[ => Original lesen: 1888 Nr. 18 Seite 1] Nr. 5 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1888 enthält in der
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betreffend die Untersuchung von Betriebsunfällen in landesherrlichen Baubetrieben.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Januar 1888.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Beschädigung der Telegraphenanlagen.
(4.) Bekanntmachung, betreffend die Aufnahme der Deutschen Postagenturen in Apia (Samoa=Inseln) und in Shanghai (China) in den Weltpostverein.
Die Lehninschen Weissagungen
spielen in jüngster Zeit infolge des traurigen Geschicks, welches unser Kaiserhaus betroffen hat, bei abergläubischen Gemüthern wieder eine Rolle. Nicht zum erstenmal geschieht es, daß die dunklen prophetischen Worte des angeblichen Bruders Hermann v. Lehnin zu allerhand Auslegungen herhalten müssen. Wie aus den Orakelsprüchen des delphischen Apoll kann man aus jenen Versen des rothen Klosterbruders eben alles Mögliche herauslesen, und es liegt nur zu nahe, den Inhalt so zu deuten, daß er mit den Thatsachen der Gegenwart möglichst in Uebereinstimmung tritt. Es ist das Verdienst Hefters, in seiner Geschichte des Klosters Lehnin nachgewiesen zu haben, daß derjenige, welcher die "Weissagung" erfaßt hat, ein unzufriedener Klosterbruder gewesen ist, welcher am Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts gelebt hat und demgemäß die Ereignisse von der Wende des 17. Jahrhunderts selbstverständlich mit schlagender Wahrheit hat "nachprophezeien" können. Hefter weist sogar aus einzelnen Wortwendungen nach, aus welchen Quellen Bruder Hermann seine Weisheit geschöpft hat. So bleibt denn als eigentliche Weissagung nur der letzte Theil des Gedichtes übrig, der mit dem Hinweis auf Ereignisse, die in dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts ihren Anfang nehmen, beginnt. Es sind im Ganzen 20 Verse, vom 81. bis zum 100., welche in Betracht kommen. In lateinischer Sprache verfaßt, geben wir dieselben nach Hefter's Uebersetzung wieder. Sie lauten:
81) "In Kurzem toset ein Jüngling daher, während die große Gebärerin seufzt. 82) Aber wer wird vermögen, den zerrütteten Staat wiederherzustellen? 83) Er wird das Banner erfassen, allein grausame Geschicke zu ertragen haben. 84) Er will beim Wehen der Südwinde sein Leben den Festungen anvertrauen. 85) Wer nun folgt, ist der Schlechteste, ahmt den schlechten Ahnen nach. 86) Seinem Geist wohnt nicht Kraft, seinem Haus nicht göttlicher Segen inne. 87) Der, dessen Hülfe er anfleht, stellt sich ihm ein Gegner gegenüber. 88) Und er, der das oberste zu unterst kehrt, kommt in den Wellen um. 89) Der Sohn wird blühen was er nicht gehofft, wird er besitzen. 90) Allein das Volk wird in diesen Zeiten traurig weinen. 91) Denn es scheinen Geschicke zu kommen sonderbarer Art. 92) Und der Fürst ahnt nicht, daß eine neue Macht im Wachsen ist. 93) Endlich führt das Scepter, der der letzte seines Stammes sein wird. 94) Israel wagt eine unnennbare, nur durch den Tod zu sühnende That. 95) Und der Hirt empfängt die Heerde, Deutschland einen König wieder. 96) Die Mark vergißt aller ihrer Leiden. 97) Und wagt die Ihrigen allein zu hegen, und kein Fremdling darf mehr frohlocken. 98) Und die alten Mauern von Lehnin und Chorin werden wieder erstehen. 99) Und die Geistlichkeit steht wieder da nach alter Weise in Ehren. 100) Und kein Wolf stellt mehr dem Schafstalle nach."
