damenpromenaden mit Lackblatt an M. 6, -.
Damenlederpantoffel M. 2,75.
Damenkordpantoffel mit starker Sohle M. 1,50.
Knabenstulpenstiefel von an M. 5, -.
Kinderschuhzeug über 300 Paar in verschiedenen hübschen Mustern von an M. -, 60.
Ballschuhe in bronce und schwarz.
Hochachtungsvoll
J. W. Hundt,
Schuhmachermeister.
Aug. Stapelfeldt's
Warm-Bade-Anstalt,
Wannen=, Sitz=, Douche= und medizinische Bäder,
ist vom 1. März ab geöffnet.
An Werktagen: von 7 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends.
An Sonn= u. Festtagen: von 6 bis 10 Uhr Morgens.
Ratzeburg, gr. Wallstr. 215a.
Das
Caffee-Versand-Geschäft
von
Ludw. Hartwig, Lübeck
Obertrave 8, 2 Minuten vom Bahnhof,
empfiehlt
Rohen Caffee
schon von M. 1,00 pr. Pfd. an bis 1,40 pr. Pfd.
Gebrannter Caffee
schon von M. 1,10 pr. Pfd. an bis 1,50 pr. Pfd.
sämmtliche Sorten kräftig und reinschmeckend. -
Wiederverkäufern entsprechender Rabatt.
Das bedeutende
Bettfedern-Lager
Harry Unna in ALtona bei Hamburg
versendet zollfr. gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd)
gute neue
Bettfedern für 60 Pf. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte 1,25 Pf.
prima Halbdaunen nur 1,60 Pf.
prima Ganzdaunen nur 2,50 Pf.
Verpackung zum Kostenpreis. - Bei Abnahme von 50 Pfd. 5 % Rabatt. - Umtausch gestattet.
Prima Inlettstoff doppeltbreit zu einem großen Bett, (Decke, Unterbett, Kissen u. Pfühl.)
zusammen für nur 11 Mark.
Lilienmilch-Seife.
von Carl John u. Co., Köln a. Rh. ist vermöge ihres hohen Gehaltes an Iris=Wurzel=Extrakt die einzige Seife, welche zur Pflege und Erhaltung eines schönen Teints unerläßlich ist; à Stück 50 Pfg.
Emil Hempel.
Zu vermiethen.
Zu Michaelis d. J. steht mein Haus ganz oder getheilt zu vermiethen und wollen sich Pachtliebhaber bei meinem Sohn melden.
Johanna Creutzfeldt.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 19 Seite 4]Brillen
aus einer bedeutenden Brillen- und Optischen-Waaren-Fabrik halte in einer Auswahl von weit über 500 Stück vorräthig bestehend aus: Pincenez, Herren-, Damen-, Reit- und blaue Schutzbrillen von 50 Pfg. an bis zu den hochfeinsten Sorten Drathschutzbrillen für Industrie=Zwecke 30 Pfg. empfiehlt
H. Brüchmann.
Baugewerk-, Maschinen- und Mühlenbau-Schule
Neustadt in Mecklenburg. Auskunft durch den Director Jentzen.
Schönberg.
Freitag, den 9. März 1888,
im Saale des Herrn J. H. Freitag findet ein
einmaliges
Grosses Concert
der auf der Durchreise nach Berlin begriffenen
berühmten Sänger & Jodler=Gesellschaft
"Isarthaler"
in ihrer Nationaltracht
unter Direction von J. Kammermeyer,
amtlich geprüften Zither=Virtuos und Inhaber des Künstler=Zeugnisses, statt.
Programm:
Ausgewähltes, reichhaltiges.
Kassenöffnung 7 1/2, Anfang 8 Uhr.
Entree 60 Pfg.
Billets im Vorverkauf à 50. bei Herrn Kaufm.
Wieschendorf.
Concert.
Am Mittwoch, den 7. März
ausgeführt von der gesammten Capelle des Herrn Musikdirektor Wittfoth aus Wendorf.
Anfang 6 Uhr.
Entré für Concert 30 Pf.
Nach dem Concert: Grosse Tanzmusik.