Man bezieht die Verse 81 bis 84 auf Friedrich den Großen, 85 bis 87 auf Friedrich Wilhelm II., 88 bis 92 auf Friedrich Wilhelm III. und IV. und endlich 93 bis 100 auf Kaiser Wilhelm. Während die Optimisten aus den Worten "der der letzte seines Stammes sein wird" herauslesen, daß der alte Stammbaum der alleinigen Könige von Preußen zu Ende ist und ein neuer beginnt: der der deutschen Kaiser aus dem Hohenzollern=Stamm, nehmen die Pessimisten jene Redewendung wörtlich und sehen in ihr einen Hinweis, daß mit Kaiser Wilhelm der Hohenzollern=Stamm erlösche. Es ist eben nichts so dumm, als daß es nicht irgend welche Anhänger fände. Genug, daß in den Lehnin'schen Weissagungen steht: der Stamm wird erlöschen, ergo ist es wahr. Der größte Theil des Publikums kennt nicht einmal den wirklichen Inhalt jener Verse, läßt sich aber von dem Unsinn, der hin und wieder aus demselben herausgedeutet wird, beeinflussen und zum mindesten in eine unheimliche, ängstliche Stimmung versetzen. Da giebt es denn kein besseres Mittel, als der wortgetreuen Uebersetzung der sogenannten Weissagungen möglichst weite Verbreitung zu geben, damit sich jeder selbst überzeugen kann, um was es sich handelt und wie wenig die Phantastereien des lehniner Klosterbruders dazu angethan sind, ernst genommen zu werden. Von diesem Standpunkt aus sollen übrigens auch Se. Majestät der Kaiser, wie auch der Kronprinz, schon zu wiederholten Malen ihr bezügliches Urtheil abgegeben haben. Kurz, im Kaiserhaus selbst betrachtet man Bruder Hermanns Prophezeiungen als das, was sie in Wirklichkeit sind, nämlich als Unsinn, der sich in ein möglichst dunkles Gewand gekleidet hat.
Auf dem kaiserlichen Palais in Berlin weht die Purpurflagge seit dem plötzlichen Tode des Prinzen Ludwig von Baden halbmast. Kaiser Wilhelm hat sich noch immer nicht ganz von der jähen Nachricht erholt, wenn auch in seinem körperlichen Befinden keine nachtheiligen Erscheinungen aufgetreten sind. Dem Grafen Moltke und dem Reichskanzler gegenüber, die Freitag und Sonnabend erschienen, sprach sich der Kaiser unumwunden aus, er sei hochbetrübt, daß ihm in seinem hohen Alter noch so herbe Prüfungen auferlegt werden.
Die "National=Zeitung" meldet, es stehe für die nächste Zeit der Erlaß einer kaiserlichen Kabinetsordre bevor, durch welche dem Prinzen Wilhelm ein vortragender Rath für die Einführung in alle staatsrechtlichen Angelegenheiten zuertheilt werden solle. Darüber, daß der Ministerialdirektor v. Zastrow zu dieser Stelle ausersehen sei, wäre noch nichts bekannt. Dr. Schmidt aus Frankfurt a. M., General=
[ => Original lesen: 1888 Nr. 18 Seite 2]arzt Dr. v. Lauer und Geh. Medizinalrath Prof. Dr. Gerhardt haben dem Kaiser am vergangenen Freitag über die Krankheit des Kronprinzen Vortrag gehalten. Am Sonntag hat der Kaiser in längerer Audienz den Reichskanzler Fürsten Bismarck empfangen.
Die Weinkommission des Reichstags beschloß mit 11 gegen 10 Stimmen den Deklarationszwang.
Der Schluß der Reichstagssession ist vorläufig auf den 10. März festgesetzt und die Regierung hat zu erkennen gegeben, daß durch den Gesetzentwurf eines Genossenschaftsgesetzes der Schluß nicht verzögert werden würde.
Auf Befehl des Czaren soll ein Gesetzentwurf wegen der Einführung fakultativer Metallwährung durch eine am 17. März zusammentretende Spezialkonferenz geprüft werden. Das halbamtliche Petersburger Journal nimmt diesen Befehl zum Anlaß einer neuen Versicherung, Rußland werde alle seine finanziellen Verpflichtungen getreulich erfüllen, man brauche ihm kein Mißtrauen entgegen zu bringen. Wir werden ja sehen, wie der Hase läuft.
In Charkow sind neue Studentenkrawalle ausgebrochen, die Universität soll abermals geschlossen werden. Auch in Petersburg werden Excesse befürchtet. Die neunzehnte russische Infanteriedivision soll nach Wiener Blättern, an die ostgalizische Grenze gezogen werden.
Ueber die bulgarische Frage giebt's heute nicht viel Neues zu melden. Der russische Botschafter in Konstantinopel, Nelidow, hat der Pforte die Vorschläge Rußlands mitgetheilt, doch scheint dieselbe keine große Begierde zu tragen, sich zum Polizisten in Bulgarien zu machen. Andererseits wird versichert, daß Prinz Ferdinand freiwillig nicht weichen werde und daß eine russische oder eine gemischte Okkupation in Bulgarien neue Verwickelungen herbeiführen müßten. Das Gerücht, man habe in St. Petersburg den Battenberger als Ersatz für den Prinzen Ferdinand in Aussicht genommen, mag hier verzeichnet werden, obschon es fast unglaubhaft erscheint. Es fragt sich auch sehr, ob Prinz Alexander noch einmal den Versuch wagen würde! In Wien macht man gegen die russischen Vorschläge Vorbehalte und in London und Rom macht man seine Entscheidung von den Wiener Entschließungen abhängig.
Dem Journal "Piccadilly" zufolge wird der Prinz von Wales bei dem im Buckingham=Palast zur Feier seiner silbernen Hochzeit (10. März) stattfindenden Galadiner die Verlobung seines ältesten Sohnes mit der Prinzessin Alexandra von Griechenland, und seiner ältesten Tochter, der Prinzessin Victoria, mit dem hellenischen Kronprinzen ankündigen. Gleichzeitig wird auch die Verlobung der Prinzessin Louise von Wales, angeblich mit einem russischen Großfürsten, angezeigt werden. Und der Battenberger? Soll der wiederum leer ausgehen?
- Schönberg. Am 28. d. M. wurden vor der Großh. Strafkammer beim hiesigen Amtsgericht nachstehende Strafsachen verhandelt:
1. Am 4. November v. J. hatte eine Lehrerin der hiesigen Mädchenschule die Schülerin Auguste O. gezüchtigt, worauf letztere eigenmächtig die Schule verlassen und bei ihrer Mutter, der Ehefrau des Schlossers O., hieselbst sich über die Lehrerin beschwert hatte. - Nach Schluß der Schule um 4 Uhr, als die Lehrerin noch im Schulhause Privatunterricht ertheilte, begab sich die Frau O. mit ihrer Tochter Auguste in das Schulhaus und während sie selbst auf dem Flur verweilte, begab sich ihre Tochter in dasjenige Klassenzimmer, in welchem die Lehrerin den Privatunterricht gab. Da sie dort von dem Katheder anstatt ihrer eigenen Bücher diejenigen der Lehrerin nahm und aus der Klasse fortlief, eilte die Lehrerin ihr nach. Auf dem Flur trat ihr jedoch die Mutter der O. drohend mit den Worten entgegen: "Ho! ho! so geht es nicht los, ich bin auch noch hier!" Hierdurch sah die Lehrerin sich veranlaßt, den noch im Schulhause anwesenden Lehrer Sch. zur Hülfe herbeizurufen und forderte dieser die Frau O., welche fortgesetzt versuchte, die Lehrerin über die Züchtigung der Tochter zur Rede zu stellen, wiederholt auf, das Schulhaus zu verlassen. Frau O. leistete dieser Aufforderung nicht Folge und warf der Lehrer Sch. die O. zur Thüre hinaus. - Auf den von dem Rektor K. gegen die Frau O. gestellten Strafantrag war gegen die Letztere seitens des Amtsanwalts Anklage wegen Hausfriedensbruch erhoben und von dem Schöffengericht hier die Frau O. zu einer Gefängnißstrafe von 1 Tage verurtheilt worden. Die von der Frau O. hiergegen erhobene Berufung wurde von der Strafkammer als gänzlich unbegründet verworfen und die Frau O. zur Tragung sämmtlicher Kosten verurtheilt.
2. Die Strafsache wider den Gärtner P. aus Lübeck und den Halbhufner Sch. aus Lüdersdorf wegen Falscheides und wegen Verleitung zu demselben, über welche wir in Nr. 92 unserer Leitung vom vorigen Jahre berichteten, kam, soweit die Anklage gegen den Sch. zur Frage stand, zur nochmaligen Verhandlung, weil das Reichsgericht auf die Beschwerde des Sch. das frühere Urtheil der Strafkammer insoweit aufgehoben hatte. - Die wiederholte Beweisaufnahme hatte ganz dasselbe Resultat wie die frühere Verhandlung, obgleich der Sch. noch mehrere Zeugen zu seiner Entlastung herbeigeschaft hatte. Es wurde deshalb der Sch. wiederum für schuldig befunden, daß er den P. zur Ableistung des Falscheides durch Täuschung veranlaßt habe und wurde er zu 9 Monat Gefängniß und zum Ehrenverlust von 2 Jahren verurtheilt.