Hierzu laden ergebenst ein
W. Creutzfeldt. W. Wittfoth.
Carlow i. M.
3500 Mark
werden zur sicheren Hypothek zu Johannis d. J. gesucht. Offerten werden unter K 13 in der Expedition d. Bl. erbeten.
5 bis 6 Wochen alte Ferkel
sind zu verkaufen auf
Hof Wahrsow b. Lüdersdorf i. M.
Särge
aus Eichen= und Tannenholz in jeder Größe und Ausstattung hält in großer Auswahl stets vorräthig und empfiehlt solche zu den billigsten Preisen
Kiel & Rindfleisch.
Die gegen den Arbeiter Steinhagen zu Rieps von mir ausgesprochenen beleidigenden Aeußerungen nehme ich hiermit zurück und erkläre denselben für einen rechtschaffenen Mann.
Arbeiter Peter Kleinfeldt
zu Cronscamp.
Todes=Anzeige.
Am Sonnabend den 3. d. M., Abends 7 1/2 Uhr entschlief nach längeren schweren Leiden der Schneidermeister Asmus Burmeister im 77. Lebensjahre. Tief betrauert von
M. Bade und Frau
geb. Linck.
Die Beendigung findet am Mittwoch, den 7. d. M., Nachmittags 2 1/2 Uhr statt.
Am Sonnabend, den 3. d. M., Abende 7 Uhr endete der liebe Gott das lange schwere Leiden unsers innigst geliebten Sohnes August im 19. Lebensjahre. Tief betrauert von den Eltern und der Schwester.
H. Maass und Frau
geb. Soltmann.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 8. d. Mts, Nachmittags 2 Uhr statt.
Eintragungen in die Familien=Register der Gemeinde Selmsdorf. (Nachdruck verboten.)
Geboren:
D. 6. Januar 1 Tochter dem Schneider Schröder=Lauen.
D. 8. Januar 1 Sohn dem Arbeitsm. Schmuser=Selmsdorf.
D. 10. Januar 1 Sohn dem Arbeitsmann Krakow=Lauen.
D. 14. Januar 1 Sohn dem Arbeitsm. Kleinfeld Hof=Selmsd.
D. 7. Februar 1 Tochter dem Holländer Stahl Hof=Selmsd.
D. 16. Februar uneheliche Zwillinge (Töchter) 1 todtgeboren Hof=Selmsdorf.
D. 19. Februar 1 Tochter dem Arbeitsm. Grevsmühl=Sülsd.
D. 19. Februar Drillinge (1 Sohn 2 Töchter) dem Arbeitsm. Stabe=Selmsdorf.
Gestorben:
D. 7. Januar der Arbeitsmann Asmus Bade=Selmsdorf verunglückt, 71 J. 3 M 3 Wochen alt.
D. 13. Januar Emma Witt, Schusterstochter zu Selmsdorf, 11 M. 5 Tg. alt.
D. 15. Januar Wilh. Joh. Friedr. Diehn, Tischler zu Selmsdorf, ungefähr 30 Jahr alt.
D. 16. Januar Peter Rhode, Bäcker zu Selmsdorf, 72 J. 9 M. 23 T. alt.
D. 26. Januar Kath. Margar. Jürs Schusters Ehefrau 74 J. 6 M 4 . alt.
D. 26. Januar eine todtgeborene uneheliche Zwillingstochter zu Hof=Selmsdorf.
D. 26. Februar Kath. Maria Mahnke, Hölländers Wittwe zu Lauen, 65 J. 11 M. 16 T. alt.
Copulirte.
D. 3. Februar Joachim Peter Heinrich Busch, Briefträger zu Schönberg und Anna Maria Lohse, Hauswirthstochter zu Bardowiek.
D. 7. Februar Johann Hinrich Karl Warnemünde, Handelsmann zu Selmsdorf und Jungfrau Magd. Kath. Karol. Loding im Dienst zu Bauhof=Schönberg, Maurerstochter aus Westenau.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 19 Seite 5]Beilage
zu Nr. 19 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 6. März 1888.