3. Die Ehefrau des Barbiers H. geb. D. aus Carlow war am 11. November v. J. vom hiesigen Schöffengericht wegen Diebstahls zu einer Gefängnißstrafe von 7 Tage verurtheilt worden und hatte gegen dieses Urtheil die Berufung eingelegt. In der Verhandlung über dieselbe vor der Strafkammer wird jedoch die Angeklagte strotz ihres Leugnens für überführt gehalten, daß sie aus dem Backschauer ihres Schwagers, des Hauswirths Fr. zu Pogetz, dem Arbeitsmann W. ein Beil, gezeichnet HH.N., gestohlen habe und wurde die Berufung als unbegründet verworfen.
4. Die vierte und letzte Verhandlung richtete sich gegen dieselbe Angeklagte, welche beschuldigt war, im Herbst v. J. aus dem Laden des Goldschmiedes R. hier eine goldene Uhrkette im Werth von 72 Mk. gestohlen zu haben. Der R. hatte das Fehlen der Kette zwar gemerkt, aber keine Anzeige davon gemacht, weil er gegen Niemanden einen Verdacht auszusprechen im Stande war. Nach einiger Zeit kam ein junger Mensch zu ihm, welcher ihn ersuchte ein Medaillon an seiner mitgebrachten Kette zu befestigen. Der R. erkannte sofort die Kette als die ihm gestohlene und erfuhr auf Befragen, daß der junge Mann, der D. aus Carlow, dieselbe von seiner Mutter, der Angeklagten, zum Geschenk erhalten habe. Der R. behielt die Kette zurück und machte Anzeige von dem Diebstahl. Die D. behauptete, die Kette von einem Unbekannten in der Bahn von hier nach Grevsmühlen für 36 Mark gekauft zu haben. Das Gericht erachtete diese Behauptung für eine leere, nicht glaubhafte Ausrede und verurtheilt die D. zu einer Gefängnißstrafe von 2 Monaten, welche unter Zurechnung der in der vorhergehenden Verhandlung gegen die Angeklagte erkannte einwöchentliche Gefängnißstrafe zu einer Gesammtstrafe von 2 Monaten und 7 Tagen Gefängniß erhöht wurde.
- Schönberg. Die am 27. v. Mts. abgehaltene Generalversammlung des Vereins für Geflügelzucht hieselbst war recht zahlreich besucht, was wohl darin seinen Grund hatte, daß ein sehr interessantes Thema zur Verhandlung auf der Tagesordnung stand. Das Wetter, starker schneidender Ostwind mit strenger Kälte, war sonst einem zahlreichen Besuch sehr ungünstig. Die Tagesordnung bestimmte Besprechung über Brüten und Bruteier. Der Kantor Hempel ergriff das Wort zu einem längeren Vortrage, in welchem er nicht allein das Brüten der Vögel in der Freiheit, die Zeit der Brut u. s. w. sondern auch das Brüten, die Brutzeit des Hausgeflügels sehr eingehend behandelte, namentlich aber in fesselnder Weise sich über das Verhalten des Züchters vor, während und nach dem Brutgeschäft sich verbreitete und schätzenswerthe Fingerzeige gab, wie der Züchter verfahren müsse, um aus seinem
[ => Original lesen: 1888 Nr. 18 Seite 3]Geflügelhofe den größtmöglichen Nutzen, sei es in pekuniärer Beziehung, sei es nur zur Freude des Liebhabers, zu ziehen. Hieran schloß sich sodann noch ein kleinerer Vortrag des Kfm. Lundwall hieselbst, einer auf dem Gebiete der Geflügelzucht anerkannten Kapacität, der namentlich aus dem reichen Schatze seiner Erfahrungen den Anwesenden äußerst anregende Aufschlüsse gab und speciell an einzelnen Fällen erläuterte, wie durch Vor= und Umsicht des Züchters und durch eingehendes Beobachten der Gewohnheiten des Geflügels der Ertrag aus dem= Selben auf eine ganz überraschende Höhe gebracht werden könne; auch legte er noch die Vorzüge der verschiedenen Hühnerracen, die jetzt am meisten bekannt sind, klar. Nach diesen beiden fesselnden Vorträgen tauschten die anwesenden Mitglieder ihre Ansichten und Meinungen über das Soeben Gehörte aus und bezeugten sodann den beiden Rednern ihren Dank; hierauf folgte die Beschlußfassung über Abgabe von Bruteiern zu bestimmten Preisen, welche dahin ausfiel, daß es jedem Mitgliede überlassen bleiben solle, selbst die Preise zu bestimmen. Die eifrigen Bestrebungen des Vereins, die Geflügelzucht zu heben, verdienen alle Achtung und wäre es nur zu wünschen, wenn auch die außerhalb des Vereins stehenden Geflügelzüchter dem Verein sich anschlössen, oder doch in Verbindung mit demselben träten und Bruteier von Vereinsmitgliedern bezögen, für reine Race wird garantirt. Auch Gäste sind in den Versammlungen willkommen.
- Ein Kaufmann Emil Neumann in Lübeck hat das Wechselfälschen im Großen betrieben. Er hat nicht weniger als 282 Wechsel zum Nachtheil von 4 Hamburger Geschäften im Betrag von 241 000 Mk. gefälscht. Dafür hat er 10 Jahre Zuchthaus erhalten, wodurch an ihm wenigstens der alte Spruch: Die kleinen Spitzbuben hängt man, die großen läßt man laufen, zu Schanden wird.
- Ueber die diesjährigen Herbstübungen der deutschen Armee sind nachstehende Bestimmungen
getroffen:
1. das Gardecorps und das III. Armeecorps haben Manöver vor Sr. Majestät dem Kaiser, und zwar große Parade und Korpsmanöver gegen markirten Feind - jedes Armeecorps für sich -und dreitägige Manöver gegen einander. Bestimmung über Zeit und Ort ist noch vorbehalten.
2. Bei den vorgenannten Korps finden besondere Kavallerie=Uebungen statt, indem jedes derselben eine Kavallerie=Division zu 6 Regimentern mit 2 reitenden Batterien nebst Abtheilungsstab bildet. Der Kavalleriedivision des III. Armeecorps werden der Stab der 7. Kavalleriebrigade, das Magdeburgische Husaren=Regiment Nr. 10 und das Westpreußische Kürassier=Regiment Nr. 5 zugetheilt.
3. Für die Herbstübungen der übrigen Armeecorps sind die Bestimmungen der Felddienstordnung maßgebend.
4. Bei dem II, VIII, IX, X, XI., XIV und XV. Armeecorps finden Kavallerie=Uebungsreisen statt.
5. Auf der Weichsel, zwischen Thorn und Graudenz, wird im Monat August eine Pontonier=Uebung stattfinden, an welcher das Garde=Pionier=Batl. Nr. 1, das pommersche Pionier=Batl. Nr. 2 und eine Kompagnie des Kgl. Sächsischen Pionier=Batl. Nr. 12 sich betheiligen. Die Dauer beider Uebungen ist auf 14 Tage bemessen.
- Die Leiche des Prinzen Ludwig von Baden ist von Freiburg nach Karlsruhe gebracht und in der dortigen Schloßkirche aufgebahrt worden. Am Mittwoch (29.) ist die Beisetzung erfolgt. Die Schloßkirche ist schwarz ausgeschlagen und mit Blumen reich geschmückt, 2 Kammerherren, 2 Stabsoffiziere und zwei Ehrenposten halten die Todtenwache am offenen Sarg, die Kirche ist von 11 bis 4 Uhr dem Publikum geöffnet. Die Frau Großherzogin ist völlig gebrochen und verläßt den Sarg fast nicht, in dem die Leiche in der Uniform des Garde=Ulanen=Regiments, geschmückt mit den badischen und preußischen Orden, ruht. Von allen Seiten, von Weimar, Darmstadt, Berlin etc. eilen die Verwandten herbei, auch die Kronprinzessin von Schweden wurde erwartet, doch erscheint es fraglich, ob sie rechtzeitig eingetroffen ist, da in Schweden und Dänemark der großen Schneewehen wegen der Bahnverkehr fast gänzlich stockt.
- Die Zahl der Typhuskranken in Chemnitz hat in voriger Woche über 700 betragen; die Krankheit verläuft aber gutartig.
- Der große Klaviervirtuose Anton Rubinstein Direktor des Petersburger Konservatoriums, ist zum wirklichen Staatsrath mit dem Prädikat "Excellenz"ernannt worden.