- Die Veteranen aus den Befreiungskriegen von 1813 und 1815 gehen heim. In Berlin sind in voriger Woche zwei, beide hohe Neunziger, zum letzten Appell gerufen worden; in Frankfurt a. M. der Veteran Hofseß kurz nach seinem 93. Geburtstag. Er hatte dem Kaiser vor einigen Jahren in
Frankfurt den Willkommtrunk kredenzt und der Kaiser dem "alten Kameraden" Bescheid gethan; in Wolzhausen in Nassau ist der Veteran Thome, 93 Jahre alt, heimgegangen, nachdem er vor Jahren die goldene und diamantene Hochzeit gefeiert hatte. Das waren Kernnaturen!
- Prof. Dr. Waldeyer, der nunmehr von Berlin ebenfalls nach San Remo berufen worden ist, ist seit 1883 Professor der Anatomie in Berlin und genießt des Rufes, einer der ersten Mikroskopiker, die es überhaupt gegenwärtig giebt, zu sein. Er ist ein Schüler Virchows, war früher in Straßburg Professor und hat in Breslau studiert. Er hat auch als pathologischer Anatom einen großen Ruf und hat in den Jahren 1865 und 1872 hervorragende Arbeiten über den Krebs veröffentlicht, in denen er von Virchows Anschauungen erheblich abweicht.
- Im Thiergarten in Berlin hat sich am Mittwoch eine junge Dame, ein Fräulein Mathilde v. H., die bisher in einer Pension in der Koniggrätzerstraße gelebt hat, mit einem Revolver erschossen. Sie wurde noch lebend von einem Schutzmann gefunden und zur Polizeiwache gebracht.
- Mainzer feierten in der Nähe der Stadt ein Familienfest; auf dem abendlichen Heimweg gerieth ein junger, etwas angetrunkener Mann, der mit einem Freund vorausgegangen war, mit einem zufällig ihm begegnenden Mann in Wortwechsel, wurde von ihm am Hals gepackt, gedrosselt und zu Boden geschleudert alles in einem Augenblick. Der Unbekannte wußte nicht, was er gethan hatte, und ging ruhig seines Weges. Der junge Mann stand aber nicht wieder auf und starb in der Nacht, Luftröhre und Stimmbänder waren ihm zerquetscht. Anderen Tages hörte der Unbekannte, was er gethan habe, und stellte sich bei der Polizei; er ist Buchhalter in einem Baugeschäft.
- Der Typhus hat in Chemnitz eine so große Ausdehnung angenommen, daß gegen 2000 Personen zur Zeit an der Krankheit darnieder liegen.
- Brand der Lutherkirche in Leipzig. Die herrliche vor zwei Jahren erst erbaute Lutherkirche in Leipzig ist in der vergangenen Nacht durch eine Feuersbrunst ganz zerstört worden. Das "Leipz. Tagbl." berichtet: Bereits um 7 Uhr hatte der Feuermann, welcher die Dampfheizungs=Anlage zu besorgen hat, brandigen Geruch im Schiff der Kirche wahrgenommen, und als er später wieder dahin gekommen, Stühle im Innern der Kirche brennen sehen. Vergeblich war sein Bemühen, durch einige schleunigst herbeigeholte Eimer Wasser das Feuer auszugießen und den Brand womöglich zu löschen. Mit Blitzesschnelle griff das Feuer um sich und verbreitete sich so rapid, daß bald alles in hellen Flammen stand. Auf sofortigen Alarm eilte in möglichster Schnelle unsere Feuerwehr mit den Dampfspritzen herbei, aber sie fand bereits das Innere nicht mehr zugänglich und an Rettung des schönen Gebäudes war nicht mehr zu denken. Obwohl die Dampfspritzen mit dreifachen Schläuchen gewaltige Wassermassen einschütteten, gewann der Brand immer mehr an Ausdehnung und der innere Dachstuhl mit dem kleinen Thurm brannte alsbald vollständig. Kurz nach 9 Uhr stürzte der kleine Thurm zusammen und fiel auf's Dach, einen gewaltigen Feuer=Sprühregen um sich verbreitend, während im Innern der Kirche das Feuer gewaltig fortwüthete und auch der große Glockenthurm innerlich einen Feuerheerd zeigte. Die Kirche ist vollständig verloren und eine traurige Ruine ragt an der Stätte des einst so herrlichen Bauwerkes empor.