- In St. Petersburg hat sich am Sonnabend Abend im "Hotel de France" der deutsche Botschaftssekretär Prinz=Hohenlohe=Oehringen, der Sohn des Herzogs von Ujest, erschossen.
Gestreifte u. karrirte Seidenstoffe v. Mk. 1,35 bis 9,80 p. Met. - (ca. 350 versch. Dess.) - vers. roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die vor Schönberg an der Rottensdorfer Chaussee sub No 15 a belegene Mälzerei c. p. des Kaufmanns Karl Schwedt allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 3. März 1888,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 15. December 1887.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Holz=Auction Nr. 25.
Am Sonnabend, den 3. März, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Krellenberg zu Carlow nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:
Carlower Holz:
7 Fuder eichen Durchforstholz I. u. III. Cl.,
7 Rmet. buchen Kluft u. Olm,
4 Rmet. aspen Knüppel,
1 Fuder aspen Pollholz,
Röggeliner Holz:
2 1/2 Fuder eichen Durchforstungsholz I. u. II. Cl.,
10 Rmet. eichen Kluft u. Olm,
2 Rmet. eichen Knüppel,
6 Fuder eichen Pollholz,
20 Rmet. aspen Olm,
1 Fuder aspen Pollholz,
2 Fuder erlen Wadelholz I. Cl.
Rüntzer Zuschlag resp. Rüntzer Feld:
15 Rmet. eichen Kluft,
1 1/2 Fuder eichen Pollholz.
Sahmkower Holz:
6 Fuder eichen Durchforstungsholz I. Cl.,
2 Rmet. eichen Kluft I. Cl.,
17 Rmet. eichen Kluft II. Cl.,
1 Fuder eichen Pollholz,
2 Fuder buchen Pollholz,
16 Fuder weiden Durchforstungsholz III. Cl. (Kiepenmacherholz)
Schönberg, den 26. Februar 1888.
Der Oberförster
C. Hottelet.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 18 Seite 4]Holz=Auction
im Vitenser Forste,
Revier: Törber Holz,
am Dienstag, den 6. März 1888
unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:
Eichhester zu Pfahlholz,
Eichen Kluft,
Eichen Knüppel,
Eichen Zweigholz,
Buchen Kluft,
Buchen Knüppelholz,
Buchen Zweigholz,
Fichten Schleete,
Ellern Schleete für Pantoffelmacher,
Ellern Knüppelholz,
Ellern Stangenholz,
Versammlung Morgens 9 Uhr auf dem Landwege im Törber Holz.
Rehna, den 28. Februar 1888.
Großherzogliche Forstinspection.
Die in Herrnburg auf den 3. März angekündigte Auction findet nicht statt.
W. Wetzel.
Ger.=Vollz. p. A.
Für die überreiche Theilnahme bei der Beerdigung unserer geliebten Mutter, sagen wir allen Betheiligten unsern tief innigsten Dank.
Schönberg, den 1. März 1888.
Mathilde, Marie und Therese Fick.
Die gegen den Arbeiter Steinhagen zu Rieps von mir ausgesprochenen beleidigenden Aeußerungen nehme ich hiermit zurück und erkläre denselben für einen rechtschaffenen Mann.
Arbeiter Peter Kleinfeldt
zu Cronscamp.
Zu vermiethen.
Zu Michaelis d. J. steht mein Haus ganz oder getheilt zu vermiethen und wollen sich Pachtliebhaber bei meinem Sohn melden.
Johanna Creutzfeldt.
Cold-Cream-Seife
von Carl John u. Co., Cöln a/Rh.
ist unübertroffen gegen rauhe und spröde Haut und namentlich Damen zur Erhaltung eines schönen Teints zu empfehlen, à Packet (3 Stück) 50 Pfg.
Emil Hempel.
Brillen
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H. Brüchmann.
Concert.
Am Mittwoch, den 7. März
ausgeführt von der gesammten Capelle des Herrn Musikdirektor Wittfoth aus Wendorf.
Anfang 6 Uhr.
Entré für Concert 30 Pf.
Nach dem Concert: Grosse Tanzmusik.
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Kirchliche Nachrichten.
Freitag, den 2. März.
Vormittags (10 Uhr) Passionspredigt: Pastor Kämpffer.
Sonntag, den 4. März.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr) Passionspredigt. Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage und Illustrirtes Beiblatt Nr. 9.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 18 Seite 5]Beilage
zu Nr. 18 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. März 1888.
- Die Größe Berlins. Die Länge sämtlicher Straßen Berlins beträgt ungefähr 50 Meilen. Man würde also etwa 10 Tage brauchen, um durch alle Straßen hindurch zu kommen. Selbst ein Eisenbahnzug würde hierzu 10 Stunden brauchen. Würden die 1 400 000 Bewohner Berlins in einem "Gänsemarsch" aufmarschieren, so würde diese Reihe die stattliche Länge von mehr als 180 Meilen betragen. Wollten die Berliner einen gemeinschaftlichen Ausflug mit der Eisenbahn machen, so würden sämtliche Personenwagen I. bis IV. Klasse hierzu nicht ausreichen, vielmehr nur etwa zwei Drittel der Bewohner auf einmal befördern können.
- Als ein Zeichen der Zeit muß es wohl angesehen werden, daß sich auf eine Annonce, mit welcher eine Firma in Frankfurt a. M. einen Ausläufer suchte, 247 Personen meldeten. 163 davon waren schon Ausläufer gewesen, 55 waren Kommis, 11 Buchhalter, 4 Kassierer, 3 Beamte, 2 Kellner, 2 Schauspieler, 1 Friseur, 1 Chemiker 1 Pferdehändler, 1 Gärtner und 3 selbstständige Kaufleute.
- Den feuerfestesten und diebessichersten aller Geldschränke hat bis jetzt der Hoflieferant Karl Ade geliefert. Er ist den verschiedensten Proben unterworfen worden und hat alle glänzend bestanden. Der glückliche Besitzer ist die Bremer Hypothekenbank. Der Schrank wiegt 70 Centner und konnte nur mit Noth durch die Eingangsthür des Gewölbes gebracht werden. Da heißt es: Hoch und weit thut euch auf, ihr Thore!
- Der älteste jetzt lebende Mensch in Deutschland ist jedenfalls der Leibgedinger Wapniarek in dem Dorf Hutta bei Gnesen. Derselbe ist, wie sich kürzlich bei einer gerichtlichen Handlung herausgestellt hat, nach Ausweis Seines Taufzeugnisses im Jahr 1764 geboren. Wapniarek war wegen großer Geistesschwäche nicht mehr vernehmungsfähig.
- 20 Boote fuhren am 23. Februar Morgens aus dem Fischerdorf Heubode bei Danzig hinaus in das Meer zum Fischfang, in jedem saßen zwei Mann, meist Vater und Sohn, in manchem auch drei und Abends kehrte nur ein Theil der Boote und Fischer zurück zu den schon lange am Strand angstvoll harrenden Männern, Frauen und Kindern. Ein furchtbarer Schnee und Wirbelsturm hatte auf dem Meer einige der Boote umhergewirbelt und endlich umgestürzt und 3 Fischer, sämmtlich Familienväter, mit ihnen im Meer begraben.
- Aus der Schweiz kommen fortgesetzt Nachrichten über ungeheueren Schneefall. Aus Genf wird gemeldet: Während 48 Stunden hat es unaufhörlich geschneit; es liegt eine furchtbare Schneemasse, fast einen Meter hoch. Die Bahnschlitten gehen den ganzen Tag und brauchen vier bis sechs Pferde, um durchzukommen. In der Stadt arbeiten über 1200 Mann an der Entfernung des Schnees. Mit den Bergortschaften ist der Verkehr fast abgesperrt.
- Aus Airolo wird gemeldet, daß die Gotthardbahn in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag an 3 verschiedenen Stellen von neuen gewaltigen Schneelawinen verschüttet worden ist. Die Wiederöffnung des Verkehrs ist jedoch bereits gelungen, da Tag und Nacht an derselben gearbeitet worden ist.
- Die Zahl der Analphabeten, welche sich in den letzten 10 Jahren im St. Petersburger Gouvernement zur Ableistung der Militärpflicht gestellt haben, beträgt 40,89 pCt. aller von diesem Gouvernement gestellten Rekruten.
- Aus der Kapstadt wird die Entdeckung eines hellen Kometen mit Schweif gemeldet. Seiner großen südlichen Deklination wegen ist derselbe aber (wenigstens vorläufig) auf der nördlichen Halbkugel unsichtbar.
Originalroman von Marie Romany.
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1888 Nr. 18 Seite 6]Marion.
Originalroman von Marie Romany.
[Fortsetzung.]
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