- In Ebnat im Königreich Sachsen wurde beim Schneeballwerfen ein 15jähriger Knabe so unglücklich in die Schläfengegend getroffen, daß er, nachdem er einen Tag bewußtlos gewesen war, verschied.
- Die aus Anlaß des hundertsten Geburtstages Arthur Schopenhauer's von der Stadt Danzig gestifteten beiden Gedenktafeln an den Häusern Heiligengeistgasse 81 und 114 präsentieren sich jetzt frei dem Blick des Beschauers. Die Inschrift an dem Hause Heiligegeistgasse 114 lautet: "In diesem Hause wurde Arthur Schopenhauer am 22. Februar 1788 geboren." Auf der Tafel an dem Hause Heiligegeistgasse 81 befinden sich die Worte: "In diesem Hause verlebte Johanna Schopenhauer ihre Jugendjahre 1766-1785".
- In Würzburg ist der Direktor des Hofbrauhauses, Herr Fuchs, der Transmission zu nahe gekommen, und diese hat ihm den Kopf vollständig abgerissen. Schrecken und Theilnahme sind groß.
- Aus München wird berichtet, daß der Oberjäger Prem, der wegen Mißhandlung eines Soldaten angeklagt war, vom dortigen Militär=Bezirks=Gericht trotz der Einsprache des Staatsanwalts freigesprochen worden ist. Prem hatte durch Auflegen von Brettern, die mit Steinen beschwert waren, versucht, einem Jäger des Bataillons in Kempten "die Beine gerade zu richten." Die Aerzte haben ausgesagt, daß dem betr. Soldaten irgend ein Schaden an seinem Leib und Leben durch die Thorheit Prems, der sich der Tragweite seiner Handlungsweise nicht bewußt gewesen ist, nicht erwachsen sei und nicht erwachsen werde.
- Ein glücklicher Mann ist der Benefiziat Süß in Priem in Oberbayern. Er behauptet steif und fest, daß er die Quadratur des Kreises gefunden habe, ein Ding, über welchem schon viele Thoren den Verstand verloren haben. Ein Patent hat er noch nicht darauf erhalten.
- In Stolberg am Harz wurden mehrere zu früh aus dem Süden eingetroffene Singdrosseln, sogenannte Märzdrosseln, aufgefunden, welche an den Bergen erfroren oder verhungert waren.
- Das Papst=Jubiläum kann man doch gewiß kein Handwerk nennen, es hat aber trotzdem einen goldenen Boden gehabt. Nicht weniger als 2 1/2 Millionen Lire sind dem Papst als Jubiläumsspenden zugegangen. Und noch immer nimmt das Wallfahrten und Geldbringen kein Ende. Erst am Sonnabend hat der Papst noch 600 deutsche Pilger, zumeist Bayern, empfangen. Der Peterspfennig ist eine sehr weise Einrichtung, die auch manchem anderen wohl thun würde, der nicht Papst ist.
- Der offizielle Bericht ergibt, daß der Papst ca. 2 1/2 Millionen Lire als Jubiläumsspende im ganzen erhalten hat. Für die am Sonnabend empfangenen 600 deutschen Pilger wurde die Generalkommunion in der Peterskirche abgehalten.
- Feldherren und Diplomaten müssen für alle Fälle auf eine gute Rückzugslinie bedacht sein. Dem Grafen Werthern, dem verdienten und betagten preußischen Gesandten in München, fehlt es nicht daran; denn er zieht sich auf seine Grafschaft Beichlingen bei Eckartsberga oder abwechselnd auf seine Rittergüter Frohndorf, Cölleda, Leubingen, Stödten und Groß=Neuhausen zurück. Eine schöne Abwechslung.
Originalroman von Marie Romany.
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1888 Nr. 19 Seite 6]Marion.
Originalroman von Marie Romany.
[Fortsetzung.]
|